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Bühnenstück Why

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20.08.2018
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Why

-Why?!

Stimme aus dem Hintergrund:

„Wenn Du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre es?“
Spot an: Eine junge Frau sitzt auf einem kleinen Holzstuhl. Ihr kastanienbraunes Haar trägt sie gelockt und wild toupiert. Sie trägt rote Shorts, eine blau-weiß gepunktete Bluse und silberne High-Heels.
Sie zündet sich eine Zigarette an und geht auf und ab. Dann bleibt sie abrupt stehen. Den Blick voller Entschlossenheit.
„Dort oben!“, sie schaut in die Höhe, blinzelt in das Scheinwerferlicht und streckt ihre Arme hoch, als versuche sie nach etwas zu greifen.
„Dort oben!“
„Dort oben, wo die Sonne nicht mehr weit ist gibt es kein heute und kein morgen und kein Lachen und kein Weinen. Die vollkommene Zeitlosigkeit.“
Die junge Frau schaut schwärmend in das Publikum.
„Dort oben. Ja da oben möchte ich hin.“
Sie breitet die Arme aus
„Das ist mein größter Wunsch!“

Spot aus

Als das Licht wieder angeht stellt das Bühnenbild ein Hochhaus dar, auf dem sechs Personen stehen: ein Psychologe, ein Tankwart, der Chef eines großen Wirtschaftsunternehmens, eine Abiturientin, eine schwerkranke Frau und einen junger Mann der gerade wieder aus der 3. Welt nach Hause, Hamburg, kommt.
Unternehmer: „Pleite! Wir sind Pleite! Das ganze Unternehmen habe ich an die Wand gefahren.“
Er sieht nach unten auf den Parkplatz, wie sein Auto abgeschleppt wird. Ein schneeweißer Audi.
Unternehmer: „Mein Haus ist leergeräumt worden. Alles, alles haben sie gepfändet. Und jetzt? Liege ich im Anzug unter der Brücke. Sie haben mir meine Würde genommen!“
Junger Mann: „In den Entwicklungsländern verhungern und verdursten Kinder. Das ist nicht würdevoll! Alles nur wegen Ihnen. Ihr bekommt ja den Hals nicht voll genug mit Geld und Macht. Nur weil ihr in riesen Villen wohnt, drei Autos fahrt und euer Geld scheinbar in eurem Leben nicht ausgeben könnt, verrecken sie am anderen Ende!“
Psychologe: „Ich bitte um Sachlichkeit!“
Tankwart: „Ich muss trotz meines Jobs als Tankwart Sozialleistungen beziehen damit ich meine Kinder und mich über die Runden bringen kann. Meine Frau starb vor drei Jahren bei einem Verkehrsunfall. Der junge Mann hat Recht, das ist nicht fair. Fair ist, dass Sie jetzt dafür unter der Brücke schlafen.“
Kranke Frau (weinend): „Ich bin heute hier, weil ich bald gehen muss. So hat das Schicksal entschieden. Ich möchte nicht, dass mich meine Familie so sieht, also habe ich beschlossen dem Schicksal entgegenzukommen.“
Die Frau tritt an das Geländer
Abiturientin: „Nein! Stopp!“
Sie hält die Frau am Arm.
Abiturientin (flehend): „Bitte gehen Sie nicht. Ist es nicht jeder Tag wert gelebt zu werden?“
Frau: „Liebes Mädchen, nein, das verstehst du nicht. Nicht für mich.“
Psychologe: „Ihre Familie wird sie sehr vermissen. Ihrer Familie schenken Sie mit jeder Stunde sooo viel Glück. Letztes Mal sagten Sie, Sie wollen kämpfen. Ihr größter Wunsch war noch einmal mit ihrer Familie an den See zu fahren, an dem sie Ihren Mann das erste Mal gesehen haben.“
Unternehmer: „Springen Sie! Springen Sie doch! Glauben Sie mir, keinen wird das interessieren. Denn Sie sind ein so kleines Lichtlein, dass es niemand auch nur bemerkt.“ ( bitter böse lachend)
Abiturientin (pulsierend): „Und mich! Nehmen sie mich mit in die Zukunft. Die Gegenwart kann ich nicht mehr sehen. Krieg und Armut müsste es heute nicht mehr geben. Es gibt genügend für alle. Keiner muss eigentlich verdursten oder verhungern. Aber das Böse wird es wohl geben. Diese hässliche egoistische Machtgier…Ich hasse Sie!“
Schreiend geht die junge Frau auf den Unternehmer los. Der rückwärts gegen das Stahlgeländer prallt.
Unternehmer (bitter): „Wollen Sie mich umbringen? Machen Sie doch! Morgen stehen Sie mit Namen und Tatbestand in der Presse. Sie verbauen sich Ihre Zukunft! Nur zu! Mädchen, passen Sie sich der Gesellschaft einfach mal an. Als einen auf Karl Marx des 21. Jahrhunderts zu machen.“
Psychologe (ruhig): „Beruhigen Sie sich! Jeder seiner Meinung und Ansicht nach.“
Das Mädchen steht immer noch mit geballten Fäusten und vor Wut schäumend da, sagt aber nichts mehr.
Der Unternehmer grinst zufrieden und richtet sein Sakko, das mittlerweile voller Flecken ist und nach altem Schweiß riecht. Auch seine Haare liegen nicht mehr so perfekt gegelt, wie sonst.
Tankwart: „Wenn wir gehen, dann mit einem Knall. Wir müssen ein Zeichen gegen den Krieg und den Machtmissbrauch dieser Zeit setzen. In jeder Zeitung soll unser Sprung von diesem Hochhaus den Sprung in die Zukunft symbolisieren. Ein Zeichen für Frieden und menschliche Lebenszustände in jedem Land.“
Er tritt an das Geländer.
Psychologe: „Schicksalsschläge, Verlustängste und Armut… Wenn sie jetzt gehen, dann werden sie, die Menschen, die sie lieben in eine unendliche Trauer versetzen. Sie werden nicht mehr glücklich. Bleiben sie hier, für die Zeit mit den Menschen, die sie lieben. Sie setzten kein Zeichen. Weil es auch nur eine Schlagzeile ist, die zwar für Wirbel sorgt, aber nach wenigen Tagen wieder erlischt.“
Abiturientin: „Sie mit Ihrer Liebe…Liebe ist auch nur Utopie.“
Tankwart: „Alles ist Utopie. Wir sind die vom Staat alleingelassenen Minderheiten, durch das Schicksal bestimmt. Nichts ist mehr real.“
Abiturientin: „Wenn wir gehen, dann mit einem Knall.“
Junger Mann: „Wenn wir gehen, dann nur um ein Zeichen zu setzen.“
Die kranke Frau sitzt immer noch wimmernd auf dem Dach. Sie schaut zu, weil sie keine Kraft mehr dafür hat noch etwas zusagen.
Doch keiner der Fünf bemerkt sie mehr. Doch keiner der Fünf bemerkt die Menschenmassen hinter dem rotweißen Absperrband vor dem Hochhaus. Doch keiner hört das Martinshorn. Doch keiner bemerkt den Feuerwehrmann, den Sanitäter, der sich von einem Hubschrauber zu ihnen abseilt.
Als der Sanitäter auf dem Dach ankommt ist die Frau schon verstorben.
Abiturientin: „Sie ist in die Zukunft gegangen.“
Der Psychologe klettert über das Geländer
Psychologe: „Weil ich versagt habe!“
Er springt.
Junger Mann (betroffen): Er wollte uns retten. Er wollte unser Leben retten. Er wollte uns vor dem Sprung bewahren…(Pause)
Ein dumpfer Ton als der Psychologe in den Asphalt gedrückt wird. Die Menschen unten schreien.
Abiturientin: „Er wollte uns helfen…“ (Pause)
Junger Mann: „Und jetzt ist er tot.“
Tankwart (dumpf): „Er ist gegangen mit einem Knall.“
Das Licht auf der Bühne erlischt und im ganzen Saal herrscht Stille.

