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Weiter, immer weiter

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25.03.2010
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Weiter, immer weiter

Er begann zu rennen. Er musste rennen. Er wollte rennen, denn wenn er nicht rannte, dann wäre es umsonst gewesen. Alles wäre umsonst gewesen, nicht nur der heutige Tag, nicht nur sein Leben, das Leben als solches wäre umsonst, wenn er aufhörte zu rennen.
Das Seitenstechen bohrte sich tief in seine Niere. Aber aufzuhören kam für ihn nicht in Frage. Manchmal muss man rennen, um nicht zu vergehen. Ein solcher Tag war heute. Heute? Das war eine viel zu lange Ewigkeit. Dieser Moment, weiter durfte er nicht denken.
Er rannte, nicht um des Rennens willen oder weil es ihm Freude breitete, er rannte, weil er es musste. Wer stehen bleibt, steht still.
Er war, noch immer, viel zu langsam, musste sich schneller bewegen. Er musste alles um sich ausblenden. Es gab nur ihn, nichts um ihn herum. Nichts war wichtig. Nichts. Nur das Laufen, das war wichtig. Das Laufen und er selbst.

Sein Fleisch schrie. Seine Beine schmerzten. Er konnte nicht mehr und doch musste er weiter machen. Weiter rennen, um ja nichts zu verlieren. Kein Wort, keine Silbe durfte er verlieren. Ein Schreibender hat nicht dass Recht Worte zu verlieren. Worte. Jetzt waren es schon mehrere, nicht eines durfte er verlieren.
Wenn er am Ende zusammenbricht und mit dem Blut, das er spuckt, seine Geschichte nieder schreibt, bevor er stirbt. Dazu hat er das Recht. Nein, die Pflicht.
Wer verblutet ohne zu schreiben, der darf sich nicht wahrer Schreibender nennen. Geschichten sind überhaupt nur dann etwas wert, wenn der Schreibende daran zerbricht. Dafür zugrunde geht. Alles andere ist höchstens zweitklassig. Er war nicht zweitklassig, wollt es nicht sein.

Sein Atem ging so schwer. Er musste eine Pause machen, doch er tat es nicht, zwang seine Beine weiter zu laufen. Schneller, noch schneller. Je schneller er rannte, desto schneller konnte er denken. Alles, was in seinem Kopf war, musste zu Papier.

Vor ihm ragte eine rote Ampel aus dem Nichts. Sie zwang ihn zu dem, was er nicht durfte: Halt zu machen. Seine Füße trippelten auf der Stelle, damit er den Gedanken nicht verlor. Immer weiter, bloß nicht aufhören. Aufhören bedeutete das Ende. Wer aufhört, kann nie wieder anfangen.
Vor seinen Augen wurde es schwarz. Nein, er musste sich zwingen. Durfte nicht versagen. Wer schreiben muss und sich stattdessen vorm Ertrinken rettet, verdient das Leben nicht, das er rettet.
Die Ampel war noch immer rot, aber es fuhren keine Autos mehr. Zumindest konnte er mit dem Wenigen was seine Schwärze getrübten Augen noch sehen konnten, keine Autos erkennen. Und er konnte keine hören. Er rannte weiter.
Die Ampel war genau so ein Hindernis wie alles andere, was ihm begegnete. Natürlich war er froh, dass es diese Dinge gab, waren sie doch ebenso Quelle für Inspiration. Doch jetzt, in diesem Augenblick, waren sie nur Hindernisse.
Ein Auto führ haarscharf an ihm vorbei. Der Fahrer schrie und fluchte. Was musste der Kerl auch so rasen? Konnte der nicht… NEIN der Fahrer, das Auto, die Ampel, sie alle waren ohne Bedeutung, von Bedeutung war nur er, das heißt sein Geschichte. Er durfte nicht vergessen.
Sein Magen drehte sich in seinem Bauch und forderte eine Atempause. Aber er konnte nicht halt machen. Es war nicht seine Wahl. Er hatte keine freien Willen. Durfte keinen haben. Der freie Wille ist der Feind des Schreibenden. Wer Inspiration sucht, darf nicht wählen können. Darf nicht denken. Die Gedanken müssen ungehinder, unkontrolliert fließen.
Die Muskeln seiner Beine brannten wie Feuer. Schon lange hatte er zu atmen aufgehört. Keuchte, spuckte und röchelte nur noch vor sich hin. Aber er hatte es fast geschafft. Es war nur noch ein ganz kleines Stück. Immer noch dieselbe Lüge, mit der er seinen Körper zum weitermachen brachte.
Er konnte die Tür schon sehen. Hatte sie erreicht. Er dachte nicht da rüber nach, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Dachte nur an seine Geschichte. Eine Geschichte, die geschrieben gehörte.
Ohne Schuhe oder Jacke auszuziehen humpelte er durch den Flur. Dem Schreibtisch entgegen. Er nahm ein leeres Blatt. Seine zitternden, schwachen Finger brachen fast unter dem Gewicht des Bleistifts. Aber er schrieb. Sein Verstand raste, versuchte verzweifelt all die einzelnen Teile seiner Geschichte zusammen zu tragen. Vergebens marterte er seinen Verstand. Doch er schrieb. Er schrieb seine Geschichte zu Ende.
Vor seine Augen wurden es schwarz. Sein Körper brach schwach und ohne Bewusstsein zusammen.

