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Unweigerlich

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18.02.2009
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Unweigerlich

Wahrscheinlich kann man von einem Tag, der einem bereits um kurz nach halb acht morgens die volle Breitseite Häme entgegenschleudert, nicht all zu viel erwarten. Die Milch, die laut Aufdruck siehe Deckel noch mindestens volle zwei Tage haltbar sein soll, flockt in meinem Kaffee aus. Als ich den Karton über das Spülbecken halte, quellen fette weiße Klumpen heraus, die mich unangenehm an Schleimbrocken erinnern. Zusammen mit dem etwas dünnflüssigeren Rest schmiergelen sie dem Abfluss zu, wo sie schließlich gemeinsam mit ein paar braunen Karottenschalen und Mims Teebeutel „Grüntee orange“ verenden. Ich gieße die Brühe aus meiner Tasse hinterher und schließe die Augen. Ich hasse es, wenn die Dinge nicht nach Plan laufen. Genaugenommen steht allein schon ein Seminar, das am um acht Uhr sine tempore beginnt, nicht auf meinem Plan. Der ist in diesem Fall aber höheren Mächten, nämlich dem Vorlesungsverzeichnis unterworfen.
Im Kühlschrank ist natürlich keine Milch mehr, eine der ersten Erfahrungen, die das Leben lehrt, wenn man von Zuhause auszieht lautet: Die Küche bietet immer nur das, was man selber eingekauft hat. Im Falle einer WG-Küche variiert diese Menge latent sowohl nach unten als auch nach oben, denn natürlich bedient man sich im absoluten Notfall, also jeden zweiten Tag, von den Vorräten der Mitbewohner. „Ich kauf’ das nach.“ Nee, is’ klar. Blöderweise hat Mim eine Laktoseintoleranz und den ersten und einzigen Kaffee mit Sojamilch habe unmittelbar wieder ausgekotzt, ganz ohne nachzuhelfen.
Also kein Kaffee. Denn Kaffee ohne Milch geht nicht. Manches gehört zusammen wie Liebe und Hass oder schwarz und weiß. Theoretisch könnte ich eigentlich genauso gut wieder ins Bett gehen, aber wenn ich erst einmal anfange das erste Seminar zu schwänzen, stehe ich für die anderen auch nicht mehr auf und spätestens gegen 17 Uhr, wenn ich durch die xte Gerichtssendung zappe, werde ich mich dafür hassen, dass ich mein Leben nicht auf die Reihe kriege.

