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Völlig losgelöst

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21.09.2021
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Völlig losgelöst

Er stand auf dem Absprungplatz des Col de la Foclaz in 1527 m Höhe. Ein wunderbarer Tag, der warme Wind erzeugte die perfekte Thermik. Der See lag still und türkisfarben unter ihm. Die meisten Springer packten schon ihre Sachen zusammen und machten sich auf dem Heimweg. Die Sonne wanderte tiefer und malte das warmorange Licht des zu Ende gehenden Tages. In ihm war es endlich wieder ruhig, er war völlig klar, seine Sinne geschärft. Er roch den harzigen Geruch des Waldes, die warme Brise schmeichelte auf seiner Haut. Perfekt und zu schön um wahr zu sein.

Seit dem Tag als der Arzt ihm sagte, dass sein Krebs zurück sei, hatte er nie mehr einen solchen Frieden gespürt. „Sie sind austherapiert“, hatte der gesagt „jetzt können wir Ihnen nur noch palliativ helfen.“
„Wie lange habe ich noch?“
„Ich weiß es nicht, vielleicht ein paar Monate, mit Glück ein Jahr, wenn wir schnell mit der Chemo beginnen. Sie gewinnen damit etwas Zeit und Lebensqualität. Wir legen ihnen einen Port, das ist schonender für alle. Ordnen Sie Ihre Angelegenheiten und geben Sie Ihrer Frau Vollmachten. Das können Sie jetzt noch tun." Der Arzt stand auf, gab ihm die Hand und verabschiedete sich. „Wir sind jetzt nicht mehr zuständig, melden Sie sich bei Ihrem Hausarzt, der betreut sie weiter. Leben Sie wohl.“

Als er auf den Flur des Krankenhauses trat, wurde ihm schwindelig und er musste sich festhalten. Er ging taumelnd bis zum Parkplatz und erreichte seinen Wagen. Daheim sah er in den Spiegel, „fesch“ aber grau geworden! Hager war er immer, aber jetzt machte sich ein Bauch bemerkbar, fest und rund, wie bei einer Schwangeren. Seine Gesichtsfarbe war blass und etwas gelblich. „Das war es wohl, alter Junge", sagte er zu seinem Spiegelbild.

Seine Frau war im Wohnzimmer und telefonierte, sie sah noch nicht mal auf, als er den Raum betrat. Was hatte er mit dieser Person noch gemein? Sie lag auf dem Sofa, perfekt geschminkt mit einem leicht spöttischen Gesichtsausdruck und beachtete ihn nicht. Sie schwatzte weiter in das Telefon, es ging um Urlaubspläne und Verabredungen zum Shopping. „Sagt man nicht mehr Einkaufen?"
„Die alte Karre", sagte sie und lachte. Ich hoffe, dass ich mit der noch sicher in die Stadt komme. Er kauft mir ja nichts Anständiges, der alte Geizhals." Alter Geizhals? Sicher, er war 23 Jahre älter als sie, aber alt? Sie teilten sein Geld, aber mehr nicht. Sie schmückte sein Ego und er ihren Körper.
Was würde werden? Gemeinsame Kinder hatten sie nicht, sein Sohn lebte in Paris. Der hatte zwei Kinder, seine Enkel. Seine Töchter lebten irgendwo im Süden, den Ort hatte er vergessen.
Sie hatte immer Kinder gewollt, aber er nicht mehr, hatte ja schon drei. Seitdem hat sich ihr Verhältnis bis auf den Nullpunkt abgekühlt. Wenn sie die Vollmacht über ihn hat, würde sie ihn sicher in ein Heim abschieben, fertig.

„Ich verreise“ sagte er ein paar Tage später, morgens nach dem Frühstück. „Für ein paar Tage in die Berge.“
„Ach, schon wieder. Ich will lieber ans Mittelmeer. In Menton hat eine Freundin ein Haus, sie hat mich eingeladen, nächste Woche fliege ich" antwortete sie bestimmt. Diese Freundin kenne ich, dachte er, Sie ist mein alter Geschäftsfreund Martin. "Viel Spaß", erwiderte er emotionslos.

