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Vulkan

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19.02.2006
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Vulkan

Ich höre die Sirenen. Aber sie werden zu spät kommen.

Ich habe nie Hand an sie gelegt. Nein, das habe ich nie getan. Es kam vielleicht mal zu einem kurzen Gerangel. Zweimal, vielleicht dreimal habe ich Anna geschubst, aber nie habe ich sie geschlagen. Ich bin tief abgestiegen, doch das würde ich niemals tun. Da gab’s die Sache mit dem Auto – aber das war ihre eigene schuld … Und einmal hat Anna etwas abbekommen, als ich den Küchentisch umgeworfen habe. Ich glaube, es war die Butterdose. Von ihrer Mutter, dieser Hexe. Hat mich nie ausstehen können. Ihre Tochter hätte etwas Besseres verdient. Tat immer so, als würde sie flüstern, sprach aber natürlich so laut, dass ich alles mitbekommen musste. Blöde Schlampe. Hat ihr Leben so gründlich versaut, dass sie sich nicht anders zu beschäftigen wusste, als unablässig ihrer Tochter ins Dasein zu pfuschen.
Meinte zu ihr, sie kenne meine Sorte Mensch. Sie hätte schließlich das Pech gehabt, ständig von Typen wie mir heimgesucht zu werden.
Seit dem Unfall im Auto war Annas Mutter überzeugt, ich würde ihre Tochter misshandeln. Auch vorher hatte sie nur Verachtung für mich übrig, jetzt aber versuchte sie mich bei jeder Begegnung mit ihren Blicken zu erdolchen.
Die Behauptung war so lächerlich wie ihre gesamte Erscheinung. Eine Mittfünfzigerin, die sich auftakelte, als hätte sie erst die Hälfte an Jahren auf dem Buckel. Eigentlich hieß sie Marina, aber sie wollte Marie genannt werden – der Name klänge jugendlicher und entspräche mehr ihrem Charakter. Sonnenstudioverbrutzelte Haut, peinlich aufdringliche Schminke und knallrote falsche Fingernägel gehörten ebenso zu ihrem jugendlichen Charakter. Dazu dieses penetrante Parfum. Sie trug das herzförmige Flakon stets mit sich und vergaß nie zu bemerken, wie kostbar dieser Duft doch sei.
Mochte das Zeug noch so teuer sein, an ihr roch es einfach nur billig. Eine krude Mischung, aus der deutlich Zitrus hervorstach und unweigerlich die Assoziation zu WC-Reiniger hervorrief. Zuverlässig bescherte mir dieser Gestank Kopfschmerzen.
Und ich wette, Marina (ich machte mir eine hämische Freude daraus, sie bei ihrem wahren Namen zu nennen) wusste das. Nie ließ sie es aus, sich damit in meiner Gegenwart zu bestäuben.
Die Geschichte mit dem Auto hat sie uns damals natürlich nicht geglaubt.
Anna und ich stritten uns oft, ja. Ich bin da nicht ganz unschuldig, das stimmt. Aber bin ich dafür verantwortlich, dass Anna nicht angeschnallt war? Bin wütend auf die Bremse gelatscht, das gebe ich zu. Aber das war nicht meine Schuld. Anna musste ja unbedingt streiten. Wegen einem Einkauf. Ist das nicht bescheuert? Nur weil ich einen Kasten Bier gekauft habe. War gegen die Abmachung, okay. Aber trotzdem. Und woher sollte ich auch wissen, dass es so einen Knall gibt? Verdammt, wir waren noch auf dem Parkplatz, ich bin keine fünfzehn gefahren. Der Ruck schleuderte sie gegen die Armaturen und der Aufprall brach ihr die Nase, kostete sie zwei Zähne. Ist das meine Schuld? Ist das meine Schuld?

Marina ließ sich schlagen. Aber dafür bin ich nun wirklich nicht verantwortlich. Wie saublöd muss man auch sein, zu einem Kerl zurückzugehen, der einen grün und blau prügelt? Heulend und blutend kam sie damals zu uns. Mitten in der Nacht. Hat unsere Couch vollgesaut. Verdammt, dieser Mistkerl hätte sie fast umgebracht.
Da krümmte sie sich also auf unserer Couch, ein Fetzen Restmensch, verströmte den Geruch von Schweiß und Blut und Zitrus – und sah mich mit diesen hasserfüllten Augen an. Als wäre ich Schuld an ihrer Dämlichkeit. Und dann folgte das Unfassbare. Sie drohte mir. Kein Wort des Dankes oder der Entschuldigung. Nein, sie drohte mir!
„Wenn du jemals wieder meiner Tochter etwas antun solltest, dann bringe ich dich um!“
Ihre Worte waren kaum mehr als ein heiseres Krächzen gewesen und doch schien es mir, als hätte sie die Worte mit ihren nuttigen Fingernägeln in mein Gesicht gekratzt.
Ich konnte es nicht fassen, war wirklich vollkommen fassungslos. Ich fühlte einen Zorn in mir, der alles Bisherige überschattete. Sie verglich mich mit ihren miesen Schlägertypen, setzte mich gleich mit diesem feigen Pack, das sich an Frauen vergriff. Ein Pack, das sie anzog, wie der Scheißhaufen die Fliegen. Sie drohte mir. In meinem Haus! Ich kann mich noch erinnern, wie ich am ganzen Körper zu zittern begann. Ich legte meine Hände um ihren widerlich weichen Hals und drückte zu, ich packte die Tischlampe und schmetterte sie in das blutige Gesicht, schälte die falschbraune Haut darunter ab, bohrte die Scherben in ihre Augäpfel, trieb ihr den beschissenen Flakon ins Herz, ich schrie!, schrie!, schrie! … Aber bevor ich eine meine Fantasien in die Tat umsetzen konnte, fiel ich in Ohnmacht. Zack. Aus.

Ich habe die Vulkantheorie.
Ich bin der Vulkan. In mir wälzt ein Strom ungebändigter heißer Magma. Doch wie die meisten Feuerberge bin ich friedlich, harmlos.
Es passiert nur dann etwas, wenn man mich reizt. Werde ich nämlich zornig, beginnt die Magma Blasen zu werfen, aufzusteigen. Ich kann das wirklich spüren: Wie plötzlich diese Hitze in mir entsteht, ansteigt, das Feuer sich in Bewegung setzt. Mein Herzschlag beschleunigt sich, mein Atem geht heftiger - und wenn man mich weiter reizt, koche ich über. Meine Wut entlädt sich dann einer Lavabombe gleich. Sie sprengt nach außen mit einer Macht, die jeden Widerstand zermalmt.
Mein Vater konnte seine Eruptionen nicht kontrollieren. Ein Ausbruch von ihm begrub alles in seinem Umfeld unter einer Decke glühender Lava. Er hinterließ Krater im Gesicht meiner Mutter und Tränen, die schneller verdampften, als sie austreten konnten.
Aber ich bin nicht mein Vater. Ich kann mich kontrollieren. Die Magmakammer ist mächtig, doch der Schlot, der das Feuer seiner Freiheit entgegen führt, ist eng und robust und unterliegt meinem Willen. Es passt nicht viel auf einmal hindurch. Wenn die erste Welle Lava sich erbrochen hat, würge ich den Schlot ab und es entlädt sich nur noch zischender Dampf.

