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Warum er es doch nicht konnte

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14.12.2007
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Warum er es doch nicht konnte

Er stand da, der Wind streifte sein Gesicht. Er begann zu zittern. Doch auf seinem Gesicht sah man keine Veränderung. Er hatte immer noch diesen entschlossenen Blick. Er wusste, dass es nun endlich so weit war. Alles würde mal vorbei sein. Während er nun über dies nachdachte, sah man ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht. Doch dann überkamen ihn plötzlich diese Zweifel und er machte wieder einen Schritt zurück. Nein, ich darf jetzt nicht wanken, dachte er. Ich muss stark sein und es tun. Es wird für alle das Beste sein. Aber sie wird es einfach nicht verstehen, da würde auch der Abschiedbrief nichts helfen. Während er darüber nachdachte, merkte er nicht, wie er sich immer weiter vom Rand entfernte.
Doch dann begann er diese Gedanken zu verdrängen, er machte wieder Schritte nach vorne. Verraten habe sie mich, bespuckt und mich ausgelacht. Sie dachten, ich würde es nicht merken, wie sie hinter meinem Rücken Witze über mich machten. Doch ich bin nicht so dumm, wie sie dachten, überlegte er. Er stand wieder fast am Rand. Entfernt begannen einige Vögel Fangen zu spielen. Sie zwitscherten wild durcheinander, doch er hörte dies nicht. Auch für das laute Treiben unter ihm hatte er kein Ohr. Er war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um auf solche Dinge zu achten.
Er begann, noch mal alles abzuwägen, dabei machte er wieder einige Schritte zurück. Er dachte, das wäre leichter, wieso dauert das nur so lange. Nun begann Schweiß über sein Gesicht zu laufen und er wurde nervöser. Die anderen würden es nicht mal bemerken, dachte er. Ich war ihnen schon immer eine Last, wurde nur von ihnen gefragt, wenn sie mich wirklich brauchten. Er schaute sich um, nun bemerkte er auch die Vögel in seiner Nähe. Wenn ich doch auch nur so sorglos umherfliegen könnte, überlegte er, ohne jegliche Sorgen. Doch wahrscheinlich wäre er selbst als Vogel alleine, erkannte er, er hatte noch nie Glück gehabt. Wieso sollte es als Vogel dann anders sein.
Nun begann er zu weinen, doch nicht wie man es normal kannte. Es war ein stummes Weinen, er verzog keine Miene, atmete ruhig, man sah nur die einzelnen Tränen langsam über sein Gesicht rollen. Wieso haben alle anderen immer so viel Glück, überlegte er, alles was sie wollen, bekommen sie dann auch. Nein, sagte er laut. Er blickte sich schnell um und stellte fest, dass niemand seinen Ausruf gehört hatte. Er wischte sich das Gesicht mit seinem Ärmel ab und flüsterte zu sich selbst, er müsste jetzt stark sein und das hier durchziehen. Jetzt stand er nur noch einen Schritt vom Rand entfernt, doch er hatte nicht mehr den festen und entschlossenen Blick wie am Anfang. Immer mehr Zweifel schossen durch seinen Kopf, er wusste jetzt nicht mehr, ob er es wirklich wollte oder doch nicht.
Das größte Problem ist sie, dachte er. Er liebte sie nicht, nein, er hatte sie auf eine andere Weise gern. Sie hatte Dinge für ihn getan, die sonst niemand gemacht hätte. Er hatte sich inzwischen einige Meter vom Rand entfernt. Blickte jedoch immer noch stur gerade aus. Was tue ich hier, fragte er sich. Wieso soll ich weiter für sie leiden. Sie wird verstehen, dass ich das alles nicht mehr ausgehalten habe. Er kam nun wieder dem Rand gefährlich nahe. Die Vögel hatten inzwischen aufgehört, wie wild durch die Gegend zu fliegen und beobachteten das Schauspiel, das er ihnen bot, interessiert. Er bemerkte wieder diese Blicke, schaute sich um, doch fand er nur die Vögel, die ihn beobachteten. Er nahm einen Stein und warf ihn nach ihnen. Sie flogen aufgescheucht davon. Ja, sogar die Vögel machen sich über mich lustig, überlegte er, weil ich zu schwach bin, das hier zu tun, nein, zu feige bin. Suche meine Ausreden bei ihr, so was hat sie nicht verdient. Er stand nun so nah am Rand wie nie zuvor, seine Fußsohlen waren schon einige Zentimeter über dem Abgrund. Er blickte entschlossen, jetzt war er wieder er selbst und bereit. In Gedanken ging er noch mal alle Fehler durch, die er gemacht hatte. Dadurch stieg seine Entschlossenheit zum Sprung.
Plötzlich klingelte sein Handy, er erschrak und wäre dabei beinahe in den Abgrund gestürzt. Sie war dran und fragte, was er denn heute Abend vorhatte. Sie könnten ja was zusammen machen. Nichts, antwortete er. Dann um acht, fragte sie. Ja, sagte er und beide legten auf. Er drehte sich vom Rand weg und begab sich auf den Heimweg. Die Vögel schauten ihm von einiger Entfernung zu und begannen, wieder Fangen zu spielen.

 

Hallo Dominik,

erst einmal ein herzliches Willkommen in dieser Community. Du reihst dich in eine
lange Reihe von Kollegen ein, die ebenfalls meinten, ihren Einstand mit einer Selbstmordgeschichte feiern zu müssen.

Das Thema hat in allen Varianten einen leider soooo langen Bart, dass du mit Anlauf in ein Fettnäpfchen gehopst bist, auch wenn die von dir gewählte B-Variante mit Happy End seltener vorkommt.

Sieht man mal von dem unglücklich gewählten Thema ab, so tust du auch in der sprachlichen Ausgestaltung einiges, um deine Leser von Anfang an abzuschrecken:

Er stand da, der Wind streifte sein Gesicht. Er begann zu zittern. Doch auf seinem Gesicht sah man keine Veränderung. Er hatte immer noch diesen entschlossenen Blick. Er wusste, dass es nun endlich so weit war.

Er, er, er ...

Danach folgt der für diesen Geschichtentypus charakteristische Alles-ist-scheiße-ich-arme-Sau-Mittelteil, leider ohne sprachliche Höhepunkte.

Bitte nimm dieses Urteil nun nicht zu persönlich, es gibt halt hier schon sooo viele ähnliche Texte. Vor einem nächsten Versuch vielleicht einfach etwas schmökern, auch in den Kritiken..

Liebe Grüße,

AE

 

Hallo AlterEgo,

nein ich nehme es nicht persönlich. Ich stelle es ja hier rein, um solche Kritiken zu bekommen. Da ich bei vielen anderen Geschichten immer ehrliche gelesen habe und auch mal zu meinen einige haben will. Diese Geschichte ist leider die einzige die ich aktuell soweit fertig habe, daher kein anderes Thema.

Danke für dein ehrliches Fazit

Dominik

 

Hi Dominik,

anders als meine Vorredner kenne ich noch nicht so viele Selbstmordgeschichten. Und ich habe nix dagegen, wenn einer auf der Kante seine Geschichte erzählt und Revue passieren läßt, wenn es eine Geschichte ist, die nachvollziehbaren Gründe erforscht.

Nun ist es bei den Selbstmorden aber so eine Sache. Wenn man sich dann alle Gründe, die dafür sprechen, hervorgeholt hat, kommt man häufig zu dem Schluß, daß es sich nüchtern betrachtet nicht lohnt.
Die meisten Selbstmorde geschehen darum ja auch eher aus dem Affekt aus einer bestimmten Stimmung heraus und verdeutlichen den sehr egoistischen aber auch nachvollziehbaren Wunsch des Selbstmörders nach Beachtung, Anerkennung und Anteilnahme. Wenn schon nicht zu Lebzeiten, dann im Tod - wo er dann aber nix davon hat.

Wahrscheinlich reicht den meisten dann schon die Vorstellung, daß...

Soviel zur persönlichen Theorie.

Was ich dann aber auch ermütend finde sind aneinandergereihte Andeutungen, die alles oder nichts aussagen.

Verraten habe sie mich, bespuckt und mich ausgelacht. Sie dachten, ich würde es nicht merken, wie sie hinter meinem Rücken Witze über mich machten.

Die anderen würden es nicht mal bemerken, dachte er. Ich war ihnen schon immer eine Last, wurde nur von ihnen gefragt, wenn sie mich wirklich brauchten.

Das größte Problem ist sie, dachte er. Er liebte sie nicht, nein, er hatte sie auf eine andere Weise gern. Sie hatte Dinge für ihn getan, die sonst niemand gemacht hätte
usw.

Was hat er denn nun durchgemacht? Was ist ihm wiederfahren?
Und was ist mit dieser Frau, wo er sich selbst belügt?
Er hat sie gern, aber er liebt sie nicht?
Er will springen, springt aber wegen einem Date mit ihr nicht?

Was haben die anderen damit zu tun?
usw.

Evtl. sollte die Geschichte erst mal den Arbeitstitel "Warum er springen will" tragen und dann solltest Du selbst erstmal ein nachvollziehbares Motiv konstruieren, was Du dann langsam aufrollen könntest.

Denn die piepsenden Vögel am Ende, die ihn ja dann doch beinahe hätten springen lassen, wirken nicht weniger konstruiert.

Fazit:
Möglicherweise ja eine Übung von Dir, um mit den Gedanken ein wenig wandern zu gehen und Dich gleich an so eine Klippe zu wagen. Allerdings muß es dann nachvollziehbar Gründe geben, warum Du andere Leser mit zur Klippe nimmst. Ansonsten langweilen sich alle, trotz dem Abgrund.

Grüße
mac

 

Hallo Dominik,

ich komme auch nicht so wahnsinnig gut mit der Geschichte zurecht. Irgendwie bleibt vieles sehr vage - angefangen von der Szenerie. Er steht an einer Klippe? In was für einer Landschaft? Scheint die Sonne? Sieht er mal herunter? Du beschränkst Dich auf die Vögel, das kommt mir etwas unrealistisch vor.

Und dann, wie von mac schon angesprochen, der Grund, warum er springen will. Ist er depressiv? Gab es einen auslösenden Moment? etc.

Auch den Titel finde ich nicht so prickelnd und eventuell etwas unpassend: warum er es doch nicht konnte oder wollte?

Viele Grüße
TeBeEm

 

Hallo Macsoja,
Hallo TeBeEM,

ich habe mir die Geschichte jetzt nochmal durchgelesen und muss euch Recht geben. Ich habe den Fehler gemacht, das ich teilweise viel zu wenig ins Detail gegangen bin. Ist alles zu oberflächlich.

Danke nochmal für die Kritik, hatte mir bei Geschichten die ich aktuell schreibe wirklich weiter geholfen.

Grüße
Dominik

 

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