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Versteckspiel

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03.12.2002
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Versteckspiel

„Ich muss hier raus!“
Ich kralle mich an ihren Arm und konzentriere mich auf das Geräusch des Aufzuges. Ich höre wie die dicken Stahlseile zittern und wie sich das Metall der Kabine verformt. Die Wände kommen auf mich zu und rauben mir die Luft zum Atmen. Die Enge wird unerträglich und es kommt mir vor, als presse sie auch noch den letzten Sauerstoff aus mir heraus. Es wird mir schwarz vor Augen und inmitten dieser Dunkelheit explodieren kleine und große Lichtpunkte. Nur am Rande registriere ich, wie sich meine Fingernägel in die Haut meiner Freundin bohren und ihr protestierender Schmerzenschrei hört sich für mich an, als komme er von weit her.
Ein Ruck läuft durch die Kabine, mein Magen bäumt sich auf und dann höre ich das rettende Tonsignal. Die Türen fahren auf und frische Luft schlägt mir entgegen. Ich falle halb hinaus und muss mich konzentrieren das Gleichgewicht zu halten. Mein erster Blick fällt an dem Parkscheinautomaten vorbei, durch die Fensterscheiben hindurch, in den Himmel. Die helle Sonne beruhigt mich und ich stelle mir meine Lunge als einen großen Schwamm vor. Immer wieder atme ich ein und vor mir sehe ich, wie die Luft in jede Pore dringt und den Schwamm aufbläht.
Die Zeit beginnt sich zu normalisieren, ebenso wie meine Sinne. Ich höre das Hupen von Autos, das Lachen von Kinder und die geschäftigen Gespräche eine Pärchens, dass neben uns gerade den Aufzug betritt, um nach oben zu fahren. Ich merke, wie sie mir fragende, verwirrte Blicke zuwerfen, doch das ist mir egal. Sollen sie doch denken was sie wollen.
„Sag mal Schatz“, sie reibt sich die roten Stellen an ihrem Arm, welche meine Fingernägel hinterlassen haben, „meinst du nicht, es wird mal Zeit, dass du mir erklärst, warum du in engen Räumen solche Panik bekommst und warum du doch immer wieder in nen Aufzug oder so was steigst.“
Ich sehe sie betroffen an und weiß, dass sie das Recht hat, davon zu erfahren, doch ich kann nur sehr schwer darüber reden. Ich hatte schon oft versucht, mich jemanden anzuvertrauen, doch mit jedem Jahr, dass seit damals vergeht, wird es schwieriger. Es hatte lange gedauert, bis ich es für mich selber begriffen hatte. Als Kind braucht man bedeutend länger, um etwas derartiges zu realisieren. Und als ich darüber nachdenke, blitzt die Vergangenheit in meinem Kopf auf. Die Erinnerung überfällt mich und ich starre meine Freundin mit offenen Augen an, während sich die Szenen von damals vor meinem geistigen Auge abspielen. So klar und so deutlich, dass ich noch den Wald rieche, indem wir spielten.