Eine Woche später, stieg er in seinen Wagen. Er hatte seine Gleitschirmausrüstung mitgenommen, ein paar Sachen und sonst nichts. Seinem Freund und Anwalt hatte er ein paar Zeilen geschrieben. Seinen letzten Willen, Heiner würde ihn durchsetzen.
Die Fahrt von Hamburg aus war lang, doch sein alter Benz zog mühelos und bequem über die Höhen der Autobahnen. Der Reiseverkehr hatte begonnen und er fuhr von einem Stau in den nächsten, kam deshalb nur langsam voran und musste bei Limburg in einem Hotel Station machen. Am nächsten Tag ging es weiter am Rhein entlang bis Freiburg und dann über die Schweiz nach Annecy.
Er war erschöpft, als er in dem kleinen Hotel am See ankam, aber beruhigte sich sofort. Die Stadt hat schon südliches Flair, hier hat er sich immer wohl gefühlt. Die mächtigen Berge, die den See einrahmen, begrüßten ihn sofort warmherzig. Am nächsten Morgen schwamm er eine Runde im See, das Wasser war kristallklar und angenehm warm. Dann bummelte er durch die die Gassen der Stadt und kehrte in einer kleinen Kirche ein. Der Geruch von altem Holz und Weihrauch stieg ihm in die Nase. Er atmete tief ein und betrachtete das Kruzifix. „Du hattest keine Wahl,“ dachte er „aber ich entscheide selbst, wie es mit mir zuende geht. Du hast Dich quälen lassen, mich quälen sie nicht weiter. Ich bleibe mein eigener Herr.“ Er wurde ruhig, schloss die Augen.

„Du bist nicht allein“

Es war schon früher Nachmittag, als er sich auf den Weg zum Col de la Foclaz machte. Er folgte der Straße um den See, das geliebte Auto lag glatt auf der Straße und gehorchte ihm. Er hatte alle Fenster geöffnet und genoss den Fahrtwind. Im Radio lief David Bowies Space Oddity. Aus voller Kehle sang er mit.
Zum Pass führte eine schmale kurvenreiche Straße. Angekommen, parkte er den Wagen und trug seine Ausrüstung zum Absprungplatz. Sie kam ihm schwerer vor, als er sie in Erinnerung hatte. Routiniert prüfte er alles noch einmal, bevor er sich fertig machte. Den Brief hatte er im Wagen gelassen.
Die Schönheit des Augenblicks ließen Tränen in seine Augen steigen, sein Herz schlug ihm bis an den Hals, er schluchzte. Der Wind nahm ihn in den Arm.

„Du bist nicht allein!“

Dann lief der los und sprang.

 

Dankeschön,es freut mich, dass sie dir gefällt.
Liebe Grüße
Annebonny

 

@Rob,
dankeschön, für die Hilfe.
Mir ist selbst immer noch nicht klar, ob er in den Tod geht oder sein Schicksal annimmt. Das möge der Leser entscheiden.

VG
Annebonny

 

Hallo @Annebonny, ich mag die Idee des Textes, dass jemand so mutig und klarsichtig ist, über sein Lebensende selbst zu entscheiden. Liede hast du mir nur zu viele Fehler reingehauen, die meinen Lesefluss gestört haben. Und irgendwie fehlte mal so eine kleine Besonderheit. So eine gewisse Würze. Kann ich schwer beschreiben.

Seit dem Tag als der Arzt im sagte,
ihm sagte
Wie lange habe ich noch?“ „Ich weiß es nicht, vielleicht ein paar Monate
Hier fehlt der Absatz zwischen dem wechselnden Dialog
Der Arzt stand auf, gab ihm die Hand und verabschiedete sich. „Wir sind jetzt nicht mehr zuständig, melden Sie sich bei Ihrem Hausarzt, der betreut sie weiter. Leben Sie wohl.“
Was ist das denn für ein Arzt? Speist einen todkranken Menschen einfach so ab? Oder sollte es einfach schnell weitergehen im Text?
„Ich verreise“ sagte er ein paar Tage später, morgens nach dem Frühstück. „Für ein paar Tage in die Berge.“ „Ach, schon wieder. Ich will lieber ans Mittelmeer.
Wieder ein fehlender Absatz nach der ersten wörtlichen Rede.
Am nächsten Morgen schwamm er eine Runde im See, das Wasser ist kristallklar und angenehm warm.
Hier haste mit dem Präteritum angefangen und bist ins Präsens gerutscht.
Es war schon früher Nachmittag als er sich auf den Weg zum Col de la Foclaz machte.
ich bin der Meinung, dass vor als ein Komma kommt.


So, hoffe das klang alles nicht zu bockig. Viel Spaß noch und ein schönes Wochenende:)

 

@Pepe68,
Vielen Dank für Deine Hilfe. Es bringt mich weiter. Ich habe über die "kleine Besonderheit" lange nachgedacht, aber mich dagegen entschieden.
Ich denke, dass eine Begegnung der Geschichte eine Wendung gibt, die das Ende in eine bestimmt Richtung lenkt. Ich mag das offene Ende, weil der Leser entscheiden kann, was aus ihm wird.
Liebe Grüße:)

 

Der Wind nahm ihn in den Arm.

Gefällt mir, bis zuletzt selbst über sein eigenes Leben bestimmen zu wollen, wobei es natürlich interessant wäre, ob Dein, pardon, jetzt ist „er“ ja „unser“ Held, wie er ein Recht auf Selbsttötung begründet, was selbst bei der Krankheitslage und der beschädigten Zweierbeziehung alles andere als schlicht und einfach ausfallen kann. Nun gut, er hat sich entschieden,

liebe Annebonny,

und damit herzlich willkommen hierorts!,

und nun nicht erschrecken, es gilt noch einiges zu korrigiern, wie gleich hier der Name

Er stand auf dem Absprungplatz des Col de la Foclaz in 1527 m Höhe
bei dem ein r vergessen ist, korrekt „Col de la Forclaz“

Er roch den harzigen Geruch des Waldes, die warme Brise schmeichelte auf seiner Haut.
Die Brise schmeichelt schlicht „seiner Haut“

Seit dem TagKOMMA als der Arzt ihm sagte, dass sein Krebs zurück sei, hatte er nie mehr einen solchen Frieden gespürt. „Sie sind austherapiert“, hatte der gesagt „jetzt können wir Ihnen nur noch palliativ helfen.“
(Komma, weil der informierende Einschub [selbst „als“ leitet einen vollständigen Satz ein] den eigentlichen Satz „seit dem Tag hatte er nie …“ unterbricht

Wir legen ihnen einen Port, das ist schonender für alle.
Höflichkeitsform „Ihnen“

Leben Sie wohl.“
Ausrufezeichen - Klingt nach mehr als einer bloßen Aussage!

Gemeinsame Kinder hatten sie nicht, sein Sohn lebte in Paris. Der hatte zwei Kinder, seine Enkel. Seine Töchter lebten irgendwo im Süden, den Ort hatte er vergessen.
Sie hatte immer Kinder gewollt, aber er nicht mehr, hatte ja schon drei. Seitdem hat sich ihr Verhältnis bis auf den Nullpunkt abgekühlt. Wenn sie die Vollmacht über ihn hat, würde sie ihn sicher in ein Heim abschieben, fertig.
Warum auf einmal der Gezeitenwechsel?

Und warum hier ein Komma?

Eine Woche später[...] stieg er in seinen Wagen.
setzen wir es halt hier
„Du hattest keine Wahl,“ dachte erKOMMa „aber ich entscheide selbst, wie es mit mir zuende geht.
ein - und besser „zu Ende“

„Du bist nicht alleinPuNKT

Zum Pass führte eine schmaleKOMMA kurvenreiche Straße.

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch einen schönen Restsonntag wünscht!

 

@Friedrichard
auch wenn es etwas länger gedauert hat. Vielen Dank für Deine Hilfe.
Es freut mich, wenn die Geschichte Dir gefallen hat.
Liebe Grüße
Annebonny

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Annebonny,

der Text liest sich recht flüssig, leider wird er allerdings nicht hängenbleiben bei mir. Die Frage, ob man sich lebensverlängerter Maßnahmen unterziehen will oder doch lieber den Griff zur Reisleine wählt, ist ja nicht neu. Muss ja auch nicht, allerdings erwarte ich dann ein wenig mehr, wenn das Thema literarisch beackert wird. Du kratzt mMn in vielerlei Hinsicht nur an der Oberfläche. Vom sozialen Umfeld bis hin zur Figurenmotivation.