In diesem Moment jedoch brodelte das Magma in nie gekannten Dimensionen. Das flüssige Feuer entglitt vollkommen meiner Kontrolle und kochte auf einen Schlag nach oben. Da alles gleichzeitig aufwärts schoss und durch den dünnen Hals drängte, blockierte sich die Masse in ihrer Gewalt selbst. Ähnlich dem Salzstreuerprinzip. Die Körner verkeilen sich, nichts passt mehr hindurch. Aber der geballte Ansturm der Wut schäumte so heftig in mein Gemüt, dass ich die Besinnung verlor.
Wie gesagt, von der Nacht bekam ich nichts mehr mit und die Woche, die Marina bei uns blieb, ging ich ihr aus dem Weg. Aber ich habe natürlich gemerkt, wie sie die ganze Zeit über auf Anna einredete. Hat ihr unablässig eingetrichtert, dass ich nicht gut für sie bin. Dass es ihr eines Tages so ergehen wird wie ihrer Mutter.
Letztlich habe ich sie aus der Wohnung bekommen. Nicht aber ihren Einfluss auf Anna. Hat sie regelrecht verhext. Meine zierliche Anna, mein Engel. Sie ist ein scheues Reh und sie braucht mich. Sie braucht meine Kraft, wie ich ihre Ruhe brauche. Wir sind füreinander geschaffen. Das wissen wir beide.
Aber nach dem Vorfall mit ihrer Mutter verhielt sich Anna so … anders. Provozierend. Sie hat es darauf angelegt, das weiß ich genau. Sie wollte mich wütend machen. Hat mich gereizt, wo sie konnte. Immer wieder. Den Vulkan gekitzelt. Die Ausbrüche vernichteten das Wohnzimmer und die Küche. Aber Anna habe ich nie geschlagen.
Als sie gehen wollte, habe ich sie gehen lassen. Ich habe sie nur einmal kurz am Arm gehalten und sie gebeten, zu bleiben. Ich habe gefleht und geheult dabei wie ein Hund. Wie ein verdammter scheiß jämmerlicher Köter. Und sie hat geschrieen, ich täte ihr weh, aber ich weiß, dass es nur ihre Angst war, die sie schreien ließ. So fest drückte ich nicht zu. Nein, tat ich nicht. Sie hat es bewusst darauf angelegt, aber ich vergebe ihr. Ja, ich vergebe ihr. Und das weiß sie auch.

„Vielleicht hättest du mal ein bisschen fester drücken sollen“, meinte der Typ neben mir. Er unterstrich seine Worte mit einem schnalzenden Zwinkern. Weiß auch nicht, warum ich dem Kerl die ganze Geschichte erzählt hatte. Blöder Wichser, der. Hatte die ganze Zeit so ein überhebliches Grinsen im Gesicht. Die alberne bunte Lichterkette über der Bar spiegelte sich auf seiner polierten Glatze. Blinkte.
Er widerte mich an. Die Kneipe widerte mich an. Es stank nach Pisse und Bier. Am meisten aber ekelte ich mich vor mir selbst. Und deswegen saß ich wohl in dieser Spelunke. Eine Art Buße. Seit Anna weg war, büßte ich hier ziemlich oft.
Ich nuckelte den letzten Tropfen aus meiner Bierflasche. Das Glas war von meiner verkrampften Umklammerung schon ganz warm. Ich hätte meine Seele für ein neues Kühles gegeben. Aber die fünfzig Euro waren schnell verflossen. Mehr Geld hatte ich nicht. Nahm ich nie mit. War ja nicht einer von den dummen Säufern, die ihr ganzes Geld auf einen Schlag versoffen. Ich konnte mich kontrollieren.
Glatzkopf stieß mich mit dem Ellenbogen an. „Manchmal muss man den Frauen eben zeigen, wo es lang geht. Sieh dich doch mal an, wo sie dich hingetrieben hat. Heulst hier wie ein versiffter Penner in der Bar rum, anstatt mit deinem Weibchen zuhause `ne Nummer zu schieben.“
Das Grinsen wurde breiter, öliger. Die Lichterkette blinkte auf seiner Stirn.
„Hättest du ihr mal eine gescheuert, wäre das nicht passiert. Was die Weiber hin und wieder mal brauchen, ist ein bisschen Respekt. Die wollen …“
Ohne Vorwarnung entlud sich der Vulkan. Die Lava explodierte und riss den Hals entzwei, sodass sich eine gewaltige Fontäne freisetzen konnte. Ich hieb dem Kerl meine Bierflasche über den Schädel. In einem Scherbenregen ging er zu Boden. Aber noch immer schickte der Vulkan sein Feuer empor und verbrannte die Luft. Gleichzeitig vernebelte dicker Qualm jede Sicht. Blind tobend und schreiend versetzte ich dem Kerl Hiebe und Tritte, ließ unerbittlich meine Eruption auf ihn niederhageln.
Ich war rasend vor Wut, doch irgendwann wurde ich überwältigt. Man schmiss mich aus der Bar.
„Ich würde Anna niemals schlagen!“, schrie ich dem Wirt sinnlos hinterher. Aber es war eigentlich mehr ein Schluchzen.
„An deiner Stelle würde ich schnell machen, dass du davon kommst!“, riet er mir. Dann schlug die Tür hinter ihm ins Schloss. Ein sonderbar endgültiger Laut.
Die Hitze war fort. Ich fror erbärmlich. Ich raffte mich auf und torkelte durch die Nacht, dem Rat des Wirtes folgend.
Ich hörte zwar die Schritte meiner Verfolger, konnte ihnen aber dank der verflüssigten fünfzig Euro nicht entgehen. In einer Seitengasse holten sie mich ein. Sie waren zu dritt. Meine Widerwehr wurde gar nicht zur Kenntnis genommen. Zwei Kerle verdrehten meine Arme im Rücken und einer von ihnen riss meinen Kopf an den Haaren in den Nacken. Glatzkopf stand vor mir, blickte auf mich herab. Ich suchte nach der Lichterkette auf seiner Stirn, fand sie nicht. Das Grinsen war einer dämonischen Fratze gewichen. Roch sein Atem tatsächlich nach Schwefel?
„Wer sich nicht mal traut, sich gegen eine Frau zu wehren, sollte sich nicht mit einem Mann anlegen.“
Damit rammte er mir seine Faust in den Magen. Ins Gesicht. Immer wieder. Als ich am Boden lag, halfen ihm seine Kumpanen. Derweil sie meinen ganzen Körper mit Tritten zertrümmerten, verhöhnten sie mich. „Muttersöhnchen, verdammtes Fotzenhirn!“
Der Vulkan in mir schweigt. Träge sickert das Magma aus meinen Poren, umfängt mich, badet mich in einem roten See. Ich warte darauf, dass mich das Feuer verzehrt, doch keine Hitze will aufkommen. Da ist nur Kälte. Es beginnt zu schneien und es kommt mir vor, als regne es Asche.

