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Vom Lebensgefühl einer jungen Frau, die auch ohne aufstehen zu können, glücklich ist!
Die dicke Anna – oder der laufende Blauwal
Alle Darsteller dieser Geschichte stellen Charaktere dar, keine Personen
(Klaus Mann – „Mephisto – Roman einer Karriere“)
Neulich im Autokino lernte ich ein Mädchen kennen. Sie war, na ja, etwas füllig. Sie erzählte mir von ihren Problemen und Freuden. Jetzt will sie sich noch bei Ihnen, lieber Leser vorstellen und damit die Frage beantworten, warum eigentlich das Erzgebirge die Sicht von Chemnitz nach Prag versperrt:
Hallo, ich bin Anna und 16 Jahre alt. Der größte Wunsch, den ich habe ist ein Freund. Dabei liegt die Betonung auf groß. Ich habe nämlich ein Problem: Ich bin so dick, dass ich mit 12 Jahren gerade so Platz in der Scheune meines Großvaters hatte. Dort musste ich schlafen. Dazu fuhr Großvater seinen Mähdrescher jeden Abend raus.
Es gibt so viele süße Jungs auf der Welt. Nur sind sie alle zu klein für mich. Am süßesten ist Peter. Peter hat blaue Augen, einen reinen Adoniskörper, weiche Haare und einen geilen Knutschmund. Ach Peter, du mein holder Traum eines vollkommenen Mannes... Ich getrau mir gar nicht, ihn zu fragen, ob er mit mir gehen will. Das heißt, „gehen“ wäre ja schön, ich kann schon gar nicht mehr richtig gehen, nur zur Seite rollen. Es sei denn, ein Kran stellt mich auf. Das macht aber nichts.
Mit meiner Fülligkeit wird es immer schlimmer. Täglich esse ich 125 Eier von Hennen aus Geflügelfarmen ohne Freilandhaltung, denn mit Freilandhaltung kann man diesen Bedarf nicht decken. Dazu kommen 700 Kilo frischer, roher Schinken, ein Zuchtbulle und 144 Mischbrote. Gegen den Durst, trinke ich noch 10 Kubikmeter Wasser, wobei dies mit Kohlensäure versetzt ist, denn ich liebe es, wenn es mich galle-sauer aufstößt. Dabei kommen auch meine ganzen ungesunden Magendämpfe mit hoch, die nicht gerade den frischesten Atem erzeugen.
Ich weiß, das alles ist zu viel rohes Fleisch, aber ich hab halt Hunger. Andere rauchen viel, ich esse mehr. Man braucht doch nicht so einen Aufstand zu machen, bloß weil ich ein Ei mehr oder eine Schnitte zu viel genieße.
Auf jeden Fall ist meine Lage nicht gerade einfach. Momentan schlafe ich unter freiem Himmel, da mir die Scheune zu klein geworden ist. Ich wünsche mir ja auch so sehr eine richtige Wohnung, jedoch die Cargolifter Halle in Brandt ist zu teuer und das Trockendock von Blohm & Voss im Hamburger Hafen ist mit einem kleinen Boot belegt. Ich werde halt nicht froh. Und das große Loch, in Südafrika, welches Kimberleymine heißt, ist zu klein und zu nass. Gerade, jetzt im Winter, wo es draußen so kalt ist, wünsche ich mir einen Freund, der mit mir kuschelt und mich wärmt.
Ein Bauer gab mir gestern 100€, damit ich bei ihm mal aufs Feld kacke. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen unangenehm, aber in meinem 167. Schwimmring hängt jetzt noch der Dreck von diesem Feld.
Mit dem Waschen ist das bei mir auch so ein Problem: Will ich ein Vollbad nehmen, muss ich extra aufstehen und zum Mariannengraben im Pazifik laufen. Der ist leider nur 11000 Meter tief – wie im Planschbecken. Dort kann ich gar keinen Köpper machen, wie meine Altersgenossen in der künstlich angelegten „Regenpfütze“, welche Erlebnisbad genannt wird.
Die Japaner beschweren sich immer über Tsunamies, wenn ich baden bin. Ich plansche nämlich auch gern in meiner Badewanne.
Das ist übrigens gar nicht so einfach, zum Marieannengraben zu laufen. Ständig sticht es am ganzen Körper. Seit 2 Jahren hängen im Bauchnabel 4 Boeing 747-400 und ein A380.
Geimpft werde ich mit 12 F16 Kampfjets, die in ihrer Spitze die Injektion tragen. Das sind sehr teure Projekte, denn die F16 sind Einmal-Flugzeuge. Aber die Krankenkasse bezahlt’s ja. Der Zahnarzt hat mir jetzt mit 2 nuklearen Interkontinental- Raketen den Plaque entfernt. Daraus wurde dann die chinesische Mauer gebaut.
Ich war auch der 1. Mensch auf dem Mond. Wenn ich mich richtig ausstrecke, kann ich mit dem Fingernagel die Mondoberfläche ankratzen. Die NASA beschwert sich immer, dass solche Furchen entstehen. Diese Spinner.
Ich musste mir schon mal zwangsweise die Nägel schneiden lassen, hat aber nicht weh getan, jedoch lange gedauert. Da haben 35 Mann den ganzen Tag mit Kettensägen die Nägel geschnitten. Besser gesagt – gesägt. Da die Nagelschichten nicht splittern, werden die Hornplatten bei der Firma „Franz Jäger Berlin“ zur Herstellung von Panzerschränken verwendet.
Ab und zu muss ich mich mal hinknien, um von der Ionosphäre wieder in die Troposphäre zu kommen. Ja auch ich brauche frische Luft. Ein Mathematiker hat mal berechnet, dass ich mit einem Atemzug die ganze frische Luft des Amazonas-Urwaldes einatme. Ich darf auch nur dort atmen, denn nachdem ich ein Flugzeug eingeatmet habe, das jetzt in meinen Bronchien klebt, gibt es dort eine Flugverbotszone. Langsam, aber nur ganz langsam mache ich mir Sorgen, wie es wird, wenn ich 20 bin.
Jetzt bin ich 16 und mit 18 sind die Brüste voll entwickelt (hab ich gelesen). Jetzt habe ich erst Körbchengröße Doppel-C (Cargo-Lifter). Gerade deswegen wundere ich mich, warum Peter sich noch nicht bei mir gemeldet hat. Die Jungs stehen auf pralle Wummen. Komisch, aus denen wird man nicht schlau.
Eben das macht mich traurig, denn auf sexuellem Sektor ist bei mir wenig los. Ich bin aber keine Jungfrau mehr. Nicht, dass ihr denkt, es war kein Kerl. Ich habe mich nachts heimlich auf den Berliner Fernsehturm gesetzt. Pssst! Keiner hat’s gesehen. Ich würde ja auch gern mal das Matterhorn versuchen. Höhlenkühlung ist dort inbegriffen, für den Fall, dass ich zu heiß laufe!
Trotz meiner Rundlichkeit, bin ich sehr modebewusst. Aus 147 alten Schiffssegeln habe ich mir ein Tanga genäht. Dummerweise überdeckt das Fett meiner Schenkel und mein Arsch dieses Kleidungsstück. Das heißt, ich muss lange danach suchen. Schade eigentlich. Ich hab mir solche Mühe gegeben beim Schneidern.
Mein Pullover ist aus lauter alten Fahnen genäht. Das sieht sehr schick aus, denn an den Brustwarzen habe ich einige DDR-Fahnen. Und an den Nippeln ist genau der Hammer. Wie passend! Unter den Armen habe ich eine Reichkriegsfahne, die aber leider geteert wurde und jetzt schwarz ist. Es gibt halt Dinge, die verstehe ich nicht.
In die Schule gehe ich auch. Das heißt rein gehen tu ich ja nicht, ich leg mich vors Fenster und guck mit einem Auge rein. Mit Lautsprechern, die in meinen Ohren stehen, kann ich sogar den Lehrer hören. Als ich in die 1. Klasse ging, passte ich ja gerad noch so in eine Bank, obwohl die Eingänge zu den Zimmern verbreitert werden mussten. Das waren noch Zeiten, da war ich noch jung.
Mein Arzt hat mir geraten abzunehmen. Das will ich auch – wegen Peter. Deshalb „renne“ ich jetzt jeden Tag über Berlin zum Äquator. Ich soll noch nicht so weit laufen, um mich nicht zu verausgaben.
Man, beim rennen schwitz ich immer. Wahnsinn, so eine Sauerei. Als ich im Spätsommer 2002 angefangen habe, war’s ja ganz schlimm: Ich hab dadurch das Hochwasser an der Elbe verursacht!
Dazu kam, dass als man meinen Urinfangbeutel, genannt Malter-Talsperre (So ein Misst, dass heißt Urinfangbeutel) versehendlich geöffnet hatte. Das verschärfte die Lage.