Das Seminar ist voll, auch um diese Uhrzeit schon und ich frage mich, warum die anderen um mich herum so ausgeruht aussehen. Wenn man mich vor neun aus dem Bett kippt, habe ich Augenringe bis auf Hüfthöhe, das heißt, dort, wo sich bei frau gemeinhin Hüften abzeichnen sollen. Bei mir geht es ziemlich schnurgerade weiter nach unten. Ich habe, laut Tante Eike, der Schwester meiner Mutter aus Norddeich/Moole, ein „gebärunfreundliches Becken“, aber immerhin finde ich damit problemlos Hosen, während Tante Eike ihren Pferdearsch vorzugsweise in die alten Jogginghosen ihres Mannes steckt. Jedenfalls hilft auch das beste Abdeckpuder nicht, die bläulichen Verfärbungen in meinem Gesicht zu überpinseln, weswegen ich es aufgegeben habe und nun zu meinem originalen Heroinlook stehe.
Um mich herum kreuchen und fleuchen ungefähr 50 Seminarteilnehmer (die ursprüngliche Teilnehmerbegrenzung sollte bei 30 liegen, aber mindestens ebenso viele tauchten mit einem Wisch aus dem Sekretariat auf, der ihnen einen „Härtefall“ bescheinigt) und haben so viel gute Laune, dass mir schlecht wird. Die Plätze füllen sich, der neben mir bleibt leer wie fast immer. Dann rauscht die Dozentin herein, knallt ihre Tasche auf den Tisch (ich glaube, in der Uni nennt sich das nicht mehr Pult?) und blickt eher müde als autoritär in die Runde. Wenigstens noch eine, die den frühen Termin insgeheim verflucht. Es wird still, eifrige Studenten sind wir, sitzen mit gezückten Stiften vor leeren Collegeblöcken, wartend, dass man unsere Gehirne mit Wissen füttert. Mir ist immer noch übel.
Ich lebe jetzt seit drei Jahren in Bonn und seit etwa zwei Jahren studiere ich. Das erste Jahr brauchte ich, um mich zu akklimatisieren, geboren und aufgewachsen in einer Kleinstadt mit großzügig gezählten 5.000 Einwohnern kam ich mir hier vor wie eine Metropole. Ich suchte mir ein Zimmer in einer WG, plünderte das Sparbuch, mit dem ich jahrelang am 31ten Oktober zur Sparkasse getrabt war und im Gegenzug für einen Haufen Münz- und Scheingeld einen Luftballon und billige Holzstifte oder ein hässliches Kuscheltier in pink erhalten hatte und trug das Geld zu IKEA. Mein neues Leben sollte mit neuen Möbeln besiegelt werden und darum stopfe ich meine Klamotten heute in einen Schrank, dessen Namen ich mir zwar nie gemerkt habe, bei dem aber fünf von sechs weiblichen Besuchern rufen: „Oh cool, den habe ich auch!“. So ist das mit der Individualität und IKEA.
Mim hat überhaupt keinen Schrank und für sie ist Bonn „Provinz“. Sie kommt ursprünglich aus Hamburg, aber weil sie schon immer mal in den „Süden“ wollte, hat sie sich hier an der Uni eingeschrieben. SoWi, kein NC-fach und, so lässt ihr Stundenplan bzw. das Ausmaß ihrer Freizeitaktivitäten vermuten, auch nicht das lernintensivste Fach. Warum sich Mim für mich als Mitbewohnerin entschieden hat, weiß, glaube ich, keine von uns beiden, sie erwähnte nur einmal, dass ich noch die „Normalste“ unter allen Bewerbern gewesen sei. Das freute mich natürlich besonders, ich gebe aber zu, dass ich allerdings auch nie nachgefragt habe, ob sie ihren Eindruck inzwischen zurücknehmen musste. Und ich glaube auch nicht, dass Mim damals Ströme von AnwärterInnen für das Zimmer durch die Wohnung geschleust hat, sie ist insgesamt der eher spontane und ungeduldige Typ. Ich mache mir also keine besonderen Illusionen, ich war weder der auf jung gestylte Mittfünfziger, der sich „neu orientieren“ wollte, noch die asiatische Sprachschülerin, die außer „Ja, ja“ kein Wort der deutschen Sprache beherrscht. Ich bin optischer Durchschnitt und beherrsche die Kunst des kultivierten Smalltalks – und ein intensiveres Urteil lassen zehn Minuten Besichtigungsbesuch kaum zu.
So oder so hatte ich Glück, relativ rasch ein Zimmer zu finden und den ersehnten Auszug von Zuhause anpacken zu können. Ich habe gehört, manche Wgs erstellen Profile von ihren Bewerbern mithilfe von Digitalfotos, Hobbys und Neigungen sowie einem polizeilichen Führungszeugnis. Okay, letzteres ist gelogen, der Rest soll vorkommen.
Die ersten Kartons habe ich noch am selben Abend gepackt, nachdem Mim angerufen hatte und meinte, wenn ich noch wolle, könne ich dann zum nächsten Ersten einziehen. Ob ich wollte? Hallo! Auch wenn es noch gut drei Wochen bis zum Termin waren, erinnerten mich so die Bücherstapel, offenen Koffer und mit Paketband verklebten Kisten ständig daran, dass meine Zeit in der Provinz dem Ende zustrebte. Gemäß diverser Wahrscheinlichkeitsformeln, deren Inhalt ich zwar nie verstanden habe, die ich aber im Wortlaut lange genug behalten hatte, um mir im mündlichen Abi wenigstens fünf Punkte zu sichern (der Prüfer meinte hinterher, sie seien zu der Übereinstimmung gelangt, dass ich wenigstens grob wissen müsse, wovon ich geredet hätte), konnte es nur besser werden. Vorbei war die beengte und beendende Zeit in dem Dachzimmer, das mein Vater vor Ur- und damit auch vor meinen Zeiten eigenhändig ausgebaut hatte und dessen größte Wand eine – ich schwöre! – Fototapete vom Matterhorn ziert. Vorbei die fast beängstigende Stille, die sich nach 20 Uhr über die Dächer der 70er Jahre Siedlung legt, vorbei die endlosen Nachmittage im einzigen annehmbaren Cafe unserer Stadt, wo der Kaffee billig und die Stimmung altersfleckig ist.
Ich hatte nicht vor, allzu viel in mein neues Leben mitzunehmen und schlug meinen Eltern vor, die alten Möbel, Birkenimitat im Jugendzimmerstil, zu verbrennen.
„Und wo willst du schlafen, wenn du nach Hause kommst?“
Ich brachte es nicht über mich, meine Mutter darauf hinzuweisen, dass diese kurze Frage bereits zwei elementare Denkfehler beinhaltete: 1. war mein Zuhause jetzt dreihundert Kilometer weit entfernt und 2. hatte ich nicht vor, weder allzu bald noch allzu oft hier zurück zu fahren. Außerdem wussten wir alle drei, die wir in meiner halb leergeräumten Dachkammer standen, dass ihrer Frage eigentlich noch ein Nachsatz fehlte und der da lautete:
„Wo willst du schlafen, wenn es wieder mal nicht klappt und wir dich in spätestens einem halben Jahr aus Bonn abholen müssen, zusammen mit all deinen neuen Möbeln und den Träumen und Zielen, die du nicht umgesetzt hast.“
Also sieht mein Zimmer heute noch genauso aus wie an dem Tag meiner Abreise und wenn ich dann doch mal dort bin, zu Weihnachten oder Ostern, überkommt mich die unangenehme Vorstellung, in eine Zeitschleife geraten zu sein und am anderen Morgen in einem der Jahre zu erwachen, die ich für immer hinter mir gelassen haben möchte.
Ich sah meinem Neuen Leben mit genauso viel Optimismus wie Naivität entgegen, beides paradoxerweise Produkte zutiefst empfundener Resignation und Depression, die mich bereits seit Jahren umfangen hielten. Ich schloss damals energisch die Zimmertür hinter mir, an der noch immer ein in der dritten Klasse gebasteltes Namensschild aus schiefen Salzteigbuchstaben klebte und übersah, dass ich zwar viel zurückließ, aber ausgerechnet das am problembeladenste Teil mitnahm: mich selbst.

