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Würmisch

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10.08.2006
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Würmisch

Die Stift klebt in gelben Säften an den orangenen Fingern.
Der Protagonist wacht auf und weiß, dass ihn ein Grauen umweben wird, neben ihm im weißen Bett liegt, die Decke bis zur Hüfte weggezogen, eine entsetzlich dicke Frau, die schrecklich stinkt und so laut spricht, dass es ihn geweckt haben wird, sie sagt abwechselnd Wörter, die er nicht versteht aber für Spanisch hält, und Wörter, die er nicht versteht aber für eine völlig fremdartige Sprache hält.
In der Küche stehen alle Tassen auf dem Boden, gefüllt mir kaltem Kaffee, auf dem Tisch sind Teller mit schimmligem Brot und Käsestücken, ein Aschenbecher quillt über. Er geht ans Fenster, sieht aber nichts, die Welt draußen ist weiß, ein Licht, in dem vermutlich nichts zu finden ist.
Im Flur hört man Menschen rennen, dann schlägt jemand an die Tür, er solle aufmachen, es sei keine Zeit für Erklärungen, er müsse, zu seinem eigenen Wohl, unverzüglich die Türe öffnen. In diesem Moment kommt die Qualle aus dem Schlafzimmer und zeigt in einem widerlichen Grinsen ihre Zähne, nein, es sind dicke weiße Maden, die sich in ballettartigen Drehungen winden, sich plump grazil bewegen und dann aus einem zahnlosen Mund fallen, von gelbem Schleim und orangenen Brocken umflossen. Sie geht ins Badezimmer, die Fremden sagen, dass sie die Tür aufbrechen werden. Er öffnet.

Fünf Männer in komplizierten Schutzanzügen und mit Sturmgewehren laufen in die Wohnung, jeder nimmt eine andere Tür, sie sehen aus wie Kammerjäger in einem Science-Fiction-Film, unsinnig aggressiv und übertrieben geschützt, als jagten sie PKW-große Kakerlaken. Sie kommen zurück und fragen, den Protagonisten filmisch an die Wand schlagend und anhebend, wo er sie verstecke. Als er noch in seinem angedeuteten Nicken zur Badezimmertür ist, reißt sie selbige auf und rennt nackt in den Flur, wobei ihr Körper sich auflöst und in abertausende schleimige Würmer verschiedenster Art zerfällt, einen Moment lang nachdem sie auf den Boden gefallen ist und sich zu verteilt beginnt, erkennt man noch die groben Formen eines Körpers, wie bei einer Skulptur, bevor der Bildhauer mit ihr fertig ist. Ein nebliger Gestank bog die Wände des Flures nach außen.

Die Gewehre waren nutzlos, er ist in das Treppenhaus gelaufen und will aus dem Haus, die Tiere haben sich fingerbreite Gänge durch Anzüge und Gesichter gefressen und so sind diese nun Klumpen schmatzender Würmer in wirrer Bewegung, die immer wieder blutige Blocke und Splitter gelber Knochen aus ihren Reihen stoßen. Die Männer laufen das Treppenhaus hinunter, der Protagonist merkt, dass die hohe Eingangtür verschlossen ist und läuft in den Keller, die Männer finden den Flur leer und halten einen Moment inne, dann laufen drei in den Keller.
Der Protagonist versteckt sich hinter einem wackligen Turm graubrauner Kisten, grade breit genug, ihn vor einem flüchtigen Blick zu verbergen. Es ist dunkel und feucht, ein würmisches Atmen und ein triefendes Schmatzen näheren sich ihm. Dann, so vor ihm, dass er sehen kann, ohne gesehen zu werden, reißt ein Mann einem anderen den Arm ab, spielerisch, ohne Reaktion und isst diesen mit derart ekligen Geräuschen, dass es schwer fällt, still hinter zu schmalen Kisten zu hocken und sich nicht zu übergeben oder schreiend aus dem Keller zu stürmen.
Die Wurmmänner kommen dichter an die Kisten und ihr gelber Atem brennt in den Augen, einige Würmer fallen aus ihrer Kleidung und kriechen überall hin.
Dann eine Frauenstimme, heiter, entspannt, eine zweite, ähnliche Stimme und der Protagonist kneift sie Augen zu, springt hinter den Kisten hervor und stürmt, die gesamte Zeit über nur in Unterwäsche, schweißnass auf die Frauen zu, aus deren Augen ihn dicke Würmer ansehen.

 
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Hi Wiedergeburt!

Sehr wirr, lässt mich ratlos zurück, daher will ich da inhaltlich mal nichts zu sagen. Nur soviel: Das Geschehen wirkt sehr distanziert, schon allein deshalb, weil du deinen Protagonisten einfach Protagonisten nennst. Da kommt keine Bindung zum Leser auf.

Die Sätze sind teilweise sehr lang, manchmal verbindest du mehrere Aussagen zu einem Bandwurmsatz (hehe, letzten Endes sogar gewollt? :D ), obwohl du zwischen den Aussagen genausogut einen Punkt oder zumindest ein Semikolon hättest setzen können.

Flüchtigkeitsfehler sind auch einige drin:

Die Stift klebt in gelben Säften an den orangenen Fingern.
Der Stift ... Was für ein Stift überhaupt?
Der Protagonist wacht auf und weiß, dass ihn ein Grauen umweben wird,
Meines Erachtens ein schiefer Ausdruck.

Er geht ans Fenster, sieht aber nichts, die Welt draußen ist weiß, ein Licht, in dem vermutlich nichts zu finden ist.
Das Bild dagegen gefällt mir außerordentlich gut - war auch für mich der Grund nach den ersten Absätzen noch weiter zu lesen.

es sind dicke weiße Maden, sie sich in ballettartigen Drehungen winden
Noch ein Flüchtigkeitsfehler: ... Maden, die sich ...

und ein triefendes Schmatzen nähren sich ihm.
Noch so einer, aber ein witziger: Soll wohl "nähern sich" heißen. :)

Wirkt alles in allem unausgegoren.

 

Was mir gut gefällt, ist deine Sprache: sehr sicher und flüßig.

Was mir nicht gefällt, ist der Rest: Würmige Ekeleien ohne großen Inhalt. Nicht mein Ding, aber wenn man sowas mag, ist dein kurzes Geschichtchen wohl recht lesenswert.

Aber warum wählst du diesen prosa-untypischen Stil mit Bericht von der Metaebene und im Präsens? Das liest sich wie ein Drehbuch.

Kurz noch:

dann schlägt jemand an dir Tür

Tippfehler.

Die Stift klebt in gelben Säften an den orangenen Fingern.

Verstehe ich nicht. Ich hoffe, darin liegt nicht der Schlüssel zum tieferen Verständnis der Story. :D

 

Danke für die Kritik!!

Der Stift ist das Schreibewerkzeug das Autors, die gelben Säften und die orangenen Finger lassen die Möglichkeit zu, dass der Autor der Protagonist ist und letztlich selbst eines jener Wurmwesen geworden ist. Das sollte ich also deutlicher ausdrücken, richtig!?

Die Gegenwart, der Protagonist, der so genannt wird, die Distanz, alles ist Bestreben oder Versuch, das Typische zu umgehen und zusammen mit der Szenerie (das Weiß hinter dem Fenster oder die Sprache der eigenartigen Frau) den Eindruck einer Vorstellung, Angst, Befürchtung zu erzeugen. Es soll also nicht so erscheinen, als würde es wirklich geschehen, eher als wären sich alle der Unwirklichkeit bewusst.
Diese Mittel, weil ich keine Dialoge verwenden wollte.

 

Servus widergeburt! (müsste es nicht eigentlich Wiedergeburt heißen?)

Der Stift ist das Schreibewerkzeug das Autors, die gelben Säften und die orangenen Finger lassen die Möglichkeit zu, dass der Autor der Protagonist ist und letztlich selbst eines jener Wurmwesen geworden ist. Das sollte ich also deutlicher ausdrücken, richtig!?

Die Gegenwart, der Protagonist, der so genannt wird, die Distanz, alles ist Bestreben oder Versuch, das Typische zu umgehen und zusammen mit der Szenerie (das Weiß hinter dem Fenster oder die Sprache der eigenartigen Frau) den Eindruck einer Vorstellung, Angst, Befürchtung zu erzeugen. Es soll also nicht so erscheinen, als würde es wirklich geschehen, eher als wären sich alle der Unwirklichkeit bewusst.
Diese Mittel, weil ich keine Dialoge verwenden wollte.


Großartiger Kommentar, ehrlich, erinnert mich entfernt an ein Gedicht von Gottfried Benn (dieser koksende Existenzialist).

Man könnte fast meinen, dass deine Kg wirklich so etwas wie Sinn ergibt und eine tiefgründige Aussage hinter der konfusen Handlung existiert. Aber mal unter uns Pastorentöchtern, die Geschichte ist Müll.

Sorry für die direkte Kritik aber ich wurde beim Lesen den Eindruck nicht los, dass du zu viel Information mit zu wenigen Sätzen los werden wolltest. Dabei ist rein stilistisch alles im grünen Bereich, von der Distanziertheit und fehlenden emotionalen Bindung zum Leser mal abgesehen.

Aber dein Kommentar ... toll, keine Frage :thumbsup:

PS: Keine Macht den Drogen!

Schöne Grüße,
Marvin

 

Bitte, eine so direkte Kritik ist mir wirklich willkommen, sonst wäre ich nicht hier.

Widergeburt ist durchaus gewollt - wider Geburt. Das klärt gleich vor der Geschichte die misanthropischen Tendenzen. :D

 

Ich finde die Story gut, OBWOHL ich sie nicht verstehe. Deswegen sehe ich dies als eine Art aufgeschriebenen Alptraum an.

Irgendwie ein ekelig-pervers-poetischer Text. Stimmig in sich selbst. Da kann man technisch unbedingt daraus lernen!

Danke für das kleine Erlebnis!

 

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