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Wie ein sterbender Stern

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07.10.2004
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Wie ein sterbender Stern

Einst warst du ein Stern. Einst schien ein Licht für dich. Aber dann kamen sie, um dich zu zerstören. Du wurdest gefüllt mit Wut, Schmerz und jeder anderen negativen Emotion, die man sich vorstellen kann. Sie hassten dich, weil du so sanft warst, so anders als sie. Du schienst über den Problemen zu stehen, aber deine Seele nahm Schaden.
Wie ein Stern bestandest du aus leichten Elementen, aber langsam entstanden schwere in dir. So wurde dein Herz härter und schwerer Tag für Tag. Dein Leben schien zu einen Albtraum zu werden. Ich wusste, du würdest wie ein sterbender Stern enden, weil du für mich wie Stern warst.
Es gab kein Licht mehr in deinem Leben und es würde nie wieder ein Licht für dich geben.
Du warst verloren in einem Labyrinth aus Gefühlen. Immer wieder bist du auf eine unüberwindbare Wand gestoßen. Nur manchmal hast du ein Bild wahrgenommen, eine Vision. Jugendliche liegen auf dem Boden und du davor. Menschen stehen an deren Grab. Ein Wunsch? Doch diese Vision verschwamm so schnell, wie sie gekommen war. Dann hast du nur noch Schwärze gesehen.
Niemand konnte dir da raus helfen. Niemand konnte dein wahres Ich sehen. Du warst so ruhig, so intelligent und so schön. Du wolltest niemanden verletzen. Du wolltest nur in Frieden leben. Aber sie ignorierten deine Wünsche.
Gerüchte, verletzende Gerüchte waren ihre stärkste Waffe gegen dich.
Tag für Tag, wenn du fertig warst mit deiner Arbeit, lagst du auf deinem Bett und hast dein Schmerz und deine Angst ausgeweint. Die Verzweiflung aß jede Leichtigkeit in dir auf, verwandelte sie in tiefen Schmerz, Hass und Wut.
Das Ende kam langsam, aber deutlich. Ein neues Gefühl erschien in deinem Kopf, ein neues Gefühl genannt Rache. Die Antwort auf die Frage, warum du dich nicht selbst getötet hast, ist so einfach. Du warst zu intelligent.
Du wusstest, dass du nicht der Grund für deine Situation warst; es waren die anderen, die dich verletzten. Sie mussten ausgelöscht werden.
Sie waren das Problem, nicht du. Also schuf sich die Rache einen Plan für ihre Freilassung. Du hattest das Geld. Du hattest die Cleverness, um die Waffen zu bekommen. Und so hast du auf den Tag der Rache gewartet. Ein Grabstein schien über dir und der Schule zu schweben. Und die Sonne war für dich nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Das reine, leuchtende Mädchen ging und das kalte und rachsüchtige blieb.Eines Tages machten sie ihren letzten Fehler. Sie versuchten dich wieder zu verletzen, aber plötzlich hast du sie niedergeschossen. Wie sterbender Stern seine Hülle wegwirft, hast du deine Gefühle weggeworfen. Und wie sterbender Stern hast du ein schwarzes Loch hinterlassen nach deiner Tat, deinem Ende.
In deinem Kopf wurde die Rache ersetzt durch eine unendliche Befriedigung und Glückseligkeit. Du hast nichts gefühlt. Vielleicht wirst du eines Tages realisieren, was du getan hast und deine Gefühle werden sich ändern.

Aber für den Augenblick bist du tot.​

 
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Ich habe diesen Text im Februar 2004 geschrieben. Auch wenn es so aussieht, es besteht keine direkte Verbindung zwischen diesem Text und dem Text "Stille Wut". Ich hatte bei dieser Geschichte ein anderen Schwerpunkt. Mir ging diesmal um den Vergleich eines Amoklaufes oder eine Racheaktion mit dem Sterben eines Sternes. Der Text war ursprünglich auf Englisch und als Songtext gedacht. Ich musste aber erkennen, dass der Text mehr Geschichte als Songtext ist.

 

Hm. Das Ende finde ich gelungen, den text jedoch leider nicht. Mehr "show, don't tell" hätte ihm gut getan, das ganze in eine geschichte zu verpacken als nur allgemeine Aussagen festzustellen. Klar, das zeigt zwar die Allgemeingültigkeit, hält aber auch auf Abstand, weil man sich mit keinem Protagonisten identifizieren kann. Das ganze in eine Geschichte verpackt, und es könnte wirklich gut werden.

 

Ich bin momentan dabei die Geschichte nach deiner Kritik neuzuschreiben. Ich weiß aber noch nicht, wann ich damit fertig sein werde, da ich noch eine andere Geschichte in Arbeit habe und meine Zeit im Moment reichlich knapp bemessen ist. Mit Glück steht die Geschichte als neues Thema am Ende des Monats im Forum

 

Das Bild mit dem sterbenden Stern ist sehr schön, die Thematik an sich auch sehr interessant. Mir gefällt der Gedanke, dass auch ein Täter verliert, wenn er die Tat begeht, dass Gewalt nicht Stärke sein muss, sondern immer auch Schwäche beweist.
Allerdings ist mir der Übergang vom "sterbenden Stern" zum "Littletonmassaker" zu krass, gäbe es nicht die Möglichkeit das irgendwie subtiler zu gestalten?

 

Ich habe das Littlemassaker rausgeschmissen und versucht das Ganze subtiler zu machen. Allerdings soll immer noch deutlich sein worauf es hinausläuft. Ich hoffe, dir gefällt die Überarbeitung.

 

Die Überarbeitung ist schon ein Schritt in die richtige Richtung. Was mich jedoch immer noch stört ist folgendes: Wer ist das "Ich"? Wer ist das "Du"? Woher weiß ich soviel von du? Es ist ja ein persönlicher Erzähler mit eigener Identität und kein allwissender. Dies schafft eine gewisse Distanz - der Prot bleibt fern, fremd und wird nicht zugänglich.
Sprachlich jedoch wesentlich besser. Den Schlusssatz würde ich noch einrücken - so wirkt das etwas effekthascherisch.

 

Nett nett.

Yo, schon cool. Diese Version gefällt mir wesentlich besser als das Original. Das "Effekthascherische" Sätzchen am Ende würde ich so als konkretes Stilmittel beibehalten, nur noch ne Leerzeile zu setzen. Mir ist zwar nicht bewusst, dass es auf Littleton hinausläuft, aber wenn ihr meint, dann wirds wohl so sein. um ehrlich zu sein würd ich mich auch nicht so am Schreibstil anturnen, weil für mich persönlich die Geschichte und die Sinnbilder wichtiger sind, die in meinem Kopf entstehen, und davon gibts von mir glatte 14 Punkte. Was mich an diesem hoffnungsvollen Jungautor interessieren würde, wäre, ob er in der Lage ist auch über eine andere Thematik zu schreiben. Wer weiß, vielleicht ist der nächste Text ja über Gänseblümchen? ;-)

 

@Anea
Das "Ich" in der Geschichte ist eine Mischung aus persönlichem und allwissendem Erzähler. Ich achte nie genau darauf, was für einen Erzähler ich verwende, da der Erzähler nur die aus meiner Sicht wichtigen Informationen über den Prot an Leser tragen soll. An sich handelt es sich bei dem Erzähler stets um einen Beobachter, wenn du so willst um den Autor selbst.
Zum Prot lässt sich sagen, dass ich das Alter auf etwa 15, 16 festgelegt habe.
Ich hoffe die Erklärungen helfen dir weiter. Eine Geschichte, die auf dieser basiert, ihr aber hoffentlich mehr Charakter verleiht ist in Arbeit. Sie wird wahrscheinlich im Laufe der nächsten Wochen veröffentlicht.

 

Ich achte nie genau darauf, was für einen Erzähler ich verwende

Das fällt hier auch leider auf. :( Aber ich bin jedenfalls mal gespannt auf deine zweite Erzählung - schick mir dann einfach ne pn.

 

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