Was ist neu

Wartezimmer des Todes

Beitritt
10.07.2002
Beiträge
807

Wartezimmer des Todes

Schweißperlen liefen ihm das ausgemergelte Gesicht hinab. Der salzige Geschmack erinnerte ihn an einen längst vergangenen Urlaub am Meer. Plötzlich wurde aus dem Krankenzimmer ein Strand an der französischen Mittelmeerküste. Die Sonne schien, Wellen umspülten seine nackten Füße und am Horizont konnte er die Segel eines Fischerbootes erkennen. Er schmeckte den herben Rotwein, den Eva und er abends getrunken hatten, er roch den gegrillten Steinbutt, den sie so gerne gegessen hatte und er spürte ihre warmen Küsse in seinem bartstoppeligen Gesicht.

„Vater?“ Ein Flüstern, leiser als der Flügelschlag eines Schmetterlings, vertrieb das Meer und die Sonne und Eva. Zurück blieb das karge, weiße Krankenhauszimmer.
Paul reagierte nicht, hielt die Augen immer noch geschlossen.
„Vater?“ Diesmal in normaler Lautstärke.
„Schrei mich nicht so an, ich bin ja nicht taub.“
„Ich dachte..., ich meine..."

Paul öffnete die Augen und sah Thomas vor seinem Bett stehen.
Der aufdringliche Geruch nach Eternity verriet, dass Christine ebenfalls da war. Später würde er das Zimmer lüften müssen. Bei seinem Glück hatte sie die beiden Blagen ebenfalls mitgebracht.

„Du dachtest, ich hätte den Löffel schon abgegeben. Tja, da muss ich dich enttäuschen. Noch röchle ich hier vor mich hin.“
Wie zum Beweis wurde er von einem hektischen Hustenanfall geschüttelt. Er hielt sich ein Taschentuch vor den Mund und inspizierte anschließend mit pathologischem Interesse die rötlich gefärbten Brocken.
„Vater, das ist widerlich.“
„Rutsch mir den Buckel runter.“
Paul knüllte das Taschentuch zusammen und legte es zurück in die Schublade.
„Hast du daran gedacht“, fragte er und schaute seinen Sohn das erste Mal direkt an.

„Schwiegervater, schau, wen wir mitgebracht haben.“
Paul schaute weiter seinen Sohn an, der sich auf seinem Stuhl wand.
„Sagt eurem Großvater Guten Tag.“
„Die Rotzlöffel sollen bleiben, wo sie sind“, schnauzte er, ohne den Blick von seinem Sohn zu nehmen.
„Aber Schwiegervater, wie kannst du...“
Mühsam drehte er sich um. Die beiden Mädchen sahen ihn mit großen Augen an. In ihrer Mitte saß Christine. Und obwohl es ihr sichtlich Mühe bereitete, schenkte sie ihm ein Lächeln, das sie sicherlich für bezaubernd hielt. Sie grinst wie eine Hyäne, dachte Paul.
„Halt dieses eine Mal die Klappe. Ich unterhalte mich mit deinem nichtsnutzigen Mann.“
„Aber Vater, so kannst du doch nicht mit Christine reden.“
Paul drehte sich wieder zu seinem Sohn. Jeder verdammte Knochen tat ihm weh.
„Hast du?“, fragte er.
„Nein, ich habe nicht“, antwortete Thomas nach kurzem Zögern
„Warum nicht?“ Pauls Stimme war jetzt nur noch ein Flüstern. Jede Kraft schien seinen ausgemergelten Körper verlassen zu haben. Wieso hatte ihm Thomas diesen Wunsch nicht erfüllt? Jeder zum Tode Verurteilte hat einen letzten Wunsch, der ihm erfüllt werden muss, dachte Paul.

