Wendigos kleiner Leitfaden für das kreative Schreiben:
- Vergleiche. Nichts ist schlimmer, als einen schlechten, unpassenden oder abgedroschenen Vergleich lesen zu müssen. Ärgerlich sind uralte Phrasen wie "rannte wie ein Besessener" oder "schimpfte wie ein Rohrspatz". Ein guter Vergleich ist: "Er sah aus, wie ein Mann, der sich nicht anmerken lassen will, dass ein Hund sein Bein fickt." (John Connolly) Oder: "Wer behauptet, dass Beavers Ehe nicht funktioniert hat, könnte auch sagen, dass beim Start der Challenger ein klein bischen was schief gelaufen ist." (Stephen King)
- Passivkonstruktionen. Es gibt nicht einen vernünftigen Grund (oder einen vernünftigen Satz, was das betrifft) um das Passiv zu benutzen.
- Dialoge. Dialoge sind die beste Möglichkeit, einen Charakter glaubhaft zu zeichnen - oder sie sind der Tod des Charakters. Wenn mir jemand einen Teenager verkaufen will, der statt "Scheisse" oder "ficken" Wörter wie "Beischlaf" oder "Quatsch" benutzt, dann werde ich ihm den Charakter einfach nicht abnehmen.
- Adverbien. Es gibt - auch auf dieser Seite - viele Autoren, die in ihren Geschichten mit Adverbien nur so um sich werfen. Da gibt es dann keine "blauen Augen", sondern immer "strahlend blaue Augen", keinen "Mann", sondern immer den "großen Mann", keine "Frau", sondern immer die "hübsche Frau". Und ehe man es sich versieht, hat man dann auch noch die Charakterisierung per Adverb erledigt: "intelligente Augen", "entschlossenes Kinn" ... *schauder*
- Wortschatz. Wer es nicht schafft, für einfache Begriffe wie "Auto" genügend Synonyme zu finden, um damit eine Geschichte zu füllen, der hat ein Problem.
- Grammatik. Nur weil man ein paar Jahre auf einer deutschen Schule war, heisst das noch lange nicht, dass man auch die deutsche Grammatik beherrscht. Wer ernsthaft schreiben will, aber keine Ahnung hat, was ein Relativsatz oder ein Possesivpronomen ist, der wird ähnliche Schwierigkeiten haben, wie ein Fußballer, der die Abseits-Regel nicht kennt.
Meine beiden Cents.