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Was Frauen nicht wollen

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26.08.2002
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Anmerkungen zum Text

Schluss verändert, doch noch nicht ganz schlüssig.

Was Frauen nicht wollen

Es ist ein wunderbarer Frühlingsnachmittag und Horst Dorftrögl aus Bründel an der Mofel ist schon fast zuhause; er hat sich freigenommen, hat das Büro früher verlassen und steigt aus seinem Kleinwagen, verriegelt die Autotür, geht in Richtung Haus, wo er mit seiner Gattin Helga wohnt.

Sie waren vor sechs Monaten endlich zusammengezogen. Er hatte bis vor kurzem noch anders ausgesehen als jetzt, er war ein Motorradfreak gewesen. Im ersten Monat des gemeinsamen Lebens hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn liebe, doch sich große Sorgen mache, weil er immer noch mit seiner Maschine durch die Gegend fahre, wo es doch erwiesen sei, diese Fortbewegungsart sei die gefährlichste von allen, vor allem in Herbst und Winter, jedoch auch in Sommer und im Frühling, und sie könne es nicht weiter ertragen, ihren liebsten Schatz solcher Gefährdung ausgesetzt zu sehen. Jetzt, wo sie beide ja auch Kinder wollten, sei es nun mal keine Bagatelle, wenn er sein Leben riskiere, und ob er nicht umsteigen könne auf ein ziviles Fahrzeug, wie es die Mehrheit der männlichen Menschen tue, schon allein ihr zuliebe und der späteren Kinder wegen.

Horst hatte daraufhin, ohne allzu lang zu überlegen, seine Yamaha XSR900 veräußert, sich ein Auto zugelegt, und freudestrahlend war sie in seine Arme gefallen, denn, wie sie sagte, eine Beziehung könne ja nur mit einem Mann gut gehen, der zu Kompromissen grundsätzlich in der Lage sei.

Im dritten Monat schmiegte sie sich an ihn und sagte, dass sein Erscheinungsbild nicht mehr zu ihm passe. Die Lederjacke und sein langes Haar, das wäre ja okay gewesen, als er noch das Motorrad gehabt habe, aber nun? Inzwischen? Auch ihre Freundinnen hätten schon zu ihr gesagt, dass es seltsam wäre, Peter Fonda aus einem C-Klasse-Volvo aussteigen zu sehen; und zu seinem Beruf passe es im Übrigen inzwischen gleichfalls keineswegs mehr, nachdem er seinen sinnlosen Job als Krankenpfleger endlich aufgegeben habe und mittlerweile in einem vernünftigen Büro sitze und Tabellenkalkulationen mache; wobei es sicherlich seiner Karriere nicht schaden konnte, wenn seine Chefs keine Angst haben müssten, dass er eine Läuseinfektion in die Firma einschleppe.
Sie reichte ihm den Zettel mit Frisörtermin, um ihm die 'Entscheidung zu erleichtern'. Die Lederjacke hatte sie schon dem Secondhandshop geschenkt, und im Regal im Wohnzimmer sei jetzt auch wieder Platz, wo all diese vielen missglückten Steppenwolf- und Jimi Hendrixplatten gestanden hätten.

Zwei Monate später nur verkündete sie ihm das Ende dieser seiner proletisch-barbarischen Biertrinkerei, die nun gar nicht mehr zu ihm und seiner neuen kulturellen Identität passe, ebensowenig wie seine hinterwälderischen, verwahrlost herumlaufenden und stinkenden sogenannten Freunde aus dem Motorradclub, die er noch einmal monatlich sehen zu müssen glaube, und stellte ihm ein 0,2-Liter-Glas Weißweinschorle hin.
Mit einem Seufzen hatte Horst erwidert, dass seine kulturell verwahrlosten Freunde immerhin ausnahmslos beim Umzug geholfen hatten, während die soziokulturell gepflegten Freunde aus ihrem Umfeld ausnahmslos alle verhindert gewesen seien durch Geburtstags-, Geburts- oder Todesfälle in der Verwandtschaft, spontan unfallbedingte Gehbehinderungen oder seltene Infektionen aus Guinea, Gambia, Senegal und Tansania.
Helga indes sagte ihm, sie habe ihn schon, damit er auch weiterhin einen „eigenen Bereich“ habe, und ohne sie, jeden zweiten Sonntagnachmittag, etwas Eigenes in seiner Freizeit erleben könne, in einer Canasta-Spielrunde für Männer angemeldet.
Horst lächelte trübe.

Er verriegelt die Autotür, geht in Richtung gemeinsame Wohnung und bleibt verdutzt stehen.
Vorm Hauseingang parkt diese wunderbar coole Harley Davidson.
Horst nestelt an seiner Wolljacke.

Die Haustür geht auf und Dennis Hopper kommt heraus. Langes wildes Haar, Zehnwochenbart, braune Motorradlederjacke, Metallketten um den Hals. Hinter ihm Helga, die ihn, spärlich bekleidet, nochmal zu sich herumzieht, ihre Arme um ihn schlingt und ihn küsst. Hopper macht sich los, gibt ihr einen Klaps auf den Hintern, steigt auf seine Maschine und braust davon, mit der akustischen Gewalt einer hundert Mann starken Laubbläserangriffstruppe.