Das Seminar ist in etwa zehn Minuten zu Ende und meine Aufzeichnungen umfassen nicht mal eine halbe DIN A 4 Seite, Überschrift und zweizeilige Unterüberschrift mitgerechnet. Wenn ich den Blick schweifen lasse, lässt sich feststellen, dass etliche meiner Kommilitonen nicht mal so weit gelangt sind. Warum tun wir uns diese Veranstaltung überhaupt an? Die Antwort liegt bereits wieder vorne auf dem Tisch /Pult der Dozentin. Anwesenheitsliste. Zweimal im gesamten Semester darf man fehlen (wer höflich ist schreibt eine entschuldigende Email), danach gibt es keine Unterschrift ins Studienbuch was so viel heißt wie keinen Schein was soviel heißt wie die gleiche Veranstaltung nächstes Semester noch einmal besuchen. Ich finde das entwürdigend, für uns und für den Dozenten. Er (in diesem Fall sie) muss vor einer Gruppe halbausgeschlafener Studenten stehen und reden und Folien an die Wand schmeißen, während etwa 80% nur deshalb hier sind, um ihre Unterschrift auf die Liste zu setzen und die restliche Zeit mit schlitzartig geöffneten Augen ihren Nachtschlaf nachholen (spätestens gegen halb neun überkommt jeden noch so Munteren das erste Tief des Tages), mehr oder weniger heimlich mit den Handys spielen oder unstrukturiert auf den Schreibunterlagen vor ihnen herummalen. Wann entlässt man uns eigentlich in die vielbeschworene Eigenverantwortung? Da hatte ich ja in der Oberstufe mehr davon. Auch wenn einem niemand die vierte selbstentschuldigte Magen-Darm-Grippe noch vor den Halbjahreszeugnissen ernsthaft abgekauft hat, konnte man damals doch wenigstens selber entscheiden, ob es sich lohnte, anwesend zu sein oder nicht. Ich finde, es sollte für das Bestehen von Klausuren unerheblich sein, wie und woher man sich das geforderte Wissen ins Gehirn trommelt. Manche Dozenten sind einfach nicht dafür geschaffen, zum Quell der Erleuchtung für ihre Studenten zu werden, dafür haben sie bestimmt andere Qualitäten. Und umgekehrt muss es doch ein tolles Gefühl sein, vor einem vollen Hörsaal zu stehen und zu wissen: „Diese Studenten sind hier, weil sie meine Vorlesung/mein Seminar besuchen wollen.“ Aber dank irgendwelcher Vorschriften in der Studienordnung und/oder Prüfungsordnung hat jeder Dozent mehr als genug Zulauf, denn insgesamt gibt es selbstverständlich zu wenig Seminare für zu viele Studierende.

Die Zeit ist um, ich muss gar nicht auf die Uhr schauen um zu wissen, dass es Punkt halb ist. Um mich herum werden Stifte und Blöcke in Taschen und Rucksätze geworfen, Stühle scharren und der Gesprächspegel steigt deutlich, während die letzten Sätze der Dozentin irgendwo im Mief des Raumes ertrinken. Ich habe eine Dreiviertelstunde Zeit bis zum nächsten Date, einer Vorlesung in mittelalterlicher Geschichte. Lohnt sich ein Blick ins Internet? Die Schlange vor dem Rechnerraum sagt nein, also trotte ich zwei KGs weiter in Richtung Getränkeautomaten. Kaffee oder Cola light? Ich entscheide mich für was Warmes, außerdem schmeckt der Automatencappucchino ziemlich gut. Jedenfalls im Vergleich zu dem, was sie einem in der Mensa als Kaffee verkaufen wollen, zum doppelten Preis. Wer beim Automaten brav ist und hinterher seinen Plastikbecher in den Pfandschacht wirft, erhält 10 ct Belohnung zurück. Leider sind offenbar 10 ct heute nicht eine wirklich zu Tränen rührende Summe, denn neue Armut hin, sozial ungerechte Studiengebühren her, ein Großteil der Studis wirft die Becher nach Gebrauch einfach weg. Mich kribbelt es immer in den Fingern, wenn ich in den Mülleimern auf den Gängen die wertvollen kackbraunen Becher erspähe, aber zum Glück kann ich mich meistens beherrschen. Jedenfalls dann, wenn viel los ist. Das fehlt meinem nicht gerade glänzenden Sozialimage noch, ein Kosename a la „die aus dem Müll schöpft“ oder so. Ich vermute, dass die Putzfrauen den großen Reibach machen, inklusive diverser Pfandflaschen, die ebenfalls unsachgemäß im Allgemeinmüll landen.
Der Cappucchino ist heiß und vorgesüßt, die erste Hälfte schmeckt besser, weil da Schaum dabei ist. Koffein ist bis zum Schluss drin und ich spüre förmlich, wie er in meinen Kreislauf eintritt. Hallo Tag!
Ich leere den Becher in weniger als einer Minute, kassiere meine 10 ct und schlendere dann langsam Richtung Vorlesungsraum. Kopf gehoben, Augen jedoch nachdenklich verschleiert, als brütete ich innerlich über der Lösung eines transatlantischen Großproblems. So kann ich mir und hoffentlich allen anderen vormachen, dass ich nicht merke, dass sich um mich herum Gruppen und Grüppchen gebildet haben, die in nervtötender Lautstärke und Frequenz plappern und quasseln und gemeinsam die Zeit bis Viertel nach totschlagen. Nervtötend deshalb, weil „gemeinsam“ das Reizwort ist. Zieht man die ersten drei Buchstaben ab, findet man mich.

