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Was du verdienst

Seniors
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23.01.2007
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Was du verdienst

Kira lehnte sich an die Brüstung, fühlte Beton und sah hinunter ins schlammige Wasser. Sie stellte sich vor, dort unten zu sein und um ihr Leben zu schwimmen. Voller Angst würde sie schreien, aber das Ufer wäre zu weit entfernt. Doch dann würde sie sich selbst sehen, dort oben auf der Brücke, mit dem langen, schwarzen Mantel, der Tasche voller Bücher und den im Wind wehenden Haaren. Und ihre Rufe würden verstummen, denn sie wusste dass sie von der Gestalt keine Hilfe erwarten konnte.

Die Bibliothek befand sich nicht weit von der Brücke in einem alten Gebäude mitten in der Stadt. Kurz bevor Kira ankam, begann es zu regnen. Sie nahm die Tasche hoch und legte beide Arme darum. Mit dem Fuß schob sie die eisenbeschlagene Tür auf und ein vertrauter Geruch von vergilbtem Papier stieg ihr in die Nase.
Der Mann hinter der Theke tippte Zahlenkolonnen in einen kleinen Computer mit Flachbildschirm.
»Hallo, kann ich dir helfen?«, fragte er und lächelte.
Sie stellte die Tasche ab und griff hinein, hob vorsichtig ein paar Bücher heraus und legte sie auf die Theke.
»Ich würde die gern zurückgeben.«
Er nahm die Bücher entgegen und die Barcodes leuchteten rötlich, als der Scanner sie erfasste.
»Keins ist überzogen«, sagte er.
Dann brachte er den Stapel in den rückwärtigen Bereich zu einem kleinen Wagen. Kira beobachtete, wie er darauf achtete, sie nicht zu beschädigen. Seine Finger griffen sanft zu, sie schienen die Buchrücken fast zu streicheln.
»Ich bin übrigens Hannes«, sagte er. »Bin Praktikant hier.«
Kira nickte.
»Wenn du was brauchst, frag mich einfach. Um diese Zeit ist nicht viel los.«
Kira lächelte scheu und schlich in die Ecke, in der sich die Regale mit Fantasybüchern befanden. Sie meinte zu spüren, wie sein Blick ihr folgte. Wie Hannes sie betrachtete, dieses magere Mädchen mit der blassen Haut vor dem Regal mit Büchern über Elfen, Drachen und Feen.
Ihre Finger glitten die Buchrücken entlang. Wie in Trance setzte sie einen Fuß vor den anderen. Sie lauschte in ihr Inneres, versuchte zu erkennen, ob eines der Bücher ihr etwas sagen wollte. Achtete auf die Bilder, die aus den Tiefen ihres Unterbewusstseins auftauchten. Sie sah Drachen, sich windende Schlangen. Einen Fluss, eine reißende Strömung, darüber eine Brücke. Und auf der Brücke stand ein Mensch, der sie anlächelte. Als sie genauer hinsah, erkannte sie, dass es Hannes war.
Schnell zog sie das Buch heraus und ging zur Theke.
»Fantasy?«, fragte Hannes und hob die Brauen. »Ja«, sagte sie.
»Ich lese das auch ab und zu«, sagte er. »Und dafür darf ich mir immer Lästereien von Kollegen anhören, die mir sagen, ich soll doch mal was Richtiges lesen. Richtige Literatur, nicht so einen Schund. Dabei finde ich so einen Schund eigentlich ganz okay.« Er scannte das Buch in den Computer. »Regnets draußen noch?«
»Ja.«
»Ich bin mit dem Auto hier und habe in einer halben Stunde frei. Ich kann dich mitnehmen, wenn du möchtest.«
»Ich komm schon irgendwie heim«, sagte Kira.
»Bist du sicher? Ist wirklich kein Problem. Mein Auto ist kein Schmuckstück, aber es fährt. Und vielleicht könnten wir uns da ja gemeinsam über Fantasy unterhalten.«
Kira schob eine Strähne hinters Ohr. Sie stellte sie sich vor, wie es wäre, mit Hannes im Auto zu sitzen. Vielleicht würde Musik laufen. Vielleicht würde er ihr etwas erzählen. Über sich. Über seinen Job. Würde ihr erklären, dass er eigentlich etwas ganz anderes werden wollte. Pilot womöglich. Lokführer.
Dann würden sie gemeinsam zu einem verlassenen Parkplatz fahren, er würde sich über sie beugen, ihre Bluse öffnen und die Brüste berühren.
Sie würde ihn besuchen, jeden Tag. Ihm Geschenke bringen, vielleicht. Sie würde es perfekt machen. Sie wäre perfekt für ihn. Er wäre glücklich mit ihr. Sie würde besser machen als die Male zuvor. Und irgendwann würde er sie fragen, ob sie ihn heiraten würde.
Doch dann würde alles grausam werden. Er würde sie nicht mehr schätzen. Sie verachten. Sie vielleicht schlagen. Sie dachte an ein überschminktes blaues Auge. An Lügen. An zerbrochenes Geschirr und langärmlige Pullover auf Gartenpartys.
Aber die schönen, sanften Hände - sie fragte sich, ob diese Hände grausam sein könnten.
»Kannst es dir ja noch überlegen«, sagte Hannes. »Ne halbe Stunde brauche ich noch.«

Die Sitze in dem alten VW rochen nach kaltem Zigarettenrauch. Im Beifahrerfußraum lagen Zeitschriften. Kira platzierte ihre Füße sorgfältig daneben, um deren Anordnung nicht zu stören. Sie wollte keine Spuren hinterlassen. Am Rückspiegel baumelte ein Totenkopf.
Hannes ließ den Motor an und drehte die Heizung auf, als er sah, dass Kira fröstelte.
Sie fuhren durch die Tiefgarage nach draußen. Im Dunkel der Straßen trommelten schwere Tropfen auf das Blechdach. Kiras Daumen polierte den Türgriff, die andere Hand drückte die Tasche in ihren Schoß.
»Denkst du nach?«, fragte er.
Kira schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Weil du so still bist.«
»Weiß nicht.«
»Schade, weil eigentlich hast du ne süße Stimme«, sagte er. »Außerdem könnten wir dann über Bücher reden.«
Kira starrte nach vorne auf die Straße und als sie nichts antwortete, zuckte Hannes mit den Schultern. »Wohin ich dich fahren soll, das musst du mir aber schon verraten.«
»Über die Brücke«, antwortete sie. »Am Fluss entlang. Gegenüber vom Park.«
»Ah. Nette Gegend.«
»Weiß nicht«, sagte sie. »Kann sein.«
Der Scheibenwischer schob Wasser zur Seite. Sie zählte die Zeitschriften im Fußraum. Es waren vier.
»Da vorn muss ich raus.«
»Ist gut.«
Hannes steuerte eine Parklücke an, der Rückwärtsgang protestierte laut. Nachdem er eingeparkt hatte, schaltete er zuerst den Motor aus, dann das Licht. Draußen ging ein Pärchen vorbei und lachte. Kira schob den Zeigefinger in die Mulde hinter dem Türgriff.
»Warte«, sagte Hannes. Kira hielt inne. Sie fühlte ihr Herz pochen.
»Wenn du die Bücher erst in einem Monat wieder zurückbringst, dann bin ich wohl nicht mehr da. Ich mach ja nur ein Praktikum. Und dann weiß ich nicht, wie ich dich erreichen kann. Darum, vielleicht gibst du mir deine Nummer? Dann könnte ich dich anrufen und wir könnten quatschen. Über Bücher oder so.«
Kira schluckte und sah nach vorne. Vielleicht würde dieses Mal ja alles gut werden. Vielleicht würde sie dieses Mal alles richtig machen. Aber das bedeutete, dass sie mutig sein musste. Sie dachte an seine Hände und stellte sich vor, wie er ihre Brüste damit berührte. Seine sanften Hände ihre kleinen, unscheinbaren Brüste. Ein Kribbeln breitete sich in ihrem Bauch aus und wogte durch ihren Körper. Sie wollte von Hannes besessen werden, sie wollte ihn in sich aufnehmen, seinen Körper fühlen, mit ihm verschmelzen. Sie wollte ihm gehören.
Im nächsten Moment schloss sie die Augen, beugte sich vor und ihre Lippen suchten seinen Mund, küssten ihn.
Er schrak zurück, aber dann wurden seine Lippen weicher. Sein Mund schmeckte herb, der Geruch seiner Achseln stieg ihr in die Nase, als er seine Arme um sie legte.
Hannes war perfekt, das wusste sie. Und er würde keinen Grund dafür finden, sie zu verlassen, wenn sie nur gut genug für ihn war.
Hannes zog ihren Körper an sich, seine Hände wanderten an ihrer Taille entlang nach unten bis zu ihren warmen Schenkeln.
Doch was, wenn alles ein großer Fehler war? Wenn er merkte, dass sie nicht perfekt war? Nicht perfekt sein konnte? Er würde es erkennen, früher oder später. Dann würde er zweifeln. Würde sie schlagen, sie dafür bestrafen. Andere Mädchen haben, vielleicht. Am Ende wäre sie doch wieder alleine. Die Erkenntnis, dass sie Hannes nie genügen könnte, jagte ihr einen Stich ins Herz.
»Nein, das ist falsch«, sagte sie. »Das alles hier ist falsch.«
»Wie meinst du das?«, fragte er, sein Gesicht so nah, dass sie die Poren erkennen konnte.
Und plötzlich war da Wut. Sie musste raus, weg von diesem Menschen, der sie verletzen würde. Der sie bereits verletzt hatte. Der ihr viel zu nahe war. Seine Hand war wie ein Fremdkörper, eine eiskalte Schlange und Kira spürte Ekel in sich aufsteigen. Sie versteifte sich, ihr Blick war eisig und sie stieß Hannes grob weg.
»Nimm deine dreckigen Finger von mir!«, schrie sie.
»He, was soll das denn?«, fragte er. »Hab ich was falsch gemacht?«
»Alles, du Arschloch!«, sagte sie und öffnete die Tür.
»Jetzt warte doch mal!«, rief er. »Was ist denn los mit dir?«
Kira klemmte sich die Tasche unter den Arm und stieg aus. Bis Hannes ebenfalls auf der Straße war, war Kira verschwunden.
»Ach verdammt«, sagte er. »Komm zurück! Erklär mir doch bitte, warum du das getan hast! Warum bin ich ein Arschloch? Ich bin kein Arschloch!«
Als keine Antwort kam, schüttelte er den Kopf, stieg wieder ein, parkte aus und fuhr davon.
Kira wartete verborgen in einem Hauseingang, drückte die Büchertasche an sich und sah durch den silbrigen Regen, wie sich das Auto entfernte.
»Und jetzt haust du ab, und ich hab Recht gehabt«, murmelte sie leise, dann biss sie sich auf die Unterlippe. Sie schmeckte salzig und ein wenig nach Erdnüssen.

 

Hallo Tayla!

Danke dir fürs Lesen und für deinen Kommentar.

Das mit der Fantasy hab ich geändert. Stimmt schon, das macht sie zu jung und das sollte so nicht sein. Und die Ausreden ... okay. Eventuell muss ich da noch nachbessern, damit es klarer wird.

Denkt ein Mädchen, das ja noch keine ausgiebigen Erfahrungen gemacht haben kann, wirklich schon in solchen Bahnen?

Nunja ... eigentlich wollte ich das damit ausdrücken. Also ... nicht, die ist so jung, die KANN das nicht wissen, sondern ... okay, die weiß das doch schon.

Deine anderen Vorschläge hab ich übernommen, danke dafür.

Das mit den Daumenabdrücken únd den Zeitschriften hat schon nen Grund. Aber offensichtlich ists nicht klar genug aus der Geschichte rauszulesen, hmm.

Ich überleg mal, was ich da tun könnte. :)

Bis bald und noch einen schönen Samstag,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours,

ich habe die Geschichte schon heute Morgen gelesen.
Mir fiel die typische Psychologie auf, nach der wir alle im Gegenüber zunächst einmal unsere Sehnsüchte, Ängste und Erfahrungen spiegeln und es danach beurteilen und behandeln.
Die Erfahrungen deiner Protagonistin müssen schlecht sein. Ihr Handeln wird von der Angst bestimmt, enttäuscht zu werden. Ihre Zukunftsprognose (Wenn er sicher ist, wird er gemein, vielleicht sogar gewalttätig) kann sich nur an ihrer häuslichen Erfahrung ausrichten, auch, wenn der Text das nicht explizit sagt.
Die Ambivalenz zwischen Sehnsucht und Angst ist gut getroffen. Und selbst in der Angst macht sie für das befürchtete Fehlverhalten des Gegenübers schon das eigene Versagen verantwortlich. Sie ist nicht gut genug für ihn.
Entsprechend agiert sie vor der Flucht, damit sich die erlernte selffullfilling Prophecy auch wirklich bestätigt.
Ich persönlich mochte den Text, begeistert hätte er mich allerdings eher, wenn er in diesem Kreislauf nicht stecken geblieben wäre, wenn der Konflikt nicht nur einfach gezeigt worden wäre, sondern auch angegangen. Von dem Studenten vielleicht, dem es anhand der Daten im Bibliothekscomputer ein Leichtes sein müsste, sie ausfindig zu machen, damit du die Geschichte zum Konflikt erzählen kannst.

Liebe Grüße
sim

 

Salü Yours

Ich finde wie Sim die Gedanken durchaus nachvollziehbar. Da muss irgend ein Trauma dahinterstecken, kann häusliche Gewalt sein, oder sonst eine psychische Störung (die auch durch häusliche Gewalt ausgelöst sein kann).
Ich kann auch keinen Hinweis entdecken, dass Kira noch sehr jung und Jugendlich sein soll. Ich schätze sie zwischen 17- 25, und würde daher Taylas Einschätzung wiedersprechen.

Sprachlich ist mir nichts grobes aufgefallen.

Vom Inhalt her würde ich gerne noch mehr wissen, warum sich Hannes überhaupt für Kiira interessiert. Aber ich vermute mal es ist Absicht, das ganze ausschliesslich aus ihrer Perspektive zu beschreiben. Nur so mutet es tatsächlich sogar dem Leser seltsam an (und das ist ja ein genialer Effekt, weil es mit dem Erleben von Kiira übereinstimmt) dass sich ein normaler junger Mann für "so eine wie sie" interessieren kann.

Alles in allem für mich eine saubere Geschichte, sprachlich wie inhaltlich. Gerne gelesen, aber hat mich jetzt nicht gerade vom Hocker gerissen. Wer weiss, vielleicht wäre die Idee von Sim, noch etwas mehr Konflikt reinzubringen nicht schlecht. Andererseits bin ich ganz froh, dass du die Protagonistin am Ende nicht hast von der Brücke springen lassen. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit darauf gewartet, würde von der Logik ja auch passen, aber wär halt dann nichts weiter als eine "normale" Selbstmordgeschichte. Aber ohne den Selbstmord... ich habe noch nie geraucht, aber bei mir bleibt irgendwie so ein ein bitterer-leerer Geschmack im Mund und ich stell mir grad vor, ob das zum Nikotingeschmack passt...?
Und genau diese Leere würde ich mir gefüllt wünschen.

Lieber Gruss,
Siiba

 

Salve!

Das mit dem Alter finde ich unproblematisch, nicht einmal habe ich an einen jungen Teenager denken müssen. Da ja schon das gröbste angesprochen wurde, würde ich auch dazu plädieren, doch ein wenig mehr Konflikt einzubauen. Also, dass sie da so einfach mit geht, unter dem Einfluss ihrer Vorstellungen, mit diesem über dem Daumen gepeilten taxieren ect, also, dass klappt micht so wirklich. Vielleicht ist sie so drauf, natürlich, solche Charaktere gibt es ja, nur so mit diesem ... auf den ersten Blick, damit komme ich fast nie klar, egal, wer es schreibt:D. Die Lösung könnte natürlich simpel sein: die beiden könnten sich ja schon häufiger in der Bücherei gesehen haben. So könnte es wenigstens etwas, wie eine Reflektion des Gefühlten geben. Der Rest kann ja dann so bleiben, wie es ist, ich finde das alles schon ganz gut so! Nur dieses Blitzblickflirtverlierding ist-war noch nie so meins, aber das muss auf der anderen Seite nix bedeuten;)!

Ansonst: gutes Ding!