Mein Peter sitzt jetzt übrigens in der Psychiatrie, nachdem ich ihn mit seinem Motorsegler zwischen den Hochhäusern Frankfurts folgte. Ich hab ihn leider nicht gekriegt.
Peter hat mir ein Plakat (einen Großformatbrief) geschrieben und mir mitgeteilt, dass er nichts von mir will. Deshalb is er also vor mir weggeflogen, damals in Frankfurt. Aber das ist ja nicht so schlimm, denn ich hab mich neu verliebt.
Küblböck heißt er. Den Vornamen weiß ich nicht. Mit „D“ fängt er an. Das versteh ich nicht, dass schreien die immer so undeutlich. Dieser D. Küblböck ist echt spitze. Ich hab gelesen (!), dass er bisexuell ist. Warum nicht, da bin ich ja genau die richtige für ihn. Ich steh auf Männer, die mich potent befriedigen können und wenn’s kalt is mit mir Kuscheln.
Ach, da fällt mir ein- Ich muss heut noch zum Glockengießer: Ich hab mir einen Fingerhut mit erotischen Motiven bestellt, um mir einen größeren Tanga nähen zu können.
Meine Mutter hat so einen in klein gehabt.
Leider ist Mutti schon tot. Als ich mich vor 5 Jahren in der Scheune umdrehte, überwalzte ich meine Mutter. Ich hab mich nicht mehr rechtzeitig aufrichten können, denn ich hab 12 Stunden auf ihr einen Weggeschnarcht. Irgendwo in der 734 Fettspalte müssten die Überreste von ihr noch zu finden sein. Der Rest wurde durch meine Haut verdaut und hat mich satt gemacht. Danke Mama! Ich kann Hautatmen und Hautessen. Spitze, nicht war???
Mein Papi ist verschwunden. Er wollte nichts von mir wissen, weil ich nicht so sportlich bin, wie er. Dabei bin ich schneller am Äquator, wie die Concorde. Das ist kein Grund traurig zu sein, denn wenn ich erst einmal abgenommen hab, bin ich der glücklichste „Mensch“ der Welt.
Apropos Welt: Die Welt besteht zu 80 Prozent aus Wasser und zu 90 Prozent aus Landmasse, wobei ich schon 28 Prozent der Landmasse ausmache. Komisch. Bei anderen in meinem Alter ist das nicht so.
Dadurch, dass mir der Bauer pro Session 100€ gibt, hab ich ganz schön was zusammengespart. Deswegen werde ich mir mal so einen richtigen Wellenessurlaub gönnen. Auf den Malediven, mit braun gebrannten knackigen Beachboys und allem Drum und Dran. Leider ist der Flug so teuer: Kostet 40000€ hin und zurück. Warum, fragte ich die Reisekauffrau am Telefon.
Weil ein Flug nach Male 40000€ für mich kostet denn ich bekomm dafür auch ein eigenes Flugzeug. Spitze! Wellness schon ab Flughafen. Mit Businessjet. Was war? Ich wurde mit einem Hydraulikpress-Gerät in die Ladeluke gequetscht und füllte somit den gesamten Frachtraum der Boeing 747-XXL Stretch aus. Dann hörte man die Spanten und Stringer knarzen.
Ich bekam eine extra Luftzufuhr (Sie da: All inclusive!), damit ich den beiden Piloten (!), die außer mir an Bord waren, nicht die Luft aus dem Cockpit saugen konnte. Die Triebwerke dröhnten wahnsinnig und leicht wie eine Feder hob die Maschine 1mm vor dem Bahnende mit lese und staune 0,3 m/s steigen ab. Wir schafften eine Reiseflughöhe von 1000 Metern. Geschwindigkeit über Grund mit Rückenwind 200 km/h. Mehr ging nicht. Gelandet waren wir schnell auf den letzten Troppen Kerosin. Das Fahrwerk nahm etwas Schaden. Das geht mich aber nichts an.
Auf den Malediven ist es eng. Ich musste übelst ausbalancieren, um nicht ins Wasser zu rollen, was wieder einen Tsunami provoziert hätte. Keine Beachboys- nein: Masseurinnen. 30 davon rieben mich den ganzen Tag mit Sonnencreme ein. Nachher stellte sich heraus: Sonnenöl? Quatsch, Tran vom Pottwal haben die bei mir verwendet. Um die Kosten zu senken. Beschweren konnte ich mich nicht. Absichtlich ließ ich mich ins seichte Wasser rollen, um dann bis Indien, über Sezkrúbenize (Sprich Schezzkrubenitze/Scheißgrubenau), Kabul, Krim, Sofia, Budapest, Wien, zurück nach Dresden (Wo ich hin wollte) zu laufen.
