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Verwehtes Glück

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03.02.2005
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Verwehtes Glück

Verwehtes Glück

Schon seit Stunden lagen die düsteren Blicke des Ritters auf jenem Paar, draußen im Schlossinnenhof. Von seinem Posten auf einem der Balkone aus, von dem er den Tanzsaal sowie den Hof des Palastes gut im Blick hatte, beobachtete er die beiden, wie sie sich in den Armen lagen. Jeder ihrer zärtlichen, nach Verlangen schreienden Blicke und die sinnlichen Küsse, zweier sich anscheinend innigst liebender Menschen, waren für den Ritter, als würdejemand versuchen sein Herz mit einem stumpfen, glühendheißen Löffel aus seiner Brust zu schneiden.

Diese Blicke sollten ihm gelten; ihm allein. Diese Blicke sollten ihn verzaubern, ihn dahinschmelzen lassen. Niemals zuvor hatte er so gefühlt, seine Lungen zogen sich brennend in seiner Brust zusammen und schmerzende Wut überkam ihn. Seine Gedanken drehten sich wirr im Kreis und nur das Geländer konnte ihm noch Halt bieten, damit er nicht stürzte.

Er hatte seine Liebe verloren, doch nicht um diesen Preis, nein.
Während sie sich noch immer liebkosten, dort unten, im Blickfeld der gesamten geladenen Gesellschaft, fasste er einen Entschluss. Dies sollte der Abend sein, der ihm seine Liebe zurückbringen würde; ohja, das wusste er, und er wusste auch wie.

Wartend auf den Augenblick, in dem er zur Tat schreiten sollte, träumte er davon, wie es einst war, als das Glück ihm noch hold war und seine Liebe noch erwidert wurde. Er sah sich lächelnd in den Armen des Menschen wiegend, den er mehr liebte als sich selbst und seine Ehre als Ritter, er konnte den Schweiß riechen, der die beiden Körper benetzte, in jener Nacht, in der sie sich das erste Mal liebten. Er spürte die Erregung seinen Körper durchfluten, bei dem Gedanken an die schmerzhaft schönen Berührungen, wie die nackten Körper sich berührten, sich vereinten, die lustvollen Schreie...
Es war genug. Er hielt es nicht mehr aus, krampfhaft klammerte er sich an dem Geländer aus reinstem Marmor fest und kleine Stücke bröckelten davon ab. Das Geräusch der prasselnden Marmorsplitter hatte die beiden Liebenden aufgeschreckt, suchend sahen sie sich im Zwielicht der Laternen im Hof um, doch keiner von beiden schaute hinauf, zu dem Balkon, auf dem der Ritter stand.

Sie lösten sich voneinander, doch nicht ohne sich noch lange, sehnsüchtige Blicke zuzuwerfen, dann ging sie. Dies war der Moment, auf den er gewartet hatte.
Mit schnellen Schritten ging er zwischen den Gästen im Ballsaal hindurch und er fürchtete, dass sie hören könnten, wie sein Herz von innen gegen seine Brust schlug. Nur zwei Treppen und er wäre bei ihr. Unbewusst wurden seine Schritte immer schneller, er lief bereits den langen Flur entlang, der zu den Stufen führte, die hinab in die Gemächer der Köche führten. Dort sollte er sie finden.

Noch einmal überdachte der Ritter sein Vorhaben, doch sein Entschluss stand fest und die Worte waren bereit, gesprochen zu werden; jene Worte, die sein Leben und das ihre verändern sollten.
Der Ritter nahm gleich zwei Stufen auf einmal, stolperte die letzten Stufen hinab, als sie ihm direkt in die Arme lief.
„Thelos“ entfuhr es ihr überrascht, doch die Überraschung in ihren Augen wich schnell einem Lächeln.

„Arenia... ich“ der Ritter kam ins Stottern.
„Ja?“, wieder lächelte sie. Es war ein süßes, bezauberndes Lächeln, ihre grünen Augen funkelten ihn voller Erwartung an; doch er konnte nicht sprechen, zu sehr zitterte er am ganzen Körper. Was er zu tun beabsichtigte, brachte ihn selbst aus der Fassung.
Tu es… Tu es!!!!!
Entsetzt sah sie ihm direkt in seine Augen, er konnte die Angst in ihnen erkennen, den Schmerz, der sie durchfuhr, als die Klinge des Dolches ihr Herz durchbohrte.

Sie wollte etwas sagen, ihrem Entsetzen Ausdruck verleihen, doch sie brachte nur noch ein Röcheln heraus.
„Arenia, liebe Arenia, bitte verzeih.“ Eine letzte Frage entfuhr ihr, die Frage nach dem Warum. Zwar war es nur ein Wispern, aber die grünen Juwelen ihrer Seelenspiegel sprachen für sie;
„Ich habe euch gesehen Arenia, ich sah eure Blicke, sah wie sie eure Begierde versprühten, sah die Küsse, so voller Leidenschaft. Arenia, du nahmst ihn mir weg, und das wusstest du, du wusstest, dass ich Etos liebe, du wusstest auch, dass wir einst glücklich miteinander waren. Ich fragte mich schon lange, wie es dazu kam, warum sich seine Liebe von mir abgewandt hatte... Und nun musste ich es auf diesem Wege erfahren. Nein Arenia, du brauchst nichts mehr zu sagen, nun, wo du nicht mehr sein wirst, wird Etos wieder mein sein. Dein Tod, Arenia, wird das Feuer neu entfachen, kein Mann übersieht einen solchen Beweis tiefster Liebe und Zuneigung...“

Doch Arenia hörte seine letzten Worte nicht mehr, leblos sank der zierliche Körper der jungen Frau in den Armen des Ritters zusammen. Noch einmal sah Thelos in ihre weit aufgerissenen Augen, deren Blick nun so friedlich auf ihm ruhte. Sachte ließ er sie zu Boden sinken und schloss behutsam ihre schönen Augen. Nun war sie tot, durchbrochen die Barriere zwischen ihm und Etos. Er wollte zu ihm eilen, ihm die traurige Kunde von Arenias Tod überbringen. Er würde ihm Trost spenden und helfen, über diesen Verlust hinweg zu kommen; doch kam es anders.

Schritte, der Ritter wandte sich um, um zu sehen, wer da den dunklen Flur entlang schritt. Dann sah er ihn, es war Etos.
Er wusste es, der Ritter sah es in den Augen des Mannes, den er so sehr liebte. Es war offensichtlich, noch immer hielt Thelos den Dolch in der Hand, welcher Arenia das Leben nahm und diese Waffe war nun auf den Geliebten gerichtet.

„Etos, liebster Etos, bitte lasse mich erklären!“
Doch Etos starrte ihn nur mit leerer Miene an, Thelos spürte sofort, dass Worte dies nicht erklären würden. Hastig warf er den Dolch beiseite und ging auf Etos zu, aber der wich zurück. „Lasse von mir, du Mörder!“ schrie Etos den Ritter in seiner Wut nun an, „du hast sie getötet! Sie ihrer Seele beraubt! Warum?“

Der Ritter blieb stehen und sah seinem geliebten Etos in die Augen. Hellbraun funkelten sie ihn an, so voller Entsetzen, so voller Zorn; es schmerzte ihn.
„Liebster Etos, du wirst es verstehen, alles wird sich aufklären. Bitte, lass uns gehen von diesem schrecklichen Ort und ich werde dir alles erklären“, langsam hob der Ritter seine Hand und führte sie sachte an die Wangen des Edelmannes, doch dieser schlug sie weg und rannte an Thelos vorbei, zu dem leblosen Körper der jungen Frau. Thelos hörte ihn wimmern, immer und immer wieder flüsterte er ihren Namen, dann erhob er sich.
„Du wirst in den Kerkern verrecken, Thelos von Harin. Deine Erklärungen hebe dir auf, für den Richter“

Mit diesen Worten ging der Edelmann, ohne den Ritter eines weiteren Blickes zu würdigen, an ihm vorbei die Stufen hoch. Er würde die Wachen alarmieren, das wusste Thelos. Doch nun, nachdem sich seine Tat nicht als die richtige dargestellt hatte, ihm seinen Geliebten nicht zurück brachte, sondern ihn für immer von ihm entfernte, war ihm dies egal.
Ein rauer eisiger Wind fegte durch die engen Flure der Palastkeller. Er ging zum Fenster, um dem Tuch hinterherzugucken, das er der jungen Frau abgenommen hatte und es nun vom Wind getragen davon flog...

Den Dolch hatte er ebenfalls wieder an sich genommen. Er war alles, was ihm noch blieb, sein letzter Freund. Sein Herz schlug gegen die Klinge. Wie gerne hätte er diese beiden Dinge jenem Mann geschenkt, an den er bereits sein Herz verschenkt hatte… Doch mit jenem Tuch, wehte auch seine Liebe davon, sowie mit dem Dolch, das Leben.

