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Was führt dich wo hin – was nicht glaubt
Was führt dich wo hin – was nicht glaubt
Eines Morgens stellte ich fest, als mich ein Alptraum über „traumatische Löwenaffen“ aus dem Schlaf riss:
„Menschen, Dinge, Tiere. Jemand hat mir sämtliche Gegenstände, meine Kleidung und mein Bett genommen.“
Um es passender zu formulieren:
Ich war nackt, hatte nichts zum Anziehen, nichts zum Kaputtmachen außer meinen Leib.
Ich bewegte mich vom Schlafraum in die anderen Räume – die Küche, der Speiseraum, das Wohnzimmer. Aber da war auch alles weg. Komisch dachte ich, gestern war alles doch noch da.
Dann überkam mich ein Gefühl von „Ich habe ein Geschäft zu erledigen“. Als dann noch die Geschäftszentrale blank stand, fragte ich mich ob das denn alles so voll rechtens war.
Ich überlegte scharfsinnig wie ein eingefleischter Heeresführer, hoher Stellung, im trojanischen Krieg, wie ich aus dieser Bredouille wieder wie ein Gleitmittel hinausgleiten konnte. Doch dazu fehlte mir möglicherweise eine große Portion Kreativität.
Anders lässt es sich nicht erklären, warum ich danach so im Adamskostüm wie ich angezogen war, auf die nackte Straße gelaufen bin, um kurz und bündig meine Atem- und Gedankengänge mit Frischluft zu versorgen. Okay, ich muss abschwächen – es half halbwegs.
Ich schnappte mir anschließend den nächstgelegenen „angreifbaren“ Busch, zog ihn Kraft meiner Körpermasse aus der Erde und bedeckte damit meine prekären „Körperschwerpunkte“.
So allmählich in so einer menschenüberwucherten Straße stand ich mehr und mehr im Mittelpunkt, obwohl ich mich eigentlich in einer dunklen bepflanzten Ecke befand.
Dem Gelächter und dem starken Verkehr zum Trotz, krabbelte ich zur anderen Straßenseite in den „Harry-Englands-Kosmetikladen“ (Harry, ein enger Kumpel von mir).
Da traf ich ihn gleich:
„Harry“, begann ich, „ ich brauche Hilfe, die Welt hat sich gegen mich verschworen!“
Er wollte erst mal beruhigen:
„Ja, setz dich erst mal auf den Stuhl. Du bist nicht der einzige. Auf Honolulu hat mir irgendein tollwütiger Hund meine scharfe Ratte geklaut. Auf den Balearen ging es sogar soweit, dass sie mir die Ohren so weit lang gezogen haben, dass man mir von Hamburg aus Stoßgebete zusendete. Und jetzt bis du halt mal an der Reihe!“
„Harry?“, ich verzweifelte, weil er eine zu beruhigende Aura ausstrahlte. „Was empfiehlst du mir denn aus deinem großen Erfahrungsvakuum?“
Harry überlegte geschlagene zehn Minuten und erzählte mir etwas von Kolumbus und von Nostradamus. Dann war ich bekehrt.
Ich schüttelte mich, schüttelte mich befreit von Busch und Bedürfnis, und erkannte:
Das Leben gibt dir nicht immer das was du willst. Es kommt vor allem darauf an, was du aus der Situation machst.