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Vom Herren und der Dame

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28.02.2007
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Vom Herren und der Dame

Vom Herren und der Dame

Aus dem Dunkel der Kutsche ergriff die zarte, behandschuhte Hand die andere, die ihr, zum Herabhelfen, dargeboten; ein Lockenköpfchen tauchte auf, nicht schön, nicht hässlich, mit markanten, von Kohle geschwärzten Brauen über großen, braunen Augen, einem Blicke begegnend, der ihr selbiges nicht, vielmehr übermäßigste Verehrung entgegen brachte; über ihre Züge breitete sich ein feines Lächeln. Auf seine Schultern sich stützend, an der Taille ergriffen, ward sie herabgehoben, auf Mutter Erde gesetzt, so sachte, wie nur irgend eine Statue aus feinstem Porzellan, so wertvoll, dass der Welt, wenn sie zerbräche, gleich selbiges zu tun nichts andres übrig bliebe.
„Riech nur, wie es duftet“, rief sie aus, das Köpfchen in den Nacken werfend, die süßen Lippen öffnend, als ob sie so des Duftes Geschmack noch viel mehr zu erahnen wissen würde; „nach frischem Laub, das, vom ersten Herbstregen bedeckt, diesem nun seine ganze Aromen zu geben nicht scheut –“
„Und die Kälte, die mit ihm kommt, riecht man ebenso; wie durchsichtige Nebelschwaden, schon in den Spitzen der Kronen hängend, hat sie sich bereits in den dürren Ästen immer mehr verfangen –“, erwiderte ihr Gesell;
„Ach, was du da sprichst“, rief keck sie aus; „scheint die Sonne dir nicht warm genug? Glitzert sie nicht schön auf den sanften Wasserwellen, zum Spiele aufgelegt?“, mit dem unter Seide verborgenen Finger auf das nahe Ufer deutend, und die Brücke, über die sie gerade hergekommen. –
Dem ließ er beipflichtendes Zustimmen vernehmen; doch dann, endlich, schien er dem Hause, vor dem die Kutsche gehalten, gewahr zu werden, und wandte sich nach ihm um, erblickte die Wirtin im Türbogen stehen: „Gnädige Frau“, sprach er, und lüftete, mit einem Diener, den Hut, das kupfern schimmernde Haar entblößend: „Ihr habt doch zwei Zimmer für uns noch frei?“
- „Gewiss“, antwortete die, mit ihrer rauen Stimme, „allzu viele Menschen sind nicht hier, um diese Jahreszeit“;
„Wie bedauerlich“, ereiferte die junge Frau;
Fürwahr, doch, so erklärte man sich, bot der warme Sommerreigen wahrlich mehr zum Vergnügen sich an, denn der späte November – da die Adventszeit schon, mit ihren Sehnsüchten, vor der Türe stehend, daran zaghaft klopfte –, um am kühlen Wasser spazieren zu gehen, und unter dem Baum in seinem Schatten, dem Ufer nahe, auszuruhen; im Sommer wimmele es hier von Menschen, doch winters sicherlich nicht.
Die Wirtin führte diese beiden einzigen also ins Haus;
„Zwei Zimmer nebeneinander wollen wir nehmen“, erklärte der Mann, und führte seine Begleiterin mit größter Fürsorglichkeit hinauf, nur, dass sie, bald darauf, wieder hinunterstiegen, und sie um ein Tässchen Kaffee bat; dies, mit Zucker gesüßt, hob sie an die knospengleichen Lippen, trank, dieweil der Mann daran hing mit seinem Blicke, als ob es besseres in der Wirtsstube oder vor den Fenstern nicht zu sehen gäbe; sie sprachen kaum, tauschten nur liebste Worte aus, Kosenamen gleich gesprochnes Flüstern, von sanfter Anmut beflügelnd vom Ohr zum Munde wechselnd. Aufstehend führte er sie, den Arm ihr zum Einhacken anbietend, hinaus in die klare, frische Luft, dass sie ihre Wangen an den Strahlen der güldnen Sonne würde wärmen können, führte sie hinab bis ans Ufer, wo die Wellen glucksend gegen die Steine platschten, als würden sie mitzureden suchen; ihr Schmiegen, ihr Entzücken, ihr Jauchzen, dass seine Ohren labte, schien ihm mit Wohlgenuss zu gefallen, einer Katze gleich, die, schnurrend, unter der streichelnden Hand sich regt, auch wenn gleich die junge Dame niemals mehr ihn berührte, als seinen Arm, so ließ er sich von ihr umschmeicheln, die mit liebreizenden Blicken ihn bedachte, als ob sie, wenn sie nur wolle, nur ungehört bliebe, auch ihn in gleicher Preisung loben könne und noch mehr; das hauchfeine Lächeln, das seine Lippen umspielte, wankte zwischen heitrem Vergnügen und Melancholie, eines, das einem Edelmann gebührt. Sie überquerten die Brücken hinüber zum andren Ufer, ließen die Tritte auf dem dunklen Holze klingen, als wären sie Kinder und das ein allerschönstes Spiel; lachten dabei in Vergnügten, kehrten wieder in Stille ein, da sie festen Boden auf der andren Uferseite traten – entglitten dann sämtlich den Blicken der Wirtsfrau, und kehrten erst zum Abend wieder, da sie sich in der Stube zum Mahl niederließen.
Sie löffelten die Suppe, schlürften sie, zum Albernsein, von den Löffeln runter, dass es nur so unartig war, kicherten umso mehr, je lauter es war, dass das Lockenköpfchen gar sich nur vom Lachen verschluckte und, mit der beschuhten Hand, die Serviette über die Lippen presste:
„Madame! – Ein wenig Benehmen, bitte!“, rief der Herr voll Tadel aus, und meinte es gar selber nicht so, nur scherzend...
Erst, als der nächste Gang verspeist, schien sie unruhig zu werden, ihr Blick ging, gehetzt, durch die Stube; Liebster, waren ihre geflüsterten Worte, „du willst doch auch wirklich dein Versprechen halten –?“ Diesen allergrößten Freundschaftsdienst, um den sie ihn bäte? Dazu strich sie, mit unendlich trauriger Geste, den Handschuh ab, legte die bloßen Finger auf die seinen; „Männer gibt es nicht mehr auf dieser Welt, sagte sie, voll Wehmut, und doch bleibt mir nichts, als diese Bitte - ...“
„Wie ich’s versprach“, entgegnete er voll Ritterlichkeit, hielt die ihre Hand, für den Moment, mit der seinen umborgen, gab den blassen Knöchelchen einen gehauchten Kuss: „So werd ich’s tun, ein Mann bin ich, der sein Wort zu halten weiß.“
Ihr Blick, voll Empfindung, liebkoste den seinen, als ob sie darin ertränke, flüsterte, er sei ihr Engel, ihr Rittersmann...
Bei der Wirtsfrau sich nach beendetem Mahl Licht erbetend, trug er dieses dann hinauf, trat nach der jungen Dame in die seine Stube, in die er seine Begleitschaft führte, und schloss hinter sich zu; drunten hörte man ihre Stimmen noch, ein Murmeln, dumpf und hell und süßlich, mal erregt, mal besorgt, dann wieder voll umkommender Liebe. Selbst als, zu später Abendstunde, die Wirtin die Tür drunten verriegelte, die dunkle Nacht mit ihren unheimlichen Geräuschen und noch unheilvolleren Banditen aussperrend, fiel noch Licht hinaus aus des Herren Fensters, davor die dunklen Schatten hin- und hergingen, und die im Gebälk knarrenden Schritte waren noch lang dem Schlafenden zu hören.
Daraufhin, am neuen Morgen, trat die junge Frau, gar nicht einmal übernächtigt, die steile Treppe herab, nahm ein frisches Tässchen Kaffee, in das sie, mit Andächtigkeit, zwei Zuckerstückchen gleiten ließ; auf die Frage hin, ob gut sie denn geschlafen habe, erwiderte sie, gut wie nie im Leben, und lächelte unbefangen: „Mein Gemüt fühlt sich, in diesen frischen Hainen, wie befreit; dem Geist ist’s, nach der jahrelangen Enge in der Stadt, eine allzu göttliche Freude, in diesem schönen Walde, dem Wasser nah, in die nahe Ferne auszuschwärmen“; der Blick wurde schüchtern, die schmalen Bäckchen zeigten rote Farbe. Hastig trank sie das Tässchen aus, dass sie, in den seidnen Handschuhen, mit Fingerspitzen nur unsicher hielt, erklärte, der Herr schlafe noch, es sei gestern spät geworden, und stieg hinauf. –
Erst am Nachmittag sah man sie wieder, vor das Haus tretend, wo die Sonne strahlte, dass Amseln im Geäste zwitschernd wie zum Frühling balzten. Der Kutscher saß, am Ufer, eine Pfeife schmauchend, stieg aber, da er von dem Mann gerufen, heran. „Seid doch so gut“, erklärte letzterer, und übergab dem Kutscher ein kleines Kuvert, „und bringt dies dem Adressaten rasch in die Stadt hinüber.“ Der Kutscher ließ rasch anspannen und sprengte hinfort. –
„Mich düngt“, erklärte der junge Herr sodann der jungen Dame, „wir sollten draußen sitzen, und heißen Kaffee genießen, der uns den Bauch wärmt, wie die liebe Gestirnesfreundin von droben uns das Haupt“, und er bat die Wirtin, doch Tisch und Stühle hinauszutragen, grad ans gegenüberliegende Ufer dort; wenn es keine Unannehmlichkeiten machte –?
Verneinend, wies zum selbigen die Wirtsfrau ihre Küchenmagd an, und deren Mann, dass beide, derweil das Paar gemächlich über die Brücke wanderte, in der Mitte stehen bleibend, um dem Schwane zuzuschauen, der darunter sein prächtiges Gefieder im kühlen Wasser badete, das Gewünschte erfüllten, sodass, als der Herr mit seiner Begleiterin nun am gegenüberliegenden Ufer angelangte, dort schon Tisch und zwei Stühle samt heißgebrühtem Kaffee vorfanden; da sprach er, in vollendetster Freundlichkeit: „Ach, Magd, sei doch so gut – bring mir etwas Rum hinaus!“
