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Voyeur

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23.01.2014
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Voyeur

Abends ging er zu den Mündern, zu den Zungen, die sich ineinander verschlangen, zu Händen, die sich unter Röcke schoben, die tasteten, fühlten, forderten.
Er wusste, was sie suchten, er wusste, wann sie ihr Ziel erreichten, erkannte es an ihren Seufzern und an ihren Schenkeln, die sich öffneten, Finger, die über seinen Schritt glitten, nein, nicht seinen, den des anderen, Finger, die streichelten, erregten, ihr Kopf, der sich senkte und hob und senkte, entblößte Haut, hell in der Nacht, manchmal beschienen vom Mond, ihre Arme, die sich um seinen Hals schlangen, wenn sie sich auf ihn setzte, ihr kreisendes Becken. Stoßen, heben und senken, Laute, manchmal erstickt, manchmal verhalten, manchmal sich Bahn brechend.
Er fasste sich nie an dabei. Aber er drang mit ein. Fühlte die Weichheit, in die der Andere sich zwängte. Ihre Lust trieb ihm das Blut in den Schwanz, ließ ihn pulsieren, sich aufbäumen. Er lieh sie sich. Lieh sich die anderen Hände, die das warme Fleisch unter ihrem Shirt kneteten, lieh sich seine Fingerkuppen, die Brustwarzen streichelten, rieben.
Hier, in seinem Gebüsch, fasste er sich niemals an. Erst danach, zu Hause, im Dunklen seines Schlafzimmers, lieh er sich mit geschlossenen Augen nochmal ihre Lust, ihr Leben.

Er ging immer den gleichen Weg, verließ seine Wohnung etwa eine halbe Stunde vor Einbruch der Dunkelheit, im Sommer später, im Frühling und im Herbst früher. Der Winter war die Zeit der vergeblichen Hoffnung, im Frühjahr ein anderer zu sein. Aber jetzt war Sommer.
Er trug Sportschuhe, die seinen Gang leise machten, ein zahnloser Tiger, der zwar nicht mehr das Erbeuten, aber das Anschleichen beherrschte. Meistens trug er eine bequeme Hose, ein kurzärmliges Hemd, beides in dunklen Farben, die in der Nacht verschwanden.
Sein Weg führte ihn vorbei an einem Abenteuerspielplatz mit verzweigtem Klettergerüst und einem Gestrüpp aus Seilen, er überquerte die Hauptverkehrsstraße an einer Ampel, betrat den Park, folgte einem Kiesweg. Manchmal war noch Zeit für eine Zigarette, wenn es noch nicht ganz dunkel war, bevor er seinen Ort aufsuchte. Seinen Platz und den von Frauen und Männern, die draußen in einer warmen Sommernacht ungestört sein wollten.
Ein Gebüsch hinter einer einsamen Bank, ein vergessener Ort, zugewachsen, tagsüber kaum besucht, weil große belaubte Bäume ihm die Sonne und die Aussicht nahmen.
Ausharren voller Ungeduld, voller Vorfreude, voller Verzweiflung, ohnmächtiger erregender Scham.
Heute musste er lange warten. Es war lau und einladend und sternenklar und voller lüsterner Schwüle. Die Unbequemlichkeit, das Stillhalten gehörten dazu. Manchmal hatte er, während er wartete, die Vision, Sarah würde mit einem Lover auftauchen. Ihm noch einmal zeigen, was er damals gesehen hatte, als er nach Hause kam. Erst geahnt, dann erlauscht, dann durch den Türspalt erlebt. Das Bild, sie kniend, ihr Hinterteil ihm, dem anderen, zugereckt, die anderen Hände, die sich in das Hüftfleisch seiner Frau krallten. Ihr Keuchen, das er geglaubt hatte zu kennen und das sich ganz anders anhörte. Fremd. Wie bei den Paaren auf der Bank vor ihm.