„Na komm schon. Lass mich auch mal schießen“, rief er mir zu, wobei seine kindlichen Augen vor ungetrübter Freude strahlten.
„Was krieg ich denn dafür?“ war meine ganze Antwort und ich begann die Wasserpistole aufzupumpen. Wir Beide wollten unbedingt eine dieser neuen Super-Sookers haben, doch nur meine Eltern hatten mir eine geschenkt. Ben war neidisch, das war deutlich zu sehen, auch wenn er versuchte das zu verbergen. Ich erinnere mich noch daran, wie ein Vogel im Hintergrund ohne Pause pfiff und wie der Lauterbach, der direkt neben uns durch sein Bett lief, rauschte. Darin schwamm auch eine Forelle, aber ich weiß nicht, ob ich sie wirklich gesehen hatte, oder sie erst im Nachhinein ein Teil meiner Erinnerungen wurde, als ich begann mir das Erlebte immer und immer wieder ins Gedächtnis zu rufen.
„Wie wär es mit nen paar Bildern von meiner Schwester?“ Er zwinkerte mir wissend zu, denn immer wenn ich bei ihm zu Hause war, starrte ich das heranreifende Mädchen ununterbrochen an. Die Bilder seiner Schwester standen ein paar Minuten der Trennung von meiner Wasserpistole gegenüber. Ich entschied mir für die Pistole, denn das war etwas, das ich anfassen konnte, das ich begriff.
„Nein, lass ma. Deine blöde Schwester kann ich jeden Tag sehen. Da brauch ich kein Bild.“ Er ließ aber nicht locker und redete weiter auf mich ein, während der Vogel immer noch sein Lied sang. Ich höre sein Pfeifen in meiner Erinnerung sehr deutlich, so als sei es eine Melodie, die man nie im Leben vergisst. Und wahrscheinlich sind die Noten dazu auch erst später geschrieben worden, als ich versuchte die Lücken meines Gedächtnisses selber zu füllen. Auf jeden Fall bot er mir an, dass ich mit dem Foto von seiner Schwester alles machen könne, wobei er mir erneut wissend zuzwinkerte. Aber ich verstand nicht, was ich mit dem Foto machen sollte. Ich hatte das Gefühl, dass Ben mir bei irgendetwas voraus war. Bei etwas, dass man wohl erst im Alter verstehen würde und dieses Gefühl machte mich ärgerlich und bekräftigte meinen Entschluss ihm die Pistole nicht zu geben. Wahrscheinlich als Rache oder ausgleichende Gerechtigkeit. Heute behaupte ich, dass wir beide wie junge Mädchen reagiert haben, denn jeder zickte rum, bis Ben die Beherrschung verlor und mir vor lauter Eifersucht die Pistole aus der Hand schlug. Das Plastikspielzeug fiel zu Boden und schlug auf einem großen Stein auf. Der Abzug brach.
„Das hast du extra gemacht“, zeterte ich ihn an und als Kind hatte man über einen solchen Zustand der Verärgerung noch viel weniger Kontrolle, als ein Erwachsener. Wir schrieen uns an, hatten aber beide zuviel Angst uns körperlich auseinander zusetzen. Vielleicht wegen der Verletzungsgefahr, aber ich glaube eher, es war wegen unserer Eltern. Wenn sie herausfanden, dass wir uns auf eine solche Weise stritten, würden sie uns nicht mehr zusammen spielen lassen und das wäre im Endeffekt für uns beide das Schlimmste gewesen.
Wir saßen eine Weile nebeneinander und schwiegen uns an, bis die Zeit die Situation entspannte. Ben war der erste, der die Stille brach. „Lass uns was anderes spielen“, schlug er vor. Aber ich blieb stumm. „Wir könnten Verstecken spielen?“

Meine Freundin umfasst meine Taille und zieht mich in Richtung Ausgang.
„So geht es aber wirklich nicht mehr, Schatz. Wieso erzählst du mir es nicht einfach?“
Ich nehme sie auch in den Arm und drücke mich an ihre Schulter. Ihre Nähe beruhigt mich weiter, verdrängt aber keine der Erinnerungen.
„Ach Bea, ich hab dir das doch schon so oft erklärt. Ich weiß doch auch nicht woran das liegt.“
„Ich glaub dir aber nicht. Da gibt es irgendeine Geschichte. Das sieht man doch in jedem Film, dass solche Ängste nicht von irgendwoher kommen.“
Wir lassen das Parkhaus hinter uns und schlendern umarmt die Straße herunter in Richtung Innenstadt. Links von uns ist ein McDonalds, der schon dort war, als ich noch ein Kind war. Ich hatte oft mit Ben darin gesessen und er konnte kaum genug von den schwammigen Burgern bekommen. Wenn er satt war, nahm er sich immer noch einen mit und verstaute ihn zu Hause im Kühlschrank, um ihn abends zu essen. Ich denke an den Kühlschrank, der wie neu am Rande des Lauterbaches stand. Sehr wahrscheinlich war er alt und seine Scharniere waren verrostet, aber in meiner Erinnerung stand er dort am Ufer, wie in einem Laden.

„Lass ma Ben, ich habe keine Lust irgendwas zu spielen“, rief ich ihm über die Schulter zu, als ich schon im Begriff war zu gehen.
„Ach komm schon. Eine Runde. Ich hab keine Lust schon nach Haus zu gehn.“
Ich hatte wirklich keine Lust, denn ich war immer noch sauer, dass er meine Wasserpistole kaputt gemacht hatte, aber auf diese Weise wurde ich ihn nicht los. Das wusste ich. Wir hatten uns schon oft gestritten und trotzdem trafen wir uns noch am selben Tag immer wieder, aber an jenem Tag wollte ich das nicht. Das war wohl der Moment, in dem ich den Plan geschmiedet hatte.
„OK, aber nur eine Runde. Du versteckst dich!“ Ich schloss die Augen und ließ ihm genügend Zeit sich zu verstecken. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich vorgehabt ihn zu suchen. Ich wollte einfach verschwinden und ihn wissen lassen, dass ich keine Lust mehr hatte mit ihm zu spielen. Ich glaubte damals, dass er das nur auf diese Weise verstehen würde und außerdem könnte ich mich so an ihm rächen. Vielleicht würde er ja einige Stunden warten und sich freuen, dass ich ihn nicht fand. Vielleicht würde er bis zum Abend in seinem Versteck sitzen und erst herauskommen, wenn ihn der Hunger treibt. Und dann würde er nach Hause laufen und seine Eltern würden ihn anschreien, warum er denn so spät wieder kam und ihn ohne Abendbrot ins Bett schicken. Das sollte meine Rache sein. Ein kindlicher Gedanke, der mich für immer verfolgen sollte.
Nach einer Minute öffnete ich meine Augen und ging heim. Ben hatte sich versteckt und ich erfreute mich an meinem gelungenen Plan. Die Tage darauf meldete er sich nicht und ich konnte das verstehen. Er musste sauer auf mich gewesen sein und ich bereute mein Verhalten, aber gleichzeitig widmete ich mich anderen Dingen. Dinge, die mich das Spiel und den Streit vergessen ließen. Kinder vergessen schnell.
Man fand Ben erst zwei Wochen später. Es gab einen Ort im Lauterbachtal, wo die Leute immer ihren Müll hinwarfen. Ihren großen Müll, wie alte Waschmaschinen. Einmal im Monat kamen dann Mitarbeiter der Stadt zu diesem bekannten Ort und brachten den Schrott weg. Ben hatte sich in einem großen Kühlschrank versteckt. Er hatte die Zwischenböden herausgenommen und war hineingeklettert. Die Tür hatte er hinter sich zugeschlagen, doch innen gab es keine Klinke, kein Schloss und Ben kam nicht mehr heraus. Man war sich nicht sicher, ob er erstickt oder verdurstet sei. Alles was man wusste, war, dass es ein langsamer Tot gewesen sein musste.

Wie hypnotisiert schaue ich auf das rote Licht der Ampel, bis es von einem befreiendem Grün vertrieben wird. Ich überquere mit Bea die Straße und tauche mit ihr in die Fußgängerzone ein. Mit der wachsenden Zahl an Pflastersteinen, die wir hinter uns lassen, wachsen auch die Menschenmassen. Frauen stehen vor Schaufenstern, während die Männer neben ihnen mit leidender Miene warten. Überhaupt tragen alle ein trauriges Antlitz, so als wollen sie sich in der Masse behaupten. „Seht her!“ rufen sie stumm. „Ich habe einen grauenvollen Tag hinter mir.“ Aber die meisten von ihnen werden ihn morgen wieder vergessen haben, denn die Übergänge vom Heute ins Gestern sind für sie fließend. Bei mir ist die Vergangenheit immer ein Teil der Gegenwart. Einen Teil, den ich verarbeite, indem ich Ben in meiner Erinnerung am Leben halte. Dann sehe ich Ben, wie er im Dunkeln gegen die Tür klopft und wie er um Atem ringt, als er nach mir ruft.
Und wenn es dann dunkel wird, oder enge Räume mir dir Luft zum Atmen nehmen – dann bin ich Ben. Ben, der alleine mit der Dunkelheit kämpft. Ben, den die Enge in den Wahnsinn treibt. Ben, der stirbt.
Bea nimmt meine Hand und führt mich zu einem Schaufenster, in dem die neue Sommermode zu sehen ist. Grüne Kleider reihen sich an gelbe Röcke und die Farben explodieren für einen Moment hinter meinen Augen.
Sie sieht mich an und sagt: „Es ist vollkommen in Ordnung, wenn du mir nichts sagen willst und wenn du sagst, dass es nichts zu erzählen gibt, dann glaube ich dir auch. So oder so, ist es für mich wirklich ok.“ Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und deutet strahlend auf ein Paar Schuhe, das sie entdeckt. Im spiegelnden Glas sehe ich mein Gesicht und es zeigt einen Mann, dessen Mimik ungeheures Leiden ausdrückt. Er scheint zu sagen: „Seht her! Ich habe einen grauenvollen Tag hinter mir.“
Ich gucke zu Boden und denke darüber nach, ob ich es ihr nicht doch erzählen soll, aber kann ich ihr auch erzählen, dass ich wusste wo Ben sich versteckte? Das ich noch eine Weile neben dem neu aussehenden Kühlschrank stand und mich daran erfreut habe, dass er dort eine Ewigkeit warten würde? Kann ich das? Ich hatte einfach vergessen, was passiert war. Und nun will ich das nie mehr tun. Deshalb meide ich keine engen Räume. Deshalb durchlebe ich meine Ängste wieder und wieder und ich bin mir sicher, dass man mir vorwerfen wird, alles sei nur gespielt, aber ich spiele nicht mehr. Nie mehr.

 
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Hallo Morti!

Ja, nicht so schlecht. Schön zum zwischendruchlesen im Unterricht. Ein wenig sehr gemein war der Ich-Erzähler, nicht? Ein gutes Ende wars, hat mich überrascht. Schön, dass man zum Schluß erfährt, warum er Platzangst hat ;)
War trotz der Fehler (siehe unten) schön flüssig zu lesen.
Du hast einige Fehler und Zeitfehler gemacht, ich bin gerade in der Schule, daher kann es sein, dass ich nciht alle gefunden hab. Lies dir den Text nochmal durch.

aber ich begann zu dieser Zeit mich für das andere Geschlecht zu interessieren und so wägte
wog
Aber ich verstand nicht, was ich mit dem Foto machen solle.
sollte
Alles was man wusste, war, dass es ein langsamer Tot gewesen sein musste.
Ich glaub der erste Beistrich gehört nicht hin; Tod
...aber kann ich ihr auch erzählen, dass ich wusste wo Ben sich versteckte?
...,dass ich gewusst habe, wo Ben sich versteckt hat?
Das ich noch eine Weile neben dem neu aussehenden Kühlschrank stand und mich daran erfreut habe, dass er dort eine Ewigkeit warten würde? Konnte ich das?
Dass .... gestanden bin .... Kann ich das?

Grüße,
One

 

Hallo Morti,

puh... was für eine Geschichte.
Natürlich schockiert sie, zumal Kinder in ihren Spielen oft zu weit gehen, weil sie die Konsequenzen oft nicht abschätzen können.
Die Platzangst deines Prot. ist mir schlüssig - allerdings verstehe ich nicht, wie es so weit kommen könnte. Ben hat die Pistole kaputt gemacht - ich kann verstehen, dass er ihm eines auswischen wollte und einfach gehen. Das er allerdings seinen Freund in diesem Kühlschrank sterben lässt und nichts sagt, dass kann ich mir nicht denken. Anfangs stellst du es nämlich so dar, als hätte er davon wirklich nichts geahnt - am Ende erfahren wir, das dem nicht so war. Warum um Himmels Willen sagt er nichts? So klein ist er nicht mehr, dass er nicht kapiert, was passieren kann. Vor allem, als Ben nicht heim kommt müsste er etwas sagen... Insofern hat die Geschichte mir nicht gefallen. Ich halte es für zu unwahrscheinlich, nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich. Zumal du den Charakter deines Prot. nicht so darstellst.

Sprachlich fand ich den ersten Absatz wirklich klasse (Die Beschreibung der Platzangst), wenn du aber in die Vergangenheit springst gefällt es mir nicht mehr so. Du verwendest eine Mischung aus kindlichen Beobachtungen (auch sprachlich so beschrieben) gemischt mit Interpretationen, die nur ein Erwachsener machen kann. Das passt für meinen Geschmack nicht so gut zusammen. Ich würde mich für eine "Erzählweise" entscheiden.

Er zwinkerte mir wissend zu, denn immer wenn ich beim ihm zu Hause war, starrte ich das heranreifende Mädchen ununterbrochen an.

bei

Ich wusste damals nicht, warum ich ihr soviel Aufmerksamkeit schenkte, aber ich begann zu dieser Zeit mich für das andere Geschlecht zu interessieren und so wägte ich wohl ab.

Diesen Satz würde ich komplett streichen. Das Intresse des Jungen zeigt ja, dass er in der Pubertät ist.

Ich hatte das Gefühl, dass Ben mir bei irgendetwas voraus war.

Besser: Ich hatte das Gefühl, dass Ben Dinge wusste, von denen ich noch keine Ahnung hatte.

Dieses "Vorraus" gefällt mir deswegen nicht, weil dein Prot. sich das erst im Nachhinein gedacht haben kann. Als Kind denkt man nicht: Der ist mir voraus.

Wahrscheinlich als Rache oder ausgleichende Gerechtigkeit.

Würde ich ebenfalls streichen.


Ich nehme sich auch in den Arm und drücke mich an ihre Schulter.

sie

LG
Bella

 

Hallo morti,

Platzangst als gesellschaftliches Phänomen? Ist doch eher psychologisch als soziologisch.

Ausserdem scheint es mir unschlüssig, dass dieses Trauma eine Platzangst hervorruft - Schuldgefühle ja, aber für die von dir beschriebene Reaktion müsste meines Wissens eine eigene Erfahrung als Auslöser gewirkt haben, keine vorgestellte. (Psychologen, bitte korrigiert mich, wenn ich falsch liege ;) ) Verstehst du, was ich meine? Andere Reaktionen scheinen viel schlüssiger.

Ausserdem ist Platzangst eigentlich die Angst vor offenen Plätzen, du beschreibst hier eine Klaustrophobie :bib: - und das nicht sehr überzeugend, denn wer darunter leidet, meidet im Normalfall Aufzüge wie die Pest.

Stilistisch hat mich dein Text zufrieden gestellt, aber inhaltlich halte ich ihn für unlogisch und inkonsequent. Gesellschaftliche Relevanz habe ich auch nicht gefunden.

liebe Grüsse,
Anea

 

Hi morti,

ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen:
Es ist nicht nachvollziehbar, dass er den Freund sterben läßt.
Auch die Bemerkung von bella wegen der Sprache in der Vergangenheit kann ich unterstützen: Mich hat das auch gestört.

Dadurch machst du für mich die ganze Geschichte irgendwie kaputt, sorry, ich kann es nicht anders beschreiben, obwohl die Idee an für sich mit anderen Details sicher gut wäre.

Lieber Gruß
ber

 

Hallo morti,

deine Geschichte ist ohne Frage packend. Sie liest sich gut und spannend und ist in den zwei Ebenen gut aufgebaut.
Leider fehlt es ein bisschen an Recherche.
Schuld trägt sich fort. Die stellvertretene Klaustrophobie ist psychologisch möglich. Aber ein klaustrophober Mensch wird unter keinen Umständen freiwillig in einen Lift einsteigen. Und wenn es in die vierzehnte Etage geht, er wird zu Fuß gehen. Die Symptomatik hast du also nicht ganz getroffen.
Weiter habe ich Schwierigkeiten mit dem Ende. Natürlich ist es noch einmal einen drauf gesetzt, aber es nimmt (neben der mangelnden Darstellung der Klaustrophobie) die Plausibilität. Es ist nicht vorbereitet.
Dein Prot muss schon vor irgendetwas Angst gehabt haben, wenn er am Abend nichts von dem Versteck erzählt. Am zweiten Tag kann ich mir die Angst vorstellen, denn dann wäre entdeckt worden, dass er am Abend zuvor gelogen hätte. Aber die Wut wird sich in der Zwischenzeit gelegt haben. Er hätte die Möglichkeit gehabt, selber zu dem Kühlschrank zu laufen und ihn zu öffnen. Er wäre also noch nicht einmal das Risiko einer Entdeckung eingegangen. Dass er das nicht getan hat, leuchtet mir nicht ein.