 

Ich werde in ein paar Tagen noch mal eine Stellungnahme veröffentlichen aber im Moment will ich erst mal sehen was für Reaktionen kommen.

 

Hey Sipper,
diese Geschichte ist wohl genau so eine, für die man rennt, ohne stoppen zu wollen, oder?
Ich find sie echt gut.
Die Vielen Sätze, teils kurz, implizieren genau die beschriebene Gehetztheit.
Ich mag Geschichten an sich, die das Schreiben thematisieren.
Nun, ich kann diese Obsession vollkommen verstehen, da in der Beschreibung liegt. Wenn einem was durch den Kopf knallt, und es nur noch festhgehalten werden muss. Manchmal verflüchtigen sich diese Scheiß Dinger namens Ideen oder Formulierungen.
Das man beim Schreiben manchmal blindlings und ohne Denken einfach schreibt, das kann ich voll und ganz nachvollziehen.
So wirkt eben deine Geschichte, wie das, was sie beschreibt.
Weißt also, wovon du sprichst.
Ich find's grandios.

Miau, TimoKatze

 

Das Seitenstechen bohrte sich tief in seine Niere
Soweit ich weiss, geht es da um das Zwerchfell - nicht um das Pipiorgan?

Manchmal muss man rennen Komma um nicht zu vergehen
]

Ein solcher Tag war heute.
Ja, das erwähntest du bereits. Geht es auch mal darüber hinaus?

Dieser Moment Kommaweiter; durfte er nicht denken.
ohne Semikolon, nur Komma reicht

Er rannte, nicht um des Rennens willen oder weil es ihm Freude breitete, er rannte, weil er es musste.
Das WEIß der Leser nun ja!

Wenn er am Ende zusammenbricht und mit dem Blut, das er spuckt, seine Geschichte nieder schreibt, bevor er stirbt. Dazu hat er das Recht. Nein, die Pflicht.
Ach du jemine. Und nun? Was soll der Leser damit machen?

Seine Augen wurden schwarz
Interessant. Aber soweit ich weiß, kann die Iris nicht die Farbe wechseln, außer man nimmt Linsen.

Fazit: ein schriller, recht überfrachteter Text mit großem Hang zum Melodrama.
Die Idee an sich - nett- Die Umsetzung sehr mäßig.
MfG

 

Hallo Sipper,

ich muss mich da Niktita anschließen. DIe Idee an sich finde ich prächtig, aber die Umsetzung ist leider nicht so dolle. Um mal beim tragenden Bild deiner Geschichte zu bleiben: Deine Sätze sind leider sehr holprig, man stolpert beim Lesen. ;)
Der Aufbau will mir auch nicht recht passen. Du wiederholst dich ständig, aber es findet keine Steigerung statt. Inhaltlich müsste da was kommen, formal könnten die Sätze bspw immer kürzer werden. In dieser Form ist das noch sehr unstrukturiert.

Vergebens marterte er seinen Verstand[/QUOTE
wenn er die Geschichte schreibt, ist es doch nicht vergebens.

Nun ja, hier muss noch ganz schön geschliffen werden, um aus der Idee eine gute kg zu machen. Ans Werk! :)

grüßlichst
weltenläufer

 

Ich weiss ja nicht... ich finde das als Parabel auf das Schreiben nicht so recht glaubwürdig oder doch wenigstens nicht glaubwürdig umgesetzt. Vielleicht weil ich so nicht schreibe? Ich denke vor allem, weil das auf mich einfach etwas künstlich, gewollt wirkt.

Jemand der pathologisch schreibt und schreibt und seine Tätigkeit nicht reflektiert, dieses zu einem komischen normativen Schreibpathos erhebt und meint es müsse so sein. Ginge nicht anders. Dürfe nicht anders sein.

Egal. Schade um diesen Schreiberling, aber er erregt kein Mitleid bei mir. Ich dachte mir nur: selbst Schuld. Warum quälst du dich? Wenn dir dann auch noch alles vergebens scheint... hm.

Sein Fleisch schrie.
Diese Personifizierung geht für mein Befinden an dieser Stelle gar nicht...

ps: mir fiel zu deinem Text Nietsche ein...

"Von allem Geschriebenen liebe ich nur Das, was Einer mit seinem Blute schreibt. Schreibe mit Blut: und du wirst erfahren, dass Blut Geist ist."

 

Danke für eure Kritik

Was die Rechtschreibung angeht die habe ich gleich korrigiert. Bevor ich den Inhalt noch mal prüfe will ich erst ein bisschen Abstand gewinnen. Aber das meiste von dem was ihr kritisiert habt scheint eine gewisse Berechtigung zu haben.

An NikitaF

Zitat:
Seine Augen wurden schwarz

Interessant. Aber soweit ich weiß, kann die Iris nicht die Farbe wechseln, außer man nimmt Linsen.


Ich weis nicht wo bei dir das Vor und das es hin gekommen sind. Es stand da auf jeden Fall schon bevor du dein Posting geschrieben hast. Passiert mir auch mach mal das ich ein paar Worte verschlucke.

An Palle

Wieso denkst du, dass alles vergebens scheint?

Die Stelle:

Sein Verstand raste, versuchte verzweifelt all die einzelnen Teile seiner Geschichte zusammen zu tragen. Vergebens marterte er seinen Verstand.

sagt nur das er nicht in der Lage ist alle Gedanken die er während des Laufens hatte zu rekonstruieren. Aber dennoch ist er in der Lage die Geschichte zu schreiben und die fehlenden Stellen durch mehr oder weniger passende Texte zu füllen. Und mehr kann man doch eh nicht tun wenn man schreibt. Das wird durch die Zeihe:

Doch er schrieb. Er schrieb seine Geschichte zu Ende.

Repräsentiert.

 

Ich weis nicht wo bei dir das Vor und das es hin gekommen sind. Es stand da auf jeden Fall schon bevor du dein Posting geschrieben hast. Passiert mir auch mach mal das ich ein paar Worte verschlucke.

Wie und was meinen bitte ;-)?

 

Du hast aus meinem Satz:

Vor seinen Augen wurde es schwarz

Diesen Satz gemacht:

Seine Augen wurden schwarz

Und anschließend argumentiert dass es so etwas wie schwarz werdende Augen in Realen Leben nicht gibt.
Ich wollte nur klarstellen dass da immer:

Vor seinen Augen wurde es schwarz

stand.

 

Also bei mir steht da:

Er schrieb seine Geschichte zu Ende.
Seine Augen wurden schwarz. Sein Körper brach schwach und ohne Bewusstsein zusammen.

 

@ NikitaF

Ja, du hast recht der Satz steht zweimal in meiner Geschichte, deshalb habe ich es nicht gleich gesehen. Ist auf jeden Fall kein gutes Zeichen wenn man seinen Text nicht mal so gut kennt das man so was weiß.

Habe es jetzt korrigiert.

 

Also bei dem ersten Absatz habe ich gedacht ich häng... das waren mir zu viele Wiederholungen... aber vielelicht hast du diese Geschichte auch in einer Minute geschrieben, oder zwei? Bei einer Schnellschreibwettbewerb? Unter den Umständen wäre ich echt beeindruckt von der Story... also dieses Speedfeeling ist schon drin, aber ... ja, dann ist auch schon zu Ende...? Wam bam thank you mam.

mfg,

JuJu

 

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