Mim ist zuhause als ich den Flur betrete, ich weiß es, auch wenn die Wohnung leer wirkt und die Tür zu ihrem Zimmer immer noch geschlossen ist. Es muss an irgendwelchen Schwingungen liegen die entstehen, wenn sich in unmittelbarer Nähe der eigenen Person ein weiteres Lebewesen befindet.
Die Frage der Stunde lautet: kochen oder nicht kochen? Ich habe heute Mittag in der Mensa nur ein belegtes Brötchen gegessen und müsste theoretisch allmählich Hunger kriegen. Bis ich aber rausgefunden habe, ob das auch wirklich der Fall ist, öffne ich erst einmal eine Flasche Becks und gieße mir ein halbes Glas ein. Den Rest fülle ich mit O-saft auf, dann gehe ich in mein Zimmer. Die Flasche nehme ich mit, den Saftkarton lasse ich auf dem Kühli stehen. Entspannung!

„Geben Ihre Trinkgewohnheiten Anlass zur Sorge?“ fragt ein Test, den ich im Internet gefunden habe.
Alkohol ist für mich die beste Medizin. Ja/nein
Wenn ich Alkohol trinke, bin ich zufrieden und fühle mich erleichtert. Ja/nein
Wenn ich getrunken habe, fällt mir alles viel leichter. Ja/nein
Manchmal habe ich Schuldgefühle, weil ich so viel trinke. Ja/nein
Ich verstecke alkoholische Getränke. Ja/nein
Wenn ich Hemmungen habe oder angespannt bin, dann geht es mir mit Alkohol viel besser. Ja/nein
Ich meine, was ist denn das für eine Art, Fragen zu stellen? Beispielsweise verstecke ich meinen Alkohol, aber das würde jeder vernünftige Mensch, der schon einmal in einer WG gewohnt hat und „spontane Überraschungshauspartys“ kennt, auch tun! Genauso wie ich mein Nutella und die sauteure Haarkur verstecke, bzw. bei mir im unteren Schreibtischfach bunkere. Die Nächstenliebe und der Gemeinschaftssinn kennen schließlich Grenzen.
Überhaupt sollte vorab erst einmal definiert werden, was unter „Alkohol“ zu verstehen ist. Ein Glas astreinen Brennspiritus zum Frühstück wäre wohl in der tat Anlass zur Sorge – oder auch nicht mehr, je nachdem, aber als einmaliges Ereignis konsumiert erfüllt er schon mal kein einziges der Kriterien in besagtem Fragebogen. Bier dagegen, noch dazu mit O-Saft vermischt, ist ja nahezu nicht mehr als Alkohol zu identifizieren. Schmeckt eher wie Schorle nur ein bisschen herber. Ich mag das und, ja, ich brauche das, wenn ich nach gefühlten 20 Stunden Hinternwundsitzen und Ohrenaufklappen nach Hause komme. Aber brauchen jetzt nicht im Sinne von Frage 74 (es sind insgesamt 78 Fragen): Mein Trinken ist zwanghaft. Ja/nein. Eher im Sinn von: Das habe ich mir jetzt verdient. Andere rauchen sich erst mal eine, na und? Um noch mal auf die Mischung zurückzukommen, ich habe bisher selten jemanden getroffen, der Becks in Saft kippt oder andersherum. Ob Frage 28: Mir ist aufgefallen, dass andere Leute anders trinken, als ich. Ja/nein das meint?
Manche Fragen machen mir Kopfzerbrechen.
Manchmal benehme ich mich ziemlich großspurig.
Manchmal bin ich gereizt und wütend auf andere.
Wenn ich gereizt bin, dann suche ich bei anderen Fehler, um ihnen Vorwürfe machen zu können.
Ich tue mir oft selbst leid bzw. bemitleide mich.
Oha. Gebt diesen Bogen nicht meinen Eltern, die erklären mich glatt zum Alkoholiker.
Ich esse nicht mehr regelmäßig.
Da fehlt die Zusatzfrage: Sind Sie Student oder arbeiten Sie im Schichtdienst?
Mein Interesse an Sex hat nachgelassen.
Nein. Die Auswahl möglicher Partner hat stark nachgelassen. Steht dazu auch irgendwas hier?
Manchmal kann ich nicht mehr richtig denken.
(....)
Ich habe schon daran gedacht, mir das Leben zu nehmen.
Das ist die vorletzte Frage und danach habe ich die Seite geschlossen. Manchmal treten einen die eigenen Teufel dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Ich habe Rückenschmerzen und versuche, im Bett liegend das Glas leer zu trinken. Ich müsste wieder einmal waschen und dabei auch gleich das Bett abziehen. Aber eine Ladung Bettwäsche füllt mal eben locker eine Maschine und das macht mit Waschmittel fünf Euro. Also lass ich’s noch ein Weilchen vor sich hin miefen. Wie Frage 59 ja eindeutig bewiesen hat, gibt es in meinem derzeitigen Leben weder Bedarf an mit Weichspüler gekochter Bettwäsche noch an gebügelten Spitzendessous. Ich kann also problemlos weiterhin drei Tage am Stück meine verwaschenen C-und-A-Schlüpfer tragen. Wir brauchen eine WG-Waschmaschine, aber das kostet. Und wir haben nicht mal eine Auto, um das Teil abzuholen und hierher zu karren, von drei Stockwerken ohne Aufzug mal zu schweigen. Und der nächste Waschsalon ist ja auch nur, haha, vier Straßenbahnstationen entfernt. Leider ein ganz einfacher, mit Riesengeräten aus den frühen 80ern oder so, die spätestens im Schleuderprogramm in den robustesten Stoff winzige Löcher kriegen, die aussehen wie Mottenfraß. Als Lektüre gibt’ s das Goldene Blatt und den Wachtturm wahlweise Erwachet, die irgendein sauberer Zeuge Jehovas hier immer niederlegt. In der Innenstadt sind zwei ganz neue Läden mit Kaffeebar und Internetzugang, aber deswegen schleppe ich meine verfransten Handtücher nicht durch halb Bonn.