 

Hallo Flafi,

deine Geschichte hat ein altes, schon oft verwendetes Thema. Daher ist sie auch ziemlich vorhersehbar. Als der Ritter an seine Liebe dachte, bin ich auch schnell darauf gekommen, das er 'vom anderen Ufer' ist.
Aber ich finde, du hast das Ganze gut dargestellt. Die Geschichte ist schön melancolisch mit einem (vorhersehbaren) traurigen Schluss.

Also lass dich nicht entmutigen. :)

Gruß
Shinji

 

Hallo Shinji!

Du bist tatsächlich die erste, die diesen Schluss erwartet hat. Hätte mich auch so langsam gewundert wenn nicht zumindest hier, diese geschichte beonderes ist.
Aber war halt mal so ne Idee das zu schreiben.
Naja, immerhin hat dir die Art gefallen, das baut doch auf ;)

Lieben Gruß
Flafi

 

Hi Flafi!

Die Pointe der Geschichte habe ich überhaupt nicht so geahnt, dafür war das Ende doch sehr absehbar. Ohne die Pointe wäre die Geschichte nur halb so interessant, eine der typischen Schmacht-und-Eifersucht-Stories eben. Die Sprache ist sehr melancholisch und flüssig, aber du könntest noch einmal dahinter gehen, denn es hat einige unnötige Fehler (Fehlende Satzzeichen und so).
Gerne gelesen! (Obwohl man das Ende erahnen kann...) :)

Gruss
sirwen

 

Hallöchen sirwen!

Es freut mich, dass du es ncht bereust sie gelesen zu haben. Na dann hat sie ja schonmal einen Zweck erfüllt ;)
Hm, das mit den Satzzeichen, ja... hab nochmal drüber geschaut und ein bissel was verbessert, hoffe das war auch alles.

Besonders freut mich, dass das Melancholische ankommt, anders könnt ich glaub ich auch gar nicht schreiben ^^

Meine Grüße
Flafi

 

Hallo Flafi,
ich fand die Geschichte theoretisch ganz schön, die melancholische Stimmung des Protagonisten hast du ziemlich gut eingefangen. Was mich beim Lesen ein wenig gestört hat, ist die Tatsache, dass die Sprache mir etwas zu gestelzt war. Lies den Text vor dem Posten unbedingt laut vor - versuch, eine Wortmelodie zu finden, eine Möglichkeit, jedes Wort in den Text so einzufügen, dass es sitzt. So wirkten die Sätze teilweise noch etwas holprig, besonders die, wo der Ritter mit seinem Geliebten spricht, wirken gekünstelt.
Außerdem solltest du nochmal über deine Zeitformen drübergucken. Du schreibst in der Vergangenheit: "Er ging zum Fenster, um dem Tuch hinterherzugucken". Wenn du Handlungen in den Text einbauen willst, die vorher passiert sind und zum Zeitpunkt des Geschehens bereits abgeschlossen, musst du eine Zeitebene zurückspringen, das heißt, ins Plusquamperfekt: "Er ging zum Fenster, um dem Tuch hinterherzugucken, das er hinausgeworfen hatte." Das ist auch etwas, was mich beim Lesen eines Textes stört, und dem einen oder anderen Leser hier mag es ähnlich dabei gehen.

Das Ende fand ich auch recht vorhersehbar. Dass er die Frau töten will, kam zwar noch einigermaßen überraschend, weil der Leser zuerst annimmt, dass sie diese Liebe ist, von der er redet (also, ich jedenfalls), aber als dann die Eifersucht ins Spiel kam, war mir relativ schnell klar, dass es auf einen Mord hinausläuft. Und als der Liebste ihm dann einen Korb gibt, war das Ende absehbar.

Was mich allerdings gewundert hat, war, dass dein Protagonist eine so offensichtliche Art des Mordes wählt. Warum stößt er sie nicht von einer hohen Brüstung, wo es zumindest wie ein Unfall aussehen kann? Er sollte ja eigentlich von selbst darauf kommen, dass sein Liebster ihn zumindest als Verdächtigen ansehen könnte, wenn die Frau plötzlich weg ist und er ihm die traurige Kunde bringt. Mein Vorschlag wäre, dass er sie irgendwo runterschubst und sein Freund ihn kurz darauf erwischt, wie er an derselben Stelle steht, und irgendwas in seiner Reaktion den Freund die Frage stellen lässt, ob er sie umgebracht hat. Dann könnte dein Prot es nicht übers Herz bringen, ihn anzulügen... das klingt für mich plausibler und macht deinen Protagonisten menschlicher, weil weniger blind und kurzsichtig.

Ich finde, du hast deinen Schreibstil seit dem, was ich zuletzt von dir gelesen habe, deutlich verbessert. Bleib dran!

gruß
vita
:bounce:

 
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vita schrieb:
Hallo Flafi,
ich fand die Geschichte theoretisch ganz schön, die melancholische Stimmung des Protagonisten hast du ziemlich gut eingefangen. Was mich beim Lesen ein wenig gestört hat, ist die Tatsache, dass die Sprache mir etwas zu gestelzt war.

Erstmal freut es mich, dass sie dir gefallen hat.
Nunja, das mit der Sprache kam eben so. Ich war ziemlich müde und habe mir überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie ich schreibe, ich schrieb einfach... Mir gefiels ja selbst net so wirklich, aber das alles nochmal überarbeiten wollt ich auch net..

vita schrieb:
Lies den Text vor dem Posten unbedingt laut vor - versuch, eine Wortmelodie zu finden, eine Möglichkeit, jedes Wort in den Text so einzufügen, dass es sitzt. So wirkten die Sätze teilweise noch etwas holprig, besonders die, wo der Ritter mit seinem Geliebten spricht, wirken gekünstelt.

Nun, das ist eher Absicht. Der arme Junge weiß selbst nicht, was er sagt. Er hatte sich ein paar Ausreden vorgelegt, nun musste er improvisieren... das kann er net so gut ;)

vita schrieb:
Außerdem solltest du nochmal über deine Zeitformen drübergucken. Du schreibst in der Vergangenheit: "Er ging zum Fenster, um dem Tuch hinterherzugucken". Wenn du Handlungen in den Text einbauen willst, die vorher passiert sind und zum Zeitpunkt des Geschehens bereits abgeschlossen, musst du eine Zeitebene zurückspringen, das heißt, ins Plusquamperfekt: "Er ging zum Fenster, um dem Tuch hinterherzugucken, das er hinausgeworfen hatte." Das ist auch etwas, was mich beim Lesen eines Textes stört, und dem einen oder anderen Leser hier mag es ähnlich dabei gehen.

Jaja, das liebe Plusdingensdada... ich tue mir schwer damit, aber ich habe ja dich, dass du mich immer wieder drauf hinweisen kannst :cool:

vita schrieb:
Das Ende fand ich auch recht vorhersehbar.

Müssen Enden immer unvorhersehbar sein???

vita schrieb:
Dass er die Frau töten will, kam zwar noch einigermaßen überraschend, weil der Leser zuerst annimmt, dass sie diese Liebe ist, von der er redet (also, ich jedenfalls), aber als dann die Eifersucht ins Spiel kam, war mir relativ schnell klar, dass es auf einen Mord hinausläuft. Und als der Liebste ihm dann einen Korb gibt, war das Ende absehbar.

Nun, geschichten die das Leben schreibt. Ich wollte halt was völlig klischeehaftes, und da isses eben ;)

vita schrieb:
Was mich allerdings gewundert hat, war, dass dein Protagonist eine so offensichtliche Art des Mordes wählt. Warum stößt er sie nicht von einer hohen Brüstung, wo es zumindest wie ein Unfall aussehen kann? Er sollte ja eigentlich von selbst darauf kommen, dass sein Liebster ihn zumindest als Verdächtigen ansehen könnte, wenn die Frau plötzlich weg ist und er ihm die traurige Kunde bringt. Mein Vorschlag wäre, dass er sie irgendwo runterschubst und sein Freund ihn kurz darauf erwischt, wie er an derselben Stelle steht, und irgendwas in seiner Reaktion den Freund die Frage stellen lässt, ob er sie umgebracht hat. Dann könnte dein Prot es nicht übers Herz bringen, ihn anzulügen... das klingt für mich plausibler und macht deinen Protagonisten menschlicher, weil weniger blind und kurzsichtig.

Nunja, wie gesagt, ich war müde...
Vieleicht ändere ich das nochmal ab, mal schauen. Aber ich verweise ersteinmal aufs Klischee...

vita schrieb:
Ich finde, du hast deinen Schreibstil seit dem, was ich zuletzt von dir gelesen habe, deutlich verbessert. Bleib dran!

Na das sowieso! Und danke, das gibt einem doch Mut!

Achja, habe den Text noch ein wenig überarbeitet, so auf ein paar Ausdrücke und Rechtschreibfehler hin...

vita schrieb:
gruß
vita
:bounce:

Meine Grüße
Flafi

 

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