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Weit fort

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30.06.2004
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Weit fort

Weit fort

Ein Metterschling
Mit flauen Bügeln
Log durch die Fluft.
Er war einem Computer entnommen,
dem war was durcheinander gekommen,
irgendein Rädchen,
irgendein Drähtchen, und als man es merkte,
da war's schon zu spätchen.
Da war der Metterschling schon feit wort.
Wanz geit.
Mir tut er leid.

Mira Lobe: Der verdrehte Schmetterling


Schon als sie noch ganz klein gewesen war, hatte Elena das Gedicht von dem Schmetterling geliebt. Besonders das "feit wort". Weit fort.
Wenn sie sich die Worte auf der Zunge zergehen ließ, dann füllte ein seltsames und wunderbares Gefühl ihren Kopf und ihre Brust. Weit fort. Weg von zu Hause. Weg von der Welt.
Erst viel später hatte sie verstanden, dass es Sehnsucht war, die sie spürte.

Es regnet. Der böige Wind treibt den Regen in Schwaden über das Tal zwischen den grünen Bergflanken. Die winzigen Tropfen dringen durch Elenas Regencape, schleichen sich unter ihre Kleidung, durchnässen sie bis auf die Haut. Es macht ihr nichts aus. Sie schiebt die ohnehin nutzlose Kapuze in den Nacken und legt den Kopf zurück. Kühles Wasser rinnt über ihr Gesicht, nässt die dunklen Haare, fließt in den Kragen ihres Pullovers. Walisischer Regen.
Die Luft riecht nach Bergen und ein wenig nach nassen Schafen. Durch die Schleier kann Elena ab und zu die Häuser auf der anderen Talseite erkennen. Geduckt, dichtgedrängt, einsam.

"Wo bist du gewesen?"
Immer die selbe Frage, immer in dem selben Tonfall gestellt. Die Augen ihrer Mutter, dunkel vor Sorge.
"Bei Claudia"
Immer die selbe Lüge, lässig erzählt. Elena hängte ihre Jacke im Flur auf und drängte sich an der Mutter vorbei ins Esszimmer. Sie wusste genau, wenn sie jetzt sofort auf ihr Zimmer ginge, würde ihre Mutter niemals Ruhe geben, würde ihr folgen, die Zimmertür aufhalten und ihr in weinerlicher Stimme erzählen, dass sie sich ja nur Sorgen machen würde. Elena ließ sich am Esstisch nieder und wartete, bis ihre Mutter sich ebenfalls gesetzt hatte.
"Du weißt doch, dass ich mir Sorgen mache"
Sie hatte gewusst, dass das kommen würde.
"Ich war doch nur bei Claudia. Du brauchst dir keine Sorgen machen. Es ist ja noch nicht einmal neun durch. Ich bin doch heil nach Hause gekommen." Sie fragte sich, warum sie es immer wieder versuchte. Sie wusste, dass es ihre Mutter nicht beruhigen würde.
"Ich mag es nicht, wenn du draußen herumläufst, wenn es schon dunkel ist."
"Es ist noch nicht dunkel."
"Trotzdem kann etwas passieren." Ihre Mutter ließ sich nicht beirren. "Bitte ruf das nächste Mal an, dann kann ich dich doch abholen."
Elena nickte ergeben. Sie wusste genau, dass sie nicht anrufen würde.
"Wenn dir auch etwas passiert, dann bin ich ganz alleine."
Auch das hörte sie nicht zum ersten Mal. Sie stand auf und küsste ihre Mutter auf die Wange. "Mir passiert schon nichts, Mama!"

Der Bus kommt die steile Kurvenstraße empor gebrummt, grün und weiß in dem ewigen Grau des Regens. Elena schultert den Rucksack, tritt an die Straße und streckt die bandagierte Hand aus. Leise quietschend hält der Bus.
"One single to Holyhead, please"
Der Busfahrer lächelt und reißt das Ticket ab. "You're on holiday?"
Elena lächelt zurück, nickt, greift sich die Karte und lässt sich auf einen Sitz fallen. Weit fort. Bald.


"Warum darf ich nicht mitfahren?" Elena sprach ganz ruhig. Wenn sie ihre Mutter aufregen würde, dann hätte sie gleich verloren. "Ich kann es doch auch bezahlen. Ich habe gespart"
Ihre Mutter sah sie mit traurigen braunen Augen an. "Ich möchte nicht, dass du in ein Flugzeug steigst. Stell dir vor, es stürzt ab!"
"Flugzeuge stürzen nicht einfach so ab"
"Aber wenn doch, dann wäre ich ganz alleine"
Elena spürte Wut in sich aufsteigen. Wie sie diesen weinerlichen Tonfall verabscheute. Wenn ihre Mutter wüsste, wie sehr Elena sie hasste, wenn sie in diesem Ton mit ihr sprach. Sie biss sich auf die Lippen, schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Dann gelang es ihr, ruhig weiter zu sprechen.
"Es ist doch die Studienfahrt. Was soll ich Frau David sagen?"
Plötzlich war ihre Mutter ganz eifrig. "Ich schreibe dir eine Entschuldigung. Ich sage, dein Blinddarm muss rausgenommen werden. Dann hast du eine ganze Woche frei, ist das nicht toll? Ich nehme mir auch frei, dann können wir etwas zusammen unternehmen. Nur wir beide, ja?"
Elena sah den Glanz, den Eifer in ihren Augen. Langsam nickte sie. "Ja, Mama. Toll!"
Ihre Mutter schien ihre mangelnde Begeisterung gar nicht wahrzunehmen.

Die Straße windet und krümmt sich, wie ein Lebewesen. Ein verletztes Lebewesen. Der Bus torkelt um die Kurven wie ein flügellahmer Schmetterling. Nur blau ist er nicht, denkt Elena bei sich und lächelt.
Der Regen wird dünner und sie kann die Landschaft draußen vorbei ziehen sehen. Schafe auf den Hügeln, Hecken, Bruchsteinhäuser, weiße Felsen. Dann passieren sie eine machtvolle Burg. Elena verdreht den Hals, um bis zur Turmspitze hinauf sehen zu können. Eine Fahne mit rotem Drachen flattert im Wind. Der Drache streckt ihr die Zunge heraus.

Geduldig blieb Elena vor dem Fernseher sitzen, bis ihre Mutter mal wieder in der Mitte des Filmes eingeschlafen war. Dann schlich sie die Treppe hinauf in ihre Zimmer. Sorgsam schloss sie die Tür hinter sich ab. Erst dann inspizierte sie ihre Schätze.
Rucksack, Schlafsack, Trekkingjacke, Wanderstiefel, sorgfältig zusammengespart von dem Geld, das sie heimlich verdient hatte. Für ihre Nachhilfeschüler hat sie den Sportunterricht am Dienstagnachmittag geschwänzt. Und wenn ihre Mutter geschlafen hatte, war sie aus dem Küchenfenster gestiegen, um das Kind der Nachbarin zu hüten.
Bald würde es losgehen. Claudia, die ihr Praktikum im Reisbüro gemacht hatte, hatte ihr mit den Karten für die Fähre geholfen. Das Interrailticket hat Elena sich selber besorgt. Bald wäre sie fort.
Weit fort. Ganze zwei Wochen Wales für sich alleine. Ihre Mutter würde Zustände kriegen, aber das nahm Elena in Kauf. Sie würde es überleben. Ganz sicher würde es ihr gut tun. Bestimmt würde sie merken, dass sie auch ohne ihre Tochter auskam. Letztendlich tat sie ihr nur etwas Gutes.
Elena ließ sich rücklings auf ihr Bett fallen und starrte an die Decke. Selbst dort klebte die lächerliche Tapete, die sie sich als Kind ausgesucht hatte. Schmetterlinge auf einer Blumenwiese. Sie konnte sich noch erinnern, dass Anja, ihre Schwester, und sie selber unheimlich viel Spaß gehabt hatten, als sie das Zimmer selber tapezieren durften. Sie hatten die Blumenwiese überall hin geklebt. An manchen Stellen saß die Tapete schief, oder schlug Wellen, aber Elena gefiel sie so.
Nach dem Unfall, als Anja fort war, war Elena eines Nachts aufgestanden und hatte alle blauen Schmetterlinge aus der Tapete geschnitten, oder einfach nur herunter gekratzt. Die, die dabei heil geblieben waren, bewahrte sie in einer alten Keksdose unter dem Bett auf, zusammen mit dem Gedicht. Ihre Mutter hatte es noch nicht einmal bemerkt.