„Du bist ein älterer Mann, um nicht zu sagen, ein alter Mann in einem Krankenhaus...“
„Du sollst die Schnauze halten, wenn ich mich mit meinem Sohn unterhalte.“
Christines Einwand hatte ihn wieder belebt.
„Also, warum hast du mir meinen Wunsch nicht erfüllt?“
„Eine Stereoanlage, Vater, ich bitte dich. Keiner deiner Zimmergenossen hat eine Stereoanlage.“
„Die sind doch alle schon tot.“
„Vater, sei doch bitte etwas leiser.“
„Ich werde noch früh genug leise sein.“
„Warum kannst du dich nicht einmal deinem Alter entsprechend verhalten?“ Thomas schnaufte, hob die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken, eine Geste, die Paul nur zu gut von sich selbst kannte. Trotzdem hatte er kein Mitleid mit seinem Sohn.
„Meinem Alter entsprechend. Ha, du hast ja keine Ahnung. Alt zu werden ist die Strafe für ein langes Leben. Das Alter ist ein absolut beschissener Zustand.“
„Vater, bitte, die Kinder.“
„Die werden’s auch noch erfahren. Gib mir eine Zigarette.“
„Nein, ich werde dir keine Zigarette geben. Wir sind hier in einem Krankenhaus und du hast Lungenkrebs.“
„Erzähl mir nicht, was ich schon weiß. Gib mir eine Zigarette oder geh zum Teufel.“
„Vater, ich weiß nicht...“
„Aber ich. Gib her.“

Paul zündete sich die Zigarette an, inhalierte tief und schaute gedankenverloren dem Rauch nach, den er aus seiner Nasenhöhle entweichen ließ.

„Wenn man jung ist, ist alles wunderbar, ein einziger langer Sommer. Die Nächte sind wärmer, die Sterne strahlen heller, die Mädels sind weicher und williger. Wenn man jung ist, ist man nicht krank, man hat höchstens zu viel getrunken. Alle Freunde leben noch, und man unterhält sich nicht über Prostatabeschwerden sondern über Motorräder, Mädels und Musik.
John Lee Hooker gab mir den Blues, die Stones machten mich zum starken Mann, die Beatles entführten mich nach Liverpool und Springsteen zeigte mir die USA.“

Vorsichtig drückte Paul die Zigarette in einer leeren Puddingschüssel aus.

„Die Nächte in diesem weißen Zimmer sind kalt, die Sterne nicht zu sehen, all meine Freunde sind verkalkt, in ein Altersheim abgeschoben oder gestorben und Eva ist auch schon lange nicht mehr unter den Lebenden.“ Pauls Stimme war immer leiser geworden, doch jetzt erhob sie sich noch einmal.
„Und da gönnt mir mein verfluchter Sohn noch nicht einmal, dass ich mir in den letzten Stunden meines verdammten Lebens die Musik anhören kann, die mir gefällt. Ohne Stereoanlage brauchst du dich hier nicht mehr sehen zu lassen.“

„Thomas, wir gehen.“
Christine sprang auf, zerrte die Mädchen aus ihren Stühlen und raste aus dem Zimmer.
Paul sah seinen Sohn an. Der zuckte mit den Schultern und stand ebenfalls auf.
„Du änderst dich nie – noch nicht einmal hier“, sagte er.
Dann ging auch er hinaus.
Paul schloss die Augen.

Nach einer winzigen Ewigkeit hörte er, wie jemand die Tür öffnete und an sein Bett kam.
„Guck mal, Opa, ich habe dir meinen Diskman mitgebracht.“
Er schaute auf. Susanne stand vor ihm. Oder war es Sabine? Er konnte die beiden Gören einfach nicht auseinander halten.
„Und noch zwei CDs. Die sind von Sabine. Ob die Beatles da drauf sind, weiß ich aber nicht.“
Vorsichtig nahm er ihr den Diskman aus der Hand. Und wieder schmeckte er den salzigen Geschmack des Meeres. Doch diesmal waren es Tränen, die ihm über das Gesicht liefen.

