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Verschärfte Regeln

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01.01.2015
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Anmerkungen zum Text

letzte Bearbeitung: 7.12 . 13.00 Uhr
Ich habe noch ein paar "schrullige" Stellen eingedampft, ein paar Pilcher Formulierungen gekillt, glaube aber immer noch meinen Text zu lesen - Danke für die tollen Tipps

Verschärfte Regeln

Es scheppert, klirrt, Scherben rutschen über das jahrzehntelang gepflegte Parkett. Ich horche auf. Ein Fluchen von meinem Enkel Paul oder irgendeinem der anderen Umzugshelfer. Was haben sie jetzt wieder zerstört? Als meine selbstgebastelte Tiffanylampe zu Bruch ging, hieß es von den jungen Leuten nur: ein Umzug fordert eben Opfer!
Traurig streiche ich über unsere Hochzeitsbank. Im letzten Sommer hatte Horst sie frisch gestrichen, in diesem Frühjahr sitze ich allein auf den taubengrauen Brettern. Er wird nie wieder unsere Brötchenkrümel ans Rotkehlchen verfüttern, mir nie wieder einen Pott Tee bringen. Mir fehlen die gemeinsamen Unternehmungen, allein fühle ich mich unsicher. Das wird durch den Umzug auf die Sternschanze nicht besser.

Anderthalb Zimmer in der Margaretenstraße, gut gelegen, aber es fühlt sich an wie Niemandsland. Natürlich haben sie alle recht, die alte Wohnung war zu groß und zu teuer. Die Kinder haben ein paar meiner Möbel in die schönen Räume gequetscht, mir wirklich viel geholfen, nur was soll ich hier? Ich will nicht jede Stubenfliege kennen, aber doch wenigstens den Weg zum Bäcker. Die Worte meiner Kinder klingen in mir nach: Früher warst du unternehmungslustig!

So schwer kann es nicht sein, hier einen Bäcker zu finden. Ich suche die Häuser nach der vertrauten Brezel ab. Was für ein Gewimmel! Da sind Mütter mit Kindern, Arbeiter beim Feierabendbier, alte Leute mit Rollwagen und Hundebesitzer. Erst als ich den verführerischen Duft frischer Kaffeebohnen und Gebäck erschnuppere, werde ich ruhiger. Endlich etwas Vertrautes! Mit Horst hätte ich mir Lebenswege für all die Menschen hinter den abgehetzten Gesichtern ausgedacht. Da, die Frau mit der einzelnen Tüte Milch und dem herumhuschenden Blick zum Beispiel sieht aus, als ob sie auch allein ist, unsicher. Und der Knirps da, mit den Händen auf dem Rücken und dem bemüht harmlosen Gang hat bestimmt etwas ausgefressen.

Neugierig betrete ich die portugiesische Bäckerei. Viele unerwartete Gebäckarten und seltsame Brötchennamen führen mich in Versuchung. Mit einer gut gefüllten Tasche fürs morgendliche Frühstück verlasse ich den Laden, der mir unversehens mit Natas und Papo secos einige Urlaubserinnerungen beschert hat.
An einem alten Kino, jedenfalls deute ich die verglasten Schaukästen und das geschwungene Vordach so, strahlt eine Leuchtreklame – Schanzenkrug. Auf dem Stehtisch eine Laterne und Polster locken auf der Bank zum Verweilen. Ein großes Schild vor der Tür: ‚Keiner betritt allein diese Kneipe!‘ lässt mich den Kopf schütteln. Komische Gegend! Ich habe schon viel gehört, von ‚Hunde verboten‘ bis ‚Kinder unerwünscht‘, aber das? Was glauben die eigentlich, wie alleinlebende Menschen das finden?

Grummelnd öffne ich die schwere Tür, erhasche einen Blick auf Sitzecken mit Wintergartencharme. Üppiges Grün von Kletterpflanzen, Lampions, die sanftes Licht verbreiten, ziehen mich weiter. Lachen umhüllt mich und der Duft lässt mich schlucken. Es riecht nach Kartoffelsuppe und frischen Kräutern. Lächelnd atme ich tief ein, erfreut, dass es sich gelohnt hat, ein wenig das Viertel zu erkunden. Auch wenn ich nur ungern allein Essen gehe, das Lachen und der appetitliche Duft heben meine Stimmung.
„Einen wunderschönen, recht frühen Abend!“
Vor mir steht ein rothaariger Mann mit Lederschürze, ein kariertes Handtuch locker auf der Schulter. Ich fahre zusammen, bin noch mit allen Sinnen beim Erleben des Foyers und habe ihn nicht herankommen sehen. „Guten Abend! Das ist aber einladend hier.“
„Danke!“ Sanft nimmt er mich am Ellenbogen und dreht mich mit einem Lächeln zur Tür. „Ich freue mich riesig, dass es Ihnen gefällt, aber wir meinen unser Schild ernst.“
Ich entziehe ihm meinen Arm, auch wenn ich sicher bin, dass er mir nichts Böses will. Wie meint er das?
„Keiner betritt allein diese Kneipe! Seien Sie so freundlich und warten kurz draußen, bis noch ein Einzelgast eintrifft.“
Allein durch seine körperliche Präsenz drängt er mich vor die Tür, zeigt dabei einladend auf die Bank. Und wendet sich zum Gehen.
„Ihr Ernst? Seit Wochen traue ich mich kaum raus, nerve alle Bekannten und heute raffe ich mich auf – und dann das!“
Er setzt an zu sprechen, will erklären, aber aus mir muss der Ärger, das Alleinsein der letzten Tage und auch mein Unverständnis heraus. Mit erhobenen Händen kommt er zurück, schiebt mich sanft auf die Bank und legt mir die Decke über die Knie. „Wirklich, es ist nicht böse gemeint. Vertrauen Sie mir bitte für ein paar Stunden.“ Sein Lächeln ist offen, ich schlucke meine Wut. Nach einem Griff hinter die Eingangstür drückt er mir eine Schale mit Keksen in die Hand. „Lassen Sie sich die ruhig schmecken, da fällt das Warten leichter.“
„Wie? Warten? Ich möchte nur eine Kleinigkeit essen, ein wenig unter Menschen, …“ Ich höre meine Stimme brechen, hasse die aufsteigenden Tränen. Gerade war ich noch so schön wütend, jetzt möchte ich mich heulend zusammenrollen.
Was bilden die sich hier ein? Zeigen wir der armen Alten mal, wie allein sie ist? Ich brauche das nicht!

Noch ringe ich mit mir, ob ich gehe oder mich auf dieses seltsame Spiel einlasse, als aus meiner Handtasche Beethovens Neunte erklingt. Ich hasse das Wischen über den Bildschirm. Geschafft! Oh, Inga ruft mich freiwillig an, es wird doch nichts passiert sein?
„Hallo Töchterchen, was gibt es?“
„Ich wollte unser Treffen für Samstag absagen und Paul sucht den Sicherungskasten.“
Ich atme aus, schlucke alles, was mir spontan durch den Kopf geht, hinunter und frage: „Wie geht es dir?“
„Äh! Danke, alles gut. Halt viel zu tun. … Tut mir leid, dass ich keine Zeit für dich habe. Und bei dir?“
„Ich bin stinkig! Hast du kurz Zeit, dann erzähle ich es?“
Ich glaube die Gedanken meiner Tochter zu hören, aber ihr scheint keine passende Ausrede einzufallen.
„Keine Bange, ich mache es kurz, du hast bestimmt noch viel vor.“ Ich bin froh, meinen Frust loszuwerden. Also meckere ich über das Viertel, die Unmengen an fremden Menschen im Allgemeinen und respektlose und von sich überzeugte Wirte im ganz Besonderen. Atemlos höre ich auf, habe um Zeit zu sparen, wohl eher gesprudelt und warte jetzt auf Ingas Meinung. Wie erwartet übergeht sie den ersten Teil, aber das dämliche Schild bringt meine mit viel Gerechtigkeitssinn ausgestattete Tochter, auch auf die norddeutsche Eiche.
„Im Ernst, das ist Nötigung, so was muss man sich nicht gefallen lassen. Geh rein und erzähl denen was. Sachen gibt es!“
Mir geht es bereits besser, jetzt, wo ich den Ärger los bin.
„Geh da jetzt rein! So was lässt man nicht durchgehen.“ Dann siegt ihre allgegenwärtige Zeitnot und sie verabschiedet sich.

Ich stopfe das Handy zurück in die Tasche, stecke mir einen Keks nach dem anderen in den Mund. Und nun?
Vor der Tür bleibt ein junger Mann stehen und liest offensichtlich das Schild. Er schüttelt den Kopf und schaut mich fragend an. Ohne lange zu überlegen, biete ich ihm den letzten Keks an, schäme mich, alle aus Frust in mich hineingestopft zu haben.
Zaghaft lächelnd kommt der Mann näher, zeigt auf das Schild. „Meinen die das Ernst?“
„Todernst!“ Ich muss grinsen, so trocken klingt meine Antwort.
Mein Gegenüber nickt. „Mein Bruder hat gesagt, ich soll hier auf ein Bier hin. Komme aus Afrika.“
Er ist ziemlich blass für einen Afrikaner, aber was weiß ich schon. "Allein wird man sofort hinausgeschickt.“
„Und worauf soll man warten?“
„Na, dass noch jemand allein kommt …“ Ich stutze und schaue den Mann fragend an.
Zwischen dem Schild und mir hin und her schauend, kommt er zu demselben Ergebnis: „Na dann!“
Wir zögern, mustern uns, überlegen wahrscheinlich beide, ob das eine gute Idee ist. Aber was soll's, wir wollen hinein. Gemeinsam betreten wir den heimelig wirkenden Gastraum.

„Herzlich willkommen! Ich bin Friedrich und heute Abend für Euch da.“
Der Spruch erinnert mich an die Kellner in den vornehmen Restaurants, in die uns mein Enkel ausführt. So was Ungemütlich und Kaltes will ich auf keinen Fall. „Äh … ich möchte nur eine Kleinigkeit.“ Gib mir doch einen Platz, mittendrin, dann kann ich mir einbilden dazuzugehören.
Friedrich wendet sich dem jungen Mann zu. „Hallo, schön, dass Du da bist.“
„Ich bin Daniel, alles klar! Mein Bruder sagt, ich soll mir bei Euch ein Bier besorgen und alles mitmachen.“
„Ah, da kennt sich einer aus!“ Wirt Friedrich führt uns in eine kuschelige Ecke am Kamin. Über uns eine dicke Palme, echte Chrysanthemen auf dem Tisch.
„Wir haben es hier gerne familiär! Wie darf ich Sie nennen?“
Ich fahre herum, schaue den Wirt verwirrt an. „Äh!“ Was will er von mir? „Müllender! Nein“, ich zögere. „Quatsch! Ich heiße Brunhilde.“ Es fühlt sich ungewohnt an, ein wenig nackig, aber doch richtig.
Sein offenes Lächeln und Nicken werte ich als Anerkennung, ein extra ‚Willkommen‘.
„Tut mir bitte den Gefallen und lasst Euch heute Abend darauf ein, als Versuch. Und zwar gemeinsam!“
Was meint er? Bange schaue ich mich um, suche nach etwas Illegalem oder Unrechtem. Der Gastraum wirkt einladend und gemütlich, herzliches Lachen und Stimmengewirr dringen aus dem Nachbarraum herüber, es klingt nach Spielen oder Wettkämpfen.
Ich atme einmal tief durch, will mich ihm wieder zuwenden. Aber er ist weg. „Wo ist er hin?“
Meine Zufallsgesellschaft zuckt mit den Achseln, schaut sich suchend um, zieht sein Handy aus der Tasche.
„Wenn ich Friedrich richtig verstanden habe, sollen wir den Abend zusammen verbringen. Dann noch mal …“ Ich reiche ihm die Hand. „Ich bin Brunhilde.“
Ein kurzes Zögern, dann schüttelt er sie kurz. „Daniel.“
Er schaut aus, wie ich mich fühle – verwirrt, skeptisch und ein bisschen neugierig. Was denkt so ein junger Mann wohl von mir?
Friedrich stellt einen Korb auf den Tisch, der Duft von warmem Brot weckt meinen Appetit, auch Daniel schluckt auffällig. „Ein Gruß aus der Küche. Was darf ich Euch zu trinken bringen?“
Ich bestelle die Tagessuppe und eine Saftschorle, Daniel eines der Fassbiere und das Bauernfrühstück.
„Ach, bevor ich es vergesse, bitte legt Eure Handys hier hinein. Ich schließe sie in den Garderobenschrank, beim Gehen holt ihr sie hiermit wieder heraus.“ Er zieht zwei Schlüssel aus den nummerierten Schubladen und reicht sie uns. Und schon sind unsere Handys weg. Skeptisch schaue ich ihm hinterher.
Daniel wirkt, als hätte er sich von seinem Erstgeborenen getrennt. „Da hat er mich jetzt total überfahren.“ Nach einem letzten Blick Richtung des ominösen Schrankes, wendet er sich mir zu.
Und schweigt.
Worüber unterhält man sich mit einem wildfremden jungen Mann?

„Ich würde mich gerne zu Euch setzen, wäre das recht?“ Friedrich serviert die Getränke und wartet ab.
Es gibt eigentlich auch keine höfliche Verneinung, also „Gerne.“
„Habt Ihr Euch schon bekannt gemacht?“ Wir nicken, konzentrieren uns beide auf den Wirt. „Ich bin kein echter Hamburger und daher immer neugierig, was Eure Lieblingsplätze sind.“ Er schaut uns an, ganz ruhig, abwartend, ohne auf das Schweigen zu reagieren.
Einen tiefen Zug Bier nehmend, nickt Daniel mir zu und lässt mir den Vortritt. Auch wenn ich ihn nicht kenne, redselig ist er eindeutig nicht. Durch meinen Kopf rauscht eine Unmenge von Bildern, was ist wichtig, was will ich erzählen? Zögerlich fange ich an, schaue immer wieder zwischen Friedrich und Daniel hin und her. „Ich bin eine Winterhuder Deern, der Stadtpark ist mein Garten. Ich kenne jeden Baum zum Klettern, jedes Versteck zum Knutschen, jedes Planschbecken und natürlich das Planetarium.“ Ich merke, wie meine Begeisterung mit mir durchgeht. Erinnerungsbaden haben Horst und ich es genannt. „Mein Mann liebte die The Dark Side Of The Moon Show im Planetarium.“ Ich höre Pink Floyds Sound, sehe Horst rocken – eine schöne Erinnerung.
„He, mein Dad steht auch auf Pink Floyd.“ Daniels Gesichtsausdruck wird lebhafter, er mustert mich interessiert.
„Toll! Dann wäre das mal ein schönes Geschenk, falls die Show noch läuft. Du bist auch Hamburger?“ Fast glaube ich, dass Daniel die Antwort verweigern will, er lehnt sich zurück und mustert die anderen Gäste.
Leise, stockend höre ich seine Worte, obwohl er mich immer noch nicht anschaut. „Ich glaube, ich bin gar nichts mehr.“
„Das kann man wieder ändern!“ Friedrich drückt uns jeweils einen Coupon in die Hand. „Bevor ich es nachher vergesse! Ich würde mich freuen, wenn Ihr beide wiederkommt. Ab morgen dürft Ihr gerne nebenan mitspielen.“
Das klingt aber nicht seriös. Quatsch, so wie Friedrich bisher wirkt, ist es ganz harmlos, ich ärgere mich über mein immer wieder aufflackerndes Misstrauen gegen alles und jeden. „Ihr spielt um Geld?“, will ich aber doch wissen.
„Nicht generell, die Spieler einigen sich vorher. Die Wunsch-Coupons werden einfach gerne zur Spannungserhöhung genutzt. Und um irgendetwas gemeinsam anzugehen. Das seht ihr morgen.“ Und schon ist Friedrich wieder weg, ein neues Zweierteam an der Tür begrüßen.
Daniel hat das Bauernfrühstück so schnell und komplett aufgegessen, der Teller könnte direkt in den Schrank zurück. Ich will ihn schon wegen des Appetits necken, da fällt mir sein wieder abwesender Gesichtsausdruck auf. Er ist mit den Gedanken irgendwo anders, und das ist kein schöner Platz. Ich lasse ihn in Ruhe, warte lieber auf Friedrich, der mir mittlerweile sympathisch ist, ein angenehmes Gefühl.

Irgendwann macht mich das Schweigen kribbelig und ich frage; „Daniel, hast Du einen Lieblingsplatz in Hamburg, von früher meine ich?“ Wenn mich Friedrich mit dieser Frage zum Reden gebracht hat, klappt es vielleicht auch bei meinem wortkargen Tischpartner.
Erst allmählich kehrt Leben in seine Augen zurück, sieht er mich wirklich. „Momentan nicht! Ich war fünfzehn Jahre in Afrika, als UN-Soldat. Ich erkenne nicht viel wieder. Aber früher, da habe ich mich zum Hafen oder auf den Großmarkt geschlichen – so viel Leben, so viel Power.“
Es wirkt nicht, als ob Afrika ein gutes Thema wäre, also Hafen. „Oh ja, der Hafen ist fantastisch, ich liebe den Blick in das Hafenbecken am Burchardkai, weißt Du, von der A7 runter."
"Und das Trockendock von Blohm und Voss“. Daniels Augen leuchten auf.
Wir unterhalten uns über Seefahrt, das Nationengemisch auf dem Großmarkt und das Café im Schifffahrtsmuseum. Mit unregelmäßigen Unterbrechungen durch neue Gäste oder wenn er an der Theke hilft, steuert Friedrich Anekdoten aus dem Kneipenalltag bei.
Irgendwann registriere ich, wie spät es geworden ist und verabschiede mich eilig.
„Es wäre toll, wenn wir uns morgen wiedersehen, denk an den Coupon.“ Friedrich hilft mir in den Mantel und drückt mir nach einem Blick in den tropfenden Himmel einen Schirm in die Hand. Das Handy ist auch wieder in meiner Handtasche, ich habe es heute Abend tatsächlich nicht vermisst.
Auf dem Weg durch die nassen Straßen mit lichterspiegelnden Pfützen frage ich mich, warum ich es plötzlich so eilig gehabt habe. Da wartet niemand, meine Tabletten kann ich auch eine Stunde später nehmen und das Fernsehprogramm ist den Tausch gegen diesen entspannten Abend bestimmt nicht wert. Mit jeder Straßenkreuzung mehr Abstand kommen die Zweifel zurück. War das alles echt heute Abend?

Mit genau diesen Zweifeln starte ich in den nächsten Tag, zwinge mich zu der gerade erlangten Routine des Alleinlebens. Am Ende einige ich mich mit mir selbst, dass ich eine dämliche alte Oma bin und heute lieber irgendeine der sinnlosen Fernsehshows gucke, anstatt auf das Interesse wildfremder Menschen zu hoffen. Irgendwo blitzt kurz das Bild von Daniels abwesendem Blick auf. Ob er Hilfe braucht? Ich mache mir am frühen Abend Schnittchen, gönne mir eine kleine Weinschorle und schalte durch die Kanäle. Nichts reizt mich, also suche ich mir ein Buch. Als ich den Schmöker beiseitelege und nach dem Strickzeug greife, habe ich schon kapituliert, traue mich nur nicht, es einzugestehen. Ich will in den Krug!

Den geborgten Schirm von gestern brauche ich heute nicht, hoffe aber, nur kurz auf die benötigte zweite Person warten zu müssen. Wer wird es heute sein? Was, wenn es gar nicht passt oder gar jemand Unangenehmes ist? „Du bist so was von eine olle Meckeroma!“, sage ich mir.
„Nö, Sie sehen ganz normal aus.“ Ein älterer Herr, der offensichtlich nach Leergut in den Papierkörben sucht, nickt mir zu.
Ich ziehe den Kopf ein, muss aber doch grinsen. In Ordnung, normal, aber Bedenkenträgerin – auch nicht toll. Zumindest werde ich mir Mühe geben, egal, wer mir heute zum Einlass verhilft. Schon von weitem sehe ich auf der Bank zwei rauchende Mädchen sitzen und überlege, ab wann man in einen Krug darf. Als ich an die Bank herantrete, unterbrechen sie ihr Gespräch und schauen mich neugierig an.
„Guten Abend!“
„Tja, äh … hey!“
Automatisch schüttle ich den Kopf über die mangelnden Umgangsformen, aber ich schaffe es, den Mund zu halten. „Vielleicht wären Sie so lieb, und nehmen mich mit rein?“
„Das heißt, die meinen das Schild ernst?“ Sie drücken ihr Kippen in den Aschenbecher.
„Eindeutig!“ Die Erinnerung lässt mich schmunzeln.
„Ich glaub ja nicht, dass ich dann heute wiedergekommen wäre.“ Die Kleinere von beiden sieht mich skeptisch an. Sie sind älter, als ich dachte, vielleicht Mitte zwanzig.
Mich fröstelt es, der Hamburger Herbst ist feuchtkalt, auch wenn es nicht regnet. „Könnten wir hineingehen? Bitte!“

Die jungen Frauen halten die Tür auf, helfen mir aus dem Mantel und wieder mal wird mir klar, dass ich zu vorschnell mit meinen Urteilen bin. Früher war ich doch offener …
Friedrich kommt auf uns zu und komplimentiert die jungen Frauen in eine Sitzecke. Ganz freiwillig halte ich ihm mein Handy hin. Mir gefiel es gestern, nicht ständig nachzuschauen, ob jemand mich erreichen wollte. Dankend nickt Friedrich und zeigt in Richtung des Spielsaales, aus dem bereits geselliges Juchzen und Rufen dringen. „Schön, dass Du wieder da bist, Brunhilde. Du kannst gerne durchgehen, ich habe noch zwei Neulinge, die werde ich mit den jungen Damen zusammenbringen.“

Skeptisch betrete ich den Saal. So sehr mich die hörbare Geselligkeit lockt, alle gehen vertraut miteinander um, lachen, feuern sich an. Vielleicht hätte ich nach Daniel fragen sollen? Am Würfeltisch wird gekniffelt. Lautes Gejohle verkündet eine Siegerin. Das nächste Spiel startet unglaublicherweise mit einem Kniffel aus fünf Sechsen. Beeindruckt gehe ich weiter, würfeln war nie meins. Im Vorbeischlendern sehe ich einen vollbesetzten Kartentisch, das würde mich reizen. Rommé konnte ich früher richtig gut, vor allem muss man mit seinen Nachbarn nicht viel reden. Die Brettspieler haben gerade eine Partie Mensch ärgere dich nicht beendet.
„Ich wünsche mir Hilfe beim Fensterputzen, die hohen Fenster schaffe ich nicht mehr.“ Die ältere Dame schaut den Verlierer fragend an, reicht ihm den Wunschcoupon.
„Klar, Du kochst Kaffee, ich bringe Kuchen mit und dann ist das fix erledigt.“ Der junge Mann scheint sich zu freuen. Vielleicht ein Student.

