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- 08.12.2004
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Violett
Ich sehe hellblaue Wolken, die vom violetten Licht durchspießt werden. Sie schreien vor Schmerzen. Sie rufen um Hilfe. Wie aber soll ich helfen? Das Licht ist unbiegsam und würde zweifellos auch mich durchstechen. Es ist zu spät, die Wolken sind bezwungen. Tot. Kein Regen mehr. Keine Weizen. Keine Pflanzen. Eine öde violette Welt erwartet mich und meine Schwester und Brüder. Ich durste nach Rache. Schon brennen die Vögel. Sie kennen den Grund ihres Untergangs nicht. Nein. Sie schauen mich aber trotzdem verzweifelt an. Warum!? Warum bloß! Ich kann nicht helfen. Das könnte ich niemals. Ich kenne das Quell des Violetten auch nicht. Schon fallen ihre leblosen Körper. Das violette Licht dringt weiter vor verbrennt die Blätter an den Bäumen und dann die Bäume selbst. Sie brüllen. Lauter, als wenn man sie fällt. Ich kann das nicht aushalten. Ich halte mir die Ohren zu. Die Bäume sind aber zu laut. Und schon ist es vorüber. Keine Bäume mehr. Meine Seele kreischt aber weiter und ist nicht stillzukriegen. Ich schreie auch. Die Weide wird vom violetten Licht angezündet. Qualvoll brennen die lebenden Wollkneuel, die Schafe. Sie blöken und gallopieren Hilflos durch die brennende Erde. Sie weinen. Ihre Qualen, ich kann sie fühlen! Jeder Schrei, jedes schrille Blöken hinterlässt Spuren auf meinem Hirn. Es schmerzt. Ich will meinen Schädel aufbrechen, um bloß den Schmerz loszuwerden. Die violetten Feuerbälle! Ich kann sie nicht mehr sehen! So viele Qualen! Zu viel für einen Sterblichen. Ich reisse mir die Augen aus, um nicht mehr zu sehen. Ich will nicht mehr sehen! Das grelle violette Licht. Zu viel an violetten. Zu viel davon. Ich höre Menschengeschrei. Ihre Häuser brennen. Männer, Frauen, Kinder, Greise. Alle gehen qualvoll zu Grunde. Ich aber nicht. Ich muss zuhören, ich muss ein Zeuge sein. Ich muss es den nächsten Generationen weitererzählen. Den nächsten Generationen? Von wegen! Es wird keine mehr geben. "Timo! Rette mich! Warum tust du das nicht? Warum bewegst du dich nicht? Bitte! Bitteaaaaargh!" Es hängt nichts mehr an mir. Es ist zu Staub zerfallen. Wie soll ich helfen? Gegen das Licht? Ich will nicht mehr! Ich will sterben! Warum darf ich nicht auch sterben? Das ist es! Mir fehlen die Augen, um das Licht zu sehen. Ich knie nieder und suche verzweifelt meine Augäpfel. Es ist kein Gras mehr da. Nur Erde. Kalte Erde. Verdammt. Ich habe eines in den Fingern zerquetscht. Das Zweite! Wo ist es? Bin ich verdammt? Waaaarum!? WAAARUM!!? Wer macht es? Wozu? Warum ich?... Moment... Ich bin ein Ritter in scheinender Rüstung! ICH BIN MÄCHTIG. ICH bin das Licht. Nicht das, sonder ein anderes... gelbes, gutes, warmes Licht! ICH kann Leben schaffen. Ich bringe Blumen, spielende Kinder, paradiesische Gärten! Schafe letztendlich! Nichts kann mir widerstehen! Und der Ursprung des Bösen, des Violetten? Das kann ich finden! Da sitzt es. Gehörnt! Abgrundtief böse! Violett. Mit Sonnenbrille. Mein Zweihänder. Wo ist er? Ach da! Da ist er. Stirb. STIIIRB, violetter Teufel! "Timo! Timo! Lass mich los!" Stirb! Es gibt kein Erbarmen. Ja! Ich knete es wie Gummi. Wie er sich wehrt. "Timo! Es reicht!" "Rex, hol' mal den Doktor." "Ja, Timo benimmt sich nicht sonderlich gesund" "Besser hättest du die Dosis aufgespart. Er war wenigstens ruhig." "Er wäre gestorben!" "Na, jetzt will er dich umbringen" Ja, violettes Böses! Halt. Es wehrt sich nicht mehr. Warum? Passiver Widerstand? Nein... es hat Dämonen zu sich gerufen. Ihr Sukkuben, ihr Nixen, ihr Bestien... STERBT! STEEERBT! "HALT' DIE FRESSE, TIMO!!"