Was ist neu

Weit fort

Seniors
Beitritt
30.06.2004
Beiträge
1.432
Zuletzt bearbeitet:

Weit fort

Weit fort

Ein Metterschling
Mit flauen Bügeln
Log durch die Fluft.
Er war einem Computer entnommen,
dem war was durcheinander gekommen,
irgendein Rädchen,
irgendein Drähtchen, und als man es merkte,
da war's schon zu spätchen.
Da war der Metterschling schon feit wort.
Wanz geit.
Mir tut er leid.

Mira Lobe: Der verdrehte Schmetterling


Schon als sie noch ganz klein gewesen war, hatte Elena das Gedicht von dem Schmetterling geliebt. Besonders das "feit wort". Weit fort.
Wenn sie sich die Worte auf der Zunge zergehen ließ, dann füllte ein seltsames und wunderbares Gefühl ihren Kopf und ihre Brust. Weit fort. Weg von zu Hause. Weg von der Welt.
Erst viel später hatte sie verstanden, dass es Sehnsucht war, die sie spürte.

Es regnet. Der böige Wind treibt den Regen in Schwaden über das Tal zwischen den grünen Bergflanken. Die winzigen Tropfen dringen durch Elenas Regencape, schleichen sich unter ihre Kleidung, durchnässen sie bis auf die Haut. Es macht ihr nichts aus. Sie schiebt die ohnehin nutzlose Kapuze in den Nacken und legt den Kopf zurück. Kühles Wasser rinnt über ihr Gesicht, nässt die dunklen Haare, fließt in den Kragen ihres Pullovers. Walisischer Regen.
Die Luft riecht nach Bergen und ein wenig nach nassen Schafen. Durch die Schleier kann Elena ab und zu die Häuser auf der anderen Talseite erkennen. Geduckt, dichtgedrängt, einsam.

"Wo bist du gewesen?"
Immer die selbe Frage, immer in dem selben Tonfall gestellt. Die Augen ihrer Mutter, dunkel vor Sorge.
"Bei Claudia"
Immer die selbe Lüge, lässig erzählt. Elena hängte ihre Jacke im Flur auf und drängte sich an der Mutter vorbei ins Esszimmer. Sie wusste genau, wenn sie jetzt sofort auf ihr Zimmer ginge, würde ihre Mutter niemals Ruhe geben, würde ihr folgen, die Zimmertür aufhalten und ihr in weinerlicher Stimme erzählen, dass sie sich ja nur Sorgen machen würde. Elena ließ sich am Esstisch nieder und wartete, bis ihre Mutter sich ebenfalls gesetzt hatte.
"Du weißt doch, dass ich mir Sorgen mache"
Sie hatte gewusst, dass das kommen würde.
"Ich war doch nur bei Claudia. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Es ist ja noch nicht einmal neun durch. Ich bin doch heil nach Hause gekommen." Sie fragte sich, warum sie es immer wieder versuchte. Sie wusste, dass es ihre Mutter nicht beruhigen würde.
"Ich mag es nicht, wenn du draußen herumläufst, wenn es schon dunkel ist."
"Es ist noch nicht dunkel."
"Trotzdem kann etwas passieren." Ihre Mutter ließ sich nicht beirren. "Bitte ruf das nächste Mal an, dann kann ich dich doch abholen."
Elena nickte ergeben. Sie wusste genau, dass sie nicht anrufen würde.
"Wenn dir auch etwas passiert, dann bin ich ganz alleine."
Auch das hörte sie nicht zum ersten Mal. Sie stand auf und küsste ihre Mutter auf die Wange. "Mir passiert schon nichts, Mama!"

Der Bus kommt die steile Kurvenstraße empor gebrummt, grün und weiß in dem ewigen Grau des Regens. Elena schultert den Rucksack, tritt an die Straße und streckt die bandagierte Hand aus. Leise quietschend hält der Bus.
"One single to Holyhead, please"
Der Busfahrer lächelt und reißt das Ticket ab. "You're on holiday?"
Elena lächelt zurück, nickt, greift sich die Karte und lässt sich auf einen Sitz fallen. Weit fort. Bald.