Horst schleicht an ihr vorbei ins Haus, sie folgt ihm, zieht sich dabei was über.
Er fragt, wie lange das schon gehe?
Sie sagt, noch nicht so lange.
Er fragt, was denn mit Schuldgefühlen sei?
Sie sagt, dass er keine haben müsse. Er könne ja selbst nicht wirklich was dafür. Und dass es ihr auch Leid tue, wie das nun gekommen sei, doch irgendwie sei ja bei ihnen beiden zuletzt die erotische Spannung weg, „die Luft raus“ gewesen, es sei langweilig geworden. So richtig könne sie das nicht erklären, allerdings sei schon aufgefallen, dass sein Humor und sein früher markant männliches Auftreten stark nachgelassen haben, er irgendwie nicht mehr so kraftvoll wirke, ohne seine früher so geile maskuline Energie sei, und seine Anziehungskraft auf sie eben abgenommen habe; sie sei aber eine junge Frau noch und habe keine Lust, nur wegen ihm auf Sex zu verzichten.
Ob das heiße, sie wolle nicht mehr monogam leben?, fragt er.
Doch, sie wolle auch weiterhin das Monogame; nur halt jetzt mit - mehreren Männern. Eben auch den männlichen Männern.
Was?, sagt er. Wenn das alles wäre, er könne sich das Haar ja auch wieder wachsen lassen und …
Nein, sagt sie, das wäre keine gute Idee, im Übrigen habe sie eine bessere: Dennis habe im Augenblick sowieso nichts wie Ärger mit seinem Vermieter und das Haus sei – zumindest vorübergehend – groß genug für drei.
Das könne sie sofort vergessen, schreit er, dass der Typ hier einziehe! Außerdem würde er auch ohne ihre verdammte Einwilligung seine Haare wieder lang wachsen lassen – und sich auch wieder eine Lederjacke kaufen – damit das alles jetzt ein für alle mal klar sei!
Helga seufzt.


Es ist Sonntagnachmittag, vierzehn Wochen später, sie geht zu Horst in die Garage. Seine Haare sind lang, er trägt ein „Born to be wild“-T-Shirt und ist damit beschäftigt, die Maschine zu putzen. Abmontierte Teile liegen verstreut am Boden.
„Oh je“, sagt sie zu ihm. „Wie lang putzt du jetzt schon dran rum, an dem Ding? Das Essen ist gleich fertig.“
„Ich mach auf jeden Fall das vorn noch“, sagt er und taucht den Lappen ins Wasser.
„Wie du meinst“, sagt sie. „In Ordnung.“
Hinter ihr taucht Dennis auf.
„Wenn du den Luftfilter sauber hast, musst'n auch einölen“, sagt er zu Horst und küsst Helga. „Aber bis drei brauch ich den Ofen wieder für die Tour.“

 

Hallo @FlicFlac
Der Name deiner Geschichte hat mich angelockt. Was die Frauen wollen. Klingt für mich erst mal recht provokant Dann auch getaggt als Humor und Satire. Ich war also gespannt, was mich erwartet. Leider wurde mir recht schnell klar, dass dein Humor nichts für mich ist und Satire habe ich ehrlich gesagt vergeblich gesucht.
Humor ist ja immer so eine Sache. Lässt sich bekanntlich trefflich drüber streiten. Allerdings hat mich dein Text darüber hinaus auch ein wenig geärgert. Ich habe versucht, das an ein paar Stellen herauszustellen.

Sie waren vor sechs Monaten endlich zusammengezogen.
Hui, eine ziemlich kurze Zeitspanne für die anstehende Entwicklung, wie ich finde.
ausgesehen als jetzt, er war ein Motorradfreak gewesen.
Im ersten Monat des gemeinsamen Lebens hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn liebe, doch sich große Sorgen mache, weil er immer noch mit seiner Maschine durch die Gegend fahre, wo es doch erwiesen sei, diese Fortbewegungsart sei die gefährlichste von allen, vor allem im Herbst und Winter, jedoch auch im Sommer und im Frühling, und sie könne es nicht weiter ertragen, ihren liebsten Schatz solcher Gefährdung ausgesetzt zu sehen. Jetzt, wo sie beide ja auch Kinder wollten, sei es nun mal keine Bagatelle, wenn er sein Leben riskiere, und ob er nicht umsteigen könne auf ein ziviles Fahrzeug, wie es die Mehrheit der männlichen Menschen tue, schon allein ihr zuliebe und der späteren Kinder wegen.
Uff, was für ein Satz. Warum?, frage ich mich. Warum nicht unterteilen und etwas lesbarer machen? Oder ist das ein bestimmtes Stilmittel?
und zu seinem Beruf passe es im Übrigen inzwischen gleichfalls keineswegs mehr
Finde ich etwas umständlich formuliert. Vorschlag: ... und zu seinem Beruf passe es im Übrigen auch nicht mehr. Ist aber sicherlich Geschmackssache.
nachdem er seinen sinnlosen Job als Krankenpfleger endlich aufgegeben habe und mittlerweile in einem vernünftigen Büro sitze und Tabellenkalkulationen mache
Puh, ich finde, du trägst in deinem Text echt zu dick auf. Die Frau, die ihren als sympathisch angelegten Mann (der früher Spaß im Leben hatte, Motorrad fuhr und sogar einem gesellschaftlich sinnvollen Job als Krankenpfleger nachging) innerhalb kürzester Zeit "verweichlicht". Und am Ende will die Frau aber natürlich wieder nur den rebellischen Badboy (Was Frauen eben so wollen). Und klar, für sie ist ein Job als Krankenpfleger sinnlos. Vermutlich, weil sie ja vor allem das Geld im Blick hat. Frauen halt. Sorry, aber das ist mir einfach viel zu plump. Auch wenn du das als witzig verkaufst, zündet diese Art Humor bei mir überhaupt nicht.
proletisch-barbarischen Biertrinkerei, die nun gar nicht mehr zu ihm und seiner neuen kulturellen Identität passe, ebensowenig wie seine hinterwälderischen, verwahrlost herumlaufenden und stinkenden sogenannten Freunde aus dem Motorradclub
Mir ist die Gegenüberstellung "ehrlich-proletarisch" (klar, der Mann) vs "soziokulturell gepflegt" (was auch immer das sein soll) ehrlich gesagt einfach zu drüber. Klar, die Übertreibung ist gewollt und soll zum Lachen anregen. Der Witz erschließt sich mir hier aber nicht.