Der Bus ruckt, bleibt stehen, der Fahrer wendet seinen Kopf zu Elena. "Holyhead" sagt er. "You're going on to Ireland?"
"Sure" Sie ist Lügen gewohnt. Einige Momente lang blickt sie dem Bus nach, der davon schwankt, dann dreht sie sich um und steigt die Straße hoch. Sie weiß genau, wohin sie gehen muss, sie hat im Reiseführer sorgfältig nachgelesen.
Es regnet nicht mehr. Der Pfad verlässt die Straße und klettert den kleinen Berg hinauf, der sich hochtrabend "Holyhead Mountain" nennt. Schwarzverbrannte Heide, weiße Felsen, gelber Stechginster. Die Farben scheinen Elena entgegen zu springen. Ihre Beine sind ganz leicht und bewegen sich beinahe von alleine.

Leise, ganz leise schlich sie die Treppe hinunter, die Wanderschuhe in der rechten Hand, die linke am Handlauf. Sie kannte jede knarrende Stufe, jede lockere Bohle. Erst in der Küche zog sie die Schuhe an. Sie stieß das Fenster auf, warf den Rucksack hinunter, wollte grade hinterher klettern, als das Licht anging.
Ihre Mutter, fassungslos auf der Schwelle. Was hatte sie geweckt? Elena konnte es nicht sagen. Vielleicht spürte sie ja inzwischen, wenn Elena sie betrog.
"Wo willst du hin?" Diese Angst, diese abgrundtiefe Verwunderung in ihrer Stimme. Elena wusste, dass sie Mitleid haben sollte, aber alles, was sie in diesem Moment spürte war eine unbändige Wut und Enttäuschung.
"Ich fahre in Urlaub!" Ihre Stimme war schroff. Sie wollte verletzen. Sie sah, wie die Augen ihrer Mutter feucht wurden.
"Alleine?"
"Auf jeden Fall ohne dich" Sie genoss die Angst in den Augen ihrer Mutter und schämte sich dafür. Gleich glaubte sie wieder, sich rechtfertigen zu müssen. "Schau, Mama, ich fahre nur für zwei Wochen weg. Dann bin ich wieder hier. Ich fahre nach Wales, siehst du? Ich fahre mit der Bahn. Da passiert nichts"
Einen Moment lang entspannte sich die Miene ihrer Mutter. Jetzt sah sie fast so aus, wie früher.
"Anja wollte immer nach Wales"
"Ich weiß Mama. Schau, ich muss los, sonst bekomme ich meinen Zug nicht mehr" Elena machte sich daran, aus dem Fenster zu klettern. Irgendwie kam ihr das komisch vor, mit ihrer Mutter, die noch in der Küche stand, aber sie wusste nicht, was sie sonst tun sollte. Für einen Augenblick schien es tatsächlich zu funktionieren. Dann schrie ihre Mutter auf, stürzte zum Fenster und bekam Elenas linkes Bein zu packen.
"Geh nicht! Lass mich nicht allein!"
Wieder stieg die Wut in ihr auf, grob versuchte sie sich loszureißen, trat nach ihrer Mutter und spürte, dass sie traf. Doch ihre Mutter klammerte sich wie eine Ertrinkende an Elenas Bein, schrie und jammerte. Und sie war stärker. Langsam wurde Elena wieder in die Küche gezogen. Wütend trat sie weiter. Es klirrte, Scherben regneten auf den Boden. Elena krallte sich am Fensterrahmen fest, Glassplitter bohrten sich in ihre Handflächen, aber die Angst, alleine zu bleiben, schien ihrer Mutter Bärenkräfte zu verleihen. Elena wurde vom Fenster los gerissen und stürzte heftig auf den gefliesten Boden.
Ihre Mutter war ebenfalls gestürzt, hockte nun gekrümmt und jammernd auf dem Boden, umgeben von Fensterglas. "Bitte geh nicht, ich bin doch sonst ganz alleine."

Sie erreicht South Stack, den Vogelfelsen an der zerklüfteten Küste. Es ist zu spät im Jahr für Papageientaucher. Unter ihr auf einer kleinen Halbinsel steht ein blitzendweißer Leuchtturm. Niemand ist unterwegs. Es hat wieder zu regnen begonnen, dazu windet es und das Meer schlägt unter ihr ungebändigt an die Küste.
Vorsichtig kletterte sie so weit auf die Felsen hinaus, wie man eben klettern kann, ohne abzustürzen. Der Wind nimmt ihr jetzt beinahe den Atem. Sorgsam setzt sie den Rucksack zu Boden, holt die Dose heraus. Ohne noch einmal hinein zu blicken, schleudert sie sie aufs Meer hinaus. Der Deckel springt auf und Dutzende von blauen Schmetterlingen flattern in den Wind. Weit fort.