Vielleicht gelingt dir dafür noch eine plausible Erklärung. Das würde mich freuen, denn von der Spannung her finde ich deine Geschichte gut.

Ein Detail noch:

Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und deutet strahlend auf ein Paar Schuhe, dass sie entdeckt.
Schuhe, dass

Lieben Gruß, sim

 

Hi morti,

lassen wir die "unlogischen" Dinge zunächst einmal außen vor. Für mich würde deine Geschichte dann eher in Horror angesiedelt sein müssen.
Absolut heftig diese Vorstellung in einem Kühlschrank zu ersticken. Es trieb mir förmlich eine Gänsehaut über den Rücken (und ich bin einiges gewohnt ... :D )

Zur Klaustrophobie:
Niemand mit diesem "Tick" würde in einen Aufzug steigen, da kann ich sim nur voll und ganz zustimmen. Einzige Ausnahme: er will seine Angst loswerden, Schritt für Schritt abbauen.
Das würde dann auch gelingen (ich spreche aus Erfahrung), so dass er von Mal zu Mal weniger Angst vor engen Räumen hätte. Die "Selbstbestrafung" hätte dann irgendwann ein positives Ergebnis erzielt.

Dass die Angst vor engen Räumen durch das Ereignis von damals herrührt, halte ich auch für unwahrscheinlich.
Allerdings können Ängste im Erwachsenenalter durchaus einfach so auftauchen. Und als Erwachsener steigert man sich dann da rein.
Dass sie aufgrund eines schlechten Gewissens entsteht, ist eigentlich nicht möglich.

Aber ansonsten, wie gesagt, absolut heftig und erschreckend. Dafür gibt´s nen :thumbsup: von mir.

Gruß! Salem

 

Hi morti,

eine packende und bedrückende Geschichte.
Du erzeugst gute Bilder.
Ich kann mir schon vorstellen, dass dein Prot Beklemmungen bekommt, wenn er in einen engen Raum muß. Die Vorstellung, dass sein Freund in einem Kühlschrank gestorben ist und er ihn hätte retten können, muß unerträglich sein.
Ob dadurch Klaustrophobie entstehen kann, wage ich nicht zu beurteilen.
Obwohl ich mir vorstellen kann, dass ein solches Trauma, dass dein Prot haben muß, so einiges bewirken kann.
Das Ende deiner KG ist wirklich sehr hart. Unvorstellbar, dass ein Kind von zwölf oder dreizehn Jahren, so wenig Weitblick hat.
Er muß sehr feige gewesen sein, dass soll es ja geben.
Nur kann ich mir nicht vorstellen, dass man mit einer solchen Schuld leben kann.
Aber egal, wer kann schon in einen Menschen hineinsehen?

Trotz der Zweifel, die man bekommen kann, aber nicht muß, hat mir deine KG sehr gut gefallen.

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo an alle!
Wow, 5 Meldungen nach einem Tag, dass ist ein Rekord für mich ;). Das schlechte daran: Sie alle beklagen den gleichen Fehler, also muss ja was dran sein...
@one
Danke Nummer 1
Eigentlich find ich das Thema sehr bedrückend und daher nicht gerade für Zwischendurch, aber ich weiß was du meinst. Einige Fehler hab ich korrigiert und ich werde den Text auch noch einmal genauer durchlesen, danke dafür.
Nun, ob der Erzähler jetzt so gemein war? Waren wir als Kind nicht alle gemein? Sicherlich ist das hier eine andere Dimension, aber ich bin mir sicher, dass heutzutage viel schlimmere Kinder da draußen rumlaufen ;)