Die Frage, warum sich Menschen den medizinischen Mühlen unterwerfen (Chemo, Strahlentherapie, OPs etc.), wenn es ausschließlich um Zeitgewinn geht (was nicht zwingend mit gesteigerter Lebensqualität gleichzusetzen ist), also nicht darum, möglichst leidensfrei das Zeitliche zu segnen (was ja Hauptziel der Palliativmedizin ist), finde ich persönlich übrigens viel interessanter. Dann wäre es natürlich ein anderer Text. Ich erwähne das auch nur deswegen, weil ich finde, du machst es dir als Autor/ in bei diesem Thema viel zu einfach. Gerade, was das Herausschälen der Motivation des Protagonisten anbelangt. Ziehst selbst die Reißleine und entziehst dich der literarischen Herausforderung - allerdings auch der Möglichkeiten, die sich böten. Du selbst schreibst: Mir ist selbst immer noch nicht klar, ob er in den Tod geht oder sein Schicksal annimmt. Das ganze Schreibprojekt wirkt einfach nicht zu Ende gedacht, das ist mir alles zu beliebig, oberflächlich, du nutzt Abkürzungen und Klischees, ich würde mir wünschen, du würdest dich tiefgreifender dem Thema widmen. Ich unterstelle einfach mal, dass du dem Text nicht allzu viel Zeit gewidmet hast.

Textkram:

Ein wunderbarer Tag, der warme Wind erzeugte die perfekte Thermik.
Du resümierst am Satzanfang, was du später zeigen könntest, was du ja auch z. T. machst. Den wunderbaren Tag zu zeigen, reicht doch aus und macht es mir nachvollziehbarer als Leser.
Nicht der Wind erzeugt die Thermik, wirkt ein wenig unpräzise.

Die Sonne wanderte tiefer und malte das warmorange Licht des zu Ende gehenden Tages.
Tiefer wandern klingt ein wenig schräg, finde ich.

... und malte das warmorange Licht des zu Ende gehenden Tages. In ihm war es endlich wieder ruhig ...
Sind so kleine Widerhaken, die den Lesefluss stören können, da der Bezug nicht klar ist.

Er stand auf dem Absprungplatz des Col de la Foclaz in 1527 m Höhe. Ein wunderbarer Tag, der warme Wind erzeugte die perfekte Thermik. Der See lag still und türkisfarben unter ihm. Die meisten Springer packten schon ihre Sachen zusammen und machten sich auf dem Heimweg. Die Sonne wanderte tiefer und malte das warmorange Licht des zu Ende gehenden Tages. In ihm war es endlich wieder ruhig, er war völlig klar, seine Sinne geschärft. Er roch den harzigen Geruch des Waldes, die warme Brise schmeichelte auf seiner Haut.
Mal exemplarisch: Auf Dauer wirkt das recht monoton; SPO-lastig.

Seit dem Tag[Komma]als der Arzt ihm sagte, dass sein Krebs zurück sei, hatte er nie mehr einen solchen Frieden gespürt.
Das passt zeitlich nicht. PQP am Anfang?
Übrigens lese ich im Anschluss nichts vom besagten Frieden, den er gespürt haben soll.

„Wir sind jetzt nicht mehr zuständig, melden Sie sich bei Ihrem Hausarzt, der betreut sie weiter. Leben Sie wohl.
Da passt was nicht zusammen, der Arzt spricht doch von Port, Chemo und "wenn wir schnell ... beginnen". Damit ist der Hausarzt eben nicht der Betreuende, oder?
Das Anhängsel würde ich übrigens unbedingt streichen.

Das ganze Gespräch, jo, hast du sehr kurzgefasst, wirkt schon unglaubwürdig. Gar nicht mal wegen der emotionslosen, empathielosen Art des Mediziners, sondern eher, weil ich mit ein Paar Fragen mehr rechnen würde.

Daheim sah er in den Spiegel, „fesch“ aber grau geworden!
Ich würde einen Doppelpunkt setzen, dann würde sich fesch und grau mehr vom Spiegel abheben, meine ich.
Wieso setzt du da was prominent in Anführungszeichen und was kann ich mir unter fesch vorstellen?

Daheim sah er in den Spiegel, „fesch“ aber grau geworden! Hager war er immer, aber jetzt machte sich ein Bauch bemerkbar, fest und rund, wie bei einer Schwangeren. Seine Gesichtsfarbe war blass und etwas gelblich.
Vermeidbare Wortdoppler.
Ich sehe keinen Mehrgewinn, wenn du äußere Merkmale der Erkrankung zeigst, mit der vermutlich die meisten Leser nichts anfangen können. Hager und ein Bauch wie bei einer Schwangeren könnte da Verwirrung stiften. Du beschränkst dich ja auch sonst nur auf "Krebs", gehst nicht weiter auf Symptome oder so ein. Ließe sich also verlustfrei streichen, finde ich.

