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Vergessen
Sie steht am Fenster und beobachtet die Vögel draußen. Jetzt tut sie, es, wo er nicht mehr da ist. Vorher hat sie das nie gemacht. Oh, Marc… Er fehlt ihr so. Sie schließt die Augen und versucht die Tränen zurückzuhalten.
Sie versucht, sich sein Gesicht vorzustellen. Es klappt nicht. Er hatte dunkle, sanfte Augen und dunkles Haar. Aber wie hatte er sonst ausgesehen? Seine Nase, seinen Mund, all das hat sie vergessen. Einfach vergessen. Sie hat Marc vergessen.
Nun kann sie die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Marc…“, schluchzt sie leise. Heiße Tränen rollen ihr erneut übers Gesicht. Sie lehnt sich an die kalte Fensterscheibe.
Wie schnell man vergisst. Viel zu schnell. Aber sie will Marc nicht vergessen, sie will ihren Bruder für immer behalten.
Rasch kramt sie in ihre Geldbeutel- wo ist sein Bild? Endlich findet se das kleine Passbild. Lange starrt sie es an. Nein, das ist nicht Marc. So war er nicht. Hier schaut er ernst in die Kamera. Er war aber fast immer fröhlich. Das auf dem Bild ist nicht der Marc, es ist der tote Marc. Vergeblich versucht sie, die Erinnerungen an ihn heraufzubeschwören. Doch sie sind weg. Einfach verschwunden. Marc ist Vergangenheit. Sie hat keinen Bruder mehr.
Entschlossen wischt sie die Tränen ab und dreht sich vom Fenster weg.