Ich frühstückte erst mal sechs Bullen und versprach dem Bauern, sechs mal kostenlos zu düngen. Ein gutes Geschäft.
Hin und wieder plagen mich manchmal heftige Blähungen. Ich kann’s oftmals nicht mehr zurückhalten. Dann sagen alle, dass wieder Südwind ist.
Warum weiß ich nicht. Die deutsche Lufthansa und PanAm bietet täglich sogar Flüge ab Dresden auf die Sonnenseite von mir an, denn wenn die Wintersonne tief steht, reicht mein Schatten bis Hamburg. Nur die Bayern haben Sonne, was nicht als Kompliment verstanden werden muss, denn sie haben den Nachteil, dass sie mich ernähren müssen.
Ich habe dadurch den Vorteil, dass ich früh auch die erste bin, die unsere Sonne sieht. Ich werde also als erste beschienen. Dann entfesseln sich die Kräfte der Natur, wenn das Wasser meiner Gletscher schmilzt und an meinen Schwimmringen herunterdonnert. Das ist praktisch. Da bin ich jeden früh gleich frisch gewaschen – ohne, dass man über mir Waldbrand-Löschflugzeuge entleert. Das gefriert in der Nacht eh wieder.
Ein Tieflader bringt mich früh zur Schule, vor der ich immer unsanft abgeladen werde. Udo fährt den Tieflader. Udo ist mein Kumpel. Ihm kann ich alles erzählen. Er mir auch. Neulich hat er mir von seinem ersten mal erzählt: Man muss das romantisch gewesen sein. Es war, als ich hinten auf dem Tieflader 1 Dutzend Steaks verdrückte. Da hat er sich mit ihr im Führerhaus verlustiert. Udo hat von da an immer wechselnde Freundinnen. Jeden Tag steht eine andere auf ´n Strich – wie er immer sagt. Ach der Udo, ohne ihn wäre ich nur halb ich selbst (Schön wär`s, sagen dann die, denen ich bekannt bin.). Als ich gestern auf der Lkw-Waage gewogen wurde, wog ich nur noch 147377411 Einhundersiebenundvierzigmillionendreihundertsiebenundsiebzigtausendvierhundertelf) Den Tag zuvor wog ich 147377420 Tonnen. (Einhundertsiebenundvierigmillionendreihundertsiebenundsiebzigtausendvierhundertzwanzig) Das heißt, ich habe 9 Tonnen an einem Tag abgenommen. Wahnsinn. Ich bin stolz! Andere Mädchen in meinem Alter schaffen vielleicht gerade mal in einer Woche 0,001 Tonne.
Die Lufthansa-Maschinen fliegen daher jetzt in 30000 Fuß, anstatt dem Tag zuvor in 30001 Fuß Höhe. Beim Atmen hebt und senkt sich mein Brustkorb aber auch noch. Mein Tidenhub (ist bei mir die momentane Höhe der obersten Brustwarze im Bezug zum aufgewühlten Meeresspeigel) ist approximately +/- 150 Meter. Im Winter kann ich jetzt draußen schlafen, denn die Leute nutzen das Holz des Regenwaldes, vor allem die Edelhölzer, um meinen ebenso edlen und reinen Pops zu wärmen.
Neulich habe ich einige Teile meines Tangas gesehen. Uuups! Hoffentlich iss er nicht gerissen.
Meine Fingernägel sind inzwischen beleibter als Elfenbein. Es werden Tassen, Teller, Pfeifenköpfe und Kinderspielzeug daraus geschnitzt. Ich verdiene dabei gutes Geld. Dann kommen immer riesengroße 1x2 Meter Schecks, damit ich die Summe überhaupt lesen kann. Unterschriften gebe ich grundsätzlich nur auf Werbeplakate. Meine Brille, die ich dazu brauche,besteht aus 234 Fresnellinsen , welche alte Leute normalerweise zum Fernsehgucken nutzen. Mein Arzt hat das so angeordnet. Er war es auch, der mir die freudige Mitteilung machte, die da lautete, dass ich in 1730 Jahren, das Optimalgewicht im Verhältnis zu meiner Größe haben werde. (Ich bin 40 km groß und meine anderen Maße sind 100km, 90km, 150km)
Das schaffe ich bis dahin, sagte Anna und knabberte schnell eine halbe Kuh, während sie dann weiter den Film „Flubber“ im Autokino genoss.