Mensch ärgere dich nicht haben wir früher viel gespielt, das wäre etwas. Als ein Platz frei wird, setze ich mich und warte ab.
„Wollen wir echt noch eine Runde, so prickelnd fand ich es nicht.“ Gelangweilt schaut der junge Mann auf das Spielbrett.
„Tja, was dann?“ fragt die letzte Gewinnerin.
Ich blicke enttäuscht auf, die Erinnerung an lustige Runden mit den Kindern und die noch viel lustigeren mit Freunden gehen mir durch den Kopf.
Die ersten Stühle werden zurückgeschoben, einige der fünf Spieler schauen sich bereits nach einer anderen Spielrunde um.
„Äh … ich würde so gerne spielen.“ Leise sage ich es und suche jetzt doch Augenkontakt.
Alle schauen mich an, wägen wohl ab.
„Du bist neu, oder?“ Mit einem freundlichen Lächeln begleitet, wirkt die Frage interessiert.
Einer atmet schnaufend aus, einer grinst, am Ende ziehen alle die Stühle wieder heran und schauen mich neugierig an.
„Na dann! Ich bin Nadine.“
Auch die anderen stellen sich vor und begrüßen mich herzlich.
„Brunhilde! Ja, ich bin neu hier. Und … wohl auch eine der Älteren?“
Ich werde freundlich angelächelt. Einer grinst: „Hallo, Oma Brunhilde."
Schweigend schaue ich ihn böse an.
„Wir … also mein verstorbener Mann und ich haben oft mit verschärften Regeln gespielt.“
Alle reagieren neugierig. „Erklär mal!“
Ich atme tief ein, setze mich aufrecht hin. „Für mehr Tempo wird mit zwei Würfeln gespielt. Rückwärtsschlagen ist Pflicht und ein Haus gibt es nicht.“
Was für ein Durcheinander: „Hart!“, „Echt jetzt?“, „Das wird klasse, los, lasst machen!“
„Ach so, und wer einen Pasch würfelt, muss auf dem Balkon aussetzen.“ Ich zeige in die Mitte des Spielbrettes, lege zur Verdeutlichung einen Stapel aus Bierdeckeln hin. „Der nächste Pasch wirft dort raus!“

Und schon geht es los. Die zwei Würfel treiben die Figuren über das Brett, das Risiko steigt. „He, zurück auf Start mit dir, du hättest Oma Brunhilde rauswerfen müssen.“
Stöhnend stellt der Erwischte eine seiner Figuren zurück auf Start. Ich würfle zwei Fünfen und muss eine Figur auf dem Balkon pausieren, komme nicht weiter, bin aber in Sicherheit. Es geht hin und her, so viel gelacht habe ich ewig nicht und längst haben sich um uns Gäste versammelt, feuern uns an. Daniel ist darunter, steht einsam am Rand, aber er lächelt. Ich glaube, er war es, der mir ein Glas Weinschorle hingestellt hat. Drei meiner Figuren habe ich schon ins Ziel gebracht, bin voll im Spielfieber. Auf der anderen Tischseite würfelt mein ärgster Konkurrent. Ein Pasch. Die Hälfte der Zuschauer stöhnt, mein Tischnachbar brüllt: „Schmeiß Oma Brunhilde vom Balkon!“, und ich fahre zusammen.
Nein, nein, ich will gewinnen, mir ist ein wunderbarer Wunsch für den gesetzten Wunschcoupon eingefallen. Ein Wurf noch und dann traue ich mich, den Coupon zu setzen. Ich bin voll auf die nötigen Zahlen konzentriert, sehe die Würfel schon fallen. Neben mir stöhnt ein Spieler auf, fegt mit einem eleganten Schwung meine Figur vom Tisch und klopft mir versöhnlich auf den Rücken. „Tut mir leid Brunhilde, ich musste dich rauswerfen.“
Fassungslos schaue ich zu, wie das Spiel weitergeht, mein Gegenüber lässig mit einer Sechs und einer Fünf ins Ziel zählt und mich schulterzuckend anlächelt. „Nächstes Mal, Brunhilde, bestimmt!“ Ich stimme in das Lachen ein, schiebe meinen Wunschcoupon über den Tisch und spüre die Traurigkeit heraufziehen. Mühsam reiße ich mich zusammen.

Daniel hockt sich zu mir, schaut mich fragend an. „Schlechte Verliererin?“
„Nein!“ Ich zwinge mich zum Lächeln, spiele mit meinen blauen Figuren. „Ich hatte nur eine so gute Idee, was ich mir gewünscht hätte.“
„Verrätst du es mir?“
Kurz zögere ich: „Eine Stadtteilführung! Damit ich mich endlich heimischer fühle.“
Hinter mir raschelt es, der Sieger beugt sich über meine Schulter. „Warum sagst du das nicht gleich, ich bin hier aufgewachsen.“
Ringsum zustimmendes Rufen. Daniel zieht sich aus dem Kreis zurück, will sich ausklinken. „Daniel, magst Du nicht mitkommen und ein Stück Hamburg wiederentdecken?“ Ich bin auf die Absage gefasst, versuche nicht enttäuscht zu sein.
Er zögert, lächelt verhalten. Und streckt mir den hochgereckten Daumen entgegen.

 

So liebe Witch, da bin ich mal die Erste - frischauf!

Da habe ich recht detailliert Zitate gesammelt, aber vielleicht erst einmal der Gesamteindruck: Da hast du viele schöne Details über das Leben älterer Menschen in der Stadt, in einer Geschichte, die viel Charme hat, mit robuster Protagonistin, die aber für mich hier und da ein bisschen hängt.
Der Einstieg, besonders der Weg zum Bäcker war für mich etwas zäh, zumal Brunhilde ja im weiteren Verlauf der Geschichte keine Schwierigkeiten hat, sich durch die Straßen zu bewegen. Das ist m.E. auch gar nicht ihr Problem. Sie ist fit, wach, misstrauisch, energisch und grundsätzlich sauer - super! Die körperliche Schwäche hingegen ist sehr ungenau. Im ersten Teil des Textes denke ich, dass sie vielleicht sehr alt ist (+85), dann sinkt ihr Alter in meiner Vorstellung auf so paarnsiebzig. Das sind mindestens zehn Jahre!
Von mir aus kannst du die körperliche Schwäche wegnehmen oder sie wirklich präziser gestalten.
Schön finde ich, wie gesagt, dass du viele Themen einarbeitest: allein essen gehen (gerade für Frauen), eine belebte Straße, unbekannte Straßenzüge, Smalltalk mit Fremden, Misstrauen gegen Fremde, unter der Fuchtel der Familie stehen, nach draußen wollen und draußen keinen Ort haben etc. - und dagegen die Erfahrung, wie einfach Gemeinschaft sein kann.
Dann sind da in der Kniepe aber wirklich nur nette Menschen! Und der Wirt hat's raus! Was für ein guter, guter Mann! Da haben wir sehr, sehr viel Happy End! Vielleicht kannst du die Kratzigkeit ein bisschen weiter treiben...

Aber jetzt ins Detail:
Ups, das ist aber viel. Hab lange nicht kommentiert...

Ein unterdrücktes Fluchen von meinem Enkel Paul oder irgendeinem der andern Umzugshelfer lässt mich aufhorchen.
Erst Scheppern, dann Fluchen und dann horcht sie auf? nicht beim ersten Scheppern?
Ich kralle die Hand ins schmiedeeiserne Balkongitter.
ums
hieß es von den jungen Leuten nur, ein Umzug fordert Opfer
hm, hätter ich konjunktiv genommen, bin aber nicht der Profi (der kommt vielleicht noch durch...): fordere
Alte Schnepfe, wer hier wohnt, darf nicht jammern.
finde ich ganz schön krass.
Das klingt nur so Oma Brunhilde,
so komma Oma
Ich versuchte es, obwohl ich ihre Antwort vorhersagen könnte.
mE hätte vorhersagen können ODER (einfacher) vorhersagen konnte
Wann hat sich das so verändert, dass mich der Weg zu einem unbekannten Bäcker schreckt.
Ja, das denke ich, bzw. ich bin ja jetzt mit meinem 89jährigen Vater im Urlaub, und wir haben eine ca. 70jährige Frau kennengelernt, die alleine reist. Genau darum gings heute Abend: die Verkleinerung der Welt im Alter - und die Frage, wie weit wir diesen Prozess steuern bzw ob wir ihn überhaupt bemerken.
Ich schaue die gepflasterte Straße hinauf und hinunter, suche ein vertrautes Schild, einen Hinweis. Dann wage ich mich in den Strom, den Blick fest auf den Boden geheftet. Nicht fallen und nichts sehen, was mich überfordert. Außer Unmengen an Lieferfahrzeugen sind hier morgens um halb acht viele zielstrebige Füße unterwegs.
Also wenn ich gepflasterte Straße lese, sehe ich erst einmal eine leere Straße, denn wenn viele Leute drauf sind, sehe ich das Pflaster nicht.
werde angezogen und verliere schon jetzt jeden Willen, mich gegen die Verführungen zu wehren.
naja Übergewicht scheint kein zentrales Problem zu sein. Würde ich rauslassen, und den Satz mit der Waage drin lassen, der hat ja ihren Humor:
Zucker ist ein wunderbarer Tröster, das muss ich nur noch meiner Waage klarmachen.

Langsam taste ich mich durch die Fußgänger, Kinderwagen schiebende Mütter, Hunde ausführende Rentner, stolpere fast über die Beine eines Bettlers und umrunde alle vorsichtig.
Also zwischen den Fußgängern hindurch, hoffe ich zumindest. Bzw ... taste ich mich zwischen Fußgängern, Kinderwagen schiebenden Müttern, Hunde ausführenden Rentnern hindurch und stolpere
umrunde alle vorsichtig fand ich verwirrend, umrundet sie die nachddem sie sich durchgetastet hat? Und warum ist sie nach all den vorsichtigen Bewegungen plötzlich atemlos:
Atemlos sinke ich auf eine Fensterbank

War das mein Handy? Ich krame es aus der Jackentasche, hoffe auf eine bekannte Stimme. Da ist nur der vertraute Bildschirmschoner, ein Familienbild im Stadtpark. Wahrscheinlich habe ich den Klingelton eines anderen Telefons wahrgenommen. Tatsächlich, viele der Vorbeieilenden starren ein Handy an, sprechen oder schreien gar hinein. Auch ich habe die letzten Tage alle angerufen, die vielleicht ein Weilchen mit mir schwatzen würden, musste aber einsehen, dass nach dem dritten Anruf in zwei Wochen fast alle genervt reagieren. Vielleicht außer Moni, meiner alten Freundin. Leider zieht ihr Gejammer über das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen mich noch weiter hinunter.
Ja, beides mir sehr vertraut, Klagen über Freunde, die sich nicht zurückmelden oder Freunde, die ständig jammern.
statt: dass nach dem dritten Anruf in zwei Wochen fast alle (alle hast du vorher schon): musste aber einsehen, dass sie nach dem dritten Anruf (...)genervt reagieren.
Als ich das Schild entdecke, strahlt auf dem Stehtisch eine heimelige Laterne, Polster auf der Bank locken zum Verweilen. Mühsam ziehe ich die schwere Tür auf, erhasche einen Blick auf Sitzecken mit Wintergartencharme. Üppiges Grün von Kletterpflanzen, Lampions, die sanftes Licht verbreiten locken mich weiter.
Die Stimmung kommt rüber, aber 2Mal "locken". Lampions, die sanftes Licht verbreiten Komma
, denn über den Einkauf beim Bäcker habe ich leider alle anderen fehlenden Leckereien vergessen
was genau sind alle anderen fehlenden Leckereien? Die kamen doch gar nicht vor - und eigentlich brauchen wir sie nicht. Ist halt nix zu Essen im Kühlschrank. Sonst über DEM Einkauf
der leider meist zu kurz erschallt, um das Gespräch rechtzeitig anzunehmen
Ja, das ist auch oft so eine Schwierigkeit, die Wischerei auf dem Handy. Ich bin aber ziemlich über die Konstruktion gestolpert.
Ich atme aus, schlucke alles, was mir spontan durch den Kopf geht hinunter und frage: „Wie geht es dir?“
durch den Kopf geht Komma. Sehr glaubwürdig. Kann man sich schon denken, was B. durch den Kopf geht.
Stricken, Fernsehen, was gegen achtzehn Uhr definitiv kein Bildungsfernsehen ist und ein bisschen auf Instagram herumsurfen.
ist Komma
An der Krugtür angekommen zähle ich in Gedanken bis drei und treten energisch ein.
trete
die spürbare Wärme lässt mich sehnsuchtsvoll einatmen.
na, vielleicht eins rausnehmen? Z.B. spürbar?
Gerade war ich noch so schön wütend, jetzt möchte ich mich heulend zusammenrollen.
Ja wie schade um die schöne Wut. hübsch.
Wirt Friedrich führt uns in eine kuschelige Ecke am Karmin.
Kamin
Ich fahre herum, schaue den Wirt verwirrt an. „Äh!“ Was will er von mir? „Müllender! Nein“, ich zögere. „Quatsch! Ich heiße Brunhilde.“ Es fühlt sich ungewohnt an, ein wenig nackig, aber doch richtig.
Auch hübsch. Man kennt sie jetzt gut.
Daniel eines der gut klingenden Fassbiere und das Bauernfrühstück.
Weiß nicht, wie die Biere genau klingen.
Quatsch, so wie Friedrich bisher wirkt, ist es ganz harmlos, ich ärgere mich über das immer wieder aufflackernde Misstrauen gegen alles und jeden.
Ich weiß, mein und dein ist nicht in Mode. Aber sie ärgert sich über ihr Misstrauen.
„Du bist so was von einer ollen Meckeroma!“, sage ich zu mir.
„Nö, Sie sehen ganz normal aus.“ Ein älterer Herr, der offensichtlich nach Leergut in den Papierkörben sucht, nickt mir zu.
Hihi
Das Kopfschütteln über die mangelnden Umgangsformen kommt automatisch, aber ich schaffe es, den Mund zu halten.
Ich bin kein großer Fan von diesem Nominalstil und schlage vor: Automatisch schüttel ich den Kopf
Der nach Student aussehende Mann scheint sich zu freuen.
Der junge Mann scheint sich zu freuen. Sicher ein Student.
„Oh ja, ich würde auch helfen und natürlich gerne mit Euch Kaffee trinken. Hab schon die ersten Kekse gebacken.“ Das Spielbrett gelangweilt beiseiteschiebend gibt die Spielerin ihren Platz frei.
Ist das die gelangweilte Spielerin, die gern Kaffee trinken will? Nicht ganz klar.
begrüßen mich mit herzlichen Worten
begrüßen mich herzlich.

Gern gelesen, liebe Grüße
Placidus

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @greenwitch

[Edit: Mit @Placidus überschnitten und ja, ist auch bei mir etwas lang geworden, sorry, hab einfach drauflos zitiert]

Alte Bäume verpflanzt man nicht. Doch genau das passiert mit Oma Brunhilde, sie wird fremdplatziert, da man den Platz benötigt und es ist ja auch schön dort am neuen Ort, sei bitte dankbar, dass unser Überflieger Paul mit dir tauscht.
Das tut echt, echt weh, greenwitch. Zu sehen, wie kalt und herzlos die Kinder und Enkel mit der Oma umspringen. Aber nun ist es halt mal so und Brunhilde wird zwangsversetzt, ist ja auch viel billiger so und neu ist doch immer gut, ne?

Also muss Brunhilde die vertraute Umgebung verlassen, wird in einer Maushöhle einquartiert und schickt sich nun an, mit der neuen Situation zurecht zu kommen. Das gefällt mir als Prämisse und ich bin gespannt, was sie daraus macht.

Sie hadert noch ein bisschen mit ihrem Alter, erinnert sich aber ihrer früheren Unternehmungslust und zieht los, ihre neue Umgebung zu erkunden. Anscheinend ist gerade Rush-Hour, denn ein Strom aus Menschen reisst sie mit und droht sie zu ersticken, wäre da nicht die Bäckerei mit ihren Leckereien, ihr Rettungsanker. Beschwingt und mit Backwaren eingedeckt geht's auf den Rückweg. Und so kommen wir zum nächsten Schauplatz, ein Lokal in einem alten Kino. Und ab da zieht sich die Geschichte etwas in die Länge. Mir gefällt zwar die Idee mit der zunächst unerhört klingenden Zurückweisung an der Eingangstür, aber es dauert mir dann viel zu lange, bis auch Brunhilde schnallt, was der tiefere Sinn damit verbunden ist. Ich komme später noch im Detail darauf zurück. Jedenfalls wird sie leicht unsanft vor den Kopf gestossen, und denkt sich, sie sei hier nicht willkommen. Zum Glück gibt sie nicht auf, und nach ein paar neuen Versuchen gelingt ihr dann auch der Einlass ins Lokal und sie findet dank Spiel und Spass den Zugang zu netten Leuten. Am Ende gibt es sogar Hoffnung auf den Beginn einer neuen Freundschaft.

Na dann mal der Reihe nach

greenwitch schrieb:
Vorhin habe ich Paul angefahren, sie sollen nicht so über mich reden. Er hat mich angelächelt: „Das klingt nur so Oma Brunhilde, alles gut, das verstehst du nicht.“
Was für ein respektloser Pisser, ehrlich.

greenwitch schrieb:
Er wird nie wieder unsere Brötchenkrümel ans Rotkehlchen verfüttern, mir nie wieder einen Pott Tee bringen, nie wieder sagen, das schaffst du.

Nach vier Monaten, in denen ich nur atmete und weiter atmete,

Ist der Absatz hier richtig? Ich dachte nämlich erst, sie sei jetzt schon vier Monate ausgezogen, merkte dann aber, es waren die vier Monate nach Horsts Tod.

greenwitch schrieb:
Sie haben ein paar meiner Möbel in die schönen Räume gequetscht, wirklich viel geholfen beim Umzug, aber was soll ich hier?
Das ist ja auch so brutal. Welche Dinge kann/darf man noch aus einem grossen Haus mitnehmen. Da hängen ja an jedem Möbel, Schrank und Bilder die Erinnerungen und nun soll man sich davon trennen müssen, nur weil für alles nun mal nicht genug Platz vorhanden ist in anderthalb Zimmern.

greenwitch schrieb:
Und wenn ich gerade dabei bin, wann habe ich meinen Namen gegen eine Bezeichnung eingetauscht?
Finde ich zu dick aufgetragen, bräuchte es für mich nicht. Ist aber sicher Geschmacksfrage.

greenwitch schrieb:
Ich schaue die gepflasterte Straße hinauf und hinunter, suche ein vertrautes Schild, einen Hinweis.
Einen Hinweis auf was?

greenwitch schrieb:
Außer Unmengen an Lieferfahrzeugen sind hier morgens um halb acht viele zielstrebige Füße unterwegs.
Wie kann sie die sehen, wenn sie auf den Boden schaut?

greenwitch schrieb:
Ich recke die Nase dem verführerischen Duft frischer Kaffeebohnen und etwas viel zu Süßem entgegen, werde angezogen und verliere schon jetzt jeden Willen, mich gegen die Verführungen zu wehren. Zucker ist ein wunderbarer Tröster, das muss ich nur noch meiner Waage klarmachen.
Ich finde, den Mahnfinger brauchts hier nicht. Ich würde das lieber als Rettungsanker in der gefährlichen Grosstadtbrandung sehen und sie freudig in die Bäckerei begleiten.

greenwitch schrieb:
War das mein Handy? Ich krame es aus der Jackentasche, hoffe auf eine bekannte Stimme. Da ist nur der vertraute Bildschirmschoner, ein Familienbild im Stadtpark. Wahrscheinlich habe ich den Klingelton eines anderen Telefons wahrgenommen. Tatsächlich, viele der Vorbeieilenden starren ein Handy an, sprechen oder schreien gar hinein. Auch ich habe die letzten Tage alle angerufen, die vielleicht ein Weilchen mit mir schwatzen würden, musste aber einsehen, dass nach dem dritten Anruf in zwei Wochen fast alle genervt reagieren. Vielleicht außer Moni, meiner alten Freundin. Leider zieht ihr Gejammer über das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen mich noch weiter hinunter.
stärker fände ich: ..., ein Bild meiner Familie im Stadtpark.
Und braucht es den Rest? Es soll ja ihre Einsamkeit unterstreichen und das stumme Handy mit dem Familienbild finde ich stark genug.

greenwitch schrieb:
Ich rapple mich auf und schaffe es ohne anzuecken bis in die [portugiesische] Bäckerei. Verwirrt schaue ich mich um, viele unerwartete Gebäckarten und seltsame Brötchennamen, die mich dennoch in Versuchung führen. Mit einer gut gefüllten Tasche verlasse ich den portugiesischen Bäckerladen, der mir unversehens mit Natas und Sauerteigbrötchen einige herrliche Urlaubserinnerungen beschert hat.
würde 'portugisische Bäckerei' vorher bringen.