 
Zuletzt bearbeitet:

uh!!! verdammt gut!
hi george,
diese geschichte hat mich zum lachen gebracht, und am ende fühlte ich eine gänsehaut. es gibt also keine bessere kritik, die ich geben könnte.
mir brannte sich als leser die frage auf, wieso der vater mit vater angesprochen wird. die schwiegertochter sagt sogar schwiegervater zu ihm. uih - das ist eine kühle familie, die der mann kreiiert hatte. am ende hörte ich aber nicht "grossvater", sondern opa.
*hehe* mein opa konnte auch keinen leiden - nur seinen enkel, weil der einen dreck um sein gemurre gab!
hier eine stelle, die ich einfach mal hervorheben möchte:

Alt zu werden ist die Strafe für ein langes Leben.
*hehe*

das ende ist auch voll nach meinem geschmack - hier wird liebgewonnen, egal ob er will oder nicht :D !
ne -echt, sehr gute geschichte
bye
barde

p.s. halt doch - da ist ein kritischer punkt: der titel ist müll. "wartezimmer des todes" - mensch, das passt doch gar nicht.

 

Hallo george!

Du schilderst, finde ich, sehr gut dieses "sich-verpflichtet-fühlen", den kranken Vater zu besuchen. Die ganze Familie mitbringen, scheinbar dasein, helfenwollen, in Wirklichkeit nur Theater des Sohnes...Die Charakterisierung des grantigen, realistischen Großvatrers gelingt Dir ausgezeichnet! :) Der Schluss gefällt auch mir sehr gut, irgendwie passt er so, wie er ist, genau...

Zwei Kleinigkeiten sind mir noch aufgefallen:

Blagen
Kenn ich nicht, diesen Ausdruck. Meinst Du Plagen? oder Bälger?

Und obwohl es ihr sichtlich Mühe bereitete, schenkte sie ihm ein Lächeln, das sie sicherlich für bezaubernd hielt.
sichtlich und sicherlich. Fällt irgenwie auf, vielleicht kannst Dus umformulieren?

Schöne Grüße, Anne

 

Hallo George!
Ich bin sehr angetan von deiner Geschichte, weil sie "anders" ist. Ein bitterer Geschmack von sarkastischem Humor und Realismus schwingt in jeder Zeile mit.
Selten habe ich hier eine Story gelesen, die mehr an empathischen Impulsen setzte als deine. Ganz ehrlich, mir gefällt sie sehr, sehr gut, und das will was heißen bei einem alten Nörgler wie mir (irgendwie bin ich wie dieser alte Mann :D).

Sein letzter Wunsch könnte auch meiner sein: Musik, vornehmlich von den Beatles. Schon deshalb konnte ich mich gut "reinversetzen" in das Geschehen.

Herausragend fand ich noch den Schluss:

Und wieder schmeckte er den salzigen Geschmack des Meeres. Doch diesmal waren es Tränen, die ihm über das Gesicht liefen.

Wow! Kein Wort zu wenig, keines zu viel, einfach perfekt! Kompliment.

 

Servus George!

Die Geschichte ist wirklich gut geschrieben und wendet sich bewusst von Krankenbesuchsheucheleien ab. Ob ein Mensch wie dieser Mann, der gerne schroff ist, unnahbar und fordernd, auch beleidigend, in Tränen ausbricht, wenn das Kind ihm eine Freude macht? Möglicherweise, aus Selbstmitleid, er spürt seine Macht schwinden, die Liebe zu ihm bleibt aus. Scheinbar hat er seine Kinder zu dieser Angepasstheit erzogen, ihnen keine Würde mitgegeben. Die barsche Distanz ist nun wohl nicht mehr mit Liebe überbrückbar. Das Enkelkind tut sich mit dem Lieben leicht weil es eine andere Beziehungsgeschichte hat.
Seine Erinnerungen an Eva zeigen aber einen ganz anderen Menschen, verträumt, sehnsuchtsvoll. Irgendwo ist der Weg falsch gelaufen, aber wo?
Eine interssante Geschichte die viel Gedankenspiel zulässt.

