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Weißung

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09.08.2006
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Weißung

Der Mann mit den blutigen Händen wankt durch die dunklen Straßen.
Der Regen tränkt seine langen Haare, der Regen rinnt in Sturzbächen durch die Falten seiner schwarzen Jacke. Der Regen bildet, mit der Asche vermengt, eine glitschige Schicht auf dem Boden – beinah fällt der Mann – der Regen wäscht, langsam, ganz langsam, das Blut von seinen Händen. Aber nicht aus den langen Ärmeln.
Er läuft in Schlangenlinien. Schlingert von der linken Gehwegseite zur rechten, wieder zur linken – klammert sich am düster glänzenden Schaft einer Laterne fest – schaut ängstlich um sich – und starrt dann seine Hände an, seine blutigen Hände – mit leicht geöffnetem Mund und dem Blick eines kleinen Jungen, der einem Zauberkünstler zuschaut. Dann stößt er einen hellen, langen Schrei aus, ganz unmenschlich, wie ein Signalhorn. Bricht abrupt ab.
Wieder schaut er auf seine Hände. Er schaut sie noch an, während er schon wieder losgeht und fängt dann, ganz unvermittelt, an zu lachen.


Regen zerschneidet in langen Fäden die Luft.
Kommissar Clemens zieht den Mantel enger um sich, während er die lange, schmale Straße hinunter geht. Die meisten Laternen sind außer Betrieb und nur die scharfen Kanten treten bläulich hervor. Die Linien der Bordsteine scheinen sich irgendwo im endlos Entfernten zu treffen. Er schaut auf die Uhr. Es ist Viertel nach drei, nachmittags.
Endlich steht er vor der halbrunden Holztür der Kirche. Der Bau ist winzig, kastenförmig und schmal, eingekeilt zwischen zwei Mietshäusern.
Unter dem Vordach ist Clemens vor dem Regen geschützt. Er senkt leicht den Kopf und fährt sich durchs graue Haar. Winzige Tropfen sprühen durch die Luft. Er seufzt. Er holt die kleine Dose aus der Manteltasche, zerbeißt und schluckt zwei Tabletten. Dann tritt er ein.
Der Korridor liegt in vollkommener Schwärze, es riecht feucht. Er zögert.
Weiter hinten öffnet sich eine Tür. Ein Gesicht, weiß wie eine Maske, mit eingefallenen Wangen, schwebt durch das Dunkel auf den Kommissar zu.
„Anatol“, sagt er.
„Ja, Herr Kommissar“, kommt es zurück. „Hier entlang.“
Gemeinsam durchqueren sie den tunnelartigen Gang. Sie treten in einen winzigen Altarraum.
Der Priester in seiner Soutane erinnert an eine zerquetschte Motte. Zwei weiß Gewandete sind gerade dabei, Fotos von der Leiche zu machen.
Kommissar Clemens lässt seinen Blick einmal durch den Raum schweifen. Dann geht er neben dem Toten in die Knie. Eine Blutlache umgibt ihn annähernd kreisförmig, greift nur dort weiter aus, wo das Blut die Fugen entlang geronnen ist. Die Glieder des Toten sind unnatürlich verrenkt – als habe man eine Marionette gegen die Wand geschmettert und liegen gelassen.
„Geöffnet. Der ganze Bauch“, sagt einer der weiß Gewandeten.
Der Kommissar wendet ihm den Kopf zu.
„Unter der Kleidung.“
Clemens schaut wieder den Leichnam an. „Wie genau?“
„Mit den Händen. Den Kehlkopf zerquetscht.“ Nach einer Pause: „Alles andere erst hinterher. Wissen noch nicht, wie genau.“
Der Kommissar runzelt die Stirn. Er steht auf, die Gelenke knacken wie trockenes Holz.
„Herr Kommissar“, meldet sich Anatols dünne Stimme. Er steht bei der Wand hinter dem kargen Altar. „Schauen Sie auch hier.“
Clemens steigt zum Altar hinauf. Anatol deutet auf die Wand. Daran sind unzählige rote Linien zu erkennen. Clemens hält sein Feuerzeug daneben, um alles besser erkennen zu können.
Eine unübersichtliche Menge winziger Zeichen. Sie bilden keine erkennbaren Reihen oder Spalten und doch erwecken sie den Eindruck irgendeiner Form von Sprache. Clemens beugt sich näher heran, starrt auf die Zeichen. Versenkt sich in die Betrachtung.
„Herr Kommissar?“, meldet sich vorsichtig Anatol.
„Das ist …“ Der Kommissar neigt den Kopf zur Seite, ohne den Blick von der Wand zu nehmen. „Habe das noch nie gesehen. Aber … Als würde es mir was sagen. Wie eine Stimme. Aber ich verstehe nicht.“
Er schaut Anatol an. Verzieht dann schmerzlich das Gesicht, berührt seine Stirn. Er holt wieder die kleine Dose hervor und nimmt noch eine Tablette. Während er sie zerkaut: „Ob die Asche das mit uns macht?“
Anatol sieht ihn nur fragend an.
Der Kommissar deutet mit dem Kinn auf die Wand. „Mit den Fingern gemalt. Würden die Computer noch laufen …“
Sie steigen nebeneinander vom Altar.
Der Kommissar sieht sich nachdenklich um. Es ist ihm alles furchtbar schwer. „Ich gehe.“
Anatol schaut ihn erstaunt an. „Wir sollten die Anwohner befragen.“
Kurz überlegt der Kommissar. „Mach das.“ Dann wendet er sich ab und geht.


Als Clemens wieder auf die Straße tritt, hat der Regen nachgelassen. Die Wolkendecke ist zerbrochen, dahinter der dunkelgraue Aschefilm zu sehen. Clemens sucht nach dem gelblichen Schimmer, der die Sonne erahnen ließe. Erfolglos.
Er geht mitten auf einer Hauptstraße. Zu beiden Seiten stehen die Reihen der unbeweglichen, von einer Ascheschicht bedeckten Autos. Außer ihm ist niemand unterwegs.
An der folgenden Kreuzung verharrt er einen Augenblick. Dann trifft er eine Entscheidung; wendet sich nach links und geht nach Hause.


Als es zu Regnen aufhört, sind die Hände des Mannes sauber. Vom Schreien und Lachen ist er inzwischen heiser, nur ein vogelartiges Krächzen bringt er noch zustande. Die Schritte werden immer unsicherer, mit der rechten Hand sucht er die Fühlung der Häuserfront.
Weiter vorn wird eine Tür aufgeschoben. Eine alte Frau entleert einen Eimer schmutzigen Wassers auf die Straße. Dann fällt er ihr aus den Händen, scheppert über den Gehsteig. Die dünnen Finger krallen sich in den Türrahmen – ein Husten schüttelt den mageren Körper. Sie spuckt einen Batzen Blut auf die Straße. Dann zieht sie sich wieder ins Innere zurück, wie ein Einsiedlerkrebs.
Der Mann gerät ins Taumeln. Er schafft es gerade noch, sich in eine Seitengasse zu schleppen. Unter einem Fenster, hinter einer überquellenden Mülltonne sackt er zusammen. Wie tot bleibt er liegen.


Clemens betrachtet den kleinen Spiegel über seinem Nachttisch. Statt eines klaren Bildes nur weiche Farbflecken. Die Wachswelt ist geschmolzen. Auch auf den Fotos vom Tatort wird nichts zu erkennen sein. Und keiner kann es erklären.
Wenn er die Augen schließt, sieht er die Zeichen aus der Kirche. Wie Schlangen winden sie sich über seine Lider. Eine verständliche Sprache; unübersetzbar.
Clemens zieht die Schublade des Nachttischs auf, nimmt sich eine Tablette heraus und schluckt sie. Er streift die Schuhe ab und legt sich bekleidet aufs Bett. Eigentlich hat er noch Dienst, aber diese Dinge verlieren mehr und mehr ihre Bedeutung. Alle schlafen jetzt sehr viel.
Einen Moment später fallen ihm die Augen zu; er stürzt in den tiefen Schacht seiner eigenen Finsternis.


