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Verklungenes Kinderlachen

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30.12.2017
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Verklungenes Kinderlachen

Eijeijei die Schaukeln quietschten. Ana konnte nicht aufhören zuzuhören. Bis die Pflegemutter neben ihr sie wieder in die Unterhaltung zwang: „Sie ist krank.“
„Sie ist erst sieben Jahre alt.“
„Vermutlich ist sie schon von Geburt an krank.“
„Gibt es seelische Erkrankungen gleich nach der Geburt?“ Ana blieb an der Frage hängen, aber es war zwecklos ihr nachzugehen. Die Pflegemutter war nicht die Richtige für eine psychologisch, philosophische Debatte, auf die es bei dieser Frage unweigerlich hinauslaufen würde. Die Frau verlangte mehr Geld, für dieses scheinbar stark gestörte Kind, wie sie es nannte. Ihr stand die Rolle einer Mutter genauso wenig wie Ana, die einer Sozialarbeiterin. Wie gerne wollte sie jetzt eine Zigarette rauchen.

Ana beobachtete die Kinder ohne leibliche Eltern, die sich erst später ihren Traumata bewusst werden würden. Als ihr Blick das sieben Jährige Mädchen auf der Schaukel traf, erkannte sie, dass ihr Job keine Berufung war. Ana litt mit und Mitleid hatte noch keinem Menschen geholfen. Das Mädchen auf der Schaukel tat ihr Leid. Plötzlich stürzte es aus der Luft auf den Boden. Das Mädchen prallte auf, aber verzog dabei keine Miene - Kein Anzeichen von Schmerz, genauso, wie es wenige Momente zuvor keine der Freude gab. „Komm, ich helfe dir auf.“ Das Mädchen starrte Ana an, oder war sie es, die das Kind anstarrte? Sie wusste nicht ob es Trost bedurfte. Denn das Mädchen richtete sich gerade auf. Sie war noch so klein, aber irgendwie kam sie Ana groß vor, jedenfalls größer, als sie selbst sich im Augenblick fühlte. Sie wollte dieser kleinen Seele helfen, aber war sich gleichzeitig ihrer Ohnmacht bewusst. Ana blieb bloß eine Vermittlerin, deren Arbeit erledigt war, wenn sie wieder einmal ein Kind bei einem Ehepaar untergebracht hatte, deren Wohnverhältnisse und Einkünfte stimmten. Das Mädchen verzog immer noch keine Miene. Die Sonne musste sie stören, aber der Ansatz ihres bemüht höflichen Blickes war nicht weg zu blenden.
„Du verletzt dich selber, richtig?“ Ana kannte die Probleme ihrer Schützlinge, denen sie selbst keinen Schutz bieten konnte.
„Es fühlt sich gut an.“
„Wieso machst du das?“
„ Das machen Erwachsene doch auch.“ Ana fiel dazu nichts ein. Wenn Kinder ein schlimmes Trauma erleiden, dann erkrankt ihre Psyche. Ana kaute an ihren Fingernägeln. Das Mädchen erklärte, dass sie ihre Eltern vermisse, aber daran nichts ändern könne. Auf die Frage von Ana ob sie bei ihren Pflegeeltern bleiben wolle, nickte diese. „Ich brauche ja einen Ort an dem ich sein kann.“
„Also bist du glücklich dort?“ wollte Ana ungläubig wissen.
„Ob es Glück wirklich gibt...?“ Aus dem Mund des Mädchens klang das nach keiner Frage. Jetzt erkannte Ana die Krankheit dieses Kindes. Sie war erwachsen und nicht mehr unschuldig. Sie war dem Versagen der Menschen begegnet und war für Erwachsene deswegen schwer zu ertragen. Vermutlich kaum tragbar. „Wie alt bist du?“ fragte es. „ Dreiunddreißig.“ „Du könntest also auch eine Mutter sein?“ Ana nahm ihre Hand und ging mit ihr zu den Schaukeln. Sie setzte sich auf eine der beiden und das Mädchen begann sie anzutauchen. Es war laut auf dem Spielplatz. Das Mädchen war ganz ruhig und tauchte weiter an. Ana fühlte den sanften Wind, der sich plötzlich zu einem brennend heißen Föhn wandelte. In ihr begann sich eine alte Wunde zu entzünden. Ana bat das Mädchen aufzuhören. Diese folgte sofort und löste damit die Zündschnur. Anas Füße berührten wieder den Boden, aber ihr Verstand musste noch irgendwo da oben schweben. „Warum tust du immer sofort was man dir sagt?“ brüllte sie die Kleine an.“ Das Mädchen blickte ihr besorgt in die Augen und Ana konnte nicht standhalten. Sie zündete sich eine Zigarette an und ließ sich wieder auf die Schaukel sinken. Ihre Finger zitterten dabei. Sie wollte mit ihrer Arbeit helfen, aber der Anblick dieser verletzlichen Wesen, die keine Miene verzogen, nachdem ihnen Schlimmes widerfahren war und die dann auf Erwachsene angewiesen waren, machte sie wütend. Gerade wollte sie weiter auf das Kind einwirken, sich nicht alles gefallen zu lassen, wie ein längst gefallener Soldat, da wurde es gerufen. Das Mädchen gab ihr zum Abschied die Hand. Ana ignorierte die Blicke der Erwachsenen und schnippte ihre Zigarette in die Sandkiste. Dann schwang sie sich immer wilder in rettende Höhen. Die Bodenlosigkeit erinnerte sie an ihre Ankunft in Deutschland, nachdem sie sich mit anderen, aber ohne ihre Eltern durch die Wälder aus dem Kosovo gekämpft hatte. Der Gedanke daran tat weh. Ana mochte die Erwachsenen nicht, weil sie Kindern die Kindheit nahmen. Und dann aus egoistischen Gründen halfen. Waren die Motive von Hilfe egal, solange geholfen wurde? Die Schaukel gab jetzt noch andere Geräusche von sich. Sie hörte sich gequält an. Ihre Ketten rissen aus den Ankern und Ana fiel. Sie war schon zu groß. Die Landung auf dem Boden war schmerzhaft. „Jao kako boli!“ Und dann rollten Tränen über ihre Wangen. Gefolgt von einem Lächeln. In Ana wohnte doch irgendwo ein Kind.

