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Weltmeisterschaft

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23.04.2007
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Karl öffnete die Augen und blickte auf den Tachometer. 312 kmh. Nicht schlecht! Er packte das Lenkrad fester. Wo war er? In seinem Ohr quäkte eine aufdringliche Stimme:
„Schneller! Hol noch was raus, Champion!“ Vergiss es! Dachte Karl. Er blickte auf seine Füße. Der linke Fuß war fest auf das Gaspedal gestemmt, so als wollte er es zum Bodenblech durchdrücken. Karl verringerte den Druck auf das Pedal. Sofort veränderte sich das Geräusch seines Motors und befriedigt stellte Karl fest, wie die Nadel auf dem Tacho zurückwanderte. Zum ersten Mal wagte er einen Blick nach draußen. Verschwommen nahm er wogende Menschenmassen wahr, Streckenbegrenzungen, die mit Werbeplakaten für irgendwelche unaussprechlichen Produkte bedruckt waren. Er schloss die Augen. Diese ganzen Leute waren doch hoffentlich nicht wegen ihm da! Die bohrende Stimme versuchte erneut, sich in seinen Kopf zu graben.
„Was machst du da? Gib Gas! Das Feld holt auf!“ Gas geben? Um nichts in der Welt.
Und was interessierte es ihn, was das Feld machte? Hatten Felder nicht irgendetwas mit Bohnen und Kartoffeln zu tun? Noch einmal inspizierte er sein Umfeld. Mittlerweile war ihm klar geworden, dass er noch nie zuvor in einem derartigen Fahrzeug gesessen hatte. Wenn man es genau nahm, hatte er noch nicht mal in etwas gesessen, das schneller fuhr, als ein Fahrrad. Und auf Fahrrädern hatte er immer die Angst, umzufallen. Probeweise bewegte Karl das Lenkrad und erwartungsgemäß bewegte sich das Fahrzeug mit.
„Ist was nicht in Ordnung? Du musst es noch zwei Kilometer durchhalten, dann kannst du in die Box fahren.“ Die quäkende Stimme machte seine Verwirrung noch schlimmer. Was er wohl tun musste, dass sie ruhig war? Er begann langsam und leise zu sprechen:
„Hallo, ähm. Ich wollte fragen, ob du vielleicht mal ruhig sein könntest? Ich kann mich nicht konzentrieren.“ Die Stimme verstummte kurz.
„Was ist los? Konzentrieren? Na gut, ich bin still.“ Karl atmete auf. Jetzt kehrte die Hoffnung in seinen Kopf zurück, Hoffnung, hier wieder heil herauszukommen. Die letzten paar Kurven hatte er irgendwie instinktiv gemeistert, auch die Geschwindigkeit hatte sich wieder erhöht. Der Tachometer zeigte 306 kmh. Er wusste zwar nicht genau, wie viel das war, aber es fühlte sich gar nicht so schlecht an. Vor sich sah er einen blinkenden roten Pfeil in der Luft schweben. Wo der wohl hinführte? Ein Stück weiter zweigte eine schmalere Strecke ab. Karl entschied sich, lieber auf der Breiten zu bleiben, da fühlte er sich sicherer. Er nahm die nächste Kurve ohne es zu wissen wieder in genau dem perfekten Moment, von dem jeder Rennfahrer träumt und bog dann auf eine Gerade ein. Eine riesige Tribüne erhob sich über ihm und jubelnde Menschen übertönten sogar den sägenden Ton des Motors. Karl wurde immer enthusiastischer. Die jubelten ihm zu! Was er wohl tun musste, damit sie noch mehr jubelten? Er entschloss sich, zu fragen.
„Was muss ich tun, damit die noch mehr jubeln?“ Verdutzte Stille auf der anderen Seite überdeckte das bisherige Schweigen. Karl war fasziniert. Er hätte nicht erwartet, dass Stille Schweigen übertönen konnte. Dann kam die Antwort.
„Mach genau so weiter, Junge. Mach uns stolz. Gib Gas!“ Karl drückte das Gaspedal durch. Seine Kabine begann zu vibrieren, der Lärm des Motors umgab ihn. Die Landschaft draußen verschwamm zur Unkenntlichkeit. Karl begann zu zittern.
„Ich geb lieber doch nicht noch mehr Gas. Das macht keinen Spaß mehr.“
„SPAß?“ Die Stimme brüllte fast. „ES GEHT NICHT UM SPAß, ES GEHT UM DEN SIEG!“ Sieg, was für ein Sieg? Karl war beleidigt, er wollte nicht angeschrieen werden. Die blöde Stimme sollte gefälligst still sein. Was wollte die eigentlich von ihm? Er begann kleinlaut.
„Was willst du von mir?“ Wieder diese bestimmte, verdutzte Stille.
„Was ich von dir will? Ich will dass du gewinnst! Was ist eigentlich los mit dir?“
Was war los mit ihm? Gar nichts, ihm ging es doch gut! Der komische Kerl sollte bloß aufhören zu brüllen. Am Ende der Geraden waren seltsame weiße Kästchen auf den Boden gemalt und eine andere Stimme, die sich vor Begeisterung beinahe überschlug, brüllte außerhalb der Kabine herum. Glücklicherweise waren die Worte nicht zu verstehen, Karl hatte brüllenden Menschen noch nie getraut. Die Menschen auf den Rängen schwenkten große Fahnen. Karl war so in die Betrachtung der Fahnen vertieft, dass er die Kurve beinahe übersehen hätte. Erst im letzten Moment warnte ihn die schrille Stimme.
„Pass doch auf, Mann! Die Kurve!“ Wie aus einer Trance gerissen begann Karl, das Lenkrad herumzukurbeln. Es gab immer noch so viele Sachen, die er nicht verstand. Wie kam die Stimme in seinen Kopf, warum fuhr er nach rechts, wenn er das Rad nach rechts drehte und warum jubelten ihm alle zu? Was war daran so toll, mit 306 kmh auf einer schwarzen Strecke herumzufahren? Was war daran so interessant, jemanden dabei zu beobachten?
„Noch eine Runde! Konzentrier dich! Bleib am Ball“ Karl zuckte ob der unerwarteten Rückkehr der Stimme zusammen, fasste sich jedoch schnell wieder und blickte gewissenhaft zu seinen Füßen. Ball? Was für ein Ball? Er versuchte, unter dem Sitz nachzuschauen, aber es war so verdammt eng in der Kabine. Er beschloss, noch einmal nachzusehen, wenn die Stimme ihm gesagt hatte, dass er anhalten dürfe. Mittlerweile hatte er sich ein wenig an die Stimme gewöhnt und vertraute darauf, dass sie ihn sicher dahin geleitete, wo er hinwollte.
Ein Kontrollblick nach draußen ließ ihn stutzen: Hier war er schon einmal gewesen! Er kannte diese Kurve. War er womöglich falsch gefahren? Nervosität befiel ihn, Unsicherheit plagte sein Herz. Er hoffte, die Stimme würde ihm sagen, ob er noch alles richtig machte. Ob er sie fragen sollte? Karl hatte Angst, der Stimme mit seinen Fragen auf die Nerven zu gehen und so seinen einzigen Freund zu verlieren. Daran, dass sie sein Freund war, zweifelte er nicht, sie half ihm, war für ihn da und beschützte ihn. Nur das Brüllen sollte sie sich abgewöhnen. Karl seufzte erleichtert, als die Stimme in seinem Ohr wieder anfing zu sprechen.
„Nur noch drei Kilometer, konzentrier dich!“ Karl konnte sich die Frage nicht verkneifen.
„Fahre ich noch richtig?“
„Natürlich, Junge. Du fährst goldrichtig. Du hast den Sieg in der Tasche!“ Von diesen komischen Anmerkungen würde Karl sich nicht mehr ins Bockshorn jagen lassen, längst hatte er bemerkt, das sein Anzug gar keine Taschen hatte. Aber die Bestätigung von seinem Freund, der Stimme beruhigte ihn, was sie sagte, würde schon stimmen! Die Gegend draußen erinnerte ihn an die Kurve vor der langen Geraden, tatsächlich fuhr er nach der Kurve wieder auf die ihm bekannte lange Strecke mit den Tribünen ein. In der Ferne sah er die Kästchen und die weiße Linie. Die Menschen tobten. Die Stimme fing an zu schreien.
„Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa!“ Karl fuhr über die Linie.
„DU HAST GEWONNEN!!“
Ja, Karl fühlte es. Er hatte gewonnen.