Sie stand wieder auf und sah auf ihre Mutter herab. So traurig, so einsam. Elena spürte, wie alle Gefühle sie verließen. Alle bis auf eins. Die Sehnsucht.
"Ich werde jetzt gehen, Mama, und du wirst mich nicht daran hindern. Wenn du es doch tust, dann bringe ich mich um, das schwöre ich dir. Und dann bist du wirklich ganz alleine. Für immer!"
Ihre Mutter schluchzte, presste die Hände auf ihre Ohren und wiegte ihren Körper langsam vor und zurück.
"Mama?"
Sie reagierte nicht. Vielleicht hörte sie Elena nicht. Vielleicht spielte sie es aber auch nur vor. Sie wollte Mitleid, doch Elena war nicht mehr bereit, Mitleid zu geben.
"Mama, ich gehe jetzt" Dann war sie aus dem Fenster und auf dem Weg zum Bahnhof. Die Verkäuferin in der Drogerie musterte sie fragend, als sie Verbandszeug für ihre Hände kaufte. Elena kümmerte sich nicht weiter darum. Sie schwang den Rucksack auf den Rücken und rannte, um ihren Zug noch zu bekommen.

Das Meer ist ungerührt. Irgendwo in den Hügeln blökt ein Schaf. Der Wind fegt durch Elenas Haare. Sie fragt sich, ob Anja sie verstanden hat, wo auch immer sie ist. Weit fort.

 

Hallo Felsenkatze,

mir hat deine Geschichte gut gefallen. Vor allem das egoistische Klammern der Mutter, welches sie hinter altruistischer Sorge versteckt, hast du gut beschrieben, aber auch die Landschaft kam stimmungsvoll bei mir an.

Zwei Sätze muss ich aber monieren. ;)

um bei der Nachbarin zu babysitten.
Wie wäre es mit "das Kind der Nachbarin zu hüten"?
Irgendwo in den Hügel blökt ein Schaf.
Ich hasse diese "irgendwo bellt ein Hund, blökt ein Schaf Sätze" Wenn du ihn wenigstens umstellst zu "In der Ferne hörte man Schafe blöken". ;)

Lieben Gruß, sim

 

Hallo Ronja,
ich bin begeistert.
Hier ist Dir ein außergewöhnlicher Text gelungen. Keine Zeile zuviel. Keine zuwenig. Besonders das sich wiederholende Schema des Gedichtes, dass du in den Text einfließen lässt hat mich beeindruckt. Alles ist so bildlich schön beschrieben, dass ich mir das Szenario sehr gut vorstellen konnte.
Was soll ich noch sagen? Fantastisch! :thumbsup:

Liebe Grüße, Susie

 

Hallo sim, hallo Kürbiselfe,


erst einmal freut es mich sehr, dass euch die Geschichte gefallen hat, weil sie mir echt Sorgen machte ;)

@sim:

Vor allem das egoistische Klammern der Mutter, welches sie hinter altruistischer Sorge versteckt, hast du gut beschrieben,

Ich bin froh, dass es mir offensichtlich gelungen ist, das rüber zu bringen, einer meiner Sorgenpunkte.

Ich hasse diese "irgendwo bellt ein Hund, blökt ein Schaf Sätze"

Hmm... ich mag den Satz aber ;) Na ja, ich denke drüber nach.
Die andere Verbesserung ist sinnvoll (ich hatte mich auch schon gefragt, wie ich das glätten kann)

@Kürbiselfe:

Hier ist Dir ein außergewöhnlicher Text gelungen. Keine Zeile zuviel. Keine zuwenig.

Oh Mann, ich werde ja rot, wenn du mich so lobst. Vielen herzlichen Dank!

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo nochmal, Felsenkatze!

hui, ist es das, was du aus dem Text gelesen hast? Ups. Ich hatte bisher immer so im Hinterkopf, dass Anja etwas passiert ist, ein Unfall vielleicht, und dass die Mutter deswegen so seltsam geworden ist. Aber so passt es natürlich auch. Vielleicht lasse ich es weiterhin als Interpretationssache offen.

So war es ursprünglich und das hat mir gefallen. Ich finde es schade, daß es jetzt doch explizit ein Unfall ist.

Im übrigen tut ihr die Mutter ja eigentlich gar nichts Schlimmes an, nicht wirklich. Sie schlägt sie ja nicht, es findet (zumindest körperlich) keine Misshandlung statt. Eigentlich sollte die Geschichte von dem handeln, was ich "erdrückende Liebe" nenne, und von der Abhängigkeit der Mutter von ihrem Kind, das dies nicht erträgt. *grübel*

So hatte ich es auch von Anfang an verstanden, und das paßte sehr gut dazu, daß ich vorher einen Selbstmord der Schwester las, denn so wirkte es mehr so, als wäre die Mutter immer schon so gewesen (daher der Selbstmord der Schwester). So, wie es jetzt ist, wirkt es, als wäre die Mutter deshalb so anhänglich, weil sie ein Kind durch einen Unfall verloren hat - was schon wieder fast zu verstehen ist...
Finde ich wie gesagt schade, daß jetzt der Unfall drin steht.

Das Ende gefällt mir jetzt allerdings wesentlich besser. :)

Was mir auch nicht gefällt, ist die Verschiebung nach Gesellschaft - was willst Du gesellschaftlich damit aussagen? In Sonstige stehen doch viele solcher Geschichten, in denen es um die Eltern-Kind-Problematik geht, da hat sie wunderbar dazugepaßt.

"Bitte geh nicht, ich bin doch sonst ganz alleine"
Wenn die direkte Rede alleine steht, der Satz also nicht weitergeht, entfällt der Punkt nicht. ;)

Irgendwo in den Hügel blökt ein Schaf.

Hügeln

Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Susi, hallo Felsenkatze,

So, wie es jetzt ist, wirkt es, als wäre die Mutter deshalb so anhänglich, weil sie ein Kind durch einen Unfall verloren hat - was schon wieder fast zu verstehen ist...

Finde ich in dem Fall wesentlich glaubwürdiger, die Mutter hat jemanden verloren und will nicht noch jemanden verlieren. Würd ich definitiv so lassen, Katze.

Zum Thema Gesellschaft:

was willst Du gesellschaftlich damit aussagen?

Jede Menge. Die Geschichte zeigt modellhaft den steinigen Weg eines Jugendlichen zum Erwachsensein. Selbstfindung, Loslösung von den Eltern. DAS ist ein verdammt gutes, gesellschaftliches Thema und verdient es, nicht in Sonstige, sondern HIER zu stehen.

Was sagen denn die Moderatoren?

Liebe Grüße

Dante

 

Lieber Dante!

Die Geschichte zeigt modellhaft den steinigen Weg eines Jugendlichen zum Erwachensein. Selbstfindung, Loslösung von den Eltern. DAS ist ein verdammt gutes, gesellschaftliches Thema und verdient es, nicht in Sonstige, sondern HIER zu stehen.
Hast Du Dich schon einmal in "Sonstige" umgeschaut? Grob geschätzt sind 40 bis 50 % der Geschichten in Sonstige zu diesem Thema. Nicht umsonst les ich dort so gern. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo,

nicht streiten, Häferl, Dante ;)

@Häferl: tut mir leid, wenn dir die Version ohne Unfall besser gefallen hat. Ich haate es erst absichtlich offen gelassen, aber in meinem Kopf hatte ich immer, dass die Mutter klammert, weil sie ein Kind verloren hat. Ja, natürlich ist das (fast) verständlich. Ich wollte ja auch auf keinen Fall die Mutter nur als schlecht darstellen.

Was es mit Gesellschaft zu tun hat?
Hmm... Dante hat das schon viel schöner ausgedrückt, als ich es je könnte. Sollte ich mir merken.

Ein bisschen kam natürlich dazu, dass es meiner Meinung nach verschiedene Arten von "Kindesmisshandlung" gibt, und ich hier eine aufzeigen wollte, bei der natürlich nie jemand hellhörig wird (ja und, die Mutter liebt das Kind doch und kümmert sich), im Gegensatz dazu, dass geschlagene oder körperlich misshandelte Kinder zumindest öfter mal dem Jugendamt gemeldet werden (bei weitem nicht alle, und überhaupt viel zu wenige, das ist mir auch klar)

@Dante: Danke für die Verteidigung ;)

So, um es endgüktig zu sagen: ich werde die Geschichte so lassen, wie sie ist. (Bis mir vielleicht... irgendwann... noch etwas besseres einfällt)

Liebe Grüße, und nochmal Dank,

Ronja

 

Hallo Felsenkatze,
sehr schön deine Geschichte.
Ich denke es ist vollkommen gleich, ob die Mutter das eine Kind durch einen Unfall verloren hat, oder ob das Kind sich selbst getötet hat. Ihre Neigung sich an das überlebende Kind zu klammern zeigt deutlich, dass die Mutter einen Verlust (Tod des Kindes) nicht überwinden kann. Die Hilflosigkeit der überlebenden Schwester kommt ebenso deutlich rüber, weil diese hin und hergerissen ist, einerseits ihr Leben zu leben, andererseits, die Mutter zu (be)schützen. Ich kann ihre Wut verstehen, weil sie sich zu Recht betrogen fühlt, wenn ihre Mutter sie gefühlsmäßig erpresst. Menschen die nur fremdbestimmt handeln, entwickeln Agressionen, die entweder gegen andere oder sich selbst gerichtet sind. So wäre dein anderer Schluss, den ich nicht gelesen habe, auch logisch gewesen.
Jetzt, wo du den Schluss geändert hast, wirkt die Geschichte ein wenig märchenhaft und realitätsfremd. Beschreiben eher eine Wunschvorstellung. Ich sehe daher diesen Schluß nicht als ein Happy End, sondern als ein offenes Ende an, der mich als Leser fragen lässt: Wie geht es weiter? Ich denke die Portion Optimismus, die du mit den Schmetterlingsbildern vermitteln willst, verführt den Leser zu glauben: Alles wird gut.
Gesellschaftlich gesehen würde ich diesen Optimismus nicht teilen können. Denn in der Realität haben Menschen, die derartige Erfahrungen gemacht haben, auch weiterhin Schwierigkeiten.

Liebe Grüße
Goldene Dame

 

nicht streiten, Häferl, Dante
Wer streitet?

Dante: Danke für die Verteidigung
Es war doch nirgends ein Angriff. :confused:

dass es meiner Meinung nach verschiedene Arten von "Kindesmisshandlung" gibt, und ich hier eine aufzeigen wollte, bei der natürlich nie jemand hellhörig wird (ja und, die Mutter liebt das Kind doch und kümmert sich), im Gegensatz dazu, dass geschlagene oder körperlich misshandelte Kinder zumindest öfter mal dem Jugendamt gemeldet werden (bei weitem nicht alle, und überhaupt viel zu wenige, das ist mir auch klar)

Wollte dazu eigentlich jetzt noch was sagen, aber ich laß es lieber. Scheinbar kann ich meine Meinung nicht mehr sagen, ohne daß sich jemand angegriffen fühlt.

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hallo zusammen,

@ Goldene Dame: Danke für deine positive Rückmeldung. Der Schluss soll auf jeden Fall offen sein, es ist ja auch noch die Frage, was passiert, wenn Eena wieder nach Hause kommt. Allzu optimistisch wollte ich es nicht anklingen lassen, mal sehen, ob mir noch was einfällt, das zu mildern.

Menschen die nur fremdbestimmt handeln, entwickeln Agressionen, die entweder gegen andere oder sich selbst gerichtet sind. So wäre dein anderer Schluss, den ich nicht gelesen habe, auch logisch gewesen.

Hihi, es freut mich, dass das noch jemand außer mir so sieht. Aber jetzt bleibt's eben so ;) Wenn du magst, kann ich dir aber die Originalversion zukommen lassen, schick mir einfach 'ne PM.


@ Häferl: Das mit dem Streiten war doch nicht ernst gemeint, siehe den : ;) Und mit Verteidigung meinte ich die Verteidigung meiner Kategoriewahl, die ich eher intuitiv getroffen hatte. ;)
Ich fühle mich in keinster Weise von dir angegriffen, ehrlich nicht. Ich fand es nur schade, dass dir die andere Version (zumindest wegen dem Unfall/nicht Unfall) besser gefiel, das war alles. Wenn ich mich angegriffen fühle, höre ich mich anders an. Und dass ich es nicht mehr ändere war darauf bezogen, dass mir das jetzt selber ganz gut gefällt, und der Mehrheit hier auch. Natürlich wird es immer andere Leute geben, die sagen, anders wäre es besser gewesen (siehe die Goldenen Dame, die sogar den ersten Schluss in ordnung gefunden hätte), aber wenn ich die Geschichte dann jedes Mal wieder umschreibe, werde ich nie damit fertig, oder lange bei der Originalversion.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo,

ich fand die Geschichte großartig. Tolle Stimmungen, schöne Bilder, interessantes Thema.
Nur ein klitzekleiner Satz ist mir aufgestoßen:

Es ist zu spät im Jahr für Papageientaucher.

Vorschlag: Es ist zu spät für Papageientaucher, die haben die Brutstätten längst verlassen. oder ..., nur Federn in verlassenen Nestern bezeugen, daß sie hier waren. Oder, oder, oder.

Aber im Rahmen einer so tollen Geschichte auch egal. Kann man auch so lassen, immerhin bin ich die einzige, die den Satz gebrochen fand.

Liebe Grüße,
Simone.

 

Hey felsy!

Hättest du mir gerade im Chat nicht gesagt, dass du bei der Geschichte das Ende geändert hast, wäre mir das gar nicht aufgefallen. Eigentlich fand ich das Ende soweit ganz gut, hatte auch irgendwie gepasst, fand ich - wenn auch Selbstmordgeschichten... ach, das kennst du sicherlich alles schon. Das Ende, so wie es jetzt ist, passt allerdings auch zu der Geschichte, wenn es natürlich auch an Dramatik (eventuell übertriebener Dramatik?) eingebüsst hat. Wie gesagt, ist soweit okay. ;)

Ansonsten: das Gedicht fand ich sehr schön (auch wenn es nicht dein Werk ist). War ein schöner Einstieg in die Geschichte und am Ende kommst du gut zum "Weit fort" zurück. Doch, hat mir gefallen. Ich hab jetzt nicht alle Postings zu deiner Story gelesen, aber wie ist sie entstanden? Hast du erst das Gedicht gelesen und dir dann die Handlung dazu ausgedacht (bzw. ist sie dir dazu eingefallen), oder wie war das? Nur so aus reiner Neugier, manchmal hab ich so Phasen, da will ich was wissen.
Was ich auch schön fand, waren die Wechsel zwischen dem "jetzt" und der "Vergangenheit". Schön aufgebaut, wodurch sich auch ein gewisser Spannungsbogen aufgebaut hat - wenn es auch schon was früher klar war, dass Elena abhaut. Aber selbst dadurch hat die Geschichte nicht an Spannung verloren.

Zuletzt noch: hat mir inhaltlich wie auch stilistisch zugesagt. Hatte zwar einen Fehler gefunden, aber den scheinst du in der neuen Version (man sollte sich keine Geschichten zur Arbeit schicken und die erst Wochen später lesen :shy: ) behoben zu haben.

Falls mir noch ein Kritikpunkt einfallen sollte (glaube ich nicht, aber man weiß ja nie ;) ), melde ich mich natürlich noch.

Liebe Grüße
Alisha

 

Hallo zusammen,

@Simone: Danke für's Lesen und deine lobenden Worte. Ich werd' noch ganz eingebildet :shy: Den Satz mit den Papageientauchern möchte ich eigentlich so lassen, ich weiß nicht, warum aber für mi9ch hört er sich so eben glatt an ;)

@Ally: Aber hallo, hast du mir doch noch eine Kritik geschrieben. Freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.
Wie die Geschichte entstanden ist? Hmmmm... das Gedicht kannte ich schon lange, seit ich ein Kind war, und ich fand es schon immer etwas traurig (während andere Kinder es eher lustig fanden). Die eigentliche Idee zu der Geschichte kam mir in Wales (wie auch sonst), als wir mit dem Bus unterwegs waren, ich glaube nach Caernafon. Da wehte an einer Haltestelle so ein windzerzaustes nasses Mädchen herein, in viel zu dünnen Klamotten, setzte sich ans Fenster und starrte tiefsinnig in die Ferne. In dem Moment wusste ich, dass ich über so ein Mädchen schreiben wollte. Frag mich nicht warum, aber solche Bilder nehmen mich oft gefangen. Warum mir dabei das Gedicht in den Sinn kam, weiß ich nicht, vielleicht, weil sie so aussah, als wäre sie weit fort von zuhause... Eine bessere Erklärung kann ich dir leider nicht bieten.

@Kritikus: Ich fühle mich geehrt :D

Liebe Grüße,

Ronja

 

Da Kollege Dante mich auf diesen Text hingewiesen hat, habe ich mich mal in diese Rubrik verirrt.
Um es kurz zu machen: Die Geschichte steht zu Recht auf der Empfehlungsliste. Sie ist rund, hat eine gelungene Erzählstruktur und ist melancholisch ohne kitschig zu sein. Ich kenne das alte Ende nicht, aber ohne Selbstmord oder dergleichen ist es auf jeden Fall besser.
Es scheint aber noch einen Hinweis auf das alte Ende zu geben, der unpassend wirkt, nämlich die Drohung "sonst bringe ich mich um".
Die Mutter ist mir einen Tick zu eindimensional. Ihr Wortschatz besteht aus nur einem Satz. Ein oder zwei etwas tiefer gehende Aussagen von ihr würden sie weniger klischeehaft erscheinen lassen. Kann aber sein, dass das durchauch Geschmackssache ist.
Eine Insider-Frage: War es Vorgabe für die Geschichte, dass alle drei Wortteile eines gewissen Dir nahe stehenden anderen KG-Benutzers drin vorkommen müssen? :D

 

Hallo Uwe,

freut mich, dass sie dir gefallen hat. Mit der etwas zu eindimensionalen Mutter hast du wahrscheinlich recht. Momentan habe ich da keine Idee, was ich machen könnte, aber ich werde drüber nachdenken.

Es scheint aber noch einen Hinweis auf das alte Ende zu geben, der unpassend wirkt, nämlich die Drohung "sonst bringe ich mich um".

Hier hast du unrecht, in der ersten Version gab es diesen Satz überhaupt nicht. Hier habe ich ihn eigentlich eingebaut, weil die Tochter berechnend genug ist, um zu wissen, dass diese orstellung der Mutter noch mehr Angst macht, und ihr so eine Chance verschafft, alleine wegzufahren.
Im übrigen ein Vorschlag eines Kritikers ;) Aber vielleicht ändere ich das auch noch.


Eine Insider-Frage: War es Vorgabe für die Geschichte, dass alle drei Wortteile eines gewissen Dir nahe stehenden anderen KG-Benutzers drin vorkommen müssen?

Nee, aber wir waren zusammen in Wales. Die Geschichte und der Nick sind sozusagen zeitgleich entstanden.

Danke für's Lesen und Kritisieren, und das Lob :D

Liebe Grüße,

Ronja

 

heya, felsy!

dann schaun mer doch mal eben rein, woll? :D

ich kenne die ursprüngliche fassung zwar nicht, aber ich kann nur sagen, dass mir die geschichte so, wie sie da steht, ausgesprochen gut gefällt. sie ist sehr stimmungsvoll und alles wirkt rund. ich bin über nichts gestolpert, die charaktere wirken sehr greifbar, die melancholie kommt sehr gut rüber. auch der aufbau ist gut gelungen, finde ich. das schmetterlingsmotiv als "blauer faden" passt gut und gibt der geschichte ein fundament. menschen denken und fühlen nun mal in solchen motiven, und elena bekommt durch so kleine details sehr viel tiefe.

insgesamt geht einem die geschichte schon sehr unter die haut. der konflikt zwischen mutter und tochter ist immerhin ein recht existentieller. auf der einen seite ein junger mensch mit einer tiefen sehnsucht nach leben. auf der anderen seite eine mutter, die in angst gefangen ist, die meint zu lieben und statt dessen eben diese sehnsucht zu ersticken versucht, indem sie die last ihres eigenen lebens, ihrer ängste und ihrer verzweiflung ihrer tochter aufbürdet, obwohl genau das etwas ist, was liebe niemals tun sollte. und es kommt mE gut rüber, wie genau diese angst, dieses klammern, diese unfähigkeit loszulassen, wie ein gift genau das zerfrisst, was ihr eigentlich alles bedeutet: die beziehung zu ihrem eigenen und letzten verbleibenden kind. das ist tragisch. umso trauriger macht es einen, wenn man sich zwar für elena freut, dass sie sich ein bisschen freiheit erkämpft - aber man spürt unterschwellig den schmerz, welcher der preis dafür ist...

mein fazit: eine gut geschriebene, sehr traurige und emotionale geschichte mit viel tiefe, die mich sehr berührt hat!

gruß,
das heute-mal-nicht-nörgel-horn ;)

 

Hi Horni,

Na, wenn du mal nichts zu nörgeln hast....
:shy: Du machst mich ja noch ganz verlegen mit so viel Lob. Pass bloß auf, sonst werde ich noch ganz eingebildet.

Freut mich, dass die Geschichte dich berührt hat. Was soll ich zu deiner Interpretation noch sagen.... du bringst es auf den Punkt.

Vielen Dank für's Lesen :kuss:

Liebe Grüße,

Ronja

 

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