"Warum darf ich nicht mitfahren?" Elena sprach ganz ruhig. Wenn sie ihre Mutter aufregen würde, dann hätte sie gleich verloren. "Ich kann es doch auch bezahlen. Ich habe gespart"
Ihre Mutter sah sie mit traurigen braunen Augen an. "Ich möchte nicht, dass du in ein Flugzeug steigst. Stell dir vor, es stürzt ab!"
"Flugzeuge stürzen nicht einfach so ab"
"Aber wenn doch, dann wäre ich ganz alleine"
Elena spürte Wut in sich aufsteigen. Wie sie diesen weinerlichen Tonfall verabscheute. Wenn ihre Mutter wüsste, wie sehr Elena sie hasste, wenn sie in diesem Ton mit ihr sprach. Sie biss sich auf die Lippen, schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Dann gelang es ihr, ruhig weiter zu sprechen.
"Es ist doch die Studienfahrt. Was soll ich Frau David sagen?"
Plötzlich war ihre Mutter ganz eifrig. "Ich schreibe dir eine Entschuldigung. Ich sage, dein Blinddarm muss rausgenommen werden. Dann hast du eine ganze Woche frei, ist das nicht toll? Ich nehme mir auch frei, dann können wir etwas zusammen unternehmen. Nur wir beide, ja?"
Elena sah den Glanz, den Eifer in ihren Augen. Langsam nickte sie. "Ja, Mama. Toll!"
Ihre Mutter schien ihre mangelnde Begeisterung gar nicht wahrzunehmen.

Die Straße windet und krümmt sich, wie ein Lebewesen. Ein verletztes Lebewesen. Der Bus torkelt um die Kurven wie ein flügellahmer Schmetterling. Nur blau ist er nicht, denkt Elena bei sich und lächelt.
Der Regen wird dünner und sie kann die Landschaft draußen vorbei ziehen sehen. Schafe auf den Hügeln, Hecken, Bruchsteinhäuser, weiße Felsen. Dann passieren sie eine machtvolle Burg. Elena verdreht den Hals, um bis zur Turmspitze hinauf sehen zu können. Eine Fahne mit rotem Drachen flattert im Wind. Der Drache streckt ihr die Zunge heraus.

Geduldig blieb Elena vor dem Fernseher sitzen, bis ihre Mutter mal wieder in der Mitte des Filmes eingeschlafen war. Dann schlich sie die Treppe hinauf in ihre Zimmer. Sorgsam schloss sie die Tür hinter sich ab. Erst dann inspizierte sie ihre Schätze.
Rucksack, Schlafsack, Trekkingjacke, Wanderstiefel, sorgfältig zusammengespart von dem Geld, das sie heimlich verdient hatte. Für ihre Nachhilfeschüler hat sie den Sportunterricht am Dienstagnachmittag geschwänzt. Und wenn ihre Mutter geschlafen hatte, war sie aus dem Küchenfenster gestiegen, um das Kind der Nachbarin zu hüten.
Bald würde es losgehen. Claudia, die ihr Praktikum im Reisbüro gemacht hatte, hatte ihr mit den Karten für die Fähre geholfen. Das Interrailticket hat Elena sich selber besorgt. Bald wäre sie fort.
Weit fort. Ganze zwei Wochen Wales für sich alleine. Ihre Mutter würde Zustände kriegen, aber das nahm Elena in Kauf. Sie würde es überleben. Ganz sicher würde es ihr gut tun. Bestimmt würde sie merken, dass sie auch ohne ihre Tochter auskam. Letztendlich tat sie ihr nur etwas Gutes.
Elena ließ sich rücklings auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke. Selbst dort klebte die lächerliche Tapete, die sie sich als Kind ausgesucht hatte. Schmetterlinge auf einer Blumenwiese. Sie konnte sich noch erinnern, dass Anja, ihre Schwester, und sie selber unheimlich viel Spaß gehabt hatten, als sie das Zimmer selber tapezieren durften. Sie hatten die Blumenwiese überall hin geklebt. An manchen Stellen saß die Tapete schief, oder schlug Wellen, aber Elena gefiel sie so.
Nach dem Unfall, als Anja fort war, war Elena eines Nachts aufgestanden und hatte alle blauen Schmetterlinge aus der Tapete geschnitten, oder einfach nur herunter gekratzt. Die, die dabei heil geblieben waren, bewahrte sie in einer alten Keksdose unter dem Bett auf, zusammen mit dem Gedicht. Ihre Mutter hatte es noch nicht einmal bemerkt.

Der Bus ruckt, bleibt stehen, der Fahrer wendet seinen Kopf zu Elena. "Holyhead" sagt er. "You're going on to Ireland?"
"Sure" Sie ist Lügen gewohnt. Einige Momente lang blickt sie dem Bus nach, der davon schwankt, dann dreht sie sich um und steigt die Straße hoch. Sie weiß genau, wohin sie gehen muss, sie hat im Reiseführer sorgfältig nachgelesen.
Es regnet nicht mehr. Der Pfad verlässt die Straße und klettert den kleinen Berg hinauf, der sich hochtrabend "Holyhead Mountain" nennt. Schwarzverbrannte Heide, weiße Felsen, gelber Stechginster. Die Farben scheinen Elena entgegen zu springen. Ihre Beine sind ganz leicht und bewegen sich beinahe von alleine.

Leise, ganz leise schlich sie die Treppe hinunter, die Wanderschuhe in der rechten Hand, die linke am Handlauf. Sie kannte jede knarrende Stufe, jede lockere Bohle. Erst in der Küche zog sie die Schuhe an. Sie stieß das Fenster auf, warf den Rucksack hinunter, wollte grade hinterher klettern, als das Licht anging.
Ihre Mutter, fassungslos auf der Schwelle. Was hatte sie geweckt? Elena konnte es nicht sagen. Vielleicht spürte sie ja inzwischen, wenn Elena sie betrog.
"Wo willst du hin?" Diese Angst, diese abgrundtiefe Verwunderung in ihrer Stimme. Elena wusste, dass sie Mitleid haben sollte, aber alles, was sie in diesem Moment spürte war eine unbändige Wut und Enttäuschung.
"Ich fahre in Urlaub!" Ihre Stimme war schroff. Sie wollte verletzen. Sie sah, wie die Augen ihrer Mutter feucht wurden.
"Alleine?"
"Auf jeden Fall ohne dich" Sie genoss die Angst in den Augen ihrer Mutter und schämte sich dafür. Gleich glaubte sie wieder, sich rechtfertigen zu müssen. "Schau, Mama, ich fahre nur für zwei Wochen weg. Dann bin ich wieder hier. Ich fahre nach Wales, siehst du? Ich fahre mit der Bahn. Da passiert nichts"
Einen Moment lang entspannte sich die Miene ihrer Mutter. Jetzt sah sie fast so aus, wie früher.
"Anja wollte immer nach Wales"
"Ich weiß Mama. Schau, ich muss los, sonst bekomme ich meinen Zug nicht mehr" Elena machte sich daran, aus dem Fenster zu klettern. Irgendwie kam ihr das komisch vor, mit ihrer Mutter, die noch in der Küche stand, aber sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Für einen Augenblick schien es tatsächlich zu funktionieren. Dann schrie ihre Mutter auf, stürzte zum Fenster und bekam Elenas linkes Bein zu packen.
"Geh nicht! Lass mich nicht allein!"
Wieder stieg die Wut in ihr auf, grob versuchte sie sich loszureißen, trat nach ihrer Mutter und spürte, dass sie traf. Doch ihre Mutter klammerte sich wie eine Ertrinkende an Elenas Bein, schrie und jammerte. Und sie war stärker. Langsam wurde Elena wieder in die Küche gezogen. Wütend trat sie weiter. Es klirrte, Scherben regneten auf den Boden. Elena krallte sich am Fensterrahmen fest, Glassplitter bohrten sich in ihre Handflächen, aber die Angst, alleine zu bleiben, schien ihrer Mutter Bärenkräfte zu verleihen. Elena wurde vom Fenster los gerissen und stürzte heftig auf den gefliesten Boden.
Ihre Mutter war ebenfalls gestürzt, hockte nun gekrümmt und jammernd auf dem Boden, umgeben von Fensterglas. "Bitte geh nicht, ich bin doch sonst ganz alleine."

Sie erreicht South Stack, den Vogelfelsen an der zerklüfteten Küste. Es ist zu spät im Jahr für Papageientaucher. Unter ihr auf einer kleinen Halbinsel steht ein blitzendweißer Leuchtturm. Niemand ist unterwegs. Es hat wieder zu regnen begonnen, dazu windet es und das Meer schlägt unter ihr ungebändigt an die Küste.
Vorsichtig kletterte sie so weit auf die Felsen hinaus, wie man eben klettern kann, ohne abzustürzen. Der Wind nimmt ihr jetzt beinahe den Atem. Sorgsam setzt sie den Rucksack zu Boden, holt die Dose heraus. Ohne noch einmal hinein zu blicken, schleudert sie sie aufs Meer hinaus. Der Deckel springt auf und Dutzende von blauen Schmetterlingen flattern in den Wind. Weit fort.

Sie stand wieder auf und sah auf ihre Mutter herab. So traurig, so einsam. Elena spürte, wie alle Gefühle sie verließen. Alle bis auf eins. Die Sehnsucht.
"Ich werde jetzt gehen, Mama, und du wirst mich nicht daran hindern. Wenn du es doch tust, dann bringe ich mich um, das schwöre ich dir. Und dann bist du wirklich ganz alleine. Für immer!"
Ihre Mutter schluchzte, presste die Hände auf ihre Ohren und wiegte ihren Körper langsam vor und zurück.
"Mama?"
Sie reagierte nicht. Vielleicht hörte sie Elena nicht. Vielleicht spielte sie es aber auch nur vor. Sie wollte Mitleid, doch Elena war nicht mehr bereit, Mitleid zu geben.
"Mama, ich gehe jetzt" Dann war sie aus dem Fenster und auf dem Weg zum Bahnhof. Die Verkäuferin in der Drogerie musterte sie fragend, als sie Verbandszeug für ihre Hände kaufte. Elena kümmerte sich nicht weiter darum. Sie schwang den Rucksack auf den Rücken und rannte, um ihren Zug noch zu bekommen.

Das Meer ist ungerührt. Irgendwo in den Hügeln blökt ein Schaf. Der Wind fegt durch Elenas Haare. Sie fragt sich, ob Anja sie verstanden hat, wo auch immer sie ist. Weit fort.

 

Hallo,

hab wenig Erfahrung mit Nicht-Fantasy und weiß nicht, ob das hier was taugt und in welche Kategorie ich es packen soll.
Bin für alle Hilfe dankbar.

Liebe Grüße,

Felsenkatze

 

Wow Felsenkatze,

das ist ja ein wahres Meisterwerk. :)

Du hast Elena und ihre Mutter sowie die Beziehung der beiden gerade so geschildert, wie die Geschichte es braucht. Besonders die mitleidige Wut der Tochter auf die Mutter. Endlich mal keine 08/15 Selbstmordgeschichte.

Fand ich ganz ausgezeichnet. Fehler sind mir keine aufgefallen.

Gruß

MisterSeaman

 

Hallo Felsenkatze,

doch, hat mir gut gefallen und das, obwohl ich ja oft allergisch auf Geschichten reagiere, die mit einem Selbstmord enden ;)

Was mich zuerst verwirrt hat, waren die Rückblenden. Ich habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass die Szenen mit der Mutter welche sind, trotz der Absätze. Vielleicht kannst Du diese Teile ja irgendwie kursiv kenntlich machen, damit es deutlicher wird.
Vielleicht war ich aber auch einfach zu blöd, Deine anderen Leser scheinen ja keine Probleme damit gehabt zu haben :)

Liebe Grüße,
gori

 

Hallo zusammen,

schön, dass die Rückmeldung doch positiv ist, da bekomme ich ja Mut, das öfter zu versuchen.

@MisterSeaman: :D Danke

@gbwolf: Andeutungen über Anja... hmmm... ich wollte es eigentlich absichtlich nicht zu genau machen, damit sich jeder seine eigenen Gedanken machen kann. Aber ich denke noch mal drüber nach.
Ich denke nicht, dass Elena wegen Anja Selbstmord begeht, zumindest war das nicht meine Intention beim Schreiben. Ich dachte, es wäre klar, dass sie ursprünglich nur Urlaub machen wollte. Die Entwicklung lief dann eben doch anders.
Wegen dem Alter lass ich mir was einfallen, ich dachte so an 15 vielleicht.

Plagiat? Sorry, aber deine Geschichte hat eigentlich nix damit zu tun. Die Idee kam mir schon in Wales und dann kam noch die Plotwendung dazu...
Sieh es mal so: du hast mich eben inspiriert.

@gori: Schön, dass sie dir gefallen hat. Ich versuche es mal mit Kursivsetzunge der Absätze, vielleicht wird es dann klarer.
Ich bin eigentlich auch kein solcher Fan von Selbstmordgeschichten. Aber hier passte es einfach.

Danke euch allen nochmal für's Lesen und kommentieren und ich werde mich sicher auch wieder ans Kommentieren machen, wenn meine blöde Prüfung rum ist, vielleicht auch schon vorher, wenn ich keinen Bock mehr auf Lernen habe ;)

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze!

Von dir habe ich ja lange nix mehr gelesen. Wird mal wieder Zeit.

Sie schiebt die ohnehin nutzlose Kapuze des Capes in den Nacken und legt den Kopf zurück.
Lass "des Capes" weg und du sparst dir eine unnötige Wiederholung.

Walisischer Regen.
Urlaub eingearbeitet?

den Eifer in ihren Augen. Langsam nickte sie. "Ja Mama. Toll!"
Ja, (Komma) Mama

Der Bus torkelt um die Kurven wie ein flügellahmer Schmetterling.
Etwas gezwungen der Vergleich.

Die, die dabei heil geblieben waren, bewahrte sie in einer alten Keksdose unter dem Bett auf, zusammen mit dem Gedicht. Ihre Mutter hatte es noch nicht einmal bemerkt.
Sehr schön, ehrlich.

Dann schrie ihre Mutter auf, stürzte zum Fenster und bekam Elenas linkes Bein zu packen.
"Geh nicht! Lass mich nicht allein!"
Ich hatte beim Lesen gehofft, du würdest es leise ausklingen lassen, du würdest die Mutter nicht eine Szene machen lassen. Das hätte mir wesentlich besser gefallen als dies hier. Das finde ich etwas plump.

holt die Dose heraus. Ohne noch einmal hinein zu blicken, schleudert sie sie aufs Meer hinaus.
Da bietet sich doch an, dass sie die Dose öffnet und die "Schmetterlinge" durch den Wind tanzen.


Okay: Stilistisch finde ich die Geschichte Klasse. Flüssig, toll geschrieben, plastischer Charakter.
Aber im Gesamten finde ich die Story zu extrem. Ich bin da etwas eigen und das ist - so will ich betonen - nur mein persönlicher Geschmack, der da jetzt aus mir spricht.
Aber ich finde, etwas mehr Ruhe hätte der Geschichte gut getan. Was meine ich damit?
Man sollte etwas auf die Dramatik verzichten. Die Mutter muss nicht sterben, finde ich, und Elena auch nicht. Ich hätte die Mutter leise und betrübt und schweigend zurückgelassen und Elena hätte ich nach Holyhead gebracht, wo sie die Schmetterlinge im Wind verstreut.
Das finde ich zwar weniger spektakulär, aber irgendwie interessanter.

Aber wie gesagt: persönlicher Geschmack.

In diesem Sinne
c

 

Hallo Lieblingskritiker,

war schön, dich mal wieder zu lesen :)


Urlaub eingearbeitet?

so offensichtlich? ;)


Der Bus torkelt um die Kurven wie ein flügellahmer Schmetterling.

Etwas gezwungen der Vergleich.

Hmmm... findest du? Ich hab jetzt so viele halb tote Schmetterlinge gesehen und die torkeln ziemlich... Und glaub mir: die Busse in Wales auch. Dabei habe ich eigentlich einen starken Magen...


holt die Dose heraus. Ohne noch einmal hinein zu blicken, schleudert sie sie aufs Meer hinaus.

Da bietet sich doch an, dass sie die Dose öffnet und die "Schmetterlinge" durch den Wind tanzen.

Das ist schön, das werde ich machen :)


Hmmmm... wegen dem leisen Ausklang. Du hast schon recht, das hat auch was. Aber die Geschichte hat sich selber geschrieben und irgendwie wurden mir beide Charaktere zu extrem, um das noch friedlich ausklingen zu lassen. Normalerweise bin ich ja auch niemand, der solche "Selbstmörder"-Geschichten schreibt. Aber die hier... na ja, ich mag sie eben so. Tut mir leid, wenn ich deinen Geschmack diesmal nicht ganz getroffen habe.

Aber über dein Lob freu ich mich natürlich trotzdem.

Ich schreibe überigens immer noch an deiner "spannenden" Fantasy-Geschichte rum, ich hab dich nicht vergessen ;)

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Ronja!

Ich schreibe überigens immer noch an deiner "spannenden" Fantasy-Geschichte rum, ich hab dich nicht vergessen
Na das hoffe ich doch.

Hmmmm... wegen dem leisen Ausklang. Du hast schon recht, das hat auch was. Aber die Geschichte hat sich selber geschrieben und irgendwie wurden mir beide Charaktere zu extrem, um das noch friedlich ausklingen zu lassen.
Eben weil sie so extrem sind, fände ich einen friedlicheren Ausklang besser. Wenn man sehr verzweifelt ist, mit allem abgeschlossen hat oder allgemein fertig ist mit den Nerven, dann spürt man manchmal eine beklemmende Ruhe, weil man irgendwie von allen Gefühlen frei ist. Und so könnte es dieser Mutter ja gehen.

Hallo Lieblingskritiker
Liest man gern

c

 

Hallo Felsenkatze,

auch ich bin mittelschwer begeistert. :thumbsup: Du hast die Handlungsfäden schön ineinander verwoben, Schmetterlingsmotiv finde ich hervorragend eingearbeitet. Eine innere Reise, getragen durch eine äußere, echt gut gelungen. SOOO ....

Mit dem Ende bin ich überhaupt nicht einverstanden, gerade weil es eine Art Selbstfindung/Selbstbefreiung ist, wäre es viel schöner und poetischer gewesen, sie - wie Chazar bereits angemerkt hat - leise ausklingen zu lassen. Mord und Selbstmord wirken EXTREM unglaubwürdig, mal abgesehen, dass Selbstmord-Enden meistens fad sind, so auch hier. Elena scheint ihre Mutter trotz allen zu lieben und zu verstehen, da stößt man nicht einfach einen Splitter in den Hals. :engel:

Vom Stil her würde ich dir raten, gelegentlich eins, zwei "unds" mehr zu setzen, ich versuch auch immer wieder, die Dinger wegzulassen, aber das funktioniert immer nur sporadisch. (Sonst schreibst du soweit gut :) )

YO!

Liebe Grüße

Dante_1

 

Hallo Dante,


hmmmm.... lass mich noch ein paar Tage über den Schluss grübeln und schmollen, dass ihn keiner mag, wahrscheinlich schreibe ich ihn dann doch um. :)

Ich weiß nicht, beim Schreiben geriet es mir einfach so und schien passend.

Elena scheint ihre Mutter trotz allen zu lieben und zu verstehen, da stößt man nicht einfach einen Splitter in den Hals.

Trotzdem mag ich dir da gerne wiedersprechen. Wenn man in unglaubliche Wut gerät, und Hilflosigkeit dazukommt, glaube ich, dass fast alles passieren kann. Ich bin nur froh, dass ich nix Scharfes zur Hand hatte, als ich mal so einen Riesenkrach mit meiner Ma hatte. Natürlich liebt man den anderen. Aber gerade dann kann einem alles manchmal ziemlich hochkommen. So sollte das eigentlich gemeint sein.
Im übrigen sind beide Charaktere sehr überzogen, sollten auch einfach etwas labil sein. Ich weiß allerdings nicht, ob das so gut rüber kommt.

Danke auf alle Fälle für deine trotzdem überwiegend positive Kritik :kuss:
Wie gesagt, ich denke drüber nach.

Liebe Grüße,

Ronja

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Felsenkatze!

Erst einmal nachträglich alles Gute zum Geburtstag! :)

Wie chazar und Dante finde auch ich Deine Geschichte sehr schön geschrieben, auch das Einbauen des Gedichtes in Form der Schmetterlinge und »weit fort« haben mir sehr gut gefallen, aber der Schluß…

Wie gesagt, ich denke drüber nach.
Also, ich möchte Dir da gern beim Denken helfen. ;)
Für mich ist der Schluß auch absolut unglaubwürdig. Das Mädchen hat schon viel zu viel gekämpft, um so einfach aufzugeben. Sie hat lange gespart, um sich die Reise zu leisten, und sich dann auch gegen die Mutter aufgelehnt. Sie muß damit gerechnet haben, daß die nicht einfach »ja, geh nur« sagt, also würde sie wahrscheinlich schon gar nicht so in Wut geraten, daß sie den Splitter überhaupt nimmt.
Wenn man in unglaubliche Wut gerät, und Hilflosigkeit dazukommt, glaube ich, dass fast alles passieren kann.
Nicht, wenn man die Mittel in der Hand hat, dem zu entkommen, was einen so wütend macht. In dem Fall hat Deine Protagonistin ihr Bahnticket. Und wie Dante schon sagt, ist da noch deutlich Liebe zu bemerken, oder sowas ähnliches, jedenfalls etwas, was einen normalerweise hindert, so etwas wirklich zu tun. Meine Mutter hat mir wesentlich Schlimmeres angetan und ich hatte wirklich schon meine Pläne, aber niemals hätte ich das wirklich gemacht. Im Kopf, ja, aber es wirklich zu tun, da gehört viel mehr dazu.