 

Hey weltenläufer,

1. Absatz: Zu viele gleichlange Sätze, kann entweder stakkatohaft oder breiig wirken. Auf mich wirkt’s eher breiig.

Sonst hab ich keine großen Anmerkungen. Die Hauptfigur wirkt … geistig behindert, so ein Simpel. Vielleicht durch die kurzen Sätze, aber ich konnte den schon von Anfang an nicht richtig für voll nehmen, deshalb hat der Killer aus „Das Versprechen“ wahrscheinlich keine eigene Perspektive, weil das der Geschichte nicht gut getan hätte.
Ehm, ja, ich glaube es ist einfach verdammt schwer, so was zu schreiben, aus so einer Perspektive heraus, klar das Thema ist wichtig, Selbsthass, Selbstkontrolle, die Mutter projeziert sich in ihre Tochter. Aber … die Hauptfigur, die Perspektive, raubt der Geschichte ihren Atem. Das Beteuern der eigenen Unschuld, dieses Kontrollieren – die Figur ist mir ehrlich gesagt auch ein bisschen wurscht, ich kauf ihm das alles nicht so ab. Er sagt halt: „Ja, da ist ein Vulkan in mir“, aber ich seh den nicht so richtig, was ist denn mit dem Streit, wenn er da richtig auf die Bremse geht. Das wird nur in der Rückschau erzählt, da sind keine Emotionen, da geht es irgendwie um einen Streit und um die Kiste Bier, aber da brodelt ja nix. Also das brodeln kenn ich auch, wenn man eh genervt ist und dann die Zähne zusammenbeißt und irgendwann explodiert (bevor hier einer auf schlimme Ideen kommt, ich brüll dann nur).
Sicher, im letzten Absatz der Geschichte taucht das Brodeln dann auf, aber bis dahin ist es ein weiter Weg, ein Kreisen um Etwas, und das Ende ist dann so ein Substitut dafür.
Das müsste vorher mal richtig gezeigt werden, das Ganze unmittelbarer erzählen, diese „Ich rechtfertige mich für das, was ich getan habe“-Perspektive ist indirekt, kopflastiger, auch tröger. Dann müsste die ganze Thematik, finde ich, auch „Kopflastiger“ sein, ruhiger. So ein “rotes“ Gefühl wie Wut, Leidenschaft, Liebe eignet sich nicht unbedingt für den Rückblick. Die „blauen“ Gefühle Trauer, Wehmut, Melancholie – das sind Rückblicks-Gefühle, würd ich jetzt mal so sagen.

Na ja, hoffentlich konntest du damit was anfangen.
Quinn

 

Hallo Quinn,

danke für deinen ehrlichen Kommentar.
Habe viel an der Geschichte rumgeschnibbelt und war mir auch eine lange Zeit nicht sicher, ob das so aufgehen kann. Hoffte natürlich schon ;)
Das die Haupfigur geistig behindert wirkt, hätte ich jetzt nicht gedacht und das war auch nicht so beabsichtigt. Simpel schon eher.

Er sagt halt: „Ja, da ist ein Vulkan in mir“, aber ich seh den nicht so richtig
hm, das ist natürlich doof, wenn man die Wut nicht sieht. Wollte den Streit da eigentlich nicht en detail aufrollen, weil ich dann zu sehr von seiner engstirnigen Sicht weg müsste. Aber anscheinend tut das Not

Na ja, hoffentlich konntest du damit was anfangen
ja, du hast meine Zweifel wieder aufgebrochen, die ich nach dem xten überarbeiten vor mir selbst halbwegs vertuschen konnte ;)
Nein, im Ernst, bin dir dankbar für deine schonungslose Kritik. Werd ma gucken, wo ich da noch nachfeilen kann, damit die Wut erlebbarer wird.

grüßlichst
weltenläufer

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Weltenläufer!

Hat ihr Leben so gründlich versaut, dass sie sich nicht anders zu beschäftigen wusste
Zeit einhalten: Hatte ihr Leben ...
Eine krude Mischung, aus der deutlich Zitrus hervorstach und unweigerlich die Assoziation zu WC-Reiniger hervorrief
und die unweigerlich die Assoziation
Aber bin ich dafür verantwortlich, dass Anna nicht angeschnallt war? Bin wütend auf die Bremse gelatscht, das gebe ich zu. Aber das war nicht meine Schuld
Das erste Perfekt passt, da sich seine Verantwortung ja bis in die Gegenwart des Erzählens erstreckt, das zweite nicht: War wütend auf die Breme gelatscht ("gelatscht" find ich auch nicht gut, das passt eher zu einem chilligen Moment, nicht zu einem Wutausbruch)
Wegen einem Einkauf.
Ich weiß, ich weiß, darf man mittlerweile auch sagen, aber es klingt scheiße, also: wegen eines Einkaufs
Ihre Worte waren kaum mehr als ein heiseres Krächzen gewesen und doch schien es mir, als hätte sie die Worte mit ihren nuttigen Fingernägeln in mein Gesicht gekratzt
gut!
Wenn die erste Welle Lava sich erbrochen hat,
ergossen statt erbrochen
Glatzkopf stieß mich mit Dem Ellenbogen an
klein: dem

Ja, von welchem zeitlichen Blickpunkt aus berichtet der Ich-Erzähler hier eigentlich?

Der Vulkan in mir schweigt. Träge sickert das Magma aus meinen Poren, umfängt mich, badet mich in einem roten See. Ich warte darauf, dass mich das Feuer verzehrt, doch keine Hitze will aufkommen. Da ist nur Kälte. Es beginnt zu schneien und es kommt mir vor, als regne es Asche
Liegt er da noch zusammengeschlagen auf dem Boden? Ich würde ja damit anfangen.
Was Quinn meint mit dem Rückblick - im Präteritum und so erzählend, wie du es machst, wirkt es natürlich nicht so unmittelbar, könnte mir vorstellen, dass du jede einzelnen Szene, von der er hier im Rückblick berichtet, direkt darstellst, also so, als ob sie gerade passieren würde.
Ich hab aber nicht das Gefühl, dass das ein Simpel ist, dazu ist die Vulkanmetapher bereits viel zu sehr durchdacht, für mich wird die auch eine Spur zu sehr strapaziert, da könntest du sicher manchen Vergleich streichen.
Was dir gut gelungen ist, ist diese typische Rechtfertigungshaltung von gewalttätigen Männern, 1. Ich bin nicht ganz schlimm, ich schlage sie ja nicht, so etwas würde ich nie tun, nur die anderen, ich bin immer noch besser als die, 2. er kann gar nichts für seine Ausbrüche, da sie eben wie eine Naturgewalt sind, und wer die herausfordert, ist eigentlich selbst schuld.

Unverhältnismäßig fand ich die Darstellung der Mutter gegenüber Anna, jener hast du viel mehr Platz eingeräumt, man merkt, dass du da viel deutlicher was vor Augen hattest. Irgendein Detail, das auch Anna charakterisiert (außer, dass sie ein zartes Reh ist), wäre schön, irgendwas, worin sich ihr Rehsein zeigt.

Hab ich interessiert gelesen. :)

Gruß
Andrea

PS: Hab auf den ersten Satz vergessen, dadurch wird klar, dass er noch zusammengeschlagen auf dem Boden liegt ... ;)

 

Hallo Andrea
einen dicken Dank für deinen Kommentar. :)

Wegen einem Einkauf.

Ich weiß, ich weiß, darf man mittlerweile auch sagen, aber es klingt scheiße, also: wegen eines Einkaufs

deswegen muss das bleiben ;)

Wenn die erste Welle Lava sich erbrochen hat,

ergossen statt erbrochen

erbrochen will mir da doch besser passen. Da kommt auch etwas von tief unten nach oben ...

ist die Vulkanmetapher bereits viel zu sehr durchdacht, für mich wird die auch eine Spur zu sehr strapaziert, da könntest du sicher manchen Vergleich streichen.
da habe ich schon ganz schön seziert, aber wahrscheinlich muss ich noch mal ran

Was dir gut gelungen ist, ist diese typische Rechtfertigungshaltung von gewalttätigen Männern, 1. Ich bin nicht ganz schlimm, ich schlage sie ja nicht, so etwas würde ich nie tun, nur die anderen, ich bin immer noch besser als die, 2. er kann gar nichts für seine Ausbrüche, da sie eben wie eine Naturgewalt sind, und wer die herausfordert, ist eigentlich selbst schuld.
Puh, wenigstens scheint dieses Anliegen gelungen zu sein

Unverhältnismäßig fand ich die Darstellung der Mutter gegenüber Anna, jener hast du viel mehr Platz eingeräumt, man merkt, dass du da viel deutlicher was vor Augen hattest. Irgendein Detail, das auch Anna charakterisiert (außer, dass sie ein zartes Reh ist), wäre schön, irgendwas, worin sich ihr Rehsein zeigt

Damit wollte ich eigentlich die Sichtweise des Protagonisten verdeutlichen. Der Fokus ist unverhältnismäßig auf die Dinge gerichtet, die Anlass für seine Wut geben.
Das ist leider eine Beobachtung, die sich aus der unmittlebaren Realität ableitet. Den schrecklichen Dingen wir stets mehr Raum eingestanden, als den schönen Erlebnissen. Meckern und Jammern sind in und sichern deutlicher die Aufmerksamkeit, als wenn man die DInge aufzählt, die funktionieren und schön sind.
Deswegen die knappe Beschreibung Annas. Ein Engel und scheues Reh, das sind die Dinge, die er in ihr sieht. Verstehe aber natürlich deinen Einwurf und ich denke noch mal darüber nach. Mein Anliegen war es, sie eben durch die knappe Erwähnung klar zu skizzieren. Deswegen hat sie auch keine Stimme in der kg. Nun gut, ist vielleicht nicht geglückt ...

PS: Hab auf den ersten Satz vergessen, dadurch wird klar, dass er noch zusammengeschlagen auf dem Boden liegt ...
Hatte den Satz in der ersten Fassung auch noch mal am Ende stehen, fand das dann aber zu aufgesetzt.
Meine Idee war ja auch, dass man zu Beginn bangt, dass die Sirnen kommen, um die Freundin abzuholen. Kam der Effekt rüber?

Hab ich interessiert gelesen
na, das freut mich doch ungemein :)
Habe deine Kritik ebenso interessiert gelesen. Wenn ich mich ans Überarbeiten mache, wird von deinen Gedanken sicherlich einiges einfließen. :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

das Beziehungsgeflecht in der Geschichte eignet sich gut für Gesellschaftskritik, die Widersprüchlichkeit jedes der dreien und die Spannung, die sich daraus ergibt. Muster, die sich nicht auflösen und so was.

Das Vulkanbild nehme ich dir aber nicht ab. Die Eruption wird nur beschrieben, findet aber im Text nicht statt – was ich meine: Der Erzähler beschreibt sein Inneres mit dem Bild, aber in der Bar, im „Jetzt“ erschöpft sich sein Ausflippen wieder in der Vulkanbeschreibung und in „Ich hieb dem Kerl meine Bierflasche über den Schädel“. Ein bisschen zu wenig, das irrationale Empfinden fehlt! Der Vulkantheorie fehlt dadurch an Substanz. In dieser Hinsicht wird der Erzähler selbst unauthentisch – wie jemand, der sagt, er sei spontan, aber vor jedem Unternehmen seinen Kalender konsultiert.

Kleinigkeiten:

Sonnenstudioverbrutzelte Haut
Da Adjektiv, wird das Erste kleingeschrieben.

Tränen, die schneller verdampften, als sie austreten konnten.
Da hinkt was - Warum dampfen die Tränen so schnell. Ist es so heiß, oder was?

Wenn die erste Welle Lava sich erbrochen hat
Komisches Bild. Kann man das sagen? „Wenn die erste Welle Lava vorbei ist“ würde es auch tun.

Gruß
Kasimir

 

Hallo Kasimir,

danke auch für deinen Kommentar.

Das Vulkanbild nehme ich dir aber nicht ab
nagut, da muss ich auf jeden Fall noch mal nachlegen.

Ein bisschen zu wenig, das irrationale Empfinden fehlt! Der Vulkantheorie fehlt dadurch an Substanz. In dieser Hinsicht wird der Erzähler selbst unauthentisch – wie jemand, der sagt, er sei spontan, aber vor jedem Unternehmen seinen Kalender konsultiert.
was schwebt dir denn unter irrationalem Empfinden vor? Ich kann mit dem Gegenbeispiel irgendwie nichts anfangen. :confused:

Da hinkt was - Warum dampfen die Tränen so schnell. Ist es so heiß, oder was?
bingo ;)

Danke fürs Lesen und als Gesellschaftskritik gut finden ;)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hi, weltenläufer!

Zitat:
Ein bisschen zu wenig, das irrationale Empfinden fehlt! Der Vulkantheorie fehlt dadurch an Substanz. In dieser Hinsicht wird der Erzähler selbst unauthentisch – wie jemand, der sagt, er sei spontan, aber vor jedem Unternehmen seinen Kalender konsultiert.
was schwebt dir denn unter irrationalem Empfinden vor? Ich kann mit dem Gegenbeispiel irgendwie nichts anfangen.
Das Beispiel: Wenn er gerade ausflippt, wird er sich nicht im gleichen Moment diese Vulkangedanken machen (wie einer, der sich als „spontan“ bezeichnet und gleichzeitig schaut, ob er einen Termin frei hat – Kalender~Timer) . Jetzt sehe ich aber, dass das Ganze nicht im „Jetzt“-Zeit stattfindet. Trotzdem wäre für mich authentischer gewesen, hätte der Erzähler einfach gehandelt, empfunden und wäre das Vulkanbild nicht so vordergrundig, so symbolschwanger daherkommend. Das führte zu meinem „aufgestülpt“-Eindruck: Ich hatte gar keine Möglichkeit über das Bild nachzudenken, mir wurde es aufgezwungen.

Irrationales Empfinden? Nun ja, er flippt aus, dabei setzt das Denken aus. Wie man so was darstellt? Es gibt mehrere Möglichkeiten. Kleist z.B. hat das Irrationale durch Sprachversagen gezeigt, z.B. durch Ausrufe, Ellipsen u.ä. Bei deinem Erzähler könnte ich es mir vorstellen, dass er sich selbst über das, was er tut, wundert. Oder so ähnlich.:)

Zitat:
Da hinkt was - Warum dampfen die Tränen so schnell. Ist es so heiß, oder was?
bingo

Ja, weil der Vater auch ein Vulkan war… Aber warum ihre Tränen verdampfen…. Tut mir leid, das ist für mich etwas, was sich gut anhört, weil’s ins Bild passt, aber keinen wirklichen Sinn macht. Aber vllt. bin ich mal wieder blind.:)

Lieben Gruß
Kasimir

 

Salü weltenläufer,

wirklich, ich habe mich sehr gern mit dieser Vulkantheorie auseinander gesetzt. Flüssiger Stil, packende Szenen. Da brodelts und kochts und dies alles in angemessener Lesezeit, bis dann der unerwartete Ausbruch von ganz anderer Seite kommt. Spannend und gut geschrieben.

Hängen geblieben bin ich, wie Kasimir, auch an den schnell ‚verdampfenden Tränen’ der Mutter Deines Helden. Sie ist ja kein Vulkan, von daher hat sie auch nicht die Wut-Hitze in sich, die ihre Tränen verdampfen lassen könnte ...

Aber bevor ich eine meine Fantasien in die Tat umsetzen konnte, fiel ich in Ohnmacht. Plong. Aus.

Das Plong finde ich ein bisschen :D : Wenn einer umkippt hört er das dann noch? Und wenn, dann so? Das tönt eher nach Stein in Metallschale, so mit Nachhall. Vielleicht besser: „… fiel ich in Ohnmacht. Ein dumpfer Aufschlag. Aus.“

niederhageln - nieder hageln (nach neuer Rechtschreibung)

Ich hörte zwar die Schritte meiner Verfolger, konnte ihnen aber dank der verflüssigten fünfzig Euro nicht entgehen. In einer Seitengasse holten sie mich ein. Sie waren zu dritt. Meine Widerwehr wurde gar nicht zur Kenntnis genommen.

wegen der … , Meine Gegenwehr …

Es beginnt zu schneien und es kommt mir vor, als regne es Asche.

Der Schluss ist Dir gelungen! Prima! Gerne gelesen, gerne kritisiert und gerne gelobt.

Lieben Gruss :)
Gisanne

 

Hallo Kasimir

danke dir noch mal für deine Rückmeldung

Ich hatte gar keine Möglichkeit über das Bild nachzudenken, mir wurde es aufgezwungen.
hm. Davon kann ich mich nur schwer trennen. Die Vorstellung das zu streichen, erscheint mir nicht richtig. Der Bezug zum Vulkan muss schon sein, finde ich. Vielleicht kann ich aber das Gefühl des Überstülpens noch ein bisschen abschwächen, indem ich die Passage etwas dezenter halte. Ich chau auf jeden Fall noch mal rüber ...
Bei deinem Erzähler könnte ich es mir vorstellen, dass er sich selbst über das, was er tut, wundert
dafür ist er sich seines in sich schlummernden Zorns aber zu bewusst, will ich meinen.
Ja, weil der Vater auch ein Vulkan war… Aber warum ihre Tränen verdampfen…. Tut mir leid, das ist für mich etwas, was sich gut anhört, weil’s ins Bild passt, aber keinen wirklichen Sinn macht.
Ich hab mir das so gedacht, dass sie sich nicht mehr traut zu weinen, da dies nur Anlass für neue Wutausbrüche ist, die Tränen also gewissermaßen im Keim erstickt werden, er sie also mit seiner Wut verdampft ...

hallo Gisanne

wirklich, ich habe mich sehr gern mit dieser Vulkantheorie auseinander gesetzt. Flüssiger Stil, packende Szenen. Da brodelts und kochts und dies alles in angemessener Lesezeit, bis dann der unerwartete Ausbruch von ganz anderer Seite kommt. Spannend und gut geschrieben.
nach der vielen Kritik geht das runter wie Öl. Danke dafür :)

Hängen geblieben bin ich, wie Kasimir, auch an den schnell ‚verdampfenden Tränen’ der Mutter Deines Helden. Sie ist ja kein Vulkan, von daher hat sie auch nicht die Wut-Hitze in sich, die ihre Tränen verdampfen lassen könnte ...
dazu habe ich gerade in der Antwort auf Kasimirs Rückmeldung geantwortet. Vielleicht ist es ja jetzt klarer.
niederhageln - nieder hageln (nach neuer Rechtschreibung)
da würd ich gegen halten, dass niederregnen zusammengeschrieben wird.
wegen der … , Meine Gegenwehr …
entspricht das deiner Vorliebe, oder siehst du in meiner Wortwahl einen Fehler :confused:
Der Schluss ist Dir gelungen! Prima! Gerne gelesen, gerne kritisiert und gerne gelobt
danke, hast mir den Abend gerettet ;) :)

euch beiden einen dicken dank fürs Kommentieren

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo weltenläufer,

wegen der … , Meine Gegenwehr …

entspricht das deiner Vorliebe, oder siehst du in meiner Wortwahl einen Fehler


Einen Fehler sehe ich nicht, nur umgangssprachlich passen dank der und Widerwehr für mein Gefühl nicht so ganz richtig. Erklären kann ich es Dir nicht, das ist wie mit dem 'Plong'. Wenn's für Dich so stimmt, dann ist es richtig. Sollte nur ein Antippen sein, dass Du nochmal drüber denkst.

Einen schönen Abend noch für Dich, ich schau jetzt noch fix zur 'Elise' :)

Herzlich,
Gisanne

 

Hallo weltenläufer,

eine interessante Geschichte, die sich gut lesen lässt und an keiner Stelle langweilig wird. Deinen Prot und seine Lebenssituation stellst du sehr glaubwürdig und nachvollziehbar dar.

Die Rolle der Mutter und die Art, wie du sie dem Leser näher bringst, ist gut aufgebaut, die Mutter wird zu stärksten Figar in der Story und weicht auch schön vom üblichen Schwiegermutterklischee ab.

Besonders geschickt finde ich das Zusammenspiel Anfang und Ende. Mit dem Anfang deutest du nur etwas an, was einen die ganze Handlung durch immer wieder zu Spekulationen verleitet. Als Leser denkt man erst, dass entweder die Mutter oder die Frau dran glauben musste. Dann habe ich noch kurz gedacht, die Tresenbekanntschaft wird zum Leidtragenden seiner Wut. Wird er ja auch, aber nicht so.

Und dann münden Beginn und Ende doch noch in ein ganz anderes Finale, das, angesichts der verschiedenen Möglichkeiten, fast ein wenig ernüchtern wirkt.

Ob's bei der Geschichte unbedingt auf die Vulkan-Matapher ankommt, an der du die Sache aufhängst, und die du letztendlich auch als würdig erachtet hast, titelgebend zu werden, das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.

Wenn du auf den Vulkan zu sprechen kommst, ist das komischerweise die einzige Stelle, an der ich im ansonsten sehr guten Lesefluss etwas aus dem Rhythmus kam.

Ganz sicher würde die Story auch ohne den Vulkan-Vergleich funktionieren. Es wäre sogar möglich, dass es deinen Prot noch interessanter machen könnte, würdest du auf diese Selbstbetrachtungen verzichten.

Aber es funktioniert auch so sehr gut! Ich habe die Geschichte jedenfalls gern gelesen und mich gut unterhalten gefühlt.

Grüße von Rick

 

Hey Welty

Ob dein Prot. geistig behindert ist, oder geistig zurückgeblieben, kann ich nicht wirklich sagen, und so ist er mir auch nicht vorgekommen. Okay, er hat eine ziemlich einfache Sprache und da denke ich, dass er ein eher einfacher Mensch ist, ein bisschen einseitig – und da kommt eigentlich auch schon mein Problem, das Andy auch schon angesprochen hat. Die Vulkan-Metapher ist ein bisschen zu hoch für ihn. Ich denke nicht, dass so ein Typ seine Wut mit einem Vulkanausbruch vergleicht. Du schreibst ja auch, dass er das von seinem Vater hat, dass er das von ihm eigentlich nur kennt. Es wäre für mich also nachvollziehbar, wenn er diese Metapher irgendwo aufgeschnappt hat, ob nun beim Vater, aus irgendeinem Film, einem Song, oder Bild.
Das ist eigentlich mein einziger Kritikpunkt, ansonsten, fand ich die Geschichte so ziemlich spannend.

Und natürlich lockst du den Leser auf eine falsche Fährte mit dem ersten Satz – da denkt, glaub ich, jeder am Anfang, dass er seine Freundin etwas getan hat, als er dann den Hass auf die Mutter seiner Freundin ausspricht, ist es sie dann – es wechselt also immer und du hältst den Leser bei der Stange. ; )

Mich hat’s auch nicht gestört, dass die Mutter (die du übrigens verdammt plastisch dargestellt hast, so dass der Leser - ich zumindest - selbst Hass auf die Frau hegt) der Freundin viel mehr Platz einnimmt als die Freundin selbst. Es geht ja um den Grund seiner Ausbrüche und da ist die Mutter ein entscheidender Faktor.

Ansonsten hat die Geschichte mir gefallen, klar, könnte man hier und da noch etwas feilen, aber das kann man ja bei allen Geschichten. ; )


JoBlack

 

Hallo Rick,

eine interessante Geschichte, die sich gut lesen lässt und an keiner Stelle langweilig wird
die Sonne geht auf :gelb:
Deinen Prot und seine Lebenssituation stellst du sehr glaubwürdig und nachvollziehbar dar.
das freut mich ganz besonders, da ja von einigen angemerkt wurde, sie nämen dem Prot seine Wut nicht ab
Besonders geschickt finde ich das Zusammenspiel Anfang und Ende. Mit dem Anfang deutest du nur etwas an, was einen die ganze Handlung durch immer wieder zu Spekulationen verleitet. Als Leser denkt man erst, dass entweder die Mutter oder die Frau dran glauben musste. Dann habe ich noch kurz gedacht, die Tresenbekanntschaft wird zum Leidtragenden seiner Wut. Wird er ja auch, aber nicht so.
dachte schon, diese Intention kommt gar nciht rüber, weil dazu noch niemand Stellung bezigen hat. Schön, dass es bei dir angekommen ist :)
Ob's bei der Geschichte unbedingt auf die Vulkan-Matapher ankommt, an der du die Sache aufhängst, und die du letztendlich auch als würdig erachtet hast, titelgebend zu werden, das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
tja, an der Vulkanmetapher haben sich auch andre Stimmen aufgehangen. Ich dachte dieses Bild wäre selbsterklärend genug, damit es sich auch nahtlos in das Thema (unterdrückte) Wut/ Kontrolle einfügen lässt.
Ganz sicher würde die Story auch ohne den Vulkan-Vergleich funktionieren. Es wäre sogar möglich, dass es deinen Prot noch interessanter machen könnte, würdest du auf diese Selbstbetrachtungen verzichten.
Wenn ich das jetzt also rausnehme entfällt ein ganzes Stück der kg. Wird es dann nciht etwas dünn? Habe die Stelle auch als retardierendes Element gesehen. Aber ich werde mal den Versuch machen. Ich streich mal alles rund um dei Vulkanmetapher in meinem Worddokument, lass es sacken und les es mir dann noch mal mit Abstand durch. Vielleicht ist es wirklich zu dick.
Habe mich ja generell in der kg bemüht, meinen blumigen Stil zu verknappen. Mit der Metapher rutscht das natürlich wieder stärker durch. Also mal eine Radikalkur ausprobieren ...
Aber es funktioniert auch so sehr gut! Ich habe die Geschichte jedenfalls gern gelesen und mich gut unterhalten gefühlt
schön, das freut mich wirklich ungemein.
Danke fürs Lesen und deine Stellungnahme :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Hey JO

gut, dass ich meine Kg abonniert habe, sonst hätte ich deine Kritik glatt übersehen. Crosspost.
Und das hätte ich sehr schade gefunden, wären mir doch gar lobende Worte entgangen :D

und da kommt eigentlich auch schon mein Problem, das Andy auch schon angesprochen hat. Die Vulkan-Metapher ist ein bisschen zu hoch für ihn. Ich denke nicht, dass so ein Typ seine Wut mit einem Vulkanausbruch vergleicht
ja, da werde ich auf jeden Fall noch mal rüber gehen. Wie ich rick schon geantwortet habe, werde ich mein wordversion mal radikal streichen und schauen, wie das auf mich wirkt.
Es wäre für mich also nachvollziehbar, wenn er diese Metapher irgendwo aufgeschnappt hat, ob nun beim Vater, aus irgendeinem Film, einem Song, oder Bild.
du meinst, wenn ich hinschreiben würde, dass er diesen Vergleich mal gehört hätte, wäre die Sache plötzlich runder :suspicious:

Das ist eigentlich mein einziger Kritikpunkt, ansonsten, fand ich die Geschichte so ziemlich spannend.
das freut :)
Und natürlich lockst du den Leser auf eine falsche Fährte mit dem ersten Satz
gut, dann ist der Ansatz wohl doch geglückt
die du übrigens verdammt plastisch dargestellt hast, so dass der Leser - ich zumindest - selbst Hass auf die Frau hegt
das ist ein großes Kompliment
Es geht ja um den Grund seiner Ausbrüche und da ist die Mutter ein entscheidender Faktor.
so hatte ich mir das auch gedacht
Ansonsten hat die Geschichte mir gefallen, klar, könnte man hier und da noch etwas feilen, aber das kann man ja bei allen Geschichten
Ja, und deswegen sind wir ja auch hier. Wenn du also was zu beanstanden hast, trau dich ruhig :peitsch: ;)

Also, eiinen dicken Dank auch an dich :)

grüßlichst
vulkanläufer

 

Es wäre für mich also nachvollziehbar, wenn er diese Metapher irgendwo aufgeschnappt hat, ob nun beim Vater, aus irgendeinem Film, einem Song, oder Bild.
du meinst, wenn ich hinschreiben würde, dass er diesen Vergleich mal gehört hätte, wäre die Sache plötzlich runder :suspicious:
So schauts aus, mein Lieber, weil das nicht mehr sein Gedanke wäre, und man (ich) würde ihm das abnehmen. Ist ein Vorschlag, wenn dir das suspekt erscheint, dann mach es halt nicht. :p

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo weltenläufer!

Meine Idee war ja auch, dass man zu Beginn bangt, dass die Sirnen kommen, um die Freundin abzuholen. Kam der Effekt rüber?
Ja, das kommt schon so rüber. Aber ob das so gut ist, ist eine andere Frage. Weil dadurch ja die Geschichte »harmloser« ist, als man erst erwartet. Also in dem Sinn harmloser, daß am Ende »nur« der Protagonist zusammengeschlagen wird und stirbt.

Für mich kommt eigentlich das meiste recht glaubwürdig rüber, allerdings würde ich mir die Szene in dem Lokal noch einmal vornehmen.

Ich hieb dem Kerl meine Bierflasche über den Schädel. In einem Scherbenregen ging er zu Boden.
Das gibt es meines Wissens nach nur in Filmen, wenn die Flaschen aus Zucker sind … ;)
Allerdings könnte er sie z. B. an der Tischkante abschlagen, sodaß der untere Teil mit dem Flaschenboden abbricht, dann hat er ein ziemlich gefährliches, scharfes, zackiges Ding in der Hand.

Für mich geht die Szene, wie der Streit vom Zaun bricht und der Protagonist auf den einen Typen losgeht, nicht unbedingt zu schnell, aber Du versteckst zuviel unter der Vulkanmetapher. – Bleib bei der Vulkanmetapher, aber laß ihn spüren, woraus die Lava besteht, warum sie gerade da so zu brodeln beginnt, daß sie so gewaltig ausbricht, während er sich zuhause (verhältnismäßig dazu) in Grenzen hält.
Es läßt sich sogar eine Erklärung in der Geschichte finden, jedoch steht sie im Moment eher zusammenhanglos da:

Mein Vater konnte seine Eruptionen nicht kontrollieren. Ein Ausbruch von ihm bedeckte alles in seinem Umfeld unter einer Decke glühender Lava. Er hinterließ Krater im Gesicht meiner Mutter und Tränen, die schneller verdampften, als sie austreten konnten.
Aber ich bin nicht mein Vater. Ich kann mich kontrollieren.
Der Protagonist ist ein Mensch, der die Gewalt – Lava – in sich trägt, der Vater hat sie in ihn hineingeprügelt und er hat gesehen, wie der mit der Mutter umging. Er will allerdings nicht so wie sein Vater sein und kann sich zumindest meistens noch soweit zusammenreißen, daß er die Gewalt an Gegenständen ausläßt. Darauf ist er stolz, denn er mißt sich ja an seinem Vater als Maßstab, und daher betont er auch so, daß er nicht schlägt.
Das mit den verdampfenden Tränen liest sich auch für mich komisch: Um zu verdampfen, müssen sie erst einmal ausgetreten sein. Ich glaube, Du meinst eher sowas wie »die versickerten, bevor sie austreten konnten«. Du willst ja damit wahrscheinlich sagen, daß ihre Gefühle dabei gar keinen Platz hatten, sie alles geschluckt hat, also sollten in dem Bild auch die Tränen meiner Ansicht nach drinnen bleiben.
Die Schwiegermutter setzt ihn mit ihrem Schläger gleich, benutzt den Protagonisten als Ventil für ihre eigenen aufgestauten Aggressionen, erkennt damit sein Sich-Zusammenreißen nicht an und drängt ihn so direkt in die Rolle, die er eigentlich gar nicht haben will.
Weil er das alles im Grunde nicht will, kann er vermutlich auch das mit dem »Unfall« nicht als seine Schuld anerkennen, denn eigentlich wollte er es ja gar nicht, es ist ihm passiert.
Er wehrt sich ständig gegen seinen Vater in sich, aber sein Kampf ist so aussichtslos, wie er sich als Kind nicht gegen ihn wehren konnte. Und nun sitzen oder stehen ihm diese Männer gegenüber, die wie sein Vater sind und das sogar noch gut finden und ihn ein Muttersöhnchen nennen. Was sich da entlädt, ist sein Haß auf seinen Vater, die aufgestaute Wut, die er immer versucht hat, zurückzuhalten; deshalb geht es auch so schnell, weil die Wut sich ja nicht erst aufbauen muß, sondern längst in ihm ist.

du meinst, wenn ich hinschreiben würde, dass er diesen Vergleich mal gehört hätte, wäre die Sache plötzlich runder
Aber überhaupt nicht. Warum sollte der Protagonist nicht zu so einer Metapher in der Lage sein? Sowas kommt doch direkt aus dem Empfinden und wird nicht deshalb empfunden, weil man es wo gehört hat. Dafür muß man weder eine Intelligenzbestie sein noch eine tolle Ausbildung haben, das Empfinden haben auch weniger gebildete Leute, und ein Vulkan ist nun wirklich nichts Ausgefallenes.
Wobei da ja auch noch die Frage zu stellen ist, warum denn solche Geschichten immer nur in »niedere Schichten« geschrieben oder gelesen werden (hier ist das ja eigentlich gar nicht so deutlich geschrieben). Um sie möglichst weit und gut von sich wegschieben zu können?


Ein paar Kleinigkeiten noch:

»Als wäre ich Schuld an ihrer Dämlichkeit.«
– schuld

»Ich fühlte einen Zorn in mir, der alles Bisherige überschattete.«
– wie sah der Zorn aus?

»Aber bevor ich eine meine Fantasien in die Tat umsetzen konnte, fiel ich in Ohnmacht. Plong. Aus.«
– das Plong finde ich auch unpassend

»In mir wälzt ein Strom ungebändigter heißer Magma.«
– weiß nicht, ob »wälzt« so passend ist, fände »brodelt« besser, jedenfalls braucht das »wälzt« ein »sich«

»Ein Ausbruch von ihm bedeckte alles in seinem Umfeld unter einer Decke glühender Lava.«
– entweder »begrub … unter« oder »bedeckte … mit glühender Lava«

»Zwei Kerle verdrehten meine Arme im Rücken«
– oder doch besser »auf den Rücken«?

»Als ich am Boden lag, halfen ihm seine Kumpanen, ließen sie ihre Vulkane speien.«
– hier gefällt mir das Vulkanbild nicht so


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo weltenläufer,
ich meld mich nochmal zu Wort.

Du scheinst langsam an dir selbst zu zweifeln:):

Ich streich mal alles rund um dei Vulkanmetapher in meinem Worddokument, lass es sacken und les es mir dann noch mal mit Abstand durch.

An der Metapher ist nichts schlechtes. Natürlich passt sie auch ganz gut für unterdrückte Wut. Aber es stimmt, sie ist einfach „zu dick aufgetragen“: Titel und dann durchgehend im Text vordergründig. Das funktioniert so nicht. Du hast in deiner Antwort an mich das Wort „dezent“ benutzt – das wäre es! Das Motiv muss nicht gänzlich gestrichen werden, nur sparsamer, dezenter eingesetzt. Der Titel ist schon so dominant, da braucht es im Text nur noch einen Hauch von "Vulkan", um die Sache rund zu machen.

Gruß
Kasimir

 

Hallo Häferl,

schön, dass du dich auch zu Wort meldest :)
Hatte eigentlich insgeheim befürchtet den Text von dir um die Ohren zu bekommen. Dan bin ich ja dann erstaunlich glimpflich davon gekommen.;)

Das gibt es meines Wissens nach nur in Filmen, wenn die Flaschen aus Zucker sind
daran musste ich natürlich auch denken. Allerdings habe ich mich der Lesbarkeit halber für diese einfache Art der Umsetzung entschieden. Ich bilde mir mal ein, dass dieses Bild so fest in den Köpfen der Menschen sitzt, dass da die wenigsten drüber stolpern.
Für mich geht die Szene, wie der Streit vom Zaun bricht und der Protagonist auf den einen Typen losgeht, nicht unbedingt zu schnell, aber Du versteckst zuviel unter der Vulkanmetapher
ja, da werde ich auf jeden Fall noch mal ausdünnen.
Es läßt sich sogar eine Erklärung in der Geschichte finden, jedoch steht sie im Moment eher zusammenhanglos da:
Nn ja, wenn ich jetzt sage, dass deine Erläuterung genau das widerspiegeln, was ich mir beim Schreiben gedacht habe, wird es vielleicht beim einen oder anderen als unglaubwürdig ankommen (geht mir auch oft so, wenn ich Antworten auf Kommentare lese und jemand von einer Interpretation behauptet, genau so habe er das gewollt das es rüber kommt). ich hoffe du gehörst in diesem Fall nicht dazu :shy:
Das hast du wirklich gut zusammengefasst und ich freue mich natürlich, dass (wenigstens ein Leser) das so auffassen konnte.
Aber überhaupt nicht. Warum sollte der Protagonist nicht zu so einer Metapher in der Lage sein? Sowas kommt doch direkt aus dem Empfinden und wird nicht deshalb empfunden, weil man es wo gehört hat. Dafür muß man weder eine Intelligenzbestie sein noch eine tolle Ausbildung haben, das Empfinden haben auch weniger gebildete Leute, und ein Vulkan ist nun wirklich nichts Ausgefallenes.
Ich finde auch, dass der Vulkan keine besonders ausgefallene Metapher ist, die ein bestimmtes Maß an Bildung abverlangt. Aber die Kritik ist natürlich dennoch irgendwo berechtigt, bezieht sie sich doch (denke ich mal) auf die Sprache. Die transportiert sich ja dann doch auf eine "höhere" Ebene.

Wobei da ja auch noch die Frage zu stellen ist, warum denn solche Geschichten immer nur in »niedere Schichten« geschrieben oder gelesen werden (hier ist das ja eigentlich gar nicht so deutlich geschrieben). Um sie möglichst weit und gut von sich wegschieben zu können?
Das ist auf jeden Fall ein Thema, das interessant ist, sprengt aber wahrscheinlich diesen Thread.
»Ich fühlte einen Zorn in mir, der alles Bisherige überschattete.«
– wie sah der Zorn aus?
die kleineren Ausbrüche habe ich ja eingangs aufgelistet.
Aber bevor ich eine meine Fantasien in die Tat umsetzen konnte, fiel ich in Ohnmacht. Plong. Aus.«
– das Plong finde ich auch unpassend
okay, überzeugt. Vielleicht statt dessen Zack ?
In mir wälzt ein Strom ungebändigter heißer Magma.«
– weiß nicht, ob »wälzt« so passend ist, fände »brodelt« besser, jedenfalls braucht das »wälzt« ein »sich«
zielsicher pickst du die Stellen raus, mit denen ich selbst lange gerungen habe. Hier stand auch erst brodelt. Aber das fand ich dann nicht passend, weil mir die Assoziation da schon zu nah an aufgebracht ist. Wälzen ist da etwas träger. Erst wenn die "Reizung" folgt, fängt sie ja an zu brodeln.
Das sich habe ich nach langem Überlgen wieder gestrichen. Bist du dir da sichr?

Ein Ausbruch von ihm bedeckte alles in seinem Umfeld unter einer Decke glühender Lava.«
– entweder »begrub … unter« oder »bedeckte … mit glühender Lava«
ups
Als ich am Boden lag, halfen ihm seine Kumpanen, ließen sie ihre Vulkane speien.«
– hier gefällt mir das Vulkanbild nicht so
wieder eine Stelle, bei der ich mir nicht sicher war. Ist auch nachträglich eingeflossen. Stolpere ich selbst beim Lesen drüber, hab es aber drinnen gelassen. Jetzt kommt´s definitiv raus.

Einen dickendicken Dank an dich fürs Lesen, Kommentieren und gut finden. Deine Meinung hat mir wie stets sehr weiter geholfen :)

Kasimir

Du scheinst langsam an dir selbst zu zweifeln:
ja, das passiert zumeist leider schneller, als es mir lieb ist. :shy:
Ich werds auf jeden Fall trotzdem mal für mich ohne Vulkan probieren. Dann kann ichs ja Stück für Stück wieder einsetzen. Einfach mal zum Ausprobieren. :)

Dann noch eine Frage zum Titel: Ist der denn so störend, dass ich über eine Alternative nachdenken sollte?

vielen Dank für eure Meldungen

grüßlichst
weltenläufer

 

Dann noch eine Frage zum Titel: Ist der denn so störend, dass ich über eine Alternative nachdenken sollte?

Vielleicht werden das mache so nicht sehen, aber Titel sind wichtig: sie sind der Auftakt und da sie für den Text stehen / auf ihn verweisen, haben sie auch eine symbolische Funktion. Nur dürfen Symbole nicht überlastet werden, da werden sie schnell kitschig oder wirken aufgesetzt. D.h. wenn du den Vulkan im Text subtiler behandelst, kann der Titel auch stehen bleiben.

 

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