 

Hi Zaphod,

Willkommen auf KG.de erstmal.

Hast dir ja echt mal einen gewichtigen Nick ausgesucht. Vor allem in Humor verpflichtet der ja quasi zur Gottgleichheit ;)

Gottgleich fand ich diesen Text zwar nicht, aber dennoch ziemlich gelungen. Interessante Idee, durchaus spannende Schilderungen und durch das vollkommene Fehlen einer Erklärung sogar absurd. Das wird dir vermutlich noch Kritik einbringen, aber ich mag sowas durchaus. Das einzige Problem an dieser Geschichte ist für mich an dieser Stelle, daß sie nicht witzig ist.
Ein paar nette Formulierungen sind drin (die Naivität Karls fand ich gelungen) und es war auch echt unterhaltsam, aber es mangelte einfach an "echten" Gags.
Ich würde dir daher eine Verschiebung nach "Spannung" oder "Seltsam" vorschlagen.

Aber gefallen hats mir insgesamt trotzdem.

Karl öffnete die Augen und blickte auf den Tachometer.
Guter Anfang. Den Tachometer würd ich aber zu einem handlichen Tacho abkürzen, das liest sich weniger sperrig.
Er blickte auf seine Füße. Der linke Fuß war fest
Dazu sollte er bei 312 wenig Zeit haben eigentlich...
Den zweiten Fuß kannst du weglassen. "Der linke war auf das Gaspedal"
Er begann kleinlaut.
womit?

 

Oh Gott,
so war das mit dem Nick nicht gemeint, ich wars nur so gewöhnt, von andern Foren. Wenn jetzt jemand glaubt, ich wollte mich mit Doug Adams gleichstellen
(Ich meine natürlich DOUGLAS ADAMS, den besten Autor des bekannten Universums, die Großbuchstaben sind wichtig), dann muss ich mich entschuldigen, meinen Nick so unbedacht gewählt zu haben.
Sonst danke für die Besprechung.
LG
ZaphodBeeblebrox

 

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