Mein Magen beschließt etwa gegen halb neun, dass er jetzt hungrig sei, aber zu diesem Zeitpunkt habe ich natürlich weder Lust aufs Einkaufen noch aufs Kochen. Das Knäckebrot aus der angefangenen Schachtel schmeckt unangenehm welk und bleibt beim Schlucken am Gaumen kleben, ich spüle mit Bier nach und gurgel den letzten Schluck ein bisschen im Mund. Muss ich jetzt noch Zähne putzen? Es ist ernüchternd, wie rasch Jahrzehnte elterlicher Erziehung von wenigen Monaten des Singledaseins buchstäblich aufgefressen werden. Und mit Singledasein meine ich jetzt nicht das Fehlen der „Schatz, lass uns heute Abend vor dem Fernseher kuscheln"-Nummer, sondern eher etwas Grundlegendes, Elementares. Etwa wie in Cast away – verschollen, diesem Film in dem Tom Hanks den karriereorientierten FedExabteilungsleiter aus der Großstadt gibt, der durch eine Katastrophe auf eine einsame Insel gespült wird. Dort muss er sich dann als eine Art moderner Robinson Crusoe Feuerschlagen und Brotfladenbacken beibringen und die ganze Zeit über hat er als einzigen Gesprächspartner und Freund einen bemalten Basketball. Im Vergleich zu Streifen wie „Saw“ oder „Krieg der Welten“ sind die 120 Filmminuten eher handlungs- und vor allem dialogarm, weshalb ich den Film auch kein zweites Mal angeschaut habe. Aber eigentlich kann man doch einiges daraus lernen und zwar nicht nur, welche Fertigkeiten man sich besser vor der nächsten Schiff- oder Flugreise aneinen sollte. Denn letztendlich sind wir doch alle irgendwann einmal in der Situation von Tom Hanks, spätestens wenn wir das elterliche Nest verlassen oder hinausgeworfen werden. Natürlich geht es dann nicht um so archaische Dinge wie Feuer machen oder Holz hacken, aber dass bei einem Gasherd auch dann Gas entweichen kann, wenn man die Flamme ausgepustet hat, könnte einem ja schon mal jemand sagen. Und dass nicht aus dem Waschbecken entfernte Haare den Ausguss verstopfen, hat man zwar schon irgendwann gehört, aber das heißt noch lange nicht, dass man eine Ahnung hat, wie schweißtreibend das Auseinanderschrauben des Syphongs, geschweige denn wie widerlich das Säubern desselben ist. Jedenfalls gibt es Menschen, die in dem Augenblick, da sie ihr Elternhaus verlassen, ihre Heimat verdoppeln, weil sie fortan nämlich über ein altes und ein neues Zuhause verfügen. Sicher und mühelos betreten sie das Neuland um es zu erobern, als könnt ihnen nichts passieren – und vielleicht ist das auch der Fall. Das sind die Gruppen und Grüppchen, zu denen man im Cafe oder der Kneipe hinüberschielt, wenn die Tageszeitung ausgelesen und die Cola light noch halb voll ist. Denn mal im Ernst, den wenigsten geht es offenbar wie Hanks auf seiner Insel, offenbar entdeckt die Mehrheit der Menschen im richtigen Moment in ihrer hinteren Hosentasche zufällig ein aufblasbares Rettungsboot mit dem sie mühelos bis nach Tahiti oder Fuerte schippern und was eine Erfahrung auf Leben und Tod hätte werden können, wird zum entspannten Abenteuertrip.
John Lennon soll gesagt haben „kein Mensch ist eine Insel“, aber er hat nicht gesagt, „kein Mensch lebt auf einer Insel“. Denn manche tun genau das und das gefährlichste daran ist, dass diese Inseln unsichtbar, aber gnadenlos sind.
Am Ende des Films wird Tom Hanks nach vielen Jahren gerettet, inzwischen einige Kilo magerer und mit Vollbart, aber hier blendet der Regisseur nicht den Abspann vor tröstender Musik ein. Vielmehr ist der Gerettete nicht mehr in der Lage oder willens oder beides, sich in sein neues altes Leben einzufügen, das Leben, das doch alle um ihn herum führen und das so selbstverständlich scheint. Er hat seine Insel mit sich genommen und ist mehr denn je auf ihr isoliert. Möglicherweise ist das auch der Grund, warum ich den Film kein weiteres Mal angesehen habe, wer sieht schon gerne dem eigenen Scheitern zu?
Auch wenn mir Filmkritiker wahrscheinlich widersprechen und behaupten würden, dass die Hauptfigur durch diese erzwungene Auszeit ja eine fulminante Wandlung durchlaufen konnte, während der ihr die Augen geöffnet und die Oberflächlichkeit und Anonymität der Welt, in der wir leben, bewusst wurde. Nun ja, das mag auch sein, aber wie besagte Hauptfigur mit dieser (Selbst)Erkenntnis nun umgeht, dass er nämlich nicht kompatibel ist für sein Leben, das verrät uns der Film nicht. Ich bin überzeugt, es existieren sowieso nur zwei Möglichkeiten: entweder (unwahrscheinlich) reift Tom Hanks cineastisches Alter Ego und krempelt sein bisheriges Karrieristenleben um in Besinnung auf gewisse wahre Werte, oder aber (sehr wahrscheinlich) er zerbricht an der Situation, bekommt Depressionen, fängt an Drogen zu nehmen oder bringt sich um.
Depression ist ein Wort, das ich übrigens nicht leiden kann. Heute bekommt jeder wegen allem gleich eine „Depression“ oder wird „voll depressiv“, da genügt es schon, dass die bei McDonalds vergessen haben, die Gurkenscheibe in die Mitte vom Hamburger zu legen. Noch schlimmer ist das verniedlichende „depri“: „Als ich erfahren habe, dass ich in der Klausur nur 13 von 15 Punkten habe, war ich echt depri.“
Bezeichnenderweise sind solche Äußerungen von Menschen, denen ihr Serotoninspiegel eine tatsächliche, waschechte und auch sonst nicht leicht zu entfernende Depression verordnet, äußerst selten. Ja, sie reagieren im Gegenteil sogar beinahe panisch darauf, wenn in ihrem Beisein das Wort „Depression“ fällt, weil sie in ständiger Angst vor Enttarnung leben. Denn dann müssten sie eventuell zugeben, in den letzten sechs Monaten drei verschiedene Anti-Depressiva ausprobiert zu haben, bis endlich eines halbwegs anschlug, sie wöchentlich je 50 Minuten bei ihrem Psychiater (Arzt) und ihrem Psychologen (Therapeut) verbringen und dass bisweilen trotzdem eine Dusche und Zähneputzen zur unüberwindbaren Aufgabe werden. Man erntet nun mal nicht das gleiche billigende Mitgefühl wie bei einer Bronchitis, Rippenentzündung oder Magen-Darm-Grippe, wenn