Die Haustür geht auf und Dennis Hopper kommt heraus.
Hier musste ich allerdings schon schmunzeln.

die ihn, spärlich bekleidet, nochmal zu sich herumzieht
meinst du: heranzieht?

Hopper macht sich los, gibt ihr einen Klaps auf den Hintern,
Klar gibt er ihr einen Klaps auf den Hintern. Was auch sonst ...

dass sein Humor und sein früher markant männliches Auftreten stark nachgelassen haben, er irgendwie nicht mehr so kraftvoll wirke, ohne seine früher so geile maskuline Energie sei, und seine Anziehungskraft auf sie eben abgenommen habe; sie sei aber eine junge Frau noch und habe keine Lust, nur wegen ihm auf Sex zu verzichten.
Tja, im Grunde war es ja klar, dass es hierauf hinausläuft. Wie gesagt, mein Humor ist es nicht. Aber darüber hinaus finde ich die Darstellung auch einfach daneben. Tut mir leid, dir nichts anderes sagen zu können, aber dein Text kommt meiner Meinung nach daher wie aus der Zeit gefallen. Was ist denn das für eine Frau, die du darstellst? Sie, die ihren sympathischen Partner entmannt, nur um sich dann wie selbstverständlich wieder dem nächsten maskulinen Typ an den Hals zu werfen. Auf die Gefahr hin, mir den Vorwurf einzufangen, ich begreife nicht, dass es sich um einen humorvollen Text handele, muss ich sagen, dass eine solche Darstellung für mich weder witzig noch in irgendeiner Form nachvollziehbar ist. Tut mir leid, dir hier jetzt einen solch negativen Kommentar dagelassen zu haben. Wie gesagt, Humor und Meinungen zu diesem Thema können wohl auch manchmal auseinandergehen.

Doch, sie wolle auch weiterhin das Monogame; nur halt jetzt mit - mehreren Männern. Eben auch den männlichen Männern.
Ach so, das Wort monogam versteht sie also auch nicht. Na dann.

Vermutlich wusstest du bereits beim Schreiben, dass der Text Reaktionen hervorrufen wird. Für mich ein gewollt klischeeüberladener Text, der ein (meiner Meinung nach) mehr als fragwürdiges Frauenbild transportiert und deshalb aber auch aufgrund des plumpen Humors nicht funktioniert hat. Nimms mir nicht übel. Meine Kritik ist nicht persönlich gemeint.

Grüße
Habentus

 
Zuletzt bearbeitet:

@Habentus @Henry K.

Vielen Dank für die Arbeit, meinen Text zu kommentieren!

Nimms mir nicht übel. Meine Kritik ist nicht persönlich gemeint.
Keine Sorge, ich nehm es nie persönlich, somit auch nicht in deinem Fall - gerade kritische Kommentare bringen mich gut zum Nachdenken, ich habe auch hier deine Anmerkungen zum Anlass genommen, den Text aus deiner Perspektive zu sehen.

Humor ist ja immer so eine Sache. Lässt sich bekanntlich trefflich drüber streiten.
Streiten wohl nicht. Bei vorliegendem Text war ich auch gar nicht so sicher, ob ich den Tag "Humor" nehmen sollte. So richtig zum Lachen gibt's da (sogar) nach meinem Geschmack wenig. Nur durch die heftige Überzeichnung und ein paar schräge Formulierungen kommt da Humor durch die Hintertür rein.

Puh, ich finde, du trägst in deinem Text echt zu dick auf. Die Frau, die ihren als sympathisch angelegten Mann (der früher Spaß im Leben hatte, Motorrad fuhr und sogar einem gesellschaftlich sinnvollen Job als Krankenpfleger nachging) innerhalb kürzester Zeit "verweichlicht". Und am Ende will die Frau aber natürlich wieder nur den rebellischen Badboy (Was Frauen eben so wollen). Und klar, für sie ist ein Job als Krankenpfleger sinnlos. Vermutlich, weil sie ja vor allem das Geld im Blick hat.
Ja, ist überzeichnet; ich mache dich jedoch drauf aufmerksam, dass du 3 Interpretationen anführst, auf die ich im Text verzichte: 1. Horst wird von niemandem generell/pauschal "verweichlicht" genannt und nicht so beschrieben; 2. Gleichfalls verzichte ich auf die Aussage, es gehe Helga um's Geld - wobei ich auch nicht ausschließe, dass man das interpretieren kann - es ist eine Möglichkeit, und ja, auch das erlebe ich manchmal in der Welt; 3. Ist der "Neue" Dennis Hopper - nirgends als "Bad Boy" klassifiziert - kann sein, er ist einer, kann auch sein er ist ein ebenso netter Typ wie Horst, nur mit Motorrad.

Was ist denn das für eine Frau, die du darstellst? Sie, die ihren sympathischen Partner entmannt, nur um sich dann wie selbstverständlich wieder dem nächsten maskulinen Typ an den Hals zu werfen. Auf die Gefahr hin, mir den Vorwurf einzufangen, ich begreife nicht, dass es sich um einen humorvollen Text handele, muss ich sagen, dass eine solche Darstellung für mich weder witzig noch in irgendeiner Form nachvollziehbar ist
Meine Antwort: Ich stelle keine Frau dar. Und gleichfalls keinen Mann.
Im Zentrum steht ein Mechanismus, den ich unter das Mikroskop gelegt habe, um ihn in Vergrößerung zu persiflieren und deutlich zu machen; ein scheinbar paradoxer Mechanismus, hier verdichtet und übertrieben.

Im Unterschied wohl zu dir, habe ich diesen Mechanismus sehr häufig beobachten können/müssen - also auch dass die Schere, zwischen dem, was Frauen/Männer glauben, was im Kern die erotische Liebe befeuert - kulturell untermauert - und dem, was die Natur mit ihnen macht (nämlich allzu oft einen Strich durch die Rechnung), weit auseinander geht.