Sie eilte. – Derweil ließen sich beide auf den Stühlchen nieder, bedachten sich mit tiefsinnigstem Blicke, und sie, unbefangen und heiter, neckte ihn solang, bis er zum frischen Lachen auch sich reizen ließ, legte ihr Köpfchen schräg und ließ die Löckchen tanzen, dass es eine Augenweide war. – Die Magd kam mit dem Rum zurück.
„Oh, sei doch so gut, liebe Frau“, ließ die junge Dame mit ihrer plätschernden Stimme hören, „und hol mir noch ein wenig Zucker noch –?“ Mit einem Knicks eilte, zum vierten Male nun schon, die Magd über die hölzerne Brücke zurück. „Was für eine gute Seele!“, rief das Knospenmündchen aus, um dann mit dem Enterich zu scherzen, der keck und neugierig sich zeigend, den Schnabel aus dem Schutz der Ufersteine dem ihm fremden Geruch entgegen hob, aber dann, sobald er die Herrschaften erblickte, sein Gefieder plusternd, aufschnatterte und verflog; der Herr nahm den karibischen Rum, goss, samt Kaffee, sich diesen in die Tasse, trank mit großen Zügen aus, so ein zweites und ein drittes Mal, bis die Magd zurückkehrend, erblickte, wie, besorgt erscheinend, die junge Frau die Hand auf seinen Arm legte, als er im Begriffe war, ein viertes Mal sich einzuschenken; ihn bittend sprach hörte sie die junge Dame zu ihm sprechen: „Hast du nicht schon genug getrunken?“
Die Magd stellte das randvolle Zuckerdöschen auf den Tisch, knickste abermals; „warte einen Moment“, erklärte der Mann, griff in seine Jackentasche, und nahm die noch von seiner Begleiterin unbenutzte Tasse, gab einige Münzen hinein, um sie dann der Magd zu reichen: „Sei doch so gut, und bring das Geld der Wirtin, wir wollen lieber gleich bezahlen; aber wasch dann die Tasse aus und bring sie zurück, dass meine Freundin daraus trinken kann.“
Sie nickte, knickste, wandte sich, nun zum sechsten Male, der Brücke zu. „Komm“, hörte sie noch, im Eilen, den Mann hinter sich zu seinem Gegenüber sagen, so zart und sanftmütig, dass es zu einem Manne schwerlich passen wollte; er umfasste ihre Taille, hob sie vom Stuhle auf, um sie einige Schritte nur vom Tische wegzuführen, zum Fuße der nahen Anhöhe, die sich, keine zwanzig Schritte dem Ufer entfernt, aus dem Boden wölbte.
„Wir wollen’s jetzt tun“, sprach er; „unser Freund wird, in einer Stunde schon, den Brief, den wir ihm gestern schrieben erhalten; und, sicher, in ein paar Minuten, ist die Magd zurück.“ Sie streifte die Handschuhe von ihren Händen, liebkoste seine Wange in unendlicher Melancholie, obgleich sie lächelnd, ihren Blick in dem seinen maß: „Ja, hauchte sie, lass uns nicht länger warten, Liebster, und diesen kurzen Augenblick dazunutzen, endlich, wie langersehnt, die irdische mit der ewigen Glückseligkeit zu vertauschen.“ –
„Lass uns uns niedersetzen“, bat er; „ich mag nicht, dass du unangenehm auf den Boden fällst“; und, als sie so tat, sank auch er neben ihr nieder, setzte sich so nah an sie, dass ihre Glieder in zarter Berührung sich aneinander schmiegten. Der Atem hob und senkte ihre Brust; den Blick wandte sie nicht von ihm, er selbst jedoch, mit einem Male, schien darum verlegen. Er griff, ein zweites Mal, in die seine Jacke, und zog die Pistole hervor, befingerte, mit kurzem Zögern noch das schwarze Metall, ehe er seine Worte vom letzten Abend zu erinnern schien – von neuer Stärke erfüllt, ihr in die Augen sah: „Meine Liebste“, sprach er. Sie antwortete: „Mein Liebster, mein Vertrauen“; so lud er die Pistole, und, da sie die dunklen Wimpern auf die blassen Wangen senkte, auf ihren linken Busen zielend, drückte er den Abzug; ein Knall durchfuhr seine Ohren, und die Augen, die er, von diesem Erschrecken, noch geschlossen hielt, öffnete er nicht wieder, ertastete bloß, mit der freien die ihre warme Hand, die noch auf dem seinen Schenkel ruhte, umfasste die zarten Finger; wie lang war der Moment, da er keine Gedanken mehr hatte, außer diesen einen... Er öffnete den noch zu einem Lächeln geformten Mund, den Lauf zwischen die Lippen schiebend, drückte er ein zweites und letztes Mal.

 

Auch wenn es mir nicht recht zusteht, als gleichfalls Neuling in diesem Portal,
trotzdem von mir ein herzliches Hallo und Willkommen auf KG.de Kathi!
Du hast bestimmt schon sehnsüchtig auf erste Reaktionen zu Deiner ersten Geschichte gewartet, geht mir auch immer so, wenn ich was eingestellt habe. Ich bin kein Litprof und kenne mich auch im 19.Jhdt. nicht aus, deshalb zu Sprache, Stil und Primborium no comment. Auch ist Deine Geschichte ziemlich lang für ihre Handlung und in sich wenig schlüssig. Das wird die meisten Kritiker wohl abhalten von einem Kommentar. Die meisten sind in ihrer Arbeit so „verbissen“- nicht bös gemeint, nur daß Du begreifst, dass sie an Deiner Geschichte wohl Stunden zu tun hätten im Bestreben alle Fehler und Ungereimtheiten aufzuzeigen. Die meisten hier haben dieses Ego.
Zu meinen Eindrücken als Leser:
Du malst Bilder, die in mir ankommen. Nur haben sie meist nur mit der äußeren Situation zu tun. Schöne Formulierungen, die aber die Handlung nicht vorantreiben und bei den Prots nur an der Oberfläche hängen bleiben. Wie auch immer, solche Beschreibungen, magst Du sie noch so schön gefühlsmäßig hinbekommen haben, mögen sie noch so schön klingen…. Gehören in einen Roman, der nach Gewicht bezahlt wird.
Mein Vorschlag wäre:
Nimm Dir den Plot noch mal vor, wirf alles raus, was nicht zur Handlung oder den Charakteren gehört. Straffe den Satzbau, Verändere die Interpunktion.
Dann muß natürlich hinein, und nicht nur in Andeutungen, Vermutungen…Warum das Ganze tödlich endet!
Ich bin sicher Du schaffst das.
Ich würde mich freuen wieder von Dir zu lesen.
Gruß Thomas.
P.S. Fang noch heute damit an. Setze drüber geändert am…

 

Hallo Siggy,

Auch wenn es mir nicht recht zusteht, als gleichfalls Neuling in diesem Portal,
trotzdem von mir ein herzliches Hallo und Willkommen auf KG.de
Das steht jedem zu, egal, wieviel Beiträge er hat. Im Gegenteil, das ist doch eine Frage der Höflichkeit.

P.S. Fang noch heute damit an. Setze drüber geändert am…
Bitte gib Neulingen keine falschen Infos ;).
In die Geschichte selbst gehört nichts Zusätzliches (ausgenommen Wörterbörse).
Wenn eine Geschichte geändert wird, kann man das am Ende des Textes erkennen, weil dann ein Geändert am ... erscheint.
Schau doch mal bei deiner Geschichte nach :).

Das wird die meisten Kritiker wohl abhalten von einem Kommentar. Die meisten sind in ihrer Arbeit so „verbissen“- nicht bös gemeint, nur daß Du begreifst, dass sie an Deiner Geschichte wohl Stunden zu tun hätten im Bestreben alle Fehler und Ungereimtheiten aufzuzeigen. Die meisten hier haben dieses Ego.
Lass doch Katharina ihre eigenen Erfahrungen machen :).

Hallo Katharina,

wenn ich schon unter deiner Geschichte eine Anmerkung mache, die dich nicht betrifft, dann wenigstens auch zu ihr noch kurz ein paar Worte :).
Erst einmal auch von mir ein herzliches Willkommen hier auf kg.de.

Ich habe die Geschichte bisher nicht kommentiert, weil ich, wie Siggy, mit der Sprache und dem Stil nichts am Hut habe. So habe ich nach ungefähr der Hälfte aufgehört zu lesen, weil es mich nicht angesprochen hat.
Das hatte auch damit zu tun, dass z.B. so ellenlange Sätze wie:

Aufstehend führte er sie, den Arm ihr zum Einhacken anbietend, hinaus in die klare, frische Luft, dass sie ihre Wangen an den Strahlen der güldnen Sonne würde wärmen können, führte sie hinab bis ans Ufer, wo die Wellen glucksend gegen die Steine platschten, als würden sie mitzureden suchen; ihr Schmiegen, ihr Entzücken, ihr Jauchzen, dass seine Ohren labte, schien ihm mit Wohlgenuss zu gefallen, einer Katze gleich, die, schnurrend, unter der streichelnden Hand sich regt, auch wenn gleich die junge Dame niemals mehr ihn berührte, als seinen Arm, so ließ er sich von ihr umschmeicheln, die mit liebreizenden Blicken ihn bedachte, als ob sie, wenn sie nur wolle, nur ungehört bliebe, auch ihn in gleicher Preisung loben könne und noch mehr; das hauchfeine Lächeln, das seine Lippen umspielte, wankte zwischen heitrem Vergnügen und Melancholie, eines, das einem Edelmann gebührt.

(übrigens einhaken)

sehr anstrengend zu lesen sind.

Falls die Geschichte in einer bestimmten früheren Zeit spielen soll, kannst du dir auch überlegen, ob sie nicht besser in Historik aufgehoben ist, da wird auch eher einmal ohne Verwunderung ein ungewöhnliches Deutsch gelesen.

Lieber Gruß
bernadette

 

An dieser Geschichte, ganz dem frühen 19. Jahrhundert verpflichtet, kann man sehen, wie sehr sich die Literatur in diesen 200 Jahren weiter entwickelt hat. Obwohl du, Katharina, gut beobachten kannst, so macht diese Sprache es einem heutigen Menschen wie mir sehr schwer, dran zu bleiben. Immer wieder unterbrechen die vielen Einschübe den Lesefluß, ohne daß dafür ein zwingenden Grund vorhanden wäre, denn das, was in diesen Einschüben gesagt wird, kann man auch einfacher sagen – der Plot bzw. das Geschehen in der Geschichte erfordern diese geschraubte, sich im Manierismus verlierende Sprache nicht.

Es war die Sprache des gebildeten Bürgertums, das sich damit bewußt vom einfachen Volk abheben wollte – nicht umsonst wird die Magd in dieser Geschichte viele Male hin- und hergeschickt, auch das nichts als ein Symbol der Abgehobenheit: Wir sterben zwar gleich, aber zuvor lassen wir die Domestiken noch ordentlich für uns rennen.

Gemeinsamer Selbstmord von Verliebten war zu jener Zeit wesentlich häufiger als heute, die starren Konventionen, die einer Verbindung möglicherweise entgegenstanden, ja schon das Abgleiten in die Armut waren Grund genug, sich umzubringen, jedenfalls für Leute, die etwas von Ehre hielten und sich auch darin vom gemeinen Volk unterscheiden wollten.

Insofern schildert diese Geschichte glaubwürdig die Verhältnisse von damals und wäre daher in der Historik besser aufgehoben, zumal von Romantik und Erotik nichts zu spüren ist - duftendes Herbstlaub im Regen und ab und zu "Meine Liebste" oder "Mein Libster" zu sagen ist einfach zuwenig, selbst wenn man sich vorstellen kann, daß da in der Nacht nicht nur ein Brief geschrieben wurde. :D

Dion

 

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