die Kollegen oder der Chef erfahren, dass man die letzten drei Tage in einer art mentalem Wachkoma im Bett gelegen und an die Decke gestiert hat. Darum, scheiß auf die Kinderstube, scheiß auf das... öhm...auf das eine Gebot der zehn, das da lautet: „Dudarfstnichtlügen“. Ohne Lüge und ein bisschen schlechte Schauspielerei (verzogenes Gesicht, latentes Wimmern und ähnliches) wird man nur all zu rasch zum Psycho abgestempelt und aus der Ecke kommt man nicht wieder heraus. Es wirkt also nur auf den ersten Blick paradox, dass gerade die Depressiven unter uns nie davon sprechen es zu sein. Es ist einfach wie mit dicken Menschen: nur wer sicher sein kann, dass die eigene Figur, von ein paar Dellen abgesehen, noch absolut im Rahmen ist, wird sich an den Hintern tatschen und flöten: „Findest du meinen Po zu dick“ Denn ein Mensch mit richtig dickem, um nicht zu sagen fettem Hintern wird diese Frage allein schon aus zwei Gründen nicht stellen, a) weiß er/sie, dass die Antwort im höflichsten Fall „Ja.“ lautet und b) wer würde seinen Gegenüber auch noch extra und explizit auf diese unschöne Tatsache hinweisen wollen? Fette Menschen reden nicht über ihre unappetitlichen Wülste und depressive Menschen nicht über ihre Depression, so ist das nun mal.
Mit einer Ausnahme: der Selbsthilfegruppe. Sie ist nämlich das genaue Gegenteil der realen Welt, sie ist sozusagen die absolute Essenz des jeweiligen Grundes, um den herum sich die TeilnehmerInnen im Kreis versammeln. Hier geht es endlich einmal um ihr Thema. Und darum geht es auch jede einzelne Sitzungen ausschließlich um ihr Thema. Bösartig gesprochen könnte man behaupten, es läge den Teilnehmern nicht wirklich etwas daran, ihren beklagenswerten Zustand zu verändern, weil dadurch eindeutig mindestens ein neues, anderes Thema ihrer Runde erforderlich würde. Ganz unerbittlich sind in dieser Hinsicht alle „Anonymen“, die ihr Programm bei den AlAns, den Anonymen Alkoholikern abgekupfert und mit äußerst wenig Veränderungen als eigene Satzung übernommen haben. Irgendwo hat man das ja schon einmal im Fernsehen gesehen, ein großer Raum voller Menschen, jemand tritt vor und sagt: „Ich bin Herbert* und bin Alkoholiker.“ Und dann antwortet die Gruppe in beängstigendem Zombitonfall: „Hallo Herbert.“ und Herbert setzt sich wieder
Was der Fernseher nicht verrät, ist die Tatsache, dass Herbert diesen Satz im Laufe eines einzigen Treffens nicht nur einmal von sich gibt, nicht dann jedenfalls, wenn er das Bedürfnis hat, sich noch einmal zu Wort zu melden und sei es, um eine einfache Frage zu stellen. Die Gruppenordnung verlangt, dass Herbert, Inge, Waltraud und wie sie alle heißen, vor jedes geäußerte Wort ihr Problem setzen. Das klingt dann ungefähr so: „Ich bin Alkoholiker und kann dir nur zustimmen!“ Oder was man sich sonst so zu sagen hat im Gruppenraum.
Mittlerweile existieren, wie gesagt, diverse andere anonyme Gruppen in denen man sich dann eben als spielsüchtig, esssüchtig (alternativ mager- oder essbrechsüchtig), tablettensüchtig oder sexsüchtig outet und damit man auch auf keinen Fall vergisst, weswegen man überhaupt in diese Gruppe geht, muss man es wieder und wieder wiederholen. Ich war drei Mal bei den „Emotions anonymus“, was soviel bedeuten soll wie: „Wir kommen mit unseren Gefühlen nicht klar.“ Das ist bei mir auch bestimmt der Fall, aber mehr als mit meinen Gefühlen kam ich mit den Anwesenden, besonders der Gruppenleitung und ihrer Vertretung nicht klar. Weshalb ich auch nach dem dritten Termin nicht mehr aufgetaucht bin. Irgendwie lag mir auch das Ambiente nicht. Die Gruppe hatte den Sportraum eines Kindergartens angemietet, der in den Abendstunden ja nicht genutzt wurde und für ein sozial verträglichen Appel-und-Ei zu haben war. Ich konnte mich einfach nicht richtig entspannen, schon wenn ich durch die mit Fingerfarben verunstaltete Glastür trat und die winzigen Garderobenhäkchen mit Tiermotiven über jedem Haken sah bekam ich Gänsehaut. Es roch nach Früchtetee und Seifenlauge (vor uns waren die Putzfrauen an der Reihe) und die Anschläge am „bunten Brett“ von Mutti zu Mami verursachten Übelkeit und Beklemmung. Wer hatte Anna-Lenas Ballerinabarbie versehentlich mitgenommen? Konnte jemand August am Mittwoch zum Fußballtraining hin- und zurück mitnehmen? Wer kannte ein einen Homöopathen der auf Nahrungsmittelallergien spezialisiert war?
Ehrlich, in Anbetracht dieser Nöte konnten einem die eigenen nur noch lächerlich erscheinen. Ich hörte dann auf, weiter hinzugehen, aber mein Unterbewusstsein hat sich noch nicht wieder völlig erholt. Manchmal träume ich davon, dass wir uns in der Uni am Ende des Seminars alle an den Händen fassen und wild mit den Armen schlenkernd sagen: „Ich bitte um die Kraft, das zu verändern, was ich verändern kann, um die Geduld, das zu akzeptieren, was ich nicht verändern kann und um die Weisheit, eines vom andern zu unterscheiden.“
Leider gibt es in Bonn keine weiteren Selbsthilfegruppen, die mich ansprechen würden und vor die Wahl gestellt, sich mit Anderen über erblich bedingten Haarausfall, Neurodermitis, die Pflege demenzkranker Angehöriger oder den Verlust eines Kindes zu unterhalten, bleibe ich im Zweifelsfall lieber im Bett liegen und starre an die Decke. Die ich mal wieder absaugen müsste, weil drei Spinnenetze voller Staub daran kleben, aber ich kann mich ja nicht einmal genug aufraffen, um morgens zwei passende Strümpfe anzuziehen.

