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Wie der Vater, so die Tochter
Durch ein Handy Klingeln, wurde Dave mitten in der Nacht aus seinem traumlosen Schlaf gerissen. Langsam erwachte er. Verschlafen blickte er auf seinen Radiowecker. 3:14 Uhr. Verdammt! Hoffentlich sind das nicht die Bullen, dachte er besorgt. Aber eigentlich konnte das nicht sein, wenn es wirklich die Polizei wäre, würde sie wahrscheinlich sein Haus stürmen und nicht anrufen.
Womöglich war es schlimmer. Ein Blick auf sein Display verriet ihm, dass es seine Tochter Jessica war.
„Schatz?“, fragte er besorgt.
Zuerst war da nur Stille, dann hörte er ein leises Weinen. Es war seine Tochter, er war sich sicher, obwohl er sie das letzte Mal als kleines Kind weinen gehört hatte.
„Daddy … ich … ich hab ziemlichen Mist gebaut, kannst du herkommen?“, fragte sie schluchzend.
„Bist du bei Brian?“
„Ja.“
„Lebt er?“
„Nein, ich glaub nicht …“
„Ich bin sofort da.“, sagte er und legte auf.
Verfluchte Scheiße, das war nicht gut, überhaupt nicht gut. Er hatte so gehofft dass sie nicht auch zur Mörderin werden würde. Obwohl die Anzeichen deutlich sichtbar waren. Mit Vierzehn konfrontierte sie ihn ganz offen mit der Frage ob er ein Serienmörder sei. Er leugnete es, aber sie hatte Beweise, eindeutige Beweise. Er dachte darüber nach, sie zu töten. Jeder der davon wusste, war eine Gefahr. Auch Jessicas Mutter hatte er töten müssen, nachdem sie es herausgefunden hatte und gedroht hatte zur Polizei zu gehen. Jessica war damals keine zwei Jahre alt, als ihre Mutter einen Unfall hatte und die Treppe runter stürzte. Es war die einzige seiner Taten, die er bereute. Er hatte seine Frau geliebt, aber noch mehr, liebte er seine Tochter. Sie war der einzige Mensch, der ihm geblieben war. Bevor er ihr etwas antat, würde er lieber sich selbst töten. Aber das war nicht nötig. Jessica dachte nicht daran, ihn zu verpfeifen, sie war viel zu fasziniert von dem was er tat. Sie wollte alles im Detail wissen. Anfangs weigerte er sich, ihr Details zu nennen. Er wollte seine Tochter nicht verderben, aber sie war geschickt.
„Daddy stimmt das was da in dem „ungefasste Serienmörder Magazin“ über dich steht?“, fragte sie ihn einmal. Es war reißerischer Dreck! Wie konnten diese Arschlöcher es wagen Lügen über ihn zu verbreiten? Das einzige was stimmte, war, dass er diese Frau ermordet hatte, aber die Details waren erlogen. Also erzählte er ihr die Wahrheit. Jessicas Augen leuchteten fasziniert, was ihm Angst machte. Andererseits tat es gut, mal mit jemandem über seine Taten zu sprechen. Mit der Zeit erzählte er ihr immer mehr, es wurde zu einem festen Ritual zwischen ihnen. Sie hatte ihm immer gesagt, dass es sie nur fasziniere, aber sie kein Interesse daran habe, selbst zur Serienmörderin zu werden. Es war dumm ihr zu glauben, er hätte ihr nichts davon erzählen sollen. Vielleicht würde ihr Freund dann noch leben. Zwar war Brian ihm scheißegal, alle Menschen außer seiner Tochter waren ihm egal. Es waren die Schwierigkeiten, die das Ganze mit sich brachte, die ihm sorgen bereiteten. Hoffentlich hatte seine Tochter nicht zu viele Spuren hinterlassen.
Noch unter Schock stehend, beendete Jessica den Anruf. Eigentlich war es das, was sie immer gewollt hatte und jetzt heulte sie wie ein kleines Mädchen. Aber es war nicht die Tat an sich, die sie zum Weinen brachte, es waren die Konsequenzen. Wenn das rauskommt, lande ich lebenslang hinter Gittern. Bei dem Gedanken, lief ihr ein Schauer über den Rücken. Verdammt! Reiß dich zusammen, Daddy wird wissen was zu tun ist, versuchte sie sich Mut zu machen. Aber konnte er ihr wirklich helfen, soweit sie wusste fuhr er für seine Taten immer in andere Städte, wo man ihn nicht kannte. Mindestens 500 Km Entfernung war seine feste Regel.
Die Gelegenheit war einfach zu gut gewesen, Brian hatte da diese Handschellen: „Fessel mich Baby, dann kannst du mit mir machen was du willst.“ Versprach er ihr. Also hatte sie seinen rechten Arm am Bettrahmen befestigt und ihn mit einem Messer getötet. „Baby was tust du?“, hatte er schockiert gefragt als er merkte, dass sie ein Messer hatte und auf ihn zu kam. Er zerrte mit seinem Arm an den Handschellen und schlug mit seiner freien Hand panisch um sich, aber es nützte nichts, er war schon immer ein Schwächling ohne viel Kraft gewesen.
„Na ich mache mit dir was ich will, es war schon immer mein Traum jemanden zu töten.“ Hatte sie ihm noch geantwortet, ehe sie ihn tötete. Es war ein herrliches Gefühl, viel besser als sie es sich vorgestellt hatte. Diese Macht ein Menschenleben einfach zu beenden, diese panische Angst in seinen Augen, das Schreien und Wimmern und dann war da nur noch Blut, zumindest nahm sie es so wahr. An ihrem ganzen Körper klebte sein Blut.
Leider konnte sie ihre Tat nicht lange genießen, da ihr die Auswirkungen bewusst wurden. Also hatte sie Daddy angerufen.
Es klingelte an der Tür, vermutlich war er es.
Nachdem Dave die Türklingel betätigt hatte, öffnete seine Tochter die Tür. „Hallo Daddy,“ sagte sie und wirkte nun gefasster als am Telefon. „Wo ist er?“, fragte er knapp. Für lange Gespräche war jetzt nicht die Zeit, sie mussten Handeln, besser gesagt er musste Handeln. Jessica würde die Lage nur verschlimmern, wenn sie mit Hand anlegte.
„Im Schlafzimmer, ich glaube, ich habe ihn erstochen.“
Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass sie sofort verschwinden soll. Aber sie war voller Blut. „Okay, mach dich sauber. Hast du Ersatzkleidung dabei?“
„Ja“
„Gut, versuch keine weiteren Spuren zu hinterlassen. Wenn du fertig bist, haust du ab. Verstanden?“
Sie nickte. „Ok, Danke Daddy, ich hoffe du bist nicht böse auf mich?“
„Dafür haben wir jetzt keine Zeit, mach was ich dir sage.“ Er brüllte, er hatte sie vorher noch nie angebrüllt, diese beschissene Situation zerrte an seinen Nerven. Verlier bloß nicht die Fassung. Wenn du Jessica helfen willst, dann musst du ruhig bleiben. Emotionen machen es nur schlimmer. Dabei hatte er die Leiche noch nicht mal gesehen. Aber es wirkte. Ohne ein weiteres Wort ging Jessica ins Badezimmer.
Als Dave die Leiche sah, verschlug es ihm den Atem. Überall war Blut, auf den ganzen nackten Männerkörper war scheinbar eingestochen worden. Überall waren Wunden. Bevor er sich weitere Gedanken machen konnte, fühlte er plötzlich einen Stich in seinem Rücken. Ehe er reagieren konnte, folgte der zweite Stich in seinen Hals. Er kippte rückwärts um. Das letzte was er sah, war seine Tochter, die mit dem Messer auf seinen Bauch einstach.
Notruf Mitschnitt:
„Ha … Ha … Hallo, ist da der Notruf? Mein Vater ist bei uns eingebrochen, ich glaub mein Freund ist tot. Mein Vater hat ihn ermordet.
„Ist ihr Vater noch im Haus?“
„Ja, ich habe ihn in Notwehr erstochen.“