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Weißer Herbsttraum

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26.04.2006
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Weißer Herbsttraum

Mark lag wieder einmal faul, fernsehend und Chips essend zu Hause auf seinem Sofa. Er sah sich zum x-ten male seinen Lieblings Bruce-Willis-Film an und obwohl er ihn schon in- und auswendig kannte, landete eigentlich immer nur dieser Film in seinem Recorder, wenn er mal wieder Lust hatte sich einen Videofilm anzutun (was beinahe täglich der Fall war). Als Mark merkte wie seine Augenlieder immer schwerer wurden und sich aufmachten aufeinander zu fallen, wurde er plötzlich aus seinem Halbschlaf gerissen, als ihm folgende Worte laut hallend in die Ohren drangen: „Oh Mann! Jetzt liegst du schon wieder faul daheim rum und schaust dir diesen Mist an. Bring doch mal deinem Gehirn das Fliegen bei, statt hier immer nur träge vor der Glotze zu gammeln.“
Mark drehte seinen Kopf schräg nach hinten und sah seine Mutter, mit grimmigem Gesicht und drohend das Nudelholz schwingend, hinter ihm stehen. Gerade als Mark etwas sagen wollte, kam seine Mutter auch schon mit einem schnellen Schritt auf ihn zu, packte ihn am Kragen, zerrte ihn auf die Beine und schaltete gleichzeitig mit der anderen Hand den Fernseher aus.
„So! Du gehst jetzt mal ein bisschen nach draußen an die frische Luft! Geh spazieren oder mach sonst irgendwas, aber ich will dich für den Rest des Tages auf keinen Fall mehr vor der Kiste sehen! Ist das klar und deutlich gewesen?“
Mark wusste, dass er den Kürzeren ziehen würde, wenn er sich jetzt auf eine Diskussion einließe, also sagte er nur: „Okay Mum, verstanden“, zog seine Schuhe und seine Jacke an und ging hinaus.

Es war ein angenehmer Herbsttag, es wehte ein laues Lüftchen und am Himmel waren nur vereinzelt kleine Wolken zu sehen. Mark kniff die Augen zusammen, als er in die hoch stehende Mittagssonne sah und machte sich auf den Weg eine Runde im Wald zu spazieren.
Er lief gelangweilt und gedankenverloren den Wanderweg entlang, schaute sich gelegentlich mal hier, mal da um, konnte aber nichts Aufregenderes als einen kaputten Autoreifen finden, welcher in dem linken Weggraben lag und bereits teilweise von gefallenen Herbstblättern bedeckt wurde. Was hatte er schon erwartet? Schließlich war er nicht in einem Bruce-Willis-Film.
Er wandte den Blick von dem Reifen weg wieder nach vorne und es traf ihn wie von einem Blitz.

Mark blieb sofort stehen und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die kleine, einen schmalen Bach überquerende Brücke ca. 20 Meter vor ihm. Es war aber nicht die Brücke die ihn so plötzlich anhalten ließ, sondern eindeutig die Person, welche auf der Brücke stand.
Noch nie hatte er etwas hübscheres, schöneres und anmutigeres gesehen als diese Frau in ihrem langen, schneeweißen Kleid. Er sah wie ihr schulterlanges Haar leicht in dem schwachen Wind hin und her geworfen wurde und wie auf ihrem Gesicht das wunderschönste Lächeln erschien, das er jemals gesehen hatte, als sie ihren Kopf nach rechts drehte und ihn erblickte. Ihre himmelblauen Augen zogen ihn sofort in ihren Bann. Es war als würde die Welt in Zeitlupe ablaufen, als alles um diesen Traum in Weiß sich aufzulösen und vollkommen unbedeutend zu werden schien. Es gab nur noch sie, alles andere war nebensächlich. Mark registrierte nicht was er tat, noch was er dachte und fing an langsam, fast schwebend, wie von einer unsichtbaren, magischen Hand gezogen, auf die Brücke zuzugehen.

Endlos lange schien es ihm, hatte sein Gang gedauert, als er die Brücke erreichte und etwa fünf Meter vor ihr stehen blieb. Mark wagte es nicht näher zu kommen. Er fürchtete sich davor in ihre verführerische Aura zu treten und sie zu vertreiben, diesen Augenblick vielleicht für immer zu zerstören.
Ihre Blicke streiften einander und fixierten sich. Mark schaffte es nicht mehr den Blick von ihrem engelsgleichen Gesicht zu wenden. Die Frau bewegte sich auf ihn zu und hielt kurz vor ihm inne. Fast motorisch, ohne eigenen Willen hob Mark langsam seine rechte Hand, legte sie auf die warme, samtene Wange der Frau und zog sie bedächtig, fast ehrfürchtig, aber völlig außerstande seine Aktion zu unterbinden, zu sich heran.
Er fühlte ein angenehmes Gefühl der Schwerelosigkeit als ihre Lippen sich berührten und anfingen immer fester aneinander zu schmiegen. Welch ein Moment! Welch nie gekannte Freude! Nicht für existierend gehaltene Gefühle und Empfindungen glommen in seiner Brust und explodierten in einem Schwall unermesslichen Glücks. Er wollte sie nie wieder gehen lassen, diesen Moment für immer und ewig konservieren.

So standen sie beide, innig umschlungen und küssend, eine ganze Weile auf der Brücke, als es Mark für kurze Zeit so vorkam, als ob jemand weit entfernt seinen Namen gerufen hätte. Und plötzlich, ohne Vorwarnung und unerbittlich, hörte er es laut und deutlich: „Mark! Wach auf! Es gibt Mittagessen.“
Die Frau verschwand unverzüglich im Nichts. Der Wald, die Brücke, alles um ihn herum wurde von einem grellen weißen Licht ersetzt.
Mark öffnete langsam seine Augen und versuchte festzustellen wo er sich befand. Er lag in seinem Zimmer. Auf dem Fernseher lief langsam vor sich hin der Abspann des Bruce-Willis-Filmes.
Seine Mutter trat neben ihn und sagte erneut, dass es Mittagsessen gäbe. Ohne auf ihre Worte einzugehen, stand er auf, zog seine Schuhe und seine Jacke an und machte sich auf den Weg in den Wald ….
…. zu der Brücke ….
…. zu dem Traum in Weiß ….

 

Hallo Fabian,

Zitat:
ihr schulterlanges Haar leicht in dem schwachen Wind hin und her geworfen wurde.
Wenn der Wind schwach ist, wie bitte kann das Haar hin und her geworfen werden? Wie ein Ball? Stell dir das einmal bildlich vor!
Zitat:
Endlos lange schien es ihm, hatte sein Gang gedauert...
Sein Gang, würde ich nicht schreiben, vielleicht Weg.
Zitat:
Ihre Blicke streiften einander und fixierten sich.
Was nun streiften oder fixierten sich?
Zitat:
und Empfindungen glommen in seiner Brust und explodierten in einem Schwall unermesslichen Glücks.
glommen in seiner Brust, hört sich eher nach Zigarette an. Explodierte nach Bombe.
Zitat:
diesen Moment für immer und ewig konservieren.
Auch wieder sehr eigenartig, wie du dich ausdrückst. Konservieren hört sich nach Obst an
Zitat:
Die Frau verschwand unverzüglich im Nichts.
Hier würde ich nicht unverzüglich schreiben, vielleicht: sofort oder machte sich dünne. Nein, war nur Spaß

Nun ja, ich würde noch so einiges ändern. Aber vielleicht sind andere Leser anderer Meinung.
Bis neulich aus der Weltflucht

 

Hallo Fabian,

ich habe ja immer gewartet, ob sich nicht jemand erbarmt, aber irgendwie liegt es wieder an mir, hier das Arschloch zu geben.
Zwar hast du einen Kontrast zwischen weißem Traum und Bruce-Willis-Traum geschaffen, eine Protagonisten, dem man romantischen Gefühle solch kitschigen Ausmaßes nicht zutraut, wenn er Chips essend auf dem Sofa liegt oder es nicht mal für nötig befindet, seiner Mutter zu antworten, wenn sie ihn bedient, aber irgendwie ist die Geschichte eben nur ein idyllischer Traum und als solcher leider langweilig.
Natürlich ist Bruce ein heimlicher Romantiker und harter Kerl, aber gerade deshalb wäre doch der Traum vielleicht ein bisschen auszuweiten, ein Prot der die weiße Schönheit rettet, Bruce, dreckig, blutend, verschwitzt, beschmutzt das weiße Kleid, aber die Liebe springt über ...
Wenn schon Kitsch, dann doch richtig. ;)

Zu den Formulierungen hat Weltflucht ja schon was geschrieben. "Existierbar" ist allerdings ein Wort, das es nicht gibt und dessen Schöpfung unsinnig ist, solange Existenz existiert.

Lieben Gruß, sim

 
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Weltflucht,

ach nö, die Formulierungen lasse ich lieber so, wie ich sie geschrieben habe, man kann ja auch mal ungewöhnliche verwenden. Und wenn dir zu dem Wort 'konservieren' nur Obst einfällt und sonst nichts, nun ja, was soll ich dazu sagen? Trotzdem Danke für deine Anregungen.

Gruß
Fabian

Danke du Arschloch ;) (bitte witzig auffassen)

die Geschichte habe ich vor Jahren einmal in der Schule geschrieben und sie eigentlich nicht mehr groß überarbeitet, bevor ich sie hier veröffentlicht habe. Du hast richtig angemerkt, dass ich speziell dramaturgisch noch mehr hätte rausholen können, aber ich wollte sie eher kurz und schnell halten.

Gruß
Fabian

 

Hallo Fabian,

ach nö, die Formulierungen lasse ich lieber so.
Hi, du fauler S..., vielleicht kommst du mal vom Sofa und legst die Chips beiseite, wir sind hier nicht bei "mir doch egal"

Tschüss Weltflucht

 
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Tach Fabian,

(was beinahe täglich der Fall war).
Wieso packste das in eine Klammer?...hättest es einfach in den Satz miteingebaut....but okay.

Was sim schon gesagt hat oder eher ein bestimmter Satz davon ist für mich das, was die Geschichte zusammenfasst, nur nach meiner Meinung.

aber irgendwie ist die Geschichte eben nur ein idyllischer Traum und als solcher leider langweilig.

Mark blieb sofort stehen und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die kleine, einen schmalen Bach überquerende Brücke ca. 20 Meter vor...

Vielleicht wäre es besser wenn du hier anstatt "auf die kleine" z.b "in Richtung der kleinen" denn er starrt ja nicht "auf" die Brücke sondern eben nur in die Richtung. Das ist jetzt kleinkariert...aber naja...

Ihre Blicke streiften einander und fixierten sich.
Wie bereits erwähnt worden ist, wäre vielleicht etwas wie "trafen einander und fixierten sich" besser...

Ich muss dir leider sagen, das die Auflösung als Traum altbacken ist.
Ich selber benutze diese "Pointe" (kann man das so nennen) zwar auch sehr gerne aber versuche es immer ein wenig aufzupeppen mit was außergewöhnlichen. Es war doch eigentlich von vorneherein klar, das er alles nur träumt. Da kann man zwar nichts machen, da das Traumauflösedingens
ja ein wichtiger Bestandteil der Geschichte ist, aber meiner Erfahrung nach sind "Traumgeschichten" nicht mehr so besonders, da einfach jeder diese Art der Auflösung kennt. Aber naja, du sagst ja du hast es mal in der Schule geschrieben, von daher....who cares außer mich..hehe.

aufmachten aufeinander zu fallen,
Die Wortwiederholung "auf" könntest du vermeiden, indem du z.B. schreibst "drohten aufeinander zu fallen".

Weißt du was echt cool gewesen wäre, wenn da jetzt Terroristen gekommen wären, so unter der Brücke herausgesprungen und das Mädel zerschossen hätten. Und dann hätte der Hauptcharakter den Reifen genommen und über einen drüber gestulpt. Der wäre dann in den Fluss gekullert.
Oh yeah...wobei Bruce rettet seine Mädels ja immer.
Naja...nur eine kleine Idee....hehe


Also Fabian, eine Geschichte die nicht gerade vor Innovation strotzt und das auch nicht durch ausreichend Atmosphäre ausmerzt, wofür ich dich aber loben muss, du hast die Kusssituation meiner Meinung nach, sehr geüflhvoll beschrieben. Das spiegelt sich leider nicht im ganzen Text wieder, der Rest stinkt ganz einfach im Vergleich zu der Kussszene ab.

Also von mir ganz lieben Grüße

Jekyll and Hide

 

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