Ich würde den Schluß so schreiben, daß sie ihrer Mutter deutlich sagt, daß diese schon ihre Schwester auf dem Gewissen hat, und daß sie Elena jetzt gehen lassen solle, wenn sie nicht ihre zweite Tochter auch verlieren will. – Daß sie ihr das androht, halte ich für sehr realistisch, aber nicht, daß sie es tut. Sie ist dann frei, warum sollte sie sich noch umbringen? Die Schmetterlinge kann sie für die Schwester verstreuen, ihr in den Wind sagen, daß es schade ist, daß sie jetzt nicht mehr da ist, weil es schöner gewesen wäre, sie hätten sich gemeinsam befreien können… Ist natürlich nur ein Vorschlag, für den allerdings spricht, daß er neben dem Tod auch einen anderen Weg aufzeigt. :)

Ein paar kleine Anmerkungen:

»Besonders das "feit wort". Weit fort.«
– würde das »Weit fort« weglassen, der Leser erkennt das auch so. ;)

Bei manchen direkten Reden hast Du den Punkt vergessen.

»An manchen Stellen saß die Tapete nun schief, oder schlug Wellen,«
– würde das »nun« streichen, da die Tapete wohl nicht erst im nachhinein verrutscht ist, sondern schon immer so war.

»Die Farben scheinen Elena entgegen zu springen.«
– würde »entgegenzuspringen« zusammenschreiben

»Sie schwieg über die Fähre.«
– würde ich weglassen, ist eigentlich nicht wichtig, oder? Mich hat der Satz irgendwie irritiert.

»Der Deckel springt auf und Dutzende von blauen Schmetterlingen flatteren in den Wind.Weit fort
– ein e zuviel in »flattern«, Leertaste vor »Weit fort« fehlt

»bereit für die großes Reise.«
– große


Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Häferl,

danke für's Lesen und Kommentieren :)
Wie schon gesagt: ich schreibe den Schluss wahrscheinlich um. Ihr müsst mir nur ein bisschen Zeit lassen, ich bin selber grad im Stress. Ein bisschen wird's wohl noch dauern.


daß sie ihrer Mutter deutlich sagt, daß diese schon ihre Schwester auf dem Gewissen hat,

hui, ist es das, was du aus dem Text gelesen hast? Ups. Ich hatte bisher immer so im Hinterkopf, dass Anja etwas passiert ist, ein Unfall vielleicht, und dass die Mutter deswegen so seltsam geworden ist. Aber so passt es natürlich auch. Vielleicht lasse ich es weiterhin als Interpretationssache offen.

Im übrigen tut ihr die Mutter ja eigentlich gar nichts Schlimmes an, nicht wirklich. Sie schlägt sie ja nicht, es findet (zumindest körperlich) keine Misshandlung statt. Eigentlich sollte die Geschichte von dem handeln, was ich "erdrückende Liebe" nenne, und von der Abhängigkeit der Mutter von ihrem Kind, das dies nicht erträgt. *grübel*
Ach ja, und natürlich plant Elena nicht von Anfang an, sich umzubringen. Der Urlaub soll so etwas, wie ihre Befreiung sein. Umbringen tut sie sich dann, weil sie ohne ihre Mutter und ihre Abhängigkeit auch nicht mehr weiter weiß.
Kommt das eigentlich rüber? Sonst muss ich das auch nochmal umschreiben.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo,

Umbringen tut sie sich dann, weil sie ohne ihre Mutter und ihre Abhängigkeit auch nicht mehr weiter weiß. Kommt das eigentlich rüber?

Mir war eher so, als brächte sie sich um, weil sie ihre Mutter umgebracht hat und nun Angst hat vor dem was passieren könnte. Und weil mir so war, fand ich das dann etwas... unrealistisch, denn zwischen Mord und Selbstmord vergeht ja einige Zeit des Nachdenkens, und eine solche Affekthandlung wäre dann... hm. Käme mir komisch vor.

Im Ganzen finde ich deine Geschichte gelungen, schön melancholisch. Die beiden Zeitebenen sind geschickt mit sich und mit dem Gedicht verwoben.

Die Tatsache nun, dass sie ihre Mutter und sich umbringt... ich hätte es vielleicht auch bei einem leisen Ende belassen. Als ich merkte, dass das Festhalten in einem Mord gipfelt, fand ich das etwas schade. Elena - ein schöner Name übrigens, passt irgendwie zur Geschichte - scheint mir nicht der Typ zu sein, der so reagiert. Sie wirkt meiner Ansicht nach viel überlegter.

Lieben Gruß,
Mario

 

Hallo zusammen,

ich hab den Schluss nun umgeschrieben. Hoffe, dass es euch nun besser gefällt

Habt ihr im übrigen irgendeine Idee, in was für eine Kategorie die passen könnte? Vielleicht Gesellschaft? In Sonstige komm ich mir immer so als "Restgeschichte" vor... ;)

Liebe Grüße,

Ronja

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Felsenkatze,

jawoll, Mission erfolgreich beendet. Jetzt hast du eine runde, glaubwürdige Geschichte mit einer Extraportion Fantasie und Tragik. :) Ach, wenn man das nur bei allen Büchern und Filmen machen könnte: "Herr Regisseur, ändern Sie bitte mal den Schluss, den find ich nämlich doof." ;)

Zwei Anmerkungen:

Das Meer ist ungerührt ob Elenas Gaben.

Find ich von der Formulierung her zu schwülstig.

Und nimm ein "Weit fort" raus, das knubbelt sich am Ende. :shy:


Well done!

Dante

Ach so: Würde "Gesellschaft" vorschlagen

 

Hallo Felsenkatze,
das ist ja mal wieder eine Geschichte. Dafuer dass du keine Erfahrung mit "Nichtfantasie" hast, ist dir die Geschichte aber sehr gut gelungen. Ob sie was taugt? Diese Frage kannst du nicht wirklich ernst gemeint haben. Sie ist wirklich Klasse, finde ich. Die erste Version habe ich leider nicht gelesen, kann aber die Einwaende meiner Vorredner sehr gut nachvollziehen und finde es gut, dass du sie dahingehend geaendert hast, dass jetzt Mord und Totschlag raus sind. Die Geschichte braucht so etwas naemlich ueberhaupt nicht, sie traegt sich durch den Konflikt zwischen Mutter und Tochter sehr gut.
Die Sache mit dem Schmetterlingsgedicht ist eine tolle Idee von dir, zumal ich dieses Gedicht sehr gut kenne, meine Tochter kann es heute immer noch auswendig, obwohl sie bereits erwachsen ist. Es ist nicht nur ein schoenes Gedicht, es passt auch wirklich sehr gut in diese Geschichte und du hast es wirklich gut eingebaut.
Zur Frage wohin kann ich nur sagen, ganz schnell aus Sonstiges raus, lasse sie nach Alltag oder Gesellschaft verschieben. Ich persoenlich tendiere zu Alltag.
glg
carrie :thumbsup:

 

Hallo nochmal,

:) :) :)

Jetzt freu ich mich aber.

@Dante: Weit fort rausgenommen, Schwülstigkeit abgeändert, ay ay Sir. :D Ach ja, wenn ich mal einen Film drehen sollte, sag ich dir Bescheid, dann kannst du den Schluss abändern. ;)

@carrie: Was für ein nettes Lob. Das Gedicht liebe ich einfach auch sehr und irgendwie passte es zu meiner Geschichte so gut, dass ich es einfach verewigen musste (findet deine Tochter es auch so etwas melancholisch, oder habe nur ich dieses Bild in meinem Kopf?)
Die Verschiebung ist beantragt.

Liebe Grüße, und nochmal Danke an alle, die Mühe und Zeit hierein investiert haben,

Ronja

 

Braves Mädchen! :D Dann wollen wir mal schauen, dass du als Lohn für deine harte Arbeit auch eine Empfehlung von mir bekommst. Muss nur wissen, wohin die Reise (sic!) ;) gehen soll. Am besten nach Gesellschaft, wie gesagt.

Grrrüüüße

Dante

 

Ja, nach Gesellschaft *beiträgepush*

Aber das mit der Empfehlung wäre toll, da freu ich mich gleich nochmal :bounce:

 

Hallo Felsenkatze,
Ja, ich glaube meine Tochter findet es ein wenig traurig und liebt es sehr, ich kann mich nicht erinnern, dass sie sich jemals ein anderes Gedicht merken konnte.
Gesellschaft ist gut und Empfehlung noch besser und voll berechtigt!!!!!
glg
carrie

 

Letzte Empfehlungen

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom