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Vergangenheit
„Jetzt ändert sich mein Leben“, dachte er sich, als er den kurzen weg zur Schule mit ihr unterwegs war. „endlich“ Wie lange schon hatte er dieses Mädchen aus dem „Stillen“ beobachtet. Sie selbst war ein ruhiges Mädchen, während er eher einer der lauteren war. Doch genau das gefiel ihm an ihr.
Monate zuvor, kurz nach seinem Geburtstag, stritten sich seine Eltern endgültig, scheiden würden sie sich nicht, vertragen ebenso wenig. Lars traf diese Erkenntnis schwer, obwohl sein Vater so wenig mit ihm unternommen hat, er mochte ihn trotzdem...bis jetzt. Die folgenden Monate wahren unerträglich, an Selbstmord hatte er schon oft gedacht, sich aber nicht getraut. Deswegen verspottete er sich sogar manchmal selbst. Im Herbst hatte er sie, die er schon lange mochte beinahe vergessen, die Gedanken an seine Eltern, vor allem an seine Mutter, lenkten ihn ab. Als seine Mutter wieder geschäftlich ins Ausland musste, liefen er und seine Schwester zur Schule, statt gefahren zu werden, was eigentlich auch nur ein unnötiger Luxus war. Auf dem etwa 20-minütigen Weg, unterhielt er sich eigentlich immer mit seiner Schwester, doch die letzten 100m verliefen etwas anders als sonst: Er sah, dass sie auch diese letzten Meter bis zur Schule lief. An der Ampel, die vor der Straße der Schule war, hielten er und seine Schwester. er war noch zu schüchtern, um sie anzusprechen...
Am nächsten Tag, hatte ihre Schwester erst zur zweiten Stunde Schule. Das war die Chance. Da er sich die Zeit gemerkt hatte, wann er sie traf, versuchte er, etwa zur gleichen Zeit dort zu sein. Natürlich war sie auch da und er versuchte zufällig neben ihr zu laufen. Doch mehr wurde an dem Tag nicht daraus...
Nach mehreren Tagen, an denen er seine Schwester „abgehängt hatte“ und an denen er sie verpasst hatte, traf er sie wieder und sprach sie mit einem einfachen „Hallo!“ an. Die folgenden Tage verliefen ähnlich und er fragte sie, ob er ab jetzt immer mit ihr die „letzten Meter“ laufen könne. Die Antwort lautete „Ja“.
Er wollte sie endlich für sich gewinnen, es war mittlerweile die vorletzte Woche vor Weihnachten. Er fragte sie, ob sie schon Geschenke hätte, sie antwortete mit einem Nein und er fragte sie, obwohl es sehr schwer war, ob sie wohl mit ihm einen „Weihnachtsbummel“ unternehmen würde. Sein Herz schlug schnell, als er auf ihre Antwort wartete, glücklicherweise antwortete sie erneute mit einem „Ja“. Er fühlte sie schon für sich gewonnen. „Jetzt ändert sich mein Leben“, dachte er sich, „endlich“. Schnell fragte er, bevor einer seiner Klassenkameraden in Sicht war, wann sie sich den treffen sollten, er schlug nächste Woche vor. „Hättest du am Donnerstag Zeit?“ Sie war sich noch nicht sicher und sie waren, leider, schon an der Schule.
Als er am Wochenende immer noch keine Antwort erhalten hatte, überwand er sich, bei ihr anzurufen. Sein Herz schlug schon schneller,als er nur die Nummer wählte und er brauchte mehrere Momente, bis er endlich anrief. Ihre Mutter ging ans Telefon und er fragte, ob er ihre Tochter sprechen könne. Die Mutter sagte ihm jedoch, dass diese nicht zu Hause sei. Frustriert legte er auf.
Am nächsten Tag versuchte er es nochmal, diesmal ging jedoch ihr Bruder ans Telefon. Dessen Schwester war glücklicherweise zu Hause und er freute sich insgeheim, ihre Stimme zu hören. „Und? Hast du am Donnerstag Zeit?“, fragte er sie. Doch die Antwort schockierte ihn: „Tut mir Leid, ich hab leider doch keine Zeit...“ Sie verabschiedeten sich noch und dann legte er auf. Er war völlig am Boden zerstört. Er war sich so sicher, dass sie das gleiche wie er empfinden würde, er hatte ihr sogar extra ein Geschenk gekauft. Er wollte am liebsten tot umfallen.
Am letzten Schultag schaffte er es, ihr auf dem Rückweg das Geschenk doch noch zu geben. Sie war leicht überrascht aber erfreut, jedoch war er nicht dumm und hatte eingesehen, dass sie nur lieb zu ihm war, weil sie ihn nicht verletzen wollte. Die bittere Erkenntnis war jedoch, dass er keine Chance hatte...
Nach den Ferien traf er sie noch ein bis zweimal, beim letzten Treffen jedoch sagte er ihr, dass er nun nicht mehr mit ihr zur Schule laufen würde.
Der Schmerz war noch einen Monat zu spüren, bis er sich einredete sie zu hassen.
Wochen später, hatte er sich endlich abgefunden. Er fühlte weder die Wärme in ihren Augen wie am Anfang, noch das Eis, wie am Ende. Er spürte nichts.
Doch irgendjemand „dort oben“, wollte ihm entweder noch eine Chance geben, oder ihn quälen. Das neue Sportunterricht Programm war Tanzen. Es kam wie es kommen musste, er tanzte, nachdem er so viel Arbeit damit hatte sie zu hassen, mit ihr und fühlte sofort die Wärme, die er anfänglich gespürt hatte. „Warum“, fragte er sich, „warum ist mein Leben so?“.
Die Wärme, die er beim Tanzen spürte, verflog nach einer Woche wieder und machte Platz für Trauer. Er mied jeglichen Kontakt zu ihr. Nur noch sein Lieblings-Lied erinnerte ihn an die schönste Zeit in seinem Leben.