greenwitch schrieb:
An die Tür ist ein Zettel gepinnt und ich schüttele den Kopf über diese Gegend. ‚Keiner betritt allein diese Kneipe!‘
Reihenfolge? Idee: An der Tür hängt ein Zettel: ‚Keiner betritt allein diese Kneipe!‘ Komische Gegend. Ich habe schon ...

greenwitch schrieb:
Was glauben die eigentlich, wie alleinlebende Menschen das finden? Den ganzen Heimweg über schimpfe ich vor mich hin.
Finde ich als Reaktion etwas unnatürlich. Bei der ungewöhnlichen Anweisung geht mir sofort "Ja soll ich jetzt warten, bis noch jemand kommt?" durch den Kopf. :D
Aber ich bin ja nicht Brunhilde und so lasse das mal so stehen. Weiter geht's ...

greenwitch schrieb:
Mit einigen interessanten Dokus, einer mittelprächtigen Serie[Komma] sowie zwei Sudokus[Komma] habe ich den Nachmittag herumbekommen
Dokus/ ...doku

greenwitch schrieb:
Es sollte ab siebzehn Uhr geöffnet sein, vielleicht gönne ich mir einen spontanen Imbiss? Seltsam, so sehr hat mich lange nichts beschäftigt. Meinen die das Ernst? Wenn ich den alten Wasserturm als aufblitzenden Leuchtturm nehme, dürfte ich mich im Viertel nicht verlaufen.
Vielleicht wäre bei der ersten Begegnung des Lokals ein GEschlossen hilfreich.
Erntmeinen, Wasserturm, Leuchtturm. Das scheint mir vom Informationsgehalt etwas zusammengewürfelt. Oder soll das Brunhildes Verunsicherung illustrieren?

greenwitch schrieb:
Als ich das Schild entdecke, strahlt auf dem Stehtisch eine heimelige Laterne, Polster auf der Bank locken zum Verweilen.
Sie war ja schin mal da, also eher: Als ich den Schanzenkrug wieder fand/gefunden hatte, ...

greenwitch schrieb:
Was meint er? Der Hinweis an der Tür fällt mir wieder ein. In meinen Gedanken brodelt es, ich will aufmucken, gegenhalten, meckern, aber da stehe ich bereits draußen und der Wirt zeigt einladend auf die Bank und sagt: „Bis später!“
Die Reaktion des Wirts, Brunhilde wortkarg hinauszukomplementieren wirkt hier etwas konstruiert. Ich weiss, du brauchst die Geheimniskrämerei, um die "Pointe" hinauszuzögern, aber der Wink des Wirts mit dem Zaunpfahl, sprich auf die Bank, lässt mich als Leser halt bereits wissen, dass Brunhilde doch bitte auf "Begleitung" warten soll.

greenwitch schrieb:
Oh, Inga ruft mich freiwillig an, es wird doch nichts passiert sein?
„Hallo Töchterchen, was gibt es?“
„Paul sucht den Sicherungskasten, ich wollte unser Treffen für Samstag absagen und mich einfach mal melden.“
He, he, die natürliche Reaktion, wenn Kinder "ausserterminlich" anrufen, kenn ich gut.
Allerdings erschliesst sich mir die Aussage "Paul sucht den Sicherungskasten" nicht. Und einfach mal melden sollte am Anfang stehen, denn wie sonst könnte Inga den Termin absagen.

greenwitch schrieb:
„Ich bin stinkig! Hast du kurz Zeit, dann erzähle ich es?“
Es bleibt still, ich kann die Gedanken meiner Tochter dennoch hören, aber ihr scheint keine passende Ausrede einzufallen.
Gefällt mir, ev. Knackiger?
'Ich kann die Gedanken meiner Tochter hören, aber ihr scheint keine Ausrede einzufallen.'
So ist die Stille implizit eingebaut.

greenwitch schrieb:
Wie erwartet übergeht sie den ersten Teil, aber das dämliche Schild bringt meine, mit viel Gerechtigkeitssinn ausgestattete Tochter, auch auf die norddeutsche Eiche.
Friedels Revier, aber braucht es die letzten beiden Kommas?

greenwitch schrieb:
Bei den ganzen Rezepten und Restauranttipps komme ich nicht drum herum, an den seltsamen Krug zu denken. Und Appetit bekomme ich auch!

Ich raffe mich auf, stopfe das Handy in die Handtasche und kontrolliere mein Portemonnaie. Viel brauche ich für mich allein nicht, aber ein bisschen Wurst und vielleicht einen leckeren Salat für morgen kann ich besorgen, bevor ich dem Wirt in der Kinokneipe ein paar Takte erzähle.

Hier fehlt mir die Ankündigung, Einkaufen zu gehen. Ich dachte erst, sie wolle doch noch in den Krug essen gehen.

greenwitch schrieb:
An der Krugtür angekommen zähle ich in Gedanken bis drei und treten energisch ein.
trete (und klingt fast so, als wolle sie die Tür eintreten :D)

greenwitch schrieb:
„Ich weiß, es istungewohnt, aber glauben Sie mir, es funktioniert.“ Er drückt mir eine Schale mit Keksen in die Hand. [Anführungszeichen]Nehmen Sie die ruhig mit raus, da fällt das Warten leichter.“

greenwitch schrieb:
Am Stehtisch bleibt ein junger Mann stehen und liest offensichtlich das Schild.
Ist am Stehtisch auch ein Schild? Lass ihn doch vor der Tür stehen bleiben, dann haste auch kein WW drin.
Dann würde
greenwitch schrieb:
„Meinen die das Ernst?“
ernst oder im Ernst

greenwitch schrieb:
Mein Gegenüber nickt, vielleicht soll das Hochziehen der Mundwinkel aber auch ein Lächeln werden?
brauchts das?

greenwitch schrieb:
„Ich habe schon zweimal versucht hineinzukommen, aber allein wird man wirklich hinaus geschickt.“
Das beisst sich mit dem vorherigen Stehenbleiben. Da dachte ich, dass er erst gerade angekommen sei. Nun scheint er aber schon zweimal rausgeschickt worden zu sein. "Die meinen das ernst." wäre dann wohl die richtige Wahl.

greenwitch schrieb:
Lederschürzenmann Friedrich wendet sich dem jungen Mann zu. „Wie schaut´s aus, hier in Hamburg sagen wir schnell du?
Macht man das so? Klingt irgendwie steif. Ich kenn das nur, das man entweder gesietzt oder in hippen Biezen gleich von Anfang an geduzt wird.

greenwitch schrieb:
Es fühlt sich ungewohnt an, ein wenig nackig, aber doch richtig.
Das fand ich süss.

greenwitch schrieb:
Wir bestellen, ich nur die Saftschorle,
Zuhause hatte sie noch Hunger. Gut, sie hat ja die ganzen Kekse verputzt. :p

greenwitch schrieb:
„Der Kerl hat mich total überfahren.“
Finde ich etwas hart. Villeicht eher der Typ, oder der Wirt.

greenwitch schrieb:
Wir Frauen müssen täglich ein paar mehr Silben unterbringen, also los.
Den Joke verstehe ich nicht. Liegts daran, dass ich ein Mann bin? :p

greenwitch schrieb:
„Mein Mann liebte die The Dark Side Of The Moon Show im Planetarium.“ Ich höre Pink Floyds Sound, sehe Horst rocken – eine schöne Erinnerung.
„He, mein Dad steht auch auf Pink Floyd.“ Daniels Gesichtsausdruck wird lebhafter, er mustert mich interessiert.
„Toll! Dann wäre das mal ein schönes Geschenk, falls die Show noch läuft.
Na, das ist doch mal ne Gemeinsamkeit, jetzt müsste das Eis schmelzen.

greenwitch schrieb:
Ihn lieber in Ruhe lassend, konzentriere ich mich auf Friedrich, der mir mittlerweile vertraut vorkommt, ein angenehmes Gefühl.
Ah, doch illegales Glücksspiel oder vielleicht sogar Drogen?
Das kommt jetzt irgendwie aus dem Nichts, oder?

greenwitch schrieb:
„Oh ja, der Hafen ist fantastisch, ich liebe den Blick in das Hafenbecken am Burchardkai, weißt Du, von der A7 runter. Und das Trockendock von Blohm und Voss.“
Wir unterhalten uns über Seefahrt, das Nationengemisch auf dem Großmarkt und das Café im Schifffahrtsmuseum.
Hier würde ich Daniel ergänzen lassen, dass man merkt, es entsteht eine Unterhaltung:
„Oh ja, der Hafen ist fantastisch, ich liebe den Blick in das Hafenbecken am Burchardkai.“
„Und das Trockendock von Blohm und Voss.“, ergänzt Daniel.
Wir unterhalten uns ...

greenwitch schrieb:
Ich will in den Krug! Was würde Inga sagen, wenn ihre Mama abends in eine Kneipe geht? Auf der Kommode im Flur liegen die Coupons, wäre wirklich schade um die gute Tat und die Spielrunde hat sich lustig angehört.
Das gefällt mir, genau, los hoch, ab in den Krug.

greenwitch schrieb:
„Nö, Sie sehen ganz normal aus.“ Ein älterer Herr, der offensichtlich nach Leergut in den Papierkörben sucht, nickt mir zu.
Sie denkt das ja, da muss sie nicht politisch korrekt sein. Ein Penner, Obdachloser, Randständiger, such dir was aus, aber älterer Herr? Da sehe ich Mario Adorf in der Rolle. :D

greenwitch schrieb:
Das Kopfschütteln über die mangelnden Umgangsformen kommt automatisch, aber ich schaffe es, den Mund zu halten. „Wollen Sie mit hineinkommen?“ Entweder, die beiden haben ähnliche Bedenken wie ich hinsichtlich unangenehmer Gesellschaft oder das Schild noch nicht gelesen.
Fragt das Brunhilde? Verstehe ich nicht, die beiden sind ja wohl keine siamesischen Zwillinge, die wären doch schon lange selber reingekommen? Oder sagt das der eine Teenager zu Brunhilde? Ja, so würde ein Schuh draus.

greenwitch schrieb:
Mich fröstelt es, der Hamburger Herbst ist feuchtkalt, auch wenn es nicht regnet. „Könnten wir hineingehen[?] Bitte!“

greenwitch schrieb:
Friedrich kommt auf uns zu und komplimentiert die jungen Frauen in eine Sitzecke. Ganz freiwillig halte ich ihm mein Handy hin.
So richtig verstanden habe ich das Zutritts-Konzept anscheinend doch noch nicht.

greenwitch schrieb:
„Oh ja, ich würde auch helfen und natürlich gerne mit Euch Kaffee trinken. Hab schon die ersten Kekse gebacken.“ Das Spielbrett gelangweilt beiseiteschiebend gibt die Spielerin ihren Platz frei.
War das jetzt Sarkasmus? Bin icht sicher. Ich glaube aber, das war Sarkasmus, oder? Wenn ja, würde ichs noch verstärken mit 'so was von' und 'liebend gern'.

greenwitch schrieb:
„Wollen wir echt noch eine Runde, so prickelnd fand ich es nicht.“ Unlustig schaut der junge Mann auf das Spielbrett.
„Tja, was dann?“ fragt die letzte Gewinnerin.
Das Spielen scheint mir in diesem Lokal nur Mittel zum Zweck zu sein, um jung und alt zusammenzubringen. Hilfe zur Selbsthife oder so.

greenwitch schrieb:
„Äh … ich würde so gerne spielen.“ Leise sage ich es und suche jetzt doch Augenkontakt.
Irgendwie bekomme ich Brunhilde nicht ganz zu fassen. Mal ist sie forsch, mal sehr schüchtern, fast naiv. Aber vielleicht geht das ja nur mir so.

greenwitch schrieb:
Einer atmet schnaufend aus, einer grinst, am Ende ziehen alle die Stühle wieder heran und schauen mich neugierig an.
„Na dann! Ich bin Nadine.“
Hoppla, 180° Kehrtwende. Das ging jetzt aber schnell. War das jetzt ein Test? Dass Brunhilde sich öffnet und alle darauf gewartet haben?

greenwitch schrieb:
„Na dann! Mensch ärgere dich nicht![Schlusszeichen]

greenwitch schrieb:
Alle schauen mich neugierig an. „Erzähl mal!“
Erklär mal!

greenwitch schrieb:
du hättest Oma Brunhilde rauswerfen müssen.“
Hat sie sich als Oma vorgestellt? Ich glaube nicht.

greenwitch schrieb:
Die Hälfte der Zuschauer stöhnt, mein Tischnachbar brüllt: „Schmeiß die Oma vom Balkon!“, und ich fahre zusammen.
Fand ich jetzt etwas erzwungen, so Challenge mässig untergebracht, check. Kommt mir auch etwas befremdlich vor. Oder soll das tatsächlich ein Spielzug sein? Wer sich ausruhen darf kann runtergestossen werden? Ist eigentlich ja nicht wichtig, hat mich nur kurz irritiert.

greenwitch schrieb:
„Nächstes Mal[Komma] Brunhilde, bestimmt!“

greenwitch schrieb:
Kurz zögere ich: „Eine Stadtteilführung von jemandem der sich hier auskennt, damit ich mich endlich heimisch fühle.
Finde, die Erklärung brauchts gar nicht.

greenwitch schrieb:
Hinter mir raschelt es, der Sieger beugt sich über meine Schulter. „Warum sagst du das nicht gleich, das mache ich von Herzen gerne mit dir.“
Ringsum zustimmende Stimmen. Daniel zieht sich langsam aus dem Kreis zurück, ich sehe ihn sich ausklinken. „Daniel, magst Du nicht mitkommen und ein Stück Hamburg wiederentdecken?“ Ich bin auf die Absage gefasst, versuche nicht enttäuscht zu sein.
Er zögert, lächelt verhalten und nickt: „Mit Dir jederzeit, da kann ich mir noch was abgucken.“
Der Schlussakkord kling für mich noch etwas schief. Ich kann dir nicht genau sagen, woran es liegt, aber ich probier mal was, so mehr zwischen die Zeilen packend:
Hinter mir raschelt es, der Sieger beugt sich über meine Schulter. „Warum sagst du das nicht gleich, ich bin hier aufgewachsen.“
Ringsum zustimmende Stimmen. Daniel zieht sich langsam zurück, will sich ausklinken.
„Daniel, magst Du nicht mitkommen?“ Ich bin auf die Absage gefasst, versuche nicht enttäuscht zu sein.
Er zögert, lächelt verhalten und nickt: „Mit Dir jederzeit.“

Brunhilde wurde umquartiert und hat per Zufall ein Lokal entdeckt, dass Menschen durch Spiel und Spass zusammenbringt, sowie auch soziale Einrichtungen unterstützt. Vielleicht könnte man da noch etwas mehr herausholen, statt dem Spiel und seinen Regeln soviel Platz einzuräumen.

Aber das ist jetzt wieder Meckern auf hohem Niveau. Ich bin gerne deiner Brunhilde auf ihrer Entdeckungstour gefolgt und hoffe für sie, dass sie am neuen Wohnort heimisch wird. Vielleicht ruft ja noch Inga an und Brunhilde, kurz angebunden: Keine Zeit, muss meinen Wunschcoupon erspielen. :D

Danke für deine Challenge-Geschichte.
Liebe Grüsse, dot

 

Hallo @greenwitch

Auch hier ist wieder eine Geschichte, in der man sich richtig wohlfühlen kann, wenn man in sie eintaucht. Der Wirt ist offenbar ein Menschenfreund und Menschenkenner, der weiß, wie man die Rädchen der Kommunikation schmieren muss, damit Einsamkeit überwunden wird.

Das Überwinden der Einsamkeit, die ja nicht nur, aber verstärkt alte Menschen betrifft, behandelst du hier auf originelle Weise. Das Challenge-Thema ist ebenfalls vollumfänglich erfüllt, obwohl ich dieses "Schmeiß die Oma vom Balkon" als etwas gezwungen empfand. Das braucht es doch gar nicht. Gibt es den „Balkon“ im Mensch-Ärgere-dich-nicht wirklich?

Zu Beginn fiel es mir schwer, die zeitliche Abfolge zu begreifen. Der Einstieg mit dem Umzug ist zwar gelungen – gleich mit Knalleffekt. Danach geht es aber übergangslos weiter mit einem Telefonat mit der Mutter. Eine Rückerinnerung, als sie beim Umzug ist? Und plötzlich ist sie in der neuen Wohnung.

Es wäre außerdem aus meiner Sicht eine Überlegung wert, Brunhilde schon beim ersten Mal in den Schanzenkrug einkehren zu lassen. Da würdest du einen ganzen Tag einsparen. Andererseits bekäme man dann nicht so einen Einblick in ihren Tagesablauf und das Telefonat mit der Tochter fiele auch weg.

Noch ein paar Kleinigkeiten:

Wann hat sich das so verändert, dass mich der Weg zu einem unbekannten Bäcker schreckt.
Wann habe ich mich so verändert, ...
Langsam taste ich mich durch die Fußgänger, Kinderwagen schiebende Mütter, Hunde ausführende Rentner, stolpere fast über die Beine eines Bettlers und umrunde alle vorsichtig.
Entweder sie tastet sich durch oder sie umrundet.
Auch wenn ich nur ungern allein Essen gehen, das Lachen und der appetitliche Duft heben meine Stimmung.
Allein essen gehe
Atemlos höre ich auf, habe[ ] um Zeit zu sparen wohl eher gesprudelt
Komma
„Ich habe schon zweimal versucht hineinzukommen, aber allein wird man wirklich hinaus geschickt.“
hinausgeschickt
Zwischen den Schild und mir hin und her schauend, kommt er zu demselben Ergebnis:
Zwischen dem Schild …
Ihn lieber in Ruhe lassend, konzentriere ich mich auf Friedrich,
Diese Partizip I-Konstruktion wirkt umständlich auf mich. Warum nicht einfach: "Ich lasse ihn lieber in Ruhe und ..."?
Irgendwo blitzt kurz das Bild von Daniels abwesenden Blick auf.
Von Daniels abwesendem Blick
Die jungen Frauen halte die Tür auf,
halten
Friedrich zeigt mir im vorbeieilen den hochgereckten Daumen.
Vorbeieilen


Grüße
Sturek

 

„Herzlich willkommen! Ich bin Friedrich und heute Abend für Sie beide .“ Dich da,
...
Los Oma, reiß dich zusammen und geh deine neue Welt erkunden. Und wenn ich gerade dabei bin, wann habe ich meinen Namen gegen eine Bezeichnung eingetauscht?

Mein Zeit, wat han isch lang nix mehr jespielt (ob Brett- oder Karten, Jacke wie Hose),

liebe witch.

dabei sind solche Gesellschaftsspiele doch bewusst relativ einfach gehalten - mal schau’n, ob das zumindest als Anregung zum Jahresübergang wirken kann und meine erste Frage taucht auch relativ spät auf, wenn es heißt

Ich versuchte es, obwohl ich ihre Antwort vorhersagen könnte.
Da ist nix falsch –
aber ich frage mich, warum diese (ja nur scheinbar) gehobenere Sprach im (umgelauteten) Konjunktiv, wenn der nackte Indikativ „obwohl ich ihre Antwort vorhersagen kann“ den gleichen Effekt hat – man kann etwas korrekt vorhersagen oder eben nicht.

Wann hat sich das so verändert, dass mich der Weg zu einem unbekannten Bäcker schreckt.
Klingt das nicht nach Frage?

Da bleiben wir erst mal beim Thema der Gleichbehandlung von Satzzeichen

„Bis später!“
„Der spinnt ja wohl?“ Ich kann nicht anders, ich mache mir Luft.
Traustu Dich nicht, den 2. Ausruf mit dem entsprechenden Satzzeichen zu ehren?

Was bilden die sich hier ein?
Ja, in Erregung ist man schnell mit einem „die da“ auf der Zunge

„Ich weiß, es ungewohnt, aber glauben Sie mir, es funktioniert.“
fehlt da nicht ein Verb?

Ich habe schon zweimal versucht hineinzukommen, aber allein wird man wirklich hinaus geschickt.“
wie Du hineinkommst kannstu wieder hinausgeschickt werden ...

Zwischen den Schild und mir hin und her schauend, kommt er zu demselben Ergebnis: „Na dann!“
geht ohne Artikel, aber wenn doch unbedingt mit, dann bitte „dem“

Wir zögern, mustern uns, überlegen wahrscheinlich beide, ob das eine gute Idee ist, aber was solls, wir wollen dort hinein.
Müssen wir nun auch nach dem ! den Apostrophen retten?

„Äh … ich möchte nur eine Kleinigkeit trinken.“ Gib mir doch einfach einen Platz, irgendwo, mitten drin, dann kann ich mir einbilden, dazuzugehören.
Weg mit dem letzten Komma!

Sein offenes Lächeln und Nicken werte ich als Anerkennung, als ein extra ‚Willkommen‘
Fehlt da der Abschlusspunkt?, oder hab ich den nur nicht reinkopiert vorhin ...

„Tut mir bitte beide den Gefallen und lasst Euch einfach einen Abend darauf ein, als Versuch. Und zwar gemeinsam!“
Komma weg


„Wenn ich Friedrich richtig verstanden habe, sollen wir den Abend zusammen verbringen. Dann noch[...]mal …“ Ich reiche…
(ein verkürztes „noch einmal ...

„Das kann man wieder ändern! Heute Abend, und vielleicht auch morgen gehörst Du in dieses Stück Hamburg, wenn Du möchtest.“
Warum das Komma?, wo doch ein + verbindend, statt trennend wirkt

Friedrich legt einen kleinen Stapel Coupon vor uns hin.
Liegen da nicht mehrere Coupons?, Weiter unten gelingt es doch ...

„Daniel, hast Du auch einen Lieblingsplatz in Hamburg, von früher meine ich?“
Warum das Komma?
Weg mit ihm!

Auf dem Weg durch die nassen Straßen mit lichterspiegelnden Pfützen frage ich mich, warum ich es plötzlich so eilig hatte.
Hm, warum der Gezeitenwechsel, wenn ein „gehabt hab“ auch schon vorbei ist ...

Irgendwo blitzt kurz das Bild von Daniels abwesende[m] Blick auf.

Ich mache mir am frühen Abend Schnittchen, gönne mir eine kleine Weinschorle und schalte durch die Kanäle. Nichts reizt mich, also suche ich mir ein Buch. Als ich den Schmöker beiseitelege und nach dem Strickzeug greife, habe ich vor meinem Unterbewusstsein schon kapituliert, t….
Gibt’s das überhaupt?
Selbst Sigi Freud hatte da seine Zweifel, als er sein Modell schuf.
Ob „Triebe“ besser sind … bezweifel ich allerdings auch ...

Wer wird es heute sein? Was, wenn es gar nicht passt, oder gar jemand unangenehmes ist?
Komma weg!

„Du bist so was von einer ollen Meckeroma!“, sage ich zu mir.
Wozu das „zu“?
Weg mit ihm!

Die jungen Frauen halte die Tür auf, helfen mir aus dem Mantel und ….
plurales n nicht vergessen!

„Schön, dass Du wieder da bistKOMMA Brunhilde.

Ich blicke enttäuscht auf, die Erinnerung an lustige Runden mit den Kindern und die noch viel Lustigeren mit Freunden gehen mir durch den Kopf.
lustigeren

Fassungslos schaue ich zu, wie das Spiel weitergeht, mein Gegenüber lässig mit einer Sechs und einer fünf ins Ziel zählt und ….
ich fordere Gleichbehandlung von 6 iund 5!

Kurz zögere ich: „Eine Stadtteilführung von jemandemKOMMA der sich hier auskennt, damit ich mich endlich heimisch fühle.“

Ringsum zustimmende Stimmen.
Um zwo substantiviete kommstu da nicht rum. Warum also nicht „ringsum Zustimmung“?

Wie dem auch wird,

gern gelesen vom

Freatle

 

Hallo @greenwitch,

einige Kleinigkeiten:

wirklich viel geholfen beim Umzug, aber was soll ich hier? Ich will nicht jede Stubenfliege kennen, aber doch wenigstens den Weg zum Bäcker.
Die Verknüpfung Möbel - Umzug - Stubenfliege ist mir zu weit her geholt: Vorher und nachher ist von keiner Fliege die Rede, es wäre günstiger, sich auf etwas zu beziehen, von dem die Rede war. Z. B.: 'mir ist es nicht wichtig jeden Winkel der Wohnung zu kennen, aber doch ...' - kann man sehen, was ich meine?


Ich recke die Nase dem verführerischen Duft frischer Kaffeebohnen und etwas viel zu Süßem entgegen, werde angezogen und verliere schon jetzt jeden Willen, mich gegen die Verführungen zu wehren
Vielleicht: werde davon angezogen?

Zucker ist ein wunderbarer Tröster, das muss ich nur noch meiner Waage klarmachen.
Das Kalorien-Dopamin-Problem kurz und knackig auf den Punkt gebracht!

Ich rapple mich auf und schaffe es ohne anzuecken bis in die Bäckerei. Verwirrt schaue ich mich um, viele unerwartete Gebäckarten und seltsame Brötchennamen, die mich dennoch in Versuchung führen. Mit einer gut gefüllten Tasche verlasse ich den portugiesischen Bäckerladen, der mir unversehens mit Natas und Sauerteigbrötchen einige herrliche Urlaubserinnerungen beschert hat.
'Aufrappeln' ist das nicht eher etwas Körperliches (nach dem Hinfallen)? Eher: Ich reiße mich zusammen.

Gut gelungen finde ich die plötzliche Wendung zum Positiven, den "Urlaubserinnerungen". Ein Duft, ein Bild - wie schnell können ganz unerwartete Assoziationen hervorgerufen werden ...

Wenn ich den alten Wasserturm als aufblitzenden Leuchtturm nehme, dürfte ich mich im Viertel nicht verlaufen.
Warum sollte der Wasserturm aufblitzen?

Als ich das Schild entdecke, strahlt auf dem Stehtisch eine heimelige Laterne
Klar, man kann sich denken, dass sie das Kneipenschild meint. Aber da sie vorher auch ein "vertrautes Schild" sucht, finde ich eine nähere Beschreibung angebracht.

Daniel eines der gut klingenden Fassbiere und das Bauernfrühstück.
Was ist ein 'gut klingendes Fassbier'? Du verschenkst die Möglichkeit einer ansprechenden Beschreibung (bernsteingelb schimmernd, frisch perlend ... ).

+

Erinnerungsbaden haben Horst und ich es genannt.

Erinnert an 'Waldbaden', vermittelt gut das damit verbundene Gefühl.

Man kann sicher geteilter Meinung sein, ob deine Geschichte stellenweise zu ausführlich ist, vielleicht auch etwas zu 'glatt'. Insgesamt ist sie stimmungsvoll erzählt, man kann sich in die Protagonisten hineinversetzen.
Gelungen ist auch, dass der Text mit der Zeit Fahrt aufnimmt: Es geschieht immer mehr; die Anzahl der beteiligten Personen nimmt zu, der Inhalt bewegt sich vom Einzelschicksal hin zu der Gruppe. Diese entsteht durch die Magie des 'Aufeinander-Zugehens', die der Wirt ins seinen Krug gezaubert hat.
Eine gute Mischung aus leichter Erzählung und nachdenkenswerten Elementen!

Und – Leute, hört auf den Wirt ... legt öfters mal die Handys weg!

LG,

Woltochinon

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin liebe Witch, @greenwitch ,

hehe, mal schauen, ob ich irgendwie den Spagat zwischen unseren Lebenseinstellungen (oder vielleicht vielmehr: unsere Einstellung zu Menschen) hinkriege. Da bist du jedenfalls die flexiblere von uns beiden ...

Ich komme mal mit einem etwas übergeordneten Kommentar: Den Text lese ich als Pointen-Geschichte, dafür finde ich ihn aber ein bisschen zu lang.

Überleg doch mal, statt einer ganz geraden Linie von 'ganz schlimm' zu 'alles fluffig und 100% Happy End' ein paar Hügel einzubauen. Meine: Der Anfang ist wirklich extrem harsch. Keinen Zweifel, dass es das millionenfach so gibt (und schlimmer, inkl. körperlicher Gewalt oder der Androhung dessen), aber eigentlich stellt sich ja heraus, dass diese Beleidigungen und der nicht-existente Respekt der jüngeren Familienmitglieder nicht der Konflikt ist, sondern eher der Motor, damit der Text dahinlaufen kann, wohin er eben läuft.

Detail: Klar, die Sprecher könnten in unserem Alter sein, aber "Schnepfe" höre ich nicht mal mehr von heute 80-jährigen, das gehört imA eher in die 70er. Da rege ich ein aktuelleres Wort an, um den Generationskonflikt auch in der Sprache zu zeigen - vielleicht was fieses Englisches, was sie dann erstmal kurz überlegen muss. Nachdem sie vielleicht erstmal spontan nett gelächelt hatte, weil ihr nicht klar war, wie beleidigend es war ... Nur ne Idee.

Brunhilde fand ich ehrlich gesagt auch viel zu historisch, die Verwendung dürfte in den 1890ern/1900ern ihre Hochzeit gehabt haben und in der Nachkriegszeit dann wg. der Wagner-Connection vermutlich vollkommen weggebrochen sein. Wenn ich an meine Familie oder dort Bekannte in dem Alter denke (1930er/40er geboren), sind da Ellen, Doris, Jutta, Frederike, Almuth, Laura, Anna ... Ich hab oft den Eindruck - auch bei mir selbst - dass wir selbst schon etwas älter sind, aber bei 'veraltet' an Namen denken, die zu unserer Kinderzeit, nicht der Kinderzeit der heutigen Generationen, altmodisch waren. Ist mir übrigens auch in anderen Texten der Challenge aufgefallen.

Ich meine (kann da auch falsch liegen), dein Thema ist sowohl Einsamkeit / Entwurzeltsein wie auch - begleitend - die Entfremdung von der Familie (durch deren Desinteresse, Empathielosigkeit). Das erste sehe ich aber als Hauptthema, das du am Ende auch löst. Das Problem mit der Familie wird gar nicht gelöst (ist imA auch unlösbar, realistisch gesehen), aber das Intro lässt mich die ganze Zeit warten, dass der Knall aus der Ecke kommt.

Wie wäre es, das Intro zu kürzen und etwas zu entschärfen? Also vllt. freundliche, aber total unpersönliche Gespräche, die zeigen, dass die Jüngeren mit den Gedanken woanders sind, mit ihr reden, aber unpassende Anschlüsse / Antworten zu ihren Aussagen? Dann ist der Konflikt da, aber nicht so krass bewusst-aktiv gegen sie gerichtet.
Sodass die denken, sie tun ihr was Gutes mit der neuen Wohnung und überhören einfach, was sie dazu sagt, das ist ja auch grausam.

Die Verwirrung in der neuen Umgebung fand ich gut, da vielleicht ein bisschen präzisieren (sie spricht davon, sich quasi durch die Menge zu tasten, da würde ich eher erwarten, dass sie sich quasi an den Hauswänden langdrückt, um aus dem Strom rauszukommen, eben mehr Taktik als nur Unwohlsein, denn sie ist ja nicht von heute auf morgen gebrechlich geworden und muss Methoden gefunden haben, damit umzugehen).

Ab da entwickelt sich aber alles in gerader Linie zum nicht-ambivalenten Happy End und - gut, das mag mit mir zu tun haben - so finde ich das sehr schwer zu schlucken. Ist sie eine Person, die spontan bereit ist, Familienbindungen durch Freundschaft zu Fremden auszutauschen? (Klar, das gibt es, aber ich hatte durch das Intro bei ihr nicht den Eindruck, dass sie so tickt.)

Was meinst du eigentlich mit ihrem Gedanken 'für einen Afrikaner ist er ziemlich weiß'? Also etwas hellhäutiger Schwarzer oder ein Kaukasier, der eben aus Afrika kommt? Das klang für mich leider so (vllt. bin ich aber durch die ganzen ZDF SOKOs getriggert), als ob jetzt auch noch ein guter Ausländer rein muss, sorry.

Bei den Szenen im Café / der Gastwirtschaft war ich einige Zeit ziemlich verwirrt, was da überhaupt abgeht. Also wirklich über längere Strecken. Ich frage mich zudem, ob eine, die bereits entwurzelt und verunsichert ist, Spaß an "Spielen" hat, die ja erst mal weiter massiv verunsichern, fies klingen. Also ich wäre garantiert sofort gegangen (nicht so alt, nicht verunsichert), denn die Chance, dass einfach irgendein Fremder jetzt total passgenau nett und interessant und sogar noch über die Maßen hilfsbereit-engagiert ist, halte ich für circa null - hier ticken wir aber einfach nur anders, denke ich. (Der größte Horror in Finnland direkt nach einer Invasion russischer Truppen wäre die Frage: "Ist der Platz neben dir frei?" :lol:)

Es fiel mir bissl schwer zu glauben, dass es eine Kneipe mit solchen 'Spielregeln' gibt, und frage mich, ob das vielleicht etwas lockerer (für mich) besser funzen würde: Also nicht gleich vor die Tür schicken (finde ich echt maximal unmöglich) und zwanghaftes Zusammensitzen mit egal wem, sondern vielleicht ein bestimmtes Arrangement von Tischen/Stühlen und dann irgendwie ein etwas gastfreundlicheres, auch individuelleres, Zusammenführen von Fremden. Für mein Selbstverständnis ist die Situation dort nämlich ähnlich horrorhaft wie die Familiensituation anfangs, eben nur anders gelagerter Horror.

Und du könntest diese sehr gerade aufsteigende Linie 'alles negativ' zu 'alles positiv = alle Probleme aus der Welt und sogar viel besser als der Startpunkt vllt. je war' dadurch auflockern, dass sie erstmal neben der für sie unpassenden Person zu sitzen kommt, der Wirt da 'falsch vermittelt' hat, und sie nach einem kleinen Hoch - dass sie ein nettes Café mit sehr netter Bedienung und angenehmer Musik gefunden hat - ein Zwischentief kommt.

Mit dem rosa Happy End hab ich natürlich meine Probleme, aber das verbuche ich unter persönlicher Sicht. ;)

Das waren so meine Gedanken, vielleicht ist ja was dabei, das du trotz unterschiedlicher Haltung unseren Mitmenschen allgemein gegenüber gebrauchen kannst.

Randnotiz: In das portugisische Café hab ich es immer noch nicht geschafft, immer bin ich in anderen Richtungen unterwegs, das ist langsam lächerlich!

Alles Liebe, dir einen schönen Wochenausklang, ich mache mich jetzt auf zum letzten Arbeitstag der Woche, :-)
Katla

P.S. Ich rate auch mit Nachdruck zur Streichung des Challenge-Satzes. Erstens find ich den eh ganz schlimm, zweitens muss ein Ausschreibungstitel nicht wörtlich im Beitrag auftauchen (oder sollte es sogar nicht) und drittens ist das maximal reingegrätscht und null verankert. Das Thema wird ja absolut und ganz direkt deutlich durch das Entwurzeln der Großmutter durch die jüngere Familie.

 
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Hallo @greenwitch,

ich konnte aus Zeitgründen nur in deine Geschichte hineinlesen. Darum nur ein paar Bemerkungen zum Anfang, der ja bekanntlich das Wichtigste ist.

Das Grundszenario finde ich spannend und eigentlich auch nicht gänzlich unplausibel. Doch in der Umsetzung ist dir mir das etwas zu sehr auf Effekt geschrieben, wodurch es in meinen Augen vielleicht nicht vollkommen unglaubwürdig, aber doch fragwürdig wird. Oder anders: Kann ich so, wie du es geschrieben hast, persönlich nicht nachvollziehen.

Einmal ist da die Anbahnung des Umzugs bzw. Wohnungstausches. Die alte Frau wird da ohne Kontext völlig entmündigt und zwar mit seltsamen Argumenten: Enkel wurde befördert und braucht eine "repräsentative Adresse". Das kommt mir geradezu abstrus vor in diesem Kontext. Würde man nicht eher auf die Tränendrüse drücken, was den Enkel/Sohn angeht: "Er sucht schon so lange und findet nichts. Er und seine Freundin wollen schließlich auch etwas Platz haben, jetzt wo sie arbeiten und es sich leisten können." Und es der Mutter/Oma dann auf andere Weisen schmackhaft machen, bis sie von sich aus einwilligt: "Guck mal, wie viel du da sparen würdest. Dann kannst du endlich deine Kreuzfahrt machen. Und zum Arzt brauchst du nicht extra ein Taxi nehmen. Und vielleicht findest du auch endlich einen Seniorenkreis, wo es da doch viel belebter ist."

Anstatt:

„Die Wohnung in Hamburg Winterhude ist viel zu teuer für dich. Du kannst mit Paul tauschen, der ist befördert worden und braucht eine repräsentative Adresse.“
„Aber hier kenne ich alles, Park, Bäcker, Nachbarn.“ Die Erinnerungen an ihren Vater ließ ich unerwähnt.
„Es ist bestimmt spannend mit fünfundsiebzig etwas Neues zu entdecken, du warst doch früher so unternehmungslustig.“
„Vierundsiebzig ein halb, mach mich nicht älter, als ich bin. Und da waren wir zu zweit! Willst du nicht vorbeikommen und wir reden in Ruhe?“ Ich versuchte es, obwohl ich ihre Antwort vorhersagen kann.
„Ach Mama, du weißt doch, ich bin voll im Stress.

Dann den Umzug mit dem Enkel und seinen Freunden. Der Enkel ist ja anscheinend schon 25 bis 35, wenn er arbeitet und befördert wurde. Ergo sind er und seine Freunde erwachsen und sozial geschult. Warum sollten sie achtlos mit den Sachen umgehen, noch dazu mit offensichtlichen Wertgegenständen? Und warum sollten sie etwas gegen die alte Dame haben? Das kommt mir wirklich vollkommen unmotiviert vor. Wenn es so sein soll, muss der Text das mMn anfangen. Der Enkel könnte jünger und ein Autonomer oder Punk sein, mit entsprechenden Freunden. Ich würde zwar auch solchen Leuten nicht mir nichts, dir nichts so eine Verachtung einer alten Frau anlasten, aber immerhin wäre dann ein falsch verstander Antikapitalismus und -materialismus, der zu Arglosigkeit mit den Gegenständen führt, durch den Text rechtfertigbar. Damit fallen natürlich aber auch der Umzug in die schicke Gegend und die Beförderung in Richtung Wohlstand in sich zusammen. Das heißt, die Arglosigkeit und Unfreundlichkeit der Jugend ist für mich ein Sackgasse in der Story.

Abschließend noch ein Wort zur ersten Zeit auf der Schanze. Ich fürchte, hier läufst du in ein Form-Inhalt-Problem: Inhaltlich kann sich die Frau kaum zurechtfinden, verzweifelt schon an der Suche nach einem Bäcker, doch formal beschreibt sie vollkommen hellsichtig und aufmerksam ihre Geschichte und ihr Umfeld. Das passt für mich überhaupt nicht zusammen. Sie hört selbst, was im Nebenraum gesprochen wird, weiß genau, was in Raum und Zeit um sie herum passiert und reflektiert ihre Situation. Aber dann überfordert sie der Gang zum Bäcker? Das ist für mich ein deutlicher Widerspruch.

Du könntest dieses Problem abfangen, indem du ihr eine körperliche Beeinträchtigung verleihst, die dazu führt, dass sie sich im gewohnten Umfeld sicher bewegen kann, auf unbekanntem Terrain hingegen nicht. Allerdings wäre dann wieder die Frage, wie die Tochter dazu kommt, die Mutter in solche Probleme zu schicken. Das wäre wieder irgendwo unplausibel.

Mein Fazit zum Beginn ist also: Es scheint mir, als könntest du an der (psycho)logischen Stringenz von Setting und Figuren noch feilen. Die alte Dame wird zu schwach und passiv gezeichnet, wenn man das mit ihren durch das Erzählen bewiesenen geistigen Fähigkeiten vergleicht. Ich denke, das Szenario müsste mehr in die Richtung gehen, dass sie "so dumm war", sich breitschlagen zu lassen, und dann "Inconvenience" erntet. Oder anders gesagt: Sie lässt sich in einem kühnen Moment freiwillig auf den Wohnungstausch ein und merkt dann, dass sie sich verkalkuliert hat. Das wäre für mich stimmiger.

Ich hoffe, du kannst mit diesem Teil-Feedback etwas anfangen. Ist natürlich nur meine subjektive Meinung, andere mögen das anders sehen. Habe die Kommentare nicht gelesen, darum weiß ich das nicht.

Freundliche Grüße

HK

 

Hallo liebe @greenwitch,
ich kann dir einen Kommentar schreiben oder dir auf deinen antworten ... Und hier bin ich. Also für mich ist das Herzstück der Geschichte die Kneipe, in die man nicht allein reinkommt, also Einsamkeit vs Gemeinschaft. Das heißt, du ahnst es sicher schon, ich würde die Geschichte drastisch kürzen. Im Moment bin ich nicht sicher, was der Fokus ist (d.h. für mich die Kneipe, aber ob das für dich auch so ist?) und beim Lesen hatte ich an zwei, drei Stellen den Impuls abzubrechen, weil es mir zu lang gedauert hat.
Ich habe bei den Kommentaren nur in den letzten reingeschaut, d.h. in den von @H. Kopper und muss sagen, dass ich das ähnlich seh bzw es mir ähnlich ergangen ist. Ich les den Anfang vor allem im Rahmen der stattfindenden Familiendynamik - der ätzende Enkel mit seinen ätzenden Freunden ... ich habe mich auch gefragt, wann junge Leute das Wort Schnepfe benutzt haben? In den 50ern?🤔 Dann: die eiskalte Tochter, also wenn jemand die Oma überredet auszuziehen, weil einer eine "repräsentative" Adresse braucht ... das ist maximal unsympathisch und die Oma kommt so ein bisschen hilflos rüber, aber dann auch wieder nicht, die kann ich gar nicht so richtig greifen. Und das alles ist, glaub ich, sowas wie Setup, also was ist der Ausgangspunkt, wo starten wir. Brunhilde wird überredet ihre Wohnung herzugeben - so richtig weiß ich nicht, wie es ihr dabei geht? Sie wird ja zugestimmt haben, aber innerlich ist sie doch gar nicht bereit und es fühlt sich eher an, als wäre sie gezwungen worden. Wenn ich etwas vorschlagen darf, dann vielleicht den Anfang nach dem Umzug anzufangen. Brunhilde ist in der Wohnung von Enkel Paul, vielleicht wollte sie ihm was Gutes tun, weil sie eigentlich eine gute Beziehung haben und er mit Freundin in ihre Wohnung nach WInterhude gezogen ist, aber vielleicht bereut sie es schon direkt nach dem Umzug, es heißt ja auch alte Bäume verpflanzt man nicht.

Ich schaue die gepflasterte Straße hinauf und hinunter, suche ein vertrautes Schild, einen Hinweis auf einen Bäcker. Dann wage ich mich in den Strom, den Blick fest auf den Boden geheftet. Nicht fallen und nichts sehen, was mich überfordert.
Hier ist sie das erste Mal draußen, sie will sich ihr neues Viertel aneignen bzw sich damit vertraut machen. Gut so, Brunhilde! Das vertraute Schild habe ich nicht verstanden, aber der Bäcker, ja einen Bäcker zu suchen ist gut. Was bedeutet sie wagt sich in den Strom? Ist dort draußen ein reißender Strom von Fußgängern und sie hat Angst weggespült zu werden? Nicht fallen, weil sie schon ein paar Mal gefallen ist? Und was sollte das sein, dass sie überfordert? Ich habe keine Idee, um was es sich hierbei handeln könnte, also vielleicht lieber spezifischer eine Sache exemplarisch explizit beschreiben.

