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Wie eine brutale Sau von einem Chamäleon

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25.06.2004
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Wie eine brutale Sau von einem Chamäleon

Er stellte sich vor wie es wäre, ihr eine reinzuhauen.
Klar, Frauen darf man nicht schlagen, außer vielleicht man ist selbst eine aber dann isses auch nicht in Ordnung.
In den meisten Fällen.
Er stellte sich vor, wie er sich einer Geschlechtsumwandlung unterzog, zur Frau wurde, für den Rest seines Lebens Medikamente einnehmen musste, womöglich von seiner Familie verstoßen wurde, und das alles nur um ihr einmal so richtig eine reinzuhauen.
Er genoss die Vorstellung.
Die Opferung seines Penis an die Gewalt.
Da saß sie vor ihm und laberte.
Er war innerlich gespalten, wie er da vor ihr saß: ein verkümmerter, im Hintergrund arbeitender Teil seines Gehirns versuchte dem zu folgen, was sie da von sich gab.
Dieser nicht enden wollende Schwall monotoner, unglaublich fader Wörterbrühe.
Ein anderer Teil sah sich im Büro um, und versuchte den Hass zu verdrängen.
Den Hass der von irgendwo ganz tief in ihm hinaufgespült wurde, und zwar nicht zu langsam.
Ihr Schreibtisch sah massig schwer aus. Mahagoni oder so was.
Irgend so ein langweiliger, kaum flauschiger Teppich bedeckte den Boden bis in jede Ecke.
Er sah prädestiniert aus, um mit spiegelblanken italienischen Schuhen darauf herumzustolzieren.
Die Tatsache, dass sie einen derartigen Teppich in ihrem Büro hatte machte ihn noch wütender.
Ein Teppich! In einem Büro!
Eine Geldklammer lag auf dem Tisch zwischen der Lampe und dem Bild, das er noch nie von vorne gesehen hatte.
Wahrscheinlich war der Teufel darauf abgebildet, oder Hitler, oder irgendein anderes Arschloch.
Ihr eine reinhauen!
Die simple aber doch aufregende Kompaktheit dieser Idee drängte sich ihm auf und wollte nicht mehr aus seinem geistigen Blickfeld verschwinden.
Alles sah plötzlich wie eine Waffe aus: Die Glühbirne in der Lampe gab sicher ein paar erstklassige Scherben ab, mit denen man ganz ordentlich Schmerzen verursachen könnte.
Hmmm…
Der Bilderrahmen auch, und sollte er irgendeine oberflächliche Beleidigung gegen jemanden ausstoßen, dessen Gesicht auf dem Foto zu sehen war, so würde das bestimmt auch ein paar seelische Schmerzen verursachen.
Haha! Mann ist ihre Tochter vielleicht hässlich! Ihre Nase ist viel zu breit!
Ja - da konnte er ihren Perfektionismus gegen sie einsetzen. Brilliant!
Aber körperliche Schmerzen würden natürlich auch mächtig viele gute Vibes verbreiten.
Er könnte eine der Büroklammern die da herumlagen, aufbiegen und ihr ins Auge schieben.
Das andere würde er heil lassen, damit sie ihr entstelltes Gesicht im Spiegel sehen konnte.
Eine falsche Bewegung von ihr würde reichen, um ihn vom gesitteten Bürotypen zum blutlüsternden Monster zu verwandeln; mit Gebrüll und Gewalt und allem drum und dran.
Aber um dabei vor seinen Kollegen und der Öffentlichkeit gut da zu stehen, fehlte ihm nur eins - er musste eine Frau sein.

Er besah sich sein Gesicht noch schnell im Rückspiegel, wie Frauen es taten.
Sah doch gut aus!
Er stolzierte mit erhobenem Kopf durch die Tiefgarage und schüttelte seine gelbe Mähne.
Die Perücke hatte er auf dem Dachboden gefunden.
Sein Gesicht sah aus, als wäre sein Ablaufdatum überschritten.
Lippenstift wie eine Art sexuell verwirrter Clown, „Rouge“ wie Druckstellen auf einem Apfel, Liedschatten die purer Frevel sein mussten gegen jeden der auch nur über einen Hauch von gutem Geschmack verfügte.
Der enge Minirock lies seine Geschlechtsteile obszöner herausstechen, als hätte er sie einfach heraushängen lassen.
Der ausgestopfte BH, die Bluse, die Stöckelschuhe. Die Strumpfhose hatte mehr Laufmaschen als ein Ameisenberg Ameisen.
Seine Absätze klackten auf dem Asphalt, auf dem Teppich im Eingangsbereich verursachten sie kein Geräusch, im Aufzug war es schwer damit zu stehen.
Im Flur klackten sie laut, wurden dann aber von den Geräuschen des Hohns und der allgemeinen Belustigung übertönt.
Er machte sich nicht die Mühe zu klopfen. Wie ein bunter Hahn stelzte er hinein.
Die Verwunderung auf ihrem Gesicht.
Was zur Hölle…
„Mein Name ist nicht mehr Herbert. Ich bin Claudia!“
Er packte sie am Kragen. Ihr fiel alles herunter. Auf den ungemein öden Teppich.
Beinahe gelang es ihr ein paar artikulierte Laute hervorzuwürgen, doch er kam ihr zuvor.
„Gemäß den allgemein bekannten gesellschaftlichen Grundregeln, bin ich bevollmächtigt dies zu tun!“
Seine Stimme war glockenheller Sopran.
Er holte mit der Faust zum finalen Schlag aus.

