Verfehlt. Beruhige dich
Ein lang gezogenes schlechtes Gewissen, als du dir die ersehnte Zigarette zwischen dem sauberen Geschirr anzündest. Herzklopfen. Da ist jemand, der dir ähnlich ist. Jetzt nur nicht nervös werden, nicht zittern. Abaschen. Die dreckigen Tassen links, die sauberen rechts. Nicht zurück rennen und ihn anflehen, er möge dir seine Freunde vorstellen. Ruhig bleiben. Keine Asche ins Becken fallen lassen. Das mit dem Rauchen bekommst du auch schon noch hin. Beruhig dich, lass ihn ziehen. Immerhin willst du keinen Mann aufreißen – du hast einen. Aber jetzt mit dem Geschirrtuch los rennen, würde falsch verstanden werden.
Das Türschlagen. Er ist weg. Das Wasser auslassen, die Zigarette wieder aufnehmen. Die kurze Enttäuschung darüber, das er nicht selbst auf die Idee gekommen ist, zurück zu kommen. Er ist kein Verzweifelter. Das Seufzen. Es sei dir gegönnt. Und jetzt, Frau, beruhige dich. Die Welt dreht sich weiter. Das tut sie immer. Eine mögliche Chance vertan, okay, aber es wird wieder eine kommen.
Genauso, wie du nach dem Abkassieren wieder neues Wasser einlassen und erneut Abwaschen wirst. Genauso, wie du auch morgen wieder aufstehst. Jeden Tag, auch ohne Menschen, die dir ähnlich sind. Du wirst sie schon finden, irgendwann. Vielleicht beim Abwaschen. Vielleicht beim Rauchen.
Und letzteres kriegst du auch noch unter Kontrolle.
17. Februar 2009, Demex