Nach einer kurzen Pause tritt eine junge Frau auf die Bühne. Sie hält in ihrer Hand zittrig ein Mikrofon.
„Einen wunderschönen guten Abend.“, sie versucht zu lächeln, doch das klappt nicht so recht. Ihre riesigen Augen starren in das Publikum, aber sie schaut niemanden wirklich an.
„Das Stück habe ich geschrieben. Ich hoffe es hat ihnen gefallen. Wenn sie Lust haben mir noch eine Weile zuzuhören, würde ich mich sehr freuen. Ich haben ihnen nämlich noch einen kleinen Slamtext mitgebracht, den ich für meine Schwester geschrieben habe. Sie ist im letzten Jahr bei einem großen Unglück gestorben. In dieser Welt passieren so schreckliche Dinge, die nicht passieren müssten. Dieser Abend soll ein Zeichen für den Frieden sein.
Atme ein – atme aus
Gehe Schritt um Schritt
Der Bass massiert mein Zwerchfell
Der aufsteigende Qualm lässt mich durch eine Geisterstadt gehen
Wir sind in einer Parallele gegenüber das Gute
Hinter uns das Böse
Zähle langsam von 100 hinunter

„Wir sind sicher“

Hast du gesagt und gelacht.
Aber, dann brach die Dunkelheit ein
Die Scheinwerfer beleuchten die Zeilen,
die wir gestern mit bunter Farbe auf die Werbeflächen
dieser Millionenstadt sprayten

„Be colourful in your heart
Be colourful in your consciene“

Doch leider gibt es Menschen,
die sind pechschwarz in ihrer Seele

„Tomorrow“
Hast du gesagt und gelacht.
Doch für dich hat es gestern kein
morgen mehr gegeben.
Wir haben John Lennon
gecovert und über den Dächern
dieser Weltstadt getanzt.

Atme ein, atme aus
Der Herschlag
Bum bum, Bum bum
RAST
Atme ein, atme aus
Ein Schuss, ein Knall, ein Schrei
AUS

„Peace“

Hast du gerufen und gelacht.
Wir haben Texte geschrieben
gegen den Hass
Wir dachten wirklich,
das würde etwas bewirken...

„Love“

Hast du geflüstert und dann…“

Die junge Frau hält für einen Moment inne. Dann beginnt sie wieder zu sprechen.
„Warum? Krieg, Terror, Hass und eine unendliche Machtgier. All das nimmt Millionen von Unschuldigen, Zivilisten, Journalisten und Menschenrechtlern das Leben. Ist das fair?“
Das Publikum steht zum Applaudieren auf und dem Mädchen rinnt eine kleine Träne über das Gesicht. Die anderen Schauspieler kommen mit auf die Bühne und verbeugen sich.
Der rote Vorhang läuft wieder zu.

„Chathrine?“ Die junge Frau schaut ihre Kollegin im Spiegel an. Als sie wieder abgeschminkt werden.
„Ja“
„Glaubst du wir können mit dem, was wir hier tun, wenigstens ein kleines bisschen bewegen?“
„Hope“, flüstert Chathrine. „Wer nicht kämpft und nicht hofft, der hat schon verloren.“
Ein schmales Lächeln ist jetzt auf dem Gesicht der jungen Frau zu sehen.

