Was ist neu

Vier Wände

Mitglied
Beitritt
21.12.2004
Beiträge
7

Vier Wände

Seine Beine wurden immer schwerer. Je länger der Gang hinter ihn wurde, um so mehr verwandelte sich seine Handlungen in einen surrealen Traum. Immer wieder blitzte es vor seinen Augen und Bilder von längst vergangenen Tagen tauchten für einen kleinen Moment auf.
Sie liebte ihn. Schon immer. Und wie sie sich es selbst gerne einredete, würde sie es auch für immer tun. Doch sie wusste, dass dies nur noch ein Traum war. Ein Traum, den nur sie träumen würde. An den Wänden hangen die gleichen Klagen, die gleichen Vorwürfe und die gleichen Worte. Und verschwinden würden sie wohl nie. Und das wusste sie nun.
Sie lag ab zusammen gekauert auf ihrem Bett. Tränen liefen ihre Wangen herunter. Tränen voller Schmerz, voller Zorn, voller Verzweiflung. Wahrhaben wollte sie das alles nicht. Und doch, irgendwo wusste sie, dass das Geräusch der Schritte, welche vom Flur hereinschallten, das Letzte sein würde, was sie von ihm hören würde.
Es war nicht einfach gewesen. Damals, in jenen Sommertagen. Sie standen sich gegenüber und wussten sich nichts zu erzählen. Irgendetwas war anders als sonst. Sie waren keine Freunde mehr. Sanfter war ihr Umgang während des gesamten Urlaubs geworden. Beide bewegten sich die ganzen Tage umeinander, wie zwei Magneten, die nicht wussten, was sie antreibt.
Am letzten Tag, war die Anziehung so stark, dass weder sie noch er sich ihr entziehen konnte.
Ein Bild an der Wand ihres Zimmers zeugt noch heute von diesem Tag. Entstanden wenige Stunden vor dem Schicksal.
Jetzt waren diese Tage so weit weg, dass er sich nicht an sie erinnerte. Die Angst hemmte alle Erinnerungen aus allen Zeiten. Nur eine Frage, brannte ihm in seinem Kopf. „Warum?“ Warum hatte er das getan? Wieso hat er diese Dinge gesagt? Warum hat er sie so belogen?

Er saß lange am Ufer des Flusses und starrte auf die Lichter der Lampen, die sich im Wasser zu immer neuen Mustern zusammenschlossen. Dachte über seine Fragen nach und sah sie die ganze Zeit vor seinem Auge.
Und er kam immer wieder nur zu einem Schluss. Dass er sie liebte. Er liebte sie, wie noch nie jemanden in seinem ganzen Leben. Er fand sie so schön, so lieblich, so umwerfend. Das machte ihm Angst. Ihm, dem Starken.
Jeden Abend lag er lange wach. Ängste verfraßen ihn innerlich und er wusste nicht weiter. Er liebte sie. Doch er hatte solche Angst sie jemals zu verlieren, dass er sie langsam in sich verlor. Und an einem Punkt, wo es kein zurück mehr gab, log er. Erzählte was von einer anderen, von Liebe und so.

Heute hängt ein weiteres Bild an der Wand. Direkt neben dem Urlaubsbild von vor vielen Jahren. Es zeigte einen Mann, der ein Kind in den Armen hält. Und lächelt.
Und jedes Mal wenn er an diesem Bild vorbei geht, weiß er, dass er nicht sie verloren hatte, sondern sich.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo geronimo!
Ich finde, dass du eine tolle Geschichte geschrieben hast. Ich finde die Idee, erst die Situation der Frau, dann die des Mannes zu beschreiben gut und auch schön umgesetzt. Besonders der Schluss gefällt mir, da die Symbolik mit dem Bild an der Wand sehr gut gelungen ist.
Auch wenn dieses Thema sicherlich schon oft aufgegriffen wurde,also die unterschiedliche Betrachtung des Zuendegehens einer Beziehung, finde ich, dass du es geschafft hast, leise und gefühlvoll deine Aussage (die ich hoffentlich auch so erkannt habe) in Worte zu fassen. Auch das Fazit des Mannes am Ende ist etwas, über das man nachdenken sollte, da oftmals das Beenden einer Beziehung nicht nur an den zwischenmenschlichen Handlungen liegt, sondern tief in einem selbst.
Dome

