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Weiß wie Schnee, Rot wie Schnee oder Ein alltäglicher Krimi?

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07.12.2004
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Weiß wie Schnee, Rot wie Schnee oder Ein alltäglicher Krimi?

Weiß wie Schnee, Rot wie Schnee oder Ein alltäglicher Krimi?

Hippolyte war umfangreich wie sein Name. Trotzdem bewegte er sich behände an dem Schmalzgebäck der Kinder, dem überschwappenden Punsch roter Adventsnasen und schlappernden Teenagern vorbei. Sein Riechorgan war auf Empfang gestellt. Es roch Crèpes, Kerzen, angebrannte Tannenzweige und Alkohol in Mengen. Denn Weihnachten ist auch das Fest des seligen Trinkens.
Der Weihnachtsmarkt auf dem Gänsemarkt lockte ihn eigentlich nur mäßig. Lieber wollte er zur Innenalster, um den Geruch des kalten Wassers zu schnuppern und seine Einsamkeit mit einem Schluck Grog hinunter zu spülen. Er tastete nach dem Flachmann in der rechten Tasche seiner Kabanjacke. Als er die Hand wieder hinauszog, lag ein Umschlag darin. Weiß wie Schnee.
Erst vor dem Eintauchen in den sentimentalen Weihnachststrudel hatte er einen Schluck aus seinem Flachmann genommen, was er jetzt wiederholte. Da war der Flachmann noch ebenso einsam wie er selbst gewesen. ‚Diese verfluchten Weihnachtsmärkte‘, murmelte er. Doch heute hatte Hippolyte keine Lust auf Überraschungen, so wie an jedem anderen Tage auch. Pragmatisch wie er war, hatte er sich deshalb eine pessimistische Weltanschauung zugelegt. Die Furcht vor Überraschungen hatte auch seine Karriere als Komissar zunichte gemacht, denn für einen Polizisten ist jeder Mord, jeder Selbstmord und jeder Banküberfall eine erneut unangenehme Offenbarung seiner Machtlosigkeit. Wohingegen jemand, der zum Beispiel einen Banküberfall, einen Mord oder einen Drogendeal plant, meist vor Aha-Effekten gefeit ist - wenn alles glatt über die Bühne läuft. Da wird man doch lieber Profikiller.
Neugierig war er schon. Das ist jeder Mensch mit einer großen Nase. Doch die Neugier war sein Laster. Nein, am 1. Advent bitte keine Überraschungen. Er ließ den Brief auf die Pflasterscheine nahe dem Lessingdenkmal gleiten und stapfte weiter. Inzwischen hatte er den kleinen Weihnachtsmarkt verlassen und er wendete seine Schritte Richtung Innenalster. Dort angekommen, holte er eine Zeitung aus der linken Innentasche, dort wo seine Jacke leicht gebeult war, was aber bei seiner Leibesfülle kaum auffiel. Sorgsam faltete er die Zeitung, legte sie auf die unterste Treppenstufe der Treppen, wo die Skateboarder immer übten und setzte sich darauf. Hippolyte hielt Zeitunglesen für Zeitvergeudung. Er nahm einen Schluck aus seinem Flachmann, um nicht einer Erinnerung nachzuhängen, die rot war. Rot wie Schnee.
„Sie haben einen Brief fallen lassen.“ Hippolyte schreckte auf aus seiner Versunkenheit und sprang auf die Füße, die seine kurzen krummen Beine mit dem opulenten Körper darauf trugen. Seine rechte Hand fuhr an die linke Seitentasche. Als er sich umdrehte, gewahrte er hinter sich eine sehr große Frau. Sie überragte ihn um mehrere Köpfe und maß mindestens 1,90 m. Eine riesige Erscheinung und blond dazu. Er taufte sie ‚Walküre‘.
„Sie haben einen Brief fallen lassen.“, wiederholte die Walküre. Sie reichte ihm einen Umschlag, der dem, den er hatte fallen lassen, haargenau ähnelte, so wie sich zwei weiße Umschläge eben ähneln. Perplex nahm er den Umschlag aus der ausgestreckten Hand entgegen. Die Walküre wandte sich um und ging. Er blickte ihr nach bis sie in dem Gewimmel um den kleinen Weihnachtsmarkt verschwunden war. Hippolyte war nun zu neugierig. Er öffnete den Umschlag und schaute hinein. In dem Briefumschlag war eine verpackte, weiße, pulverartige Substanz. Weiß wie Schnee.
Hippolyte schlenderte zurück Richtung Weihnachtsmarkt, um beim Stephansplatz ganz in der Nähe die U1 Richtung Kellinghusenstraße zu nehmen, wo er einige Straßen weiter als Untermieter in einer Altbauwohnung lebte. Als er beim Lessing-Denkmal vorbeikam, warf er einen Blick in die Richtung, wo er den Brief hatte fallen lassen. Überrascht zog er die Augenbrauen hoch: Der vorhin verschmähte Briefumschlag lag immer noch dort. Hippolyte nahm erstmal einen tiefen Schluck aus seinem Flachmann.
‚Wo bin ich hier bloß hinein geraten?‘, murmelte er. „Halt‘s Maul“, sagte der Lauf, der sich in Hippolytes Rücken bohrte. Hippolytes Hand fuhr wieder unter seinen linken Arm, doch bevor er seinen 32er - er war ein altmodischer Mann - ziehen konnte, bohrte der Lauf sich tiefer in seinen Rücken und sagte: „Ganz ruhig, Arme unauffällig nach vorne ausstrecken.“ Hippolyte streckte die Arme nach vorne aus. Dann spürte er, wie jemand die Waffe aus dem Holster unter seinem linken Arm entfernte. Sie standen im Schatten des Lessing-Denkmals. Keine Chance auf Hilfe. Der Lauf sprach wieder: „Man sollte immer aufpassen, wen man umbringt.“ Dann machte der Schalldämpfer: Plopp. Und nochmal: Plopp. Ein furchtbarer Schmerz lähmte Hippolyte und er bemerkte nicht wie er stürzte. Das letzte, was er sah, war der Boden, auf dem er lag. Der war rot. Rot wie Schnee.

