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Warten auf Bodot

SAN

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03.06.2004
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Warten auf Bodot

Warten auf Bodot

es spielen mit:
ein gewitzter Vogel
ein frecher Marienkäfer
Die 10-jährige Susi
Der Henker
Der US-Präsident

eine kleine Lichtung im Schwarzwald.
Vogel: Piep, piep, piep, piep, piep
Käfer: Schnauze!
Vogel: Piep, piep, piep, piep, piep
Käfer: Hastes an den Ohren?
Vogel: Piep?
Käfer: Ob du es an den Ohren hast?
Vogel: Piep!
Käfer: Na warte, du kleiner...
Frecher Marienkäfer frisst gewitzten Vogel auf. Nach getaner Arbeit stößt der Käfer einmal kurz auf und erbricht sich an einem alten Baum.
Auftritt Susi

Susi: Ach ne, was ist das denn für eine Schweinerei hier? betrachtet das Erbrochene
Käfer: überfressen. Ich entschuldige mich!
Susi: betrachtet das Erbrochene genauer. Das war ja mal ein Rotkehlchen!
Käfer: unentschloßen. Kann sein.
Susi: Du...Monster!
Käfer: zuckt mit den Schultern. Kann sein.
Susi: Am liebsten würde ich dich kleines Mistvieh zertreten.
Käfer: Traust du dich doch eh nicht!
Susi: in Tränen ausbrechend. Doch...
Käfer: überlegen. Du bist zu gutmütig um einen kleinen Marienkäfer zu zertreten...
Susi: heulend wie ein Schloßhund. Nein...
Käfer: reißt das Mädchen mit seinen Füßchen um und verbuddelt es in der Walderde. Der Käfer will es später essen, wenn er wieder Hunger hat.
Auftritt Henker

Henker: betrachtet den buddelnden Marienkäfer mit Argwohn. Kann man helfen?
Käfer: Ich komme zurecht!
Henker: Ich sehe. staunt. Nicht schlecht für einen Marienkäfer...!
Käfer: Ich trainiere...
Henker: Was tust du hier so im Wald?
Käfer: Ich ernähre mich...
Henker: betrachtet das Erbrochene. Irgendetwas stimmt hier nicht. Nach einer Pause. Du scheinst ein besonderer Marienkäfer zu sein.
Käfer: Nein, ich bin nicht besonders. Die Umstände sind es. Ich bin nur einer, der wartet...
Henker: Wartet worauf?
Käfer: Auf Bodot!
Henker: Wer?
Käfer: Bodot!
Henker: Wer zum Henker ist Bodot?
Käfer: Ich weiß nicht...
Henker: Wer ist Bodot?
Käfer: Ich kenn ihn nicht...
Auftritt des US-Präsidenten
Mr.-P.: aus einiger Entfernung. Hier ist ein geeigneter Platz. Packt eine Schaufel aus und fängt an zu graben.
Käfer und Henker gucken verwundert zu.
Henker rufend. Was zum Henker machen Sie denn da...?
Mr.-P.: erschrocken. Huch!
Käfer: Haben wir Sie erschreckt...?
Mr.-P.: versucht, zu überzeugen. Nicht wirklich.
Henker: Was haben Sie denn verbuddelt...?
Käfer: Bodot?
Henker: lachend. Vielleicht seinen guten Ruf?
Käfer: zum Präsidenten gewandt. Haben Sie Bodot gesehen...?
Mr.-P.: Wen?
Käfer: Bodot?
Mr.-P.: Kenn ich nicht. Wer soll das sein?
Käfer: Ich weiß nicht...
Es fängt an zu gewittern. Plötzlich blitzt es und der Blitz schlägt im Marienkäfer ein, der sofort tot ist.
Mr.-P.: Ich habe nichts gesehen...
Henker: Der Käfer ist tot!
Mr.-P.: Das konnte doch keiner voraussehen.
Henker: Ein unglücklicher Zufall.
Mr.-P.: Ein treuer Kerl.
Henker: Und sein ganzes Leben hat er gewartet.
Mr.-P.: Worauf?
Henker: Bodot.
Mr.-P.: Wer ist Bodot?
Henker: Ich weiß nicht.
Der Präsident nimmt seine Schaufel und fängt an, Susi auszugraben, die unter der Erde bereits erstickt ist.
Mr.-P.: Haben Sie Hunger?
Henker: Klar doch.
Mr.-P.: Ich lade Sie zu mir zum Essen ein.
Henker und Mr. President verlassen die Bühne. Susi bleibt zurück und starrt mit leeren Augen ins Publikum. Nach einer halben Stunde fällt der Vorhang.