 

Salve NikitaF,

was ich mich die ganze Zeit beim Lesen fragte, war, wann die Geschichte beginnt.

Vieles hat mich an meine eigenen Studienzeiten erinnert, konnte mir insofern ein wissendes Nicken entlocken, aber auch nicht mehr.

Der Text ist nicht mal ein Bericht - auch Berichte wollen irgendetwas darstellen, und das irgendetwas, das Ziel, die Motivation, warum dieser Text geschrieben wurde, was Du dem Leser mitteilen wolltest, finde ich beim besten Willen nicht.

Sprachlich werde ich mit dem Text auch nicht warm - die Prota lamentiert, nölt, baut umständliche umgangssprachliche Sätze, die aber nicht die unmittelbare, frische Wirkung, die man mit Umgangssprache durchaus erreichen kann, haben.
Viele Füllwörter könnte man ersatzlos streichen.

Außerdem fällt das Lesen am Bildschirm bei so wenigen Absätzen extrem schwer.

Hätte ich nicht schon Besseres von Dir gelesen, wäre meine Kritik vielleicht milder ausgefallen. So aber musst Du Dich an dem messen lassen, was Du an Können bereits unter Beweis gestellt hast.

Nix für ungut und schönen Abend noch,
Pardus

 

Kein Problem, der text ist auch schon was älter und ich habe ihn nicht mehr überarbeitet.
Nehme mir die Kritik aber zu Herzen und die nächste Geschichte wird (hoffentlich) besser...
thx!

 

hallo NikitaF,
leider kann ich mich Pardus nur anschliessen. Es ist immer problematisch, wenn eine Geschichte nach Selbsttherapie aussieht; und auf mich wirkt sie so. Es ist eine Seelenanalyse, zum Teil verpackt in flapsige Kommentare, doch was haften bleibt, ist eine Darstellung unzureichender Unizustände, die Ursache sind und Wirkung haben auf die seelische Befindlichkeit der P. Es lähmt, wenn man das alles um die Ohren gehauen bekommt, vor allem aber bleibt die Frage: Was soll ich damit anfangen?
LG,
Jutta

 

Was soll ich damit anfangen?

Interpretationen, Schlüsse, Sinn-suchen sind Job des Lesers - nicht des Autors ;)
Ich werde dir und niemandem sagen, was er mit einer Geschichte anfangen "soll". Ob jemand damit etwas anfangen will oder kann überlasse ich jedem selbst :)

 
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Kein Problem, der text ist auch schon was älter und ich habe ihn nicht mehr überarbeitet.
Warum stellst Du ihn dann ein?
Interpretationen, Schlüsse, Sinn-suchen sind Job des Lesers - nicht des Autors
Aber es ist die Aufgabe des Autors, Hinweise zu liefern, Sinn, von mir aus auch verschlüsselt, mit der Geschichte mitzuliefern. Der Leser soll die Intention finden, die der Autor beim Schreiben hatte.
Wenn der Leser ihn nicht findet, muss der Autor sich schon fragen, ob er etwas falsch gemacht hat. Vielleicht liegt der Fehler ja darin, dass der Autor überhaupt keine Aussage mit dem Text machen wollte.
Da könnt ich dann gleich das Telefonbuch kommentieren.