Eine Frau und ein Mann schritten über die Wiese und näherten sich der Bank, setzten sich eng aneinander. Sie flüsterten nur, ihre Worte drangen nicht bis zu ihm. Sie ließ ihren Kopf auf seine Schulter sinken. Sein Arm legte sich um sie. Manchmal waren sie ganz still und er achtete darauf, sich nicht zu bewegen. Als ein Wind und eine kleine Nachtkühle aufkamen, zog der Mann seine Jacke aus und legte sie über ihre Schultern. Sie gingen nicht, sie taten nichts, sie blieben einfach. Irgendwann drehte der Mann seinen Kopf zu ihr, zog sie noch ein wenig enger an sich und küsste sie.
Seine Beine schmerzten, sein Hintern auch. Die beiden unterbrachen die Nachtstille kaum noch mit Worten, und ebenso still musste er sitzen.
Sie waren nicht gekommen, um etwas zu tun. Sie waren gekommen, weil die Nacht lau und schön war. Und weil es herrlich war für sie, an diesem verträumten Ort zu sitzen. Weil es nichts Schöneres für sie gab, als sich nah zu sein, als miteinander allein zu sein. Weil sie fühlten, dass alles ihnen gehörte, der Ort, die Zeit, das Leben, das vor ihnen lag.

An diesem Abend spürte er etwas, was er an diesem Ort noch nie gespürt hatte. Nicht nur seine steifen, unbewegten Glieder, in denen kaum mehr Blut zirkulierte. Er fühlte die Erniedrigung, die Scham, die Einsamkeit, die seine war, die ihm gehörte.
Die halbe Nacht war verstrichen, endlich standen sie auf, gingen ohne sich aus den Armen zu lassen.
Er blieb noch eine Weile in seinem Versteck. Dann kroch er aus dem Buschwerk, setzte sich auf die Bank, die dort, wo sie gesessen hatten, noch warm war. Und irgendwo tief im Inneren dieses Berges von Traurigkeit, der sich auf ihn gelegt hatte, spürte er, dass etwas begonnen hatte, sich Bahn zu brechen. Schmerzen, die seine waren.

 

Der Rotzbengel und seine Frau Großmutter schlafen noch (muss gleich mal schau'n, ich hör kein Atmen ...) oder tun so ... muss gleich mal gucken, hab aber'n bissken Zeit, das schöne Stück zu besuchen,

wander,

und zugleich @Raindog bzgl.

Abends ging er zu den Mündern, zu den Zungen, die sich ineinander verschlangen, zu Händen, die sich unter Röcke schoben, die tasteten, fühlten, forderten.
(und vllt. anderen) ein bisschen Sprachanekdötchen weiterzugeben.

liebe Raindog,

Du weist auf ein Problem hin

Keine Ahnung, für mich klingt das seltsam: Sie verschlangen sich … Mehr nach gegenseitig auffressen.
das in der Mehrdeutigkeit des „sich“ verschlingens andeutet („verschlingen“ als „verschlucken“.

Nicht erschrecken, dass ich mich einmisch (bin ja an sich kein Voyeur, selbst der Spion in der Tür ist mir ein …), aber vllt. ist Wortgeschichte auch mal ganz interessant, wie bei gleicher Schreibweise gegensätzliche Bedeutungen eines „sich ineinander verschlingen“ und des „herunterschlucken“ entstehen. Die Lösung findet sich weniger in der Vorsilbe, als im Stamm „schlingen“, der als starkes und als schwaches Verb auftritt mit je unterschiedlicher Bedeutung.

Ahd. „slingan“, mhd. „slingen“ („hin und her ziehend schwingen; winden, flechten, auch: sich winden, kriechen, schleichen“), für diese feine Erzählung eine kleine Aufzählung der Bedeutungen allein mit der Vorsilbe „um“ um-armen, - einanderwinden, -fangen, -fassen, -greifen, - schließen, -schlingen ...
demgegenüber steht“(ver)schlingen“ i. d. R. des „verschlucken“ -
ahd. „(far)slintan“, mhd. „(ver)slinden“ (eigentlich ein „gleiten lassen“ - und in der Tat erkennt man ja im mhd. slinden näherungsweise das nhd. „schlindern“) und im Niederländischen gibt es noch „verslinden“, nicht aber im nhd.

Warum?

Darüber klärt das Herkunftswörterbuch kurz auf, Duden. Bd. 7, Mannheim 2007, 4. Aufl., S. 725, rechte Spalte., wenn es dort heißt: Schlingen „ist erst im Nhd. lautlich mit >schlingen< zusammengefallen, weil Luther die mitteld. Mundartform mit ...ng… verwendete.“ Aber welchen Dialekt, weiß man eben nicht, Eisleben fällt zwar ins Mansfelder (niedersächs.) Gebiet, der Vater aber kam aus dem Meiningschen Möhra, die Mutter aus Eisenach, was für einen thüringisch/fränkischen Zungenschlag spricht. Wahrscheinlich hat er sich dem osterländischen Dialekt Wittenbergs angepasst und selbst wenn ich Hochdeutsch sprech neben Ruhrlatein, erkennt der eine oder die andere den rheinfränkischen Klang.

Huch, ein Kissen wird geschüttelt ...

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Hallo @Friedrichard,
Friedel, du Schlingel! :) Bringst uns immer noch was bei. Raindog und ich haben zu danken!
Wir finden doch alle unsere Worte auf verschlungenen Wegen. ;-)
Machs gut und danke!
Lieben Gruß von
wander

 

Und wie ich gesagt habe[...]...wenn, dann geht nur was Kaputtes. :-)

Nicht erschrecken,

wander,

ich, der Schlingel noch mal, wenn auch schon allein wegen des unscheinbaren „untertags“ und selbst auf die Gefahr hin, mir nun einen flotten Dreier eingehandelt zu haben ...

Ein Gebüsch hinter einer einsamen Bank, ein vergessener Ort, zugewachsen, kaum besucht untertags, weil große belaubte Bäume ihm die Sonne und die Aussicht nahmen
könnt‘ hier im Ruhrpott Streit auslösen, bedeutet es doch in der Schweiz und Österreich genau das Gegenteil von dem, was wir uns in rheinischen und sächsischen Dialekten nebst dem Ruhrlatein „untertags“ vorstellen, wenn (Berg-)Leute „unter Tage“ in den Schächten arbeiten (und deren sind noch einige, obwohl 2018 die letzte Zeche „dicht“ machte, des Abbaus der Gerätschaften wegen und Schachtwässer, tatsächlich eindringendes Grundwasser abzupumpen muss sichergestellt werden, bevor der Pott wieder das wird, was er vor acht Generationen war, Feuchtgebiete. Dass es vor zig-Millionen Jahren schon mal subtropisch Urwald war, belegen ja die Kohlevorkommen.

Die bis zu 100 m und mehr hohen Halden – eigentlich der „Abraum“ aus den Schächten, der ja wieder eingefüllt werden könnte – sind zum größten Teil inzwischen Naturschutzgebiete … 240 Jahre Kohlebergbau nebst Schwerindustrie gehen nicht spurlos vorüber - und nun das, „untertags“ bedeute (laut Duden.de – gut, dass ich reingeschaut hab) „tagsüber“ (wenn nicht, ergäbe ja der zitierte Satz keinen Sinn – oder der Voyeurismus wäre nichts heimliches, gaaaanz privates mehr mit „teilnehmenden Beobachtern“.

Aber ist nicht jeder Leser ein bisschen „Voyeur“ - altfranzösisch „veor/véeur“ = Beobachter, Späher, nachgebildet dem lateinischen „videre“ = sehen? Wenn er Buchstabe an Buchstabe reiht, Silben, Wörter, Sätze bildet und deren Sinn ent„ziffert“ im kleinen Wörtersee des Voyeurs und in der Tat Spuren und Fährten wie der Späher/Scout/Pfadfinder verfolgt und interpretiert.

„Voyeurismus“ definiert Spektrum.de als, „aus dem Französischen stammender Begriff für ‘Zuschauerschaft‘. Störung des sexuellen Verhaltens, die vorwiegend Männer betrifft. (Sexualpräferenz-Störungen). Bei einem Voyer (auch: Spanner, engl.: peeper) kommt es nicht durch eigene sexuelle Aktivität, sondern durch das heimliche Beobachten sexueller Objekte oder Situationen (z.B. sich sexuell stimulierende Paare) zu sexueller Erregung und Befriedigung. Der ‘reine Voyeur‘ erreicht sexuelle Befriedigung ausschließlich durch die Beobachtung. Für andere Voyeure ist das Beobachten fremder Sexualpraktiken der Anreiz, selbst sexuell aktiv zu werden. Genaue Verbreitungszahlen sind nicht bekannt, da die Störung strafrechtlich nicht verfolgt wird. Voyeuristische Anteile im normalen sexuellen Verhalten sind weit verbreitet: der Blick durchs Schlüsselloch, auf die durchsichtige Bluse. In der westlichen Gesellschaft spielt der Voyeurismus eine zunehmend größere Rolle, bedingt durch die beziehungslose Art, Sexualität zu konsumieren: Das Angebot an anonymer voyeuristischer Sexualität mit seinen vielfältigen Varianten – von Peep-Shows, Striptease, Privatclubs bis hin zu Fernseh-Shows … ist zu einem Wirtschaftsfaktor geworden.“ (vollständiger Artikel unter „https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/voyeurismus/16538“)

Ließe sich damit nicht auch einige erstaunliche Bestseller erklären? Ist nicht jeder Leser, der sich allzu sehr mit der/den mehr oder weniger fiktiven Figur/en einer Erzählung mitfühlt, vielleicht sogar den eigenen Kopf „abstellt“, sich gar identifiziert, auch ein kleines bisschen „reiner Voyeur“? Oder wie Du es beschreibst

Er lieh sie sich. Lieh sich die anderen Hände, …
...
Erst danach, zu Hause, im Dunklen seines Schlafzimmers, lieh er sich mit geschlossenen Augen nochmal ihre Lust, ihr Leben.

(erste von zwo Flusen
Meistens trug er eine weite[,] bequeme Hose, ein kurzärmliges Hemd, beides in dunklen Farben, die in der Nacht verschwanden.
M. E. würd' ich eine Hose immer als bequem ansehen, wenn man nicht mit dem Schuhanzieher sich hineinquälen muss /insofern und das Gemächte gezwickt wird - da wär' eines der beiden Adjektive entbehrlich, was an sich belegen kann, dass beide Adjektive gleichrangig sind und also durch Komma getrennt werden. Nicht gleichrangig wäre etwa die Formulierung "äußerst/ganz/schön bequeme" ...

Hat ich am Anfang das Gefühl, so was wie Rimbauds "je suis un autre" vor mir zu haben, so beobachtet der Voyeur geradezu hier (mit kleinen Flüchtigkeiten als letzten Flusen)

Seine Beine sc[h]merzten, sein Hintern auch. Die beiden unterbrachen die Nachtstille kaum noch mit Worten, und ebenso still musste er sitzen.
Sie waren nicht gekommen, um etwas zu tun. Sie waren gekommen, weil die Nacht lau und schön war. Und weil es herrlich war für sie, an diesem verträumten Ort zu sitzen. Weil es nichts Schöneres für sie gab, als sich nah zu sein, als miteinander allein zu sein. Weil sie fühlten, dass alles ihnen gehörte, der Ort, die Zeit, das Leben, das vor ihnen lag.
...
Die halbe Nacht war verstrichen, endlich standen sie auf, gingen[,] ohne sich aus den Armen zu lassen.
die bildliche Umsetzung des Korintherbriefes 1,13 und des Zeizmagazins was Liebe sei
(Liebe: "Mit allen Stürmen") aus Dezember 2013.

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @wander,

du fehlst mir noch bei der Minga-Erotik-Micro-Challenge, also ein paar Worte zu deinem Text.

Finger, die über seinen Schritt glitten, nein, nicht seinen, die des anderen,
den (Schritt) des anderen?

in die der Andere sich zwängte
der andere klein? Es ist ja nicht die Gattung der Anderen gemeint.

im Dunklen seines Schlafzimmers
im Dunkel seines Schlafzimmers?

Seinen Platz und der von Frauen und Männern, die draußen in einer warmen Sommernacht ungestört sein wollten.
Seinen Platz und der beißt sich. Das stimmt der Kasus nicht. Sein Platz und der von Frauen und Männern oder Seinen Platz und den von Frauen und Männern.

Seine Beine scmerzten, sein Hintern auch
schmerzten

Zum Inhalt: Leider packt mich dein Text bei weitem nicht so, wie mich die bärenstarken Stories der Ladies gepackt haben. Von der Erotik her läuft da bei mir gar nichts ab. Dafür ist sie nicht konkret genug, sondern verliert sich in allgemeinem Gewusel und Gefingere.
Ich denke auch, dass Erotik vielleicht nicht der passende Tagg ist, sondern eher nur Gesellschaft, denn es geht um Verlust, um Einsamkeit und Betrug. Die Lust erlebe ich als zweitrangig und ohne eure Challenge hättest du vermutlich die Geschichte anders erzählt? Nichts für ungut, die Ladies haben die Nasen vorn!

Peace, linktofink

 

Danke @linktofink für die Korrekturen. Und Recht hast du. Meine Geschichte ist eine traurige geworden. Bei der Art, wie ich das Thema angegangen bin, nicht verwunderlich. Ich mag sie trotzdem.
Aber wie Erotik geht, haben @RinaWu und @Maedy viel viel besser gezeigt. Das sehe ich genauso wie du.
Vielleicht können das ja Mädels überhaupt besser? ;-))) Ich finde Anais Nin auch erotischer als die Wendekreise von Henry Miller. ;-)
Merci fürs Lesen
wander

 

Nicht erschrecken,

wander,

ich, der Schlingel noch mal, wenn auch schon allein wegen des unscheinbaren „untertags“ und selbst auf die Gefahr hin, mir nun einen flotten Dreier eingehandelt zu haben ...

könnt‘ hier im Ruhrpott Streit auslösen, bedeutet es doch in der Schweiz und Österreich genau das Gegenteil von dem, was wir uns in rheinischen und sächsischen Dialekten nebst dem Ruhrlatein „untertags“ vorstellen, wenn (Berg-)Leute „unter Tage“ in den Schächten arbeiten (und deren sind noch einige, obwohl 2018 die letzte Zeche „dicht“ machte, des Abbaus der Gerätschaften wegen und Schachtwässer, tatsächlich eindringendes Grundwasser abzupumpen muss sichergestellt werden, bevor der Pott wieder das wird, was er vor acht Generationen war, Feuchtgebiete. Dass es vor zig-Millionen Jahren schon mal subtropisch Urwald war, belegen ja die Kohlevorkommen.

Die bis zu 100 m und mehr hohen Halden – eigentlich der „Abraum“ aus den Schächten, der ja wieder eingefüllt werden könnte – sind zum größten Teil inzwischen Naturschutzgebiete … 240 Jahre Kohlebergbau nebst Schwerindustrie gehen nicht spurlos vorüber - und nun das, „untertags“ bedeute (laut Duden.de – gut, dass ich reingeschaut hab) „tagsüber“ (wenn nicht, ergäbe ja der zitierte Satz keinen Sinn – oder der Voyeurismus wäre nichts heimliches, gaaaanz privates mehr mit „teilnehmenden Beobachtern“.

Aber ist nicht jeder Leser ein bisschen „Voyeur“ - altfranzösisch „veor/véeur“ = Beobachter, Späher, nachgebildet dem lateinischen „videre“ = sehen? Wenn er Buchstabe an Buchstabe reiht, Silben, Wörter, Sätze bildet und deren Sinn ent„ziffert“ im kleinen Wörtersee des Voyeurs und in der Tat Spuren und Fährten wie der Späher/Scout/Pfadfinder verfolgt und interpretiert.

„Voyeurismus“ definiert Spektrum.de als, „aus dem Französischen stammender Begriff für ‘Zuschauerschaft‘. Störung des sexuellen Verhaltens, die vorwiegend Männer betrifft. (Sexualpräferenz-Störungen). Bei einem Voyer (auch: Spanner, engl.: peeper) kommt es nicht durch eigene sexuelle Aktivität, sondern durch das heimliche Beobachten sexueller Objekte oder Situationen (z.B. sich sexuell stimulierende Paare) zu sexueller Erregung und Befriedigung. Der ‘reine Voyeur‘ erreicht sexuelle Befriedigung ausschließlich durch die Beobachtung. Für andere Voyeure ist das Beobachten fremder Sexualpraktiken der Anreiz, selbst sexuell aktiv zu werden. Genaue Verbreitungszahlen sind nicht bekannt, da die Störung strafrechtlich nicht verfolgt wird. Voyeuristische Anteile im normalen sexuellen Verhalten sind weit verbreitet: der Blick durchs Schlüsselloch, auf die durchsichtige Bluse. In der westlichen Gesellschaft spielt der Voyeurismus eine zunehmend größere Rolle, bedingt durch die beziehungslose Art, Sexualität zu konsumieren: Das Angebot an anonymer voyeuristischer Sexualität mit seinen vielfältigen Varianten – von Peep-Shows, Striptease, Privatclubs bis hin zu Fernseh-Shows … ist zu einem Wirtschaftsfaktor geworden.“ (vollständiger Artikel unter „https://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/voyeurismus/16538“)

Ließe sich damit nicht auch einige erstaunliche Bestseller erklären? Ist nicht jeder Leser, der sich allzu sehr mit der/den mehr oder weniger fiktiven Figur/en einer Erzählung mitfühlt, vielleicht sogar den eigenen Kopf „abstellt“, sich gar identifiziert, auch ein kleines bisschen „reiner Voyeur“? Oder wie Du es beschreibst


(erste von zwo Flusen M. E. würd' ich eine Hose immer als bequem ansehen, wenn man nicht mit dem Schuhanzieher sich hineinquälen muss /insofern und das Gemächte gezwickt wird - da wär' eines der beiden Adjektive entbehrlich, was an sich belegen kann, dass beide Adjektive gleichrangig sind und also durch Komma getrennt werden. Nicht gleichrangig wäre etwa die Formulierung "äußerst/ganz/schön bequeme" ...

Hat ich am Anfang das Gefühl, so was wie Rimbauds "je suis un autre" vor mir zu haben, so beobachtet der Voyeur geradezu hier (mit kleinen Flüchtigkeiten als letzten Flusen)

die bildliche Umsetzung des Korintherbriefes 1,13 und des Zeizmagazins was Liebe sei
(Liebe: "Mit allen Stürmen") aus Dezember 2013.

Gern gelesen vom

Friedel,
der noch ein schönes Wochenende wünscht!


Lieber @Friedrichard,
für dich habe ich aus dem "untertags" ein "tagsüber" gemacht. Und Duden hin oder her....Es ist schöner und weniger rußig. :-)
Und die Hose ist nun nur noch bequem. Das muss sie auch. Ob sie auch weit ist, lassen wir einfach offen. ;-)
Herzlichen Gruß und ein Dankeschön von
wander

 

Moin, moin @wander,

was für eine coole Idee, etwas thematisieren, vor dem man sich anscheinend immer gerne drückt. Und Erotik würde für mich auch dazu gehören, bringt also bloß nicht den HH-Stammtisch auf Ideen. Am besten gefällt mir bei Eurer Challenge wiedermal das totale auseinanderdriften der Geschichten, bei gleicher Aufgabenstellung, super, gelöst, alle drei!
Ich bin nochmal durch Deine Geschichte mit der Zitate-Angel durch, aber insgesamt finde ich sie wirklich gut, es ist also nur der Versuch einen konstruktiven Kommentar dazulassen.

Voyeur
eigentlich wollte ich den zu deutlichen Titel monieren, aber nach nochmaligem Lesen finde ich ihn super einleuchtend, es geht ja nicht um eine Pointe, sondern den armen Kerl mit seinem "Problem".

Abends ging er zu den Mündern, zu den Zungen, die sich ineinander verschlangen, zu Händen, die sich unter Röcke schoben, die tasteten, fühlten, forderten.
ich liebe den ersten Satz, hab sofort ein Bild und die Richtung Erotik ist gut angelegt.

Er wusste, was sie suchten, er wusste, wann sie ihr Ziel erreicht hatten, erkannte es an ihren Seufzern und an ihren Schenkeln, die sich öffneten,
okay, es ist nur ein "hatte", trotzdem stört es mich irgendwie. Vielleicht weil Du sonst so eine schönen Rhythmus in dem Satz hast. Ginge vielleicht auch ein"wann sie ihr Ziel erreichten, ..." oder soll es ein Bruch sein?

Erst danach, zu Hause, im Dunklen seines Schlafzimmers, lieh er sich mit geschlossenen Augen nochmal ihre Lust, ihr Leben.
Ja, man fühlt echt mit, vielleicht nicht unbedingt die Erotik (da müsste ich mehr voyeuristisch veranlagt sein), aber er ist echt arm dran ...

Der Winter war die Zeit der vergeblichen Hoffnung, im Frühjahr ein anderer zu sein.
ich mag den Satz

ein zahnloser Tiger, der zwar nicht mehr das Erbeuten, aber das Anschleichen beherrschte.
und den noch viel mehr

mit verzweigtem Klettergerüst
nicht falsch, nur mein Gärtnerinnenherz sagt, verzweigt sind Bäume, ausladend, verschachtelt, ausufernd, unübersichtlich, riesig - ach, hast schon recht, passt

Seinen Platz und der von Frauen und Männern,
nicht hauen, ihr allgegenwärtigen Grammatikzauberer! Warum nicht seinen Platz und den von Frauen und Männern? Ich würde es so gerne endlich kapieren ...

Erst geahnt, dann erlauscht, dann durch den Türspalt erlebt.
Autsch! Das ist ja dann wohl der Auslöser ...

Er fühlte die Einsamkeit, er fühlte die Enttäuschung, die Erniedrigung, die Scham, alles was seine Ehe ihm hinterlassen hatte, er fühlte das Unglück, das seines war, das ihm gehörte.
Der Satz ist ... okay. Aber mir trotzdem einfach zu allgemein, zu weit weg vom Prot, zu viele Substantive/Begriffe und zuwenig was macht das mit ihm. Sorry, ist nur als Leseeindruck gemeint, aber hier fühle ich mich rausgeschubst.

Insgesamt eine sehr schöne Geschichte, für eine Löschung durch Webby wird es wohl nicht reichen (aber wer will das auch wirklich)
Dankeschön für Eure hitzige Idee in der aufkommenden Sommerkühle
witch

 

Danke liebe @greenwitch.
für das Lob und die kontruktive Kritik. Hab gleich einiges angenommen.
Ich glaube in einer aufkommenden Sommerkühle wäre uns die hitzige Idee nicht gekommen. Es war eine sehr sehr warme Nacht.
Und jetzt dürfen wir uns auf knisterndes aus Hamburg freuen? ;-)
Lieben Gruß in den Norden
wander

 

Liebe @greenwitch ,

ja, es waren einmal drei Wortkriegerlein, die saßen in einer lauen Sommernacht auf Liegestühlen, der Alkohol rauschte schneller als die nahe Isar, Kühlung brachten nur die knisternden Eiswürfel, die auf unserer Haut ? ... Ich schweife ab. Danke für Dein Lob an unsere Idee und Geschichten. Es hat wirklich viel Spaß gemacht!

Und ich bin mir sicher, an der Elbe kann es ähnlich heiß knistern. Ich werfe dann einmal provokant den Challenge- Fehdehandschuh, ?-Preißen, Ihr ... ?

LG aus Minga
Mädy

 

Moin, moin @Maedy ,
aua! Wirklich "lieb" von Dir, das Du das "Saupreiß ... "umgangen hast :D

Okay, ich fühle mich durchaus gereizt, schauen wir mal, was die "Nordkrieger" beim nächsten Stammtisch sagen. Momentan tun wir uns ja anscheinend schon schwer, einen Stammtisch hinzubekommen. Aus Kontrast- und Zeitgründen bin ich dann für die "Herbst/Winter"-Version, also eher: Die Hitzewellen des Kaminfeuers spiegelten sich auf unseren nackten Waden, während wir die Felle ungeduldig beiseite schoben ...

Liebe Grüße und bis bald in der heißen Insesektenabteilung
witch

 

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