Irgendwo muss eine Grundschule sein, denn Kinderschnattern und kunterbunte Ranzen begleiten mich. Da! Ich recke die Nase dem verführerischen Duft frischer Kaffeebohnen und etwas viel zu Süßem entgegen.
Das "Da!" liest sich als würde es sich auf dei Grundschule beziehen (irgendwo muss eine sein. Da!), aber danach reckt sie die Nase nach dem Duft von Kaffee ...
Langsam taste ich mich durch die Fußgänger, Kinderwagen schiebende Mütter, Hunde ausführende Rentner, stolpere fast über die Beine eines Bettlers. Erleichtert sinke ich auf eine Fensterbank, taste nach der Sicherheit der Mauer. So viele Menschen sind mir in Winterhude in einer ganzen Woche begegnet.
Schön. Nur: wenn sie doch nach unten schaut um nicht zu fallen, wieso stolpert sie dann fast über die Beine des Bettlers? Ich weiß nicht, ob ich sie körperlich so unsicher zeichnen würde, ich glaube, das verliert sich am Ende auch, oder? Sie könnte doch so 75 oder so sein, da sind viele ja noch wirklich sehr fit, so stell ich sie mir auch vor und dann passt aber dieses unsichere nicht so richtig.
War das mein Handy? Ich krame es aus der Jackentasche, hoffe auf eine bekannte Stimme. Da ist nur das Bild unserer Familie im Stadtpark. In den letzten Tage habe ich alle angerufen, die vielleicht ein Weilchen mit mir schwatzen würden, musste aber einsehen, dass nach dem dritten Anruf fast alle genervt reagieren. Vielleicht außer Moni, meiner alten Freundin. Leider zieht ihr Gejammer über das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen mich noch weiter hinunter.
Wichtig wofür? Könnte vielleicht weg? Komplett?

Ich rapple mich auf und schaffe es ohne anzuecken bis in eine portugiesische Bäckerei. Verwirrt schaue ich mich um, viele unerwartete Gebäckarten und seltsame Brötchennamen, die mich dennoch in Versuchung führen. Mit einer gut gefüllten Tasche verlasse ich den Laden, der mir unversehens mit Natas und Sauerteigbrötchen einige herrliche Urlaubserinnerungen beschert hat. Leicht beschwingt nehme ich einen anderen Rückweg, will diese unbekannte Welt erkunden, auch wenn sie mich beunruhigt. An dem alten Kino, jedenfalls deute ich die verglasten Schaukästen und das geschwungene Vordach so, entdecke ich Stehtische und eine Sitzbank. Seltsame Kombination, aber das Leuchtschild Schanzenkrug erklärt es. An die verschlossene Tür ist ein Zettel ‚Keiner betritt allein diese Kneipe!‘ gepinnt. Komische Gegend! Ich habe schon viel gehört, von ‚Hunde verboten‘ bis ‚Kinder unerwünscht‘, aber das? Was glauben die eigentlich, wie alleinlebende Menschen das finden? Den ganzen Heimweg über schimpfe ich vor mich hin.
Ups, aufrappeln wovon? Ich dachte auch, sie ist schon in der Bäckerei, sie ist doch auf die erleichtert auf die Fensterbank gesunken ... Vorschlag: Du lässt sie ein bisschen durch die Straßen irren, sie kennt sich nicht aus, weiß nicht, ist der nächste Bäcker rechts oder links lang (abgesehen davon, dass wahrscienlich sowohl rechts als auch links einer ist), hier kann sie sich verloren fühlen, alles ist so unvertraut usw. Und dann könnte sie in der Bäckerei einen Moment zum verschnaufen haben. Dann hättest du einen sich entwickelnde Szene von sich fremd fühlen zu einem Moment des Ankommens, auch durch die Urlaubserinnerung. Es ist vielleicht der erste Moment in ihrem neuen Viertel, der positiv ist.

Und in der nächsten Szene könnte sie auf die Kneipe treffen. Auch hier würde ich kürzen und sie die Kneipe nicht verschlossen vorfinden lassen, sondern wenn sie offen ist. Es ist ja nicht wirklich spannend, dass sie wieder nach Hause geht und Kreuzworträtsel löst und über die Kneipe nachdenkt und ... Sie könnte froh sein, wieder zu Hause zu sein, nach dem Bäckerausflug, Szene fertig. Und dann nächste Szene, sie geht raus, weil ... trifft auf die Kneipe, der Wirt schmeißt sie raus. Das fand ich gut, weil überraschend. Ein Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird dann aber sein, warum sie nicht sagt: Dann halt nicht, du Arsch!

Da war keine Schadenfreude oder Ärger in den Augen des Lederschürzenmannes, das wirkte eher wie Neugierde gemischt mit etwas Mitleid.
Mnee, das glaub ich nu wieder nicht, dass sie das alles aus seinen Augen liest. Sie ist doch bestimmt etwas überfordert. Ich meine, es ist doch wahrscheinlich schwierig so ganz allein in diese Kneipe zu gehen (hier ist sie zB gar nicht unsicher oder hilfebedürftig) und dann geht sie ja auch weiter. Ich weiß nicht, ob es dass braucht, auch das Telefonat mit der Tochter (ist für mich irrelevant für die Geschichte - kann aber sein, dass ich was falsch verstehe, also worum es dir geht)

Stricken, Fernsehen, was gegen achtzehn Uhr definitiv kein Bildungsfernsehen ist, und ein bisschen auf Instagram herumsurfen. Bei den ganzen Rezepten und Restauranttipps komme ich nicht drum herum, an den seltsamen Krug zu denken. Und Appetit bekomme ich auch!
Ich finde, hier machst du es dir zu einfach. Also, den Spruch findet sie scheiße, der Wirt hat sie rausgeschmissen und trotzdem will sie da wieder hin. Oh, ich hab Appetit ... da ist ja noch dieser seltsame Krug? Oder will sie nur beim Krug vorbei, um den Wirt auf'n Pott zu setzen? Aber eben hat sie ja noch zur Tochter gesagt: am besten ignorieren! Du lässt sie dreimal zum Krug gehen. Warum? Warum erklärt er ihr nicht gleich beim ersten Mal, worum es geht und dass es nicht diskriminierend gemeint ist, sondern Gemeinschaft fördern soll und dann kann sie sich entscheiden. Will sie bleiben und warten? Will sie sich der Lächerlichkeit Preis geben, Schwäche zeigen, zugeben, dass sie einsam ist? Whatever ... Oder geht sie und bleibt einsam? Ihre Entscheidung! Das kommt im Moment nicht so richtig raus, mMn. Sie wirkt ein wenig hin- und hergetrieben im Plot. Auch diese ganze Spielszene ist mir zu lang. Gemeinsames Spielen, ja, nicht für jeden was, aber ich mag Gesellschaftsspiele, von daher ... Wäre ein Aspekt an dem man dort die Gemeinschaft zeigen könnte, aber wozu diese ganze Couponsache?

Hoffe, es ist was hilfreiches dabei.
Liebe Grüße zu dir,
Von Katta

 

Liebe @greenwitch,

finde es klasse, dass du das vom Gathering eingebaut hast und ich hatte während des Lesens auch deine Stimme im Ohr. Ansonsten ist für mich das übergeordnete Thema Zugehörigkeit und die Kneipe ist das Mittel dafür. Mein erster spontaner Leseeindruck sieht so aus: Sobald deine Protagonistin unbeding in die Kneipe will, da aber nicht reinkommt, war ich besonders interessiert an der Story. Als sie dann in der Kneipe ist, hättest du für meinen Geschmack noch einen weiteren Konflikt einbauen können, will sagen: Diese Passagen fand ich teilweise etwas langatmig und ich hätte mir auch in den Dialogen etwas mehr Subtexte gewünscht, da gehe ich später in den Zitaten ein. Ansonsten mochte ich den Fluss der Geschichte, wobei ich deine Prota als taffe und gleichzeitig noch innovative Oma wahrnehme, schließlich hat sie sogar noch Instagram, was meine Omas beide niemals anrühren würden. Im Verlauf der Geschichte verändert sich dann der Ärger und die Einsamkeit in ein Zusammengehörigkeitsgefül und mündet in neuer Hoffnung. Ja, habe ich gerne gelesen.

Hier die Details:

Ich kralle die Hand ums schmiedeeiserne Balkongitter. Nicht reagieren, einfach ignorieren! Innerlich zittere ich. Als vorhin meine Tiffanylampe zu Bruch ging, hieß es von den jungen Leuten nur, ein Umzug fordert Opfer.
Das ist der Ausgangszustand und mir gefällt wie du das am Anfang vorbereitest, um die Entwicklung aufzuzeigen.

Im letzten Sommer hatte Horst sie frisch gestrichen, in diesem Frühjahr sitze ich allein auf den taubengrauen Brettern. Er wird nie wieder unsere Brötchenkrümel ans Rotkehlchen verfüttern, mir nie wieder einen Pott Tee bringen, nie wieder sagen, das schaffst du.
Finde ich berührend, wobei mir das Detail mit dem Rotkehlchen gut gefallen hat. Ich glaube, dass das Sterben von Familie und Freunden das schlimmste am alt werden ist.

„Die Wohnung in Hamburg Winterhude ist viel zu teuer für dich. Du kannst mit Paul tauschen, der ist befördert worden und braucht eine repräsentative Adresse.“
„Aber hier kenne ich alles, Park, Bäcker, Nachbarn.“
Der Wechsel aus Winterhude in die Schanze, kenne beide Viertel und hatte dadurch ein lebhaftes Bild im Kopf. Hat gut funktioniert für mich.

Neben dem Lärm vieler Lieferfahrzeugen sind hier um halb acht morgens viele zielstrebige Füße unterwegs.
Finde die Formulierung "neben dem Lärm vieler Lieferfahrzeugen" irgendwie sperrig, bin hier gestolpert.

Ich recke die Nase dem verführerischen Duft frischer Kaffeebohnen und etwas viel zu Süßem entgegen. Zucker ist ein wunderbarer Tröster, das muss ich nur noch meiner Waage klarmachen.
Oh ja, ein guter Kaffee, das ist schon eine tolle Sache.
Ansonsten zeigt deine Oma hier Humor bzw. Selbstironie

Seltsame Kombination, aber das Leuchtschild Schanzenkrug erklärt es. An die verschlossene Tür ist ein Zettel ‚Keiner betritt allein diese Kneipe!‘ gepinnt.
Mir gefällt die Idee der Kneipe, wobei ich sie nicht als realistisch ansehe. Aber unter der Prämisse, dass es diese Kneipe so geben könnte und jemand keine kapitalistischen Motive hat, nehme ich das als Leser hin.

Was bilden die sich hier ein? Zeigen wir der armen Alten mal, wie allein sie ist? Ich brauche das nicht!
Oh und wie sie das braucht! Finde ich geschickt gemacht, dass ich als Leser ihren Reflektionsprozess sehe bzw. ihren blinden Fleck.

„Nein, anders! So was lässt man nicht durchgehen.“ Dann siegt ihre Zeitnot und sie verabschiedet sich schnellstmöglich.
Schon realistisch mit der Zeitnot und gleichzeitig platzierst du über den Dialog den nächsten Plotpunkt. So etwas lässt man nicht durchgehen, da muss deine Prota eben aktiv werden.

Und nun? Stricken, Fernsehen, was gegen achtzehn Uhr definitiv kein Bildungsfernsehen ist, und ein bisschen auf Instagram herumsurfen.
Stricken und Instagram, das sind schon zwei Extreme. Ich bin mir nicht sicher, ob Instagram von 75 jährigen so geschätzt wird? Macht ja vor allem Spaß, wenn man die Themen von anderen Gleichaltrigen sieht. Vielleicht irre ich aber auch.

„He, mein Dad steht auch auf Pink Floyd.“ Daniels Gesichtsausdruck wird lebhafter, er mustert mich interessiert.
„Toll! Dann wäre das mal ein schönes Geschenk, falls die Show noch läuft. Du bist also auch Hamburger?“ Fast glaube ich, dass Daniel die Antwort verweigern will, er lehnt sich zurück und mustert die anderen Gäste.
Leise, stockend höre ich seine Worte, obwohl er mich immer noch nicht anschaut. „Ich glaube, ich bin gar nichts mehr, gehöre nirgends hin.“
Hier gerne den Dialog noch mehr verdichten und die fett markierte Zeile im Subtext verdeutlichen. Das ist ja das Motiv des Textes und da könntest du mir als Leser gerne mehr zutrauen. So liest es sich für mich zu direkt.

War das alles echt heute Abend? Die Ehrlichkeit, das Interesse, die Nähe von eigentlich fremden Menschen?
Schön, wie du ihr Bedürfnis via Reflektion zeigst.

Mich fröstelt es, der Hamburger Herbst ist feuchtkalt, auch wenn es nicht regnet.
Oh ja, das kann ich bestätigen.

„Brunhilde! Ich bin noch neu hier. Und wohl auch eine der Älteren?“ Mir fällt selbst auf, wie zögerlich, wie bange ich klinge.
Ich werde freundlich angelächelt, jemand zeigt mir den hochgereckten Daumen. Einer grinst: Hallo, Oma Brunhilde."
Hm den Zusatz finde ich nicht gelungen, das wirkt wie eine Erklärung des Gesagten.

Drei meiner Figuren habe ich schon ins Ziel gebracht, bin voll im Spielfieber. Auf der anderen Tischseite würfelt mein ärgster Konkurrent, ich habe ihn schon zweimal kurz vorm Sieg hinausgeworfen. Ein Pasch. Die Hälfte der Zuschauer stöhnt, mein Tischnachbar brüllt: „Schmeiß die Oma vom Balkon!“, und ich fahre zusammen.
Sehr schön! Mag die Passage mit dem Spiel.

„Eine Stadtteilführung von jemandem, der sich hier auskennt, damit ich mich endlich heimisch fühle.“
Und es gibt ein Happy End.

So viel zu meinem Leseeindruck und vielen Dank für deinen Challengebeitrag.

Beste Grüße
MRG

 
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Hallo @greenwitch !

Zunächst mal das Positive :) Dein Stil ist für mich angenehm zu lesen. Das fügt sich alles zu einem stimmigen Ganzen. Einfach schön geschrieben, eine Wohlfühlgeschichte ab des geglückten Kneipeneintritts (im Kontrast zum schlimmen Anfang). Mir ist sie für die drin transportierten Ideen allerdings ... zu lang.

Da der Einstieg (Familiensituation - übrigens wirkt es, als wäre Brunhilde entmündigt? dabei wirkt sie fit im Kopf, das würd ich mir auch noch mal anschauen) lang ist, aber die Familie später kaum noch eine Rolle spielt, ist er ... zu lang. Die Kerngeschichte um die Kneipe könnte früher einsetzen.

Was den Inhalt betrifft, also die Idee, die dieser Kneipenwirt hat, klingt gut (als Storyidee). Dennoch hakelt es an einer Stelle, die ich zitiere. (Ich hab übrigens während des Lesens zitiert, also fortlaufend ohne die Geschichte vorher im Ganzen gelesen zu haben).
In echt finde ich es auf diese Weise ... sozusagen 'pädagogisch' mit Druck ... nun ja, das könnte man besser konzipieren, die Leute zusammenzubringen. Aber wie zuvor erwähnt, als Storyidee: nice.

Es scheppert, klirrt, Scherben rutschen über das jahrzehntelang gepflegte Parkett. Ich horche auf. Ein unterdrücktes Fluchen von meinem Enkel Paul oder irgendeinem der andern Umzugshelfer. Was haben sie jetzt wieder zerstört?
Guter Einstieg!
Als vorhin meine Tiffanylampe zu Bruch ging, hieß es von den jungen Leuten nur, ein Umzug fordert Opfer.
Ein erforderliches, in Kauf zu nehmendes Opfer, ist stets ein Opfer, das andere bringen.

Meinen die das Ernst?
ernst
An die verschlossene Tür ist ein Zettel ‚Keiner betritt allein diese Kneipe!‘ gepinnt.
An der Stelle, Irritation.
vielleicht gönne ich mir einen spontanen Imbiss?
Klar.
Mühsam öffne ich die schwere Tür auf, erhasche einen Blick auf Sitzecken mit Wintergartencharme. Üppiges Grün von Kletterpflanzen, Lampions, die sanftes Licht verbreiten, ziehen mich weiter. Lachen umhüllt mich und der Duft lässt mich schlucken. Es riecht nach Kartoffelsuppe, Frikadellen und frischen Kräutern. Lächelnd atme ich tief ein, erfreut, dass es sich gelohnt hat, noch einmal loszugehen. Auch wenn ich nur ungern allein Essen gehen, das Lachen und der appetitliche Duft heben meine Stimmung.
So was 'sinnlich' zu beschreiben, das gelingt dir hervorragend.

„Danke!“ Sanft nimmt er mich am Ellenbogen und dreht mich mit einem freundlichen Lächeln zur Tür.
Das ist übergriffig, da hilft auch das Lächeln nichts. Hier hakelts. Das meinte ich. Und ich frage mich, warum er, statt sie rauszukomplimentieren, nicht gleich erklärt, was es auf sich hat mit dieser Regel, was der Sinn dahinter ist. Sicher ist diese Unklarheit für die Spannung wichtig. Eine Lösung wär womöglich, dass er an der Stelle anhebt, um es zu erklären, sie aber sofort auf 180 kommt und ihn unterbricht, dann verärgert von sich aus das Weite sucht.

Flüchtig streicht er mir über den Arm, zieht die Hand wieder zurück. „Alles gut! Warten Sie einfach draußen auf den nächsten Einzelgast. Dann sind Sie nicht allein!“
Das ist beim zweiten Mal -- und ich frage mich, warum er das nicht schon beim ersten Mal so erläutert hat. Vielleicht ist die obige Lösungsmöglichkeit ein Ausweg?

„Ach, bevor ich es vergesse, bitte legt Eure Handys hier hinein. Ich schließe sie in den Garderobenschrank, beim Gehen, holt Ihr sie hiermit wieder heraus.“ Er zieht zwei wunderschön verschnörkelte Schlüssel aus den nummerierten Schubladen und reicht sie uns. Und schon sind unserer Handys weg. Skeptisch schaue ich ihm hinterher.
Die Kneipe kann sich schon mal auf den Konkurs vorbereiten.

Daniel wirkt, als hätte er sich von seinem Erstgeborenen getrennt.
Lustig formuliert.
„Daniel, hast Du auch einen Lieblingsplatz in Hamburg von früher meine ich?“ Wenn mich Friedrich mit dieser Frage zum Reden gebracht hat, klappt es vielleicht auch bei meinem wortkargen Tischpartner.
Erst allmählich kehrt Leben in seine Augen zurück, sieht er mich wirklich. „Momentan nicht! Ich war fünfzehn Jahre in Afrika, kenne hier niemanden mehr. Aber früher, da habe ich mich zum Hafen oder auf den Großmarkt geschlichen – so viel Leben, soviel Power.“
Es wirkt nicht, als ob Afrika ein gutes Thema wäre, also Hafen. „Oh ja, der Hafen ist fantastisch, ich liebe den Blick in das Hafenbecken am Burchardkai, weißt Du, von der A7 runter."
"Und das Trockendock von Blohm und Voss“. Daniels Augen leuchten auf.
Wir unterhalten uns über Seefahrt, das Nationengemisch auf dem Großmarkt und das Café im Schifffahrtsmuseum. Mit unregelmäßigen Unterbrechungen durch neue Gäste oder wenn er an der Theke hilft, steuert Friedrich Anekdoten aus dem Kneipenalltag bei.
Irgendwann registriere ich, wie spät es geworden ist und verabschiede mich eilig.
„Es wäre toll, wenn wir uns morgen wiedersehen, denk an die Coupons.“ Friedrich hilft mir in den Mantel und drückt mir nach einem Blick in den tropfenden Himmel einen Schirm in die Hand. Das Handy ist auch wieder in meiner Handtasche angekommen, ich habe es heute Abend tatsächlich nicht vermisst.
So, nun kommt mein zweiter Kritikpunkt. Der ist vermutlich Geschmackssache.
Die obige Passage (und danach noch einige weitere) sind mir zu lang. Das zieht sich. Worum es geht, habe ich verstanden, die Spannung ist auch schon raus, aber der Text läuft noch 'ewig' weiter, ohne dass noch viel Neues geschieht. Ab da bemerke ich in mir die Tendenz, querzulesen, um rauszufinden, ob noch irgendwas Interessantes kommt.
Das Obige ist zwar schön, könnte aber bissl gestrafft werden. Das Fette könnte mMn raus, um konkret zu sein.

„Äh … ich würde so gerne spielen.“ Leise sage ich es und suche jetzt doch Augenkontakt.
Einer atmet schnaufend aus, einer grinst, am Ende ziehen alle die Stühle wieder heran und schauen mich neugierig an.
„Na dann! Ich bin Nadine.“
Auch die anderen stellen sich vor, begrüßen mich herzlich.
„Brunhilde! Ich bin noch neu hier. Und wohl auch eine der Älteren?“ Mir fällt selbst auf, wie zögerlich, wie bange ich klinge.
Ich werde freundlich angelächelt, jemand zeigt mir den hochgereckten Daumen. Einer grinst: Hallo, Oma Brunhilde."
Ich schaue ihn böse an, sage aber nichts.
„Wir … also mein verstorbener Mann und ich haben oft mit verschärften Regeln gespielt.“
Alle schauen mich neugierig an. „Erklär mal!“
Ich atme tief ein, setze mich aufrecht hin. „Für mehr Tempo wird mit zwei Würfeln gespielt. Rückwärtsschlagen ist Pflicht und ein Haus gibt es nicht.“
Alle reden durcheinander: „Hart!“, „Echt jetzt?“, „Das wird Klasse, los, lasst machen!“
„Ach so, und wer einen Pasch würfelt, muss oder darf auf dem Balkon aussetzen.“ Ich zeige in die Mitte des Spielbrettes, lege zur Verdeutlichung einen Stapel aus Bierdeckeln hin. „Der nächste Pasch wirft dort raus!“
Hier auch: mir zu lang. Obwohls nett und anschaulich ist :)
Gleichfalls ...

Und schon geht es los. Die zwei Würfel treiben die Figuren über das Brett, das Risiko steigt. „He, zurück auf Start mit dir, du hättest Oma Brunhilde rauswerfen müssen.“
Stöhnend stellt der Erwischte eine seiner Figuren zurück auf Start. Ich würfle zwei Fünfen und darf eine Figur auf dem Balkon pausieren, komme gleichzeitig nicht weiter, sicherer Stillstand halt. Es geht hin und her, so viel gelacht habe ich ewig nicht und längst haben sich um uns Gäste versammelt, feuern uns an. Daniel ist auch darunter, steht einsam am Rand, aber er lächelt. Ich glaube, er war es, der mir ein Glas Weinschorle hingestellt hat. Friedrich zeigt mir im Vorbeieilen den hochgereckten Daumen. Drei meiner Figuren habe ich schon ins Ziel gebracht, bin voll im Spielfieber. Auf der anderen Tischseite würfelt mein ärgster Konkurrent, ich habe ihn schon zweimal kurz vorm Sieg hinausgeworfen.
... der minutiöse Spielverlauf ... ich hätte es bevorzugt, wenn du schneller zu deinem, dann wieder passenden, letzten Absatz und das Ende gekommen wärst.

Dass das alles sehr rosa Brille ist, lass ich mal unkritisiert, siehe: Wohlfühltext. Im Sinn einer Ermutigung für Menschen, die sich einsam fühlen, als solche völlig in Ordnung.

Mein Fazit: Ab einem gewissen Alter ist es eine gute Idee, sich die 'Familie' selbst auszusuchen.

Gruß von Flac

 

Liebe @Placidus,

ganz lieben Dank für den erlösenden Erstkommentar. Und wenn ich mir die nachfolgenden so anschaue, ist er noch dazu ausgesprochen wohlwollend. Du bist halt eine meiner Lieblingskritikerinnen :herz:. Aber generell hast Du natürlich die Schwachstellen der Geschichte auch aufgedeckt.

erst einmal der Gesamteindruck: Da hast du viele schöne Details über das Leben älterer Menschen in der Stadt, in einer Geschichte, die viel Charme hat, mit robuster Protagonistin, die aber für mich hier und da ein bisschen hängt.
Der Einstieg, besonders der Weg zum Bäcker war für mich etwas zäh, zumal Brunhilde ja im weiteren Verlauf der Geschichte keine Schwierigkeiten hat, sich durch die Straßen zu bewegen. Das ist m.E. auch gar nicht ihr Problem. Sie ist fit, wach, misstrauisch, energisch und grundsätzlich sauer - super!
Ja, zu lang, somit oft zu langweilig. Und die Protagonistin ist nicht sauber genug charakterisiert. Daran muss ich arbeiten!

Dann sind da in der Kniepe aber wirklich nur nette Menschen! Und der Wirt hat's raus! Was für ein guter, guter Mann! Da haben wir sehr, sehr viel Happy End! Vielleicht kannst du die Kratzigkeit ein bisschen weiter treiben...
Ja, ich hatte eindeutig auf weihnachtliche Freundlichkeit und eine nette Happyendgeschichte. Aber ich verstehe, was Du meinst.

Ein unterdrücktes Fluchen von meinem Enkel Paul oder irgendeinem der andern Umzugshelfer lässt mich aufhorchen.
Erst Scheppern, dann Fluchen und dann horcht sie auf? nicht beim ersten Scheppern?
Ich habe die meisten Deiner Hinweise erst einmal eingearbeitet, für einen generellen Umbau hoffe ich aufs Wochenende :-)

Wann hat sich das so verändert, dass mich der Weg zu einem unbekannten Bäcker schreckt.
Ja, das denke ich, bzw. ich bin ja jetzt mit meinem 89jährigen Vater im Urlaub, und wir haben eine ca. 70jährige Frau kennengelernt, die alleine reist. Genau darum gings heute Abend: die Verkleinerung der Welt im Alter - und die Frage, wie weit wir diesen Prozess steuern bzw ob wir ihn überhaupt bemerken.
Ich habe eine Bekannte (die wirklich Brunhilde heißt) vor Augen, und genau diese Probleme beobachte ich bei dieser so regen und lebhaften Frau. Oft sehr widersprüchlich, aber mir ist die glaubhafte Darstellung halt noch nicht gelungen. Ich empfand es wirklich als gut, das der Charakter nicht so Schablone ist, nicht so stringend. Aber das ist offensichtlich dann immer gleich nicht glaubhaft. Ich arbeite dran.

Ich fahre herum, schaue den Wirt verwirrt an. „Äh!“ Was will er von mir? „Müllender! Nein“, ich zögere. „Quatsch! Ich heiße Brunhilde.“ Es fühlt sich ungewohnt an, ein wenig nackig, aber doch richtig.
Auch hübsch. Man kennt sie jetzt gut.
Aber so insgesamt kommst Du ja wenigstens mit ihr klar :-)

Quatsch, so wie Friedrich bisher wirkt, ist es ganz harmlos, ich ärgere mich über das immer wieder aufflackernde Misstrauen gegen alles und jeden.
Ich weiß, mein und dein ist nicht in Mode. Aber sie ärgert sich über ihr Misstrauen.
Hier hast Du absolut Recht! Ich bin da mittlerweile etwa auf überaufräumwütig. Ist geändert!

Das Kopfschütteln über die mangelnden Umgangsformen kommt automatisch, aber ich schaffe es, den Mund zu halten.
Ich bin kein großer Fan von diesem Nominalstil und schlage vor: Automatisch schüttel ich den Kopf
Arg! Das hat mir bereits @josefelipe mal vorgehalten und ich mache es immer noch.

Gern gelesen, liebe Grüße
Placidus
Da bin ich ja beruhigt! Ich gehe nochmal hart durch den Text!

Lieber @dotslash ,

Alte Bäume verpflanzt man nicht. Doch genau das passiert mit Oma Brunhilde, sie wird fremdplatziert, da man den Platz benötigt und es ist ja auch schön dort am neuen Ort, sei bitte dankbar, dass unser Überflieger Paul mit dir tauscht.
Das tut echt, echt weh, greenwitch. Zu sehen, wie kalt und herzlos die Kinder und Enkel mit der Oma umspringen. Aber nun ist es halt mal so und Brunhilde wird zwangsversetzt, ist ja auch viel billiger so und neu ist doch immer gut, ne? Also muss Brunhilde die vertraute Umgebung verlassen, wird in einer Maushöhle einquartiert und schickt sich nun an, mit der neuen Situation zurecht zu kommen. Das gefällt mir als Prämisse und ich bin gespannt, was sie daraus macht.
Schön, dass Dich der Anfang abholt. Natürlich gebe ich zu, das Level hochgelegt zu haben, um Fallhöhe zu erzeugen. Ich bin mittlerweile der festen Überzeugung, das es nichts im zwischenmenschlichen Umgang gibt, was es nicht gibt. Aber natürlich heißen Zweifler auch, das meine Umsetzung als Autorin noch nicht ganz passt.

Und so kommen wir zum nächsten Schauplatz, ein Lokal in einem alten Kino. Und ab da zieht sich die Geschichte etwas in die Länge. Mir gefällt zwar die Idee mit der zunächst unerhört klingenden Zurückweisung an der Eingangstür, aber es dauert mir dann viel zu lange, bis auch Brunhilde schnallt, was der tiefere Sinn damit verbunden ist.
Ja, hier habe ich zu viel ausgeschrieben und den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen.
Danke für den Hinweis!
Das Problem bei einer Challenge ist irgendwie immer, das man ganz viel kommentieren will, seine eigene Geschichte bearbeitet, ach ja, und antworten sollte man auch noch - ich bin überfordert.

sie findet dank Spiel und Spass den Zugang zu netten Leuten. Am Ende gibt es sogar Hoffnung auf den Beginn einer neuen Freundschaft.
Ja, mir war nach Happy End, jetzt überlege ich aber, es ein wenig abzuschwächen. Mal schauen, was mir die Überarbeitung für Ideen bringt.

Er wird nie wieder unsere Brötchenkrümel ans Rotkehlchen verfüttern, mir nie wieder einen Pott Tee bringen, nie wieder sagen, das schaffst du. Nach vier Monaten, in denen ich nur atmete und weiter atmete,
Ist der Absatz hier richtig? Ich dachte nämlich erst, sie sei jetzt schon vier Monate ausgezogen, merkte dann aber, es waren die vier Monate nach Horsts Tod.
Richtig gesehen, der war falsch.

Was glauben die eigentlich, wie alleinlebende Menschen das finden? Den ganzen Heimweg über schimpfe ich vor mich hin.
Finde ich als Reaktion etwas unnatürlich. Bei der ungewöhnlichen Anweisung geht mir sofort "Ja soll ich jetzt warten, bis noch jemand kommt?" durch den Kopf. :D
Aber ich bin ja nicht Brunhilde und so lasse das mal so stehen. Weiter geht's ...
Du bist lieb tolerant! Aber ich setzte es dennoch auf die Überarbeitungsliste ...

Oh, Inga ruft mich freiwillig an, es wird doch nichts passiert sein?
„Hallo Töchterchen, was gibt es?“
„Paul sucht den Sicherungskasten, ich wollte unser Treffen für Samstag absagen und mich einfach mal melden.“
He, he, die natürliche Reaktion, wenn Kinder "ausserterminlich" anrufen, kenn ich gut.
Allerdings erschliesst sich mir die Aussage "Paul sucht den Sicherungskasten" nicht. Und einfach mal melden sollte am Anfang stehen, denn wie sonst könnte Inga den Termin absagen.
Ja, da hat mein Gedankengang nicht funktioniert. Ich meinte die Inga schon sehr desinteressiert am Leben ihrer Mutter. Also ist der Sicherungskasten wichtiger als der Termin.

„Der Kerl hat mich total überfahren.“
Finde ich etwas hart. Villeicht eher der Typ, oder der Wirt.
Dann wohl der Wirt. Vielleicht ist es regional, aber Kerl und Typ sind hier gar nicht so abwertend.

Ihn lieber in Ruhe lassend, konzentriere ich mich auf Friedrich, der mir mittlerweile vertraut vorkommt, ein angenehmes Gefühl.
Ah, doch illegales Glücksspiel oder vielleicht sogar Drogen?
Das kommt jetzt irgendwie aus dem Nichts, oder?
Ich habe es weiter nach vorne geschoben, es soll Brunhildes Misstrauen untermauern. Sicherlich ein Streichkanditat.

„Äh … ich würde so gerne spielen.“ Leise sage ich es und suche jetzt doch Augenkontakt.
Irgendwie bekomme ich Brunhilde nicht ganz zu fassen. Mal ist sie forsch, mal sehr schüchtern, fast naiv. Aber vielleicht geht das ja nur mir so.
Sind wir Menschen denn so eindeutig einzuordnen? Sind wir immer nur das eine oder andere? Sie vertraut anderen Menschen nicht schnell, hier sind lauter völlig Fremde. Also erstmal schüchtern. Aber wenn sie auftaut, Vertrauen fasst, ist sie eine selbstbewusste Frau.

Einer atmet schnaufend aus, einer grinst, am Ende ziehen alle die Stühle wieder heran und schauen mich neugierig an.
„Na dann! Ich bin Nadine.“
Hoppla, 180° Kehrtwende. Das ging jetzt aber schnell. War das jetzt ein Test? Dass Brunhilde sich öffnet und alle darauf gewartet haben?
Okay! Dass muss ich dann wohl etwas ändern. Alle waren nicht so ganz glücklich mit der Runde davor, hatten wenig Lust zum weiterspielen, aber wenn jemand darum bittet?!

Die Hälfte der Zuschauer stöhnt, mein Tischnachbar brüllt: „Schmeiß die Oma vom Balkon!“, und ich fahre zusammen.
Fand ich jetzt etwas erzwungen, so Challenge mässig untergebracht, check. Kommt mir auch etwas befremdlich vor. Oder soll das tatsächlich ein Spielzug sein? Wer sich ausruhen darf kann runtergestossen werden? Ist eigentlich ja nicht wichtig, hat mich nur kurz irritiert.
Auch zu undeutlich beschrieben, muss ich nachbessern. Mein Gedankengang war hier so ein Platz wie der Knast im Monopoly - Du bist sicher vor Mietzahlungen, kannst aber auch nichts einnehmen aus den öffentlichen Töpfen.
Hier kriegst Du deine Figur ja nicht ins Haus, wenn Du auf dem Balkon sitzt ...

Der Schlussakkord kling für mich noch etwas schief. Ich kann dir nicht genau sagen, woran es liegt, aber ich probier mal was, so mehr zwischen die Zeilen packend:
Hinter mir raschelt es, der Sieger beugt sich über meine Schulter. „Warum sagst du das nicht gleich, ich bin hier aufgewachsen.“
Ringsum zustimmende Stimmen. Daniel zieht sich langsam zurück, will sich ausklinken.
„Daniel, magst Du nicht mitkommen?“ Ich bin auf die Absage gefasst, versuche nicht enttäuscht zu sein.
Er zögert, lächelt verhalten und nickt: „Mit Dir jederzeit.“
Hab ich fast so von Dir gemopst, kling jetzt wirklich besser.

Brunhilde wurde umquartiert und hat per Zufall ein Lokal entdeckt, dass Menschen durch Spiel und Spass zusammenbringt, sowie auch soziale Einrichtungen unterstützt. Vielleicht könnte man da noch etwas mehr herausholen, statt dem Spiel und seinen Regeln soviel Platz einzuräumen. Aber das ist jetzt wieder Meckern auf hohem Niveau. Ich bin gerne deiner Brunhilde auf ihrer Entdeckungstour gefolgt und hoffe für sie, dass sie am neuen Wohnort heimisch wird. Vielleicht ruft ja noch Inga an und Brunhilde, kurz angebunden: Keine Zeit, muss meinen Wunschcoupon erspielen. :D
Die Idee, mit Inga den Bogen zu schließen finde ich aber auch gut. Mal schauen! Heute werden erst einmal alle Kommentare beantwortet, morgen komme ich dann hoffentlich zu einem ersten Änderungsversuch.

Lieben Dank
@dotslash und ein schönes 1. Adventswochenende für Dich
Viele Grüße
witch

 

Hey @greenwitch,

mich hat dein märchenhafter Text abgeholt, ich bin auch ein Happy-End-Fan. Viele Beschreibungen finde ich passend, die Innensicht oft gelungen, bei der Kneipe und ihren speziellen Regeln musste ich manche Vorbehalte bzgl. Glaubhaftigkeit ausblenden. Für mein Empfinden ist das alles sehr glatt.

Wütend wische ich über die Augen, konzentriere mich auf das Verschnüren der Hochzeitsbank. Im letzten Sommer hatte Horst sie frisch gestrichen, in diesem Frühjahr sitze ich allein auf den taubengrauen Brettern. Er wird nie wieder unsere Brötchenkrümel ans Rotkehlchen verfüttern, mir nie wieder einen Pott Tee bringen, nie wieder sagen, das schaffst du.
Schön mit wenigen Worten viel gesagt.
Nach vier Monaten, in denen ich nur atmete und weiter atmete, war alles, was meiner Tochter Inga dazu einfiel: „Die Wohnung in Hamburg Winterhude ist viel zu teuer für dich. Du kannst mit Paul tauschen, der ist befördert worden und braucht eine repräsentative Adresse.“
Herzlos die gestresste Tochter, das Problem Mutter wird wegorganisiert.
„Es ist bestimmt spannend mit fünfundsiebzig etwas Neues zu entdecken, du warst doch früher so unternehmungslustig.“
Boah wie zynisch, dieses Verwandtschaftspack!
Mit einem Mal hatte ich die Schlüssel zu Pauls Junggesellenbude auf der Schanze.
Wasn dasn? Ein Ablagebrett in der Diele?
Ich will nicht jede Stubenfliege kennen, aber doch wenigstens den Weg zum Bäcker.
Bäcker als Anfang ist ein guter Plan.
Ingas Worte klingen noch in mir nach, ‚Früher warst du unternehmungslustig!‘
Kleiner Holperer, dachte zuerst an doppeltes Komma.
Los Oma, reiß dich zusammen
Spricht sie sich in Gedanken tatsächlich mit Oma an?
Dann wage ich mich in den Strom, den Blick fest auf den Boden geheftet. Nicht fallen und nichts sehen, was mich überfordert.
Das hat mich verwundert, sie hat doch vorher auch in der Stadt gewohnt und kommt nicht aus der Wildnis in totalen Abgeschiedenheit. Warum ist sie dann so unsicher und wenig selbstbewusst?
Ich recke die Nase dem verführerischen Duft frischer Kaffeebohnen und etwas viel zu Süßem entgegen. Zucker ist ein wunderbarer Tröster, das muss ich nur noch meiner Waage klarmachen.
Der erste Satz würde mir schon reichen, der zweite bringt mich eher raus, weil er sich wie ein platziertes Statement liest.
Langsam taste ich mich
Vor diesem Satz würde ich einen Absatz einbauen.
Horst hätte sich jetzt mit mir Lebenswege für all die Menschen hinter den abgehetzten Gesichtern ausgedacht. Ich bekomme nur ein flaues Gefühl.
Das erklärt die Verlorenheit ein wenig.
Vielleicht außer Moni, meiner alten Freundin. Leider zieht ihr Gejammer über das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen mich noch weiter hinunter.
Kenne solche Gespräche, die sich nur um Krankheiten drehen und das typische "Die Einschläge kommen näher". Ich bin da auch immer schnell satt und weiche dem aus.
... bis in eine portugiesische Bäckerei.
wow, noch nie davon gehört.
An die verschlossene Tür ist ein Zettel ‚Keiner betritt allein diese Kneipe!‘ gepinnt. Komische Gegend! Ich habe schon viel gehört, von ‚Hunde verboten‘ bis ‚Kinder unerwünscht‘, aber das?
Interessante Eröffnung.
Mühsam öffne ich die schwere Tür auf, erhasche einen Blick auf Sitzecken mit Wintergartencharme. Üppiges Grün von Kletterpflanzen, Lampions, die sanftes Licht verbreiten, ziehen mich weiter. Lachen umhüllt mich und der Duft lässt mich schlucken. Es riecht nach Kartoffelsuppe, Frikadellen und frischen Kräutern.
Da möchte ich auch rein!
Kopfschüttelnd mache ich mich auf den Heimweg, merke erst an den grinsenden Gesichtern der mir begegnenden Menschen, dass ich laut vor mich hin schimpfe.
Passende Reaktion auf die Zurückweisung, gut gemacht.
Oh, Inga ruft mich freiwillig an, es wird doch nichts passiert sein?
„Hallo Töchterchen, was gibt es?“
:lol:
Er ist ziemlich blass für einen Afrikaner, aber was weiß ich schon.
Hm, durch den Bonmot-Charakter eher ein Fremdkörper.
„Quatsch! Ich heiße Brunhilde.“ Es fühlt sich ungewohnt an, ein wenig nackig, aber doch richtig.
Schön.
Daniel eines der Fassbiere und das Bauernfrühstück
Gibt es bei euch abends Bier und Frühstück? :D
„Ich würde mich gerne zu Euch setzen, wäre das recht?“ Friedrich serviert die Getränke und wartet ab.
Ich suche Augenkontakt zu Daniel, aber er weicht mir aus. Es gibt eigentlich auch keine höfliche Verneinung, also „Gerne.“
„Habt Ihr Euch schon bekannt gemacht?“ Wir nicken, konzentrieren uns beide auf den Wirt. „Ich bin kein echter Hamburger und daher immer neugierig, was Eure Lieblingsplätze sind.“ Er schaut uns an, ganz ruhig, abwartend, ohne auf das Schweigen zu reagieren.
Das ist das, was ich anfangs meinte, die Kneipe, der Wirt, was da läuft, das ist alles grenzwertig sweet.
„Ich bin eine Winterhuder Deern, der Stadtpark ist mein Garten. Ich kenne jeden Baum zum Klettern, jedes Versteck zum Knutschen, jedes Planschbecken und natürlich das Planetarium.“ Ich merke, wie meine Begeisterung mit mir durchgeht.
schön.
„Das kann man wieder ändern! Heute Abend und vielleicht auch morgen gehörst Du in dieses Stück Hamburg, wenn Du möchtest.“ Friedrich legt einen kleinen Stapel Coupons vor uns hin.
Ab da wird es zum Märchen, mir persönlich eine Spur zu süßlich und dadurch unglaubwürdig.
„Ihr spielt um Geld?“, will ich aber doch wissen.
„Nicht generell, die Spieler einigen sich vorher. Oft werden die Coupons zur Erhöhung der Spannung eingesetzt. Ich spendiere Euch ein paar. Hier sind zwei Euro für das Frauenhaus, kleinere Beträge für die Tafel und dies hier ist ein Wunsch-Coupon, der wird meist für eine gemeinsame Unternehmung eingesetzt. Die Spendencoupons werden gekauft und ich gebe das Geld ohne Abzüge weiter, die Wunschcoupons sind natürlich frei. Das seht Ihr morgen.“
Das ist mir auch zu gutmenschig, sie spielen nicht um Geld, sondern um Spenden für Tafel und Frauenhaus. Muss ein Paralleluniversum sein.
Mit jeder Straßenkreuzung mehr Abstand kommen die Zweifel zurück. War das alles echt heute Abend? Die Ehrlichkeit, das Interesse, die Nähe von eigentlich fremden Menschen?
Berechtigte Zweifel.
„Du bist so was von einer ollen Meckeroma!“, sage ich mir.
„Nö, Sie sehen ganz normal aus.“ Ein älterer Herr, der offensichtlich nach Leergut in den Papierkörben sucht, nickt mir zu.
:lol:
Einer grinst: Hallo, Oma Brunhilde."
Gänsefüßchen
Idee, was ich mir für den Wunschcoupon hätte wünschen können.“
„Verrätst du mir, an was du gedacht hast?“
Kurz zögere ich: „Eine Stadtteilführung von jemandem, der sich hier auskennt, damit ich mich endlich heimisch fühle.“
Hinter mir raschelt es, der Sieger beugt sich über meine Schulter. „Warum sagst du das nicht gleich, ich bin hier aufgewachsen.“
Damit bekommst du die Kurve zurück zum Anfangs-Plot. Alles löst sich in Wohlgefallen auf.