Gruß,
Satyricon

P.S.: eine Kleinigkeit zum Schluss. Also, dass mit dem ständigen ranpressen der Buchtasche... vielleicht nicht ganz soooo oft;)!

 

Hallo sim!

Danke dafür, dass du verstanden hast, worum es geht. Ich bin ja froh, dass es durchgekommen ist, und habe mittlerweile erkannt, dass diese Geschichte nicht leicht nachzuvollziehen ist. Wir haben ja schon darüber geredet.

Ich persönlich mochte den Text, begeistert hätte er mich allerdings eher, wenn er in diesem Kreislauf nicht stecken geblieben wäre, wenn der Konflikt nicht nur einfach gezeigt worden wäre, sondern auch angegangen. Von dem Studenten vielleicht, dem es anhand der Daten im Bibliothekscomputer ein Leichtes sein müsste, sie ausfindig zu machen, damit du die Geschichte zum Konflikt erzählen kannst.

Darüber denke ich nach. Denn es könnte natürlich weitergehen, die Geschichte ist an dem Punkt vielleicht ja noch nicht zu Ende. In einer älteren Fassung sagt Kira noch, dass das nicht ihr Ausweis ist, sondern der einer Freundin. Aber ich habs gestrichen ... denn Hannes hätte natürlich auch die Freundin löchern können.

Klar. Wenn er wirklich Interesse hat, und ich denke, schon alleine sein nun ganz sicher verletzter Stolz und seine Neugier, was das denn für ein seltsames Mädchen ist, würden ausreichen, um nachzuforschen. Reizvoll ist das ja. Aber hier ging es mir nur ums Darstellen dieser Szenen. Um die Selbsterfüllung. Denn Kira tut ja letztendlich auch alles dafür, damit am Ende alles genau so ist, dass sie sich als Opfer fühlen kann.

Danke dir für deinen Kommentar! Ich würde ja zu gerne einmal eine Geschichte schreiben, die dich begeistert, aber wenn du sie magst, freut mich das auch schon sehr. :)


Hallo Siiba!

Ich kann auch keinen Hinweis entdecken, dass Kira noch sehr jung und Jugendlich sein soll. Ich schätze sie zwischen 17- 25, und würde daher Taylas Einschätzung wiedersprechen.

Ja, so in etwa wollte ich sie haben. Schön, dass du sie so gelesen hast. Aber vielleicht kam Tayla auch über den Begriff "Jugendfantasy" darauf, den ich mittlerweile ja ersetzt habe.

Vom Inhalt her würde ich gerne noch mehr wissen, warum sich Hannes überhaupt für Kiira interessiert. Aber ich vermute mal es ist Absicht, das ganze ausschliesslich aus ihrer Perspektive zu beschreiben.

Ja, das sollte nur aus ihrer Perspektive heraus beschrieben werden. Wobei du natürlich Recht hast, wenn du sagst, dass es dadurch für den Leser weniger greifbar wird. Ich hab mal ein, zwei Sätze eingestreut, durch das das etwas mehr Gewicht bekommen sollte.

Ich hab ein wenig mehr Konflikt reingebracht und ein paar Dinge stärker betont. Vielleicht wird die Geschichte dadurch nachvollziebarer.

Ob ich die Leere damit füllen kann ... hmm. Da müsste ich wohl wirklich mehr schreiben. Also eben nicht an der Stelle aufhören, sondern den Konflikt nicht nur zeigen, sondern ihn sich entwickeln lassen. Dann wäre es nicht so statisch, wie es jetzt ist. Das ist auf jeden Fall ein sehr wichtiger Hinweis.

Danke dir für deinen Kommentar!


Hallo Satyricon!

Ich hab mal deutlicher betont, warum sie doch mitgeht. Und auch das mit dem "auf den ersten Blick" ist jetzt ... hmmm, hoffentlich deutlicher. :)

Und das mit dem Ranpressen von der Büchertasche hab ich etwas reduziert.

Danke dir auch für deinen Kommentar!


Und euch allen noch nen schönen Sonntag,

yours

 

Salü yours truly,

traurig, traurig, diese innere Stimme, die das Leben gleich nach dem (ersten?) Aufkeimen wieder ersticken lässt. Das leitest Du im ersten Absatz auch gut ein: Selbst wenn ein Teil Kiras nach Leben schreit - der andere stösst sie nur tiefer hinein in die Verzweiflung. Und dieser andere Teil behält immer recht. Da muss sie sich hinter der Büchermappe verstecken, sich an ihr festhalten und in Fantasy-Welten flüchten. Wohin denn sonst?
Das liest sich flüssig, plausibel und ist gut beobachtet. Beide, Hannes (diesen arglosen, freundlichen, zugewandten Typ) und Kira (diese schüchtern-verklemmte ängstliche Frau) beschreibst Du mit viel Einfühlung. Beide kann ich gut vor mir sehen.

Randbemerkungen:

und dicke Tropfen tränkten ihre Haare
> ich weiss nicht, dieses ‚tränken’ ist irgendwie zu dick, zu gesättigt. Vielleicht netzten?

Dann zog das Buch heraus und ging
> Dann zog sie

Kiras Daumen massierte den Türgriff, die andere Hand hielt die Tasche auf ihrem Schoß. Sie überlegte, ob ihr Daumen Fingerabdrücke zurücklassen würde
> Das glaube ich nicht, durch das massieren verwischt sie wohl die Abdrücke. Das ist auch eine Stelle, die ich nicht ganz durchschaue. Will sie nicht, dass Hannes sieht, wie aufgeregt sie ist. Das wäre plausibel. Aber die Fingerabdrücke?? Könnte es sein, das sie ihren Wutausbruch vorausahnt und Angst hat, sie könnte unkontrolliert einen Mord begehen?

und sah durch den silbrigen Regen zu
> das zu kann weg

Lieben Gruss,
Gisanne

 

Halllo!
Also das mit den Fingerabdrücken habe ich so gedeutet (Bitte sagen, wenn es überinterpretiert von mir ist): Sie hat Selbstmordgedanken, und befürchtet, dass, wenn sie nun Fingerabdrücke in seinem Wagen hinterlässt, er mit dieser Sache in Verbindung gebracht wird, und dann Schwierigkeiten bekommen könnte.
Die Selbstmordgedanken vermute ich aufgrund der Anfangsszene, wo sie sich vorstellt, da im Wasser zu sein, was ich als das ins Wasser springen, also einen Versuch des Selbstmordes, deute.

Timo.

 
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Heyours!

Ich geh einfach mal durch.

der Großstadt, verzweifelt, vielleicht, und
Warum nicht einfach: vielleicht verzweifelt. So stockt es für mich.

mit dem langen, schwarzen Mantel, der Tasche mit den Büchern
Wie wärs mit einer Tasche voller Bücher?

Und ihre Rufe würden verstummen, denn sie wüsste, dass sie von der Gestalt
Konjunktiv hin oder her, dieses „denn sie wüsste“ klingt hier einfach schwach.

Die Bibliothek befand sich in einem alten, hohen Gebäude mitten in der Stadt.
Entweder alt oder hoch, ich würd mich für eins entscheiden.

Sie nahm die Tasche hoch, drückte sie an die Brust und legte schützend beide Arme darum
Kann auch weg, man weiß ja, was die Geste bedeutet.
Mit dem Fuß schob sie die schwere, eisenbeschlagene Tür
Eisenbeschlagen ist schon stark genug.

Stickige Luft empfing sie, aber der Geruch nach vergilbtem Papier vermittelte ihr ein Gefühl von Vertrautheit. So roch ihre Welt.
Vielleicht die beiden Sätze inhaltlich verbinden, da sie denselben Sinn vermitteln. Also das „Gefühl von Vertrautheit“ streichen und „ihre Welt“ einfügen. Bsp: Stickige Luft empfing sie, aber der Geruch nach vergilbtem Papier führte sie in ihre Welt. So in etwa.