 

Moin SAN,

Ich machs mal unkonstruktiv und belasse es bei dem kurzem Statement, daß mir dieser Text sehr gut gefallen hat. Vielleicht nicht unbedingt zum Loslachen witzig, aber du hast hier genau meinen Geschmack von absurder Komit getroffen. Sinnlos, aber gut.
Kritikpunkt: Der erste Absatz (es spielen mit). Das wirkt arg krampfhaft auf den schnellen Lacher ausgerichtet und das hat der Text eigentlich nicht nötig.

Susi Ach ne, was ist das denn für eine Schweinerei hier? betrachtet das ErbrocheneKäfer überfressen. Ich entschuldige mich!
Hier bist du mit der Formatierung durcheinandergekommen. Überhaupt wäre es vielleicht ganz gut, wenn du Sprecher und Gesprochenes durch einen Doppelpunkt trennen würdest. Liest sich einfach besser.

 

Auch hier noch mal herzlichen Dank für deine Kritik, Gnoebel, den Fehler habe ich bereits berichtigt.
Das Einfügen eines Doppelpunktes funktioniert irgendwie nicht so richtig, da werden auf einmal Zeilen verschoben und Absätze gebildet... beim nächsten Mal mach ich das mit den Doppelpunkten von vornerein! Versprochen.
P.S.: Auch hier habe ich die Besetzungen wieder herausgenommen.

 

Hallo SAN!

Also das ist mit Abstand das beste, was ich von dir bisher gelesen habe. Hat mir wirklich gefallen.
Leider gefällt mir die Formatierung des Textes nicht so ganz. Hinter den Namen solltest du Doppelpunkte setzen, um die Sache etwas überschaubarer zu machen.
Im Gegensatz zu deiner anderen Geschichte, gefällt mir die Idee des Bühnenstücks hier gut. Allerdings nimmt der letzte Satz die Fahrt aus der Geschichte. Könntest du, aufgrund der Absurdität des ganzen Textes, weglassen.


Gruß

 

Holla, Flashbak!
Was ist denn los? Schon wieder eine positive Kritik. Vielleicht werd ich ja der neue Schiller. Auf jeden Fall ein Bühnenautor. Mal sehn, ob wir da mal was nachlegen können...
Das mit den Doppelpunkten versuch ich hinzukriegen. Siehe Kritik oben!

 

Hallo Manuel,
ja, ja, ich muss zugeben dass mir dies auch weitaus besser gelungen ist als die ACAP-Serie. In der Kategorie "Humor" fühl ich mich eben zu Hause... :D

 

ALso, die Theaterform ist dir gelungen. Aber ich fand es überhaupt nicht witzig. Sorry.

 

Hallo, Tserk!
Schade, dass du es nicht witzig fandest. Ist auch ursprünglich als Persiflage zu "Warten auf Godot" von Samuel Beckett gedacht gewesen...dann greifen besonders die Gags in der 2.Hälfte besser, wenn man das Buch kennt...

 

Jepp, die Doppelpunkte machen die Sache übersichtlicher, finde ich.

wenn man das Buch kennt...
Tja SAN, das kannst du nicht von jedem deiner Kritiker erwarten ;)

 

Ist wohl, Mr. Flash!
Aber dabei handelt es sich ja fast nur um die Stellen

Henker: Wartet worauf?
Käfer: Auf Bodot!
Henker: Wer?
Käfer: Bodot!
Henker: Wer zum Henker ist Bodot?
Käfer: Ich weiß nicht...
Henker: Wer ist Bodot?
Käfer: Ich kenn ihn nicht...
Die kommen im Original so ähnlich auch vor, da ist das alles schon lächerlich, aber das habe ich hier noch mal durch den Kakao gezogen!

 

aye SAN,

vorab: ich habe beckett nicht gelesen und keines seiner stücke gesehen - absurdes theater läßt mich kalt.

nun, was gibt es zu deinem stück zu sagen, außer das es herrlich absurd ist? ich will es diplomatisch ausdrücken: nicht viel. du löst dich notwendigerwiese von der formgebundenheit und bietest, in unserem fall: dem leser, eine kaum ernst zu nehmende groteske.

okay, da du auf beckett anspielst, verwundert das nicht, aber was ist dein stück über sich selbst hinaus, abgesehen von dieser tosenden absurdität und der im starken ende mündenden situationskomik? sinn des lebens? frage nach der existenz? ich will nicht hermeneutisch an dein stück herangehen, das als persiflage gedacht ist - oder doch als hommage? - zumal die sinnlosigkeit jeden ernsthafteren zugang verschließt und mich sodann zum deppen machen würde.

was bleibt zu sagen? war nett zu lesen, mehr nicht. ich hätte noch einige änderungsvorschläge, aber die erspar' ich dir, es sei denn, du bettelst darum... ;)

und noch was: ausgereift und in einen größeren zusammenhang gebettet, würde sich die idee, die hinter dem stück steht, noch schneidiger entfalten.

art> isto

 

Hallo Artisto!
Auch Dank an dich für deine Kritik.
Nun, an alle:
Beckett wollte in "Warten auf Godot" ausdrücken, dass man sich selbst einen Sinn des Lebens setzt, indem man die Hoffnung auf etwas setzt, die nicht in Erfüllung geht.
Dies wollte er mit diesem "Warten auf Godot" ausdrücken.
Dies habe ich dazu benutzt, um meiner absurden Geschichte, die absolut keinen Sinn verfolgt (daher auch die Kategorie "Humor"), etwas Pfeffer zu verleihen, denn in diesem Stück passt ja gar nichts zusammen: ein Marienkäfer, der einen Vogel verspeist, ein Mädchen vergräbt, dann kommt auch noch irgendein Henker und dann sogar noch der US-Präsident!
Absolut bekloppt!
Und die Idee hinter dem Stück ist humorvolle Unterhaltung. Nicht mehr. Ich wollte jetzt nicht anregen, dass ihr alle über euer Leben nachdenkt...! :D :D :D

Nun denn, deine Alternativvorschläge würde ich mir gerne anhören (ohne darum zu betteln... :D , aber versprechen, dass ich sie auch verwende, kann ich nicht...)

Beste Grüße

Samuel Geckett
(Pseudonym)

 

Das Original ist dann doch deutlich witziger, aber leider steht da nicht plötzlich so ein Satz:

(Der Käfer hat gerade das Mädchen gekillt und verbuddelt.) "Der Käfer will es später essen, wenn er wieder Hunger hat."
(Habe da laut gelacht.)
Allgemein haben mir die Regieanweisungen am besten gefallen.
Wohlverdiente Empfehlung.

Ich finde den Witz "Henker: Was haben Sie denn verbuddelt...? Käfer: Bodot? Henker: lachend. Vielleicht seinen guten Ruf?" schwach. Das passt nicht zu Rest, weil es ein nicht-absurder, sondern einfach nur nicht besonders guter Gag ist. Oh, Politiker sind nicht vertrauenswürdig... Na, das mag ich nicht.

Meiner Meinung nach könntest du ruhig noch ein bisschen mit dieser Idee spielen- noch ein paar "absurdes Theater" - Gags machen. Und, weisst du, wann du wirklich mein Held wärst? Wenn du aus Becketts PROSA, also aus "Malone stirbt", "Molloy" oder so einen ebenso witzigen Text formen könntest. Oh, dann... dann... dann würde ich einen dreifachen Kotau vor dir machen. Oder 1 sexuelle Gefälligkeit nach Wahl.
(Zum Glück halte ich es für so gut wie ausgeschlossen, dass das vollbracht wird.)

Gruß
Jona

 

Hallo all-apologies!

Was bist du denn für einer?
Sexuelle Gefälligkeit nach Wahl. Wo gibts denn sowas bitteschön?
Ich denke, dass ich (wenn ich mal wieder einen Nagel in der Kappe habe) das "absurde Theater" noch mal fortsetze. Allerdings kam mir die Idee zu "Warten auf Bodot" nach dem Lesen in der Schule des namensähnlichen Idols.
Viel Lust für meine Persiflagen extra Bücher zu lesen, habe ich nicht so viel.
Allerdings könnte ich anbieten:
Buddenbrocks
Effi Briest
Goethes Faust
etc. etc.
Vielleicht auch mal "interessante" Literatur, die durch den Kakao gezogen wird.

Nun denn, much greetings

SAN

PS.:

Nach einer halben Stunde fällt der Vorhang.
Fand das denn gar keiner lustig? Ich selbst hätte mich fast beömmelt vor Lachen. Nach einer halben Stunde fällt der Vorhang! Ist das nicht der Hammer (*schleichwerbe*). Hat sich keiner gefragt, was das Publikum in der Zwischenzeit so macht...?

 

Allgemein haben mir die Regieanweisungen am besten gefallen.
Das meinte ich damit.
Ja, es hat mir gefallen. Vielleicht am 2.besten.

Lies doch echt mal Prosa von Beckett! Klasse Zeugs! Versteht man kein Wort von! Super!
Taschüss!
Jona!

 

"Warten auf Godot" kenne ich, ziemlich apokalyptisches Zeug. Wusste gar nicht, dass Beckett auch Prosa geschrieben hat.

Nun ist ja die Idee "Warten auf Godot" zu persiflieren nicht gerade die originellste, aufgrund seiner extremen Bekanntheit und des großen Unverständnisses (oder Pseudoverständnisses) das dieses Stück meist erntet, finden sich Hinweise darauf quer durch die gesamte Popkultur. So hat mir dann auch nicht der doch sehr beliebige Inhalt Deines Stückes, sondern mehr die Form am besten gefallen. Am stärksten sind dabei wirklich die letzten Sätze: "Susi bleibt zurück und starrt mit leeren Augen ins Publikum. Nach einer halben Stunde fällt der Vorhang." Besser kann man die Anknüpfungslosigkeit mancher Inszenierung kaum beschreiben.

Gut gefallen hat mir, dass der Henker "zum Henker" sagt. Das ist ein subtiler Hinweis auf die postmoderne Selbstreflexivität des Theaters ;) *kicher*

Frage: Ist der Käfer eine Anspielung auf Eric Carles "Käfer Immerfrech" bzw. "Die Raupe Nimmersatt"? Kam mir so vor.

Gern gelesen,
Naut

 

Antwort: Ne, war keine Anspielung auf die "Raupe Nimmersatt". Jedenfalls nicht beabsichtigt. Wen hat sie denn nicht durch die Kindheit begleitet?!?

Schön, dass es gefallen hat,
SAN

 

"Hat sich denn keiner gefragt, was das Publikum in der Zwischenzeit macht?:"

Langweilen... - Am zunehmend unangenehmen Geruch verrecken?...

Mir gefällt die Story insgesamt recht gut... einziger Kritikpunkt wären der Präsidentenruf-Kalauer und der 30 Minutengag, der leider sehr unscheinbar seine Wirkung verliert.

Such mal nach einem besseren Schlusssatz (3s: widerlich) oder lass den Vorhang direkt fallen:

Henker und Mr. President verlassen die Bühne. Susi bleibt zurück und starrt mit leeren Augen ins Publikum. Der Vorhang fällt.

 

Hi elsimpeli.
Der Gag am Schluss besteht doch darin, dass das Publikum eine halbe Stunde rumsitzt und sich langweilt. Das Stück ist zu Ende, nur das Fallen des Vorhangs fehlt noch. Also ich find, dass das ein Riesengag ist.

Aber dankeschön auch für deine Kritik!

 

Hallo San,
was du lustig findest, löst bei anderen Brechreiz aus. Ich fand die Geschichte, allein die Idee gut ( Neue Ideen kommen auch nicht immer gut an, Einheitsbrei wird am liebsten gelöffelt) Manche meinen, unser Forum sei da, um der Weltliteratur Paroli zu bieten.

Herzliche gruesse vom Brunnengeist

 

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