 

Hallo Lizzielie,

Ich schreib mal mit.

Ana konnte nicht aufhören zuzuhören.

Das klingt sehr ungelenk, zumal es die Einleitung ist. Da fällt dir bestimmt eine elegantere Lösung ein. Zum Beispiel: Ana versuchte, nicht darauf zu hören, doch sie konnte es einfach nicht. Oder so ähnlich.

Der Dialogeinstieg ist dir gut gelungen. Sehr direkt, bringt sofort Aufmerksamkeit.

Ana blieb an der Frage hängen, aber es war zwecklos, ihr nachzugehen.

Komma

Ihr stand die Rolle einer Mutter genauso wenig wie Ana, die einer Sozialarbeiterin.

Hä? Ich bin mir nicht sicher, was du hier sagen willst, wahrscheinlich sind die Kommas falsch, deshalb ist es unverständlich. Also: Die Rolle der Mutter stand ihr nicht, andersherum passte Ana aber auch nicht in die Sozialarbeit. Wie findste das?

Ana beobachtete die Kinder ohne leibliche Eltern, die sich erst später ihren Traumata bewusst werden würden. Als ihr Blick das sieben Jährige Mädchen auf der Schaukel traf, erkannte sie, dass ihr Job keine Berufung war.

Das klingt komisch. Sag doch vielleicht, sie beobachtete die Kinder des Waisenhauses (falls es das überhaupt ist) beim Spielen. Außerdem: siebenjähriges Mädchen. Und was bedeutet, dass ihr Job keine Berufung ist? Das verstehe ich nicht, vielleicht klärt sich das ja noch im Laufe des Textes auf...

Plötzlich stürzte es aus der Luft auf den Boden.

Das klingt, als wäre das Mädchen geflogen.