Seine Frau war im Wohnzimmer und telefonierte, sie sah noch nicht mal auf, als er den Raum betrat. Was hatte er mit dieser Person noch gemein?
Vermeidbar.

Sie lag auf dem Sofa, perfekt geschminkt mit einem leicht spöttischen Gesichtsausdruck und beachtete ihn nicht.
Kann man machen, vor Augen habe ich die Frau so aber nicht. Wie sieht perfekt geschminkt denn aus? Oder der spöttische Gesichtsausdruck?

Sie schwatzte weiter in das Telefon, es ging um Urlaubspläne und Verabredungen zum Shopping. „Sagt man nicht mehr Einkaufen?“

Wer spricht denn jetzt da?
Und heißt es nicht eher ugs. Shoppen?

„Die alte Karre“, sagte sie und lachte. Ich hoffe, dass ich mit der noch sicher in die Stadt komme.
Da fehlen noch " vor dem großen Ich.

Er kauft mir ja nichts Anständiges, der alte Geizhals.“ Alter Geizhals? Sicher, er war 23 Jahre älter als sie, aber alt?
Ist mir zu gehäuft.

Sie schmückte sein Ego und er ihren Körper.
Den Satz verstehe ich nicht. Meintest du, er schmückt ihren Körper mit Schmuck von seinem Geld? Und das sein Ego geschmückt wird, behauptet der Satz. Ich lese in dem Text doch eher etwas anderes. Vielleicht schmückte sie einst sein Ego, aktuell wohl eher weniger, oder?

Gemeinsame Kinder hatten sie nicht, sein Sohn lebte in Paris. Der hatte zwei Kinder, seine Enkel. Seine Töchter lebten irgendwo im Süden, den Ort hatte er vergessen.
Sie hatte immer Kinder gewollt, aber er nicht mehr, hatte ja schon drei. Seitdem hat sich ihr Verhältnis bis auf den Nullpunkt abgekühlt. Wenn sie die Vollmacht über ihn hat, würde sie ihn sicher in ein Heim abschieben, fertig.
Da passen die Zeiten nicht. Die Wortwiederholungen sind vermeidbar.

„Ich verreise“[Komma] sagte er ein paar Tage später, morgens nach dem Frühstück. „Für ein paar Tage in die Berge.“
Du weißt schon.

... nächste Woche fliege ich“[Komma] antwortete sie bestimmt.
K.

Diese Freundin kenne ich, dachte er, [s]ie ist mein alter Geschäftsfreund Martin.
Er denkt ja immer wieder im Text, ohne dass du das stets aufgezeigt hast.

... ein paar Sachen und sonst nichts. Seinem Freund und Anwalt hatte er ein paar Zeilen geschrieben.
Du weißt schon.

... von einem Stau in den nächsten, kam deshalb nur langsam voran und musste bei Limburg in einem Hotel Station machen. Am nächsten Tag ging es weiter ...
WW.

Er war erschöpft, als er in dem kleinen Hotel am See ankam, aber beruhigte sich sofort.
Er beruhigte sich also von der Erschöpfung?

Er war erschöpft, als er in dem kleinen Hotel am See ankam, aber beruhigte sich sofort. Die Stadt hat schon südliches Flair, hier hat er sich immer wohl gefühlt. Die mächtigen Berge, die den See einrahmen, begrüßten ihn sofort warmherzig.
Zeitenkuddelmuddel.

... und kehrte in einer kleinen Kirche ein.
Kehrt man in eine Kirche ein? Kenne ich so nicht.

„Du hattest keine Wahl[,]“[,] dachte er[Komma] „aber ich entscheide selbst, wie es mit mir zuende geht.
Du setzt Gedanken mal in Anführungszeichen, mal nicht, setzt entsprechende Inquit-Formeln, mal nicht. Würde mich entscheiden.

„Du bist nicht allein[Satzzeichen]“
Ich kann nicht so wirklich was mit den Einschüben gegen Ende anfangen.

Er folgte der Straße um den See, das geliebte Auto lag glatt auf der Straße und gehorchte ihm ... Zum Pass führte eine schmale kurvenreiche Straße.
Vermeidbar.

Angekommen, parkte er den Wagen und trug seine Ausrüstung zum Absprungplatz. Sie kam ihm schwerer vor, als er sie in Erinnerung hatte. Routiniert prüfte er alles noch einmal, bevor er sich fertig machte. Den Brief hatte er im Wagen gelassen.
Auch hier.


So viel mal von mir. Vielleicht kannst du ja was davon gebrauchen. Wenn nicht, dann nicht. Ist eh alles rein subjektiv.

Danke fürs Hochladen

hell

 

Moin @Annebonny,

und danke, dass Du Deine Geschichte hier mit uns teilst.

Die aufzeigende "Flusensuche" bzgl. Satzzeichen, Zeitform(en) und Wortwiederholungen spare ich mir, da haben meine Vorredner mMn bereits alles Hilfreiche aufgedeckt.

Ich habe Deine Geschichte gerne gelesen, auch wenn mich – wie jemand zuvor bereits ebenfalls bemerkt hat – das Schicksal Deines Protas überraschend kaltgelassen hat.
Vielleicht liegt es daran, dass wir als Leser ihn zwar auf seiner Reise begleiten, dabei jedoch relativ wenig über ihn als Person erfahren?

In der Szene mit seiner Ehefrau verschenkst Du z. B. mMn Potenzial, wenn er seine gescheiterte Ehe den Lesern zwar mitteilt, doch die Situation dann wiederum teilnahmslos über sich ergehen lässt. Er hat doch nichts mehr zu verlieren. Da hätte ich es spannender gefunden, wenn er die Ehefrau konfrontiert und ihr ein (erstes?) Mal so richtig die Meinung geigt.

Zum Ende schreibst Du in einem Kommentar:

Mir ist selbst immer noch nicht klar, ob er in den Tod geht oder sein Schicksal annimmt. Das möge der Leser entscheiden.
Dazu habe ich dann doch noch eine Frage. Die ist vielleicht blöd, ich stelle sie trotzdem, da ich mich mit Paragliding nicht auskenne: Er lässt sein Auto mit dem Abschiedsbrief am Absprungpunkt in über 1500 Meter Höhe stehen. Muss er dann nicht nach der Landung (vorausgesetzt er entscheidet sich für diesen Weg) die ganze Strecke, die schmale, kurvenreiche Straße, wieder zurück (laufen), um den Wagen zu holen? Macht man das beim Gleitschirmspringen so? Oder landet man wieder dort, wo man gestartet ist? Ich habe wie gesagt, keine Ahnung.

Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit und mit besten Grüßen
Seth

 

@Seth Gecko Danke für Deinen Kommentar.

Ich kenn mich mit dem Gleitschirmfliegen auch nicht aus, habe aber genau dort, am See von Annecy, die Flieger am Himmel oft gesehen. Sie starten genau dort, am Col de la Forclaz in 1527 m Höhe und fliegen über diesen wirklich wunderschönen See. Der Landeplatz liegt dann im Tal auf Seehöhe. Dann kehren sie mit Begleitfahrzeugen zurück.
Als ich den Text schrieb, dachte ich zuerst, dass er vorhat, sich vom Schirm abzuschneiden. Dann dachte ich über meine eigene Beziehung zu Gott nach und bin davon überzeugt, dass er sich in sein Schicksal fügt und sein Leben in Gottes Hände legt. Er wirft sich wörtlich in seine Arme, weil Christus bei ihm ist.

Mein Prota ist ein reicher, erfolgsverwöhnter Mann, der bekommt was er will. (Gleitschirmfliegen ist richtig teuer!) Doch im Angesicht seines nahen Todes. (die Wasseransammlungen im Bauch und die gelbliche Gesichtsfarbe deuten auf das Endstadium von Krebs hin) gibt dieser Macher sein Schicksal ab und vertraut auf Gott. Dafür erfüllt er sich seinen letzten Wunsch, noch einmal zu fliegen und dabei das Leben mit allen Sinnen zu genießen.

Im Sinne der amerikanischen Short Storys lasse ich das Ende offen, weil ich den Leser anregen möchte, über das Thema Freitod nachzudenken.

Viele Grüße

Annebonny

 

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