Horst und Helga sind bei mir keine Charaktere, sondern "Schablonen", die gleichermaßen beide auf den Leim gehen und (ungewollt, unwissend - keiner hat unlautere Absichten) mit ihrem Verhalten etwas stören, was ihnen wichtig ist.

Tatsächlich habe ich darüber auch einiges an Literatur gelesen, die Idee zur Story schon vor drei Jahren entwickelt, eigentlich als Hint-Text für Leute, bestimmte Fallen erkennen zu können. (Wer da Genaues wissen will, ich hab das hier wieder rausgenommen weil off-topic - dann per Message)

Vermutlich wusstest du bereits beim Schreiben, dass der Text Reaktionen hervorrufen wird
Ja, das war mir bewusst. Ich mag das, so kommt man ins Gespräch :)

fragwürdiges Frauenbild transportiert
Wie oben erwähnt. Ich habe über das nachgedacht, komme jedoch zum Schluss, dass gar kein "Frauenbild" drinsteckt, und auch kein Männerbild. Exzerpiert sind gewisse Bestandteile eines natürlichen "Programms" in Mann und Frau, keineswegs will ich, wen auch immer, auf dieses Programm reduzieren - allerdings ist die Story darauf reduziert, einfach weil der Fokus komplett da drauf ist - und alle "Ränder" aus dem Blick sind.

Auch habe ich geprüft, ob ich eine der beiden Figuren diffamiere; ich denke nicht - beide handeln wie es viele tun, in gutem Gewissen, mit guten Absichten, insgesamt ist jeder aus seinen Motiven heraus ok. Stimmt?

Schon die Grundidee ist ja eine Art Klischee: Der "wilde" Mann, der in einer Beziehung gezähmt wird. Andererseits: Wie soll man das anders humoristisch erzählen, wenn nicht mit diesen Mitteln? In dieser Kürze geht das wohl nur mit dem Holzhammer
Man kann es "Klischee" nennen. Ich tue das nicht, weil die Voraussetzung wäre, dass ich ungeprüft eine grobe Verallgemeinerung ausbreite. Holzhammer ist es, da stimme ich zu. Insofern der Mechanismus (hier) stark grobrastrig ist, reduziert und ohne Peripherie, - zeitlich verkürzt und deutlich übertrieben/auf die Spitze getrieben.

Eine Reduktion steckt ja auch darin, dass es nicht um "Liebe" geht oder weitere Facetten einer Mann-Frau-Beziehung, sondern herausgestellt um die erotische Anziehung.
Die Liebe beider ist nicht in Frage gestellt (und somit auch keine Trennung im Raum). Auch am Ende nicht. Helga hat (noch) nicht vor, ihn für den anderen zu verlassen (daher ihre irre-hilflose Monogamiebegriffsverdrehung als 'Ausweg').
Helga wollte das Beste, am Ende ist sie ratlos, selbst Opfer, bedauert alles und gibt nicht ihm die "Schuld". Das Pessimistische ist, dass sie glaubt, dass es irreversibel wäre - und die einzige Möglichkeit, sich selbst gerecht zu werden, in einer Splittung ihrer Bedürfnisse sieht und einer "Auslagerung" der Erotik.

Sie arbeitet ja stark mit Typisierungen und massloser Übertreibung - das ist also gewollt.
Ja, wie oben beschrieben; es sind reduzierte Figuren, eine Grobzeichnung.
Unterhaltend sollte es aber doch auch sein, mal schauen, was noch an Kommentaren kommt :)

 

Horst lächelte trübe.

Nun, ich bin zwar kein „Horst“, hab auch nicht einmal den Mund verziehen müssen, aber der Glanz der letzten, durchaus gelungenen Erzählungen ist leider, leider dahin,

lieber FlicFlac,

und es ist zugleich ein misslingendes Experiment in indirekter Rede, zu der die irrwitzigen Namensbildungen wie gleich zu Anfang

Dorftrögl aus Bründel an der Mofel

zu rechnen sind.
Da muss „Entenhausen“ wie ein intellektueller Höhenflug wirken, der unseren lieben Kleinen bereits zugemutet werden kann. Das schlimmere aber ist, mit spießbürgerlichen Klischees zu arbeiten, wie etwa Motorradfreaks auszusehen hätten. Nun gut, Tucholsky folgend meine ich auch, dass Satire alles dürfe – also auch schlecht sein, aber aus welcher Schicht der „Humor“ kommt, habe ich schon verraten.

Was Päpste woll(t)en, weiß ich aus manchen überlieferten historischen Belegen, aber über das, was „die“ Frauen wollen immer noch nicht die Bohne.

Aber vielleicht erkenne ich nur nicht, warum in diesem Absolutheitsanspruch des Artikels „die“ nur der Plural falsch gewählt ist. Da wäre aber sinnvoller, den Titel umzubenennen in „was Helga will“ oder ... FlicFlac meint, was Helga wolle. ...

Flusenlese

… sie ihm gesagt, dass sie ihn liebe, doch sich große Sorgen mache, weil er immer noch mit seiner Maschine durch die Gegend fahre, wo es doch erwiesen sei, diese Fortbewegungsart sei die gefährlichste von allen, vor allem im Herbst und Winter, jedoch auch im Sommer und im Frühling, und….
Plural, „vor allem in Herbst und Winter ...

Horst hatte daraufhin, ohne allzu lang überlegen, seine Yamaha…
das „allzu“ ersetzt keineswegs das zu im Infinitiv „ … ohne … lang zu überlegen ...
Ersatzweise geht "ohne allzu lange Überlegung" (was wahrscheinlich ein Hauch Selbsterkenntnis sein kann zum Text)

Die Lederjacke und sein langes Haar, das wäre ja ok gewesen, als er noch …
Was hat Oklahoma mit der Geschichte zu tun?
Dann ist es auch im amerikanischen Englisch noch falsch geschrieben (korrekt: OK). Okay wird immer mit Punkten abgekürzt. Aber was soll das für eine Abkürzung O. K. oder alternativ o. k. für eine Abkürzung aus 2 (Buchstaben) + 2 (Punkten) + 1 (Leerzeichen), also (2 x 2) + 1 = 5 Zeichen sein, wenn das ausgeschrieben Wort ein Zeichen kürzer ist?