Sie wusste nicht, ob es Trost bedurfte.

der Ansatz ihres bemüht höflichen Blickes war nicht weg zu blenden.

auszublenden

Wenn Kinder ein schlimmes Trauma erleiden, dann erkrankt ihre Psyche.

Ein Trauma ist eine psychische Krankheit, und das nicht nur bei Kindern. Den Satz kannste eigentlich ganz kicken, denke ich.

Das Mädchen erklärte, dass sie ihre Eltern vermisse, aber daran nichts ändern könne. Auf die Frage von Ana ob sie bei ihren Pflegeeltern bleiben wolle, nickte diese.

Warum behältst du die Dialogform nicht bei?

„Ich brauche ja einen Ort, an dem ich sein kann.“
„Also bist du glücklich dort?“, wollte Ana ungläubig wissen.

Bitte schau dir die Kommaregeln nochmal an, ich werde sie im folgenden nicht mehr aufzeigen.

Vermutlich kaum tragbar.

Untragbar heißt, dass es man es keinesfalls dulden kann. Meinst du das hier wirklich? Oder eher unerträglich?

Sie setzte sich auf eine der beiden und das Mädchen begann sie anzutauchen.

Was bedeutet "jemanden antauchen"?

In ihr begann sich eine alte Wunde zu entzünden.

Alte Wunden entzünden sich nicht. Dafür müssen sie zuerst wieder ausreißen.

Ihre Ketten rissen aus den Ankern und Ana fiel.

Beide Ketten gleichzeitig? Sehr unwahrscheinlich.

„Jao kako boli!“

Wollte ich auch gerade sagen.

Uff, Lizzielie.
Man merkt, dass hinter deiner Geschichte ein tieferer Gedanke steckt, ich konnte ihn nicht enkodieren, sorry. Spannendes Thema, aber ich versteh nicht so ganz, was du mir sagen willst. Deine sprachlichen Mittel sind auf jeden Fall gut. Überarbeiten, weiter üben, lautet mein Rat.

Viele Grüße,
Dein Salomon

 

Hallo Salomon

(Ich weiß nicht, wie ich hier deinen Namen markiere, sodass er blau wird)
Erstmal vielen Dank für dein detailliertes Feedback, das ist auf jeden Fall hilfreich, aber natürlich auch enttäuschend für mich, dass sich aus meinem Text nicht ergibt, worum es mir geht.

Ich wollte gerne aufmerksam machen und aufzeigen, dass durch Kinder eine Gesellschaft aufgebaut und geformt wird und "wir", wenn wir die Kinder nicht Kinder sein lassen, ( durch Kriege oder schwierige Familienverhältnisse) den Baustein für eine gesunde Gesellschaft brüchig machen. Das Thema sollte sein, dass Kinder, die zu schnell erwachsen sein müssen, später, wenn sie selbst Erwachsen sind, immer ein inneres zerbrechliches Kind mit sich herum schleppen. Selbst zerbrechlich zu sein bedeutet dann ja oft auch, nicht objektiv anderen helfen zu können, weil man zu sehr mit sich beschäftigt ist...

Das ist auch mit dem Satz gemeint, " ..dass ihr Job keine Berufung ist."
Aufgrund ihrer Vergangenheit möchte sie helfen, aber sie hat Mitleid und diesen Kindern zu helfen verletzt sie selbst mehr, als dass sie ihnen wirklich eine Hilfe sein kann...

Das nur, um meine Intention zu verstehen den Text zu schreiben.

Deine Anmerkungen sind auf jeden Fall gut, was das sprachliche und natürlich auch was die Kommata betrifft. Also vielen Dank und ich werde versuchen, das Thema offensichtlicher heraus zu arbeiten.

 

Hi Lizzielie,

Ich bins nochmal. Die Markierung einfach mit @-Zeichen, hat ja geklappt :)

Wow, da hast du dir auf jeden Fall thematisch einen ganz schönen Brocken herausgesucht. Vielleicht lag es ja an mir, dass ich es nicht verstanden hab. Ich denke und hoffe, es werden sich noch Leser finden, die dazu nochmal Stellung beziehen werden. Viel Erfolg beim überarbeiten!

Viele Grüße,
dein Salomon

 

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