Meine Lesart: Der Text ist gut geschrieben, ich finde das Anfangssetting sehr gut, das Verwandtschaftsding sehr schön aufgefächert, der Konflikt greifbar. Mit der zweiten Ankunft in der Kneipe zerfällt der Text für mich in zwei Teile, den Anfang mit herben Erfahrungen und glaubhaften Erlebnissen und dann geht die Prota durch eine Sesam-öffne-dich-Tür und gelangt in Teil zwei, wo alles ein wenig zu rund, zu glatt und zu schön wird, um wahr zu sein. Das Mensch Ärgere Dich Nicht mit verschärften Regeln finde ich eine sehr gute Idee, aber das Handeln und die Dialoge drumherum haben etwas Engelhaftes. Deshalb wird es mir an manchen Stellen auch zu dick aufgetragen und auch zu lang ohne dass ich konkrete Hinweise geben könnte, wo Streichkandidaten schlummern.

Hoffe, du kannst damit was anfangen, peace, l2f.

 

Moin @Sturek und vielen Dank für Deinen Kommentar.

Auch hier ist wieder eine Geschichte, in der man sich richtig wohlfühlen kann, wenn man in sie eintaucht. Der Wirt ist offenbar ein Menschenfreund und Menschenkenner, der weiß, wie man die Rädchen der Kommunikation schmieren muss, damit Einsamkeit überwunden wird.
Für mich ist Vorweihnachtszeit, da mag ich es gerne gemütlich! Schön, dass Du Dich auf den Sound der Geschichte einlassen konntest. Ich überlege, ob ich es mir einfach mache und einfach den tag "Seltsam" dazu wähle - dann komme ich mit dem sehr großen Menschenfreund leichter durch. Aber ein paar Ecken und Kanten einbauen hat auch seinen Reiz.

Das Challenge-Thema ist ebenfalls vollumfänglich erfüllt, obwohl ich dieses "Schmeiß die Oma vom Balkon" als etwas gezwungen empfand. Das braucht es doch gar nicht. Gibt es den „Balkon“ im Mensch-Ärgere-dich-nicht wirklich?
Mist! Ich hatte gehofft, das es durch die längere Spielphase als passender Ausruf durchgeht. Ich schaue mal. Genaugenommen ist das Challengethema ja auch so vorhanden, den Brunhilde wirft ihren "Oma" Status für sich ein Stückchen über Bord. Mal sehen, was bei der Überarbeitung heraus kommt.

Zu Beginn fiel es mir schwer, die zeitliche Abfolge zu begreifen.
Okay! Danke, da schaue ich nochmal - geschmeidige Übergänge sind nicht meine Stärke :-)

Es wäre außerdem aus meiner Sicht eine Überlegung wert, Brunhilde schon beim ersten Mal in den Schanzenkrug einkehren zu lassen. Da würdest du einen ganzen Tag einsparen. Andererseits bekäme man dann nicht so einen Einblick in ihren Tagesablauf und das Telefonat mit der Tochter fiele auch weg.
Ja, ich überlege, wie ich es löse, denn kürzen ist auf alle Fälle sinnvoll. Da finde ich bestimmt eine Lösung, die mir gefällt.

Auch wenn ich nur ungern allein Essen gehen, das Lachen und der appetitliche Duft heben meine Stimmung.
Allein essen gehe
Bist Du da sicher? Ich hatte das nachgeschlagen, weiß aber jetzt die Begründung nicht mehr ...

Lieben Dank für die Hilfe, den vielen Kleinkram, der mal wieder durchgerutscht ist, habe ich eingepflegt (hoffe ich), der Rest kommt mit der größeren Überarbeitung. Heute mache ich aber einen auf faul ...

Liebster @Friedrichard, wie schön, Dich hier zu lesen. Dankeschön für den Nachhilfeunterricht!

Den ersten Hinweis hinsichtlich "für Dich" anstelle für Euch muss ich allerdings entschieden ablehnen - es geht dem Wirt ja tatsächlich darum, dass die Beiden den Abend zusammen verbringen.

dabei sind solche Gesellschaftsspiele doch bewusst relativ einfach gehalten - mal schau’n, ob das zumindest als Anregung zum Jahresübergang wirken kann
Unbedingt! Wir spielen extrem viel zu Hause, momentanes Pausenspiel sind drei Runden Kniffel. Zu Weihnachten dann gerne auch etwas längeres oder ganz viel Verschiedenes ...

Da ist nix falsch –
aber ich frage mich, warum diese (ja nur scheinbar) gehobenere Sprach im (umgelauteten) Konjunktiv, wenn der nackte Indikativ „obwohl ich ihre Antwort vorhersagen kann“ den gleichen Effekt hat – man kann etwas korrekt vorhersagen oder eben nicht.
Ich hatte tatsächlich drüber nachgedacht - schön, dass es auch passt.

Wann hat sich das so verändert, dass mich der Weg zu einem unbekannten Bäcker schreckt.
Klingt das nicht nach Frage?
Retten wir also das Fragezeichen!

Was bilden die sich hier ein?
Ja, in Erregung ist man schnell mit einem „die da“ auf der Zunge
Fand ich in Gedanken in Ordnung, als Erzählstimme wäre es mir auch zu unliterarisch.

„Ich weiß, es ungewohnt, aber glauben Sie mir, es funktioniert.“
fehlt da nicht ein Verb?
eindeutig! Dankeschön!

Ich habe schon zweimal versucht hineinzukommen, aber allein wird man wirklich hinaus geschickt.“
wie Du hineinkommst kannstu wieder hinausgeschickt werden ...
:Pfeif:

„Wenn ich Friedrich richtig verstanden habe, sollen wir den Abend zusammen verbringen. Dann noch[...]mal …“ Ich reiche…
(ein verkürztes „noch einmal ...
Oh man! Ich war soooo stolz auf mich, das ich alle sowas brav gefunden und korrigiert hatte. Und nun das!

Auf dem Weg durch die nassen Straßen mit lichterspiegelnden Pfützen frage ich mich, warum ich es plötzlich so eilig hatte.
Hm, warum der Gezeitenwechsel, wenn ein „gehabt hab“ auch schon vorbei ist ..
Auch den hatte ich auf dem Sender, aber mal ganz ehrlich, das klingt doof! Darf ich das ablehnen?😊

Wie dem auch wird, gern gelesen vom Freatle
Es wird auf alle Fälle kürzer, vielleicht auch logischer und nicht ganz so rosarot. Meist hilft ja eine Woche Abstand. Ich habe gerade meine Weihnachtsgeschichte aus einem der Vorjahre gelesen - grusselig, was man da alles an Fehlern und Verbesserungsmöglichkeiten findet. Die muss bis zum Vorlesen bei einer Weihnachtsfeier auch dringend aufpoliert werden.
Wünsch Dir einen schönen 1. Advent
Liebe Grüße
greenwitch

Hallo @Woltochinon ,
schön, dass Du reinschaust und ein paar gute Hinweise dabei hast.
Generell hat der Text bei Dir wohl funktioniert, an die Verbesserungen mache ich mich in der kommenden Woche, wenn ich auch ein bisschen Abstand hergestellt habe.

einige Kleinigkeiten:
wirklich viel geholfen beim Umzug, aber was soll ich hier? Ich will nicht jede Stubenfliege kennen, aber doch wenigstens den Weg zum Bäcker.
Die Verknüpfung Möbel - Umzug - Stubenfliege ist mir zu weit her geholt: Vorher und nachher ist von keiner Fliege die Rede, es wäre günstiger, sich auf etwas zu beziehen, von dem die Rede war. Z. B.: 'mir ist es nicht wichtig jeden Winkel der Wohnung zu kennen
Ich verstehe wirklich, was Du meinst, mag aber selber genau diesen unpassenden Vergleich immer sehr gerne. Noch darf die Fliege also bleiben ...

Zucker ist ein wunderbarer Tröster, das muss ich nur noch meiner Waage klarmachen.
Das Kalorien-Dopamin-Problem kurz und knackig auf den Punkt gebracht!
So war der Plan :D

Wenn ich den alten Wasserturm als aufblitzenden Leuchtturm nehme, dürfte ich mich im Viertel nicht verlaufen.
Warum sollte der Wasserturm aufblitzen?
Ja, das hatte ich ein Bild als Orientierungspunkt, aber es ist wohl eher ein Stolperstein geworden.

Daniel eines der gut klingenden Fassbiere und das Bauernfrühstück.
Was ist ein 'gut klingendes Fassbier'? Du verschenkst die Möglichkeit einer ansprechenden Beschreibung (bernsteingelb schimmernd, frisch perlend ... ).
grins! Wenn die Autorin gerne Bier trinkt und an all die verlockenden Namen denkt. Ich schraube es runter, die Atmosphärenbeschreibung war bisher zum Glück noch keine Kritikpunkt.

Erinnerungsbaden haben Horst und ich es genannt.
Erinnert an 'Waldbaden', vermittelt gut das damit verbundene Gefühl.
Genau das war die Idee der Wortschöpfung, fein, das Du sie nicht als drüber einordnest, ist ja immer eine Gradwanderung.

Man kann sicher geteilter Meinung sein, ob deine Geschichte stellenweise zu ausführlich ist, vielleicht auch etwas zu 'glatt'. Insgesamt ist sie stimmungsvoll erzählt, man kann sich in die Protagonisten hineinversetzen.
Ne, eigentlich sind wir uns da einig. Ich bin geschwätzig! Punkt! Ich gehe da mit ein paar Tagen Abstand noch einmal scharf durch, in der Hoffnung die Stimmung und die für mich funktionierenden Protagonisten nicht kaput zu machen. Und dabei helfen Eure Tipps wunderbar. Dankeschön!

Gelungen ist auch, dass der Text mit der Zeit Fahrt aufnimmt: Es geschieht immer mehr; die Anzahl der beteiligten Personen nimmt zu, der Inhalt bewegt sich vom Einzelschicksal hin zu der Gruppe. Diese entsteht durch die Magie des 'Aufeinander-Zugehens', die der Wirt ins seinen Krug gezaubert hat.
Eine gute Mischung aus leichter Erzählung und nachdenkenswerten Elementen!
Witzig! So unterschiedlich sind halt die Lesarten und unser Anspruch als Leser! Von vielen kam gerade zum Schluss die Kritik, zu ausführlich, zu langgezogen -zu langweilig. Bei Dir hat mein herangehen funktioniert. Besser geht selbstverständlich immer!
Und ja, ein bisschen magisch soll der Krug mit seinem Wirt rüberkommen, vielleicht wäre es tatsächlich ratsam, den Tag "Seltsam" zu ergänzen, weil die extrem reale-Welt-Orientierten-Leser gehen schon von einer Pleite der Kneipe aus.

Leute, hört auf den Wirt ... legt öfters mal die Handys weg!
Na, da sind wir hier ja alle auf einem guten Weg, wer schreibt, daddelt nicht am Handy herum!
Lieben Dank fürs Lesen und Helfen - mal schauen, was ich aus dem Text noch herauskitzle.
Viele Grüße
greenwitch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Du Liebe,

ob ich irgendwie den Spagat zwischen unseren Lebenseinstellungen (oder vielleicht vielmehr: unsere Einstellung zu Menschen) hinkriege. Da bist du jedenfalls die flexiblere von uns beiden ...
also ich finde, das hast Du super hinbekommen, meine größere Flexibilität nehme ich mal als Lob (gefühlt klappt es auch bei mir nicht immer)

Den Text lese ich als Pointen-Geschichte, dafür finde ich ihn aber ein bisschen zu lang.
Mist, als Pointe hatte ich es nicht gesehen, aber dann ist es halt so. Und eindeutig ja, er ist zu lang. Ich schaffe in der kurzen Challengezeit nicht den nötigen Abstand, da ist kürzen immer eine Katastrophe. Aber Eure Tipps helfen mir sehr, mal schauen, was ich nächste Woche so bastle (das Wochenende war ich doch faul bzw. habe Kekse gebacken)

Überleg doch mal, statt einer ganz geraden Linie von 'ganz schlimm' zu 'alles fluffig und 100% Happy End' ein paar Hügel einzubauen. Meine: Der Anfang ist wirklich extrem harsch. Keinen Zweifel, dass es das millionenfach so gibt (und schlimmer, inkl. körperlicher Gewalt oder der Androhung dessen), aber eigentlich stellt sich ja heraus, dass diese Beleidigungen und der nicht-existente Respekt der jüngeren Familienmitglieder nicht der Konflikt ist, sondern eher der Motor, damit der Text dahinlaufen kann, wohin er eben läuft.
Ja, das erkenne ich mit Eurer Hilfe auch als Hauptproblem - bei allem Wohlfühltext, ein bisschen mehr Mühe dürfte dabei sein. Mal schauen, wo ich da ansetze. Klar ist der Anfang hart, aber mal ganz ehrlich, absolut nicht unreal. Es hat ja eine Grund, warum Brunhilde allein ist, die Familie sie nicht auffängt. Leider schwindet der Freundeskreis im Alter bei vielen.

Klar, die Sprecher könnten in unserem Alter sein, aber "Schnepfe" höre ich nicht mal mehr von heute 80-jährigen
Grins! Ich habe unseren Sportlern (meist Ende zwanzig) bei der letzten Party zugehört, und da war Schnepfe ein wirklich häufiger verwendeter Begriff.

vielleicht was fieses Englisches, was sie dann erstmal kurz überlegen muss. Nachdem sie vielleicht erstmal spontan nett gelächelt hatte, weil ihr nicht klar war, wie beleidigend es war ... Nur ne Idee.
Dennoch finde ich die Idee mit dem englischen Begriff nicht schlecht, da bin ich aber völlig überfordert. Also falls Du eine Idee hast - immer her damit.

Brunhilde fand ich ehrlich gesagt auch viel zu historisch,
Grins! Brunhilde hat es nie in die Top 10 der Namenslisten geschafft. Aber ich hatte hier ein Vorbild vor Augen, man könnte die Geschichte auch glatt als Personenstudie sehen (die Verfremdung passiert auf der anderen Ebene)
Sicherlich gebe es passendere Namen, ich brauchte hier für mich die Brunhilde :-)

Ich hab oft den Eindruck - auch bei mir selbst - dass wir selbst schon etwas älter sind, aber bei 'veraltet' an Namen denken,
Ich checke wirklich jeden Namen ab, manchmal ist man verwirrt, was es da in die Ranglisten schafft. Mein von dir im Roman bemängelter Kevin ist in den besagten Jahrgängen in den Top20.

Ich meine (kann da auch falsch liegen), dein Thema ist sowohl Einsamkeit / Entwurzeltsein wie auch - begleitend - die Entfremdung von der Familie (durch deren Desinteresse, Empathielosigkeit). Das erste sehe ich aber als Hauptthema, das du am Ende auch löst.
Ja, da stimme ich voll zu. Und ja, ich baue eine Ausgangssituation, um es auszulösen. Offensichtlich für einen Teil der Leser zu hart. Ich schwanke da immer: Was ist Fehler der Autorin und wo ist der Leser zu eng in seiner Einlassung auf die Geschichte. Schwer lösbar, es wird wohl nei für alle passen, aber den Kritikpunkt kann ich nachvollziehen.

Wie wäre es, das Intro zu kürzen und etwas zu entschärfen?
Ja, da gehe ich mit!

Was meinst du eigentlich mit ihrem Gedanken 'für einen Afrikaner ist er ziemlich weiß'? Also etwas hellhäutiger Schwarzer oder ein Kaukasier, der eben aus Afrika kommt? Das klang für mich leider so (vllt. bin ich aber durch die ganzen ZDF SOKOs getriggert), als ob jetzt auch noch ein guter Ausländer rein muss, sorry.
Nein, da habe ich in der Ausführung geschlampt bzw. bin zu früh abgebogen, weil ich nicht noch eine Dose aufmachen wollte. Ich kenne das Gefühl, was Du meinst. Alles muss auftauchen und man zählt an den Fingern runter, ob sie alles unterbringen - völlig unrealistisch.
Ne, er war als Soldat in Afrika, das habe ich nur absolut nicht erwähnt.

Ab da entwickelt sich aber alles in gerader Linie zum nicht-ambivalenten Happy End und - gut, das mag mit mir zu tun haben - so finde ich das sehr schwer zu schlucken. Ist sie eine Person, die spontan bereit ist, Familienbindungen durch Freundschaft zu Fremden auszutauschen?
Ja, zu gerade! Da gehe ich mit! Den letzten Teil würde ich allerdings auch noch nicht so lesen, dass sie sich hier gleich in Freundschaften stürzt - einen netten Abend mit Fremden zu haben ist schon nochmal etwas anderes. Und zum Teil vergisst Sie ihre Ängste und Unsicherheiten auch darüber, dass sie Daniels Probleme wahrnimmt (allerdings nicht durchschaut).

Also ich wäre garantiert sofort gegangen (nicht so alt, nicht verunsichert), denn die Chance, dass einfach irgendein Fremder jetzt total passgenau nett und interessant und sogar noch über die Maßen hilfsbereit-engagiert ist, halte ich für circa null - hier ticken wir aber einfach nur anders,
Ich bin aus Bequemlichkeit fast soweit, den Tag "Seltsam" hinzuzufügen. Dann ist es halt wie das Cafe am Ende der Welt oder ähnliches. Aber mal ganz ehrlich, dies ist eine Geschichte: Warum soll es nicht möglich sein?

Es fiel mir bissl schwer zu glauben, dass es eine Kneipe mit solchen 'Spielregeln' gibt, und frage mich, ob das vielleicht etwas lockerer (für mich) besser funzen würde:
Vielleicht wirklich "Seltsam"? Ich mag in Geschichten ein Abweichen von der Normalität, etwas mehr, als uns allen vertraut ist. Es soll ja anregen, die Gedanken schupsen, Wünsche wecken oder halt auch das Gegenteil. Für mich klappt das auch in diesen Randbereichen der realen Welt. Sonst könnte ich gar nicht schreiben oder Lesen, dann wären alles nur Berichte!
Aber natürlich weiß ich, das es am Ende am Anlegen meiner Geschichte, an der glaubhaften Story liegt, also Autorenfehler?!

Zusammenführen von Fremden. Für mein Selbstverständnis ist die Situation dort nämlich ähnlich horrorhaft wie die Familiensituation anfangs, eben nur anders gelagerter Horror.
Nur gut, das wir alle so unterschiedlich sind!
Ich platziere in meinem Sonntags-Café ganz bewusst fremde Menschen zusammen oder halte sie auf Abstand (nach weniger netten Erfahrungen). Das klappt halt nicht immer, aber oft gibt es hinterher ein Dankeschön für den toll ausgewählten Gesprächspartner. Es geht ja nicht um Lebensfreundschaften oder Eheanbahnung - es geht um eine nette Stunde mit einem anderen Menschen.

Mit dem rosa Happy End hab ich natürlich meine Probleme, aber das verbuche ich unter persönlicher Sicht. ;)
Dankeschön! Mittlerweile habe ich auch genug Abstand, um nochmal zu schauen, wie rosa es denn muss.

Ich rate auch mit Nachdruck zur Streichung des Challenge-Satzes.
Ich denke noch! Aber natürlich ist es auch ein Stückchen mangelndes Vertrauen in die Leser, das sprich dafür! Generell mag ich allerdings schwarzen Humor und Satire. Eigentlich ist es ja sogar Brunhilde, die ihr Oma-sein über Bord wirft.

Liebe @Katla , hab Dank für den Kommentar unter einer Geschichte, die so gar nicht Dein Wohlfühlbereich ist, mit hat er dennoch geholfen.
Wünsche morgen einen guten Wochenstart
witch

Guten Abend @H. Kopper ,

ich konnte aus Zeitgründen nur in deine Geschichte hineinlesen. Darum nur ein paar Bemerkungen zum Anfang, der ja bekanntlich das Wichtigste ist.
Ja, vielleicht nicht optimal, ich freue mich also über einen halbe Tipp.

wodurch es in meinen Augen vielleicht nicht vollkommen unglaubwürdig, aber doch fragwürdig wird. Oder anders: Kann ich so, wie du es geschrieben hast, persönlich nicht nachvollziehen.
Generell ist nicht glaubhaft ein Autorenfehler, denn es ist nicht schlüssig dargestellt. Aber Du widersprichst Dir natürlich, wenn Du zugibst, das es alles gibt, Schlimmeres leider ohne Grenzen. Warum glaubst Du es also nicht? Weil Du es persönlich nicht nachvollziehen kannst? Es also nicht Deinem Erlebnisbereich entspricht. Okay, aber dann würden nur autobiographische oder reine Berichte glaubhaft sein?

Würde man nicht eher auf die Tränendrüse drücken, was den Enkel/Sohn angeht:
Mir würde das nicht glaubhaft auf meine Protagonistin hin erscheinen, denn diese psychologische Erpressung würde sie durchschauen, keiner der Angehörigen hat ein sonderliches Interesse an ihr, es ist kein intaktes Familienverhältnis, wobei es hier nicht um die Klärung der Ursache ging, das wäre eine andere Geschichte.
Ich schreibe gerne seltsame Charaktere, aber schmierige denn doch nicht.

Ergo sind er und seine Freunde erwachsen und sozial geschult. Warum sollten sie achtlos mit den Sachen umgehen, noch dazu mit offensichtlichen Wertgegenständen? Und warum sollten sie etwas gegen die alte Dame haben?
Im Ernst? Gebildete und in höheren Positionen befindliche Leute verhalten sich innerhalb des Familien oder Freundeskreises immer sozial auf der perfekten Linie?

Das heißt, die Arglosigkeit und Unfreundlichkeit der Jugend ist für mich ein Sackgasse in der Story.
Aus meiner Sicht liest Du die Geschichte mit einem anderen Blickwinkel. Ja, ich kenne Deine Meinung, das es interessant wäre zu wissen, was die Autorin wollte. Hier, für die Textarbeit gebe ich Dir recht, andererseits ist es für mich als Autorin natürlich interessant, wie wirkt die Geschichte auf den Leser. Wenn ich ein Buch lesen möchte, ist eine der Voraussetzungen dass ich mich auf die Idee des Autors einlasse.
Aber zum Text: Ich habe diesen Einstieg gewählt, um Brunhilde zu motivieren, sie wirklich zu isolieren und dann im neuen Wohngebiet sich zu verändern. Offensichtlich habe ich es mit der Fallhöhe etwas übertrieben, da schraube ich zurück bzw. mache es weniger einseitig.

Inhaltlich kann sich die Frau kaum zurechtfinden, verzweifelt schon an der Suche nach einem Bäcker, doch formal beschreibt sie vollkommen hellsichtig und aufmerksam ihre Geschichte und ihr Umfeld. Das passt für mich überhaupt nicht zusammen.
Hier verstehe ich nicht, warum Du der Meinung bist, das sich Brunhilde inhaltlich nicht zurecht findet. Sie hat Ihr Leben in einer sehr langen Partnerschaft mit ihrem Mann verbracht, darüber und über das natürliche wegfallen von Freundschaften ist sie Menschenscheu geworden. Scheut auch die Auseinandersetzung mit Enkel und Tochter. Das macht sie aber doch nicht dumm oder eingeschränkt. Im öffentlichen Raum fühlt sie sich überfordert, nun, unsere Welt wird immer voller und lauter. Das schließt aber doch nicht aus, das man in überschaubaren Situationen funktioniert, sich wohl fühlt.

Sie hört selbst, was im Nebenraum gesprochen wird, weiß genau, was in Raum und Zeit um sie herum passiert und reflektiert ihre Situation. Aber dann überfordert sie der Gang zum Bäcker?
Offensichtlich nehmen wir ältere Menschen unterschiedlich wahr. Ich sehe hier keinen Widerspruch!
Dennoch Danke für Deinen Kommentar
Viele Grüße
greenwitch


Hallo @Katta,


ich kann dir einen Kommentar schreiben oder dir auf deinen antworten
Ja, in der Zwickmühle stecke ich auch, und würde noch erweitern "oder an meinem Text arbeiten". Aber ich habe mich fürs Wochenende zumindest für einen Anfang bei den Kommentarantworten entschieden, gleichzeitig hoffe ich, so noch ein wenig Abstand für die große Überarbeitung reinzubekommen. Ich bin leider ein Pitbull beim Schreiben, einmal geschrieben, verbeiße ich mich für eine Weile in meine Idee und kann schwer loslassen.

Also für mich ist das Herzstück der Geschichte die Kneipe, in die man nicht allein reinkommt, also Einsamkeit vs Gemeinschaft. Das heißt, du ahnst es sicher schon, ich würde die Geschichte drastisch kürzen.
Da gehe ich mit, aber wenn ich nicht mit Rückblenden arbeiten möchte, gehört für mich eine gewisse Charakterisierung der Prota dazu. Das hat offensichtlich auch für Deine Lesart nicht gepasst, ganz ohne ist es mir zu dünn.

beim Lesen hatte ich an zwei, drei Stellen den Impuls abzubrechen, weil es mir zu lang gedauert hat.
Ja, das Risiko sehe ich und werde unbedingt kürzen und Du hast ja ein paar gute Ideen dabei.

ich habe mich auch gefragt, wann junge Leute das Wort Schnepfe benutzt haben? I
Habe ich tatsächlich von unsere Endzwanzigern beim Halloween aufgeschnappt. Ich würde nicht behaupten, dass ich fit in der aktuellen Umgangssprache junger Leute bin, aber gefühlt, gibt es da nichts, was es nicht gibt.

Wenn ich etwas vorschlagen darf, dann vielleicht den Anfang nach dem Umzug anzufangen. Brunhilde ist in der Wohnung von Enkel Paul, vielleicht wollte sie ihm was Gutes tun, weil sie eigentlich eine gute Beziehung haben
Ne, so sehe ich die Beziehung einfach nicht, aber den Anfang nach den Umzug legen wäre dennoch eine Idee.

vielleicht bereut sie es schon direkt nach dem Umzug, es heißt ja auch alte Bäume verpflanzt man nicht.
Das sie den Umzug bereut, sollte auch bei der derzeitigen Konstellation heraus kommen.

Das vertraute Schild habe ich nicht verstanden, aber der Bäcker, ja einen Bäcker zu suchen ist gut.
Ich habe wirklich mit Absicht nicht die vertraute Brezel hingeschrieben, weil ich die ganze Zeit im Ohr hatte, das ist zu deutlich. Okay, es ist nicht deutlich genug!

Was bedeutet sie wagt sich in den Strom? Ist dort draußen ein reißender Strom von Fußgängern und sie hat Angst weggespült zu werden? Nicht fallen, weil sie schon ein paar Mal gefallen ist? Und was sollte das sein, dass sie überfordert? Ich habe keine Idee, um was es sich hierbei handeln könnte, also vielleicht lieber spezifischer eine Sache exemplaris
Mir ist absolut klar, das Menschen im Altwerden alle unterschiedlich sind. Aber ich kann es wirklich nicht als Einzelfall sehen, dass sie nicht mehr fallen wollen, dass sie große Menschenmengen scheuen. Ich bin unsicher, inwiefern ein spezielles Beispiel mir hier mehr Vertrauen der abgeneigten Leser bringt, denn für die offenen Leser ging die Charakterisierung ja gut auf. Wahrscheinlich erledigt sich das Problem ja über die Kürzung, ich fürchte nur, das ich auf so kurzer Strecke keine Charakterisierung hinbekomme.

Ich weiß nicht, ob ich sie körperlich so unsicher zeichnen würde, ich glaube, das verliert sich am Ende auch, oder? Sie könnte doch so 75 oder so sein, da sind viele ja noch wirklich sehr fit, so stell ich sie mir auch vor und dann passt aber dieses unsichere nicht so richt
Das muss ich mir noch einmal anschauen, für mich ist sie gar nicht körperlich so unsicher, aber wenn Du es so liest, schraube ich noch einmal daran. Es sind halt nicht alle Rentner mit 75 noch topfit, aber gebrechlich soll sie nicht rüberkommen.

War das mein Handy? Ich krame es aus der Jackentasche, hoffe auf eine bekannte Stimme. Da ist nur das Bild unserer Familie im Stadtpark. In den letzten Tage habe ich alle angerufen, die vielleicht ein Weilchen mit mir schwatzen würden, musste aber einsehen, dass nach dem dritten Anruf fast alle genervt reagieren. Vielleicht außer Moni, meiner alten Freundin. Leider zieht ihr Gejammer über das Leben im Allgemeinen und ihres im Besonderen mich noch weiter hinunter.
Wichtig wofür? Könnte vielleicht weg? Komplett?
Ja, sehe ich auch so!
Ich bin leider eine geschwätzige Erzählerin ...

Und dann könnte sie in der Bäckerei einen Moment zum verschnaufen haben. Dann hättest du einen sich entwickelnde Szene von sich fremd fühlen zu einem Moment des Ankommens, auch durch die Urlaubserinnerung. Es ist vielleicht der erste Moment in ihrem neuen Viertel, der positiv ist.
So ist die Szene auch bisher angelegt, offensichtlich verwässere ich sie mit meinem drumherum, wenn Du es nicht so liest.

Auch hier würde ich kürzen und sie die Kneipe nicht verschlossen vorfinden lassen, sondern wenn sie offen ist. Es ist ja nicht wirklich spannend, dass sie wieder nach Hause geht und Kreuzworträtsel löst und über die Kneipe nachdenkt und ... Sie könnte froh sein, wieder zu Hause zu sein, nach dem Bäckerausflug, Szene fertig. Und dann nächste Szene, sie geht raus, weil ... trifft auf die Kneipe, der Wirt schmeißt sie raus. Das fand ich gut, weil überraschend. Ein Dreh- und Angelpunkt der Geschichte wird dann aber sein, warum sie nicht sagt: Dann halt nicht, du Arsch!
Ja, da merke ich das Romanschreiben - ich lasse mir viel zeit, will es ausbauen, was für eine KG aber falsch ist. Hier ist definitiv Streichpotential.

Ich meine, es ist doch wahrscheinlich schwierig so ganz allein in diese Kneipe zu gehen (hier ist sie zB gar nicht unsicher oder hilfebedürftig) und dann geht sie ja auch weiter. Ich weiß nicht, ob es dass braucht, auch das Telefonat mit der Tochter (ist für mich irrelevant für die Geschichte - kann aber sein, dass ich was falsch verstehe, also worum es dir geht)
Sie hat sich in Rage geredet, dazu die Langeweile zu Hause , bei meiner derzeitigen Variante braucht sie eine Antrieb, um nochmal loszugehen. Und dann traut sie sich, sie will es sich ja selbst beweisen, die Oma über den Balkon werfen.

Du lässt sie dreimal zum Krug gehen. Warum? Warum erklärt er ihr nicht gleich beim ersten Mal, worum es geht und dass es nicht diskriminierend gemeint ist, sondern Gemeinschaft fördern soll und dann kann sie sich entscheiden.
Weil ich gerne schwafle? :drool:

Sie wirkt ein wenig hin- und hergetrieben im Plot. Auch diese ganze Spielszene ist mir zu lang. Gemeinsames Spielen, ja, nicht für jeden was, aber ich mag Gesellschaftsspiele, von daher ... Wäre ein Aspekt an dem man dort die Gemeinschaft zeigen könnte, aber wozu diese ganze Couponsache?
Ja, der erste Teil ist Absicht! Ich will keine stringente Figur, die ich hin und herschiebe. Sie ist ein Mensch! Die Coupons sind nur ein Anreiz, ein bisschen Köder, um am nächste Abend wiederzukommen. Der gute Friedrich will ja etwas erreichen, die Menschen zusammenbringen. Warum nicht über ein bisschen gute Taten gekoppelt an Spielspaß?
Und ich mag Sidekicks (oder zumindest etwas in der Richtung)!

Hoffe, es ist was hilfreiches dabei.
Das war es auf alle Fälle, auch wenn ich bei Dir nicht punkten konnte, macht mir die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Lesermeinungen durchaus Spaß. Ich komme immer mehr zu der Einsicht, das mein Geschreibsel nicht jedem gefallen wird, ich also bei den Meinungen schauen muss, was handwerklich Fehler sind und was vielleicht nur Geschmack oder völlig andere Lesart, also von mir als Autorin angedacht.
Danke also für eine Einblick und einige gute Tipps
Viele Grüße und einen guten Wochenstart mit hoffentlich bald Weihnachtsfrei
greenwitch

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe Witch , @greenwitch

mal schauen, was ich nächste Woche so bastle (das Wochenende war ich doch faul bzw. habe Kekse gebacken)
Leute, die nicht warten können, kennen eben dein Kekse nicht. Ich versuche mich mühsam auf fünf pro Tag zu beschränken, sonst würde ich die große Dose wohl in Null Komma Nix aufmuffeln, oh, so lecker. Danke noch mal!!

Klar ist der Anfang hart, aber mal ganz ehrlich, absolut nicht unreal. Es hat ja eine Grund, warum Brunhilde allein ist, die Familie sie nicht auffängt. Leider schwindet der Freundeskreis im Alter bei vielen.
Ja, alles okay - die Frage ist der Aufbau. Klar kann man mit einem relativen Schock anfangen, so als Hook. Aber - ohne jetzt allzu spießig sein zu wollen - meist ist doch der härteste Punkt bei ca. 60% und dann nochmal bei 90-99% des Textes.
Irgendwie sollte es bei der Spannung (und das bedeutet auch Härte) eine aufsteigende Kurve geben, sei es implizit und / oder explizit. Oder?

Also wenn ich gleich im Intro andeute, dass T-Rex auf New York zustapft, und dann erzähle von Klimawandel und einem Orkan, der die Stadt umnietet, ist der Orkan auch krass und sagt was Wichtiges zum Klimawandel, aber Leser fragen vermutlich: Okay, aber was war mit dem T-Rex?

Anders gesagt: Ist das Intro ein Intro (= eine angedeutete Einführung in die Problematik, die danach aber akuter / härter wird) oder zeigt es bereits en höchsten Punkt des Dramas / der Spannung, die danach nur immer weiter abgeschwächt / aufgeweicht wird, bis sie im Happy End aufgelöst wird?

In dem Sinne keine mangelnde Flexibilität des Lesers (oder der Autorin), sondern eine Frage der Gewichtung und des Timings deiner Dramatik.

Grins! Ich habe unseren Sportlern (meist Ende zwanzig) bei der letzten Party zugehört, und da war Schnepfe ein wirklich häufiger verwendeter Begriff.
Okay, ich hatte überlegt, ob ich das überhaupt schreibe. Das mag regional bedingt sein und ggfs. außerhalb von Großstädten.

Dennoch finde ich die Idee mit dem englischen Begriff nicht schlecht, da bin ich aber völlig überfordert. Also falls Du eine Idee hast - immer her damit.
Ich hab mir selbst ein Bein gestellt, weil ich dir sagen könnte, was in UK verwendet würde, aber sagen das auch Deutsche? Bitch wäre sicher etwas in DE Verwendetes. Halte ich für möglich, aber das kennt sie vermutlich. Cunt oder spezieller old hag wäre typisch, aber wohl nicht für Deutsche.
"Die alte Bitch" klänge in meinen Ohren okay, aber das müssen vllt. Leute entscheiden, die nicht über 15 Jahre im Ausland leben. :shy:
Insgesamt bin ich aber eh dafür, den Einstieg zu entschärfen (also auch ohne Bitch), damit du eine ansteigende Dramakurve hast, die du dann am Ende auflöst.

Ich checke wirklich jeden Namen ab, manchmal ist man verwirrt, was es da in die Ranglisten schafft. Mein von dir im Roman bemängelter Kevin ist in den besagten Jahrgängen in den Top20.
Ich glaube, die Top 10 sind Marketing, checke das auch manchmal für Finnland und halte das für Unsinn. Aber an den Kevin dachte ich auch und ich hab grad nen Teenie in einer FB Gruppe, der so heißt und das ist wohl echt inzw. unproblematisch.
Ich bin aus Bequemlichkeit fast soweit, den Tag "Seltsam" hinzuzufügen. Dann ist es halt wie das Cafe am Ende der Welt oder ähnliches. Aber mal ganz ehrlich, dies ist eine Geschichte: Warum soll es nicht möglich sein?
Naja, "Seltsam" ist kein Tag dafür, wenn was schwer glaubhaft ist. Wenn du dir den Text denkst wie dieser Schokoladenladen und Amelie, dann passt es. War es so gedacht? Weil das Erwartungen auf Spekulatives weckt und ... naja, spekulativ ist der Text eigentlich so nicht, oder? Falls ja, würde ich diese schräge Kneipe noch etwas schräger = märchenhafter werden lassen.

Schlaf gut und hab einen guten Start in die Woche :-)
Herzlichst,
Katla

 

Hallo @greenwitch!

Hab immer mal wieder reingeschaut, die Kommentare mitverfolgt. War/bin gespannt, was du mit deinem Text anstells! Deine letzte Überarbeitung liegt ja schon ein Weilchen zurück. Arbeitest du im Hintergrund fleißig an der finalen Fassung? Oder bleibt der Text im Großen und Ganzen so, wie er jetzt ist?
Wollte dir gerne noch meine Gedanken zu deiner Geschichte schreiben – aber, wie gesagt, warte ich ab, da der Text doch recht lang ist und ich nichts kommentieren möchte, was vielleicht ohnehin rausfliegt.
Glaube ja immer noch, dass deutliches Eindampfen ein großer Gewinn wäre. Bin mal so frei, das am Beispiel des Anfangs zu verdeutlichen.

Es scheppert, klirrt, Scherben rutschen übers Parkett. Jemand flucht. Was haben die jetzt wieder kaputt gemacht? Ich halte mich am Balkongitter fest – nicht reagieren, einfach ignorieren! Die jungen Leute reden über mich. „Alte Schnepfe! Soll aufhören zu jammern!“ All sowas habe ich aufgeschnappt und Paul angefahren, die sollen nicht so über mich reden! Er hat nur gelächelt, gemeint: „Das verstehst du nicht, Oma.“
Aber was bleibt einen übrig, wenn man umziehen muss und selbst nicht mehr anpacken kann?

In der Neuen Wohnung, anderthalb Zimmer in der Margaretenstraße, fühlt sich alles wie Niemandsland an. Ein paar meiner Möbel haben sie in die neuen Räume gequetscht, den gesamten Umzug organisiert, aber was soll ich hier?

Meiner Meinung nach bleibt alles erhalten, was für den Einstieg nötig ist und im Folgenden ist dann ja noch immer genügend Raum, dem Text die gewünschte Färbung zu verpassen, den eigenen Stempel aufzudrücken.

Gruß,
Sammis

 
Zuletzt bearbeitet:

Moin @Sammis
lieben Dank fürs Nachfragen. Bitte hab noch ein paar Tage Geduld! Am Wochenende habe ich versucht, möglichst viele Kommentare hier drunter zu beantworten (und bin immer noch nicht durch). Und dann gibt es ja noch das reale Leben, mit Pflanzenverkauf, Kekse backen und Adventsschmuck. Nicht zu vergessen: "Das bisschen Haushalt ..."

Deine letzte Überarbeitung liegt ja schon ein Weilchen zurück. Arbeitest du im Hintergrund fleißig an der finalen Fassung?
Ich denke! Im Ernst, ich bin ein bisschen Bitbull, einmal geschrieben, tue ich mich mit dem Loslassen verdammt schwer. Doof, aber ich brauche immer etwas Abstand. Dazu kommt, das ihr Euch zwar einig seid, was das Kürzen angeht, aber die Ansetze doch etwas auseinandergehen bzw. nicht mehr unbedingt meine Geschichte ergeben.

aber, wie gesagt, warte ich ab, da der Text doch recht lang ist und ich nichts kommentieren möchte, was vielleicht ohnehin rausfliegt.
Das kann ich verstehen! Gib mir noch ein paar Tage, wir haben noch gut Zeit, die Abstimmung ist nicht übermorgen.

Glaube ja immer noch, dass deutliches Eindampfen ein großer Gewinn wäre.
Ich stimme ja zu! Nur möchte ich das wirklich gerne allein machen, damit es sich auch weiterhin wie "meine" Geschichte anfühlt. Kannst Du das verstehen?
Dennoch lieben Dank fürs Mitdenken! Ich gebe mir Mühe, es fertig zu bekommen!

Viele Grüße
greenwitch

Moin @Katla, auch Deinen Einwurf ziehe ich hier mal kurz vor, ich fürchte, dazwischen warten noch einige fleißige Kommentatoren auf eine Antwort von mir. (Kommt, ich bin nur langsam)

Ja, alles okay - die Frage ist der Aufbau. Klar kann man mit einem relativen Schock anfangen, so als Hook. Aber - ohne jetzt allzu spießig sein zu wollen - meist ist doch der härteste Punkt bei ca. 60% und dann nochmal bei 90-99% des Textes.
Irgendwie sollte es bei der Spannung (und das bedeutet auch Härte) eine aufsteigende Kurve geben, sei es implizit und / oder explizit. Oder? Also wenn ich gleich im Intro andeute, dass T-Rex auf New York zustapft, und dann erzähle von Klimawandel und einem Orkan, der die Stadt umnietet, ist der Orkan auch krass und sagt was Wichtiges zum Klimawandel, aber Leser fragen vermutlich: Okay, aber was war mit dem T-Rex? Anders gesagt: Ist das Intro ein Intro (= eine angedeutete Einführung in die Problematik, die danach aber akuter / härter wird) oder zeigt es bereits en höchsten Punkt des Dramas / der Spannung, die danach nur immer weiter abgeschwächt / aufgeweicht wird, bis sie im Happy End aufgelöst wird? In dem Sinne keine mangelnde Flexibilität des Lesers (oder der Autorin), sondern eine Frage der Gewichtung und des Timings deiner Dramatik.
Das hast Du jetzt gut erklärt. Jetzt fühlt sich mein Einstieg nach Betrug an, so wollte ich es nicht, sprich, ich habe nicht am Anfang Leser fangen wollen, ich wollte nur Brunhilde entsprechend motivieren, habe dass dann aber falsch gelöst. Okay!

"Die alte Bitch" klänge in meinen Ohren okay, aber das müssen vllt. Leute entscheiden, die nicht über 15 Jahre im Ausland leben. :shy:
Ja, könnte ich mir vorstellen, aber ich schaue wirklich, ob ich das brauche.

Naja, "Seltsam" ist kein Tag dafür, wenn was schwer glaubhaft ist. Wenn du dir den Text denkst wie dieser Schokoladenladen und Amelie, dann passt es. War es so gedacht? Weil das Erwartungen auf Spekulatives weckt und ... naja, spekulativ ist der Text eigentlich so nicht, oder? Falls ja, würde ich diese schräge Kneipe noch etwas schräger = märchenhafter werden lassen.
Mist! Stimmt natürlich! Ich bin eh überzeugt, das so etwas funktionieren könnte, nur das es natürlich nicht immer so rosarot glatt ablaufen würde. Es sind nicht alle Menschen egoistisch und nur auf Profit aus. Da lasse ich mir meinen Glauben an einen Teil der Menschheit nicht nehmen. Wenn es irgendwann passiert, schreibe ich nur noch Horror :-)
Schöne Woche für dich
witch

 

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