Und zu allem Überfluss gebiert die indirekte Rede eine Herrschaft der Hilfsverben in Verbindung mit Partizipienreiterei

Mit einem Seufzen hatte Horst erwidert, dass seine kulturell verwahrlosten Freunde immerhin ausnahmslos beim Umzug geholfen hatten, während die soziokulturell gepflegten Freunde aus ihrem Umfeld ausnahmslos alle verhindert gewesen seien durch Geburtstags-, Geburts- oder Todesfälle in der Verwandtschaft, spontan unfallbedingte Gehbehinderungen oder seltene Infektionen aus Guinea, Gambia, Senegal und Tansania.

Kurz: Das ist nix, weder als Satire oder Humoreske, noch überhaupt – und für den infektiösen Schlusssatz hätte ein jüngerer Kollege sich vllt. großen Ärger eigehandelt …

Nix für ungut und dennoch schönen ersten Advent

Friedel, der seinen Namen erweitert zu

Freatle Shuffle ohne Waffel

 

@Friedrichard Danke dir für deine Mühe!

aber über das, was „die“ Frauen wollen immer noch nicht die Bohne.
Das wär hier off-topic; gern per pm, falls du Fragen hast :)

Da wäre aber sinnvoller, den Titel umzubenennen in „was Helga will“ oder ..
Nein, das ist schon richtig so. Es geht weder um Helga, noch ist das eine echte Figur. Allein die Änderung in Was Frauen NICHT wollen - ist denkbar. Das könnt ich machen! Weiß grad nicht,
ob das geht!
vor allem in Herbst und Winter ...
Ja!

das „allzu“ ersetzt keineswegs das zu im Infinitiv „ … ohne … lang zu überlegen ...
Ja!

Aber was soll das für eine Abkürzung O. K. oder alternativ o. k. für eine Abkürzung aus 2 (Buchstaben) + 2 (Punkten) + 1 (Leerzeichen), also (2 x 2) + 1 = 5 Zeichen sein, wenn das ausgeschrieben Wort ein Zeichen kürzer ist?
Auch das. Mathematisch begründet ;)

Kurz: Das ist nix, weder als Satire oder Humoreske, noch überhaupt
Ich glaub, das nennt man Totalverriss :) - bin gar nicht sicher, ob ich schon überhaupt hier einen hatte?

Naja, mir zum "Trost" - dass es in dem Ding nicht um "Literatur" geht sondern um die Verpackung einer "Message" war mir jederzeit bewusst.

Und zu allem Überfluss gebiert die indirekte Rede eine Herrschaft der Hilfsverben in Verbindung mit Partizipienreiterei
Ich mach das manchmal so, weil ich "eigentlich" für's Vortragen schreibe. Auf der Bühne werden grad diese ausschweifend-unbeholfen komplexen Satzgebilde (vielleicht weil sie so trocken wie Gesetzestexte klingen und damit den Witz kontrastieren) - sehr belacht bzw die Leute amüsieren sich. Das ist meist besser vorzutragen als direkte Rede. Diese Aussage basiert auf einige Jahre Erfahrung.

der Glanz der letzten, durchaus gelungenen Erzählungen ist leider, leider dahin,
Nun ja, an denen hatt ich auch deutlich länger gearbeitet als an dem hier.

 

Hey @FlicFlac,
in seinen Ansätzen funktioniert der Text für mich. Satire, Persiflage, was auch immer, das ist schon witzig, wie sie ihm alles wegnimmt, ihm alles Kantige abschleift und er das mit sich machen lässt, nur um dann final gesagt zu bekommen, dass genau das, diese maskuline Energie fehlt. Klar ist das Holzhammerhumor aber was ist schlimm daran? Es ist so gekennzeichnet und für mich könnte es sogar noch mehr Richtung Groteske gehen, du könntest noch eine Schippe drauflegen. Mir ist der Mann zu brav, zu willfährig, die Frau nicht diabolisch genug. Das spielt sich weitgehend auf rationaler Ebene ab, was die Frau sich von ihm wünscht, das scheint alles zu passen und ist im Rahmen des denkbar Möglichen.
Schön fände ich, das würde so normal beginnen, mit einer Orientierungsphase in der Beziehung und dann ins komplett Absurde abdriften. Der Mann macht sich mit der Zeit zum Volltrottel, weil er ihr hilflos verfallen ist und nichts dagegen tun kann, Hauptsache er darf in ihrer Nähe sein. Und sie, sie spielt diese Karte gnadenlos aus, manipuliert ihn durch gezielte körperliche Zuwendung und formt ihn zu einem handzahmen Schoßhündchen, das aufs Wort hört. Und am Schluss putzt er heulend das Motorrad vom Dennis, weil er nicht anders kann, weißt? Wenn es so arg wird, dass das Fremdschämen beim Lesen weh tut, dann ist es richtig.

Peace, l2f

 

@linktofink Danke dir für den Kommentar! Den ich nun meinerseits kommentiere :)

das ist schon witzig, wie sie ihm alles wegnimmt, ihm alles Kantige abschleift und er dass mit sich machen lässt
Im Prinzip ist dies die Schablone für ein Reiz-Reaktionsmuster, die oft als Vorlage dient; wobei es für die Beteiligten nicht nur witzig, sondern auch grauslig ist in seiner gndadenlosen Konsequenz, wenn man es ohne es zu erkenen - laufen lässt.
Im Grunde muss hier von Anfang an klar sein, in was/wie es enden wird.


für mich könnte es sogar noch mehr Richtung Groteske gehen, du könntest noch eine Schippe drauflegen. Mir ist der Mann zu brav, zu willfährig, die Frau nicht diabolisch genug. Das spielt sich weitgehend auf rationaler Ebene ab, was die Frau sich von ihm wünscht, das scheint alles zu passen und ist im Rahmen des denkbar Möglichen ...
Der Mann macht sich mit der Zeit zum Volltrottel, weil er ihr hilflos verfallen ist und nichts dagegen tun kann, Hauptsache er darf in ihrer Nähe sein. Und sie, sie spielt diese Karte gnadenlos aus, manipuliert ihn durch gezielte körperliche Zuwendung und formt ihn zu einem handzahmen Schoßhündchen, das aufs Wort hört. Und am Schluss putzt er heulend das Motorrad vom Dennis, weil er nicht anders kann, weißt? Wenn es so arg wird, dass das Fremdschämen beim Lesen weh tut, dann ist es richtig.
Da es die Beschreibung eines Musters ist - wenngleich grotesk überzeichnet und verdichtet - und eben nicht die konkrete Geschichte eines konkreten Paares - zweier konkreter Menschen mit expliziter Lebensgeschichte und Motivation - habe ich das mit der Totalunterwerfung Horsts durch Helga unterlassen. Wer mich kennt, weiß, dass ich keineswegs jemand bin, der ängstlich groteske Eskalationen scheut.

Hier aber geh ich nicht in den totalen Absturz. Obwohl man's machen könnte, das wär dann jedoch eine andere Geschichte. Und in dieser müsste ich wirklich auf die von obigen Kritikern angemahnten Klischeefallen aufpassen. Dann wären Horst und Helga Charaktere, keine Schablonen mehr.

Klar weiß ich, diese Geschichte kann man erzählen; bei der Idee, den Horst das Motorrad am Ende putzen zu lassen, musst ich schmunzeln - auch in solcher Handlung wär ein Kern der Wahrheit - ich kenne genug "Fälle".


bye

 

Moin @FlicFlac,

Hier aber geh ich nicht in den totalen Absturz. Obwohl man's machen könnte, das wär dann jedoch eine andere Geschichte. Und in dieser müsste ich wirklich auf die von obigen Kritikern angemahnten Klischeefallen aufpassen. Dann wären Horst und Helga Charaktere, keine Schablonen mehr.
Es wäre eine andere Geschichte, aber so wie sie ist, ist die Geschichte weder Fisch noch Fleisch, weil sie zu unentschieden ist und zu viele Leerstellen hat. Dir geht es darum, dieses Reiz-Reaktionsmuster aufzuzeigen und meinst, wenn du das schablonenhaft darstellst, entkommst du diversen Fallen. Für mich funktioniert diese Art Humor mit halb angezogener Handbremse nicht, oder nicht in Textform. Mag sein, dass das vorgetragen anders ist. Vllt. stellst du mal eine Audioversion ein?
Klar weiß ich, diese Geschichte kann man erzählen; bei der Idee, den Horst das Motorrad am Ende putzen zu lassen, musst ich schmunzeln - auch in solcher Handlung wär ein Kern der Wahrheit - ich kenne genug "Fälle".
Bei Humor kann mMn Eskalation helfen, Überzeichnung auch über die Schmerzgrenze hinaus, um es sichtbar zu machen. Dein Humor geht in diese Richtung, stoppt aber mMn zu früh.
Das ist ja nicht fein und hintersinnig, oder durch die Hintertür, wie du schreibst, sondern richtungsmäßig schon sehr auf die Zwölf. Die proletarisch-barbarische Biertrinkerei, die hinterwäldlerischen, stinkenden Freunde, der arrangierte Frisörtermin, die Männer-Canasta-Runde, der Jobwechsel, der ungezähmte Lover. Was du hiermit rüberbringst, sind pure Klischees. Cliché bedeutet ja Nachbildung oder Schablone. Du willst etwas schablonenhaft darstellen, ohne in Klischeefallen zu tappen. Wie soll das gehen?
Wenn du eskalierst, ist das egal, weil du damit spielst und klar ist, das ist sowieso maßlos übertrieben alles.

Die Leerstellen entstehen für mich dadurch, dass die Figuren nur so handeln, um das Muster abzubilden, das du uns nahebringen willst. Da kommen wir zur Unentschiedenheit.

Eine Reduktion steckt ja auch darin, dass es nicht um "Liebe" geht oder weitere Facetten einer Mann-Frau-Beziehung, sondern herausgestellt um die erotische Anziehung.
Die Liebe beider ist nicht in Frage gestellt (und somit auch keine Trennung im Raum). Auch am Ende nicht. Helga hat (noch) nicht vor, ihn für den anderen zu verlassen (daher ihre irre-hilflose Monogamiebegriffsverdrehung als 'Ausweg').
Helga wollte das Beste, am Ende ist sie ratlos, selbst Opfer, bedauert alles und gibt nicht ihm die "Schuld". Das Pessimistische ist, dass sie glaubt, dass es irreversibel wäre - und die einzige Möglichkeit, sich selbst gerecht zu werden, in einer Splittung ihrer Bedürfnisse sieht und einer "Auslagerung" der Erotik.
Das klingt so, als wäre das alles ernst gemeint, eher hochtragisch als lustig, als könnten die Figuren nicht anders handeln, als würde das alles so passieren, obwohl sie es gar nicht wollen, als wäre das Unglück unabwendbar und niemand verantwortlich für irgendwas, c'est la vie.
Das transportiert der Text auch, zumindest bei ihm, diese Ratlosigkeit, diesen Fatalismus, er tut alles und es geht trotzdem abwärts. Wie passt das zu Humor?
Ich bin nie nahe an deinen Figuren, das ist auch gewollt von dir, weil es dir nie um die Figuren geht.
Im Zentrum steht ein Mechanismus, den ich unter das Mikroskop gelegt habe, um ihn in Vergrößerung zu persiflieren und deutlich zu machen; ein scheinbar paradoxer Mechanismus, hier verdichtet und übertrieben.
Weil du die Figuren aber nackt exponierst, ohne Charakter, ohne Eigenschaften und Emotionen, als Schablonen, wirkt das platt. Wenn ich nicht bei den Figuren bin, nehme ich nicht auf, was sie mir sagen wollen. Ein wenig kommt mir der Text vor wie ein Geschenk, bei dem die Verpackung nicht recht zum Inhalt passen will. Deshalb mein gestriger Vorschlag, das weiter auf die Spitze zu treiben, um zu sagen: Hey, Leute, das ist extra so grotesk, weil ich es nicht glauben kann.
Es wäre aber andererseits auch möglich, das in einen ernsthaften Text zu verpacken, ohne das Plakative, so subtil, dass der Leser es herauslesen muss.

peace, l2f

 

@linktofink Danke für den Austausch zu beiden Texten!

Bei Humor kann mMn Eskalation helfen, Überzeichnung auch über die Schmerzgrenze hinaus, um es sichtbar zu machen. Dein Humor geht in diese Richtung, stoppt aber mMn zu früh.
Das ist ja nicht fein und hintersinnig, oder durch die Hintertür, wie du schreibst, sondern richtungsmäßig schon sehr auf die Zwölf. Die proletarisch-barbarische Biertrinkerei, die hinterwäldlerischen, stinkenden Freunde, der arrangierte Frisörtermin, die Männer-Canasta-Runde, der Jobwechsel, der ungezähmte Lover. Was du hiermit rüberbringst, sind pure Klischees. Cliché bedeutet ja Nachbildung oder Schablone. Du willst etwas schablonenhaft darstellen, ohne in Klischeefallen zu tappen. Wie soll das gehen?
Wenn du eskalierst, ist das egal, weil du damit spielst und klar ist, das ist sowieso maßlos übertrieben alles.
Vielleicht, da denk ich noch mal nach. Da es so nicht passieren kann/wird, können es auch keine echten Charaktere sein - und in dem Fall kann ich es auch in den 'totalen Wahnsinn' schaufeln. Ich denk drüber nach. Vermutlich klotzt das Hybride. Die Idee war ursprünglich tatsächlich keine humoristische Idee, sondern einen 'Veranschaulichungs- oder Hinweistext' für Leute zu machen, die Probleme in dieser Richtung haben. das mit groteskem Humor zu versuchen, führte ins Hybrid.

Die Leerstellen entstehen für mich dadurch, dass die Figuren nur so handeln, um das Muster abzubilden, das du uns nahebringen willst.
Sicher. Da sollte jeder rausnehmen und reintun können. tatsächlich meine ich ja was Relevantes. Dass sich so etwas "schicksalhaft erreignet" - ist nur möglich, solange keiner merkt, was passiert.

als würde das alles so passieren, obwohl sie es gar nicht wollen, als wäre das Unglück unabwendbar und niemand verantwortlich für irgendwas, c'est la vie.
Das transportiert der Text auch, zumindest bei ihm, diese Ratlosigkeit, diesen Fatalismus, er tut alles und es geht trotzdem abwärts. Wie passt das zu Humor?
Ja, siehe oben, das Unglück ist das Loch, in das die Protagonisten fallen werden, das nur der Zuschauer sieht. Es zu sehen, würde es für Horst und Helga möglich machen, die Unabwendbarkeit aufzulösen. Wie passt das zu Humor, tatsächlich werde ich den Text noch mal rausnehmen hier, war zu früh und der Textentwurf zugegeben wenig bearbeitet, das mache ich selten, was so schnell reinzuwerfen.

Deshalb mein gestriger Vorschlag, das weiter auf die Spitze zu treiben, um zu sagen: Hey, Leute, das ist extra so grotesk, weil ich es nicht glauben kann.
Ja, das werde ich mir noch mal anschauen. Vielen Dank für deine sehr konstruktiv erlebte Kommentierung!

Gruß

 

Hallo @FlicFlac ,

der Titel lockte mich an, da ich - obwohl eine Frau - des öfteren nicht weiß, was ich will und was nicht . :)

Er fragt, was denn mit Schuldgefühlen sei?
Sie sagt, dass er keine haben müsse.
Und diese Szene hat mir sehr gefallen!
Auch die Namensgebungen zu Anfang sind nett.

Ansonsten brachte mich aber die Geschichte einer Antwort nicht näher und der Humor hat mich größtenteils auch nicht gepackt. Aber ich habe das Gefühl, es ließe sich noch was draus machen. Die häufige Grundproblematik in der Liebe von so mancher Maus und vielen Menschen (gewollt ist ein/e liebevolle/r, zuverlässige/r, den Nachwuchs versorgender Partne/in für's Leben einerseits, jedoch das Abernteuer andererseits) wird in der Regel durch Seitensprünge gelöst. Oder durch Verzicht. Außer bei der Präriewühlmaus.
In deiner Geschichte scheint mir da einiges nicht ganz stimmig, dieses Hinauslaufen auf sein Zuarbeiten zum Hobby des Konkurrenten, das mal seins war (oder wieder ist?).

„Wenn du den Luftfilter sauber hast, musst'n auch einölen“, sagt er zu Horst und küsst Helga. „Aber bis drei brauch ich den Ofen wieder für die Tour.“
Und der ist ja völlig schmerzfrei anscheinend - tragisch, nicht lustig.
Vielleicht hat du Lust, die ganze Story nochmal neu zu denken, damit die guten Ideen darin nicht verloren gehen.

Einen guten Rutsch
Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Eva Luise Groh!

Da hat jemand den also wieder rausgeholt aus der Kiste! Danke für's Kommentieren allemal und ich sag auch gern noch mal was dazu.

