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Vertragsautonomie

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29.01.2009
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Vertragsautonomie

Am Ende des Tages

Endlich war mein Lernpensum erreicht und ich konnte mir eine Zeitung gönnen. Diese Entscheidung trug ich schon Wochen mit mir herum. Eigentlich lese ich sowieso schon den ganzen Tag. Aber weil ich mich schuldig fühle immer die Informationen der großen Zeitungen im Internet erschnorrt zu haben, war der Moment gekommen, meine immateriellen Schulden abzubauen und dabei auch noch fundiertes, aktuelles Wissen ausführlich im gediegenen Stil meiner Großväter zu lesen.

Auf dem Weg zum Bahnhofskiosk ging ich noch an der Bank vorbei, um mir das Buget der kommende Woche abzuheben, denn ich hatte diese Woche schon alles ausgegeben.
Im Kiosk sah ich mir die Auswahl der Zeitungen in Ruhe und ausgiebig an. Französische, russische, österreichische, eine im sehr nationalen Stil -scheusslich- Wirtschafts-, Technik und andere Zeitungen. Ich hatte die freie Wahl! Totale Vertragsautonomie!!
Schließlich ging ich an die Kasse und um das ausgewählte Exemplar zu kaufen. Der Verkäufer hatte mir bereits einige Zeit bei meiner Suche zugesehen, als meine Wahl auf ‚Die Tageszeitung’ meines Bundeslandes gefallen war und damit auch noch dem Abo meines Vaters entsprach. Ich ging zur Kasse. Neben der Kasse lag aber ein Stapel einer großen Wochenzeitung. Die blätterte ich auch noch durch. Meine Entscheidung soll schließlich gut durchdacht sein. Als ich den Artikel zum Thema über den Bologna-Prozess und das Jurastudium in der Wochenzeitung entdeckte, kippte meine Entscheidung. Ich war interessiert! Ich legte die Tageszeitung zurück. Inzwischen war sogar der Fussboden des Zeitungsladens wieder sauber gefegt, so lange hat meine Entscheidung gedauert. Ich hielt dem zurückkehrenden Verkäufer die Zeitung und meinen frisch abgehobenen Geld-Schein zum bezahlen hin.

Er hatte keine Chance. „Haben sie auch Tabakwaren?“ fragte eine junge männliche Stimme in meinem Rücken, als ich die dicke Wochenzeitung kaufen wollte. Der Verkäufer schaltete einen Gang hoch und beantwortete gleichzeitig die Frage und zählte mir das Wechselgeld in die Hand. – Was für eine Hast! – „Nein, tut mir leid, Tabakwaren hat der Laden links dran oder – wenn der geschlossen hat, dann der ‚nimm´s mit’ dort drüben.“ Ich drehte mich zu der unbekannten Stimme um, die mich beim Abschluss des ‚Geschäfts des Monats’ störte und erblickte den jungen Mann, der da antwortete: „ ‚nimm´s mit’ – was für eine lustiger Name für einen Supermarkt.“ Dabei wippte er mit seinen Chucks.
Meine Entscheidung war gefallen. – Der nicht! –
Raucher, Störenfried und dann so aufdringlich und hyperkommunikativ. So eine unsympatische Type. Ich ging, wunderte mich noch warum das Wechselgeld aus so vielen Zwei-Euro-Stückchen bestand, setzte den Kopfhörer auf und beeilte mich, die Straßenbahn zu erreichen.

Als ich beim ausgedehnten Abendessen die Zeitung genoss, dachte ich über den Kerl von eben nochmal nach. Warum hatte der keine Chance? Meine Entscheidungen sind doch sonst nicht so impulsiv und das Bild, das ich von ihm vor Augen hatte, erinnert mich sogar an einen guten Freund. Der raucht auch gelegentlich, trägt Chucks und ist schlacksig – und vielleicht war der andere auch, nach langem Ringen mit sich, in den Bahnhofskiosk gegangen um wieder einmal Zigaretten zu kaufen. Und ‚nimm´s mit’ ist wirklich ein komischer Name für einen Bahnhofssupermarkt Eigentlich war er gar nicht soo unsympathisch.
Vielleich wollter er aber auch nur jemanden treffen.
Mir ist heute die Decke auch schon zum dritten Mal auf den Kopf gefallen und es war noch vor 6 Uhr Abends als ich aufgebrochen war. Um die Zeit kann man eine Zeitung auch noch um die Ecke kaufen und muss nicht zum Hauptbahnhof laufen. Also muss wohl ich auch auf der Suche nach einem Gesprächspartner gewesen sein?
Meine Freundin ist in Paris und meine Familie ist schwierig. Freunde hier in der Stadt habe ich wenige und die anderen Studenten sind in der Prüfungszeit. Da wird man als scheinfreier Student schnell einsam.
Aber nach einem Kontakt im Bahnhof zu suchen? Diese Ort geniest nicht gerade einen guten Ruf für gute Gesellschaft. Denn alles braucht seine Zeit und seinen Ort. Der Bahnhof ist ein hastiger Ort, obwohl Menschen dort auch warten. Die haben aber trotzdem keine Zeit jemanden Neuen kennenzulernen, schließlich warten sie. Die Frist läuft ab. Bis der Zug endlich kommt, der einen in die Ferne mitnimmt oder einen Anderen aus der Ferne zurückbringt, den man dann abholen kann. Fremde bleiben dort fremd.
Er hatte keine Chance. Die Freiheit zu Entscheiden hat eben doch Grenzen.

 

Hi Laudwig,

es fällt mir gerade echt schwer, zu eben diesem Text überhaupt irgendwas loszuwerden.
Du beschreibst eine völlig alltägliche, beliebige und (bitte nicht böse sein) stinklangweilige Situation und das auch noch mit meines Erachtens recht banalen Worten.

Ich habe rein gar nichts gegen die Beschreibung von Alltagssituationen, aber dann sollte die Sprache einfalls- und abwechslungsreich sein und mir nicht nach der Hälfte des Textes das Gähnen ins Gesicht drücken.

Den Titel "Vertragsautonomie" verstehe ich auch nicht. Sollte das eine Anspielung auf eine Zeitungsschlagzeile sein? Der Zusammenhang wurde mir leider nicht klar.

Es tut mir leid, dass ich kein besseres Urteil für Dich übrig habe.
Vielleicht ist ja jemand anderes noch anderer Meinung.

Jedenfalls trotzdem liebe Grüße,
Giraffe.

 

Hallo Giraffe
vielen Dank für Deine Kritik.
Ich habe einfach mal probiert, ob ich auch literarisch etwas zustande bringe und war gespannt wie es ankommt.
Ich werde bei meinem nächsten Versuch Deine Kritikpunkte auf jedenfall berücksichtigen.
liebe Grüße Ludwig

 

Hallo Laudwig,

Ich habe einfach mal probiert, ob ich auch literarisch etwas zustande bringe und war gespannt wie es ankommt.

Naja, lass es mich mal so sagen, ich finde schon dass Du ein guter Beobachter von Alltag bist und es gerade die einfachen, banalen, sich immer wiederholenden Begebenheiten sind, die unseren Alltag dominieren.
Aber genau das ist das Problem. Wie verpackt man das in eine Geschichte, eine spannende Geschichte mit welcher man den Leser nicht langweilt. Ein Problem, vor welchem auch ich stehe :). Aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen ...

Inhaltlich versteh ich Deine Geschichte nicht. Für mich spielst Du auf die Freiheit der Entscheidung an, die eben doch Grenzen hat. Aber ich finde das Beispiel mit dem Kennenlernen von Leute auf einem Bahnhof schlecht gewählt, zumindestens sehe ich darin nicht die wirkliche Konsquenz des Problemes. Du hast ja die Möglichkeit auf dem Bahnhof Leute zu treffen, und das sie irgendwann wieder verschwinden, ergibt sich doch logischerweise durch den (von dir selbst gewählten) Ort. Das weiß ich doch vorher. Also gehe ich doch nicht auf einen Bahnhof ... :confused:
Grenzen der Entscheidungsfreiheit sehe ich nicht an Orte gebunden, sondern im Angebot, in meinen materiellen Ressourcen, im rechtlichen Rahmen oder ...
Aber vielleicht wolltest Du auch etwas ganz anderes und ich habe Dich falsch verstanden.

Soviel von mir. Lass Dich nicht einschüchtern und schreibe fleißig und irgendwann, lesen wir hier ne ganz tolle Geschichte. Ich drück die Daumen.

Beste Grüße Fliege

 

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