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- 04.05.2005
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Vater, ich habe gesündigt
"Vater, ich habe gesündigt!
Es war ganz genau heute, heute vor einem Jahr. Zusammen mit Freunden war ich im Vergnügungspark unterwegs. Wir lachten, hatten viel Spaß. Als unsere Augenlider mit der Zeit immer schwerer wurden, verabschiedeten wir uns voneinander und ich ging zu meinem Auto. Ein längerer Fußmarsch stand mir bevor, da ich in der unmittelbaren Umgebung keinen Parkplatz fand.
Die Dunkelheit und der aufsteigende Nebel umschlangen mich wie ein einengender Schleier, ich konnte kaum etwas sehen. Nur meine eigenen Schritte und den Wind, der wie ein wilder, aufgebrachter Affe durch die Äste der unmittelbar neben mir stehenden Bäume sprang. In mir erweckte meine Umgebung den Anschein, als würde der Wind mich umzingeln wollen. Ein mulmiges Gefühl, ausgehend von meinem Bauch, breitete sich rasch in meinem Oberkörper aus, machte mich nervös.
Angespannt und zielstrebig setzte ich einen Fuß vor den anderen, bemüht, rasch den Wagen zu erreichen. Ungewollt auf den Wind konzentrierend, der mich mehr und mehr einzuschüchtern versuchte, vernahm ich plötzlich Schritte. Zuerst dachte ich, ich würde nur unvorsichtig gehen, doch es waren Schritte, die zwischen den meinen klopften. Als wäre jemand hinter mir, der bewusst so ging, dass ich ihn hörte. Ich blieb stehen und drehte mich langsam im Kreis, war aufmerksam und versuchte alles wahrzunehmen, was rund um mich geschah. Doch abgesehen vom Wind, der sich näher und näher an mich heran schlich, war in meiner Umgebung nichts. Nur ein Pärchen, welches sich unter einer Laterne auf einer Bank näher kam.
Doch als ich weitergehen wollte, wieder nach vorne blickte, stand eine große, schwarze Gestalt vor mir. Wäre ich einen Schritt weiter vorwärts gegangen, hätte ich einen stechenden Schmerz in meiner Bauchgegend gespürt. Ein Mann, er war sehr hektisch und nervös, hatte ein Messer auf mich gerichtet. Er wollte alle meine Wertgegenstände haben, doch ich weigerte mich. Ehe ich mich versah stach er wiederholt auf mich ein, doch irgendwie gelang es mir, ihm das Messer aus der Hand zu schlagen. Durch den Stich beeinflusst griff ich mir auf den Bauch und spürte, wie eine zähe Flüssigkeit auf meiner Hand klebte. Im Affekt schlug ich um mich, erwischte den Mann, der sogleich zurück wich und über eine aus dem Boden ragende Baumwurzel stolperte. Dann ging alles sehr schnell, viel zu schnell, als dass ich wusste, was ich tat. Wieder halbwegs zu mir kommend, merkte ich, wie ich über ihn kniete - mit dem Messer in meiner Hand.
Vater, ich habe gesündigt! Ich hatte das Messer genommen und mehrmals zu gestochen. Immer und immer wieder. Der Mann schrie so laut er konnte, sodass das Pärchen aufmerksam wurde.
Vater, sie hatten meinetwegen Angst und liefen weg! Ich war wie ausgewechselt, konnte nicht aufhören auf ihn einzustechen. Seine Schreie, die mein Mark erschaudern ließen, machten mich hysterisch, brachten mich dazu, ihm die Stimmbänder durchzuschneiden, sodass seine Schreie sich zu einem leisen Winseln entwickelten. Vater, ich schlitzte ihm die Kehle auf - wie ein verrückter Mörder!
Aus seinem Mund und seinen Ohren kam überall Blut geflossen. Dann, nach einer Weile, zuckte er immer weniger, wurde immer ruhiger. Oh, Vater, ich habe gesündigt! Mit einem Messer habe ich einen Menschen getötet… Niemals hätte ich dies für möglich gehalten! Vater… Und wissen sie was das schlimmste daran ist?
Ich habe es genossen..."