Warum tangenzieren Läuse Kühe?
„Warum tangenzieren Läuse Kühe?“
R = Reporter E = Experte
R
Meine Damen und Herren hier im Studio und auch zuhause vor den Bildschirmen, wir begrüßen Sie herzlich bei unserer „Multi-Action-Performance-Show“!
Heute ist es uns gelungen, einen Experten zu gewinnen zu einem Thema von geradezu nationalem Interesse –
Sozusagen einem Thema für jedermann!
„Warum tangenzieren Läuse Kühe?“
Und Frau Dr. Krätze ist die Spezialistin, die uns rund um dieses
Heiße Eisen aber auch jede Frage beantworten wird.
Guten Tag, Frau Dr. Krätze!
Und für unsere lieben Schwerhörigen und Tauben - haha –
haben wir keine Kosten und Mühen gescheut und den Besten seiner Zunft eingeladen – den Ganzkörpergebärdendolmetsch Herrn Salamander -
- der wird unser Gespräch vergestikulieren – guten Tag, Herr – äh - Lurch -
da werden eure Ohren Augen machen – hähä - äh Verzeihung!
Und nun gleich sozusagen mitten ins Thema, Fr. Dr. Krätze
– warum tangenzieren denn Läuse Kühe?
E
Äh ja - bekanntlicherweise sind ja Läuse blutsaugende Insekten und Kühe sind innen voll Blut – und ja – die Läuse haben so Mundwerkzeuge, mit denen sie durch die Haut dringen können – wie auch andere Parasiten wie z. B. Haarlinge, Milben und Flöhe.
Die unteren Mundwerkzeuge, die Maxillen, die haben da eine ganz eigene Funktion –
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Verzeihung, aber – wie wirkt sich denn so eine Befall mit diesen Läusen, Flöhlingen oder so aus? Spürt die Kuh was davon?
E
Ja natürlich, da gibt es verschiedene Hautreaktionen:
Zuerst fallen die Haare aus, dann kommt es zu Entzündungen, Krusten- und Schuppenbildung, Exkoriationen, Impetigo und Iatro.
Später nässen dann die befallenen Stellen und eitern – die Kühe spüren starken Juckreiz und immerfort Krabbeln und Graben in und unter der Haut, wollen sich ständig kratzen und scheuern – aber die armen Tiere sind ja meistens angebunden und können das nicht!
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Verzeihung – beeinträchtigt denn das nicht die Fleischqualität?
E
Für die Überwindung der dicken Haut sind die Mundwerkzeuge der Läuse hervorragend geeignet –
Vor allem die Mandibeln der weiblichen Laus
– die sind derart elegant lanzettähnlich geformt – wunderbar!
Ein wirklich selten ästhetischer Anblick!
Die gehen durch die Haut durch wie Butter!
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Äh – und das bedeutet sozusagen, die Kühe leiden?
E
Ja natürlich, sehen Sie, sie stehen da mit hängendem Kopf und traurigem Blick, beuteln ständig die Ohren, schlagen mit dem Schwanz und treten hin und her, fressen wenig und magern ab.
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Das heisst also das Verhalten ist auch gestört?
E
Ja sicher! – die Kuh wird furchtbar nervös. Sie kann beim Melken ausschlagen oder den Eimer umwerfen oder das Melkzeug herunterkicken – schad um die gute Milch!
Sie kann sie auch einen Hornstoß versuchen – sofern sie welche hat natürlich.
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Sind denn diese Viecher – die Läuse meine ich - ansteckend?
E
Selbstverständlich – die Nachbarkuh ist sofort auch dran -
- der ganze Stall!
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Nein – ich meine auf den Menschen?
E
Ja – schon – bei engem Kontakt, bei einem sehr engen Kontakt mit der Kuh – und den hat man ja oft –
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Äh - ja? Und wie?
E
Zum Beispiel – lassen Sie mich nachdenken – ach ja – melken!
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Ah ja -
E
Da gibt es ja direkten Kontakt der Hände des Melkers mit den Zitzen der Kuh.
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Richtig, logisch, ganz klar!
Und wie zeigt sich das – beim Menschen?
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Fetzig aufreissende Blasen, dann Knoten und nässende Ekzeme an den Fingern – und wo man mit den Fingern dann so hingreift –
E
Aber lassen Sie mich das an einem Beispiel erklären – nicht nur ein Beispiel –
fast ein Schicksal!
Da gibt es eine hübsche, sanfte Kuh – genauer gesagt Fleckvieh – mit traurigen braunen Augen. Sie heisst Weibi -
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Weibi – ein schöner Name!
E
Das arme Tier war von Läusen befallen. Sie kratzte und scheuerte sich Tag und Nacht und litt fürchterlich. Sie gab auch keine Milch mehr.
Das Bauer holte daraufhin den Tierarzt, der gab dem armen Weibi eine Spritze.
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Und? Mit Erfolg?
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Nein – Weibi hörte sogar zu fressen. Der Tierarzt musste eine Harnprobe entnehmen und mit der Magensonde den Magensaft untersuchen.
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Auf dem Weg zum Labor hatte der Tierarzt einen Autounfall.
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Bei den erfolglosen Melkversuchen hatte sich der Bauer bei Weibi bereits angesteckt.
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Vom Krankenwagen aus rief der Tierarzt die Laborantin an, denn die beiden waren ein Liebenspaar.
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Der Bauer merkte es – es nutzte nichts – er musste Riggla schlachten lassen.
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Die Geliebte der Tierarztes raste sofort ins Krankenhaus, um ihn noch einmal lebend sehen zu können.
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Riggla war bösartig und störrisch, dabei aber kerngesund und hatte ein riesiges Kuhauge intensiv auf den Bauern geworfen.
Als er in den Stall kam, war sie voller Erwartung.
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Doch leider hatte sie vom verseuchten Fleisch gegessen und bekam fürchterliche Bauchschmerzen, Krämpfe, Durchfall, gurgitives Erbrechen und undulierendes Fieber. Auch sie landete daher im Krankenhaus.
E
Da stand also der Bauer am Eingang des Stalles und sah in den Abend hinaus und sah langsam einen schmutzig rinderuringelben Mond aufgehen.
Anmerkung: Diesen Text hatte ich bei einem Wettbewerb um "den schlechtesten Text" (sowas gibt´s wirklich - stammt aus Finnland!) eingereicht.
Trotz redlicher Bemühungen schaffte er es nicht einmal in die Vorauswahl.....