Rasch ging sie auf die Theke zu und erschrak, als sie dahinter ein unbekanntes Gesicht erblickte
Wieso rasch? Du gehst so verschwenderisch mit diesen ganzen Umstandswörtern um. :D
und hatte krause, dunkle Haare.
aiaiaiaia ... ist das echt wichtig für die Handlung oder für die Charakterisierung? Nein. Und du stehst auf Doppeltes, was? :D
Er streckte die Arme, hob die Bücher vom Tisch und legte sie neben dem Computer ab. Die Barcodes leuchteten rötlich, als der Scanner sie erfasste. Es piepste fünf Mal.
Als er sich wieder zurück kam,
Sie lächelte scheu und verschränkte die Arme hinter dem Rücken.
Wie ein 4 jähriges Mädchen, das was angestellt hat? :)
Wenn du was brauchst, ruf nach mir. Um die Zeit ist nicht viel los.
Kira nickte, und ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sie sich ab,
Also wenn er das sagt, warum sollte sie dann auf eine Antwort warten? Oder weil sie nickt, muss er jetzt wieder was sagen?
Es piepste, als der Scanner den Barcode erfasste.
Einfach: Es piepste wieder oder ganz weg.
Ein rosa verliebtes Paar.
!!!

trommelten schwere Tropfen auf das Blechdach.
trommelte, Tropfen, Blechdach - du brauchst kein "schwer"

Sie überlegte, ob ihr Daumen Fingerabdrücke zurücklassen würde und wünschte sich, Hannes würde nach vorne sehen und nicht zu ihr.
Wie alt ist die? Ich stelle mir die ganze Zeit eine etwas zurückgebliebene 26jährige vor.

Und dann weiß ich ja nicht, wie ich dich erreichen kann. Darum, vielleicht gibst du mir deine Nummer? Dann könnte ich dich anrufen. Er fuhr sich durchs Haar und kämmte die kleinen Locken nach hinten, die sofort wieder zurückfielen.
Erst nach der Nummer fragen und sich dann durchs Haar fahren, das ist … Ehrlich, ich kenne keine Kerle, die sich an die Haare packen, das ist doch … unmännlich. :)
Gib mir deine Nummer, bitte!, schrie er noch. Verdammt!
Das sind zwei sehr, sehr merkwürdige Gestalten.
Entweder muss er sehr verzweifelt sein, um sich so an Kira zu klammern (obwohl er einen eigentlich normalen Eindruck gemacht hat) oder sie will, dass er das sagt und stellt sich das vor.

Ich weiß auch nicht, ob das alles so in echt passiert ist, die phantasiert auch überdurchschnittlich viel, so dass ihre Perspektive völlig unglaubwürdig ist.
Wenn die schon davon tagträumt, wie sie heiraten und wie er sie schlägt, warum nicht davon, dass er sie nach Hause fährt?
Andrerseits hebt sich dies deutlich von ihren Phantasien ab und es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass sie sich das alles nur einbildet.

Und jetzt was Allgemeines, mir gefällt die Protagonistin nicht, ich kann sie nicht richtig einschätzen, weil sie immer wieder aus der Rolle fällt, für mich ist die Charakterisierung Kiras nicht gelungen. Klar, sie ist still, schüchtern, scheint keine Freunde zu haben, phantasiert dafür zu viel, isoliert sich, aber das nehme ich ihr irgendwie alles nicht ab, als würde sie das für den Leser spielen.
Und Hannes kann ich mir auch nicht vorstellen, was sind seine Motive?, warum ist er so nett zu so einem eigenartigen Mädchen, das äußerlich gar kein Interesse für ihn zeigt. Ist er nur nett oder ist er wie sie und sucht nach einer Freundin wie Kira?, keine Ahnung.

Das Ende finde ich auch merkwürdig, ihr übereilter Kuss, seine Reaktion auf ihre Frage, ob er sie denn liebe. Die benehmen sich wie zwei Figuren aus Teeniefilmen. Ihre ganze Art und Weise finde ich künstlich.

Fazit: Thematisch durchaus interessante Geschichte, aber die Figuren machen für mich alles kaputt.

JoBlack

edit: Foxfirrrre rockt! ;P

 
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Moi yours,

ich habe die Geschichte gern gelesen, und bin auch (selbst vor Deinem edit) an keiner Stelle ins Stolpern geraten.

Für mich sind die Figuren stimmig und rund gezeichnet:
Hannes scheint mir ein ganz gewöhnlicher junger Mann, der entweder tatsächlich Interesse an ihr hat, oder sie einfach nur ins Bett kriegen will, weil es sich so praktisch anbietet.
Kira lebt in einer ständigen Interpretation der Welt, nur daß ihre Sicht dabei ein bißchen anders ist. Man kann etwas als offensichtlich ansehen, oder die verborgenen Dinge dahinter suchen, und ich denke, die meisten von uns bekommen dies halbwegs ausgewogen hin. Kira sieht hinter jeder Kleinigkeit eine interpretationsbedürftige Charade, und ihre Handlungen sind eigentlich ganz konsequent - nur laufen sie an der Realität vorbei, und daher scheinen ihre Reaktionen inadäquat. Andererseits: es gäbe auch keinen Beweis, daß sie völlig falsch läge in ihrem ständigen Vorgreifen der Ereignisse: möglicherweise würden sie heiraten, er würde sie schlagen etc. Und hier liegt natürlich das Perfide in einem solchen Wahn: man würde Kira nichtmals von ihrem Irrtum überzeugen können. Die tatsächlich absurde Problematik im Umgang mit (klinisch) paranoiden Menschen.
Soweit jedenfalls meine Sicht auf Deine Figuren.

Das gefällt mir gut, weil es die Sichtweise Kiras gut & knapp zeigt:

Kannst du schwimmen?, fragte Kira.
Schwimmen? Wie kommst du denn darauf. Klar kann ich schwimmen. Das kann doch jeder.
Ich kann nicht schwimmen, sagte sie. Rettest du mich dann?
Vielleicht würde er ihr etwas erzählen. Über sich. Über seinen Job. Würde sagen, dass er eigentlich was ganz anderes machen hätte wollen. Pilot womöglich. Lokführer. Dabei würde er sich auf die Unterlippe beißen oder mit der Hand durch die Haare kämmen.
Der gesamte Absatz:
Vielleicht würde er sie zu einem verlassenen Parkplatz fahren, sich über sie beugen, ihr die Kleider vom Leib reißen und ihre Brüste massieren. (...) Aber dann dachte sie an seine Hände und wie er die Bücher berührt hatte. An die schönen, sanften Hände. Und sie fragte sich, ob sanfte Hände grausam sein können.
Kannst es dir ja noch überlegen, sagte Hannes. Ne halbe Stunde brauche ich hier noch. Außerdem werden dann die Bücher nicht nass.

Ich finde es angenehm, daß Du keine Bewertung, keinen Blick 'von außen' einbaust, sondern uns an dieser etwas eigenartigen Welt direkt teilhaben läßt. Mir gefällt auch, daß es keine Erklärung für ihre Weltsicht gibt. Ich stelle mir eine Reihe sinisterer Szenarien vor: eine echte psychische Krankheit, eine kleine Sozialphobie, Aufwachsen in einer isolierten religiösen Sekte, Gewalterfahrungen, oder einfach 'nur' eine dramatisierte, enttäuschte große Liebe. Für sie scheinen ihre Handlungen ja berechtigter Schutz zu sein, gleichzeitig phantasiert sie sich in erotische Situationen. Ihre Interpretationen der Realität haben ja durchaus ihre stimmige, interne Logik. Hübsch verknüpft, sollte ich das hier richtig sehen.

Als Kira die Brücke überquerte, ging sie an die Brüstung und sah hinunter ins schlammige Wasser. (...) Sie würde sich selbst sehen, dort oben auf der Brücke, mit dem langen, schwarzen Mantel, der Tasche voller Bücher und den im Wind wehenden Haaren. Und ihre Rufe würden verstummen, denn sie wusste dass sie von der Gestalt keine Hilfe erwarten konnte.
Den gesamten Einstieg finde ich toll. Da ist das übliche Bild jemand steht auf Brücke - das dann aufgelöst wird in dieser Idee, sie würde sich selbst nicht retten. Wunderbar! Einerseits hat es einen Gothic-Touch, andererseits bricht es subtil mit der Romantik. Zudem ein schönes Wechselspiel Selbstbild / Fremdbild, über die gegengespiegelten Bilder oben/unten.

Die Geschichte hat ein gutes Tempo, nämlich der Hauptfigur angemessen. Nicht zu hektisch, aber auch keineswegs langweilig.

Mich hat nur eine Stelle etwas gestört (war die anfangs schon drin?), weil Kira hier eine recht locker-flüssige Unterhaltung führt, die mir nicht recht zu passen scheint:

Was liest du sonst noch, außer Fantasy?
Kira zuckte mit den Schultern. Weiß nicht. Frauenkram. Sie lächelte. Interessiert dich ganz sicher nicht.
Hannes lachte und schüttelte den Kopf. Nein, ganz sicher nicht. Dafür lese ich Werkstattbücher über die Reparatur von Oldtimern. Das interessiert dich dann wohl weniger, oder?
Kira lachte. Nein, sagte sie. Nein, wirklich nicht.
Ich denke, die story würde gewinnen, wäre dies gestrichen.

Gibt es einen Grund, die wörtliche Rede ohne Anführungszeichen zu setzen? Eher ungewöhnlich, wenn auch sicher in Büchern oft verwendet. Mich stört es nicht, weil es seltsamerweise die story in einem (optisch) harmonischen Fluß hält.

Die Sache erst mit den Fingerabdrücken hatte ich so interpretiert, daß sie denkt, er könne sie umbringen. Ob dann die Polizei über ihre Fingerabdrücke einen Zusammenhang zu ihm herstellen könnte.

Ich hoffe, ich lag nicht ganz daneben, und Du kannst ein kleines bißchen mit den Anmerkungen anfangen. :)

Herzlichst,
Katla

 

Heya, so viele Kommentare! :) Das freut mich ja sehr. Also, dann mal im Einzelnen ...


Hallo Gisanne!

Selbst wenn ein Teil Kiras nach Leben schreit - der andere stösst sie nur tiefer hinein in die Verzweiflung. Und dieser andere Teil behält immer recht. Da muss sie sich hinter der Büchermappe verstecken, sich an ihr festhalten und in Fantasy-Welten flüchten. Wohin denn sonst?

Ja, genau so ist das bei ihr. Es sind eben die zwei Teile, die zwar irgendwie voneinander wissen, aber das nicht gut genug reflektieren und daher in dieser Situation gefangen bleiben.

Das liest sich flüssig, plausibel und ist gut beobachtet. Beide, Hannes (diesen arglosen, freundlichen, zugewandten Typ) und Kira (diese schüchtern-verklemmte ängstliche Frau) beschreibst Du mit viel Einfühlung. Beide kann ich gut vor mir sehen.

Danke dafür! Ich weiß ja, dass das in der Geschichte nicht einfach ist. Also eben, diese Figuren zu verstehen. Ich glaube, man muss schon, wie sim mir gesagt hat, ein gewisses Verständnis für das Unselbstverständliche haben, damit man das sehen kann.
Wobei ich aber hoffe, dass die Figuren auch für Leute ohne ... hm, ich sag mal "Vorbildung" rüberkommen. Das ist eher mein Problem, und da denke ich, mehr Text könnte evtl. auch mehr erklären. Aber in der Geschichte wollte ich nur darauf deuten, auf das eben, was sein hätte können, in der Vergangenheit.

Deine Vorschläge hab ich angenommen, nur für das "getränkt" ist mir noch nichts Hübscheres eingefallen. "benetzt" klingt mir zu trocken. Sie soll schon nass werden da, das ist wichtig, damit sie später mit Hannes mitfährt. Also ... damit das auch ein Grund dafür ist.

Danke schön für deinen Kommentar!


Hallo TimoKatze!

Das Spannende ist ... ich glaub, das haben ja mehr Leute schon so gesagt, das mit den Selbstmordgedanken. Aber so weit geht sie in dem Augenblick nicht. Eigentlich ging es ihr darum, dass sie keine Spuren hinterlassen möchte. Damit sie, wenn sie will, einfach verschwinden kann.

Danke für deinen Kommentar!


Hallo Jo!

Okay ... deine Vorschläge hab ich fast alle angenommen. Zu den Figuren: Ich habe ein paar Dinge ganz sachte verändert. Hm. Ich hoffe, dass dadurch zumindest Hannes menschlicher und normaler rüberkommt. Auch Kira sollte jetzt fassbarer sein, wenn man das so sagen kann.

Du sprichst gerade das an, was mir selber so schwer fällt ... wie mache ich die Figuren nachvollziehbar. Denn die Szene, um die es da geht, die könnte genau so wirklich passieren. Das ist nicht nur reine Phantasterei. Mir gings darum, das Widersprüchliche in Kiras Gedanken wiederzugeben und die Verwirrung von Hannes, der sich ihre Reaktionen bis über alle Maßen einfach überhaupt nicht erklären kann. :)

Naja. Ich hoffe aber zumindest, dass Hannes jetzt männlicher rüberkommt. Auch am Ende übertreibt er nimmer so.

Und ja: Foxfire rockt. :o)

Danke dir sehr für den laaangen Kommentar!


Hallo Katla!

ich habe die Geschichte gern gelesen, und bin auch (selbst vor Deinem edit) an keiner Stelle ins Stolpern geraten.

Das freut mich sehr, sehr. Danke!

Hannes scheint mir ein ganz gewöhnlicher junger Mann, der entweder tatsächlich Interesse an ihr hat, oder sie einfach nur ins Bett kriegen will, weil es sich so praktisch anbietet.

Ja, so wollte ich ihn haben. Der hat eben Interesse an Mädchen, wie ein junger Mann Interesse an Mädchen hat. Er liest ab und an, ist aber kein Weichei. Und natürlich will er sie irgendwann ins Bett bekommen, das weiß er nur in dem Augenblick noch nicht. Ist für die Geschichte aber auch egal ... er will sie treffen, etwas an ihr findet er interessant. Vielleicht eben, dass sie Fantasy liest. Ich glaube, junge Männer sind da nicht so anspruchsvoll, wenn ein Mädchen in Reichweite ist. :)

Kira lebt in einer ständigen Interpretation der Welt, nur daß ihre Sicht dabei ein bißchen anders ist. Man kann etwas als offensichtlich ansehen, oder die verborgenen Dinge dahinter suchen, und ich denke, die meisten von uns bekommen dies halbwegs ausgewogen hin. Kira sieht hinter jeder Kleinigkeit eine interpretationsbedürftige Charade, und ihre Handlungen sind eigentlich ganz konsequent - nur laufen sie an der Realität vorbei, und daher scheinen ihre Reaktionen inadäquat.

Ja, genau. Danke, danke, dass du mich hier verstanden hast! Sie interpretiert alles, und sie sieht auch recht oft eine Bedrohung, wo es keine gibt. Vor allem dann, wenn es eben um Hannes gibt. Und ... eben, es läuft an der Realität vorbei, sie überinterpretiert und vergleicht eben das momentan Erlebte mit ihren Vorstellungen, vielleicht mit Erinnerungen. Mit ihrem Erfahrungsschatz. Und der entspricht eben nicht der Wirklichkeit.
Man könnte sagen, das, was sie gelernt hat, steht ihr jetzt im Weg.

Andererseits: es gäbe auch keinen Beweis, daß sie völlig falsch läge in ihrem ständigen Vorgreifen der Ereignisse: möglicherweise würden sie heiraten, er würde sie schlagen etc. Und hier liegt natürlich das Perfide in einem solchen Wahn: man würde Kira nichtmals von ihrem Irrtum überzeugen können. Die tatsächlich absurde Problematik im Umgang mit (klinisch) paranoiden Menschen.

Joa, genau. Sie kann ihre Gedanken ständig vor sich selbst und vor jedem anderen Menschen rechtfertigen. :) Und ... sie geht ja sogar einen Schritt weiter. Am Ende sorgt sie sogar dafür, dass sie eintreffen.

Sie nimmt ihn ja als jemanden wahr, der sie verletzt, noch bevor das überhaupt (für Hannes nachvollziehbar) passiert ist. Ihre Wahrnehmung ordnet sich ihrer Denkweise unter und sie empfindet ihn sogar als eklig.

Ich finde es angenehm, daß Du keine Bewertung, keinen Blick 'von außen' einbaust, sondern uns an dieser etwas eigenartigen Welt direkt teilhaben läßt.

Ja, ich wollte nur einen Einblick schaffen in eine ... naja, für viele doch fremde Welt. Und mich freut es sehr, dass du es mochtest und ganz offensichtlich auch verstanden hast.

Ich stelle mir eine Reihe sinisterer Szenarien vor: eine echte psychische Krankheit, eine kleine Sozialphobie, Aufwachsen in einer isolierten religiösen Sekte, Gewalterfahrungen, oder einfach 'nur' eine dramatisierte, enttäuschte große Liebe.

