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Vor dem Haus
Parallelgeschichte zu „Vor dem Gesetz“ von Franz Kafka
Er steht vor einem Haus. Er betrachtet es. Es ist wunderschön, prächtig und liebevoll gestaltet. Aber das Haus ist verschlossen mit angebrachten Brettern vor der Tür. Das Grundstück war sehr gut zu erreichen bis zu dieser Tür. Er hat es fast geschafft, aber ihm wird der Eintritt nicht gewährt.
Er sieht einen einsamen Knopf an diesem prächtigen Haus im Villenstil, was nicht nur von außen schön ist, sondern wie z.B. die glänzenden braunen Dachziegel, die atemberaubenden blauen Fensterrahmen; durch die man das Paradies im Inneren betrachten kann.
Man möchte einbrechen in dieses Haus und sich einen Platz darin sichern, doch es geht nicht, denn die Tür muss sie schon selbst öffnen.
Er drückt diesen Knopf und wartet. Plötzlich erklang eine Stimme eines weiblichen Wesens, die wie Musik in den Ohren wirkte: „Hallo! Kann es sein, dass du rein möchtest?“ Er entgegnete schüchtern, aber jedoch liebevoll: „Dies kann ich nicht negieren!“ Sie sagte daraufhin mit tröstlicher Stimme: „Es tut mir Leid. Ich kann nicht öffnen, dafür bin ich zurzeit nicht befugt! Du bist jetzt wohl enttäuscht, oder?“ Obwohl sich alles in ihm zusammenzog und ihm die Tränen in seinen hoffnungsvollen Augen standen, beherrschte er sich und erwiderte: „Nein, nein! Ist schon gut, denn dies ist schon zum Alltag in meinem Leben geworden, von Kälte durchflutet draußen zu stehen!“ Es wurde ruhig, die Leitung brach ab.
Er wimmert vor dem Haus herum, weißt nicht was er machen soll, will nur hineingelassen und aufgenommen werden, einen festen, unbezahlbaren, sicheren Platz in diesem Prachtstück zu bekommen. Er weiß ganz genau, dass Geld ihm in diesem Fall nicht hilft.
Er sieht sich an und begibt sich auf Fehlersuche. Er überlegt, ob er sich verstellen, etwas Anderes darstellen sollte. Aber dann überlegte er sich, dass er so wie er jetzt aussieht und mit seinem jetzigen Charakter in dieses, mit Schönheit und Liebe durchflutetes Haus aufgenommen werden will.
Er wartet, wartet und wartet. Weiß nicht ob er noch einmal die Klingel, an der zugenagelten Tür, mit Eisenketten und übergroßen Schlössern, betätigen soll. Ob er ihr Geschenke machen soll!? Aber bestechen will er auch nicht.
Jedes Mal, wenn er dieses Haus ansieht, wird die Sehnsucht in ihm wieder wach. Sein Blutdruck steigt und sein Körper ist so heißt wie ein Vulkan, der nicht bekommt was er will und somit kurz vor dem steht.
Er klingelt, sodass er seinen Fingerabdruck auf dem Klingelknopf hinterlässt. Aber sie reagiert nicht. Kein Ton, kein Lebenszeichen, keine Anerkennung; einfach nichts.
Nun wusste er was zu tun ist. Die Sicherung ist durchgebrannt. Er steigt hinauf, aufs wundervollste Dach der Nation, schickt nochmal schöne Grüße an sein Leben und überlegt nicht mehr, sondern handelt nur noch.
Ein dumpfer Aufschlag erklingt. Dieser löst so eine Erschütterung aus, dass die Tür aus der Verankerung reißt und mit allen Dingen, die beabsichtigten, dass die Tür verschlossen war, ins Haus hinein. Die Fenster bekommen Risse und Dachziegeln fallen hinunter.
Sie eilt und schreit: „Ich bin mein Haus!“