„Gegen den Hass!“ schreit das ganze Team laut hinaus.

 

Hallo @T.A. ,

Um Gottes Willen, was hast du denn da fabriziert? Am Anfang habe ich mich sehr gefreut, hier mal ein Stück zu lesen anstelle einer Kurzgeschichte. Leider hast du offenbar nur sehr rudimentäres Wissen darüber, wie man das angehen sollte. Bevor ich also auf das Inhaltliche eingehe, ein paar Anmerkungen zur Umsetzung an sich.

Als das Licht wieder angeht stellt das Bühnenbild ein Hochhaus dar, auf dem sechs Personen stehen:

So schreibt man das nicht. Besser wäre eine Formulierung wie "Das Licht geht an, das Bühnenbild stellt das Dach eines Hochhauses dar." (Sprachliche Anmerkung: Du meinst wohl das Dach eines Hochhauses, nehme ich an?)
Was ich sagen will: Diese Anmerkungen in Stücken heißen nicht umsonst "Regieanweisungen". Man sollte sie auch mehr wie eine Anweisung formulieren und nicht, so wie du es getan hast, als Erzählung.

einen junger Mann der gerade wieder aus der 3. Welt nach Hause, Hamburg, kommt.

Abgesehen vom Grammatikfehler, der sich eingeschlichen hat: Auch das ist ein erzählendes Element, das nichts in einer Regieanweisung zu suchen hat.

Er sieht nach unten auf den Parkplatz, wie sein Auto abgeschleppt wird. Ein schneeweißer Audi.

Auch wenn man sich beim Schreiben eines Stücks nicht zu sehr von der Tatsache einengen lassen sollte, dass das ganze auf einer Bühne stattfindet, muss man doch realistisch sein. Die zitierte Regieanweisung wird sich szenisch schwer umsetzen lassen. Jedoch lässt sich Abhilfe schaffen; im Theater gibt es die sogenannte Mauerschau; die Figur berichtet, was sie sieht. Ohne, dass es szenisch dargestellt werden muss, weiß das Publikum dadurch, was Sache ist.

Abiturientin (flehend): „Bitte gehen Sie nicht. Ist es nicht jeder Tag wert gelebt zu werden?“

Flehend
ist hier meiner Meinung nach unpassend. Du könntest genau so gut "bittend" schreiben und es wäre ähnlich absurd, da man ja am Gesagten merkt, was sie tut. Möchtest du bei der direkten Rede eine Emotion besonders hervorheben, solltest du diese Emotion als Regieanweisung verwenden. In diesem Fall zum Beispiel etwas wie "verzweifelt" oder "ängstlich".

Unternehmer: „Springen Sie! Springen Sie doch! Glauben Sie mir, keinen wird das interessieren. Denn Sie sind ein so kleines Lichtlein, dass es niemand auch nur bemerkt.“ ( bitter böse lachend)

Regieanweisungen im Partizip eins gehören vor den gesprochenen Text. Sprich, wenn der Unternehmer das schon mit einem bitterbösen Lachen sagen soll, gehört es davor. Soll er erst danach bitterböse lachen, dann solltest du es im ganzen Satz danach als Anweisung hinschreiben.

Abiturientin (pulsierend):

Nein. Einfach nein. Pulsierend ist hier völlig fehl am Platz.

Der Unternehmer grinst zufrieden und richtet sein Sakko, das mittlerweile voller Flecken ist und nach altem Schweiß riecht.

Ich verstehe nicht, warum das der Fall ist. Wie auch immer, es wird schwierig szenisch darzustellen, dass das Sakko nach Schweiß riecht. Gewöhne dir an, nur szenisch Darstellbares in eine Regieanweisung zu packen. Nochmal: Das ist keine Gesichte, erzählende Elemente haben hier nichts zu suchen. Du musst wirklich lernen, mit deinen Figuren zu erzählen. Mit Regieanweisungen geht das nur marginal, wie du hoffentlich erkennst.

Die kranke Frau sitzt immer noch wimmernd auf dem Dach. Sie schaut zu, weil sie keine Kraft mehr dafür hat noch etwas zusagen.

Same here.

Doch keiner der Fünf bemerkt sie mehr. Doch keiner der Fünf bemerkt die Menschenmassen hinter dem rotweißen Absperrband vor dem Hochhaus. Doch keiner hört das Martinshorn. Doch keiner bemerkt den Feuerwehrmann, den Sanitäter, der sich von einem Hubschrauber zu ihnen abseilt.

Was ist denn das? Wäre das ganze eine Erzählung, würde ich dich für diese Formulierung aufs Schärfste rügen. So sage ich nur: Bitte verwandle das in Regieanweisungen. Ganz ganz schnell.

Er springt.
Junger Mann (betroffen): Er wollte uns retten. Er wollte unser Leben retten. Er wollte uns vor dem Sprung bewahren…(Pause)
Ein dumpfer Ton als der Psychologe in den Asphalt gedrückt wird.

Ein auffällig langer Fall. Wenn der junge Mann so viel Zeit hat, diese Sätze zu sprechen, bevor der Psychologe aufkommt, dann bezweifle ich, dass man seinen Aufschlag hören würde, da es wohl zu hoch ist.

Tankwart (dumpf): „Er ist gegangen mit einem Knall.“

Kann mein deiner Meinung nach wirklich dumpf sprechen?

Das Licht auf der Bühne erlischt und im ganzen Saal herrscht Stille.

Du maßt dir an, dem Publikum eine Regieanweisung zu erteilen? Es ist fraglich, ob es sich daran halten wird, zumal es ja nicht mal wissen kann, dass die Anweisung existiert.

Das Publikum steht zum Applaudieren auf

Sogar Standing Ovations erwartest du von deinem Publikum, interessant.

„Chathrine?“ Die junge Frau schaut ihre Kollegin im Spiegel an. Als sie wieder abgeschminkt werden.
„Ja“
„Glaubst du wir können mit dem, was wir hier tun, wenigstens ein kleines bisschen bewegen?“
„Hope“, flüstert Chathrine. „Wer nicht kämpft und nicht hofft, der hat schon verloren.“
Ein schmales Lächeln ist jetzt auf dem Gesicht der jungen Frau zu sehen.

„Gegen den Hass!“ schreit das ganze Team laut hinaus.


Was der Teil jetzt soll, ist mir nicht klar. Das Stück ist doch zu Ende?

So viel erstmal zur Umsetzung. Du solltest ganz dringend Stücke lesen, einfach um ein Gefühl zu bekommen, wie man das angehen sollte.

Jetzt zum Inhaltlichen und da wird es unschön. Für meinen ersten Kritikpunkt muss ich gar nicht erst nach Zitaten suchen, da es auf den gesamten ersten Teil, jenen mit den Dialogen der Figuren, zutrifft. Alle Figuren sind dermaßen klischeehaft dargestellt, dass ich mich schon frage: legst du es eigentlich überhaupt darauf an, originell zu sein? Denn alles was du da produziert hast ist plump und ordinär, die Figuren flach, durchschaubar und man möchte sich fast schämen ob ihrer Durchschnittlichkeit. Die Dialoge sind motivationslos, gefangen in einem Korsett zwanghafter Gesellschaftskritik. Es gibt keinen Anlass, keine Begründung für das Verhalten der Figuren. Und dadurch ist eigentlich keine Kritik am Zustand sondern simple Jammerei die niemand hören oder auf der Bühne sehen will. Was du mit deinen Dialogen sagen willst ist richtig. Aber so wie du es sagst, wird dir niemand zuhören. Da ist kein Anspruch an Ästhetik, der Zuseher/die Leserin darf nicht selbst denken, sondern ihr wird ein Weltbild aufgezwungen auf ekligste Art und Weise.

Der zweite Teil, jener mit der angeblichen Autorin und dem Slamtext, das ist originell. Es ist eine Art die vierte Wand zu durchbrechen, wie ich es noch nie irgendwo gesehen habe. Das gefällt mir sehr gut. Der Slamtext an sich ist etwas, nun, sagen wir durchschnittlich. Wirkt aber nach den grauenhaften Dialogen durchaus erfrischend und abwechslungsreich. Hier wird das Gehirn gefordert, so, wie es im Theater sein sollte.

So, jetzt bin ich fertig mit sudern. Bitte frage dich, was du tatsächlich mit deinem Text aussagen möchtest. Bitte Frage dich, was deine Figuren tun können, um dir dabei zu helfen. Bitte lies Stücke und am besten auch noch Theorie dazu. Dann überarbeite deinen Text und wir sehen, was herauskommt.

Liebe Grüße,
Alveus

 

Hallo, @T.A.

Und willkommen bei den Wortkriegern! Ich hoffe, Du lässt Dich nicht unterkriegen, auch wenn Dein Text erstmal nicht totale Begeisterungsstürme auslöst. Das wünsche ich mir bei meinen Texten auch immer, erreiche das aber nie, denn nie ist jeder zufrieden. Verbessern kann man sich und seine Texte jedoch immer, und deshalb sind wir ja schlussendlich hier.

Vorweg sage ich schon einmal, dass ich Deine Geschichte vom Aufbau her sehr reizvoll finde. Erst das Drama, dann den Durchbruch der vierten Wand, dann das Backstage-Ding, in dem man erfährt, wozu das Drama dienen soll. Da hast Du ein wundervolles Grundgerüst, an dem Du hervorragend arbeiten kannst.

Denn das ist ja tatsächlich kein Drama. Das ist eine Geschichte, in der ein Theaterstück vorkommt. Immer wenn ich an so etwas denke, denke ich an Walter Moers, das nur anekdotisch: In der Fortsetzung zum herrlichen Buch Die Stadt der träumenden Bücher besucht der Prot eine Theateraufführung zu eben Die Stadt der träumenden Bücher. Daraufhin schildert Moers auf über 80 Seiten das Theaterstück. Zu einem Buch, das ich, weil es ja der erste Teil ist, natürlich gelesen habe. Am liebsten hätte ich das Buch zerrissen. Aber das hat mit Deinem Text nichts zu tun, erinnert mich nur daran.

Moers hat das Theaterstück aus Perspektive seines Prots, Mythenmetz, geschildert, also von den Zuschauerrängen aus gesehen. Du hast Dich dazu entschieden, diesen Teil der Geschichte wie ein Drama anzulegen. Was ich übrigens eine super Idee finde. Ich wünschte, Moers hätte das getan, und dann hätte ich die 300 Seiten, die das sicher gekostet hätte, gerne gelesen. In diesem Falle würde ich stark dazu raten, Alveus‘ Hinweise vollumfänglich ernst zu nehmen. Denn so, wie das hier steht, schreibt man kein Drama.

Aber ich wollte ja in eine ganz andere Kerbe, denn eigentlich tourt Deine Prota ja um die Welt, um eine Botschaft zu verbreiten, eine Botschaft, mit der sie die Massen mitreißt, eine Botschaft …

„Gegen den Hass!“ schreit das ganze Team laut hinaus.

… des Friedens?

Meine Frage an Dich als Autor/in ist: Verhindert man Krieg, Terror und Hass, indem man so etwas sagt?

Junger Mann: „In den Entwicklungsländern verhungern und verdursten Kinder. Das ist nicht würdevoll! Alles nur wegen Ihnen. Ihr bekommt ja den Hals nicht voll genug mit Geld und Macht. Nur weil ihr in riesen Villen wohnt, drei Autos fahrt und euer Geld scheinbar in eurem Leben nicht ausgeben könnt, verrecken sie am anderen Ende!“
Psychologe: „Ich bitte um Sachlichkeit!“
Tankwart: „Ich muss trotz meines Jobs als Tankwart Sozialleistungen beziehen damit ich meine Kinder und mich über die Runden bringen kann. Meine Frau starb vor drei Jahren bei einem Verkehrsunfall. Der junge Mann hat Recht, das ist nicht fair. Fair ist, dass Sie jetzt dafür unter der Brücke schlafen.

Ich habe Dir die Stellen, die mich ein bisschen an dieser Botschaft des Friedens zweifeln lassen, fett markiert. Denn das Ding ist ja, wie es im Volksmund heißt: Auch die da oben kochen nur mit Wasser. Oder, ganz ähnlich, nur mit einer weiteren Nuance, haben es Neonschwarz formuliert: Auch der Yuppie hat Kapitalismus nicht erfunden. Und Du schiebst hier alle Verantwortung für alles Böse auf der Welt einer Bevölkerungsgruppe in die Schuhe. Damit sehe ich zwei Probleme.

Erstens: Sind die Unternehmer/innen wirklich allein verantwortlich? Selbst wenn besagter Unternehmer einem IS-Terroristen Geld in die Hand gedrückt hat (stellen wir uns einen Moment vor, er ist furchtbar böse und hat das ganz persönlich gemacht), damit der sich endlich eine echt fette Bombe kaufen kann, ist der Terrorist nicht trotzdem noch selbst dafür verantwortlich, dass er Terror verbreitet?

Zweitens: Sind wirklich alle Unternehmer/innen für alles Üble in der Welt verantwortlich? Gibt es nicht auch gute Unternehmer/innen? Ist es nicht ebenfalls eine Botschaft von Hass, wenn man eine gesamte Bevölkerungsgruppe als „böse“ markiert? Und sät Hass nicht Hass?

Der junge Mann und der Tankwart machen es sich extrem einfach. Ich meine, es könnte ja sein, dass dieser Unternehmer ihnen tatsächlich alles weggenommen und ein furchtbar böser Mensch ist, dass sie also persönliche Erfahrungen mit genau diesem Mann gemacht haben. Da wir so etwas als Publikum aber nicht erfahren, muss ich davon ausgehen, dass der junge Mann und der Tankwart finden, dass der Unternehmer es verdient hat, unter der Brücke zu schlafen, WEIL er ein Unternehmer ist. Da das das einzige ist, was ich über den Unternehmer weiß. Und ich muss sagen, eine solche Moral empfinde ich persönlich als boshaft. Und ich glaube auch, mit einer solchen Moral löst man in Theatersälen keine Beifallsstürme aus.

Andererseits möchte ich nicht sagen, dass Dein Standpunkt blöd ist. Das glaube ich auch gar nicht. Ich glaube, Du bist da sehr naiv rangegangen. Ich glaube, es würde Deinem Text sehr, sehr gut tun, wenn Du Deine Position oder die Position Deiner Prota (denn das muss ja nicht einmal das gleiche sein, sollte es vielleicht auch gar nicht) genau reflektierst. Und sie dann so präsentierst, so reflektiert und facettenreich, dass man damit Leute zum Nachdenken bringen kannst.

Versteh mich nicht falsch, es ist mir völlig schnurz, wie diese Moral aussieht. Ich reibe mich gerne an klugen Leuten mit klugen Ansichten, selbst wenn ich ihnen widerspreche. Dabei lernt man am meisten. Bisher habe ich aber das Gefühl, dass die Moral dieses Textes pauschalisierend und abwertend ist. Man könnte natürlich ein solches Theaterstück machen (es ist ein freies Land), aber das würde dann sicherlich kein Theaterpublikum zu Standing Ovations veranlassen. Ich würde, denke ich, höflich klatschen und schnell gehen.

Der Slam ist cooler. Insgesamt, das wiederhole ich nochmal eben, finde ich Deine Geschichte vom Aufbau her sehr originell, und das ist auch sehr reizvoll. Ich denke halt nur, dem Text fehlt noch die Tiefe.

Erst wollte ich auch kritisieren, dass kein/e professionelle/r Psychologe/Psychologin sich in einer solchen Situation so verhalten würde (als fortgeschrittene Psychologiestudentin traue ich mir ein solches Urteil zu), aber dann ist mir aufgefallen, dass das gar nichts zur Sache tut. Denn die Abiturientin verhält sich auch nicht wie eine Abiturientin, der Tankwart nicht wie ein Tankwart und der Unternehmer nicht wie ein Unternehmer. Die Figuren in dem Theaterstück scheinen nur Repräsentant/inn/en ihrer Bevölkerungsgruppe zu sein, die sie extrem klischeehaft, ich möchte sagen … parodieren. Das passt zu der Diese und jene Bevölkerungsgruppe ist für alles Böse in der Welt verantwortlich-Haltung, und deshalb ist es vielleicht auch schnurz. Übrigens habe ich letztens mit meiner Uni-Theatergruppe Der Besuch der alten Dame gespielt, und auch dort kommen ja Stereotype vor: der Bürgermeister, der Arzt, der Lehrer, der Pfarrer ... Also, an sich ist das kein Problem. Man kann daraus was wirklich Cooles machen. Ich gehe unten nochmal darauf ein.

Denn, was fehlt, um diese Stereotype richtig zu nutzen, wäre eine richtige Geschichte. Wie ich oben schon ansprach, dass der junge Mann und der Tankwart einen wirklich ganz konkreten Grund haben, auf diesen einen ganz konkreten Unternehmer wütend zu sein. Dafür bräuchte man halt deutlich mehr Story in diesem Drama.

Aber das alles würde ich nicht sagen, wenn ich nicht glauben würde, dass Du das kannst. Ich würde empfehlen, Dir die Erfahrungen der Prota und ihre Einstellung genau zu überlegen und das auch zu reflektieren, gedanklich in die Tiefe zu gehen. Und darauf dann eine Geschichte zu erfinden, die diese Moral transportiert. Nicht, indem die Figuren die Moral vorsagen, sondern indem sie sie in ihrem Handeln und in den Konsequenzen ihres Handelns zeigen. Das könnte dann zum Beispiel auch illustrieren, wie der junge Mann zu seiner Ansicht kommt, wenn wir etwas über seine persönliche Geschichte erfahren. (Ich habe mal einen Vortrag von einer Frau aus dem Frauenhaus gehört, und sie hatte auch eine abwertende und pauschalisierende Haltung gegenüber reichen Männern. Aber da ich weiß, wie sie dazu kommt, habe ich ihr das verziehen.)

Das heißt, Du lässt Dein Publikum denken. So funktioniert das eigentlich in jedem Drama, zum Beispiel kommen Romeo und Julia durch die irrationale, unvernünftige und vorurteilsbehaftete Fehde zwischen ihren Familien zu Tode. Und daraus lernen die Familienmitglieder (und das Publikum), dass blinder Hass und Rachsucht furchtbare Konsequenzen haben. (Das ist vielleicht eine etwas verkürzte und simple Darstellung von Shakespeares Intention. Eigentlich hatte ich überlegt, Geschichten aus dem Wiener Wald als Beispiel zu nennen, weil ich mich da besser auskenne, aber ich versuche es jetzt mal so, weil den Ausgang von Romeo und Julia zumindest jeder kennt. Also: Bitte entschuldige die Simplifizierung.)

Insgesamt würde ich Dir außerdem empfehlen, den Text sorgfältig Korrektur zu lesen. Da haben sich einige Formfehler eingeschlichen. Ich lege mal die Lupe drauf:

-Why?!

Den Titel mag ich persönlich gar nicht. Ganz davon ab, dass er praktisch nichts über den Inhalt aussagt, törnen mich englische Titel bei deutschen Geschichten total ab. Ich bin ja als Fantasy- und SF-Leserin da leidgeprüft. Tatsächlich habe ich gute Erfahrungen damit gemacht, im SF/Fantasy-Buchregal alle Titel zu ignorieren, die irgendetwas Englisches in sich tragen. Nach meinem Empfinden sind die mit deutschem Titel meistens besser. Also, irgendwie habe ich immer das Gefühl, man möchte mir schnell was „Cooles“ verkaufen, indem man den Titel auf Englisch lässt (sind ja meistens Übersetzungen). Was spricht denn gegen "Warum?" als Titel?

Eine junge Frau sitzt auf einem kleinen Holzstuhl. Ihr kastanienbraunes Haar trägt sie gelockt und wild toupiert. Sie trägt rote Shorts, eine blau-weiß gepunktete Bluse und silberne High-Heels.
Sie zündet sich eine Zigarette an und geht auf und ab.

Erst sitzt sie auf einem Stuhl (ganz davon ab: Was soll das sein, ein kleiner Stuhl? Ein Kinderstuhl? Ein Hocker?), dann geht sie auf und ab, ohne dass irgendetwas anderes passiert wäre, geschweige denn, dass sie aufgestanden wäre. Wozu also der Stuhl? Ich würde ihn weglassen.

„Dort oben!“, sie schaut in die Höhe, blinzelt in das Scheinwerferlicht und streckt ihre Arme hoch, als versuche sie nach etwas zu greifen.

Komma vor „nach“. Nebenbei: Mit beiden Händen ach etwas greifen mit der Zigarette in der Hand? Hm. Ich würde empfehlen, dass Du Dir die Situation ganz genau und detailliert bildlich vorstellst und sie danach aufschreibst.

„Dort oben!“
„Dort oben, wo die Sonne nicht mehr weit ist gibt es kein heute und kein morgen und kein Lachen und kein Weinen. Die vollkommene Zeitlosigkeit.“

Das sieht aus wie ein Sprecherwechsel mit dem Zeilenumbruch und dem Neubeginn der wörtlichen Rede. Wer ist denn da noch? Ich nehme an, niemand. Deshalb würde ich empfehlen, keinen Zeilenumbruch und keine neuen Anführungszeichen zu setzen. Innerhalb einer wörtlichen Rede (sofern sie nicht allzu lang wird), wird das normalerweise nicht gemacht. Ganz davon ab:

Dort oben, wo die Sonne nicht mehr weit ist gibt es kein heute und kein morgen und kein Lachen und kein Weinen.

Komma vor „gibt“, „Heute“ und „Morgen“ groß (das erkennt man am „kein“).

Ja da oben möchte ich hin.

Komma vor „da“.

Sie breitet die Arme aus

Hier fehlt ein Punkt am Ende des Satzes.

Spot aus

Auch hier würde ich einen Punkt machen. Sieht seltsam aus ohne. Ist aber Geschmackssache.

Als das Licht wieder angeht stellt das Bühnenbild ein Hochhaus dar, auf dem sechs Personen stehen:

Komma vor „stellt“.

ein Psychologe, ein Tankwart, der Chef eines großen Wirtschaftsunternehmens, eine Abiturientin, eine schwerkranke Frau und einen junger Mann der gerade wieder aus der 3. Welt nach Hause, Hamburg, kommt.

ein junger Mann“. Komma vor „der gerade“, es heißt „die Dritte Welt“, also ausschreiben und „Dritte“ groß. Den Einschub mit „Hamburg“ finde ich irritierend. Es unterbricht den Lesefluss und ist für den Text auch sonst nicht weiter wichtig.

Übrigens hat ja jede Figur so ein Stereotyp, aber der heißt „der junge Mann“. Du nennst auch ziemlich viele „junge Frauen“ in Deinem Text, da würde ich nochmal draufgucken. Ich würde anregen, dass Du diesen „jungen Mann“ catchiger zu einem „Entwicklungshelfer“ machst. Oder so was. Dann hat er auch sein Stereotyp (was ja per se nichts Schlechtes ist in einem Drama), und Du musst nicht ewig beschreiben, wer der ist und was der macht.

Alles nur wegen Ihnen. Ihr bekommt ja den Hals nicht voll genug mit Geld und Macht.

Hier dachte ich kurz, dass junge Mann den Unternehmer mit „Ihr“ anspricht, also so wie „Eure Majestät“, aber das liegt nur daran, dass Du von der Sie-Anrede zur „ihr“ (Plural, also mehrere Unternehmer) wechselst. Ganz davon ab, dass ich die Stelle aufgrund ihrer groben Pauschalisierung sowieso überarbeiten würde, würde ich bei einer Anrede bleiben.

Solche Irritationen bemerke ich persönlich immer, wenn ich meinen Text laut lese. Das würde ich vor jedem Hochladen hier auf jeden Fall machen. Seltsame Formulierungen, umständliche Sätze, fehlende oder zu viele Wörter, das alles merke ich beim Lautlesen. Ich weiß, das hilft nicht jedem, aber vielleicht hilft das Dir, also kleiner Tipp. ;)

Nur weil ihr in riesen Villen wohnt, drei Autos fahrt und euer Geld scheinbar in eurem Leben nicht ausgeben könnt, verrecken sie am anderen Ende!

„riesige Villen“ oder „Riesenvillen“. Außerdem ist „scheinbar“ ein raffiniertes Wort, es heißt, dass etwas so scheint, aber nicht so ist. Etwas weniger verfänglich ist „anscheinend“: Etwas scheint so, und wir wissen nicht genau, wie es wirklich ist. Außerdem, wer ist denn „sie“ am anderen Ende? Inhaltlich würde ich hier viel, viel konkreter werden. Dann klingt das vielleicht auch nicht wie eine totale Vorverurteilung.

Ich muss trotz meines Jobs als Tankwart Sozialleistungen beziehen damit ich meine Kinder und mich über die Runden bringen kann.

Das „und ich“ würde ich streichen. Ist ja klar, dass man sich auch selbst was zu essen kauft. Außerdem Komma vor „damit“.

Ich möchte nicht, dass mich meine Familie so sieht, also habe ich beschlossen dem Schicksal entgegenzukommen.

Komma vor „dem“.

Hier höre ich erstmal auf. Also, wie gesagt, der Aufbau ist schon einmal top. Viele coole Ideen. Mann, ich bin ganz neidisch. Wäre ich mal darauf gekommen! Der Inhalt gehört nochmal richtig durchdacht und dann in einer furiosen Handlung präsentiert. Wie gesagt, die Haltung Deines Textes ist mir im Endeffekt egal. Wenn Du aber Deine Leser/innen zum Nachdenken anregen möchtest, solltest Du ihnen etwas geben, woran sie zu knabbern haben, etwas, das ihr Weltbild bereichert. Sie müssen dabei nicht zu den gleichen Schlüssen kommen wie Du. Aber wenn ich als Leserin zu dem Schluss komme, dass Du als Autor/in ziemlich blauäugig an die Sache rangegangen bist, dann ist das nicht gut.

Und wenn der Aufbau schon mal steht, ist der Inhalt ja eigentlich der spaßige Teil, ne? Also: Make it work! Und viel Spaß im Land der Wortkriegerinnen und Wortkrieger!

Abschließend noch, was hoffentlich klar ist: Das hier ist natürlich alles (bis auf die Zeichensetzungsfehler) meine sehr persönliche Ansicht. Man darf und soll über persönliche Ansichten streiten.

Naive Grüße,
Maria

 

Hallo Maria,

vielen Dank für die ausführliche konstruktive Kritik. Das hat mir sehr geholfen. Damit werde ich auf jeden Fall versuchen meinen Text bestmöglich zu überarbeiten.

Liebe Grüße
T.A.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi, T.[...]A.,

Theaterleute und Poeten müssen zusammenhalten – und dennoch vorweg die Frage, warum ein Titel von Fragefürwort as interrogative pronoun in another western Germanic tongue and not the Dutch „waarom“ ofwel Deutsch „warum“?,
liest sich doch alles hernach in einem leidlichen Deutsch.

Nachfolgend einige eher Bühnen-formale Hinweise (@TeddyMaria und Alveus haben da ja schon einiges geleistet), beginnen wir also mit der ersten Regieanweisung.

Personal

wird aufgeführt (ohne großartige Beschreibung)

Akt / Aufzug

wird mit einer Nummer versehen und – sofern es mehrere sind – durchnummeriert vom ersten (oder 1.) Akt /Aufzug bis zum letzten (vielleicht 3. Akt).

Gleiches gilt für die Szenen innerhalb eines Aktes, sofern Auftritt und Abgang von Personen, Ort und/oder Zeitenwechsel mehrere Szenen erzwingen.

Beim Einpersonenstück und Monolog erübrigt sich ein Szenenwechsel und bereits mit dem Akt werden Ort und Zeit der folgenden Handlung benannt. Jeder Szenenwechsel wird zu Anfang einer Szene oder des Aktes aufgeführt.

Eine Szene beginnt immer mit einem Auftritt und schließt mit einem Abgang, gelegentlich mit einem Orts- und/oder Zeitwechsel.

Dialoge

links steht der Name (den man durch Fettdruck verdeutlichen kann, aber nicht muss) und ggfs. dahinter in Klammern eine Regieanweisung

den gesprochenen Text kann man direkt dahinter beginnen oder eine Zeile tiefer

ändert sich was an der Regieanweisung zuvor, wird sie in Klammern mitten im Fließtext oder eine Zeile tiefer angebracht, und der Text danach fortgesetzt.

Beispiele anhand Deines Textes

Stimme (aus dem Hintergrund): Wenn Du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre es?

alternativ

Stimme (aus dem Hintergrund):

Wenn Du einen Wunsch frei hättest, welcher wäre es?

##

1. Akt

1. Szene

Spot an: Junge Frau auf (einem, kann man, erübrigt sich aber, denn dass sie die Füße auf einem zwoten Holzstuhl liegen hat, ist ja gar nicht angedacht) Holzstuhl. Ihr kastanienbraunes Haar trägt sie gelockt und wild toupiert. Sie trägt rote Shorts, eine blau-weiß gepunktete Bluse und silberne High-Heels., zündet Zigarette an, steht auf und geht auf und ab. Bleibt stehen. Den Blick voller Entschlossenheit. (wie soll das Publikum derartiges erkennen? Großaufnahme erfordert Kinoleinwand

Anm.: Regieanweisungen sind nüchtern und erzählen nicht. Bei mir sähe die zitierte etwa wie folgt aus:

Junge Frau (auf Holzstuhl (sitzen kann entfallen, stünde sie auf dem Stuhl sollte benannt werden, zündet Zigarette an. Erhebt sich. Geht auf und ab. Bleibt stehen, spricht [ruhig/aufgeregt o.a.]:

Dort oben! (schaut in die Höhe , streckt einen Arm hoch) Dort oben!
Dort oben, wo die Sonne nicht mehr weit ist[,] gibt es kein heute und kein morgen und kein Lachen und kein Weinen. Die vollkommene Zeitlosigkeit.

Usw. Gänsefüßchen braucht es nicht. Adjektive außerhalb des Dialogs sind überwiegend zu vermeiden (da kommstu dann wieder in die Nähe der Kurzgeschichte)

(Spot aus.)

2. Szene (oder Akt, wenn Du willst, ich seh‘s bisher als Ein-Akter)

Hochhaus, auf dem stehen:
Psychologe
Tankwart
Chef eines großen Wirtschaftsunternehmens, (ich hätte "Wirtschaftsbonze" geschrieben)
Abiturientin,
schwerkranke Frau
junger Mann
(der Leerraum dahinter lässt einige Merkmale zu, beim Psychologen vielleicht die Nickelbrille, beim Tankwart die Arbeitskleidung, beim Bonzen das teure Tuch, der Abiurientin ein kluges Buch, die Kranke im Rollstuhl usw.

Unternehmer (jammernd)
Pleite! Wir sind Pleite! Das ganze Unternehmen habe ich an die Wand gefahren. (Video vor dem Hochhaus zeigt, ein Auto wird abgeschleppt) Mein Haus ist leergeräumt worden. Alles, alles haben sie gepfändet. Und jetzt? Liege ich im Anzug unter der Brücke. Sie haben mir meine Würde genommen!
Junger Mann (ruhig/heftig/gestikulierend o. a., ganz nach Deiner Wahl)
In den Entwicklungsländern verhungern und verdursten Kinder. Das ist nicht würdevoll! Alles nur wegen Ihnen. Ihr bekommt ja den Hals nicht voll genug mit Geld und Macht. Nur weil ihr in riesen Villen wohnt, drei Autos fahrt und euer Geld scheinbar in eurem Leben nicht ausgeben könnt, verrecken sie am anderen Ende!“

usw. usf.

Ich hoffe, Du kannst was mit anfangen. Ich bin mir sicher, Du wirst in der entsprechenden Rubrik Beispiele finden ... und zur Not sagstu einfach bescheid.

Toi, toi, toi und bis bald

Friedel

Nachtrag: Was mir beim Korrekturlesen des eigenen Kommentars noch eingefallen ist - ist der olle Kleist. Der ist nämlich von Haus aus eher Dramatiker als Erzähler- Mit seiner Zeichensetzung hat er quasi Regieanweisungen in seine prosaischen Texte gesetzt. Schau mal in den Kohlhaas und den zerbrochenen Krug z. B.

 

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