Puuh ... also das hier auszubreiten würde wohl zu weit gehen. :) Aber ... ja, die Dinge, die du aufgezählt hast, könnten schon zu so einem Verhalten führen. Entscheidend ist, dass sie gelernt hat: Ich werde gemocht, wenn ich bin, wie er mich will. Bin ich anders, werde ich bestraft.

Und dann gilt natürlich irgendwann, wie du schön sagst:

Für sie scheinen ihre Handlungen ja berechtigter Schutz zu sein

Genau.

Den gesamten Einstieg finde ich toll.

Puuuh, danke! Das freut mich wirklich. Ja, du hast genau das rausgelesen, was ich sagen wollte. Danke! Ich habe ja schon auf einen Kommentar gewartet in der Art wie: "Was soll den der erste Absatz? Ich würde den streichen."

Mich hat nur eine Stelle etwas gestört (war die anfangs schon drin?), weil Kira hier eine recht locker-flüssige Unterhaltung führt, die mir nicht recht zu passen scheint:

Die kam gestern spät am Abend rein und flog soeben wieder raus. :)

Gibt es einen Grund, die wörtliche Rede ohne Anführungszeichen zu setzen? Eher ungewöhnlich, wenn auch sicher in Büchern oft verwendet. Mich stört es nicht, weil es seltsamerweise die story in einem (optisch) harmonischen Fluß hält.

Ich hab das ursprünglich bei McCarthy entdeckt und dann mal in aktueller Pop-Literatur (gibts den Begriff?) darauf geachtet und festgestellt, dass das mehrere so machen. Auf mich wirkt das dann eher wie Vorlesen, wenn ich den Text betrachte. Wie du sagst, es hält einen im Fluss, das geht mir auch so.

Wenn ich eher "klassisch" erzähle, also ... hm, nicht so verdichtet, wie ich es hier mache, dann schreibe ich die Anführungszeichen schon hin.

Außerdem hats den praktischen Vorteil, dass ich die Texte überall editieren kann und keine Textverarbeitung dafür brauche, um die Anführungszeichen oben und unten machen zu können. :)

Die Sache erst mit den Fingerabdrücken hatte ich so interpretiert, daß sie denkt, er könne sie umbringen. Ob dann die Polizei über ihre Fingerabdrücke einen Zusammenhang zu ihm herstellen könnte.

Es geht ihr eigentlich darum, dass sie keine Spuren hinterlassen möchte, um jederzeit wieder verschwinden zu können. Sie will dann nichts zurücklassen, gar nichts, keinen Fingerabdruck, kein Haar ... nichts, was in ihm Erinnerungen an sie halten könnte. Aber okay, das steht so nicht im Text, daher denke ich, ich muss das ausbauen oder komplett rausnehmen.

Danke dir sehr für deinen langen Kommentar! Hat mich sehr gefreut und mir weitergeholfen.


Euch allen noch nen schönen Montag!

yours

 

Hey yours,

ich mochte die Geschichte. Ich mochte den inneren Kampf Deiner Prot., dieses Abwiegen, diese Unsicherheit - Erfahrung und Verlangen/Wünsche im Wechsel.

Ich habe die Geschichte schon vor ein paar Tagen gelesen, kurz nach dem Einstellen, sie gefällt mir jetzt besser, v.a. weil die Motivation des Typen klarer wird, auch sein Handeln nachvollziehbarer. Ich hatte mir nämlich die Frage gestellt, warum er sich da so um sie bemüht. Drängt sich jetzt mir nicht mehr so in den Vordergrund. Er wirkt authentischer und nicht nur als literarisch gewollte Gegenfigur.

Kannst du schwimmen?, fragte Kira.
Schwimmen? Wie kommst du denn darauf. Klar kann ich schwimmen. Das kann doch jeder.
Ich kann nicht schwimmen, sagte sie. Rettest du mich dann?

ziemlich gut!

Kira wartete verborgen in einem Hauseingang, drückte die Büchertasche an sich und sah durch den silbrigen Regen, wie sich das Auto entfernte.
Und jetzt haust du ab, und ich hab Recht gehabt, murmelte sie leise.

Auch sehr schön!

Ach ja, diese Leute, die sich da so selbst im Wege stehen, und die man oft nicht versteht, verstehen kann, weil man ihre Motivation nicht kennt.
Schön herausgearbeitet und nebenbei eingestreut. Ziemlich bedrückend, ihre Zukunftsvisionen.

Gern gelesen!

Fliege

 

Hallo Fliege!

Danke auch dir fürs Lesen und deinen Kommentar! :)

Ach ja, diese Leute, die sich da so selbst im Wege stehen, und die man oft nicht versteht, verstehen kann, weil man ihre Motivation nicht kennt.
Schön herausgearbeitet und nebenbei eingestreut. Ziemlich bedrückend, ihre Zukunftsvisionen.

Bedrückend, ja ... sie hat eben Angst. Aber für sie ist das normal, denke ich. Aber ich persönlich denke mir auch, ohne Probleme wäre es einfacher.

Ich habe die Geschichte schon vor ein paar Tagen gelesen, kurz nach dem Einstellen, sie gefällt mir jetzt besser, v.a. weil die Motivation des Typen klarer wird, auch sein Handeln nachvollziehbarer. Ich hatte mir nämlich die Frage gestellt, warum er sich da so um sie bemüht. Drängt sich jetzt mir nicht mehr so in den Vordergrund. Er wirkt authentischer und nicht nur als literarisch gewollte Gegenfigur.

Danke schön. Da hab ich gefeilt, stimmt. Und mir gefällt es jetzt auch besser so. Ich hab immer kein Problem, über das zu schreiben, was ich im Auge habe .. aber die Nebensächlichkeiten, die fallen immer so gern untern Tisch. Und der Kerl da, der muss ja auch ein Mensch sein, denn wenn er es nicht ist, wird auch Kira unglaubwürdig. Eben, wie du sagst: Dann ist er nur eine literarisch gewollte Gegenfigur.

Schön, dass du es am Ende als besser empfunden hast.

Bis bald ...

yours

 

Ein Zicke, diese Kira, keine Frage. Eine Frau, die nicht weiß, was sie will - an so eine zu geraten, wünsche ich keinem Mann. Natürlich muss dieses Verhalten seine Gründe haben, aber die erfahre ich in dieser Geschichte nicht. Sie fängt an mit Selbstmordgedanken und endet mit einer Schuldzuweisung an einen Fremden. Dazwischen ein Durcheinander der Gefühle, wie aus dem Nichts geboren. Verstehe das, wer will. Ich auf jeden Fall will es nicht. Obwohl ich es könnte. Weil ich Hintergrundinformationen habe, die ein zufälliger Leser nicht oder höchstens im Zusammenhang mit deinen anderen Geschichten haben kann.

Aber das darf keine Rolle spielen – eine Geschichte sollte aus sich selbst erklärbar sein. Sollte, nicht muss. Auf jeden Fall ist diese Geschichte nicht mehr als ein Fragment – eine Stunde im Leben einer Frau, die in sich zerrissen ist. Ist so, mehr steht nicht drin.

Zwei Kleinigkeiten noch: Im ersten Absatz fehlt ein Komma vor dass. Und irgendwo sollten Kleider vom Leib gerissen und Brüste massiert werden – das passt nicht zusammen, finde ich, massieren klingt nach Medizin, besser wäre da kneten, greifen oder schlicht anfassen.

 

Hey Maria!

Die Geschichte polarisiert offensichtlich recht stark. Manche können mit den Figuren viel anfangen, andere überhaupt nicht. Danke dir aber trotzdem, dass du sie gelesen hast. :)

Vielleicht habe ich sie als kleines Mädchen angesehen, weil sie auf mich nicht gerade intelligent gewirkt hat, sondern viel zu naiv und zurückgeblieben =D

Naja ... irgendwie stimmt das ja auch. Emotional ist sie sicher etwas ... hm ... kleiner.


Hallo Dion!

Ein Zicke, diese Kira, keine Frage. Eine Frau, die nicht weiß, was sie will - an so eine zu geraten, wünsche ich keinem Mann.

Ja, das kann mitunter schwierig werden, so etwas. Ich wünsche es auch keinem.

Sie fängt an mit Selbstmordgedanken und endet mit einer Schuldzuweisung an einen Fremden.

Wo liest du die Selbstmordgedanken raus? Meinst du die Szene am Anfang auf der Brücke?

Die Schuldzuweisung, ja. Wobei sie ja dafür sorgt, dass er in ihren Augen der Schuldige sein muss.

Verstehe das, wer will. Ich auf jeden Fall will es nicht. Obwohl ich es könnte. Weil ich Hintergrundinformationen habe, die ein zufälliger Leser nicht oder höchstens im Zusammenhang mit deinen anderen Geschichten haben kann.

Das mit dem "zufälligen" Leser ist ein Problem ... ja. Wobei ich mir denke, dass die Geschichte mit etwas Hintergrund auch verstanden werden kann, ohne dass man andere Geschichten von mir kennt.

Oder ... was denkst du, muss man aus den anderen Geschichten herauslesen, um diese hier zu verstehen?

Aber das darf keine Rolle spielen – eine Geschichte sollte aus sich selbst erklärbar sein. Sollte, nicht muss. Auf jeden Fall ist diese Geschichte nicht mehr als ein Fragment – eine Stunde im Leben einer Frau, die in sich zerrissen ist. Ist so, mehr steht nicht drin.

Eine Geschichte sollte sich selbst genügen, das denke ich auch. Aber ich denke auch, dass ein Leser immer einen gewissen Hintergrund mitbringt und daher manche Geschichten "einfach so" verstehen kann, und andere eben nicht.

Die Geschichte hier fängt nicht bei Null an. Würde ich das alles erklären, es würde ein Roman werden. Obwohl es reizvoll wäre ... wirklich sehr. Aber dafür fehlt mir das Durchhaltevermögen. :)

Und so habe ich eben einfach nur eine Stunde erzählt, einfach aus dem Leben der Figuren, mag sich der Leser nehmen, was ihn anspricht. Offensichtlich hats ja bei manchen auch sehr gut geklappt, was mich sehr, sehr freut.

Das Komma hab ich ausgebessert ... und überhaupt gefällt mir das ganz Konjunktiv-Geramsche im ersten Absatz nicht. Das will ich unbedingt noch ändern.

Und die Brüste werden jetzt dann berührt, und nimmer massiert. Okay. :)

Danke dir fürs Lesen und natürlich auch für deinen Kommentar!

Schönen Samstag,
yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours,

ich habe verbotenerweise ein bisschen Kommentare gestoebert, bevor ich die Geschichte gelesen haben. Das war ein ganz interessanter Effekt, weil ich von den Reaktionen her einen ganz anderen Text erwartet haette, viel enigmatischer, hehe. So war ich fast ein bisschen enttaeuscht, dass alles so eindeutig war. Die Figuren finde ich schluessig durchkonstruiert, sie schienen mir aber deswegen leider nur halblebendig. Dieses Ding, dass missbrauchte Kinder/Frauen immer denken, wenn sie nur besser waeren, dann wuerden sie nicht so mies behandelt, dass es ihre Schuld ist... tja, so soll's angeblich sein und Du illustrierst halt diese weitverbreitete Auffassung mit der Geschichte. Ich sag auch gar nicht, dass das nicht zutrifft (mir fehlen da Statistiken), aber irgendwie gibt mir dieses Ausfuettern altbekannter Weisheiten nichts Neues. Du machst diese Zerissenheit zwischen Vertrauen-Wollen und Misstrauen aus Erfahrung sehr deutlich, aber zwischen diesen beiden Polen bleibt es doch eher eindimensional. Kiras Persoenlichkeit geht mir einfach zu absolut in ihrer Rolle als gebranntes Kind auf und deshalb fuehlt sie sich fuer mich nicht echt an - sie bleibt ein Typ. So bleibt der Text fuer mich doch eher so eine typische Opferliteratur, was durch das theatralische aufs Wasser Starren und den Titel noch verstaerkt wird. Der Text ist super durchgeplant und die Figuren genau auf ihre Funktion hin zusammengebaut - was jetzt noch fehlt ist heisses Blut und durchaus auch dysfunktionale Details, die das Ganze vom Schematischen abheben.

Hier noch einige Detailmecker:

Als Kira die Brücke überquerte, ging sie an die Brüstung und sah hinunter ins schlammige Wasser.
Warum nicht: Kira trat an die Bruestung und sah hinunter ins schlammige Wasser. Finde ich ein bisschen mehr "bam!" fuer einen Einstiegssatz, na ja, ein leises "bam!" halt

Für einen Augenblick stellte sie sich vor, wie es wäre, dort unten im Fluss zu sein und um ihr Leben zu schwimmen.
"im Fluss sein" finde ich schon vom Verb her etwas blass. Indirekte Rede koennte hier mehr Unmittelbarkeit erzeugen. Vorschlag: Wie waere es wohl, dort unten im Fluss um ihr Leben zu schwimmen? Oder gar mit Konjunktiv?

den im Wind wehenden Haaren.
Wind kann eigentlich weg.
Diesen Spaltungsgedanken finde ich uebrigens recht huebsch

Dann nahm er den kleinen Stapel und brachte ihn in den rückwärtigen Bereich der Theke zu einem kleinen Wagen, auf dem sich bereits andere Bücher befanden.
Ich wuerde "trug" statt "brachte" schreiben. Persoenliche Vorliebe

Wie die Finger eines Menschen, die den Umgang mit Büchern gewohnt waren.
Es sind doch die Finger eines Menschen, der den Umgang mit Buechern gewohnt ist, deshalb finde ich das "wie" komisch. Vorschlag: Es waren die Finger eines Menschen etc.

Als er wieder zurück kam, sah Kira in seine Augen und für einen Moment dehnte sich die Zeit. Augen wie zwei dunkle Seen. Blut rauschte in ihren Ohren.
Mit solchen Formulierungen habe ich Probleme, die fuehlen sich irgendwie abgenutzt an.

Wie in Trance setzte sie einen Fuß neben den anderen, das Leder knarrte leicht.
Haben die da Lederfussboden? :hmm:

Würde sagen, dass er eigentlich was ganz anderes machen hätte wollen.
Da wuerd ich vielleicht der Schoenheit zuliebe und der Grammatik zum Trotz einen Satz im Praesens draus basteln. Wo ich herkomme wuerde man uebrigens "haette machen wollen" schreiben - das mag aber lokal variieren.

Die Sitze in dem alten VW rochen nach kaltem Zigarettenrauch vermischt mit Schweiß.
Vorschlag: und Schweiss. Es mischen sich ja eher die Gerueche von beidem als der Rauch und der Schweiss.

Kira schob den Zeigefinger in die Mulde hinter dem Türgriff.
schoenes Detail!

Kiras Blick betrachtete sein Gesicht, das Haar über der Stirn.
Also nee: Kira betrachtete sein Gesicht

Wärme breitete sich in ihrem Bauch aus und wogte durch ihren Körper. Sie spürte den Wunsch, von Hannes besessen zu werden, sie wollte ihn in sich aufnehmen, seinen Körper fühlen, mit ihm verschmelzen.
Pfuh, da muss auch was Frischeres her

Kira meinte, der Sog ihrer Gefühle würde ihre Seele auslöschen. Er war perfekt.
"Hannes", sonst bezieht es sich auf "Sog". Da war noch ein Bezugfehler, aber den finde ich jetzt nicht mehr.

Sie versteifte sich, ihr Blick war eisig und sie stieß Hannes grob weg.
Hier verlaesst Du Kiras Perspektive - sie sieht ihren Blick ja selbst nicht. Das steht Dir natuerlich frei, ich empfand es aber als Bruch.

Und jetzt haust du ab, und ich hab Recht gehabt, murmelte sie leise.
Das ist psychologisch schon clever gemacht. Die Erzaehlintention wird hier gut umgesetzt - man sieht den Teufelskreis in dem sie sich bewegt deutlich, aber mir persoenlich ist es wie gesagt schon von der Anlage her zu glatt.

Die Dialoge sind auch recht lasch, zumindest in der Buecherei.

Also: Ingesamt erkenne ich durchaus, dass da einiges an Planung im Text steckt, aber er bleibt mir zu sehr Kopfgeburt und so elende Menschenhaeuflein, die traurig ins Wasser starren, sind halt nicht mein Ding :D.

lieben Gruss,

fiz

Ah, vergessen, vergessen: Was ist das eigentlich mit den fehlenden Anfuehriungszeichen? Hmm? Hat das irgendeinen tiefen Grund, der was mit der Geschichte zu tun hat, oder ist das quasi so ein duenner Intellektuellenschal, den Du ihr umgewunden hast, weils schick aussieht und nach Bedeutung riecht?

 

Hallo feirefiz!

Danke dir mal für deinen Kommentar! Ich glaub, ich hab verstanden, was du mir sagen willst. Die Geschichte lebt nicht. Die Figuren leben nicht. So bleibts eine Illustration, ein Standbild. Aber zumindest ein ausgefeiltes. :)

sim hat das ja auch schon bemängelt ... es fehlt die Veränderung, die Entwicklung. Ich zeige ja nur was auf, aber ich fange damit nichts an. Das wäre natürlich cool gewesen, diese beiden Personen jetzt noch weiter das ganze austragen zu lassen.

Ah, vergessen, vergessen: Was ist das eigentlich mit den fehlenden Anfuehriungszeichen? Hmm? Hat das irgendeinen tiefen Grund, der was mit der Geschichte zu tun hat, oder ist das quasi so ein duenner Intellektuellenschal, den Du ihr umgewunden hast, weils schick aussieht und nach Bedeutung riecht?

Höhö. Mich zwingt das beim Schreiben, darauf zu achten, die Dialoge vom Erzähltext abzuheben. Anführungszeichen sind ja wie geschummelt. Wobei man da ja auch nie weiß, WER gerade spricht, das steht ja - wie bei mir - nur am Ende. Höchstens. Oder man weiß es, weil ein Absatz kommt.

Aber klar, ich finds schick. Du nicht? Ich mach das ja auch nicht immer so, nur in letzter Zeit. Und wenn ich klassisch erzähle, also halt ganz normale Geschichten mache, dann schreib ich die auch ganz brav hin.

Danke auch für die Detailvorschläge. Den größten Teil davon werd ich mal einfach so übernehmen.

Hallo hebelnebel!

ich habe irgendwie meistens ein Problem damit, wenn sich Autoren in diesem Forum an so einen harten Stoff wagen dh. Traumata, Missbrauch, Gewalt in der Kindheit usw. weil mir die Psychogramme, die von diesen Protagonisten gezeichnet werden meistens zu simpel vorkommen - ganz einfach aus dem Grund, weil wohl die wenigsten Erfahrungen damit gemacht haben (ohne jemandem nahe treten zu wollen).

:]

Ja. Okay. Natürlich ist das nicht einfach, solche Dinge wiederzugeben. Es ist aber auch ein Problem der Perspektive. Wenn ich über Äpfel schreibe und du kennst keine, muss ich sehr genau beschreiben, wie diese Frucht aussieht, und du wirst immer noch nicht wissen, wovon ich rede. Trotzdem hast du aber eine Vorstellung davon, vielleicht, und die wird eben so gut sein, wie ich sie dir vermitteln konnte, bzw. wie umfangreich dein Bezugsrahmen ist.

Oder anders ausgedrückt: Es gab Menschen, die diese Geschichte hier bis ins Detail nachvollziehbar fanden, und auch nicht zu simpel, sondern eben ... naja, authentisch.

Du hast aber insofern völlig Recht, als dass du sagst, dass die Psychogramme zu simpel sind, um sie verständlich zu machen. Denn ganz unabhängig davon, ob das nun Tatsachen sind, die ich beschrieben habe, oder ob es reine Fantasie ist: Es ist mir nicht gelungen, die Figuren jedem Leser nahezubringen. Das hätte evtl. besser funktioniert, wenn ich mehr erklärt hätte, wenn die Figuren das alles durchlebt hätten.

Nur wärs dann keine Kurzgeschichte mehr geworden. Aber vielleicht gibts ja nen Mittelweg.

Bei Deiner Geschichte ging es mir eben auch so, ich konnte mich in Kira nicht wirklich hineinversetzen, die Idee kam zwar rüber, aber ich hab sie eben nicht gefühlt.

Ja hm. Das scheint wohl generell ein Problem bei mir zu sein: Ich hauche meinem Personal kein Leben ein. Vielleicht hab ich Angst davor, dass sie sich dann verselbstständigen.

Irgendwann schaffe ich das. Ganz sicher. :) Irgendwann. Oder so.

Vielen Dank auch dir fürs Lesen und für deinen Kommentar!

Und euch noch einen schönen Montag.

yours

 

Hi Yours!

Ich mag die Geschichte. Wie immer bei dir, ist auch dieser Text mit feinem Pinsel gemalt und einfühlsam dargebracht. Schöne Sprache, schöner Stil.
Sehe auch keine offenen Fragen, aber vielleicht liegt dies an meiner ganz persönlichen Interpretation, fast hätte ich Konstellation gesagt, die ich hier allerdings nicht ausbreiten möchte. ;)

Ein paar Kleinigkeiten sind mir dennoch aufgefallen.

Dann stellte sich vor, wie es wäre, mit Hannes im Auto zu sitzen.
... sie sich vor, ...

Aber es kam nur kalte Luft. Kira hielt sich am Türgriff fest, fühlte Plastik und Nikotinbelag.
Es ist kein Nikotinbelag, auch wenn das immer wieder hartnäckig geschrieben wird, sondern kondensiertes Teer.
Würde hier sagen: Zigarettenkondensat

Wie kommst du denn darauf.
Fehlendes Fragezeichen.


Dann beugte sie sich vor, schloss die Augen, ihre Lippen berührten seine Bartstoppeln, suchte seinen Mund, dann küsste sie ihn.

Da es sich um die suchenden Lippen handelt, Plural: ... suchten seinen Mund.

Sincerely yours,
Manuela :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours,

Ich glaub, ich hab verstanden, was du mir sagen willst. Die Geschichte lebt nicht. Die Figuren leben nicht. So bleibts eine Illustration, ein Standbild. Aber zumindest ein ausgefeiltes.

sim hat das ja auch schon bemängelt ... es fehlt die Veränderung, die Entwicklung. Ich zeige ja nur was auf, aber ich fange damit nichts an. Das wäre natürlich cool gewesen, diese beiden Personen jetzt noch weiter das ganze austragen zu lassen.


Nee, das wars eigentlich nicht. Mir gehts nicht so um die Handlung. Wenn ich eine gute Figur habe, reicht es mir auch, wenn die sich nur die Fussnaegel lackiert. Ich bin da anspruchslos. Aber mir ist die Figur eben zu eindimensional verstoertes Opfer. Ich hab da grad ein Buch von Roddy Doyle gelesen, in dem es um eine Frau geht, die von ihrem Mann verpruegelt wird. Aber es ist eben so ganz ohne "ach" und "weh" erzaehlt, dass es nicht so erwartbare Opferliteratur wird. Ich kann es Dir schicken, wenn Du willst (PM).

Höhö. Mich zwingt das beim Schreiben, darauf zu achten, die Dialoge vom Erzähltext abzuheben. Anführungszeichen sind ja wie geschummelt. Wobei man da ja auch nie weiß, WER gerade spricht, das steht ja - wie bei mir - nur am Ende. Höchstens. Oder man weiß es, weil ein Absatz kommt.
Ich hab auch mal mit Erzaehlformen experimentiert, wo man nie sicher ist, ob eine Figur was laut sagt oder nur denkt. Aber bei Deine Geschichte finde ich eben gerade nicht so unkonventionell erzaehlt, dass das so ne Sonderform rechtfertigen wuerde, daher kam mir das so ein bisschen dick aufgetragen vor. Aber es sei Dir gegoennt ;)

lg,

fiz

 

Wow. Das hat mir richtig gut gefallen! Eine hardcore Borderlinerin, die in ihrer eigenen Welt lebt, geprägt durch ureigene, im steten Widerstreit stehende Annahmen und Überzeugungen, die sie in die Realität überträgt, was zu den kleineren und größeren Katastrophen führen muss, die sie immer nur wieder bestätigen.
Eine einsame junge Frau, die jeden zurückstoßen wird, der versucht, ihr zu helfen, weil sie überall nur Verrat wittert. Und die sich dennoch so sehr sehnt...ein gelungenes stück Literatur! Danke dafür!

 

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