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Von Nudeln und Knöpfen
Es war einmal ein kleiner Knopf. Also mit Knopf ist nicht wirklich Knopf gemeint sondern ein kleiner Junge. Eben dieser Knopf wollte eines Tages auswandern, weil er seine Eltern nicht mehr gern hatte. „..Dich werd’ ich mir vorknöpfen!“, hatte der Vater letzten Abend gesagt, als der kleine Knopf den gelben Teil vom Spiegelei nicht essen wollte. Das war aber auch wirklich der ekeligste Teil des ganzen Eis. „Der Vater ist überhaupt nicht gerechtfertigt“, dachte sich der Knopf, „er weiss ja nicht, wie das ist. Er hat keinen Vergleich. Er hat am Abend auch nicht ein Spiegelei essen müssen, sondern zwei. So ein Dreck.“ Ja. Genau das dachte sich der Knopf und er beschloss nach Südosteurasien auszuwandern. Von diesem Ort hatte er schon viel von seinem Freund Gustav gehört. Gustav war leider unsichtbar und er redete nur mit unserem Knopf. Aber Gustav existierte wirklich. Es war nur nicht das, was der Knopf sich vorstellte, nämlich ein Junge in seinem Alter, den man einfach nicht sehen konnte sondern Gustav war eine Ameise, die hyperintelligent war und als kleine Larve vom Baum ins Ohr des kleinen Knopfs gefallen war. Gustav hatte mit der Zeit die menschliche Sprache gelernt und nutzte die Gelegenheit, im Ohr zu bleiben, solange sich der kleine Knopf die Ohren nicht putzte.
Der Tag war gekommen, als der kleine Knopf seine Koffer packte um nach Südosteurasien abzureisen. Leider wusste er nicht, wo sich dieser Ort wirklich befand. War es eine Stadt oder ein Land? Gustav schwieg sich dazu aus, weil er gar nicht wusste, was ein Land war. Für ihn war sowieso das Ohr des Knopfs die ganze Welt. Da fühlte er sich wohl. Da gehörte er hin.
Der Knopf packte also seine Koffer und machte sich auf den Weg durch nach Südosteurasien. Er fragte sich halt so durch und knüpfte sich bei einem Wüstenmarsch auch an eine Kamelkarawane an. Leider war er gerade in einen Fremdsprachkurs für Lamanisch geplatzt und als er wieder aus der Wüste wieder rauskam, war er spucknass.
Der Rest der Reise ist eine lange Geschichte. Irgendwann jedoch entdeckte er endlich das Schild: „Südosteurasien, herzlich Willkommen“. Der Knopf war richtig glücklich, denn hier war er zuhause. Als er ins Dorf lief, sah er ein wunderschönes Mädchen in seinem Kindesalter und verliebte sich sofort in sie. Sie war die Nudel des Dorfes. Nudeln sind nicht nur essbar, sondern auch ein Wort für besonders süsse, kleine Mädchen wie dieses. Der Knopf lief auf die Nudel zu. Er erkannte sofort ihre schönen Knopfaugen: „Ach, Marlene, endlich hab ich dich wiedergefunden!“ – „Gottfried? Gottfried, bist du es wirklich?“ – „Nein, ich bins, Karl! Dein Verhältnis aus zweiter Ehe.“ – „Ach, Karl, schön, dich zu sehen!“ Die Nudel rannte dem Knopf entgegen.
Die zwei heirateten auf einem Trampolin von Südosteurasiens berühmtestem Trampolinhersteller. Vor dem Altar küssten sich Nudel und Knopf dann leidenschaftlich. Übrigens hatte man seit diesem Tag nie mehr etwas von Gustav gehört. Marlene hatte nämlich vor der Hochzeitsnacht ein Ohrenstäbchen ergriffen und Karls Ohren richtig geputzt. Dabei war die Ameise hinausgefallen und weil sie sich in Südosteurasien nicht auskannte war sie ihrem Ameiseninstinkt gefolgt und zum riesigen Buffet gelaufen, das an der Hochzeitsfeier aufgestellt worden war. Gustav hatte sich überfressen- und das masslos. Dann war er eingeschlafen und war am nächsten Tag (weil das Buffet im Freien war) von einem Regentropfen erschlagen worden. Schade.
Marlene und Karl verhüpften noch viele schöne Jahre in Südosteurasien. Sie wurden eines Tages auch berühmt, weil sie das Sprichwort erfanden, man solle Nudeln mit Knöpfen machen.