In meinen Horst-und-Helga-Texten, eigentlich alle für die Bühne geschrieben, geht es nicht darum, eine real vorstellbare Geschichte zu schreiben mit real vorstellbaren Menschen. Den ersten hab ich auch mehrmals vorgelesen. Diese Texte sind eine Form; die Leute lachen, wenn sie etwas wiedererkennen, wenn sie sich oder jemand anders gespiegelt sehen in diesem großen Spiegel. Heißt, das sind auf die Spitze getriebene Denk-, Verhaltens- und Kommnunikationsmuster.

Die Protagonisten sollen gar keine spürbaren Menschen mit Individualität sein, sie sind Schablonen, ungefähr so wie diese Ehepaare in den Loriot-Cartoons, wenn sie hin und her läuft und ihn ständig fragt, was er macht und machen will -- und er stets: 'Nichts' antwortet.
Natürlich haben die keine 'Tiefe', sie sind eindimensional, drauf zugeschnitten, die Abläufe zu zeigen, in denen sie gefangen sind. Platzhalter.

:)
Er fragt, was denn mit Schuldgefühlen sei?
Sie sagt, dass er keine haben müsse.
Genau. Das ist das: Man hat mit nichts auf keinen Fall zu tun.

In deiner Geschichte scheint mir da einiges nicht ganz stimmig, dieses Hinauslaufen auf sein Zuarbeiten zum Hobby des Konkurrenten, das mal seins war (oder wieder ist?).
Wenn du meinst, dass sich das so nicht abspielen würde, gebe ich dir recht; hoffentlich. Aber natürlich basiert der Text auf Geschichten, die in ihrem Prinzip so abgelaufen sind, auch in meinem Bekanntenkreis. Daher wird das abstrahiert und im Wesentlichen präsentiert.
Horst ordnet sich unter. Er gestattet, was er sich nicht zu verweigern traut und verliert dadurch selbsterfüllend, was er damit zu erhalten meint.

Und der ist ja völlig schmerzfrei anscheinend - tragisch, nicht lustig.
Ja, da kenne ich durchaus welche -- aber um den geht es halt gar nicht, es geht nur um den Ablauf zwischen Horst und Helga. (tragisch und lustig schließen sich meinem Denken nach nicht aus).

Vielleicht hat du Lust, die ganze Story nochmal neu zu denken, damit die guten Ideen darin nicht verloren gehen.
Story? Ich denke, es geht darum, dass du an die Geschichte herangegangen bist wie an eine Geschichte, das ist sie aber nur formal. Da gibt es keinen Spielraum, wenn du meinst, man könnte das realistischer machen oder die Personen nicht so klischeemäßig darstellen -- denn das müssen sie sein: Pappfiguren. Tatsächlich gibt es Leute, die damit was anfangen können; es ist aber natürlich keine 'Literatur', mit Charakter- und Entwicklungsbögen und all dem.
Zudem soll es natürlich über den Humor bei den Leuten ankommen und nicht als Psycho-Text.
Klar hat jemand, der in einem solchen Ablauf nichts Bekanntes entdecken kann, keinen Zugang. Beim Vorlesen machte ich aber mit so was (und vor dem ersten Mal hatte ich große Bedenken) die Erfahrung, dass es sehr viele gibt, die das aus ihrem eigenen Erleben kennen.

Ansonsten brachte mich aber die Geschichte einer Antwort nicht näher
Nein? Keine Spur? :)
Vielleicht geht es um die Differenz zwischen dem, was man zu brauchen/wollen glaubt und was man wirklich braucht/will. Möglicherweise ohne es zu wissen. Oder wissen zu dürfen.
Daher domestiziert die gute Helga alles weg, was sie eigentlich anzieht. Natürlich gibt es Gründe, wir rationalisieren ja immer alles durch, wenn wir keine Ahnung haben.

Mit Humor ist das auch so eine Sache, das geht halt manchmal nicht. Es kommt auch drauf an, was man erblickt. So meinte hier jemand, ich hätte die Frau als 'dumm' gezeichnet:

sie sei aber eine junge Frau noch und habe keine Lust, nur wegen ihm auf Sex zu verzichten.
Ob das heiße, sie wolle nicht mehr monogam leben?, fragt er.
Doch, sie wolle auch weiterhin das Monogame; nur halt jetzt mit - mehreren Männern.
Weil sie nicht wisse, was 'monogam' heißt. Hier geht es aber um was ganz anderes. So definiert man eine Welt, grad wie man sie braucht, ohne formal Abstriche zu machen. "Klar bin friedlich, ich schlag nur denen in die Fresse, die es verdient haben."
Und wenn sie sagt, sie wolle nicht nur wegen ihm auf Sex verzichten, will oder kann sie nicht im Geringsten verstehen, was passiert ist, außer dass sie nichts mit dem Ergebnis zu tun hat. Hier geht es nicht drum, irgendwen zu diffamieren -- 'die Frauen' oder 'die Männer', es geht mir um Verstehen.
Horst zum Beispiel:

Was?, sagt er. Wenn das alles wäre, er könne sich das Haar ja auch wieder wachsen lassen und …
... hat nicht den geringsten Schimmer, um was es geht (seinen Anteil) und ist bereit, denselben Fehler unendlich oft zu wiederholen: nicht authentisch sein, sondern sich unterordnen. Er lässt sich dann halt einfach das Haar wieder lang wachsen, wenn ihr das jetzt doch wieder besser gefällt. Das ist es, wonach er handelt. Das ist es, wie man mit immer der gleichen Lösung stets das Problem erschafft, für das es dann die Lösung sein soll, aber nicht ist. Da nützt es ihm auch nix, dass er den wilden Mann ab und zu spielen kann.


So, das hat mich jetzt da noch mal eintauchen lassen, in diese Horsthelga-Welt. Dank dir :)

Gruß von Flac

p.s.: Obwohl ich noch einen vierten bereits skizziert habe, glaube ich nicht, dass ich mit den beiden weitermachen werde ...

 

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