 

Hej geronimo,

willkommen auf kg.de! :anstoss:

Deine Geschichte lässt mich zwiegespalten zurück. Streckenweise gefällt mir Deine sprache sehr gut, dann jedoch verlässt Du das Niveau wieder, auf dem Du Dich vorher bewegt hast. Insgesamt könntest Du noch mehr in die Tiefe gehen, den Leser stärker mit ins Geschehen hineinziehen und ihn mitfühlen lassen, was Deine Porotagonisten bewegt.
Auch wird nicht recht klar, warum er sie verlässt, genauso wenig, wie ich verstanden habe, an wessen Wand die Bilder hängen. Zuerst dachte ich, bei ihr, aber dann könnte er wohl kaum daran vorbeigehen und sie sich anschauen, oder?

Ein paar Anmerkungen direkt zum Text:

Je länger der Gang hinter ihm wurde, um so mehr verwandelten sich seine Handlungen in einen surrealen Traum.
Immer wieder blitzte es vor seinen Augen und Bilder von längst vergangenen Tagen tauchten für einen kleinen Moment auf.
Zeig dem Leser die Bilder, sprich nicht nur von ihnen! Damit Du eine dichte Atmosphäre erzeugst, muss der Leser das gleiche sehen, wie der Protagonist.
Sie liebte ihn.
Zunächst dachte ich, das sei jetzt die Beschreibung seiner inneren Bilder, aber ganz offensichtlich wechselst Du hier die Perspektive. Nun hat der Leser zwei Figuren zu beachten, weiß aber weder von ihm noch von ihr etwas, das sein Interesse wirklich fesselt.
Und wie sie sich es selbst gerne einredete, würde sie es auch für immer tun.
Der ganze Satz ist ein Klischee. Unentwegs reden Menschen in Filmen und Büchern sich ein, dass sie einen anderen Menschen "bis in die Ewigkeit" lieben werden. Da Du im nächsten Satz erklärst, dass sie selber weiß, dass es nicht stimmt, kannst Du das alles auch lebendiger schreiben: Verzweifelt versuchte sie, an ihrer Liebe festzuhalten, doch spürte sie bereits jetzt, dass es nur noch eine Farce war. Das geht sicher besser, aber ich will Dir ja auch nur eine Richtung zeigen.
An den Wänden hangen die gleichen Klagen, die gleichen Vorwürfe und die gleichen Worte.
Der Satz gefällt mir ausgezeichnet!
Sie lag ab zusammen gekauert auf ihrem Bett.
Tränen liefen ihre Wangen hinunter.
"herunter" zeigt eine Bewegung auf den Sprcher zu an, "hinunter" eine, die von ihm wegführt. Bei Tränen gehe ich davon aus, dass der Erzähler sich die weinende Person nicht von unten anschaut, daher die Korrektur.
Und doch, irgendwo wusste sie, dass das Geräusch der Schritte, welche vom Flur hereinschallten, das Letzte sein würde, was sie von ihm hören würde.
Du benutzt sehr viel Konjunktiv mit "würde". Versuch, das umzustellen, so dass dieses kleine Wort wegfällt, es zeigt nämlich keinen guten Stil an und liest sich ganz nebenbei auch holperig. Beispiel: "Und doch wusste sie tief in ihrem Inneren, dass das Geräusch seiner Schritte auf den Flur das Letzte war, das sie je von ihm hören würde." Es lässt sich nicht komplett vermeiden, fürchte ich, aber wenigstens kannst Du eines streichen.
Beide bewegten sich die ganzen Tage umeinander, wie zwei Magneten, die nicht wussten, was sie antreibt.
SChönes Bild!
Ängste zerfraßen ihn innerlich und er wusste nicht weiter.
Und an einem Punkt, wo es kein Zurück mehr gab, log er. Erzählte was von einer anderen, von Liebe und so.
"von Liebe und so" erzeugt kein Gefühl beim Leser. Schreib seine Worte, schreib auf, was er ihr sagt, um sie zu verletzen, obwohl er sie liebt.

Liebe Grüße
chaosqueen

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom