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Von Alkis und flugunfähigen Vögeln

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21.03.2008
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Von Alkis und flugunfähigen Vögeln

Nur eine einzelne Deckenleuchte hing über dem abgewetzten Spieltisch.

»Harry! Wir haben dich schon vermisst! Setz' dich, setz' dich!« Das war Norton, ein markiger Kerl mit lauter Stimme. Harry setzte sich auf seinen Stammplatz. Die Runde war vollständig. Norton war Hafenarbeiter im gleichen Lagerhaus, in dem er selbst Warenein- und -ausgang kontrollierte. Dann war da noch Sammy, ein Schönling und Möchtegernschauspieler. Neben Sammy saß, wie immer, Lance, ein Masseur mit muskelbepackten Armen und Tanktop. So wie er Sammy immer anhimmelte und an den Lippen hing allem Anschein nach auch, nun ja... schwul. Der letzte in der Runde war Jack. Jack war eigentlich immer dicht. Was er beruflich machte, wusste keiner so genau. Die Vermutungen liefen, dem Alkoholkonsum nach, auf Soldat, Pilot oder Gefäßchirurg hinaus.
Ein Verwaltungsangestellter, ein Lagerarbeiter, ein schleimiger Schauspieler, den ständig ein schwuler Masseur anhimmelt und ein Säufer. Eine wirklich seltsame Pokerrunde, die sich jeden Freitag in diesem ungenutzten Lager über dem billigen China-Restaurant traf.
Norton wartete schon sehnlichst darauf die Spielkarten zu geben, doch da musste Harry ihn leider enttäuschen. Er beugte sich zu ihm und sprach leise genug um nicht die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen (Sammy betrachtete seine Hände und die frisch manikürten Fingernägel, Lance ebenso und Jack... der starrte in die Luft oder hörte vermutlich den Ausführungen eines unsichtbaren weißen Kaninchens oder etwas in der Art zu).

»Nort, es ist noch im Kofferraum!«

Norton blickte ihn an und schien kurz zu überlegen.
»Da können wir es aber nicht nicht lassen, oder? Was, wenn es Krach macht?«

»Ich bin mir ganz sicher, dass es früher oder später Krach machen wird, ich weiß nämlich nicht, wie lang so Beruhigungsmittel halten. Selbst in dieser gottverlassenen Gegend würde das jemand bemerken!«

»Dann lass uns am besten die ganze Kiste in den Raum nebenan schaffen. Unser'n alten Chinakoch da unten interessiert das alles eh nicht, solange die Miete kommt.« Beide erhoben sich von ihren Stühlen. »Lance, kannst du uns mal kurz helfen? Lance?« Lance aber hörte lieber Sammys selbstherrlichem Gerede vom letzten großen Auftritt in einer berühmten Fernsehserie zu. Den Mann musste es schwerer getroffen haben, als Harry bislang gedacht hatte, wenn Lance das Geschwafel tatsächlich ertrug, denn die berühmte Fernsehserie war in Wirklichkeit eine Low-Budget-Soap auf einem drittklassigen städtischen Sender.

»Ach, vergiss es! Jack! Hey Jack, kannst du noch geradeaus gehen?«

»Häh?« Dass er aus scheinbar heiterem Himmel angesprochen wurde schien ihn zu verwirren.

»Wird's schon tun. Komm' mal mit!«

Sie verließen den Raum und traten auf den schäbigen Flur. Normalerweise war hier niemand, ganz einfach, weil es hier nichts gab, dass irgendjemanden interessieren könnte. Umso erstaunlicher, hier eine Putzfrau zu treffen. Sie war jung, Mitte zwanzig vielleicht, und trotz Putzfrauenkluft ziemlich hübsch, Asiatin, vielleicht aus der Familie des Restaurantbesitzers. Mit energischen Bewegungen wischte sie den siffigen PVC-Boden.
Ihre Blicke hefteten sich an die kleine Gruppe, als die sich an ihr vorbei schob. Die wachen Augen folgten ihnen argwöhnisch.

»Das mir der Suffkopp nicht in den Flur kotzt, klar?« Sie deutete auf Jack, dessen dämmriger Blick einem aufmerksamen Betrachter nicht über dessen Geisteszustand im Unklaren ließ. Vorsichtshalber übernahm Harry das Antworten. Die Gefahr, dass Jack nicht nur eine Antwort, sonder auch ein paar Bröckchen von sich geben würde und sie daraufhin alle drei von einem Mob erschlagen würden, war ihm zu groß.

»Keine Angst, der verträgt noch mehr.«


Draußen am Straßenrand, in diesen heruntergekommenen Viertel nahe des Hafens, stand Harrys alter Kombi, der freilich auf der Hinterachse schon etwas durch hing. Die Kiste ließ sich nur mit etwas Mühe aus dem Kofferraum hieven, da ihr Gewicht nicht unbeträchtlich war und der Inhalt in ihr herum rutschte. Sie bestand aus Holz, auf einer Seite mit einer metallenen Tür mit Löchern, gesichert nur durch einen Riegel. Während sie das Ding die Hintertreppe hoch schleppten, brachte Norton eine Frage, die ihm die ganze Zeit schon auf den Lippen lag:

»Harry, warum hast du es nicht direkt bei dir zu Hause abgestellt, wie sonst immer?«

»Weil bei meinen Nachbarn eingebrochen wurde und überall Polizei war. Da konnte ich die Kiste ja schlecht mit der Sackkarre ums Haus fahren.«

Unter lauten Verwünschungen gegen Jack, der in seinen Zustand zweifelhafter geistiger Klarheit draußen durch jede Schlammpfütze gelaufen war und nun eine Menge Dreck im Flur hinterließ, trugen sie die Kiste an der Putzfrau vorbei in ein verlassenes Nebenzimmer.
Anschließend konnten sie endlich ohne weitere Verzögerung mit dem Pokerspiel anfangen. Erst nach anderthalb Stunden gab es die erste größere Pause, als Jack mit einer Bierflasche bewaffnet Richtung Toilette wankte. »Muss ma' schiffen!« Die Gelegenheit nutzten Harry um mit Norton über das Geschäft zu reden. Darauf, dass sich Sammy nur für sich selbst und Lance sich nur für Sammy interessierte, war Verlass.

»5 Riesen diesmal! Ist schon was ganz besonderes, was der Spinner nun wieder für seinen Privatzoo möchte! Wir bringen es ihm morgen zum üblichen Ort und kassieren endlich mal wirklich dick.«

Norton wirkte trotzdem etwas besorgt. »Sag mal, Harry... Glaubst du nicht das es irgendjemand merkt, wenn wir so etwas Spezielles klauen? Is' ja doch sehr auffällig, so'n Vieh!«

»Ach, was! Wird schon schiefgehen!«

Wie auf ein Stichwort hing plötzlich Jack in der Tür und begann, etwas verstört, herumzulallen:
»Harry, Nort ! Euer Vogel is'...« Er stieß kurz auf. »... is' abgehau'n!«

Sofort wurden die beiden blass vor Schreck.

»Er war wach und hat in der Kiste so Krach gemacht! Ich dachte, der hat Durst, da hab ich ihm was zu trinken gegeben. Und dann... ist der weggelaufen!«

Harry war aufgesprungen und schrie Jack an:
»Du Vollidiot, was hast du dem Tier gegeben?«

Mit einem Blick auf die leere Bierflasche in Jacks Hand hatte sich die Frage jedoch schnell erledigt.
Er stürzte raus auf den Flur, Norton hinterher. Nachdem sie die wenigen Räume abgeklappert hatten, war klar, dass er nicht mehr auf dieser Etage war. Eilig stürmten sie die Treppe hinunter. Am Hinterausgang stand die hübsche Putzfrau, die ihnen mit wütender Stimme zu rief: »Wenn das euer Pinguin war, der ist auf die Baustelle gerannt! Hah, der ist genauso rumgetorkelt, wie euer Alkifreund!«

Die Baustelle? Den beiden war klar, dass nur das im Bau befindliche Bürogebäude nebenan gemeint sein konnte. Als sie darauf zu rannten, warf Harry noch einmal einen kurzen Blick zurück. Lächelte die Frau wirklich nur aus Schadenfreunde?

Auf der Baustelle war es dunkel, doch ein lautes Geschnatter wies ihnen die Richtung. Vorsichtig bahnten sie sich den Weg, den Ursprung des Geräusches entgegen. Nur auf der ersten Etage hatte man schon Betonwände gezogen, sodass wenigstens von oben etwas Licht kam. Sie bogen gerade in einen Raum, da stand der Pinguin plötzlich vor ihnen, schnatterte mit sehr ungesund klingenden Lauten. Er machte sich daran, unter starkem Schwanken, davon zu watscheln. Noch bevor sie hinterher stürzen konnten, leuchtete jemand sie von hinten an.

»Bundesagenten, bleiben sie stehen und zeigen sie ihre Hände!«


Es war demütigend für die beiden, so im Streifenwagen zu sitzen und mit anzusehen, wie die Zollbeamten, ihren wertvollen Pinguin wieder in seine Kiste sperrten und abtransportierten. Freilich schwankte der immer noch und hatte sich zwischenzeitlich auf die Schuhe eines Beamten übergeben. Jack auch, als sie ihn, wegen illegalem Glücksspiel, mit den anderen beiden weggeschafft hatten.
Die junge Asiatin trat an den Streifenwagen, in den Harry und Norton saßen. Aus der Putzfrauenkluft zog sie eine Dienstmarke und hielt sie ihnen unter die Nase hielt.

»Zollfahndung, US-Zollbehörde. Haben sie wirklich geglaubt, sie könnten über Jahre irgendwelche seltenen Tiere verscherbeln, ohne dass es jemand merkt? Und dann einen Pinguin? Auffälliger geht es nun wirklich nicht, meine Herren!«

Sie schloss die Autotür und der Streifenwagen fuhr los. Harry grämte sich über seine eigene Dämlichkeit. Na, ja, vielleicht würden sich Sammy und Lance ja jetzt endlich finden, genug Zeit hatten sie nun.