 

Hallo NikitaF,
meine sprachwissenschaftlich nicht zu belegende Meinung ist, dass der Text sehr gut zu geschrieben ist, das heisst die Sprache stimmt, wenigstens fuer mich als Leser. Vom Inhalt bin ich nicht begeistert.
Herzliche Gruesse///Onivido

 
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Danke schön!

Pardus:

Warum ich ihn einstelle? Evt. gerade aus diesem Grund! Diese Plattform ist für mich ein Experimentierfeld, ich stelle Texte ein, die ich für "fertig" halte aber auch Rohbauten, um die verschiedenen Reaktionen und Kritiken abzuwarten.

Falls deine Frage echtem Interesse entsprungen sein sollte, dürfte mit meiner antwort selbigem Genüge getan sein. Implizierte sie jedoch die versteckte Ahnung einer Aufforderung zur rechtfertigung werde ich dieser mitnichten folgen. Jedem wie es ihm gefällt, auch und gerade im schreiberischem Sinn.

dass der Autor überhaupt keine Aussage mit dem Text machen wollte.
Da könnt ich dann gleich das Telefonbuch kommentieren.
Kunst liegt im Auge des Betrachters, falls dieser blind ist, schade für ihn :)

Ich bin gerne für Kritik offen, falls sie konstruktiv wohlwollend ist. Für blödes Geschwätz wie Telefonbuch usw. ist mir die Zeit zu schade.

 

Hallo NikitaF,
hier passiert gerade etwas, was mal wieder dazu führen könnte, dass die mods die Diskussion abbrechen, weil sie alle Sachlichkeit verliert.
Der Vergleich mit dem Telefonbuch ist m.M. nach der Versuch einer Metapher, nicht mehr und nicht weniger, aber durchaus zulässig um das eigene Empfinden auszudrücken.
Was ich schildere, ist nur mein Eindruck beim Lesen, nicht mehr und nicht weniger. Allerdings bin ich der Meinung, dass ein Autor mit seinen Texten eine höhere Ebene als bloße Befindlichkeitsbeschreibung anstreben sollte. Wenn die allerdings verpackt ist in eine story, mit Witz, Ironie, Überraschung oder Skurrilität, umso besser! Dann wird es allgemeingültig, geht weg von der privaten Zustandsschilderung, die eher in ein Tagebuch gehört. Etwas anderes ist ein Bericht, den jemand über bestimmte Sachverhalte schreibt, z. B. über Zustände an Universitäten. Da wird eben keine Geschichte erzählt, sondern dokumentiert. Wenn du dieses Forum als Experimentierfeld betrachtest, ist das okay, doch dazu gehören auf jeden Fall kontroverse Meinungen und Auffassungen. Selbstverständlich kannst du deine beibehalten, mir ist es nur wichtig, darauf hinzuweisen, dass es nicht um persönliche Animositäten geht, weder in den Kommentaren, noch in den Antworten darauf.
LG,
Jutta

 

Hallo NikitaF,

direkt mal: mich spricht der Text an. Die Gründe dafür liegen aber leider nicht in der eigentlichen Aussage des Textes (welche Aussage überhaupt? ;) ). Du erzählst über den Alltag des Uni Lebens (dabei fällt mir auf, du erwähnst an einer Stelle die reichen Studis, sagst aber nicht, dass deine Prot arbeiten geht oder so...*g*) und das war es eigentlich auch schon. Dabei passt der Schreibstil zum Text. Aber es passiert halt nichts und das ist selbst für Alltag nicht genug. Das große Plus deines Textes: er spielt in Bonn! Juchuuuu! :) Dabei hab ich mich schließlich gefragt, was studiert deine Prot denn da genau??? Irgendwas mit Nebenfächern auf jeden Fall. Wahrscheinlich Psychologie, deshalb die Ausschweifungen über Depressionen und Serotonin. Wäre es nur Psychologie, hätte im Text nichts von einem Kaffeeautomaten gestanden, der ist nämlich im dortigen Institut schon seit gefühlten zehn Jahren betriebsunfähig. Ist aber auch egal...

Folgendes ist mir noch aufgefallen:

- Der ist in diesem Fall aber höheren Mächten, nämlich dem Vorlesungsverzeichnis unterworfen.
(höheren Mächten? ich dachte immer das Verzeichnis ist reine Auslegungssache)

- Anwesenheitsliste. Zweimal im gesamten Semester darf man fehlen
(kann nicht sein. Deine Prot studiert seit 2 Jahren heißt es. Dann dürfte sie noch keine Bachelorette sein, sonder noch im Diplom. Und da soll es den Gerüchten nach so etwas wie Listen nicht geben...)

Fazit: Netter Text, was zum Schmunzeln, aber leider ohne Inhalt

Viele Grüße...
morti

 

Hallo Morti!

Ja, an der Aussage des Textes arbeite ich noch bzw evt...oder ich stecke ihn einfach weg!

Hm, also ich studiere nicht in Bonn sondern in Freiburg und auch nicht auf BA, aber hier sind die Anwesenheitslisten überall bereits immer schon Pflicht....:-/
Hab das dann einfach übertragen!

Letztlich will der Text (oder der schreiber??) einfach erzählen, ein WiederFindText für Studis oder Exstudis, und darum habe ich ihn auch in "Alltag" gepostet....weil er all-täglich ist.

Grüße!

 

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