@bella
Danke Nummer 2
Der Prot wusste nicht, dass Ben stirbt. Wenigstens weiß er im neuen Text nicht, dass Ben nicht nach Hause gekommen ist und somit ist dann auch klar, warum er nicht zum Kühlschrank gelaufen ist und ihn daraus geholt hat. Gut, es mag immer noch Unklarheiten geben, aber eine bessere Lösung fällt mir momentan nicht ein.
Was die Mischung aus kindlicher und erwachsener Sichtweise angeht: Das ist durchaus so gewollt. In dem Augenblick des Erinnerns, ist der Prot wieder Kind, aber er denkt durchaus als erwachsener. Vor allem, weil er diese Situation schon etliche Male in seinem Kopf gesehen hat. Wieder und wieder. Das dieser Stil auf wenig Gegenliebe stoßen würde, war mir klar, aber ich wollte es einfach mal ausprobieren. Man kann ja nie wissen und somit weiß ich ja jetzt, dass ich so was in Zukunft unterlasse. Gib mir noch ca. 50 Geschichten und ich hab alle Schwächen meiner Schreibweise beseitigt ;)
Danke für die Fehlerliste. Alles korrigiert und überarbeitet.

@Anea
Danke Nummer 3
Der Prot denkt sich als Erwachsener immer mehr in die Rolle Bens, um nicht zu vergessen, deshalb hat er Angst vor engen Räumen, eine Angst, die auch erst mit der Zeit bei ihm wuchs. Du hast recht, das ist sicherlich nicht Wasserfest, aber mit ein bisschen Freiraum und Fantasie zu machen ;) Die Sache mit der Klaustrophobie habe ich jetzt versucht ein bisschen genauer zu erklären; warum er sich das immer wieder antut. Da es somit nicht der gesellschaftlichen Norm entspricht, sich immer wieder seinen Ängsten auszusetzen, ist der Text gesellschaftlich relevant *pfeif*
Meine Güte, ich erkläre mich um Kopf und Kragen ;) und das wahrscheinlich nicht mal sehr überzeugend, aber immerhin hat er dir ja stilistisch ganz gut gefallen. Da muss ich ja doch was richtig gemacht haben...

@bernadette
Danke Nummer 4
Sorry, dass dir die Geschichte überhaupt nicht gefällt. Die angesprochenen Kritikpunkte sehe ich auch alle ein und ich habe versucht ein paar davon zu erklären, bzw. im eigentlichen Text auszubügeln. Glaub aber nicht, dass mir das richtig gelungen ist. Hmm, um alles auszubessern, müsste ich die story wahrscheinlich komplett neu konzipieren, aber dafür fehlt mir momentan leider die Muße.

@sim
Danke Nummer 5
Also, ich habe oben schon versucht, alles zu erklären und hab auch einige Textstellen hinzugefügt, die versuchen sollen, dass Verhalten des Prots zu erklären. Sicherlich reißt es die story nicht aus ihrer Unlogik heraus, aber es mindert sie ein wenig.
Ich habe keine zündende Idee, wie ich den gesamten Text klarer gestalten kann, ohne ihn neu zu schreiben. Daher nehme ich die ganzen Anmerkungen und werde sie in Zukunft berücksichtigen. Ich bin ja hier um zu lernen, auch wenn es bei mir etwas langsamer geht ;)


Liebe Grüße an alle!...
morti

 

und noch zwei...
@salem

Das Problem mit der Unglaubwürdigkeit hab ich einigermaßen versucht zu beheben, aber siehe dazu die anderen Kommentare. Danke dir auf jeden Fall fürs lesen und gut finden!

@coleratio
Das gilt natürlich auch für dich. Immer wieder schön, bekannte Namen zu lesen. Und umso mehr freut es mich natürlich, dass trotz der eindeutigen Schwächen meiner kg, sie dennoch zu gefallen weiß.

Einen lieben Gruß an euch beide!...
morti

 
Zuletzt bearbeitet:

Mit Einverständnis des Autors nach "Sonstige" verschoben.

 

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