Lieben Gruß schnee.eule

 

Hallo Barde,
ich hoffe, das funktioniert hier so, wie ich mir das in meiner Naivität vorstelle :confused:

Vielen Dank für die Blumen. Obwohl schon etwas älter, gefällt mir die Geschichte auch sehr gut (was ich ganz sicher nicht von all meinen Stories behaupten kann - aber wer kann das schon?)

p.s. halt doch - da ist ein kritischer punkt: der titel ist müll. "wartezimmer des todes" - mensch, das passt doch gar nicht.

Mist, da bist du nicht der erste, der mir diesen Titel "vorwirft". Liegt wahrscheinlich daran, dass ich bei dieser Geschichte gar nicht lange über den Titel nachgedacht habe (ganz gegen meine Gewohnheit). Er war halt irgendwann da - und erst dann habe ich eine Geschichte drumherum gebaut. Und obwohl schon die "Erstleser" am Titel herumgemotzt haben, konnte ich mich nicht von ihm trennen. Bin wahrscheinlich einfach zu sentimental für diesen Job.

Liebe Grüße
George

 

Hallo Anne,
vielen Dank für deinen Kommentar.
Vielen Dank auch für den Hinweis auf die "Doppelung" von sichtlich und sicherlich. Ich weiß nicht, wie oft ich den Text jetzt schon gelesen habe, aber das ist mir bisher tatsächlich noch nicht aufgefallen. Wahrscheinlich wird man mit der Zeit einfach "betriebsblind" :dozey:
Bei einer nochmaligen Überarbeitung werde ich versuchen, diese Doppelung zu vermeiden (wobei mir auf die Schnelle auch keine Lösung einfällt)

Kenn ich nicht, diesen Ausdruck. Meinst Du Plagen? oder Bälger?

Nö, ich meinte schon Blagen. Dat sacht man hier umgangssprachlich für Kinder. Bälger meint wohl das gleiche. Da du aber nicht die erste warst, die diesen Begriff nachfragt hat, habe ich mal schnell im Duden nachgeblättert. Es gibt ihn tatsächlich. Uff - Glück gehabt.

Liebe Grüße
George

 

Hallo George.
Eigentlich ist ja alles schon gesagt worden, aber ich möchte dennoch los werden, dass ich deine Geschichte absolut klasse fand. Der Charakter von dem alten Scheißkerl, deren Reaktionen und Äußerungen man total gut nachvollziehen kann, ist dir wirklich gut gelungen. Das er mal anders gewesen sein muss, lässt sich schon daran erkennen, dass er einen solchen Waschlappen also Sohn hat. Vielleicht hat der sich aber auch von Christines Duft benebeln lassen. Na ja auf jeden Fall bin ich schwer beeindruckt...

Liebe Grüße
Andrea

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Rainer,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Nachdem dir meine "Götterdämmerung" nicht ganz so gut gefallen hatte (wahrscheinlich erinnerst du dich gar nicht mehr an diese Geschichte), war ich gespannt, ob (und wie) du das "Wartezimmer" kommentieren würdest. Das dein Kommentar so positiv ausfallen würde, hätte ich nicht zu hoffen gewagt. Umso mehr freue ich mich. :bounce: :bounce: :bounce:

Ein bitterer Geschmack von sarkastischem Humor und Realismus schwingt in jeder Zeile mit.
Jau, genau das hatte ich vor. Schön, dass es geklappt hat.
Sein letzter Wunsch könnte auch meiner sein: Musik, vornehmlich von den Beatles. Schon deshalb konnte ich mich gut "reinversetzen" in das Geschehen.
So in etwas könnte auch mein letzter Wunsch aussehen. Wenn ich inzwischen auch nicht mehr unbedingt "Beatles" hören würde. Da gibts dann doch Sachen, die mir besser gefallen.
Aber ich heiße ja auch nicht Paul :D

Thänks und Gruß
George

 

Hallo Schnee.eule,

vielen Dank für deinen Kommentar.

Irgendwo ist der Weg falsch gelaufen, aber wo?