 
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Hallo John,

Inhaltlich finde ich Deine Geschichte ganz witzig, aber ich glaube sprachlich solltest Du sie noch überarbeiten.

Ein paar Anmerkungen:

Beim Titel: Heisst das nicht "flugunfähigen"

Es hing nur eine einzelne Deckenleuchte über dem mit grünen Stoff bezogenen Tisch.

Finde ich etwas umständlich formuliert und nicht gerade der Reisser als Einstiegssatz. Könntest Du, meiner Meinung nach weglassen.

Im ersten Paragraphen sind mir zu viele Namen drin. Das verwirrt. Man kann sich sowieso nicht merken, wer da jetzt wer ist. Du könntest sie auch schön langsam vorstellen, indem sie was sagen oder tun anstatt sie einen nach dem anderen aufzuzählen.

Auf die klischeehafte Darstellung von Schwulen bin ich nicht scharf. Auch die "Indianersprache" der Putzfrau (Polizistin) finde ich sehr überholt.
.
Sie bestand aus Holz, auf einer Seite mit einer metallenen Tür mit Löchern, gesichert nur durch einen Riegel.

Wozu die detailierte Beschreibung? Kannst Du weglassen. Wenn Du etwas beschreibst, dann sollte es im Leser ein Bild hervorrufen, das schön, interessant, lustig ... ist, oder etwas zur Handlung beiträgt. In dem Text sind ein paar Beschreibungen drin, wo ich mich frage, wozu Du mir das erzählst.

Während sie das Ding die Hintertreppe hoch schleppten, brachte Norton eine Frage, die ihm die ganze Zeit schon auf den Lippen lag:

hier fehlt "hervor"

Der Teil mit der Polizei bei den Nachbarn ist auch nicht unbedingt nötig.

(»Muss ma' schiffen!«).

Wozu die Klammer?

»Sag mal, Harry... Glaubst du nicht das es auffällt, wenn wir so etwas Spezielles klauen? Is' ja doch sehr auffällig

Den beiden fiel die Farbe aus dem Gesicht.

Das Bild ist eigenartig.

»Er war wach und hat in der Kiste so Krach gemacht! Ich dachte, KOMMA der hat Durst, da hab ich ihm was zu trinken gegeben. Und dann... ist der weggelaufen!«

»Du Elender, was hast du dem Tier gegeben?«
Sagt jemand sowas?

Lächelte die Frau?

Das finde ich gut - weist auf weitere Handlung hin.

Auf der Baustelle war es dunkel, doch ein lautes Geschnatter wies ihnen die Richtung.

Ein Pinguin schnattert?

Vorsichtig bahnten sie sich den Weg, den Ursprung des Geräusches entgegen.

Nur auf der ersten Etage hatte man schon Betonwände gezogen, sodass wenigstens von oben etwas Licht kam.

überflüssige Beschreibung

Es war demütigend für die beiden, so im Streifenwagen zu sitzen und mit anzusehen, wie die Zollbeamten, ihren wertvollen Pinguin, der freilich immer noch schwankte und sich zwischenzeitlich auf die Schuhe eines Beamten übergeben hatte, wieder in seine Kiste sperrten und abtransportierten.

Der Satz ist lang und umständlich und der nächste auch.

Quasi genauso hatte es auch ausgesehen, als sie Jack, wegen illegalem Glücksspiel, wie die anderen beiden auch weggeschafft hatten, was dem betroffen Beamten gleich zum Gespött seiner Kollegen gemacht hatte.


Na, ja, vielleicht würden sich Sammy und Lance ja jetzt endlich finden, genug Zeit hatten sie ja jetzt.

Inhaltlich unterhaltsam, ganz gern gelesen. Wie gesagt, bastle noch an der Sprache rum. Würde versuchen, der Szene ein schöneres Bild zu malen und der Pokerrunde mehr Charakter zu geben. Hoffe, die Anmerkungen sind Dir von Nutzen.

Wünsche Dir hier noch viel Erfolg.

Liebe Grüsse

Elisabeth

 

Salü John Doe,

ich hoffe, es ist in Deinem Sinne, dass ich 'flug unfähig' in 'flugunfähig' geändert habe :)

Gruss,
Gisanne

 

Hi,

@ Elisabeth Wilhelm: Danke für dein Lob, hört man immer wieder gern, und deine konstruktive Kritik. Hab ein paar Textstellen überarbeitet und entwirrt. Natürlich bin ich auch auf deine Punkte eingegangen.

Ein Pinguin schnattert?

Ja, ich glaube, die Geräusche die ein Pinguin macht nennt man Schnattern. Wenn es jemand besser weiß, dann bitte schreiben, werde es korrigieren.

@ Gisanne: Danke für Korrektur, war nur ein aus der Unachtsamkeit geborener Schnitzer.

Danke fürs antworten,

Gruß, John

 

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