 

Hi Hermes,

eine nette kleine Geschichte. Atemlose Spannung wollte bei mir jedoch keine aufkommen. Dazu ist die Geschichte ähnlich gemütlich wie dein Prot. Ich denke, dazu tragen die vielen langen, verschachtelten Sätze bei. Mit kürzeren Sätzen erzeugst du mehr Tempo. Vielleicht kannst du in dem Sinne noch einige Sätze etwas aufdröseln. Zudem sind ein paar Infos dabei, die für die Geschichte nicht besonders relevant sind und zusätzlich Tempo rausnehmen. Beispielsweise die Straße, in der der Prot wohnt (wobei die Altbauwohnung schon wieder zur Charakterisierung beiträgt und relevant ist).

Kleinkram:

schlappernden Teenagern
Was, bitte, ist schlappern? :confused:

seine Einsamkeit mit einem Schluck Grog hinunter zu spülen.
hinuterzuspülen

Als er die Hand wieder hinauszog,
herauszog

Er ließ den Brief auf die Pflasterscheine nahe dem Lessingdenkmal gleiten
Du meinst sicher Pflastersteine, oder? :D

Dort angekommen, holte er eine Zeitung aus der linken Innentasche, dort wo seine Jacke leicht gebeult war,
Dort angekommen holte er eine Zeitung aus der linken Innentasche, dort, wo seine Jacke (ein Komma weg, ein Komma dazu)

„Sie haben einen Brief fallen lassen.“, wiederholte die Walküre.
Punkt hinter "lassen" weg

Er blickte ihr nach bis sie in dem Gewimmel um den kleinen Weihnachtsmarkt verschwunden war.
nach, bis (Komma)

‚Wo bin ich hier bloß hinein geraten?‘, murmelte er.
hineingeraten (zusammen), außerdem hättest du hier wie bei der anderen wörtlichen Rede auch "diese Anführungszeichen" verwenden müssen, er murmelt es ja und denkt es nicht

Viele Grüße
Kerstin

 

Danke für die Kritik, werde die Geschichte nochmals überarbeiten. Bin aber jetzt eine Woche weg! Dann mach ich mich daran!
Nochmals danke!

Jakob

 

Hallo Hermes,

katzano hat ja schon einige anmerkungen gemacht. von daher verzichte ich jetzt mal auf tippfehler usw.
deine geschichte konnte mich leider nicht überzeugen. spannung wollte sich bei mir nämlich keine einstellen und das ist bei einer krimigeschichte nicht gerade von vorteil. vielleicht schaffst du es, wenn du ein paar mehr informationen preisgeben würdest. man weiß als leser so gut wie gar nichts über deinen prot und was er gemacht hat. zudem stören die wiederholen. das er oft aus seinem flachmann trinkt und das seine leibesfülle etwas auffälliger ist als normalerweise, ist einem schon nach den ersten sätzen bekannt.
diese sätze sind es dann auch, die irgendwie den schwung aus der kg nehmen. vielleicht wolltest du das tempo durch die kurzen sätze erhöhen, aber leider stockt dadurch eher der lesefluss und man bekommt den eindruck einer schnell dahin geschriebenen geschichte.

mein rat wäre also, die kg nochmals durchzuarbieten und dabei auch etwas mehr wert auf details zu legen, um ihr mehr leben einzuhauchen.

einen lieben gruß...
morti

 

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