Im Traum ist er ein Jäger, wie dem Mythos entstiegen: Nur mit einem umgehängten Tierfell und einer brennenden Fackel in der Hand durchquert er eine nächtliche Bergschlucht. Die Bäume ringsum schwingen im Wind ihre Äste, erinnern an Tänzer in schwarzen Schleiern.
Endlich gelangt er an einen düster glänzenden See. Mit der Fackel geht er am Ufer entlang, beleuchtet das leise wogende Wasser. Versucht irgendetwas zu erkennen – aber der See bleibt stumm.
Erst als er sich schaudernd abwendet, hört er hinter sich ein Rauschen. Da steht, triefend nass, dem See entstiegen, eine schattige Gestalt. Und als er die Fackel hebt, sieht er in sein eigenes Gesicht – nur anstelle der Augen stecken kleine Spiegelscheiben darin.


Auch der Mann hinter der Mülltonne träumt. Er baut sich selbst auseinander – fein säuberlich, wie eine Maschine. Es tut nicht einmal weh.
Mit einem Messer trennt er sich zunächst von den Rippen bis zum Unterleib auf. Mit beiden Händen greift er dann in den eigenen Körper und holt seine Organe hervor. Er betrachtet sie im Zwielicht des Aschetages, wendet sie hin und her. Dann wiegt er sie auf einer gläsernen Waage, verzeichnet die Ergebnisse mit einer Feder auf blütenweißem Papier. Du wurdest gewogen und für zu leicht befunden.
Dabei wird ihm immer wärmer. Sein Geist löst sich.
Am Ende liegt, was von ihm übrig ist, auf einem Tisch, ordentlich aufgereiht, die Haut gefaltet. Wie abgelegte Kleidung.


Das Schrillen des Telefons weckt Clemens. Langsam richtet er sich auf, stützt den Kopf in die Hände. Hebt dann widerwillig ab. „Ja?“
Niemand meldet sich. Stattdessen ist ein weißes Rauschen zu vernehmen, dazwischen immer wieder der selbe glatte, ausdruckslose Ton.
Clemens packt das Telefonkabel, reißt es mit einer ruckartigen Bewegung heraus. Dann fegt er den Apparat vom Nachttisch. „Verdammte Scheiße.“
Mit den Händen stößt er sich von der Bettkante hoch. Vor dem milchigen Spiegel streicht er seine zerlegene Kleidung glatt. Er verlässt die Wohnung.
Der Regen hat eine kriechende Kühle zurückgelassen. Ein paar hohlwangige Gestalten haben aus alten Zeitungen und Pappkartons ein Feuer gemacht. Sie recken ihm die schmutzigen Handflächen entgegen, wie um Unschuld zu bekunden. Waffenlosigkeit.
Im diffusen Aschelicht wirken sogar die Flammen sonderbar. Wie glatt geschliffene, rote Kristalle, die aus dem Boden wachsen. Ihr Schein klebt matt an den Häuserwänden.
Clemens wartet allein auf die Straßenbahn, in den Winkel des Wartehäuschens gedrückt, den Mantel um sich geschlungen. Er wirft einen Blick auf den Fahrplan, kann aber nichts erkennen. Er wartet.


Das Straßenbahnabteil sieht verwaist aus. Erst als Clemens sich auf eine Bank fallen lässt, bemerkt er die Gestalt gegenüber. Da sitzt ein Mann in einer schwarzen Jacke, in sich zusammengesunken. Wie ein zerknülltes und fortgeworfenes Taschentuch. Die Bahn ruckelt los.
Clemens fixiert die Gestalt, die vor sich auf den Boden starrt. Er lässt den Blick über den Fremden gleiten und seltsame Ahnungen steigen in ihm auf. Ahnungen, die die Form von Wissen annehmen, das nicht benennbar, nicht formulierbar ist. Ohne Worte.
Der Mann gegenüber blickt auf. Er schaut Clemens in die Augen. Kurz ist da Erschrecken, dann grinst er. Das Grinsen wird breiter und breiter.
Die Bahn kommt zum stehen. Der Mann in der schwarzen Jacke, reißt die Ärmel hoch, so dass der Kommissar sie sehen kann. Sie sind immer noch vom Blut verfärbt. Der Mann kreischt hell auf. Er springt hoch, rennt den Gang hinunter. Clemens kommt auf die Beine.
Der Mann mit den blutigen Ärmeln stürzt in die dunklen Straßen; der Kommissar hinterher.


Verfolgungsjagd durch stumme Gassen. Nur das trockene Keuchen der beiden Männer ist zu hören und das Geräusch der Schuhe auf dem glitschigen Boden. Feuchte Ascheflocken wirbeln hoch.
„Stehen bleiben!“, versucht Clemens es noch einmal. Sie rennen und rennen.
Es geht über einen Hinterhof. Haufen von unenträtselbarem Schrott. Die Fensterscheiben hier sind eingeschlagen, Löcher klaffen im Glas wie Augen.
„Bleiben Sie stehen!“
Sie kommen auf eine breite Straße. Links und rechts jagen Laternen und Autowracks vorbei. Auf dem Dach eines Geländewagens sitzt ein grimmiger Alter, der an einer Pfeife zieht. Lange schaut er den beiden nach, brabbelt dabei vor sich hin.
Plötzlich verschwindet der Flüchtende rechts in einem Hauseingang. Clemens liegt inzwischen deutlich zurück. Die letzten Schritte werden langsamer. Er muss sich gegen die Hauswand stützen. Ein schmerzhafter Husten schüttelt seinen ganzen Oberkörper. Er zittert; stutzt, als er auf der Wand direkt vor seinem Gesicht feine Blutspuren sieht.
Er nimmt eine Tablette aus seiner kleinen Dose, zerkaut sie; richtet sich auf. Er steht vor der kleinen Kirche vom Nachmittag.
Hinter der Tür wartet der schmale Korridor. Vom Altarraum flackert Kerzenlicht herein. Clemens tastet sich behutsam vor; als ginge er durch ein Minenfeld.
Es gibt keinen andern Ausweg: nicht aus dem Korridor, nicht aus dem Altarraum – keine Fenster, von jenem aus Buntglas abgesehen, aber das ist zu hoch. Und dennoch ist der Altarraum, als Clemens eintritt, leer. Der Mann mit den blutigen Ärmeln ist fort.
Kerzen brennen auf zwei dumpf widerscheinenden Leuchtern. Kreidelinien zeigen an, wo vorhin noch der Priester lag. Der Kommissar fasst sich mit der Hand an die Stirn; zieht sie über das schweißnasse Gesicht, schließt dabei die Augen. Öffnet sie wieder. Jetzt sieht er es.
Während er näher tritt, fasst ihn ein tiefes Unwohlsein, ein leichter Schmerz, verursacht durch eine Verzerrung der Optik. Als werfe die Welt Blasen. Aber das tut sie nicht, es ist nur – dass in der Mauer hinter dem Altar, dort wo vor ein paar Stunden noch die fremdartige Schrift zu lesen war, ein schwarzes Loch klafft.
So dunkel, dass Clemens es zuerst nicht sah, dass er mit der Hand hineinfahren muss, um sich zu vergewissern, dass es da ist. Dabei ist es etwa zwei Meter hoch, halb so breit.
Ein unregelmäßiger Luftzug geht davon aus. Streift über Clemens’ Gesicht. Als blicke er in den Rachen eines riesigen, verborgenen Organismus.


Der Raum hinter dem Loch wirkt wie direkt aus dem schwarzen Fels geschlagen. Unregelmäßig, höhlenartig. Die Luft erfüllt ein Vibrieren, kaum hörbar dringt es bis ins Mark. Es wäre vollkommen dunkel, doch die Wände entlang zieht sich ein bläulich fluoreszierendes Geflecht.
Clemens setzt einen Fuß vor den anderen – unmöglich zu sehen, wo er hintritt. Eine Treppe schließt sich an: breite Stufen, im Kreis nach unten führend. Spiralförmig ins Nichts.
Das Vibrieren steigt zu einem schmerzhaften Dröhnen an. Clemens greift in seine Tasche, aber die Dose gleitet ihm aus den Fingern, verschwindet im Unsichtbaren.
Er steigt die Wendeltreppe hinab; unmöglich zu sagen wie lange. Mischt sich ein freudloses Lachen unter den ständigen Lärm? Mit der Tiefe wächst die Verwirrung, das betäubende Dröhnen.
Clemens erreicht den Fuß der Treppe und steht in einem breiten Korridor. Das blaue Leuchten ist hier stärker. Auch der stoßweise Luftzug leckt wieder über Clemens’ Arme. Ich bin nah.
Höhlenmalereien an den Wänden. Clemens bringt sein Gesicht nah heran, legt die Hände auf den schwarzen Stein. Nur wenige Striche, primitive Figuren. Und doch erzählen sie eine Geschichte. Meter für Meter. Der Boden ist abschüssig. Clemens liest sich hinab.
Die Wände sprechen von ihm und von dem Mann mit den blutigen Händen. Sie zeigen die kleine Kirche und berichten davon, wie der Mörder dem Priester die Kehle zerdrückte. Wie er ihm den Bauch aufschnitt. Und noch mehr.
Die Bilder werden reicher, die Figuren mit jedem Schritt plastischer. Die Schilderung eindringlicher.
Der Kommissar hastet weiter, stolpert fast. Er liest von seinem Weg zur Kirche und wie Anatol ihn dort empfing. Dabei umschließt ihn vollends der vibrierende Klang – als sei er unter einem Meer begraben. Es geht immer fort.
Die Malereien gewinnen Perspektive, Menschen und Räume drängen zur Wirklichkeit. Clemens liest, wie er in das schwarze Loch hinab stieg und – die Kunst erreicht ihren Höhepunkt, kippt. Wird überladen, dekadent.
Das Trommelfell des Kommissars zerreißt unter dem Druck. Blut rinnt seine Ohren hinab, tränkt die Schultern des Mantels – er merkt es kaum. Weiter und weiter.
Figuren werden abstrakt. Formen lösen sich, Linien zerrinnen. Flächen vergehen. Unkenntlichkeit und dann: der nackte Stein. Und Dunkelheit.
Der Kommissar ist hörlos, blind für einen Moment. Der Atem umgreift seinen Körper. Droht ihn einzusaugen.
Clemens sieht hinab. Da liegt die Jacke mit den blutigen Ärmeln.
Das Licht ist nur noch dünn, flimmernd. Clemens geht weiter. Alles, was er von dem Mörder findet, sind sein Schädel, die Knochen und Asche.


Für den Weg zurück benötigt Clemens eine Ewigkeit. Als er hinaustritt, blinzelt er. Gleißend steht oben der Sonneball und die Asche ist fort.
Verwaist liegen die Straßen: Die letzten Menschen sind aufgebrochen. Geflohen in Wälder und Höhlen.

 

Hallo zusammen,

Mit dieser seltsamen Geschichte melde ich mich nach längerer kg.de-Abstinenz zurück. Ich hoffe, es ist nicht gleiche eine Bauchlandung. ;)

 

Hallo Abdul!

Zurück und keiner merkt's?

Ich sag dir erstmal, was mich erheblich an deinem Text gestört hat, so dass ich nicht weiterlesen mochte. Ist eigentlich nur eine Kleinigkeit für den Autor (es zu ändern).
=> Du nennst deinen Protagonisten "Kommissar Clemens" mal Kommissar, dann Clemens, dann wieder Kommissar ... Bitte, bleib doch bei einer Bezeichnung! Im Moment liest es sich, als wären das zwei verschiedene Typen. Nervig, sorry.

Zu weiterem fehlt mir im Moment die Zeit, vielleicht später mehr.

Grüße
Chris

 

Hallo Abdul!

Da bin ich wieder.

Erstmal eine Frage: Was ist "zerlegene Kleidung"? Ist das wirklich ein Begriff, den man bei dir in der Umgebung benutzt? Falls nicht, warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?
=> Es sind noch mehrere Formulierungen drin, die bemüht (künstlerisch) wirken. Ich persönlich mag sowas nicht. Das Einfache kommt meist viel besser beim Leser an (der Leser bin ich - nur um Missverständnissen vorzubeugen).

"der Regen wäscht, langsam, ganz langsam, das Blut von seinen Händen. Aber nicht aus den langen Ärmeln. " => Warum nicht?

"Laternen sind außer Betrieb und nur die scharfen Kanten treten bläulich hervor." => Okay, es ist ein seltsamer Text, aber ich habe die Bilder, die du kreieren willst, einfach nicht vor Augen. Laternen mit scharfen Kanten?

"schwebt durch das Dunkel auf den Kommissar zu.
„Anatol", sagt er"
=> Sagt wer? Zeilenumbruch im Dialog macht man nur, wenn der Sprecher wechselt, wenn der Kommissar das sagt, darf demnach kein Zeilenumbruch hin.

"Der Priester in seiner Soutane erinnert an eine zerquetschte Motte. Zwei weiß Gewandete sind gerade dabei," => Wieder so ein Bild. Wenn du erst vom Priester redest und dann von Weißgewandeten (oder wie auch immer), dann denke ich an Nonnen und frage mich, warum fotografieren die die Leiche?

"wo das Blut die Fugen entlang geronnen ist." => Das "geronnen" ist zwar grammatisch richtig, aber im Zusammenhang mit Blut missverständlich. Der Leser denkt zuerst an geronnenes Blut, erst nach ein klein wenig überlegen an Blut, dass durch die Fugen rinnt.

Im Allgemeinen ist mir der Dialog zu knapp. Beispiel:
„Geöffnet. Der ganze Bauch", sagt
...
„Wie genau?"
„Mit den Händen.
=> Ich lese daraus, dass der Bauch mit den Händen geöffnet wurde (was ich mir aber nicht wirklich vorstellen kann). Ein bisschen genauer darf es schon sein.

"Würden die Computer noch laufen" => Das hier ist ein erster, vager Hinweis darauf, dass die Geschichte nicht im Hier und Jetzt spielt. Wenn dem so sein sollte, kommt mir das viel zu spät.

"Clemens betrachtet den kleinen Spiegel über seinem Nachttisch. Statt eines klaren Bildes nur weiche Farbflecken. Die Wachswelt ist geschmolzen. Auch auf den Fotos vom Tatort wird nichts zu erkennen sein." => Auch hier fehlen mir Infos um zu verstehen, was genau du erzählen willst.

"Die Bahn kommt zum stehen." => Übrigens, warum fährt die Bahn noch, wenn doch die Computer nicht mehr funktionieren?

"Feuchte Ascheflocken wirbeln hoch" => Feuchte Asche klebt, die wirbelt nicht einfach hoch.

Zusammengefasst ist mir der Text nicht genügend ausgebaut, ich sehe nicht die Bilder, die du vermutlich im Kopf hattest. Teilweise liest es sich eher nach Traumbeschreibung, weniger nach Geschichte.

Und zum Ende ist mir leider überhaupt nicht klar, was du eigentlich erzählen wolltest, sorry.

Ich kann nur empfehlen, den Text auszubauen.

Grüße
Chris

 

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