Wenn ich das wüsste. :confused:

Die Suche nach der verpassten Weggabelung wäre bestimmt ein interessantes Thema für einen Roman.
But not for me. Ich bin im Moment noch zu sehr auf der Suche nach meinem eigenen Stil, als das ich mich auf einen Roman einlassen könnte.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf: Kommt Zeit, kommt Stil, kommt Roman.

Liebe Grüße
George

 

Hallo Andrea,

Eigentlich ist ja alles schon gesagt worden, aber ich möchte dennoch los werden, dass ich deine Geschichte absolut klasse fand.

so etwas kann ich gar nicht oft genug hören :) Vielen Dank.
Der Charakter von dem alten Scheißkerl,...
Wenn das bloß mal nicht Paul zu hören bekommt. So wie ich den alten Sack inzwischen kennengelernt habe, würde er sich von seinem Krankenlager erheben (was er für eine andere Kurzgeschichte schon getan hat) und dir den Scheißkerl um die Ohren hauen :) :)

Nichts für ungut und ganz liebe Grüße zurück

George

 

Hallo George,

die Geschichte ist gerade ein paar Tage alt. Ich las sie und dachte, dass ich später einen Kommentar abgeben kann. Schon musste ich sie suchen.
Wie die Familienmitglieder miteinander umgehen, lässt mich erschaudern. Und wie du es schreibst, so gut auch.
Es kam mir richtig hoch. Der Titel klingt nach einer Horrorgeschichte. Beinahe hätte ich ihn nicht ausgewählt. Gott seit dank, habe ich es doch gemacht.

Lukasch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo

Also die überschäumende Kritik der anderen kann ich bei der Geschichte überhaupt nicht teilen. Erstens ist sie unglaubwürdig, ich meine, der Mann liegt im Sterben, spuckt Blut, hat Lungenkrebs - selbst wenn er seine Verwandten vielleicht haßt und so behandeln will, wie er sie in der Geschichte behandelt - ich bezweifle, dass man in einer solchen Situation physisch und psychsich dazu noch in der Lage ist.
Zweitens kommt sie mir ein bisschen "humorig" vor, was nicht beabsichtigt war, und deshalb sehr schlecht ist. Das Motiv des Resoluten Opas, der noch am Sterbebett über seine verkommenen Verwandten herzieht. Ich weiß nicht, bei mir weckt das Assoziationen an "Sketch-up" oder diesen Opa Frey (Marco Rima) aus der Wochenshow.
Der Schuß ist kommt irgendwie überfallartig und ist daher sehr tränendrüsenreich-kitschig - und klischeehaft. Kind(Leben) bringt Opa(Tod) nochmal Erinnerung(CD+Diskman) - naja, sowas hat man in Tv-Sat1-Movie-Movies zur Genüge.
Ist natürlich nur meine Meinung.

Gruss
Martin

 

Hallo George Goodnight,

ich muß Martin widersprechen! Die Geschichte ist absolut glaubwürdig! Mein Schwiegervater starb an Lungenkrebs bei uns zu Hause und Dein Paul erinnert mich in vielem an ihn! Er war auch schroff, kurz angebunden und schnell genervt von den Enkeln. Und auch bei ihm waren es die Enkel, die ihn durch ein Wort oder eine Berührung in Tränen ausbrechen ließen......
Die Geschichte hat mich sehr berührt! Sie ist großartig!

Ich hoffe nur, daß ich nicht so war, wie Deine Christine......

Ganz liebe Grüße
Barbara

PS. "Wartezimmer des Todes" als Titel finde ich gar nicht so schlecht, und zwar, weil mein Schwiegervater genau dies Wort für seinen Zustand selbst verwendet hat, es war mir also irgendwie vertraut!

