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Weihnachtswunsch aus den Bergen
Weihnachtswunsch aus den Bergen
Im Mondscheinlicht tanzten die Schneeflocken durch die kalte Winterluft. Über Nacht war eine herrlich glitzernde Winterlandschaft entstanden. Die Engel hatten mit großer Mühe das kleine, abgelegene Bergdörfchen erreicht, um die Wunschzettel, die die Bewohner auf ihre Fensterbänke gelegt hatten, einzusammeln.
Sie flogen von Haus zu Haus und legten Zettel für Zettel in ihre kleinen Umhängetäschchen. In jener sternenklaren Nacht flogen Sie zurück und kamen sehr erschöpft von der langen Reise im Himmel an.
Gott, der die fleißigen Weihnachtsengel vom Himmel beobachtet hatte, öffnete die Himmeltüre und freute sich über die Rückkehr der himmlischen Wesen. Als alle Engel im großen Himmelssaal Platz genommen hatten sprach Gott:
„Meine lieben Engel. Der erste Teil unseres Weihnachtsauftrages ist erledigt. Alle Wünsche der Menschen liegen nun im Himmel vor. Wir werden auch in diesem Jahr nicht jeden Wunsch erfüllen können. Ihr habt beim Abholen der Wunschzettel in die Häuser, Hütten und Stuben der Menschen geblickt. Entscheidet also ihr, welches die wichtigsten Wünsche sind und erfüllt sie den Menschenkindern.“
Alsbald machten sich die Engel ans Werk und lasen die Briefe, die die Erwachsenen und Kinder geschrieben hatten. Die Kinder wünschten sich Puppen, Autos, Bücher, Spiele und vieles mehr. Hosen, Pullis, neue Lackschuhe, ach was war da nicht alles zu lesen. Nicht nur die Handschrift verriet, von wem die Wunschzettel kamen. Erwachsene wünschten sich Friede, andere Gesundheit, wieder andere gaben den Weihnachtsengeln die Bitte nach einem Arbeitsplatz mit. So sortieren die Engel die vielen Zettel. Plötzlich stutzen die Engel. Da war ein ganz ungewöhnlicher Wunschzettel eingegangen. Einer der Engel las ihn vor:
„Lieber Gott, liebe Engel, ich bin in großer Sorge. Vor einigen Wochen war Almabtrieb. Dabei hat sich meine Lieblingskuh Emma verlaufen. Erst als wir unser Bergdorf erreichten, bemerkte ich, dass Emma fehlte. Alle Bauern unterstützen mich bei der Suchaktion – leider vergeblich. Wir fanden Emma nicht. Ich habe viele Kühe - doch Emma ist etwas Besonders. Über alles spreche ich mit ihr. Und wenn Sie mich mit ihren schwarzen, großen Augen so liebevoll anschaut glaube ich sogar, dass Sie mich versteht.
Nun ist der Winter mit seiner Kälte gekommen und die Hoffnung, dass ich Emma wieder finde, ist ziemlich gering. Deshalb schreibe ich Euch meinen Wunsch. Lieber Gott, liebe Engel, ihr habt doch von da oben alles im Blick. Bitte bringt mir meine Emma wieder zurück. Es grüßt Euch ganz herzlich, Bauer Gustl.“
Ratlos blickten die Engel den lieben Gott an. „Wie sollen wir denn eine Kuh finden, die schon seit einigen Wochen fehlt?“ Da lächelte Gott nur und sagte: „Ihr lieben Engel, ich bin Gott und ich bin allmächtig und allwissend. Ich kenne jeden Mensch und jedes Tier bei seinem Namen und weiß genau, wo sich jedes Lebewesen bewegt und aufhält.“
Da waren die Engel beruhigt und wussten, Gott hat alle Dinge im Blick und kann sicher dem Bauer Gustl helfen.
Die Tage bis zum Weihnachtsabend vergingen wie im Flug. Die Engel hatten Geschenke besorgt und verpackt und der Weihnachtsschlitten stand bereit. Da fragte ein Engel: „Lieber Gott, was bringen wir dem Bauer Gustl mit?“ Gott lächelte und gab den Engeln einen wunderschönen golden, glitzernden Umschlag mit auf die Reise. Auf dem Umschlag stand: Dem lieben Bauer Gustl.
Als die Engel auf der Erde ankamen, war es schon dunkel. Langsam fuhr der schwer beladene Weihnachtsschlitten von Haus zu Haus und die Engel verteilten die Geschenke. Beim Bauer Gustl legten die himmlischen Boten das golden glitzernde Briefkuvert unter den Weihnachtsbaum. Der heilige Abend kam. Bauer Gustl lief voller Erwartung in den Stall. Er war überzeugt, dass die Engel seine Emma gebracht hatten. Als er voller Spannung die Stalltür öffnete, schauten ihn viele Augenpaare an. Enttäuscht musste er feststellen, dass seine Emma nicht im Stall war. Traurig lief er ins Haus zurück, um die Kerzen am Weihnachtsbaum anzuzünden. Da glitzerte unter dem Baum ein goldener Umschlag. Verwundert hob er ihn auf und öffnete den Brief.
„Herzliche Einladung zur Heiligen Christ-Mette. Die Kinder vom Tal haben ein wunderschönes Krippenspiel gelernt. Wir freuen uns über Ihr Kommen.“
Der Bauer Gustl dachte, heute Abend soll ich meine warme Stube verlassen und ins Tal fahren? Nein, er wollte viel lieber hier oben in den Bergen Weihnachten feiern. Doch da überkam ihm ein sonderbarer Gedanke: „Wer hat diesen Umschlag unter meinen Baum gelegt? Wer lädt mich denn zu dieser Christ-Mette ein?“
Ein ganz besonders Gefühl trieb ihn, sich schnell aufzumachen und ins Tal zu fahren. Schon von ferne hörte man die Melodie der schönen Weihnachtslieder. Bauer Gustl betrat voller Andacht die hell erleuchtete Kirche.
Ein geschmückter, großer Weihnachtsbaum mit vielen Kerzen strahlte festlich neben dem Altar. Die Kirche war bis zum letzten Platz besetzt, als mit feierlichem Glockengeläut die Feierstunde begann. Das Krippenspiel war schön anzusehen und erstaunlich war, dass der Esel keine Angst vor den vielen Menschen hatte. Er blieb still neben Maria und Josef stehen. Das Jesuskind war geboren und lag in seiner Krippe.
Da öffnete sich langsam die Kirchentüre und die Hirten mit ihren Schafen und einer Kuh betraten den Raum. Langsam liefen die Tiere zur Krippe. Als sie gerade an der Bankreihe vorbei liefen, in der der Bauer Gustl saß, erkannte er, dass es seine Kuh war. Voller Freude und mit großem Stolz beobachtete er seine Emma Schritt für Schritt. Er wusste ja schon immer, dass Sie eine besondere Kuh war, und nun durfte sie sogar beim Krippenspiel mitmachen.
Bauer Gustl konnte das Ende der Vorführung kaum erwarten, so sehr sehnte er sich danach, endlich seine Emma in die Arme nehmen zu dürfen. Als die anderen diese überschwängliche Begrüßung sahen, freuten Sie sich mit.
Ein Ehepaar saß noch lange in der Kirchenbank und beobachte still, wie Gustl seine Kuh Emma immer wieder streichelte und herzte. „Schön“ sagte der Mann zu seiner Frau, „dass die Kuh, die uns zugelaufen ist, wieder ihren Besitzer gefunden hat“.