Man merkt schon, denke ich, ob der Autor einen Gedanken verfolgen kann in der Geschichte, oder ob er abschweift, schafelt usw. Aber wer will oder kann sagen "die Geschichte ist Mist, diese ist genial"? Mich stören z.B. widersprüchliche Charakterisierungen, da jemand seine gewohnten Handlungsweisen nur aus bestimmten Gründen, die ich dann vom Autor aber auch wissen will, gravierend ändert. Deswegen finde ich viele Filme auch grottig. Ein Feigling wird nicht plötzlich mutig, es sei denn, er hat einen verdammt guten Grund für seine beherzte Handlungsweise.
Mir ist auch schon passiert, dass ich eine Geschichte gut fand und andere drunterschrieben "das war eine der schwächeren von dir". Die anderen kannten den Autor und seine Geschichten und verglichen natürlich. Ich hatte keine weiteren von ihm gelesen.
Ich hab auch schon gedacht, eine Story ist toll, dann Kritiken gelesen und die Euphorie war weg. Wenn die Kritiken dann stimmten, hatte ich natürlich auch was gelernt, da ich es ja übersehen hatte beim Lesen.
Es ist auch manchmal zu merken, dass der Autor dann den negativen Kritiken viel mehr Beachtung schenkt, weil die Kritiker vielleicht wirklich mehr Ahnung als man selbst vom Schreiben einer Story haben. Da überlege ich mir auch gut, ob ich was drunterschreibe, was ihnen widerspricht. Man steht ja dann ziemlich verlassen da, wenn der Autor dann den Leuten auch noch recht gibt und man selbst als einziger die Sache gut fand.
Es ist sicher auch schwierig zu unterscheiden: Das ist jetzt objektiv fehlerhaft an der Story, und das ist nur eine persönliche Abneigung des Kritikers.
Dass eine Geschichte gelobt wurde, die ich selbst schlecht fand, ist auch schon vorgekommen. Ich fand sie aber wegen dem Inhalt schlecht, war einfach nicht mein Humor, also eine persönliche Abneigung, hatte ich aber nicht druntergeschrieben, weil es ja dem Autor nur sagt: Mein Humor ist nicht dein Humor. Also hier, denke ich, ist der Knackpunkt zu Deiner Frage, ob eine Geschichte objektiv gut oder schlecht sein kann. Uwe Post z.B. unterscheidet immer sprachlich, inhaltlich, ... Ich finde es gut, könnte es selber aber nicht.
Bei manchen Geschichten hängt es auch einfach von der Lebenserfahrung ab, ob man damit was anfangen kann, das ist wohl dann die Individualität des Lesers, wie Du es nennst.
Ich denke, man muss da einfach abwägen. Wenn Du Dich jetzt lähmst, damit Du nicht als unfähig dastehst, hast Du ja auch nichts gewonnen.