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Unterwegs mit der Seadream

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05.06.2002
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Unterwegs mit der Seadream

Wir gehen mit unserem Tauchgepäck an Bord und montieren zunächst die Jackets und die Lungenautomaten an die Pressluftflaschen, kontrollieren nach dem Aufdrehen unsere Finimeter und stellen fest, dass wir genügend Luft in den Tanks haben. Entspannt geht es nun auf das Sonnendeck, der schwere Schiffsdiesel wird angelassen und die Besatzung löst die Leinen. Mit langsamer Fahrt verlassen wir die Makadi Bay und fahren in Richtung Süden.

Eine halbe Stunde später haben wir unser Ziel erreicht, der Kapitän gibt der Besatzung lautstark Anweisungen, für das Anlegemanöver. Mein Blick sucht die orangefarbene Boje. Eine sinnvolle Einrichtung, so wird die empfindliche Unterwasserwelt nur einmal geschädigt, wenn ein großer, schwerer Betonklotz am Riff versenkt wird, an dem dann ein Seil für die Boje befestigt wird, statt jedes Mal einen Anker zu werfen. „Briefing“, der Ausruf des Tauchguides reist mich aus meinen Gedanken. Wir treffen uns auf dem Oberdeck und der Tauchplatz wird kurz beschrieben. Ronny und ich hören kaum zu, denn uns ist dieser Platz bekannt, darum kennen wir auch schon einige Highlights. Nach dem die anderen Buddyteams eingeteilt sind, machen Ronny und ich uns auf den Weg ein Deck abwärts, wo unsere Ausrüstung bereit steht. Rasch ziehen wir unsere Anzüge an, steigen in die Jackets und führen gewissenhaft unseren Buddycheck durch. Alles OK! Wir gehen auf die Badeplattform, nehmen unsere Flossen und unsere Masken, dann den Lungenautomaten in den Mund und Ronny beginnt mit einem großen Schritt vorwärts ins Wasser zu springen. Nach dem er aufgetaucht ist und uns ein kurzes OK-Zeichen gegeben hat, folge ich ihm. Schnell noch meine Maske zurechtrücken, dann geben wir uns Zeichen zum Abtauchen. Wir lassen die Luft aus unseren Jackets und steigen langsam hinab in die stille Welt.

Ronny und ich lassen uns auf 35 Meter fallen, in der Hoffnung, dort auf Großfische zu treffen. Wir haben Glück, wir tauchen am Riff endlang und einige Meter unter uns kommen uns drei Weißspitzenriffhaie entgegen, ich signalisiere Ronny, dass es eine gefährliche Situation ist, drei Haie und nur zwei Taucher. Wir schauen uns an und fangen gleichzeitig an zu lachen. Unsere Blicke wandern zurück zu den Haien, diese bemerken uns gar nicht groß und ziehen elegant weiter ihres Weges. Nach einem Blick auf den Tauchcomputer werden wir von diesem erinnert, etwas höher zu steigen. Langsam gehen wir auf 25 Meter, wo wir ein kleines Plateau mit wunderschönen Hart- und Weichkorallen erreichen.

Unter einer herrlichen Tischkoralle entdecken wir einen Blaupunktrochen, der sich halb im Sand eingegraben hat, doch deutlich erkennen wir die beiden Atemlöcher auf der platten Oberseite und die vielen blauen Punkte, die ihm den Namen gegeben haben. Ronny und ich lassen ihn in Ruhe und schauen interessiert weiter unter die nächsten Tischkorallen, aber bis auf kleine Fische sehen wir nichts Außergewöhnliches.

Die Zeit bestimmt durch einen Blick auf den Computer, dass wir wieder ein Stück aufsteigen müssen und so paddeln wir näher an das Steilriff heran, um dort in die kleinen Spalten und Höhlen zu schauen. Bei 15 Metern schaut uns eine große, graue Muräne an. Wir beobachten, wie sie langsam ihr Maul schließt, öffnet und wieder schließt. Diese nachtaktiven Tiere haben wir bei anderen Tauchgängen auch schon freischwimmend gesehen, da sind sie noch beeindruckender. Ein Schatten fordert uns auf herumzudrehen und wir blicken vom Riff ins blaue Wasser hinein. Da bemerken wir etwas Großes und der Schatten entpuppt sich als ein mittelgroßer ca. 150 cm Napoleon Fisch, der nur 5 Meter von uns entfernt schwimmt. Mit langsamen Flossenschlägen folgt er uns ein Stück, bis wir ihm zu langweilig sind und er verschwindet hinter einem Riffblock.

Wir schauen uns das unebene Riff an und sehen wieder in die Spalten, eine winzige Bewegung erregt meine Aufmerksamkeit, ich stoppe meinen Flossenschlag und starre gebannt auf die Stelle. Ronny bemerkt mein Zögern und kommt an meine Seite. Gemeinsam sehen wir, wie sich der Stein bewegt, bis wir feststellen, das es sich nicht um ein abgestorbenes Stück Koralle handelt, sondern um einen Oktopus, der sich nun über das Riff wälzt, dabei nimmt er nicht nur die Farbe, sondern auch die Strukturen des Untergrundes an. Als er in einer Spalte verschwindet nehmen wir durch ein paar Flossenschläge an Fahrt zu und unsere Blicke wandern weiter über die Korallen. Das Finimeter zeigt uns, dass der Luftvorrat langsam an die Reserve kommt und wir steigen zum Sicherheitsstopp auf 5 Meter hoch, dort sehen wir neben riesigen Schwärmen Glasfische, einige schön bunte Papageienfische, die mit ihren starken Kiefern große Stücke der Korallen abknabbern. Leider ist die Zeit wieder viel zu schnell herumgegangen und wir tauchen direkt vor der Badeplattform auf. Ronny und ich reichen unsere Flossen hinauf und steigen nacheinander die Leiter hoch. Während wir die Flaschen abstellen, aus den Jackets und anschließend aus den Anzügen steigen, schwärmen wir von dem Tauchgang und von dem, was wir alles gesehen haben. Als wir wieder trockene Kleidung anhaben, steht das Logbuch ausfüllen auf dem Programm, anschließend ist dann Mittag.

Wir gehen in den Salon, in dem schon das Essen vorbereitet ist. Neben Reis gibt es Kartoffeln in einer Soße, Salat aus Tomaten und Gurken, und Hähnchenteile. Die Teller werden ordentlich voll gefüllt und wir nehmen neben den anderen Platz. Thema am Tisch sind die Erlebnisse des Tauchganges.

Gut gesättigt breite ich mein Handtuch auf den von der Sonne aufgeheizten Matten aus und döse sofort ein. Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen habe, aber Ronny rüttelt mich wach, denn das nächste Briefing steht nun an. Es fällt genauso kurz wie das erste aus, denn das Boot wurde nicht umgesetzt, sondern wir tauchen noch einmal an der gleichen Stelle. Da wir am Vormittag schon tief waren, entscheiden wir uns auf maximal 25 Meter zu gehen. Wir verlassen das Sonnendeck und wenden uns unserer Ausrüstung zu. Durch die Mittagssonne sind unsere Anzüge schon wieder fast trocken und so wird das Einsteigen angenehm. Während der Mittagspausen wurden auch die Flaschen gefüllt, wie wir beim Kontrollblick auf das Finimeter erfreut feststellen. Nach dem Buddy-Check geht es gleich mit einem großen Schritt ins Wasser und nach kurzem OK-Zeichen tauchen wir ab und sind gespannt, was wir bei diesem Tauchgang entdecken.

Vorher hatten wir uns entschieden die andere Seite des Riffes anzuschauen und etwas weiter ins blaue Wasser zu schwimmen. Es lohnt sich, denn plötzlich sehen wir vor uns zwei Adlerrochen, die ruhig nebeneinander an uns vorbeiziehen, deutlich erkennen wir die weißen Unterseiten und die weißen Punkte auf der Oberseite. Ronny und ich signalisieren uns, dass wir näher an das Riff heranschwimmen sollen. Zunächst fällt der grosse Brocken gar nicht richtig auf, denn wir halten ihn für einen Korallenblock oder einen Felsen, aber dann erkennen wir den Kopf und freuen uns. Am Grund hockt eine recht grosse Schildkröte und zupft kraftvoll etwas von einer Weichkoralle ab. Wir schweben über ihr und klopfen vorsichtig auf den Panzer, doch sie lässt sich beim Fressen gar nicht stören und futtert genüsslich weiter. Da wollen wir sie nicht weiter ablenken und entfernen uns mit einigen langsamen Flossenschlägen. Wir entdecken noch einen kleinen Schwarm Barakudas, diese Tiere sind zum Glück in der Gemeinschaft nicht gefährlich. Aus dem Bauchgurt holen wir unsere Lampen und beginnen damit in die kleinen Spalten zu leuchten und haben auch nach kurzer Zeit Erfolg, wir finden wunderschöne Nacktschnecken, die weiss, schwarz und blau gestreift sind. Zwischendurch beobachten wir doch die Clownsfische, wie sie auf uns zukommen um ihre Seeanemone und ihre Kleinen zu verteidigen. Die Jungen sind noch winzig und anders als die Eltern haben sie noch schwarz, weiße Streifen. Ein Stück weiter am Riff sehen wir drei ganz kleine cremefarbene Muränen, die uns ihre Köpfe entgegenstrecken.

Es ist eine wunderschöne Stelle zum Tauchen, doch ein Blick auf unser Finimeter sagt uns, dass die Luft langsam zu Ende geht und wir diese schweigende Welt, in der wir Gäste sind, bald wieder verlassen müssen. Ronny und ich tauchen hoch auf 5 Meter Tiefe und schauen, während des Sicherheitsstops, weiter im Riff umher. Da bemerken wir fast auf dem Riffdach etwas Grosses. Wir halten es zunächst für einen Napoleon, doch die Kopfform passt nicht. Wir beschließen, wenn wir zurück an Bord sind im Riffführer nachzuschauen.

Die drei Minuten sind um und wir tauchen langsam unter dem Boot in Richtung Treppe. Langsam mit einer Hand über dem Kopf tauchen wir auf und geben der Besatzung das OK-Zeichen. Wir reichen wieder unsere Flossen hoch und dann steigen wir nacheinander die Leiter hoch. Ronny und ich legen unsere Ausrüstung ab, dann ziehen wir uns die Anzüge aus und holen schnell unsere trockenen Sachen. Wir verstauen unsere Ausrüstung in den Tauchtaschen und nehmen uns anschließend einen warmen Tee, den die Besatzung vorbereitet hat. Gemütlich im Salon sitzend blättern wir im Riffführer, um nach dem seltsamen Fisch zu schauen und finden ihn auch schnell. Freudig stellen wir fest, dass es sich dabei um einen Büffelkopfpapageienfisch handelt. Schon etwas Besonderes, das wir in unsere Logbücher schreiben können.

Gemütlich schaukelnd setzt sich das Boot langsam Richtung Norden in Bewegung. Die Sonne steht schon sehr tief über dem Horizont und wir sind wohlig entspannt, denn es waren zwei sehr schöne Tauchgänge. Makadi Bay kommt langsam in Sicht und wir freuen uns auf den nächsten Tag und die Tauchgänge, was wir da wohl alles entdecken, es ist ja immer wieder spannend, wenn man ohne Erwartungen in diese unbekannte Welt startet

 

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