Verbitterte Tränen... trotz Traumwelt.
Heute morgen wanderte ich durch die Gegend. Einfach so, ohne zu wissen warum, mein Gedächtnis hatte ausgesetzt, meine Augen waren leer.
Doch plötzlich begann alles wieder zu leben. Alles war wie ich es immer gewollt hatte, alles um mich herum bewegte sich, man hörte das Meer rauschen und ich fühlte wie meine nackten Füße in weichem Sand versanken, Salzwasser spritzte gegen meine Waden. Alles hatte einen Sinn, auch wenn es noch so sinnlos erschien.
Ich war alleine am Strand, und ich genoss es. Doch irgendwie fühlte sich alles so leer an. Als wäre eine weitere Welt an genau dem Punkt auf dem ich mich gerade befand, ich konnte sie nur nicht wahrnehmen. Jemand fehlte. Ich spürte, dass der jenige nicht mehr da war. Der Mensch war einfach verschwunden. Der, dem ich am nächsten stand, derjenige, dem ich alles anvertrauen konnte, mit dem ich Spaß haben konnte, mit dem ich Lachen konnte, ohne das ich mich dazu gezwungen fühlte. Wer hatte mich damals immer wieder aufgebaut, wenn ich traurig war? Wer war das noch mal, mit dem ich so viel erlebt hatte? Ich wusste es nicht mehr.
Und mit einem mal blieb ich stehen, meine Haut wurde so weiß, dass sie schon fast zu durchsehen war, und ich weinte. Verbitterte Tränen rollten über meine Wangen. Mit dem ersten Tropfen, der zu Boden fiel, verschwand die Landschaft um mich herum, und ich stand im Nichts. Es muss eine Ewigkeit gedauert haben, bis all meine Tränen verbraucht waren, und ich meine Wangen mit dem Ärmel meines Pullovers getrocknet habe. Dann stand ich da. Ängstlich, verwirrt und völlig unbeholfen.
Ein Blatt Papier segelte an mir vorbei, als wäre es federleicht, schaukelte es im Wind und wollte gerade den Boden unter meinen Füßen durchdringen, da schnappte ich es. Es erschien mir leer zu sein. Ich wendete es einige male, und als ich es nur noch ständig umdrehte, um eine Beschäftigung zu haben, erschien eine ordentliche Handschrift, und das Blatt füllte sich.
Ich bitte dich: Verabschiede dich niemals mehr nur in Gedanken von den Leuten, die dir am Herzen liegen. Sei nie mehr so herzlos, dass du ein weiteres Mal vergisst das sie bei dir waren. Vergesse nie, dass du sie brauchst, um zu überleben. Nie mehr wirst du eine Freundin finden, wie sie eine war.
Also geh nicht mehr, ohne dich zu verabschieden.
Denn es könnte sein, dass du sie nie mehr wieder sehen wirst.
Ich lies das Blatt fallen, und fiel mit ihm. Ich falle immer noch.
Bis ich begriffen habe, was das bedeutet.
Was es bedeutet, gebraucht zu werden.