 

Hallo ZinnCinn,

eine herrliche Geschichte. Es hat Spaß gemacht sie zu lesen und der Titel passt genau zur Handlung.

Inhaltlich gibt es ein paar kleinere Dinge, die du noch korrigieren solltest:

Hmmm…
Streichen. Macht sich nicht gut. Zudem weiß der Leser auch so, dass dein Prot überlegt.

zum blutlüsternden Monster
Blutlüsternd habe ich noch nie gehört. Würde "blutdürstig" oder "blutrünstig" empfehlen.

Mann ist ihre Töchter vielleicht hässlich!
Tochter


Deine Geschichte zielt sehr schön auf dieses "Man(n) darf Frauen nicht schlagen" ab. Besonders der innere Monolog am Anfang hat mir prima gefallen.

Grüße, Zensur

 
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Hallo ZinnCinn!

Gleichfalls :thumbsup: für die unterhaltsame Geschichte.
Okay, der Erzählstil wirkt etwas seltsam, weil keine der beteiligten Personen richtig Gestalt gewinnt, aber das war wahrscheinlich von dir so gewollt ( sonst hättest du die "Chefin", oder wer auch immer das sein soll, wohl näher beschrieben ). Aber in dieser Rubrik stört das nicht, da erwarte ich seltsame Texte.

Zum Schieflachen war die Art, wie du die "Verwandlung" des Prots beschrieben hast. Ich sehe den Mann förmlich vor mir, wie er potthässlich aufgedonnert, womöglich noch mit Bartstoppeln ( auch sehr wichtig: dass sich die Phantasie des Lesers verselbständigt ) unbeholfen durch die Gänge stolziert.

Ein paar Details stören aber ein bisschen:

Er war innerlich gespalten, wie er da vor ihr saß: ein verkümmerter, im Hintergrund arbeitender Teil seines Gehirns verstand, was sie da von sich gab.

Dieses "Verstehen" wird aber nicht deutlich, der Inhalt ihrer Worte scheint ja auch keine Bedeutung zu haben. Besser vielleicht:
"Ein winziger, im Hintergrund arbeitender Teil seines Geistes mühte sich vergebens, ihrem Wortschwall zu folgen." Oder so ähnlich.

Er sah prädestiniert aus, um

Ein Teppich! In einem Büro!

Ist das wirklich so unüblich ( weiß ich jetzt echt nicht )?

„Haha! Mann ist ihre Töchter vielleicht hässlich! Ihre Nase ist viel zu breit!“

In diesem Moment denke ich, dass er das wirklich sagt, und muss mich hinterher darauf umstellen, dass es wieder nur Teil seiner Rachephantasien war. Besser: Kursiv drucken und die Anführungszeichen weglassen!

Ja- da konnte er

Vor den Bindestrich gehört noch ein Leerzeichen!

Aber körperliche Schmerzen würden auch viel Spaß und Freude verbreiten.

Nicht "verbreiten", sondern "bereiten".
Zwischen "Spaß" und "Freude" erkenne ich hier keinen Unterschied, es ist also eine Sinndopplung. Eines von beiden tut's auch.
Außerdem hattest du das mit den körperlichen Schmerzen schon erwähnt. Es braucht an dieser Stelle vielleicht eine Begründung, warum er zu diesem Punkt der Überlegungen zurückkehrt, wie z. B.:
"Aber körperliche Schmerzen würden ihm noch viel mehr Vergnügen bereiten..."

Eine falsche Bewegung von ihr würde reichen, um

fehlte ihm nur eins- er musste

Wieder die fehlende Leerzeile!

„Rouge“ wie Druckstellen auf einem Apfel,

Bezog sich das jetzt auf den Lippenstift?

Er packte sie am Kragen. Ihr fiel alles herunter.

Was fällt ihr herunter? Ihre dritten Zähne? Ihre Brille? Etwas deutlicher werden.

„Gemäß den allgemein bekannten Statuten bin ich bevollmächtigt, dies zu tun!“

Was für Statuten sind das wohl, dass die ihm das erlauben? Meinst du nicht eher "Gemäß den allgemeinen Grundregeln"? Würde m. E. eher passen.

Das wär's dann für's Erste.

Ciao, Megabjörnie

 

Yo danke auch für die ausführliche Kriritk!

Euren Verbesserungsvorschlägen werde ich nachgehen mit Ausnahme von Folgenden:

Blutlüsternd - find ich geil, das Wort :D

Die Sache mit dem "hmmm..." passt finde ich zu diesem ganzen verrückten Kerl- Gehabe. Lass ich.

Ob ein Teppich in einem Büro normal ist? Keine Ahnung, aber der Typ is eben einfach übersensibilisiert, da regt er sich auch über Sachen auf, die vielleicht stinknormal sind.

Rouge ist doch das Zeug für die Wangen oder? Was so billig aussieht.

"Ihr fiel aller herunter" funktioniert finde ich als eine Art Redewendung. Werde ich auch lassen.

Die Sache mit den schei** Leerzeichen und den Beistrichen und noch ein paar anderen Kleinigkeiten werde ich gleich einmal ausbügeln.

Freut mich, dass es euch Spass gemacht hat!

ZC

 

Ach ja - diese Geschichte soll definitiv nicht als verpackte Botschaft gesehen werden. Ich will damit Gewalt gegen Frauen weder verharmlosen noch verherrlichen.
Is wahrscheinlich e klar, aber man weiß ja nie.

ZC

 
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Hi ZinnCinn!

Sorry, deine Klarstellung kam zu spät - hab' schon die Frauenbeauftragte informiert, weil ich echt dachte, deine Story wäre frauenfeindlich.
Im Vertrauen: Ich hatte der vermeintlichen Botschaft zugestimmt, aber man will ja nicht, dass die Weib... äh, Frauen merken, was man über sie denkt :D.

Da ist mir noch ein bisschen was aufgefallen:

Büroklammern die da herumlagen, aufbiegen

Irgendwie weiß ich nicht, was ich mir unter "mächtig gute vibes verbreiten" vorstellen soll ( Übrigens: Substantiv-Anglizismen werden bei uns immer noch großgeschrieben :klug: ).

Das Gleiche gilt für "Ihr fiel alles runter", aber wenn du dich entschieden hast, na ja, musst du selber wissen.

Bist du sicher, dass alle Leser außer mir wissen, was "Rouge" bedeutet?

Bevor ich es vergesse: Der Titel sagt mir irgendwie nicht so zu. Heißt es nicht: "In der Kürze liegt die Würze"?
Unter einem "Chamäleon" versteht man auch eigentlich jemanden, der sich nach Belieben Persönlichkeitsmasken anlegen kann. Das ist aber nicht das, was deinen Prot auszeichnet. Er legt sich nur einmal eine - noch dazu schlechte - äußere Maske an.

Ciao, Megabjörnie

 

Yo!
Der Titel ist doch das Beste an der ganzen Geschichte!
Und im Zusammenhang damit irgendein pauschal gehaltenes Sprichwort aus der Hüfte zu schießen halte ich in etwa für so sinnvoll wie über deinen Kommentar zu sagen: "Morgenstund hat doch Gold im Mund - du hättest ihn früher schreiben sollen."

Naja in der Kürze liegt eben nicht immer die Würze, mein ich damit.
Ich versteh nicht was hier alle für ein Problem mit dem Wort "Rouge" haben - das is so puderartiges Zeug, dass sich manche Frauen auf die Wange schmieren, damit diese röter aussehen.

Ein Chamäleon kann sein Aussehen verändern.
Mein Protagonist verändert auch sein Aussehen, als sehe ich damit eigentlich kein Problem.

Mächtig gut Vibes sind eben einfach mächtig gute Vibes :D
So auf Kindergeburtstagsatmosphäre hehe.

Was das Rouge betrifft fällt mir auch gleich eine Szene aus einer Simpsons Folge ein, wo die Mutter von Marge sagt:
"Mädchen kneifen sich in die Wangen - Huren nehmen Rouge." :D

ciaou und thx für den Kommentar
ZC

 
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Na ja, wie gesagt: Musst du halt selber wissen... :)

 

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