 

Hallo George,
wer bei deiner Geschichte meckert, tut es aus Höflichkeit. Selbst der Titel ist meiner Meinung nach in Ordnung und angebracht. Inhalt und Art der Abhandlung sind große Klasse.
Gruß Charly

 

Lieber George,

was für eine berührende und zugleich bedrückende Geschichte. Ich weiß nicht, was die Vorkritiker alle geschrieben haben, werds mir gleich noch durchlesen, aber ich wollte mich nicht ablenken lassen, von meinen eigenen Gedanken zu dieser Geschichte.
Flüssig geschrieben und ich kann dir nur mittlerweile bescheinigen, dass ich, bislang wenn ich Texte von dir gelesen habe, eine sehr ausgereifte Sprache und einen ansprechend lesbaren Schreibstil jeweils vorfinde, so dass es schon fast langweilig ist, es immer wieder in den Kritiken zu erwähnen.(Achtung, dies war ein 51/2 Zeilen Bandwurmsatz ;) )

Ich tu's trotzdem, denn sonst könnte ich nur eine sog. Einwortkritik schreiben mit dem Wort: "gut".

Naja, ein bisschen mehr hab ich dennoch anzumerken:

zwei Stellen würde ich verbessern und zwar die Stelle, an welcher er sich gleich zu anfangs an den Steinbutt erinnert. Den Geschmack würde ich beschreiben, nicht so pauschal bleiben mit der Aussage, dass der ihm damals gut geschmeckt hat. Wenn du ins Detail gehst, dann weiß der Leser eh, dass dieser Steinbutt eine Köstlichkeit gewesen ist, immerhin fängst du es ja schon gut an mit der Form der Zubereitung. Vielleicht hat der Steinbutt saftiges weißes Aroma gehabt vermischt mit Zitrone oder sein weißes festes Fleisch schmeckte nach Meer salzig und saftig.

Dann spricht Paul, als er seinen Sohn wegen dessen Verstocktheit anklagt, irre lange. Wenn er Lungenkrebs hat, dann kann er gewiss noch alles, aber keine langen Monologe mehr reden. Ich würde dazwischen ihn eine winzige Pause machen lassen, in der er kurz mal räuspert, hustet, Luft holt, sich vielleicht ein bisschen anders im Bett zurechtlegt, was auch immer, damit der Monolog unterbrochen wird.

Dann finde ich die Schwiegertochter ein bisschen zu sehr überzeichnet, ohne dass ich dir sagen könnte, an welchen Stellen du sanfter in deiner Darstellung sein könntest. Es wirkt ein wenig plakativ, auch Paul's Verhalten gegenüber den Enkeln ist mir zu überzeichnet, ne kleine Prise weniger täte der Tiefe dieser gut.

Genug angemerkt, denn ich möchte nicht versäumen, dir zu bescheinigen, dass ich diese Geschichte für eine echt gute halte und mir nur mit meinen Anmerkungen ihre Perfektion wünsche, aber natürlich handelt es sich um meine private ureigene Idee von Perfektion, die keineswegs mit der deinigen oder mit der der anderen Kritiker übereinstimmen muss, weshalb es halt nur Anregungen von mir sind. (Achtung 7 1/2 ;))

Lieben Gruß
lakita

 

Liebe Elvira,

vielen Dank für Deinen langen Kommentar. Besonders der Bandwurmsatz zu Beginn des Kommentars hat es mir angetan. Wir könnten ja einen Wettbewerb der langen Sätze ("Die Nacht der langen Sätze") ins Leben rufen ;)

Besonders dankbar bin ich Dir für die Hinweise bzgl. des Steinbutts und des langen Monologs. Da ich beabsichtige, die Geschichte für einen Wettbewerb einzureichen, muss ich mich sowieso noch mal an eine Überarbeitung machen. Da helfen solche Hinweise enorm. :thumbsup:

Dein Einverständnis vorausgesetzt und sofern es meine Zeit, die im Moment wegen Arbeit, Katzen und anderer Dinge, die mir im Kopf herumgehen, und von denen ich Dir ja bereits erzählt habe - nein, leider hab ich immer noch kein Ergebnis! -, beansprucht ist, zulässt, werde ich Dich in den nächsten Tagen mit einer, wenn auch wahrscheinlich nur leicht, aber dennoch voller Herzblut überarbeiteten Fassung belästigen.

Das waren 63 Wörter. Und somit zwei mehr als in Deinem 7 1/2 Zeilen langen Bandwurmsatz. Was beweist: Meiner ist länger! :bounce: :bounce: :bounce:

Liebe Grüße
George

 

Sorry an alle, bei denen ich mich damals nicht bedankt habe (Lukasch, Martin, al-dente, Heiko und CharlyM). Hab's irgendwie übersehen, vergessen oder ich weiß auch nicht mehr :(

Vielen Dank für eure Kommentare, die mir sicherlich bei der Überarbeitung helfen werden.

Gruß
George

 

Hallo George,

ich bin sehr berührt von deiner Geschichte.

Auf der einen Seite veranlassen die patzigen Kommentare des kranken Mannes einen manchmal wirklich zum Schmunzeln, obwohl sie auf der anderen Seite doch so realistisch sind. Der Mann spürt, wie wohl viele alte Leute, dass sie nicht mehr erwünscht sind, sich still in ihr Bett legen sollen und ihren Mund halten. Eine Stereoanlage ist ein unangepasster, unbequemer Wunsch. Mir fällt in diesem Zusammenhang ein Zitat ein: "Jeder möchte alt werden, doch keiner will es sein."

Wunderschön fand ich auch die Erinnerungen des Mannes. Die hast du so super hinbekommen, dass man sie richtig vor sich sehen konnte. Mich jedenfalls haben sie sehr berührt.

Das Ende war klasse. Mehr kann ich dazu eigentlich nicht sagen.

Totaler Lesegenuß von der ersten bis zur letzten Zeile!

LG
Bella

 

Da sind durch Jynx' Wühlarbeiten doch noch einige Kommentare zu dieser alten Geschichte hinzugekommen.

@ Jynx
Danke erst einmal für die archäologischen Ausgrabungen ;)

An der Geschichte stimmt einfach alles.
Mehr als diese lobenden Worte kann man als Autor nicht verlangen. Danke!
Die Schluss-Szene macht die Geschichte vollkommen rund
Das sagst Du und das sehe ich genauso, aber es gibt ja auch noch andere Meinungen:
Marius Manis schrieb:
Was mich aber wirklich störte, war der Schluss. Erst war ich positiv überrascht und dachte mir "Mensch, das kommt gut rüber". Doch die letzten "erklärenden" Worte
Zitat:
"Doch diesmal waren es Tränen, die ihm über das Gesicht liefen." haben mich genervt. Warum traust Du "mir" nicht zu, das selbst zu wissen? Wer beim Lesen tatsächlich nicht spürt, dass es Tränen sind, ist eh nicht Dein Leser...
Ersteres kann ich gut verstehen. Es gab eine Zeit, da habe ich um diese "runden" Geschichten einen regelrechten Bogen gemacht. Das ist ja so eine Journalistenweisheit: Am Ende auf den Anfang zurück kommen. Wie gesagt: Nervt mich auch oft - aber in diesem Fall ist es bewusst so gesetzt und war von Anfang an so geplant.

@ Marius Manis

Zu Deinen anderen Anmerkungen. Eine der ersten Leserinnen dieser Geschichte fühlte sich an eine Werbung erinnert, in der "Paul" eine Rolle spielte (ich glaube, es war: "Ich will so bleiben wie ich bin") und hat mir deswegen geraten, den Namen zu ändern. Ich habe es trotzdem bei Paul belassen und bin immer noch glücklich damit. Jeder Leser wird etwas anderes mit den Namen von Protagonisten assoziieren - mit viel Glück etwas ähnliches wie der Autor, aber nur mit viel Glück.

Der Titel ist Müll? Nein, keineswegs. Natürlich ist ein Krankenhauszimmer, in dem alte Menschen auf ihren Tod warten, ein Wartezimmer des Todes. Was denn sonst?

@ Bella

Totaler Lesegenuß von der ersten bis zur letzten Zeile!
Was bleibt mir da mehr zu sagen als: Danke!

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom