Was ist neu

Wein zum Essen

Seniors
Beitritt
20.11.2001
Beiträge
7.591
Zuletzt bearbeitet:

Wein zum Essen

»Holst du noch was fürs Wochenende?«, fragt Monika, während sie den Esstisch abwischt. »Übrigens kommen morgen Judith und Clemens zum Essen, da mach ich einen guten Rindsbraten mit Kroketten und Rotkraut.«
Manfred streicht eine Haarsträhne aus dem Gesicht seiner Frau und drückt ihr einen Kuss auf die Wange. »Mal sehen, ob ich was Gutes bekomme. Ich schau vielleicht am besten zu Tina«, schlägt er vor, tauscht seinen Jogging-Anzug gegen Pullover, Latz-Jean und Jacke, und verabschiedet sich. »Bis später, mein Schatz.«

Manfred stellt sein Auto zwei Gassen vom Café »Tinas Corner« entfernt ab. Er geht erst an dem Lokal vorbei und wirft einen prüfenden Blick hinein. Nach einer Runde um den Häuserblock tritt er ein, mustert die drei Gäste an den Tischen und begrüßt dann Tina, die hinter der Kaffeemaschine hervorlugt. Robert und Karl, die gelangweilt an der Bar sitzen, Tee trinken und dazu gemeinsam einen Joint rauchen, begrüßt er per Handschlag.
»Na, is nix los?«, fragt er die drei.
Robert verdreht seine Augen als wolle er rückwärts schauen und murmelt: »Wenn der hinten vom Flipper verschwindet, gehts wieder.« Dann bietet er auch Manfred höflicherweise den Joint an. »Danke, aber du weißt ja, dass ich nicht rauche.«
»Na komm, ein Zug schadet doch nicht.« Manfred tut, als hätte er es gar nicht gehört, er ärgert sich nicht mehr über den gesellschaftlichen Zwang zum Rauchen, dem er als Nichtraucher Tag für Tag begegnet.
Wie selbstverständlich reicht Tina Manfred ein Glas Apfelsaft: »Nicht zu kalt, wie du es gerne hast.«
Manfred lächelt sie an. »Danke, Tina. Siehst du, das schätze ich hier so: Dass du dir die Gewohnheiten der Stammgäste merkst. Das ist nämlich heutzutage gar nicht mehr überall so üblich.«
Tina weiß gar nicht, was sie auf so viel Lob sagen soll, doch Robert hilft ihr mit einem netten Grinsen aus der Verlegenheit: »Geh, Tina, machst du die Musik ein bisserl lauter?« Im selben Augenblick dröhnt »Hocus Pocus« von Focus in voller Lautstärke aus den Boxen, die irgendwo hinter den stets geschlossenen Vorhängen stehen. Manchen Gästen wird überhaupt erst bewusst, dass das Lokal auch Fenster hat, wenn sie außen dran vorbeigehen.
»Alles okay bei dir, Robert?«, erkundigt sich Manfred.
»Es könnte besser gehen, aber was solls … Wie geht´s übrigens Monika? Hat sie schon wieder eine Stelle gefunden?«
»Nein. Seit sie diese blöde Vorstrafe hat, findet sie nichts mehr. Keine Firma will eine Vorbestrafte aufnehmen. Dabei war das, was sie bei ihr gefunden haben, doch bloß für den Eigenverbrauch.«
»Scheiße sowas. Manche werden nur verurteilt, um die anderen einzuschüchtern. Die wissen gar nicht, was sie damit anrichten. Wie viele Existenzen damit sinnlos zerstört werden.«
»Du sagst es. Dabei könnten sie den ganzen Staat damit sanieren, wenn sie es geschickt anstellen.«
Karl schüttelt energisch den Kopf. »Und ich als Türlsteher bin dann arbeitslos. Nein, das könnt ihr nicht machen!«
. »Wir«, Robert klopft ihm auf die Schulter, »übernehmen dann einen stillgelegten Bauernhof, wo das Zeug gut wächst, und du arbeitest auf dem Feld. Ich lass dich doch nicht hängen. Aber solange wir diese Regierung haben, ist daran ohnehin nicht zu denken.«
»Ich schau mir den Typen mal an«, beschließt Manfred, läßt sich von Tina zwei Euros geben, grinst sie an und geht in den hinteren Teil des Lokals.

Kurz mustert Manfred den auffällig gekleideten Mann, der wie wild auf den Flipperknöpfen herumdrückt. Er trägt eine braune Lederhose mit seitlicher Zick-Zack-Schnürung, sowie eine dazupassende Jacke, beides noch so neu, dass Manfred die Frische der Tierhaut trotz des im Raum stehenden kalten Rauchs noch riecht. Dazu hat er besonders hohe, spitze Cowboy-Stiefel an den Füßen, ebenfalls wie gerade erst gekauft. Seine Brust ist geziert von einem aus dünnen Metallrohren geschweißten Peace-Zeichen, das an einer Lederschnur baumelt. Die nackenlangen braunen Haare sind von einem perlenverzierten Stirnband umgeben und an einer Lederschnur um den Hals hängt ein Cowboy-Hut auf seinem Rücken.
Während Manfred sein Glas auf den Tisch neben dem Flipper stellt, sagt er: »Nächste Partie spiel ich mit, hast eh nix dagegen, oder?« Er muß innerlich grinsen, als er sieht, wie viele Münzen sich der Mann am unteren Rand des Flippers bereitgelegt hat. Ein Blick auf den Spielstand bestätigt ihm seine Vermutung. In allen vier Zahlenfeldern sind die Punkte weit vom Freispiel entfernt. Nach der letzten Kugel bekommt der Mann einen aufgeregten Blick und wartet auf die Endzahl, die ihm noch ein Glücks-Freispiel hätte einbringen können. Aber er hat Pech.
Dann endlich beginnt das Spiel von vorne und Manfred schießt die erste Kugel aus. Sein Spielpartner war bisher nicht sehr gesprächig, doch nun, da Manfred an der Reihe ist, versucht er es zaghaft. »Bist du öfter hier?«
»Ja«, antwortet Manfred, zugleich die Kugel souverän in einem Zehntausenderloch versenkend. »Ich komm gern zum Spielen her.«
»Man merkt, dass du nicht zum ersten Mal auf diesem Flipper spielst.«
»Du bist aber ein Blitzgneißer«, antwortet Manfred zwinkernd.
»Ich spiel nur ganz selten«, erwidert der in Leder gekleidete Mann.
»Und dann gleich um so viel Geld?«, fragt Manfred neugierig – von einem lauten Knall begleitet, bei dem der »Cowboy« zusammenzuckt – und setzt daraufhin mit gespielt ungläubiger Betonung nach: »Was ist, hast du noch nie erlebt, wie sich ein Freispiel anhört?«
»Zumindest noch nie bei der ersten Kugel«, staunt der Ledermann.
»Naja, immer gehts bei mir auch nicht so gut. Ist halt doch Glückssache.«
Der Mann beugt sich näher zu Manfred und flüstert: »Kann ich dich was fragen?«
»Nur zu, schieß los!«
»Weißt du vielleicht, wo ich hier ein paar Promille krieg? Ich hab gehört, hier kann man was kaufen.«
Manfred schaut ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Bitte was?«
»Na du weißt schon, Bier, Wein, Schnaps, ganz egal. Hauptsache, Promille.«
»Nein, ich hab davon hier noch nie was gehört… Das kann ich gar nicht glauben. Wo erzählt man sich denn so etwas?«, tut Manfred entgeistert und zur Erleichterung seines Gegners fällt die Kugel endlich kerzengerade zwischen den beiden Flippern durch, womit der Ledermann der Frage elegant ausweichen kann, denn er muss sich wieder absolut auf das runde Metall konzentrieren, das er nun wieder über die schräge bunte Fläche kullern lässt. Aber nach einem Schluck von seinem Apfelsaft ist Manfred schon wieder an der Reihe und schafft die nächsten beiden Freispiele. Siebenundzwanzig Minuten hat er die Kugel, bevor sie endlich über die linke seitliche Bahn entwischt, doch er kann dem Mann trotz gezielter Fragen die Küche dieses »Gerüchtes« nicht entlocken, der nach Ende des Spiels seine am Flipper abgelegten Münzen eilig wieder einsammelt und sich verabschiedet.
Manfred trinkt seinen Apfelsaft aus, lässt seine Freispiele Freispiele sein und gesellt sich wieder zu den anderen an der Bar. In der Zwischenzeit hat sich das Lokal etwas gefüllt. Am Billardtisch stehen zwei Pärchen, die sich zwischen den Stößen einen dicken Joint immer wieder über dem grünen Tisch weitergeben. Tina ermahnt sie, Acht zu geben, dass keine Asche oder gar Glut auf den Filzbelag fällt. An einem kleinen Tisch beim Fenster würfelpokern zwei rund dreißigjährige Männer und an einem weiteren Tisch sitzen zwei Männer und eine Frau, die synchron mit starrem Blick in Roberts Richtung schauen. Alle Anwesenden sind nicht zum ersten Mal hier – man kennt sich.
Robert klopft Manfred auf die Schulter. »Gute Arbeit, Manfred, den hast du ja schön verjagt. Was willst du trinken?«
»Oh, danke, du zahlst? Ich glaub, jetzt ist mal Zeit für einen Kaffee«, antwortet Manfred. »Tina, eine Melange, bitte.«
»Geht auf mich«, ruft Robert Tina zu. Manfred bedankt sich und Tina fragt:
»Und, glaubst auch, dass der Cowboy ein Ziviler war?«, dabei deutet sie mit dem Kopf Richtung Tür, durch die der Mann das Lokal verlassen hat.
Manfred antwortet: »Das war hundertprozentig ein Bulle, so wie der mich auszufragen begonnen hat. Außerdem waren seine Finger viel zu fein, für das, was er darstellen wollte.«
»Und dann erst der nagelneue Lederdress, also wenn das nicht auffällt …«, steuert Tina zur Übereinstimmung bei. Noch bevor es in Gelächter ausartet, schaut Robert auf die Uhr und fordert Karl auf: »Na dann, gehen wir´s an.«

Karl beginnt seine Arbeit, mit der er sich zu seiner langjährigen Arbeitslosigkeit etwas dazuverdient. Er geht vors Lokal und hält Ausschau in alle Richtungen, kommt wieder und nickt Robert zu. Dieser nimmt eine Sporttasche, die bislang scheinbar herrenlos bei einem der Tische stand, und begibt sich damit auf die Toilette. Sämtliche Augenpaare im Lokal sind auf ihn gerichtet, sich davon überzeugend, dass er auch wirklich hinter der Türe des WCs verschwindet.
Langsam wird der Würfelbecher abgestellt, die Kös werden beiseite gelehnt, Joints einfach in den Aschenbecher gelegt oder gleich ausgedämpft. Binnen zwei Minuten sind fast alle Gäste des Lokales hintereinander vor der Klotür aufgereiht. Auch Manfred.
Karl geht, mit einem Joint in der Hand, immer wieder vors Lokal und blickt um sich, als würde er einen Freund erwarten. Dann setzt er sich zurück an die Bar und starrt in den Spiegel, über den er die Eingangstüre gut im Blick hat. Würde jemand Unbekannter oder uniformierte Polizei das Lokal betreten, hätte er die Aufgabe, einen Knopf unter der Bar zu drücken, der einen Lichtalarm am WC auslöst.
Robert läßt den ersten Wartenden eintreten, der kurz darauf die Toilette wieder mit geschlossener Jacke verläßt. Der nächste betritt den Raum. Alle scheinen glücklich wieder herauszukommen und alle haben geschlossene, gut ausgefüllte Jacken oder prall gefüllte Handtaschen. Die meisten bezahlen anschließend ihre Getränke bei Tina und verlassen das Lokal – unauffällig, im Zwei-Minuten-Takt.
Als alle weg sind, verlässt auch Robert wieder die Toilette, mit einer sichtbar leichter gewordenen Tasche. Hinter der Bar zählt er ein Häuflein Euro-Scheine, gibt einen Fünfziger Tina, einen Karl, und sagt zu Manfred: »Ich hab da ein kleines Fläschchen Rum. Wenn du was davon willst, dann trink noch einen Tee und ich leer dir was rein.«
Manfred verzieht das Gesicht und schüttelt sich demonstrativ. Dann sagt er leise zu Robert: »Du solltest auch aufhören mit dem Scheiß. War das nicht früher auch mal deine Devise: keine harten Sachen? Cool drauf sein wollten wir, aber das Zeug ist ziemlich uncool. Denk mal nach, Alter.«
»Hast ja irgendwie Recht«, antwortet Robert und holt tief Luft, »aber wenn du ständig mit anderen Dealern zusammenkommst, kannst du nicht leicht nein sagen.«
»Siehst du, wieder eine Folge der Illegalität. Sonst würdest du mit so was gar nicht in Kontakt kommen.«
Manfreds Handy läutet. »Es hat sich nur ein bisserl verzögert, Schatz, ich bin schon beim Gehen. … Ja, ein Packerl Gras aus dem Automaten bring ich dir mit. Bis gleich!« Nachdem er bezahlt hat, verabschiedet er sich von Robert mit einem Schlag auf den Rücken und den Worten »Cool bleiben, Alter!«, schaut mit zum Gruß erhobener Hand einmal in der Runde und geht.

Am Weg zu seinem Auto hat er ein mulmiges Gefühl. Immer wieder kommt es vor, dass Gäste des Lokales auf der Straße einer Leibesvisitation unterzogen werden. Aber er kommt gut bei seinem Fahrzeug an und ist kurz darauf wieder bei Monika.
»Da bist du ja endlich wieder, Mandi!«, begrüßt sie ihn freudig und umarmt ihn, als wolle sie ihn nie wieder loslassen. »Ich hatte jetzt schon Angst um dich …«
Manfred drückt sie fest an sich. »Schatz, du sollst dir doch keine Gedanken machen. Ich pass schon auf.«
»Und, hast du was bekommen?«, will Monika gleich danach wissen.
»Ja«, antwortet er, und öffnet seine Jacke, nimmt je eine grüne Plastikflasche aus den beiden Innentaschen der Jacke und zieht zwei unter seinem Latz hervor. »Ein Bier machen wir jetzt gleich auf, der Wein ist für morgen zum Essen.«
Monika freut sich, holt die eben frisch gemachten Pop-Corn aus der Küche und setzt sich zu Manfred ins Wohnzimmer, der bereits das Bier in zwei Gläser aufteilt und eines davon Monika reicht. Mit »Prost« und »Auf uns!« stoßen sie an und trinken genüsslich den ersten Schluck seit einer Woche.
»Spielts was im Fernsehen?«, fragt Manfred und nimmt das Programmheft zur Hand. »Ach, alles schon vorbei, was interessant gewesen wäre …«
»Ja, wenn du so spät kommst, ist alles schon vorbei. Ich bin allerdings noch nicht vorbei.« Sie schenkt ihm ein Lächeln.
»Wenn das Bier legal wäre, hätte ich es auch schon beim Einkaufen am Nachmittag aus dem Supermarkt mitgenommen«, regt Manfred sich auf. »Eigentlich ist das ja ein Witz, daß wir so an den Rand gedrängt werden, während sich jeder Joint-Raucher Gras und Shit im Supermarkt kaufen kann.«
Monika seufzt. »Heute bist du aber wieder sehr kritisch unterwegs, Mandi.«
»Verzeih, mein Schatz. Aber weißt du, als ich diese Woche den tollen Geschäftsabschluss zustande brachte, wollte ich gern nach dem zweistündigen Essen einen Schluck Rotwein, nur so für die Verdauung, während die anderen schon mit der dritten Wasserpfeife darauf anblubberten, um gebührend zu feiern. Zufällig hatte ich noch ein kleines Fläschchen bei mir und ging damit aufs Klo. Und als ich dann da so in der kleinen Kabine stand und möglichst lautlos langsam Schluck für Schluck trank, da wurde mir das so richtig bewusst.«
»Äh, was wurde dir bewusst? Wie laut sich das Schlucken anhört?«
»Wie unfair das alles ist. Jeder darf seinen Joint rauchen, wo und wann er will, der Staat kassiert noch fleißig, und wenn ich einen Schluck Wein oder Bier trinken will, dann muss ich mich verstecken, statt es gemütlich bei den anderen zu trinken … Ach, ich reg mich zu sehr auf. Es ist nur: Ich will mich ja nicht ständig ausschließen, aber dieses Verbot zwingt mich dazu.«
»So«, Monika legt ihren Finger auf Manfreds Lippen und lächelt ihn an. »Und jetzt machen wir uns einen gemütlichen Abend, ja?«
»Weißt du eigentlich, dass man überall dort, wo jetzt der Hanf wächst, auch Wein anbauen kann?«
»Schatz …«, sagt sie gedehnt, während sie sich zu ihm dreht, ihre Arme um seinen Hals schlingt und sich auf seinen Schoß setzt.

Es ist Samstag Mittag und der Braten gerade fertig, als wie erwartet Judith und Clemens an der Tür klingeln. Wenig später sitzen die vier Freunde vor dem guten Essen. Manfred holt die schönen Weingläser, sowie eine der Plastikflaschen. Mit dem Hinweis, dass es sich um italienischen Wein handle, schenkt er die rote Flüssigkeit ein. Er setzt sich wieder und alle prosten sich zu, machen den ersten Schluck und beginnen, während des Essens einen gemeinsamen Urlaub auf einem Hausboot zu besprechen.
Da läutet es nochmals an der Tür.
»Erwartet ihr noch jemanden?«, fragt Clemens.
»Eigentlich nicht. Ich schau mal nach.« Manfreds Stimme klingt unsicher. Er geht möglichst leise zur Tür und schaut durch den Spion. Er kennt die Männer nicht, aber er erkennt sie, weshalb ihm der Schreck kalt in die Glieder fährt. Ein Pumpern von draußen.
»Machen Sie auf, wir wissen, dass Sie zuhause sind!« Noch ein kräftiges Klopfen an der Tür, nur wenig lauter als Manfreds Herzschlag. Er geht ebenso leise wieder ins Zimmer zurück.
»Polizei ist draußen!«, teilt er den anderen leise mit. Nach einer Schrecksekunde nimmt Monika die Gläser, schüttet alles ins Waschbecken und lässt Wasser nachlaufen. Der Weingeruch steht verräterisch in der Luft.
Die geöffnete Flasche versteckt Judith im Mistkübel und drapiert eine zerknüllte Zeitung darüber. Manfred bleibt nichts anderes übrig, als zu öffnen, da die Männer nun schon so heftig pochen, dass die Tür beinahe von selbst aufspringt. Monika und Judith rauchen sich schnell je einen Joint an, um den Alkoholgeruch zu übertönen.
Die drei Beamten in Zivil weisen sich aus und treten ein. »Wir müssen eine Hausdurchsuchung machen. Geben Sie freiwillig heraus, was sie haben, dann bringt Ihnen das mildernde Umstände.«
»Was meinen Sie?« Manfred ist sich sicher, dass er die beiden vollen Flaschen gut versteckt hat.
»Schauen Sie, wenn Sie auch alles abstreiten, wir wissen, dass Sie Alkohol im Haus haben und wir werden ihn finden.«
»Woher haben Sie solche Gerüchte?«, erkundigt sich Manfred.
Der Beamte grinst. »Hellsehen.«
Manfred gibt sich eingeschüchtert. »Nur hin und wieder trink ich was, Herr Inspektor, ehrlich. Ganz heimlich und alleine. Meine Freunde hier wissen nicht einmal etwas davon.«
»Und das sollen wir Ihnen glauben?« Seine Kollegen schickt er ins Wohn- und ins Schlafzimmer, während er selbst in die Küche geht. »Machen wir einmal den Geschirrspüler auf … Na, und was haben wir da? Vier Weingläser.« Mit einem Grinsen in Richtung Monika setzt er noch hinzu: »Spülen Sie immer alles so fleißig vor?« Monika wird rot im Gesicht und der Beamte bestätigt sich selbst: »Na bitte.«
»Ich …«, stammelt Monika nur.
»Und wo werden wir denn die leere Flasche hingegeben haben, hm? In den Mistkübel?« Er zieht die halbvolle Flasche mit selbstzufriedenem Blick heraus. »Ah, da haben wir ja, was wir suchen. Und es ist sogar noch was drin, haben wir Euch etwa gerade gestört?«
»Hier ist was, Chef!«, freut sich der Beamte, der gerade mit den restlichen zwei Flaschen, eine mit Bier, eine mit Wein befüllt, in die Küche kommt.
»Das ist alles von mir«, behauptet Monika, als ihr bewusst wird, dass Manfred seine Arbeit verlieren würde.
»Das könnt Ihr uns dann alles beim Verhör erzählen.« Der Beamte funkt um Verstärkung, damit alle vier zum Kommissariat chauffiert werden können.
Manfred beginnt, sich aufzuregen: »Aber das darf doch alles nicht wahr sein – wegen ein bisschen Wein so einen Aufwand zu treiben, während richtige Verbrecher draußen frei herumlaufen! Wir haben unsere Freunde doch bloß zum Essen eingeladen …«
»Und zum Trinken von Alkohol verführt. Wenn Sie jetzt nicht den Mund halten, schreib ich die Anzeige auf Weitergabe und muss Sie vorläufig festnehmen. Wenn Sie kooperativ sind, können Sie in einer Stunde wieder nach Hause. Dann werden Sie nur als Zeuge geladen, wenn Ihr Dealer sich vor Gericht zu verantworten hat.«
Clemens versucht noch, sich dagegen zu wehren, dass er und Judith ebenfalls mitkommen müssen, aber es hilft nichts. Wenig später sitzen sie, aufgeteilt auf vier Räume, beim Verhör.

Nach rund einer Stunde können sie alle wieder gehen, weil Manfred und Monika kooperativ genug waren. Sie haben gleich zwei verschiedene Dealer angegeben, weil ja keiner wusste, was der andere sagen würde.
»Eine Übernahmebestätigung kriegen Sie noch, auf der wir die konfiszierten Alkoholika bestätigen, warten Sie noch kurz«, meint einer der Beamten, worauf ein zweiter grinst und sagt: »Lass mich das schreiben …«
Manfred nimmt die Bestätigung entgegen, steckt sie ein, und zu viert verlassen sie das Gebäude.

Bei der Busstation meint Monika: »Lass mal schauen, was da draufsteht.« Manfred gibt ihr den Zettel. Sie liest erst leise, lacht und liest dann laut vor: »Beschlagnahmt: eine Flasche Bier und zwei leere Weinflaschen …«

 

Hi Susi,

ich kann mich den anderen anschließen: Gute Idee, das Kiffen und Trinken aus veränderter Sicht zu sehen. Interessiert hätte mich dabei noch, was denn nun all die Winzer in Deutschland machen. Arbeitslos? Schwarzgeschäfte? :D

Beim THC-haltigen Hanf betrifft es ja "nur" das Ausland, von daher gibt es auch keine Lobby.
Mir war die Geschichte aber auch zu lang, ich muss sim mit seinem Kürzungsvorschlag recht geben.

Lieber Gruß
bernadette

 

Liebe Bernadette!

Danke Dir fürs Lesen und Kommentieren! :)

Ich werde die Geschichte spätestens am Wochenende auf Kürzungsmöglichkeiten überprüfen, vielleicht finde ich ja noch was.

Interessiert hätte mich dabei noch, was denn nun all die Winzer in Deutschland machen. Arbeitslos? Schwarzgeschäfte?
Ja, da könnte ich direkt noch was einfügen... :D
Da, wo der Wein wächst, kann der Hanf genauso wachsen - sie würden also nur eine andere Pflanze anbauen und genauso verdienen.

Beim THC-haltigen Hanf betrifft es ja "nur" das Ausland, von daher gibt es auch keine Lobby.
Es gehen Millionen an Euros ins "Ausland", weil es nicht legal ist. Etliche Bauern müßten ihre Betriebe nicht zusperren, wenn man das Geschäft im Inland macht.
Mancher kleine Bauer versucht sich noch zu retten, indem er mit Dealern Geschäfte eingeht und zwischen Kukuruz (Mais) oder Wein ein paar Hanfpflanzen mitversorgt, und sich damit natürlich strafbar macht. Aber das meiste Geld geht wohl nach Holland und unsere Bauern sterben weiter.

Und die Exekutive könnte sich effizienter mit dem Bekämpfen harter Drogen beschäftigen, das wäre wirklich sinnvoller. Dann wären auch die Szenen nicht so vermischt und ein Umstieg nicht so leicht.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Tolle Geschichte, Susi, dachte ich im ersten Moment: Gut geschrieben, einen tatsächlichen Mißstand aufzeigend, den Staat samt Polizei ins schlechte Bild rückend, so wünscht man sich eine Geschichte in dieser Rubrik. Aber dann habe ich die Kommentare gelesen und auf einen Satz von dir gestoßen:

Häferl schrieb:
Ich bin auf alle Fälle gegen harte Drogen, weil die wirklich nur kaputt machen.
Das hat mir zu denken gegeben. Weil ich Alkohol für eine harte Droge halte, die abhängig und kaputt macht. Im Gegensatz zu Cannabis.

Das heißt für mich: In deiner Geschichte werden Äpfel mit Birnen verglichen. Deine Umkehrung der Verhältnisse funktioniert nur, weil wir alle den Alkohol bagatellisieren, die Gefahr nicht sehen wollen, trotz zigtausender Tote jedes Jahr allein in Deutschland. Nur weil wir an Alkohol gewöhnt sind und ihn liebgewonnen haben, vergessen wir allzugern die kaputten Familien und die mißhandelten Kinder. Wir vergessen, daß Schweden die Prohibition einführte, weil Alkoholismus dort solche Ausmaße annahm, daß sich die damalige Regierung nicht anders zu helfen wußte – noch jetzt ist Alkoholika in Schweden exorbitant teuer, denn das Problem gibt es dort immer noch, nur wird es anders bekämpft.

Diese Bagatellisierung zieht sich augenzwinkernd durch die ganze Geschichte, am Schluß wird das noch einmal deutlich: Da reißen sich Polizeibeamte grinsend eine Flasche Wein unter die Nägel – alles halb so schlimm, Leute, sollte das wohl heißen!

Was bleibt ist eine handwerklich gut geschriebene Geschichte, die in guter Absicht ihr Ziel verfehlt. Leider.

Dion

 

Hallo Dion!

Danke fürs Lesen der Geschichte und Deinen Kommentar dazu.

Tolle Geschichte, Susi, dachte ich im ersten Moment: Gut geschrieben, einen tatsächlichen Mißstand aufzeigend, den Staat samt Polizei ins schlechte Bild rückend, so wünscht man sich eine Geschichte in dieser Rubrik.
Danke.

Aber dann habe ich die Kommentare gelesen und auf einen Satz von dir gestoßen:
Es geht um die Geschichte, nicht um die Kommentare.
Weil ich Alkohol für eine harte Droge halte, die abhängig und kaputt macht. Im Gegensatz zu Cannabis.
Das Thema der Geschichte ist aber nicht, ob Alkohol gefährlicher ist als Cannabis und zu den harten Drogen zählen sollte, sondern das Thema ist, daß Alkohol legal ist und Cannabis nicht, und wie sich das für die betroffenen Konsumenten unterschiedlich auswirkt: die einen können es im Supermarkt kaufen, die anderen müssen sich in zwielichtige Lokale begeben und riskieren auch noch, dafür bestraft zu werden. Und wie die Ausgrenzung ganz von selbst funktioniert, steht auch da drin.

In deiner Geschichte werden Äpfel mit Birnen verglichen. Deine Umkehrung der Verhältnisse funktioniert nur, weil wir alle den Alkohol bagatellisieren,
Wie gesagt ist es nicht Thema der Geschichte, Alkohol mit Cannabis zu vergleichen, sondern die Auswirkungen der Illegalität zu zeigen.

Da reißen sich Polizeibeamte grinsend eine Flasche Wein unter die Nägel – alles halb so schlimm, Leute, sollte das wohl heißen!
Falsch interpretiert. Das sollte vielmehr die Verlogenheit des Systems zeigen.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Häferl schrieb:
Wie gesagt ist es nicht Thema der Geschichte, Alkohol mit Cannabis zu vergleichen, sondern die Auswirkungen der Illegalität zu zeigen.
Klar war das Thema ein anderes, das habe ich auch nie bestritten. Aber du hast dafür falsche Mittel eingesetzt, denn deine Geschichte hätte mit einer leichten Droge wie zum Beispiel Kaffee auch funktioniert. Aber wenn du staatliche Haltung zum Cannabis und Alkohol gleichsetzt, dann sagst du auch: Wie kann der Staat gegen eine so harmlose Droge wie Alkohol sein, wenn er gleichzeitig Verkauf und Konsum von Cannabis erlaubt!

Häferl schrieb:
Dion schrieb:
Da reißen sich Polizeibeamte grinsend eine Flasche Wein unter die Nägel – alles halb so schlimm, Leute, sollte das wohl heißen!
Falsch interpretiert. Das sollte vielmehr die Verlogenheit des Systems zeigen.
Verlogenheit des Systems? Das sind doch nur menschlichen Schwächen, Susi – nobody is perfekt.

Dion

 

Hallo Dion!

Aber wenn du staatliche Haltung zum Cannabis und Alkohol gleichsetzt, dann sagst du auch: Wie kann der Staat gegen eine so harmlose Droge wie Alkohol sein, wenn er gleichzeitig Verkauf und Konsum von Cannabis erlaubt!
Es geht mir in dieser Geschichte nicht um die gesundheitlichen Auswirkungen, sondern um die gesellschaftlichen.
Das Cannabisverbot (bei uns in Österreich ist das ja schärfer als in Deutschland) ist ein willkürliches Mittel, mit dem Menschen an den Rand gedrängt werden. An der Ausgrenzung ist nicht das Cannabis selbst schuld und es bedarf auch keiner vorurteilsbeladenen Mitmenschen, die einen ausgrenzen, es funktioniert allein durch das Verbot selbst. Es kann jemand mit den tolerantesten Menschen in einem Gastgarten sitzen, aber seinen Joint darf er sich trotzdem nicht anzünden.

Warum geht es mir nicht um die gesundheitlichen Unterschiede?
Würde ich darauf hinweisen, wäre es eine Geschichte »gegen Alkohol«. Ich halte aber die vergleichende Argumentation für taktisch unklug, wenn man die Legalisierung von Cannabis erreichen will, weil man mit dem Wettern gegen Alkohol gegen jene Droge wettert, die der Großteil der Bevölkerung konsumiert, und man damit keine Mehrheit für sein Anliegen finden wird.
Und es geht ja auch nicht um eine Entweder-oder-Entscheidung, sondern um Toleranz, und die sollte dann natürlich auch in beide Richtungen gehen.
Es wäre ja interessant, wie die Vorlieben in der Bevölkerung verteilt wären, wenn beides legal wäre und beides mit dem selben Aufwand (sowohl finanziell als auch zeitmäßig) zu beschaffen wäre. Ich bin sicher, es würden sich viele anders entscheiden, aber das käme auf einen Versuch an. Auch Holland ist da kein Vergleich, weil Cannabis trotz Legalität nur in der »Szene« zu beschaffen ist. Es müßte schon von den Bauern so legal angebaut werden dürfen, wie jetzt der Wein, was sowohl den Bauern als auch dem Staat finanziell ganz schön was bringen würde.

In einer Gesellschaft, die über Cannabis- oder Alkoholkonsum frei entscheiden kann, kannst Du dann mit Deiner gesundheitlichen Aufklärung kommen. ;)

Verlogenheit des Systems? Das sind doch nur menschlichen Schwächen, Susi – nobody is perfekt.
Doch Verlogenheit des Systems. Wenn ein System von Menschen getragen wird, die dieses System selbst nicht einhalten, ist es verlogen.
Aber gut: Bezeichnen wir es als menschliche Schwächen. Warum verlangt man dann vom Bürger mehr menschliche Stärken als jene Menschen, die die Einhaltung dieser Stärken kontrollieren und strafen sollen, aufzubringen imstande sind? Weil es einfacher ist, sie zu verbieten, als zu schauen, wo denn bei so vielen Menschen diese Schwächen überhaupt herkommen, warum sie so oft die Welt nicht nüchtern ertragen wollen, und aus den Erkenntnissen Konsequenzen zu ziehen? Das wäre mal gesund … Aber da lügt man sich lieber in den eigenen Sack.


Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Susi,

nur ein paar Kleinigkeiten noch - zur Geschichte wurde sonst schon fast alles gesagt, was auch mir eingefallen waere.

"Tuerlsteher" (Du hattest es natuerlich mit ue geschrieben ... :D)
Ich vermute mal, dass das "l" in diesem Wort eine rein oesterreichische Verniedlichung ist und nichts mit dem zu tun hat, was man in Bayern landlaeufig mit Tuerl bezeichnet (Hosentuerl). Ich musste ganz unvermittelt bei diesem Begriff grinsen :-))

"Robert klopft Manfred auf die Schulter. »Gute Arbeit, Robert, den hast du ja schön verjagt. Was willst du trinken?«"
-> Manfred ist derjenige, der verjagt

und schliesslich:

Ich finde es gut, dass Du nur Szenen beschreibst und dem Leser dieser Geschichte seine eigene Deutung ueberlaesst, was sich sehr schoen in dem breiten Spektrum der Kommentare wiederfindet: Von alles erlauben bis alles verbieten ueber laecherlichem Einsatz gegen Hasch und allgegenwaertiger Akzeptanz des Alkohols ist alles da.

Dabei bleibt nur eines zu sagen:
Keine Droge ist gut.
Aber auch:
Sowohl ein absolutes Verbot oder Besitzerlaubnis zum Eigenbedarf wie voellige Freigabe sollten eingehend hinterfragt werden, vor allem in welchem Verhaeltnis Tat und Strafe, Konsum und Schaden stehen und wie weit persoenliche Freiheit und der Schutzauftrag des Staates sich in einem sinnvollen Masse vereinbaren lassen (koennen), ohne dabei die Entscheidung als Sklave seiner eigenen Gesellschaft und Historie faellen zu muessen.

Na denn prost,

sarpenta

 

Hallo Häferl :).

Inhaltlich finde ich deine Geschichte gut. Erst allmählich bin ich darauf gekommen, was sie wirklich sagen will, nämlich: "Warum ist Cannabis verboten und Alkohol nicht, wenn es umgekehrt genauso funktionieren könnte?". Stilistisch habe ich aber ein paar Probleme mit ihr, sie erscheint mir ziemlich distanziert und trocken, vor allem die Dialoge, welche du noch übermäßig in Nachsätzen erklärst, etwa hier:

»Du weißt doch, dass ich nicht rauche«, lehnt der dankend ab.
»Na einmal kannst du doch anziehen«, versucht Karl ihn zu überreden.
  • Das "dankend" ist mE einfach zuviel des Guten, stünde besser im Gesagten selbst, ich schlage vor >> "Na! Lass gut sein, du weißt doch, dass ich nicht rauche", lehnte er ab.
  • »Na einmal kannst du doch anziehen«, versucht Karl ihn zu überreden. << Durch die wörtliche Rede wird bereits klar, dass Karl ihn zu überreden versucht, findest du nicht?

Nur Karl lacht und meint: »Seid ihr verrückt, als Türlsteher bin ich ja dann arbeitslos.« Robert klopft ihm auf die Schulter und entgegnet:
»Wir übernehmen dann einen stillgelegten Bauernhof, wo das Zeug gut wächst, und du arbeitest am Feld. Ich lass dich doch nicht hängen. Aber noch ist es nicht soweit.«
  • Zweimal hintereinander vorausgehende Inquits, "Nur Karl lacht und meint:" und "Robert klopft ihm auf die Schulter und entgegnet:" - sowas macht Dialoge für mich fade. Wie wäre es mit >>
    »Seid ihr verrückt«, lacht Karl, »als Türsteher bin ich ja dann arbeitslos.«
    Robert klopft ihm auf die Schulter. »Sei es drum - wir übernehmen dann einen stillgelegten Bauernhof, wo das Zeug gut wächst, und du arbeitest auf dem Feld. Ich lass dich doch nicht hängen. Aber noch ist es nicht soweit.«

dass Manfred die Frische der Tierhaut selbst in dem im Raum stehenden Duft nach kaltem Rauch noch riecht.
  • Hm. Geht das nicht einfacher? Wie findest du >> dass Manfred die Frische der Tierhaut trotz des Duftes nach kaltem Rauch noch riecht. Na gut, auch nicht eben hohe Kunst, aber wenigstens ohne das "in dem im undsoweiter".

»Und, glaubst auch, dass es einer war?«, dabei deutet sie mit dem Kopf Richtung Tür, durch die zuletzt der »Cowboy« das Lokal verlassen hat.
  • »Cowboy« - Ist es gewollt, dass hier der anonyme beobachtende Erzähler Spott durchblicken lässt?

Langsam wird der Würfelbecher abgestellt, die Kö´s werden beiseite gelehnt,
  • Selbst wenn du die eingedeutschte (aber nicht offiziell bundesdeutsche) Variante bevorzugst, denke ich, dass du das Apostroph ruhig weglassen kannst ;).

immer wieder vor´s Lokal
  • Hier ebenso >> vors. Oder ist es im österreichischen Deutsch anders? (ebenso zu Beginn des ganzen Blocks)

»Danke, das ist lieb von dir, aber du weißt ja, dass ich die harten Sachen nicht mag, außerdem muss ich noch mit dem Auto fahren. Sei mir nicht böse, ja?«
  • Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Männer, zu denen ich mich zählen soll, so miteinander reden. Es sei denn, sie sind schwul oder ich etwas weltfremd.

Zum folgenden Block kann ich nur sagen, was schon dazu gesagt wurde.

»So, und jetzt machen wir uns einen gemütlichen Abend, ja?«
  • Das klingt für mich nach einem sehr schroffen, geradezu unfreundlichen Signal, das Manfred seiner Frau verpasst, "hör jetzt bloß mit dem Thema auf!"

Er kennt die Männer nicht, aber er erkennt sie, weshalb ihm der Schreck kalt in die Glieder fährt.
  • Hm ... nicht sehr geschickt, wenn ich das sagen darf. Vorschlag >> Er kennt die Männer nicht, umso mehr jedoch ihre Uniformen, weshalb ...

»Machen Sie auf, wir wissen, dass sie zuhause sind!«
  • Sie ;)
  • zu Hause

schreib ich die Anzeige auf Weitergabe
Was heißt das? :shy:

Dann werden Sie nur als Zeuge geladen, wenn Ihr Dealer sich vor Gericht zu verantworten hat …«
Komische Gesetzgebung, die zwar das Handeln, aber nicht den Erwerb von Drogen unter Strafe stellt. Aber auf dem Gebiet kenn ich mich nicht aus.

»Lass mal schauen, was da draufsteht«, meint Monika bei der Busstation. Manfred gibt ihr den Zettel. Sie liest erst leise, dann laut und mit Verwunderung vor: »Beschlagnahmt: eine Flasche Bier und zwei leere Weinflaschen …«
Das hat was :D.

Trotz aller stilistischen Ungereimtheiten regt mich deine Geschichte zum Nachdenken an.


FLoH.

 

Hallo sarpenta und FLoH!

Danke Euch beiden fürs Lesen und ganz besonders für die kritischen Anmerkungen! :)

sarpenta schrieb:
"Tuerlsteher" …
Ich vermute mal, dass das "l" in diesem Wort eine rein oesterreichische Verniedlichung ist und nichts mit dem zu tun hat, was man in Bayern landlaeufig mit Tuerl bezeichnet (Hosentuerl). Ich musste ganz unvermittelt bei diesem Begriff grinsen :-))
Hehe, mir gehts auch oft so. Wenn sich Eure Protagonisten auf ihren Stuhl setzen (bei uns findet zum Beispiel eine Stuhlprobe nicht im Möbelhaus statt, die gibt man bestenfalls beim Arzt ab). Oder neulich hat erst wieder ein Protagonist in einer Geschichte seinen Fernseher angemacht – also pfui … :D
Das l hat aber meiner Meinung nach weniger mit einer Verniedlichung zu tun, sondern damit, daß wir weniger abgehackt sprechen als Ihr, und ein Türlsteher läßt sich nun mal runder sagen als ein Türsteher.
Ich könnte das l natürlich auch wegnehmen – wer die Wahl hat … – aber mir gefällt es mit besser. :)

-> Manfred ist derjenige, der verjagt
Oh, danke für das aufmerksame Lesen!

Ich finde es gut, dass Du nur Szenen beschreibst und dem Leser dieser Geschichte seine eigene Deutung ueberlaesst, was sich sehr schoen in dem breiten Spektrum der Kommentare wiederfindet: Von alles erlauben bis alles verbieten ueber laecherlichem Einsatz gegen Hasch und allgegenwaertiger Akzeptanz des Alkohols ist alles da.
Mich freut es sehr, daß die Geschichte die Leser doch ein wenig zum Nachdenken anregt. Schön, wenn Du findest, daß ich die Deutung dem Leser überlasse – ich war mir da gar nicht so sicher, weil ich das sehr oft nicht schaffe und sogenannte Holz- oder Dampfhämmer schreibe. ;-)
Ich finde, in einer Gesellschaft, die sich als tolerant bezeichnet, müßte beides toleriert werden – »tolerieren« heißt ja noch nicht gutheißen.

Sowohl ein absolutes Verbot oder Besitzerlaubnis zum Eigenbedarf wie voellige Freigabe sollten eingehend hinterfragt werden, vor allem in welchem Verhaeltnis Tat und Strafe, Konsum und Schaden stehen und wie weit persoenliche Freiheit und der Schutzauftrag des Staates sich in einem sinnvollen Masse vereinbaren lassen (koennen),
Durch die völlige Freigabe von Cannabis und –produkten wären zwei große Probleme aus der Welt geschafft:
1. Der Umstieg auf härtere Drogen. – Der kommt nicht daher, daß das Cannabis irgendwann zu schwach in der Wirkung werden würde, wie das manche immer glauben, sondern daher, daß durch die Illegalität beides in einer Szene existiert. Könnte man Haschisch legal kaufen wie Alkohol, käme man in gar keine illegale Szene hinein, in der es härtere Drogen gibt. Gerade Eltern von Jugendlichen haben immer Angst, daß ihre Kinder in solche Kreise geraten und irgendwann an der Nadel hängen – wäre Cannabis legal, müßten sie die Angst nicht so schnell haben.
2. Die soziale Ausgrenzung. – Konsumiert man etwas Illegales, umgibt man sich mit der Zeit auch (fast) nur mehr mit Menschen, die das ebenfalls konsumieren – das heißt, die sozialen Kontakte sinken, Aktivitäten, bei denen man mit anderen Menschen zusammenkommt, die es nicht konsumieren, finden kaum mehr statt. Wird man erwischt und handelt sich eine Vorstrafe ein, verliert man mit hoher Wahrscheinlichkeit seinen Job, bzw. darf man als Schüler nicht mehr maturieren und studieren schon gar nicht, was dann die endgültige Weiche aufs soziale Abstellgleis ist. Da muß man sich doch fragen: Wen schützt der Staat denn damit?
Und natürlich kostet es die Gesellschaft wieder Geld, die Ausgegrenzten zu erhalten, obwohl es gar nicht nötig wäre, sie auszugrenzen. Der Staat gibt Geld aus, wo er eigentlich verdienen könnte, nur um ein Gesetz aus der Hitlerzeit aufrechtzuerhalten. Vor den Nazis war es nämlich legal, es gab sogar frei käufliche Zigarettensorten – z. B. »Nil« und »Khedive« –, in denen zwischen 5 und 9 Prozent Gras drin war. Aber hier funktioniert die Rehabilitierung noch viel schwieriger als bei den Homosexuellen. Es wird gerne so dargestellt, als sei es »nur« ein Krieg gegen die Juden gewesen – es war ein Krieg gegen alle Minderheiten, auch gegen Haschischraucher (die jedoch zumeist auch zu anderen Gruppen gehörten, wie intellektuellen Künstlern, Homosexullen oder sonstigen Linken, dem »Abschaum der Gesellschaft« eben). Und dabei verlangt hier nicht einmal jemand Wiedergutmachung, bloß die Rücknahme des Verbotes.

In der Erziehung weiß man heute ja auch, daß Erklären besser ist als Verbote. Warum will uns der Staat durch faschistoide Verbote schützen?

FLoH schrieb:
was sie wirklich sagen will, nämlich: "Warum ist Cannabis verboten und Alkohol nicht, wenn es umgekehrt genauso funktionieren könnte?"
Wobei es nicht darum geht, daß es umgekehrt sein soll. Es war mir lediglich ein Anliegen, daß es sich jeder einmal umgekehrt vorstellt, um dann vielleicht zu mehr Toleranz zu finden.

»So, und jetzt machen wir uns einen gemütlichen Abend, ja?«
Das klingt für mich nach einem sehr schroffen, geradezu unfreundlichen Signal, das Manfred seiner Frau verpasst,
Ähm, das hat eigentlich seine Frau gesagt. ;-) Aber ich hab die Stelle ebenso umgeschrieben, wie alle anderen, bei denen Du Anmerkungen hattest. Manche hab ich gleich ein bisschen mehr umgeschrieben, und ein paar andere Stellen auch. Also eigentlich hab ich durch Deinen Anstoß gleich die ganze Geschichte überarbeitet. :)

Vorschlag >> Er kennt die Männer nicht, umso mehr jedoch ihre Uniformen, weshalb ...
Das ist die einzige Stelle, die ich nicht geändert hab, weil … schau mal ein paar Sätze weiter: » Die drei Beamten in Zivil weisen sich aus und treten ein.« ;-)

Was heißt das?
Daß die Anzeige nicht nur auf Konsum, sondern auf Weitergabe lauten würde. Dealen heißt im Gesetz Weitergabe.

Komische Gesetzgebung, die zwar das Handeln, aber nicht den Erwerb von Drogen unter Strafe stellt.
In Deutschland ist der Besitz für den Eigenverbrauch bereits ein wenig legalisiert, wobei die Höhe dessen, was als Eigenbedarf zählt, länderweise unterschiedlich ist. Bei uns in Österreich steht auch noch der Konsum unter Strafe, nur werden die meisten Anzeigen zurückgelegt*, stattdessen wird man zu psychosozialen Dienst vorgeladen, wo man sich, je nach Einschätzung der dortigen Psychologen, einer einmaligen oder regelmäßigen Harnkontrollen unterziehen muß. Aber es gibt noch Länder mit viel strengeren Gesetzen, zum Beispiel kann man auf Malta bereits für ein Gramm bis zu drei Jahre ins Gefängnis wandern.
* Das mit dem Zurücklegen der Anzeigen war zumindest bis vor ein, zwei Jahren so. Der neueste Sicherheitsbericht läßt allerdings eine andere Tendenz erkennen, wonach jetzt auch wieder vermehrt Konsumenten bestraft werden.

Warum Du es komisch findest, das Handeln schon und den Konsum nicht unter Strafe zu stellen, ist mir nicht ganz klar. Natürlich will die Polizei an die Händler heran, und es ist etwas anderes, ob jemand etwas nur konsumiert oder ob er damit illegal Geld verdient. Bzw. sieht man es ja auch so, daß der eine nur sich selbst, der andere aber auch anderen schadet. Tatsache ist aber, daß die Gesetzgebung selbst allein schon durch die daraus folgende soziale Ausgrenzung und den daraus entstehenden volkswirtschaftlichen Schaden das meiste Unglück anrichtet.


Danke nochmal an Euch beide,

liebe Grüße,
Susi :)

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom