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Wie Gott es wollte

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06.01.2022
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Wie Gott es wollte

In einem fernen Land lebte einst ein junger Fischer, der hieß Abdallah Baba. Die Leute hatten sein nicht viel acht, aber Abdallah träumte davon, reich zu werden. Sehr reich. So reich wie sein Vetter Ali. Auf den ausgezeichneten Ruf dieses entfernten Verwandten hin, der sein Vermögen in allgemein bekannter Weise erlangt hatte, heiratete er eine Witwe, die zahlreichen Läden voller guter Waren geerbt hatte. Er räumte die Lagerbestände aus, verhökerte die Gebäude und erwarb mit dem Geld Galeeren.
Als ihr erstes Kind das Licht der Welt erblickte, schimmerte die Haut des Babys in demselben glänzenden Schwarz wie die Onyx-Cabochon der Ohrringe seiner Mutter. Sie gaben dem Mädchen den Namen „Jamila“, die Schöne.

Nun er reich war, hatte Abdallah viele Freunde. Sein Vermögen wuchs und wuchs. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem seine Flotte in einem Sturm unterging. Und mit ihr die gesamte auf Kredit gekaufte Ladung.
Auf einen Schlag war er ruiniert. Seine von dieser Katastrophe zerschmetterte Frau starb vor Kummer. Da er seinen Schuldenberg nicht zurückzahlen konnte, floh er nebst seiner Tochter in die Wüste jenseits der Kong-Berge, tausend Meilen von jedem bewohnten Land entfernt.
Ihm blieben nur ein Zelt, eine Handvoll Dromedare und eine Herde Ziegen, die an Akazienbäumen weideten. Jamila lebte dort allein ohne jemanden, mit dem sie spielen konnte. Ihre einzige Gesellschaft waren ihre Tiere. Obwohl es dazumal noch üblich war, dass kleine Prinzen sich in den Dünen blicken ließen, begegnete sie keinem.
Zweimal im Jahr bot ihr der Durchzug einer Karawane ein wenig Zerstreuung. Diese Karawane beförderte das Salz aus den Bergwerken im Binnenland zu den Städten am Meer. In der Gegenrichtung führte sie Hirse und Sklaven, die für diese Salinen bestimmt waren.
Eines Tages erfuhr Abdallah bei einer Plauderei mit den Kameltreibern, dass eine seiner Galeere, die er für verschollen hielt, seit einem Mond im Hafen angedockt hatte. Die Hälfte seiner „Dhimmis“, so sagt man ihm, hatte überlebt. Die Kräftigsten, die Teuersten. Abdallah beschloss daraufhin, sich sofort zur Küste zu begeben, um seine Ungläubiger zu versteigern. Als er ihr seinen bevorstehenden Aufbruch ankündigte, bot er seiner Tochter an, ihr auf die Rückreise ein Geschenk mitzubringen. Sie war kurz davor, ihren achtzehnten Geburtstag zu feiern.
„Da du mir ein Geschenk mitbringen willst", sagte sie zu ihm, "bring mir Kariténüsse, daraus kann ich Butter und Öl machen, dass ich mich parfümiere.“
Weiter gingen ihre Wünsche nicht.

Als Abdallah mit seinen drei Dromedaren den Hafen erreichte, hatte die Besatzung die Galeere verlassen und der Kapitän die Ladung verscherbelt. Nachdem es ihm gelungen war, den Wrack gegen zwei Säcke Erdnüsse einzutauschen, machte er sich auf den Rückweg. Arm wie zuvor.
Am fünften Tag, während er durch die Kong-Berge zog, stürzte ein Erdrutsch seine beiden Kamelstuten in eine Schlucht. Die eine trug sein Zelt und seinen Gebetsteppich, die andere seine silberne Teekanne und zwei Schläuche aus Ziegenhaut – seinen einzigen Wasservorrat. Er befürchtete bereits, an Wassermangel zugrunde zu gehen, als er eine trutzige Kasbah inmitten von Tamarisken oberhalb des ausgedörrten Wadis sichtete, in dem er entlang ritt.
Abdallah peitschte sein Dromedar, um den steilen Pfad zum Gipfel der Felswand hinaufzusteigen. Als er an der Burg ankam, war er sehr erstaunt, dass sie leer war. Dennoch, sobald er in den ersten Hof ging, fand er dort ein Lamm, das über einer Glut grillte. Er dachte, der Herr des Hauses würde sicher bald zurückkehren. Er musste nur warten.
Seine hölzerne Gebetskette durch die Hände wandern lassend, rezitierte er die neunundneunzig Namen des Herrschers über die sieben Himmel. Währenddessen schlug aus einer Schüssel voller Soße, die neben der Glut stand, der Duft von Olivenöl, Knoblauch, Kümmel, Koriander und Paprika an seine Nase.
Sein Hunger wurde übermächtig. Er konnte nicht mehr widerstehen, zog seinen Krummdolch und entnahm zitternd ein appetitliches Nierchen. Einige Minuten später war das zweite auch verzehrt. Eine Viertelstunde verging; niemand kam. Er stürzte sich auf das zarte Stück Lendchen, das er sorgfältig mit der Soße beträufelt hatte.
Da immer noch keine Menschenseele in dieser Kasbah zu sehen war, legte er sich auf die luxuriösen Teppiche, die auf dem Marmorboden ausgebreitet waren. Als Zeichen der Dankbarkeit stieß er hörbar auf, sagte fromm "Hamdullah" und schlief ein.
Als er aufwachte, fand er frische Gewandung anstelle seiner eigenen vor, die durch den Schaum verunreinigt worden war, den sein Reittier während des harten Aufstiegs gesabbert hatte. Er warf einen Blick aus dem Fenster. Eine Schar von Kindern spielten in Gärten, die mit Teichen und von Blumenbeeten umgebenen Brunnen geschmückt waren. Er glaubte, er wäre im Paradies, so großartig war der Ort. Als er sich umdrehte, bemerkte er, dass das Tuch, das am Vorabend für ihn gedeckt worden war, abgeräumt war. An seinem Platz luden ihn silberne Tablette zum Frühstück ein, die mit süßem Milchbrot, Honigkuchen und dampfenden Teekannen bedeckt waren.
Mit beruhigtem Magen ging Abdallah hinaus, um sein Dromedar zu satteln. Die Mauer der Ställe war mit Karitébäumen gesäumt. Er erinnerte sich, Jamila Nüsse versprochen zu haben und griff nach denen, die er am schönsten fand. Dieser Palast muss einem guten Dschinn gehören, der sich meiner Lage erbarmt hat“, dachte er.

„Ergreift ihn!“
Vier unsanfte Hände packten Abdallah und warfen ihn brutal zu Boden. Ein Strick wurde um seinen Hals geschlungen.
„Ich habe dir Gastfreundschaft gewährt und als Dankeschön plünderst du meine Bäume!“, donnerte eine Stimme hinter ihm.
"Ich habe nichts getan!", rief er beschwörend.
Sprach die Stimme: „Raub wird mit dem Tod bestraft.“
Bei diesen Wörtern spürte Abdallah, wie ein eisiger Schauder durch seine Adern floss. Er drehte den Kopf. Zwei Schritte von ihm entfernt, stand eine hohe Gestalt mit einem eindrucksvollen schwarzen, blau schimmernden Bart und einem doppelten Reif um die Stirn, der ihn mit wütenden Augen ansah. Wenn er leben wollte – und er wollte es um jeden Preis, – musste Abdallah den Emir durch Flehen zu erweichen suchen. Das tat er.
„Gnädiger Gebieter“, bat er und küsste des Emirs Füße, „ich hatte nicht gedacht, dass ich Sie bestehlen würde. Meine Därme sollten preisgegeben sein, wenn dem im Entfernsteten so gewesen war! Ich habe nur ein paar Nüsse für meine Tochter gepflückt“.
„Du hast eine Tochter, sagst du? Wie alt ist sie?“
"Sie wird achtzehn, gnädiger Gebieter."
„Hm!“
Abdallah hatte den Eindruck, dass das Wasser dem Emir mit dem blauen Bart im Munde zusammenlief.
„Gut, ich gewähre dir vorläufig die Freiheit! Aber … unter zwei Bedingungen. Erstens: Deine Tochter soll freiwillig kommen, um deine Stelle anzunehmen. Zweitens: Falls deine Tochter sich weigern sollte, schwöre mir, vor dem nächsten Neumond wieder hierher zu sein.“
Jamilas Vater, von Natur aus nicht sehr empfänglich für Gefühlsduselei, konnte dennoch nicht in Betracht ziehen, seine Tochter zu opfern. Sie war sein einziges Kind. Hätte er mehrere gehabt, hätte seine verhärtete Seele vielleicht darüber nachgedacht. Aber das war nicht der Fall. Er, der ansonsten mit Versprechungen nicht geizte, schwor mit stockender Stimme wiederzukommen.
„Kommst du nicht, so wirst du den Tag verfluchen, an dem deine Mutter dich gebar. Deine Strafe wird den frechen Lügnern als abschreckendes Exempel dienen!“, drohte der Emir mit dem blauen Bart.

Ein paar Tage später fand Abdallah seine Herde wieder.
„Gelobt sei der Allerhöchste“, grüßte er seine Tochter und fügte hinzu, — was darauf deutete, dass er sich vom Himmel ungerecht behandelt fühlte: „Unter allen Umständen!“.
Er reichte ihr sein Felleisen mit den Worten: „Nimm mein Geschenk; diese Kariténüsse kommen deinem unglücklichen Vater teuer zu stehen.“
Logischerweise musste er nach dieser Kundgabe Jamila von dem schicksalsschweren Abenteuer erzählen, das ihm widerfahren war.
„Vater“, sprach sie mit etwas Emphase, denn sie starb vor Langeweile, hatte es satt, die Ziegen zu melken, und wollte um jeden Preis die Wüste verlassen:
„Du wirst nicht allein zu diesem Kasbah gehen; lieber hundertmal durch diesen Wilden ein Ende nehmen als einmal durch den Kummer, den mir dein Verschwinden bereiten würde!“
Als die Salzkarawane zurückkam, erkundigte sich Abdallah beim Madugu, dem Anführer der Kameltreiber, wer der Emir mit dem blauen Bart sei.
„Ich weiß, dass er ein mächtiger Fürst ist. Leute behaupten, er besäße einen Zaubertrank. Seine Großmutter soll das Tattoo der Menschenfresser am Bauch getragen haben. Sie hätte Kinder aufgezogen, die ihre Köchin wie Lammfleisch zubereitete …“.

Der Mond in seinem letzten Viertel ging gegen Mitternacht auf. Abdallah begab sich auf den Weg zum Palast. Jamila hatte sich durchgesetzt; sie begleitete ihn.
Als sie ankamen, sahen sie, wie schon bei seinem letzten Besuch, eine wunderschön ausgelegte Decke auf dem Teppich. Die Hauptgerichte waren in der Mitte. Schüsseln mit Vorspeisen und Gewürzen umgaben sie ...
Niemand wird sich wundern, dass weder Vater noch Tochter nach dem, was sie gehört hatten, Appetit auf Lammfleischbällchen hatten.
Von Minute zu Minute wurde Jamila bewusster, auf was sie sich eingelassen hatte, aber sie bemühte sich, bei Verstand zu bleiben. Ihre Vernunft schrie: "Rühr das Essen nicht an, dieser Enkelsohn einer Menschenfresserin weiß, dass du so dünn bist wie eine Gazelle, die an Kameldornbäumen weidet; er will dich mästen, bevor er dich auf den Grill legt."
Keiner von beiden hatte nur ein einziges Gericht angerührt, als der Emir mit dem blauen Bart in den Hof stürmte. Sie warfen sich mit sieben Körperteilen auf dem Kies wie beim Gebet nieder. Dem Metzger gleich, der Dromedare vor der Ersteigerung auf dem Freitagsmarkt abschätzt, ging der Prinz in einem Kreis um sie, dann streifte er Jamilas Kopf und sagte zu ihr:
„Ihr könnt Euch erheben.“
Sie richtete sich auf und starrte den Prinzen stolz an. Er hätte ihr Vater sein können. Als er sie fragte, ob sie wirklich freiwillig gekommen sei, antwortete sie ihm mit fester Stimme:
„Ja.“
Die Augen des Emirs glühten; gierige Augen eines Tieres, das sie beim lebendigen Leib vernaschen will. Sie meinte, ein spöttisches Grinsen in diesem Blick zu erkennen.
„Esst bitte“, sprach er und zog sich im Palas zurück.
Abdallah war gerettet! Er nahm viel Reis, vermied aber die Leberspieße; die Schöne berührte mit Bedacht nur die Oliven und die Gurken; dann gingen sie schlafen.
In ihrem Traum sah Jamila eine erhabene Dame, die nur wenig älter war als sie, eine der Jungfrauen des Paradieses, die zu ihr sprach: „Für dieses selbstlose Verhalten wird dir auf der anderen Seite des Tores vollkommenes Glück zuteil. Bis bald!“

Kaum waren die morgendlichen Lobpreisungen gesungen, da hatte der Prinz Abdallah vor die Tür gesetzt. Mit dem Verbot der Rückkehr. Als er fort war, beschloss Jamila, die wenigen Stunden, die sie noch zu leben hatte, nicht durch trübsinnige Gedanken zu verderben. Sie entschied sich für eine Besichtigung des Palastes. Als sie durch die Gänge schlenderte, erinnerte sie sich an die Geschichte von der Ziege, die eine ganze Nacht gekämpft hatte, um bei Sonnenaufgang gefressen zu werden, und sie sagte sich, dass sie auch kämpfen würde ...
Ihr Gedankengang zerriss, als sie das Schildchen „JAMILA“ über einer Tür merkte. Nachdem sie diese Tür aufgestoßen hatte, war sie von der Pracht geblendet, die im Raum herrschte. In seiner Mitte sah sie einen großen Webstuhl und eine hölzerne, mit Spulen farbiger Wolle und Seide überquellende Truhe. Auf einem Teppich vor diesen Möbeln waren neben Dutzenden Knüpfplänen, glasierten Keramikbecher voller gefüllter Datteln, getrockneter Feigen und anderen kandierten Früchten aufgestellt. „Man will nicht, dass ich mich langweile, aber dass ich dicker werde", dachte sie. „Man nimmt wohl an, dass dies einige Zeit dauern wird. Hätte ich nur ein paar Tage hierzubleiben, hätte man mich nicht so gut versorgt.“ Dieser Gedanke beflügelte ihren Mut und sie fing an, einen Funken Hoffnung zu nähren.
Mittags fand sie das Tischtuch aufgedeckt vor. Sie trank zwei Tassen Tee, knabberte drei Kichererbsen und setzte ihren Rundgang durch den sehr geräumigen Palast fort. Als sie durch die große Galerie im unteren Stockwerk ging, hörte sie Kinderstimmen, die Suren sangen. „Eine Schule“, dachte sie.
Abends kam der Emir mit dem blauen Bart, bevor sie ihr Vesper zu sich nahm.
„Kommt der Herr, um sicherzustellen, dass ich esse?“, fragte sie ihn.
„Würdet Ihr mir gestatten, Euch Gesellschaft zu leisten?“, gab er ihr zu Antwort.
Jamila beugte ihr Knie und sprach demütigt:
„Er ist der Herr. Befehlt, ich gehorche.“
„Nein, hier gibt es keine Herrin außer Euch“, sagte er und überreichte ihr einen Schlüsselbund: „Ihr habt Zugang zu allen Räumen im Schloss. Aber! ... Was das kleine Kabinett am Ende der großen Galerie in der unteren Etage anbelangt, verbiete ich Euch, es zu betreten.“

Jamila lebte wie eine Prinzessin im Palast. Obwohl sie nicht mehr befürchten musste, auf einem Spieß zu landen, achtete die Naschkatze, die Makroud – köstliche, mit Honig umhüllte und mit Orangen aromatisierte Grießkrapfen – so gern aß, aus Koketterie auf ihre Figur. Jeden Abend vor dem Mahl besuchte der Emir sie, unterhielt sich über den Fortschritt ihres Teppichs und brachte ihr Klatsch und Tratsch mit. Jamila hatte keine Angst vor ihm mehr, aber sie wäre fast vor Schreck gestorben, als er eines Abends fragte:
"Wollt Ihr meine Frau werden?"
Sie blieb eine Minute lang unfähig zu antworten, weil sie befürchtete, seinen Zorn zu entfachen, wenn sie ablehnte. Dennoch sagte sie zu ihm:
„Ich wäre glücklich, ich könnte Eure Freundin bleiben.“
„Ich werde Euch die Frage noch einmal stellen", sprach der Prinz, „nun esst bitte.“
Er verließ das Zimmer. „Schade, dass er so alt ist, er ist so nett! », dachte sie.
Es verging kein Tag, an dem Jamila nicht neue Güte an ihm entdeckte. Nur eines störte sie.
Jedes Mal, wenn der Prinz sie zur Teezeremonie einlud, fragte er sie, während er ihr den Parfümwerfer reichte, dessen Form an das Zeugungsglied mahnte, ob sie ihn heiraten wolle.
Jedes Mal lehnte sie ab.
Als sie es nicht mehr aushielt, platzte sie eines Nachts heraus:
„Ihr macht mich traurig. Ich wünschte, ich könnte Euch lieben, weil Ihr immer gut zu mir seid, aber dafür sollte mir erlaubt sein, Euren Palast, wie es mir passt, zu verlassen.“
„Nein!“
Er merkte ihre Enttäuschung:
„Sie müssen sich mit dieser Antwort begnügen!“
„Dann werde ich immer Eure Freundin bleiben“, sagte sie mit einer schnippischen Stimme.
Er war der Ungeduld nahe:
„Um Euch zu gefallen, will ich Euch die Gelegenheit bieten, einmal zu Euerem alten Herrn zurückzukehren, aber gebt mir Euer Wort, dass Ihr vor zwei Monden wieder hier sein werdet.“
„Ich schwör‘ es", sagte Jamila und konnte sich vor Glück der Tränen nicht erwehren.
„Ich erlaube Euch, noch heute Nacht aufzubrechen.“
Der Prinz reichte ihr ein Fläschchen: „Trinkt einen Fingerhut voll von diesem Trank, bevor Ihr euch zur Ruhe begebt“.
Und ergänzte:
„Dasselbe tut Ihr, wenn Ihr wiederkommen wollt. Und noch etwas ¼ Geht Euch das Geld aus, so gibt drei Tropfen davon auf eine Mimose und wiederholt diesen Zauberspruch.“
Er hielt ihr einen Knochen hin:
„Meine Mutter schrieb die Formel aus einem Märchen auf dieses Lammschulterblatt ab.“
Jamila steckte den Knochen in eine Tasche ihres Nachtgewandes, dann trank sie ein Gläschen von dem Zaubertrank und legte sich schlafen.

Als sie morgens aufwachte, war sie im Zelt ihres Vaters.
Groß war die Freude von Abdallah, als er seine Tochter wieder sah. Wenig fehlte und er wäre daran gestorben.
Sobald der Jubel verebbte, fand sie, dass die Tage in der Wüste den Passgang eines Kamels hatten. Binnen kurzem hatte sie nur noch einen Wunsch: Zurück zur Kasbah!
Der Mond hatte sich seit ihrer Ankunft nur um ein Viertel verändert. Eines Morgens informierte sie ihren Vater über ihre bevorstehende Abreise. Da er ihr Undankbarkeit vorwarf, – war es nicht sein Verdienst, dass sie den Emir kennengelernt hatte? – versprach sie, dass sie ihm vor ihrer Abreise etwas von unschätzbarem Wert schenken würde. Sie erzählte ihm von ihrer Phiole und von Geld. Geld! Seine Augen glitzerten vor Gier. Plötzlich ermutigte er Jamila, ihn zu verlassen: „Komm Kind, du darfst den Prinzen nicht unglücklich machen!“
Am Abend schluckte Jamila einen Fingerhut voll von ihrem Trank und gab ihrem Vater das Fläschchen zusammen mit der Zauberformel auf dem Schulterblatt. Sie schlief ein. Ehe sie aufgewacht hatte, befand sie sich wieder in ihrem Gemach im Palast.

Nachts hatte Abdallah kein Auge schließen können. Er hatte von Kopf bis Fuß gezittert und sich ständig hin und her gewälzt. Mit Ausbruch der Morgenröte konnte er es nicht mehr aushalten. Er eilte zur nächstbesten Mimose, träufelte drei Tropfen aus seiner Phiole auf den Stamm des Strauches und las mit lauter Stimme die magischen Worte: „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich."
Da flogen Gold- und Silbermünzen in einer Reihe kleiner trockener Knallgeräusche in seine Richtung. Er brauchte sie nur noch aufzuheben. Aber anstatt sich zu bücken, ging er zu einer anderen Mimose, goss erneut drei Tropfen und sprach: „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich."
Der Baum gehorchte: fang! fang! fang! Ein Schatz lag nun auf dem Boden. Der Händler wandte sich dem Himmel zu, um dem Allerhöchsten zu danken.
Geier zogen ihre Kreise im Azur.
Der Vater von Jamila wurde angesichts des vielen Geldes verrückt und rannte zu einer dritten Mimose, leerte den Rest des Trankes darauf und artikulierte vor Aufregung nur mühsam: „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich."
Der Dornbusch rüttelte sich, schüttelte sich, und mit einem Knattern, der dem Bukett eines Feuerwerks glich, warf, warf und warf immer wieder auf ihn. Als die Salven aufhörten, als das Knacken verstummte, als sich der Staub gelegt hatte, bedeckte mehr als eine halbe Tonne glänzendes Metall den Leichnam von Abdallah.

Wie üblich erwartete Jamila den Emir zum Essen am Abend ihrer Rückkehr. Er kam nicht. Eine Stunde verging. Dann zwei; die Schöne wurde unruhig. Die wenigen Tage in der Wüste hatten ihr die schönen Seiten und Vorzüge des Prinzen gezeigt. Der Gedanke kam ihr, er wäre vielleicht bettlägerig im Raum, zu dem er strengstens den Zutritt verboten hatte. Sie eilte in die große Galerie hinunter, wobei sie beinahe eine Person umgerannt hätte, die aus der klaffenden Tür des kleinen Kabinetts trat.
„Wo rennt das Gänschen hin?", fragte die Unbekannte, die Mitte vierzig war.
Jamila, die über eine solche Dreistigkeit erstaunt war, schoss das Blut in die Wangen.
„Wie könnt Ihr ...?“
„Ich bin die erste Frau“, erwiderte diese Prinzessin.
In ihrer Stimme lag eine Schärfe, die das Wort der Erwiderung abschnitt:
„Ich warne dich: Gehe nicht weiter!“
Jamila wusste, was der Anstand erheischt, und verbeugte sich. Dabei beschloss sie zu fragen:
„Warum diese Untersagung, hohe Herrin?“
„Sie ist zu deinem Besten. Glaub mir! Geh in deinem Gemach zurück! Salam alaykoum!“
Und auf diesen Abschied hin machte kehrt und drückte die Tür hinter sich zu.

Es war plötzlich Unbehagen in der Schöne. Zum einen war sie sich nun sicher, dass diese Tür zu den Gemächern der ersten Gattin führte, und es schien klar, dass die Alte dem Prinzen nicht von ihrer vorzeitigen Rückkehr berichten würde. Andererseits konnte Jamila sich nicht damit abfinden, sich wochenlang allein vor ihrem Webstuhl zu grämen. Minuten vergingen. Sie fand eine Idee – vielmehr sie fand ihre ursprüngliche Idee wieder: sich nach dem Befinden des Emirs zu erkundigen. Damit war ein Vorwand vorhanden, um hineinzugehen. "Inschallah (die Würfel sind gefallen)", dachte sie, als sie über die Schwelle trat.
Hier zu verraten, was sie entdeckte, wäre unredlich. Offensichtlich hatte der Prinz nicht auf sie gerechnet ... Hinter der Tür – statt ein „kleines Kabinett“ – führte ein langer Korridor in die Eingangshalle des Serails, wo der Mann einer täglichen Tätigkeit oblag, die auch Kamele drei- bis viermal am Tag – jedoch nur während der Regenzeit – nachgehen.
Was seine Gesundheit betraf: Er war in bester Verfassung!

Jamila durfte eine prachtvolle Hochzeit feiern. Während des üppigen Banketts, das ihr zu Ehren gegeben wurde, rührte der Prinz die Speisen kaum an, da er seit Kindestagen weder Fleisch noch Eier oder Milch zu sich nahm.
Zu dem vom Großeunuchen organisierten Fest war der ganze Harem eingeladen worden: die erste Dame und die Kollektion zweiter Ehefrauen; die zahlreichen Konkubinen; sowie ihre Kinderschwärme. Auch die zweiundsiebzig Jungfrauen des Paradieses nahmen an den Feierlichkeiten teil. Sie waren allesamt eingeladen worden, denn sie waren einander so ähnlich, dass Jamila nicht wusste, welche diejenige war, die sie in ihrem Traum besucht hatte. Sie ging in einer Duftwolke von Karitébutter von einer zur anderen und hielt mit jeder ein Schwätzchen, bis eine zu ihr sagte:
Mashallah! (Gott hat diese Wonne für dich gewollt.) Ich freue mich über dein Glück, Jamila. Hatte ich es dir nicht angekündigt?“
„Ah, Ihr seid es! Ich danke Euch von ganzem Her...“
Die Erste Dame, die sich leise an sie herangeschlichen hatte, fiel ihr in die Rede:
„Ich hatte dich gewarnt.“
„Hohe Frau? …“, fuhr Jamila betroffen auf.
„Es ist an der Zeit, dass du wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrst. Jetzt bist du nur noch eine Gattin. Bloß ein Weib mehr für den Emir. Ab morgen wirst du warten müssen, bis du für die Liebe an der Reihe kommst.“

MORAL DER GESCHICHTE

Wenn du willst, dass etwas geschieht, verbiete es.

ANDERE IM SUDAN ZUM SPRICHWORT GEWORDENE MORAL

Und wäre das Huhn noch so schlau, eines Tages kommt es doch in den Kochtopf.

 

Hallo @Eraclito ,

hm...ich bin ja nicht so arg an Märchen interessiert und trotzdem hast du es geschafft, mich zu unterhalten, denn klar wollte ich wissen, wie die Sache ausgeht.
Ich frage mich jedoch, was deine Intention war, denn im Grunde genommen ist dies ein Verschnitt aus mehreren Märchen, wobei ich mich bei deinen Zitaten gefragt habe, wozu du sie machst. Du könntest auch lässig eigene Sätze bilden und müsstest dann nicht zitieren.
Ich fand es also überflüssig, wortwörtlich zu zitieren, zumal es bis auf den Spruch mit dem Bäumchen keine Sätze waren, die besonders inhaltlich des Zitates bedurft hätten.
Aber vielleicht erschließt sich mir grad der Witz in der Geschichte nicht. Immerhin wähltest du auch den Tag "Humor".
An manchen Stellen blitzt das auch ein wenig hervor, dass es wohl alles nicht so ernst gemeint ist, aber um so mehr frage ich mich dann, was du aussagen wolltest. Einfach eine Melange aus diversen Märchen herstellen?
Ich hätte mir irgendetwas Überraschendes, etwas Innovatives gewünscht, aber vermutlich kann man beim Thema Märchen nicht mehr das Rad neu erfinden.

Mir sind sehr viele Textstellen aufgefallen, die nicht alle aufgeführt habe, bei denen du etwas umständlich formulierst. Mein Ratschlag wäre der, sich den Text laut selbst vorzulesen. Und überall da, wo du stockst, solltest du nochmals über den Text gehen und ihn bearbeiten.
Zum Beispiel gewichtest du die Sätze häufig falsch. Das, was wirklich wichtig und interessant ist, sollte am Ende eines Satzes stehen oder als zweitbeste Möglichkeit am Anfang eines Satzes. Und häufig sind deine Sätze überfrachtet. Ich bin mir aber sicher, dass du durch lautes Selbstvorlesen selbst drüber fällst.

Hier und da waren noch ein paar Stellen, die mir sonst noch aufgefallen sind:

Einem reichen Manne, dem wurde seine Frau krank.[1]
Dieses Zitat ist ehrlich überflüssig. Wieso bildest du nicht einen eigenen Satz.

drei Aderlässe
ich meine, es müsste "drei Aderlässen" heißen
ausgestattet war,
"ausgestattet" verwendest du bereits schon einmal direkt davor.
an Akazienbäume
an Akazienbäumen
ohne jemanden mit dem sie spielen konnte.
ohne jemanden (Komma) mit dem sie spielen konnte
Ihre einzige Unterhaltung war eine Karawane,
Nee, die Teilnehmer, die Reisenden der Karawane waren ihre Unterhaltung, die Karawane selbst eher nicht.
Irrefahrten
Irrfahrten
sich nach der Küste zu begeben
sich zur Küste zu begeben
. Aber sie wollte es nicht.
Dieser Satz wirkt ungeschickt. Vielleicht besser: Aber sie wollte kein Geschenk. Oder : aber sie weigerte sich, einen Wunsch vorzutragen.
so ein junges Ding in den väterlichen Angelegenheiten
Der Satz klingt unrund.
"bringen Sie mir Kariténüsse daraus kann ich Butter und Öl machen, um mich zu parfümieren.“
bringen Sie mir Kariténüsse (Komma) daraus kann ich ....
Nachdem es dem Händler gelungen war, seinen Besitz gegen Geflügel einzutauschen, machte er sich auf den Rückweg, arm wie zuvor.
Welchen Besitz? Die Reste vom Schiff? Und wieso Geflügel? War das so wenig wert?
oberhalb des ausgetrockneten Flussbetts sichtete, dem er auf seinem letzten Dromedar entlang ritt.
oberhalb des ausgetrockneten Flussbetts sichtete, auf dem er mit seinem letzten Dromedar entlang ritt.
, um ihm zu helfen, den steilen Pfad zum Gipfel der Felswand hinaufzusteigen.
Das ist echt Zynismus. Er hilft dem Maultier? Indem er es schlägt? Eher um es zu zwingen, würd ich sagen.
. So schwarz, dass er blau erschien, als wäre er mit Lapislazuli gefärbt.
Lapislazuli ist meiner Erinnerung nach nicht schwarzblau.
ein paar Nüssen für meine Tochter gepflückt“
Nüsse
vor dem nächsten Vollmond wieder hierher anzurücken.
Ziemlich flappsig formuliert dieses "anzurücken".
Sie sah zum ersten Mal der Prinz.
Sie sah zum ersten Mal den Prinzen.
Sie schätzte ihn auf fünfunddreißig bis vierzig.
Als er sie fragte, ob sie wirklich freiwillig gekommen sei, antwortete sie ihm ohne Vibrationen in der Stimme:
Du klatscht einfach ihre Alterseinschätzung dazwischen, das kann man eleganter lösen und dieses Vibrationen in der Stimme klingt total hölzern. Ohne Furcht in der Stimme, ohne Brüchigkeit in der Stimme oder ganz schlicht: sie antwortete mit fester Stimme.
utzenden Knüpfplänen glasierten Keramikbecher voller gefüllter Datteln, getrockneter Feigen
Knüpfplänen (Komma) glasierten Keramikbechern voller gefüllter Datteln, getr...
d setzte ihren Rundgang durch den Palast fort, der sehr geräumig war.
Der Nebensatz sitzt falsch. Wir wäre mit : setzte ihren Rundgang durch den sehr geräumigen Palast fort.
vermochte vor Glück den Tränen nicht zu wehren.
sich der Tränen nicht zu erwehren oder vermochte ihre Tränen nicht abzuwehren.
Ein wahrer Feuerwerksbukett!
Ein wahres


Lieben Gruß

lakita

 

Hallo @Eraclito

ein sehr interessantes Märchen. Ist eigentlich nicht so mein Genre, aber ich fand Deine Geschichte spannend und flüssig geschrieben. Du hast sehr viel Stoff in die Geschichte gepackt, dennoch wurde mir beim Lesen nicht langweilig. Ich wollte natürlich wissen, was passiert. Hier und da könntest Du ein wenig runder formulieren. Ich stimme @lakita zu, was die Zitate aus den verschiedenen Märchen angeht. Auch ich finde, das braucht es nicht. Mach doch Dein eigenes Ding :)

Hier meine Leseeindrücke:

Als sie noch keine sechs Lenze zählte, weil sie so gut ausgestattet war, hielten alle Söhne von mittellosen Scheichen um ihre Hand an.

Hab ich vom Sinn her erst nicht verstanden. Ich würde das anders formulieren.

Vorschlag: Als sie noch keine sechs Lenze zählte, hielten alle Söhne der mittellosen Scheiche um ihre Hand an. Der Reichtum lockte sie.

Obwohl es damals noch üblich war, dass kleine Prinzen sich in der Wüste blicken ließen, begegnete sie keinem. Ihre einzige Unterhaltung war eine Karawane, die zweimal im Jahr vorbeikam.

Du bringst die Einsamkeit gut rüber. Ich hab mit ihr gelitten. Das muss ja eine furchtbar öde Kindeheit sein.

Der Kaufmann beschloss sich nach der Küste zu begeben, um seine Ware schnellstens zu Geld zu machen.

Das klingt sehr holprig.
Vorschlag: Der Kaufmann beschloss, sich zur Küste zu begeben

Er nahm sich vor, ein prunkvolles Geschenk für seine Tochter auf der Rückreise mitzubringen.

Satzbau
Vorschlag: Er nahm sich vor, auf der Rückreise ein prunkvolles Geschenk für seine Tochter mitzubringen.

Sie war kurz davor, ihren achtzehnten Geburtstag zu feiern. Aber sie wollte es nicht.

Hier hab ich mich kurz gefragt, woher sie von dem Geschenk weiß. Wäre eine Überraschung nicht spannender? Warum kündigt der Vater das vorher an?

Mit Christen oder Schweinen zu handeln - wo liegt der Unterschied?

lag

In jenen Tagen mischte sich nicht so ein junges Ding in den väterlichen Angelegenheiten ein, also vertraute sie ihm auch nicht ihre Gedanken an. So blieb er hartnäckig. Widerstrebend willigte sie ein:

Das klingt ein wenig umständlich.

Vorschlag: In jenen Tagen mischte sich so ein junges Ding nicht in väterliche Angelegenheiten ein, daher hielt sie den Mund. Er hingegen blieb so hartnäckig, bis sie schließlich widerrstrebend einwilligte.

Im Kreis ihrer Ziegen war es Jamila völlig schnuppe, wie sie roch, aber sie wollte ihren Vater nicht kränken.

Hier musste ich schmunzeln :)
Dein Schreibstil passt übrigens sehr gut zum Genre "Märchen"

Nachdem es dem Händler gelungen war, seinen Besitz gegen Geflügel einzutauschen, machte er sich auf den Rückweg, arm wie zuvor.
Am fünften Tag, während er durch die Kong-Berge zog, stürzte ein Erdrutsch seine beiden Kamelstuten in eine Schlucht.

Dazwischen würde ich einen Absatz machen.

Er konnte nicht mehr widerstehen. Er zog den Krummdolch, den er an seinem Gürtel trug, und schnitt zitternd ein leckeres Nierchen ab.

Zwei Sätze, die gleich beginnen. Das find ich immer ein wenig ungeschickt.

Vorschlag: Er konnte nicht mehr widerstehen, zog den Krummdolch ...

und schlief ein.
Als er aufwachte, fand er frisch gewaschene und gebügelte Kleidung anstelle seiner eigenen vor, die durch den Schaum verunreinigt worden war, den sein Reittier während des harten Aufstiegs gesabbert hatte.

Zwischen einschlafen und aufwachen würde ich einen Absatz einfügen.

Er warf einen Blick aus dem Fenster. Hunderte von Kindern spielten in Gärten, die mit Teichen geschmückt waren, welche von Blumenbeeten umgeben waren. Er glaubte, er wäre im Paradies, so großartig war der Ort.

Sehr schön beschrieben.

Ganz liebe Grüße und einen tollen Tag,
Silvi

„Gut! Ich vergebe dir. Allerdings ich habe zwei Bedingungen.

habe ich

Ihr Vater, von Natur aus nicht sehr empfänglich für Gefühlsduselei, konnte nicht in Betracht ziehen, Jamila zu opfern. Sie war sein einziges Kind. Hätte er mehrere gehabt, hätte seine verhärtete Seele vielleicht darüber nachgedacht. Aber das war nicht der Fall. Also schwor er, dass er wiederkommen würde.

Sehr nobel, dass er seine Tochter nicht opfern will. ;)

„Vater“, sagte sie mit etwas Emphase, denn sie starb vor Langeweile, hatte es satt die Ziegen zu melken, und wollte um jeden Preis die Wüste verlassen: „Sie werden nicht allein zu diesem Palast gehen; lieber hundertmal durch diesen Wilden ein Ende nehmen als einmal durch den Kummer, den mir Ihr Verschwinden bereiten würde!“

Das ist sehr glaubhaft. Ich kann verstehen, dass sie aus der Ödnis raus will und auch die Angst um den Vater.

Sie hatten kein einziges Gericht angerührt, als der Emir mit dem blauen Bart in den Raum stürmte. Jamila stand auf. Kerzengerade und stolz. Sie sah zum ersten Mal der Prinz. Sie schätzte ihn auf fünfunddreißig bis vierzig.
Als er sie fragte, ob sie wirklich freiwillig gekommen sei, antwortete sie ihm ohne Vibrationen in der Stimme:
„Ja.“
Seine dunklen Augen glühten; gierige Augen eines Tieres, das sie beim lebendigen Leib vernaschen will.
„Sie sind sehr nett, und ich bin Ihnen sehr verbunden“, sagte er. „Essen Sie bitte“.

Hier würde ich mir ein wenig Abwechslung bei den Satzanfängen wünschen.

Jamila hatte kaum noch Angst vor dem Emir mit dem blauen Bart, aber sie wäre fast vor Schreck gestorben, als er sagte: "Wollen Sie meine Frau werden?"
Sie blieb eine Minute lang unfähig zu antworten, weil sie befürchtete, seinen Zorn zu entfachen, wenn sie ablehnte. Dennoch sagte sie zu ihm:
„Nein! Ich werde immer Ihre Freundin bleiben.“
„Ich werde Ihnen die Frage noch einmal stellen", sagte der Prinz, „nun essen Sie bitte.“
Er verließ das Zimmer. Jamila fand ihn sympathisch und verspürte eine unschuldige Zuneigung für ihn: „Schade, dass er so alt ist, er ist so nett! »

Ich finde sie sehr mutig, als sie ablehnt.
Wie alt ist er denn? Das würde mich interessieren.

„Um Ihnen zu gefallen, will ich Ihnen die Gelegenheit bieten einmal zu Ihrem alten Herrn zurückzukehren, aber geben Sie mir jetzt Ihr Wort, dass Sie vor dem Neumond wieder hier sein werden.“
„Ich schwöre es Ihnen", sagte Jamila, und vermochte vor Glück den Tränen nicht zu wehren.

Ich finde es schön, wie die beiden miteinander umgehen.

Jetzt würde ich streichen, ist ein unnötiges Füllwort.

Sie erzählte ihm von ihrer Phiole und von Geld. Geld! Seine Augen glitzerten vor Gier. Plötzlich ermutigte er Jamila, ihn zu verlassen: „Komm Mädchen, du darfst den Prinzen nicht unglücklich machen!"

Schade! Der Vater war mir bis hier wirklich sympathisch.

Als die Sonne aufging, konnte er es nicht mehr aushalten. Er eilte zur nächstbesten Mimose. Er träufelte drei Tropfen aus seiner Phiole auf den Stamm des Strauches und sprach die magischen Worte: „Bäumchen, rüttel dich und schüttel dich, wirf Gold und Silber über mich."[5]

Ich kann ihn bildlich vor mir sehen und spüre die grenzenlose Gier.

Als die Salven aufhörten, als das Knattern und Knacken verstummte, als sich der Staub gelegt hatte, bedeckte mehr als eine halbe Tonne glänzendes Metall den Leichnam des Kaufmanns.

Das war leider absehbar.

Es wäre unredlich gewesen, hier zu verraten, womit sich der Prinz beschäftigte. Sie sollen nur erfahren, dass er in bester Kondition war und dass die Tür des kleinen Kabinetts in die Eingangshalle des Serails führte…

Sehr interessant ;)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Lakita

Vielen Dank für das Lesen meines Textes und für Deine Korrekturarbeit. Deine Bemerkungen sind sehr wertvoll. Ich habe sie gern berücksichtigt.

Ich frage mich jedoch, was deine Intention war,
Meine Absicht ist es nicht, ein neuer Grimm zu werden, sondern nur, an die Challenge mit einem Märchen teilzunehmen. Ich zitiere:):
Es braucht dringend mehr Wohlfühlen in dieser tristen Zeit. Deshalb freuen wir uns in diesem Jahr besonders auf Geschichten, die happy enden oder über gut! gemachten Kitsch oder über Märchen oder Humor oder sonst was ganz Schräges.
im Grunde genommen ist dies ein Verschnitt aus mehreren Märchen, wobei ich mich bei deinen Zitaten gefragt habe, wozu du sie machst.
Nein, dies ist kein Verschnitt aus mehreren Märchen, sondern ein neues Märchen mit Huldigungen an die großen Vorgänger. Es ist der Grund, warum ich die Zitate mache. Der aufmerksame Leser wird Augenzwinkern zu anderen Autoren wie z. B. Daudet (Herrn Seguins Ziege) oder Saint-Exupéry (Der kleine Prinz) finden. Der Sinn dahinter ist, den Leser, der diese Bezüge im Kopf hat, auf falsche Fährten zu schicken. Das Märchen beginnt wie Aschenputtel, entwickelt sich wie Die Schöne und das Biest und wendet sich zum Ende in Blaubart. Es handelt sich um ein Spiel.
Du könntest auch lässig eigene Sätze bilden und müsstest dann nicht zitieren.
Umschreibung ist auch Plagiat.
vermutlich kann man beim Thema Märchen nicht mehr das Rad neu erfinden.
Tatsächlich sind die Themen Tochteropferung (Iphigenie, Abraham) und Menschenfresser uralt. Sie kommen aus dem indo-europäischen Fundus und wurden Tausend Mal
übernommen.

Nochmals Danke und liebe Grüße
Eraclito

 

Hallo Eraclito -

ich erkenne in Deiner Namenswahl den „Herakles“, der sich mit der erweiterten Endung „lito“ ein glückliches Ende wünscht und ich weiß, dass Du es in den Bettenbergen und der Bettenschlacht, pardon, dem Bettenwettbewerb nicht leicht haben wirst –

aber allein schon darum, dass Du Dich traust, daran teilzunehmen, zoll ich Dear Respekt!

Und damit herzlich willkommen hierorts!

Mir gefällt übrigens der gewählte, nahezu traditionelle märchenhafte Ton, wobei schon im zwoten Satz

Alle Ärzte weit und breit ließ er an ihr Bett kommen.​
„lassen“ besser und vermeintlich weniger imperativistisch „... hieß erKOMMA an ihr Bett kommen.“
(Komma, denn der Infitiv „kommen“ – dazu braucht es keines üblichen Infinitivs mit „zu“ [was sich ja mühelos und schadensfrei einsetzen ließe] – ist von einem Substantiv abhängig, selbst wenn dieses sich als Pronomen verkleidet.​

Hübsch?KOMMA nicht unbedingt, aber …
alternativ & ohne Komma hat das „Nicht“ mit Majuskel zu beginnen – das ist die Regel seit Zeiten des Carolus Magnus für die östliche Seite des Rheines, wo weniger romanisch denn thiudisk gesprochen wurde

Zweimal im Jahr bot ihr den schleppenden Durchzug einer Karawane ein wenig Abwechslung.​
ohne Komm...

Eines Tages berichtete der Kameltreiberführer dem Kaufmann, dass …​
Da würde Mark Twain wieder die verfluchte „Donaudampfschifffahtsgesellschaft“ hervorkramen und die deutsche Wort-monster-bildung-zusammensetzung verfluchen, die freilich – wenn Du mal genau hinschaust – in Märchen seltener vorkommt als in anderen Texten, vor allem der Verwaltung … Weil ein Braunauer das Wort „Führer“ missbrauchte, braucht kein beliebiger – und sei’s ein Bagger“führer“ – das Wort nicht zu meiden. Führen hat wie jedes Wort eine positive und (ver)führende negative Seite

In jenen Tagen mischte sich so ein junges Ding nicht in väterliche[…]* Angelegenheiten ein, …
* übersetzt "Komma weg!",
dto. hier
Der Skorbut hatte ihnen die Zähne ausgeschlagen, die Krätze ihre Haut zerfressen, und der Hunger ihr Fleisch ausgetrocknet.​
das additive „und“ hat wie manch andere Konjunktion (wie das eher scheidende „oder“ zB) die Kraft, ein Komma zu ersetzen.

Wie dem auch wird,

gern gelesen vom

Friedel

 

Hallo Silvita

Vielen Dank für Deine wertvollen Vorschläge. Ich habe sie bereits übernommen. Deine Art zu kritisieren, finde sympathisch.

Wie alt ist er denn? Das würde mich interessieren.
Zum ersten Mal sah sie den Prinz. Sie schätzte ihn auf fünfunddreißig bis vierzig.

Hier hab ich mich kurz gefragt, woher sie von dem Geschenk weiß. Wäre eine Überraschung nicht spannender? Warum kündigt der Vater das vorher an?
Zum Beispiel, um zu erfahren, welche Art Galanterie sie sich wünscht.
Schade! Der Vater war mir bis hier wirklich sympathisch.
Der Mann ist ein Sklavenhändler ohne Mitleid für seine "Ware". Er "hilft" seine Kamelstute mit der Peitsche. Er übergibt ohne Reue seine Tochter einem Menschenfresser, usw.
Dein Schreibstil passt übrigens sehr gut zum Genre "Märchen"
Danke für das Lob.
Einen schönen Tag und liebe Grüße.
Eraclito

 

Hallo Friedel

Danke für Deine netten Willkommensgrüße und für die Zeit, die Du mir geschenkt hast. Danke auch für Deine Kommakorrekturen und …

Mir gefällt übrigens der gewählte, nahezu traditionelle märchenhafte Ton
… für das Lob.

Einen schönen Abend und liebe Grüße.
Eraclito

 

Hey @Eraclito

wir hatten noch nicht das Vergnügen, deshalb ein Herzliches Willkommen von mir.
Schön, dass du auch gleich mal was in die Challenge haust.

Ich weiß nicht, bei Märchen scheine ich so stockkonservativ zu sein, wenn ich den Tag lese, dann habe ich eine ziemlich konkrete Erwartung und wehe die wird nicht erfüllt. Ich komme mir so vernagelt vor, echt jetzt, weil mein Märchenbild auf einen Stil von vor hundert Jahren beruht. Ich kenne das sonst nicht von mir, aber bei Märchen kann ich mich davon echt nicht frei machen. Na ja, zumindest habe ich es erkannt. Deshalb ist meine Kritik jetzt auch nur so halb brauchbar, weil ich eben dieses ewig Gestrige bei Märchen sooo liebe :D

Fängt schon damit an, dass Märchen weder an einen Ort, noch an eine Zeit gebunden sind. Die können überall spielen und zu jeder Zeit. Fällt bei dir schon mal raus. Und dann die Sache mit den Religionen, wo ich mich echt frag, wozu das jetzt gut sein soll? Ich brauch das nicht. Mich stört das total.

Dann sind Märchen so verknappt, so verdichtet, dass man praktisch kein einziges Wort streichen könnte, ohne das da was kaputt geht. Bei Dir könnte man 3/4 des Textes rausstreichen, um die reine Handlung (und Märchen sind v.a. Handlung!) zu extrahieren. Du beschreibst so viel links und rechts, so viel Krims und Krams aber auch ... ich weiß nicht, mein uralt Märchenbild verträgt sich damit einfach nicht. Ich weiß, ich weiß, man darf das, auch Märchen passen sich der neuen Zeit an, aber :cry:

Einem reichen Manne, dem wurde seine Frau krank.[1] Alle Ärzte weit und breit hieß er an ihr Bett kommen. Trotz intensiver täglicher Pflege: drei Aderlässe, dreißig Blutegel am Bauch, trotz wiederholter Borat- und Kampferemulsionen, trotz Fußbädern und Einläufen mit Stärke, verzehrte das Fieber seine Gattin. Sie starb.
Sie hatten eine Tochter, Jamila, „die Schöne“. Hübsch? Nicht unbedingt, aber mit allen Reizen geschmückt, die Geld und Reichtum spenden. Als sie noch keine sechs Lenze zählte, - weil sie so gut dotiert war - hielten alle Söhne von mittellosen Scheichen um ihre Hand an.​
Schon der ganze Anfang tut null Komma nix für die eigentlich Handlung. Vollkommen egal das alles um den Rest zu verstehen.
Die Mutter war früh gestorben und der Vater ein reicher Kaufmann, bis zu dem Tag ...
Und dann fängt das auch nicht mit: Es war einmal ... an :D Meno! (Das ist jetzt aber wirklich nur so halbernst gemeint, damit könnte ich ja noch leben.)
Bis zum verhängnisvollen Tag, an dem die ganze Galeerenflotte des Vaters mit ihrer Ladung christlicher Sklaven unterging.​
Da habe ich mich echt gefragt, wenn der so reich ist, wieso passt das dann alles auf ein Schiff? Sklaven, okay, aber man gibt doch nicht Haus und Schätze mit drauf? Wozu denn?
Mit einem Schlag verlor der Kaufmann sein Vermögen.​
Ich finde das halt irgendwie unlogisch. Deshalb wäre er in meiner Version einfach von Anfang an arm.

Usw. usw. - ich erspare mir und dir jetzt einfach, den ganzen Text zu zerrupfen, nur weil ich so ewig gestrig bin. Und das ist dann ja gar nicht fair deinem Text gegenüber.

Was ich dem Text aber ankreide, auch dem neumodischen, ist, dass für die eigentlich Hauptfigur, der Tochter, immer alles gut läuft. Der Vater erlebt ein Abenteuer nach dem anderen, der leidet und entbehrt und immer noch ein drauf, aber für das Mädel ... die kommt da auf die Burg und anstatt verspeist zu werden, landet die im Paradies. Selbst als sie die verbotene Kammer betritt, hat das null Konsequenz für sie. Und dieser Kanibalismus, das wird ja auch nicht aufgeklärt, ob das nun nur ein Gerücht oder Wahrheit ist. Und das, finde ich darf nicht sein. Unterm Strich finde ich alles um den Vater rum viel spannender und aufregender und märchenhafter als das Märchen, was Du eigentlich erzählen willst.
Und ja, die Verweise bracht es auch so gar nicht. Damit tust Du Dir keinen Gefallen. Eher wirken sie künstlich aufgepfropft, was die Lesefreude extrem trübt.

Ich finde es schön, dass Du Dich an einem Märchen versucht hast. Ich mag Märchen. Auf märchenart eben. Und hier ist viel zu verspielt und wischi-waschi. Zu viel gewollt. Ein Handlungsstrang, arg verdichtet und die Hauptfigur leidet dann auch mal zur Abwechselung und muss ein Abenteuer bestehen, da würde ich ja sagen, yeah! Selbst, wenn es nicht mit: Es war einmal ... beginnen würde :D

Danke für deinen Text! Auf jeden Fall aber ein hübscher Farbkleks in der Challenge. Und ich war auch immer gut drin, wenn der Vater am Zug war und hier und da und noch eins drauf ... und auch das Ende, als seine Gier ihn ums Leben bringt, auch das mochte ich. Da stecken schon auch gute Sachen drin. Muss ja auch gesagt werden.

Beste Grüße, Fliege


 

Hallo Fliege

Vielen Dank für deine freundlichen Willkommensgrüße und für Deinen Kommentar. Du hast das Recht, den Stil und den Inhalt meines Märchens nicht zu mögen. No Problem. Aber einige Deiner Behauptungen sind trotz des Respekts, den ich Dir zolle, schlichtweg falsch.

Fängt schon damit an, dass Märchen weder an einen Ort, noch an eine Zeit gebunden sind. Die können überall spielen und zu jeder Zeit. Fällt bei dir schon mal raus.
Wann und wo findet die Handlung statt? Antwort: Irgendwann im orientalischen Raum. Wie in Wielands Märchen "Nadir und Nadine". Du wirst sagen: "Die Berge von Kong!". Informiere Dich im Internet, Du wirst überrascht sein.
Und dann die Sache mit den Religionen, wo ich mich echt frag, wozu das jetzt gut sein soll? Ich brauch das nicht. Mich stört das total.
Was stört Dich daran? Die Religion im Orient ist seit 14 Jahrhunderten der Islam. Ich respektiere diese Religion genauso wie jede andere. Um niemanden zu beleidigen, habe ich nie den Namen Gottes gesagt. Ich erwähne das Gebet und das Beten des Rosenkranzes, die in der muslimischen Religion tägliche öffentliche Handlungen sind, ohne mich in irgendeiner Weise darüber lustig zu machen. Wenn ich die Jungfrauen des Paradieses darstelle, ist das so, als würde ich sagen, dass die Prota in ihrem Traum einen Engel gesehen hat. Was ist daran peinlich?
Dann sind Märchen so verknappt, so verdichtet, dass man praktisch kein einziges Wort streichen könnte, ohne das da was kaputt geht. Bei Dir könnte man 3/4 des Textes rausstreichen, um die reine Handlung (und Märchen sind v.a. Handlung!) zu extrahieren. Du beschreibst so viel links und rechts, so viel Krims und Krams aber auch ... ich weiß nicht, mein uralt Märchenbild verträgt sich damit einfach nicht.
Bitte lese noch einmal Nadir und Nadine (erschienen 1791).
Schon der ganze Anfang tut null Komma nix für die eigentlich Handlung. Vollkommen egal das alles um den Rest zu verstehen.
Das gleiche gilt für Aschenputtel.
Ich finde das halt irgendwie unlogisch.
Wenn Du die Logik in einem Märchen sucht…
Und das, finde ich darf nicht sein
In einem Märchen sind viele Dinge erlaubt (siehe die grausame Behandlung der Bösen), da jeder weiß, dass ein Märchen nichts mit der Wahrheit zu tun hat.
Und ja, die Verweise bracht es auch so gar nicht. Damit tust Du Dir keinen Gefallen. Eher wirken sie künstlich aufgepfropft, was die Lesefreude extrem trübt.
Niemand ist gezwungen die Quellenangaben zu lesen.
Und das ist dann ja gar nicht fair deinem Text gegenüber.
Fair von Dir! Danke für diese Wörter.

Einen schönen Abend und liebe Grüße.
Eraclito

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Eraclito

ich nochmal, nur um was richtig zu stellen ;)

Wann und wo findet die Handlung statt?
Aber Sklaven gab es nun wirklich nicht zu allen Zeiten ... Sklaven und Schiffe, die über das Meer fahren, da ist die Zeitspanne nun wirklich nicht unendlich.
Was stört Dich daran? Die Religion im Orient ist seit 14 Jahrhunderten der Islam. Ich respektiere diese Religion genauso wie jede andere. Um niemanden zu beleidigen, habe ich ...
Mich stört daran, dass sie da drinsteht, nur weil sie da drin stehen soll. Sie hat für den Verlauf, die Handlung, für die Handlungen der Figuren gar keine Bedeutung. Reiner Selbstzweck und ich frag mich, warum. Aber wie gesagt, das bin auch nur ich. Sind aber auch Fragen, die ich jeder Geschichte stellen würde, dafür müssen die nicht mal Märchen sein. Details sind ja toll, aber wenn die nichts können, können die eben auch nichts.
Und mich stört, dass die Religion ausgerechnet von dem Menschen gelebt wird, von dem Du uns glauben machen willst, er fräße kleine Kinder.
Bitte lese noch einmal Nadir und Nadine (erschienen 1791).
Mach ich. Versprochen!
Das gleiche gilt für Aschenputtel.
Hä? Du meinst, es ist unwichtig zu wissen, dass sie unter ihrer Stiefmutter gelitten hat? Das sie behandelt wurde wie ein Hund? Wenn man das nicht weiß, dann hofft man doch nicht, dass sie da raus kommt aus dem Schlamassel. Und das Märchen fängt auch nicht damit an, das die Behandlungsmethoden der Ärzte aufgezählt werden (Übrigens auch ein Zeitzeugnis - zwecks Zeitenverortung.) Mutter tot, fertig, weiter gehts.
Wenn Du die Logik in einem Märchen sucht…
Das kann man dann auch über Horror/Fantasie/SciFi sagen und doch müssen sie in all ihrer Phantastik einer inneren, eigenen Logik folgen. Und das tun auch alle Märchen. Aus der Nummer kommst nicht raus :D

Ich will Dich gar nicht belatschern. Ich bin auch nur eine Leserin mit meinen ureigenen Vorlieben. Und nach denen kommentiere ich halt auch. Wonach denn sonst? Und am Ende kann Dir all mein Zeug auch total egal sein, denn es ist dein Text und Du machst, wie Dir gefällt. Und daran will und werde ich auch nicht rütteln. Ich sag hier auf keinen Fall, so sehe ich das und nur so ist das richtig. Niemals!

Und ist ja auch nicht so, dass ich mich nicht in "fülligere" Märchen (im Heute verfasst) verlieren kann. Kann ich. In das zum Beispiel konnte ich das sehr gut. Und in das. Und da ist die Sprache auch so viel schnörkeliger und die Details so viel bunter als in den Großmütterbüchern.

Nimm es mir bitte nicht übel. Ich sehe, Du hast Dir viele Gedanken gemacht. Ich finde halt nur, paar zu viele ;).

Liebe Grüße, Fliege

Und ich bin jetzt still. Versprochen.

 

Hallo Eraclito,

eher ein Antimärchen würde ich sagen, mit Zitaten aus allen möglichen Märchen und viel Ironie/Zynismus. Das macht den Erzähler distanziert und etwas überheblich. Ich bin gut durchgekommen, finde es aber etwas überladen, als wolltest du immer noch dieses oder jenes unterbringen. Sprachlich/logisch ist mir so einiges aufgefallen:

Als sie noch keine sechs Lenze zählte, - weil sie so gut dotiert war - hielten alle Söhne von mittellosen Scheichen um ihre Hand an.
Zählte sie noch keine sechs Lenze, weil sie so gut dotiert war? Eher sowas wie: Sie war gut dotiert. Seit sie sechs Lenze zählte, hielten alle Söhne von mittellosen Scheichen um ihre Hand an.
Obwohl es damals noch üblich war, dass kleine Prinzen sich in der Wüste blicken ließen, begegnete sie keinem.
Das fand ich nett.
Zweimal im Jahr bot ihr den schleppenden Durchzug einer Karawane ein wenig Abwechslung.
der schleppende? Aber mir ist auch nicht so klar, was ein schleppender Durchzug ist. Sagt man das so?
Aber sie wollte keine Galanterien unter diesen Bedingungen akzeptieren. Sie hielt den Erlös aus dem Verkauf für unrein. Mit Christen oder Schweinen zu handeln - wo liegt der Unterschied?
In jenen Tagen mischte sich so ein junges Ding nicht in väterliche Angelegenheiten ein. Daher vertraute sie ihm auch nicht ihre Gedanken an. So blieb er hartnäckig.
Sehr kompliziert. Die Logik kommt bei mir nicht so an.
Die Ladung - zumindest das, was noch lebte - verdurstete auf dem Deck. Der Skorbut hatte ihnen die Zähne ausgeschlagen, die Krätze ihre Haut zerfressen und der Hunger ihr Fleisch ausgetrocknet. Letztendlich war nichts mehr von ihnen übrig. Nichts, was man in Bares umwandeln konnte.
Sehr zynisch. Unangenehm.
Dem Allerhöchsten dankend, peitschte der Händler mit voller Gewalt auf die abgemagerten Flanken des Tieres, um ihm zu helfen, den steilen Pfad zum Gipfel der Felswand hinaufzusteigen.
Ebenfalls.
Er erinnerte sich, Jamila Nüsse versprochen zu haben und griff nach den, die er am schönsten fand.
nach denen oder nach der
Ihr Vater, von Natur aus nicht sehr empfänglich für Gefühlsduselei, konnte nicht in Betracht ziehen, Jamila zu opfern.
konnte dennoch? sonst wirkt der Satz unlogisch
Sein Dromedar machte sich allein auf den Weg in die Wüste. Ein paar Tage später fand er seine Herde wieder.
? Fand es? Oder er, der Kaufmann?
Sie stand kerzengerade und stolz vor dem Prinz. „Der könnte fünfunddreißig bis vierzig sein", schätze sie.
schätzte
„Sie sind der Herr“, antwortete sie, nicht wissend,ob er doch nicht kam, um sicherzustellen, dass sie aß.
da ruckelt es in der Satzkonstruktion
„Ich schwöre es Ihnen", sagte Jamila, und vermochte vor Glück den Tränen nicht zu erwehren.
Hier stimmt auch etwas nicht. Es heißt "sich erwehren", aber es klingt so oder so schräg.

So weit erstmal. Man merkt deine Fabulierlust, aber ich glaube mehr Sorgfalt beim Sprachlichen würde deinem Text gut tun.

Liebe Grüße von Chutney

 
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Hallo @Eraclito,

der Text liest sich für mich merkwürdig unentschieden. Humor und Märchen egalisieren sich streckenweise. Das fremdartige Setting und die Märchenform finde ich eigentlich stark, ich lese so etwas sehr gerne. Und dass Du das erzählen kannst und im Griff hast, mit viel Fantasie und Verve, zeigst Du hier. Doch durch den flapsigen Duktus gemischt mit modernen Wörtern wie Reeder verhinderst Du bei mir ein 1001-Nacht-Feeling. Ich kann nicht ganz eintauchen, das Erzählte dann nicht mehr ernst nehmen. Dadurch bleibt eine Distanz und das ist schade. Für mich funktioniert das so nicht. Wäre das mein Text, würde ich ihn sprachlich polieren und konsequent nach allem durchforsten, was ihn lächerlich macht. Denn was sich unter dem sprachlichen Nebel versteckt ist eine gute Story.

Aber so gut dotiert
Bei dotiert bin ich bei Managerverträgen, nicht bei kleinen Mädchen.
Die Hälfte der Ladung, so hieß es, - der jüngste Teil - hatte überlebt.
Die jüngste Hälfte gibt es nicht, nur die jüngere. Die Apposition nicht in Minusse, sondern in die längeren Gedankenstriche setzen. Auch sonst im Text.
Eines Tages berichtete der Kameltreiberführer Kassim, dass eines seiner Schiffe, das er für verloren gehalten hatte, nach einer Dekade Irrfahrten auf den Meeren gerade im Hafen angedockt hatte. Die Hälfte der Ladung, so hieß es, - der jüngste Teil - hatte überlebt. Kassim beschloss sich zur Küste zu begeben, um seine Ware schnellstens zu veräußern.
Er nahm sich vor, auf der Rückreise ein prunkvolles Geschenk für seine Tochter mitzubringen. Sie war kurz davor, ihren achtzehnten Geburtstag zu feiern. Aber sie wollte keine Galanterien unter diesen Bedingungen akzeptieren, denn sie hielt den Erlös aus dem Verkauf für unrein. „Mit Christen oder Schweinen zu handeln - wo liegt der Unterschied?“ fragte sie sich.
Eines Tages erfuhr der Kaufmann vom Chef der Kamelführer, dass eines seiner Schiffe, das er für verloren gehalten hatte, nach einer Dekade Irrfahrten auf den Meeren gerade im Hafen angedockt hatte. Die Hälfte der Ladung, so hieß es, - der jüngste Teil - hatte überlebt. Der Kaufmann beschloss sich zur Küste zu begeben, um seine Ware schnellstens zu veräußern.
Er nahm sich vor, auf der Rückreise ein prunkvolles Geschenk für seine Tochter mitzubringen. Sie war kurz davor, ihren achtzehnten Geburtstag zu feiern. Aber sie wollte keine Galanterien unter diesen Bedingungen akzeptieren. Sie hielt den Erlös aus dem Verkauf für unrein. Mit Christen oder Schweinen zu handeln - wo liegt der Unterschied?
Da ist beim Überarbeiten was schief gegangen. Doppelte Doppelung ganzer Absätze.
Der Skorbut hat ihnen die Zähne ausgeschlagen; die Krätze hat ihre Haut zerfressen und der Hunger hat ihr Fleisch ausgetrocknet. Was bleibt übrig? Nichts! Nichts was ich in Bares umwandeln konnte.“ Nachdem es ihm gelungen war, sein Wrack und seine Christen gegen zwei Säcke Erdnüsse einzutauschen, machte er sich auf den Rückweg, arm wie zuvor.
Da machst Du den Erzähler zum Badass. Kann man machen, ist nur für manche ein Katapult aus dem Text hinaus.
als er plötzlich eine Festung oberhalb des ausgetrockneten Flussbetts sichtete, auf dem er entlang ritt.
Vorsicht beim Gebrauch von plötzlich, es passt selten, da es auf einen Schlag (Plotz) bedeutet. Weder steht die Festung plötzlich da, noch sichtet er plötzlich, sondern die ganze Zeit. Lass ihn doch überrascht sein von dem, was er sieht.
Aus dem Sprachgefühl heraus würde ich in einem Flussbett reiten nicht auf, auch weil er schon auf dem Kamel reitet. Wobei: beide Kamelstuten sind abgestürzt, worauf reitet der jetzt?
Entlangreiten zusammen.
Als er am Burgschloss ankam
Schloss=Repräsentation, Burg=Verteidigung, entweder oder.
Er stürzte sich auf das zarte Stück Lendchen, das er sorgfältig mit Olivenöl und Chilisauce beträufelt hatte.
Wo hat er das her, wenn sein Hab und Gut mit den Kamelen abgestürzt ist?
anstelle seiner eigenen vor, die durch den Schaum verunreinigt worden war, den sein Reittier während des harten Aufstiegs gesabbert hatte.
Auch wieder ein Badass-Moment.
Dieser Palast musste zweifellos einem guten Dschinn gehören, das sich seiner Lage erbarmt hatte.
Der Dschinn.
Mit beruhigtem Magen ging Kassim hinaus, um sein Dromedar zu satteln.
Ach so, zwei Kamelstuten abgestürzt, ein Dromedar hat er noch. Good to know.
Zwei aus dem Nichts aufkommenden Wachen packten Kassim
aufkommende. Oder: Wie aus dem Nichts erschienen zwei Wachen und packten Kassim.
„Ich habe dir Gastfreundschaft gewährt und als Dankeschön plünderst du meine Bäume!“(Komma) donnerte eine Stimme hinter ihm.“(Gänsefüßchen weg)
"Ich habe nichts getan!" rief er beschwörend.
Dito.
Bei diesen Wörtern spürte Kassim, wie ein Schauder durch seine Adern fließ
floss.
Er hob den Kopf, um den Emir anzuflehen.
Woher weiß Kassim, dass der andere ein Emir ist?
Kassim hatte den Eindruck, dass das Wasser dem Emir mit dem blauen Bart im Mund zusammenlief.
Klassischer Fall von show, don´t tell, Woran erkennt er das? Nicht behaupten, zeigen.
vor dem nächsten Vollmond wieder hierher zu sein.(Gänsefüßchen fehlen)
Kassim verließ den Palast in der Qual des angekündigten Todes. Sein Dromedar machte sich allein auf den Weg in die Wüste.
Verstehe ich nicht, warum reitet er nicht?
diese Kariténüsse kommen deinem unglücklichen Vater teuer zu stehen
deinen.
Die Hauptgerichte waren in der Mitte konzentriert
Wortwahl. Angeordnet. konzentrierte Speisen sind etwas anderes.
Von Minute zu Minute wurde Jamila bewusster(Komma) auf was sie sich eingelassen hatte
Nur mal exemplarisch, gibt eine Menge Kommata mehr, die fehlen.
dass du so dünn bist wie eine Gazelle, die an Kameldornbäume(n) weidet
als der Emir mit dem blauen Bart in den Raum stürmte.
vorher wurde nur ein Hof erwähnt, auf dem der Grill stand.
Er sollte sich nie wieder in der Burg blicken lassen.
Ein gutes Beispiel für den flapsigen Duktus, der die Atmo killt. In einem Märchen würde stehen: Er sollte die Burg verlassen und niemals wiederkommen. Auch hier:
In seiner Mitte sah sie einen großen Webstuhl mit allem Drum und Dran
Umgangssprache. Warum nicht mit viel Zubehör?
Auf einem Teppich vor diesem Möbel
sorry, ein Webstuhl ist kein Möbel.
Auf einem Teppich vor diesem Möbel waren neben Dutzenden Knüpfplänen, glasierten Keramikbecher voller gefüllter Datteln, getrockneter Feigen und anderen kandidierten Früchten aufgestellt.
Durcheinander der Fälle.
Auf einem Teppich vor diesem Möbel waren, neben Dutzenden Knüpfplänen, glasierte Keramikbecher voller gefüllter Datteln, getrockneter Feigen und anderer kandidierter Früchte aufgestellt.
Dieser Gedanke beflügelte ihren Mut und sie fing an, einen Funken von Hoffnung zu nähren.
„Würden Sie mir gestatten, Ihnen Gesellschaft zu leisten?“ (Komma)fragte er sie.
So verwöhnt, dass sie auf ihre Figur achtete, obwohl sie keinen Anlass mehr zu(r) Befürchtung hatte, auf einem Spieß zu enden.
Macht keine Sinn. Obwohl sie keine Befürchtungen mehr hat, achtet sie weiter auf ihre Figur?
Ich habe sie auf diesem Zettel notiert
Zettel=Papier, besser Schriftrolle.
Als (sich) der Jubel einstellte,
dass sie ihr Essen stehen ließ
stehenließ.
Drei Treppenstufen überspringend, stieg sie in die große Galerie der unteren Etage hinab, wobei sie sich fast das Genick brach.
Was ist passiert? Ist sie gestolpert?
und dass die Tür des kleinen Kabinetts in die Eingangshalle des Serails führte()…
Zu dem vom Großeunuchen organisierten Fest wurde den ganzen Harem eingeladen
der ganze.
und die Kollektion zweiten Ehefrauen
zweiter.
sowie ihren Kinderschwärmen
sowie ihre Kinderschwärme.

Das Ende ist ein Rausblenden, bisschen lame, "steht im Buch des Allmächtigen geschrieben", das gibt mir nichts Neues mehr mit.

So, ich muss raus, die Sonne ruft, peace, l2f

 

Moin @Eraclito ,

danke für Deine Geschichte.
Ich kann mit dem Märchengenre nicht viel anfangen, kenne mich darin nicht gut aus und trotzdem wollte ich mich revanchieren und Dir kurz ein wenig konstruktive Kritik dalassen:

Leider muss ich Dir sagen, dass Dein Text im Ganzen für mich nicht funktioniert. Der Anfang kommt noch recht interessant daher, doch dann:

Da er, wie fast alle Händler damals, mehr Schulden als Haare auf den Kopf hatte, behielt er nach dem Desaster nur ein Zelt, eine Handvoll Dromedare und eine Herde Ziegen, die an Akazienbäumen in der Wüste jenseits der Kong-Berge weideten, tausend Meilen von jeder bewohnten Gegend entfernt.
Jamila zählte sechs Lenze. Sie lebte dort allein, ohne jemanden mit dem sie spielen konnte.
Als Erstes hat mich das Wort "Desaster" rausgerissen, da ich dieses nicht mit einem märchenhaften Duktus verbinde, des Weiteren fragte ich mich "Warum weiden seine Ziegen denn tausend Meilen von jeder bewohnbaren Gegend entfernt? Und warum lebt seine Tochter da jetzt alleine?" Okay, jetzt sollte man in einem Märchen vielleicht nicht nach Logik suchen, aber ich konnte das nicht abstellen, so wie oben beschrieben ging es mir danach an vielen Stellen in Deinem Text, meist verbunden mit nicht passenden Formulierungen.

Tatsächlich habe ich ihn ab einer gewissen Stelle gen Ende bloß noch überflogen, ungefähr ab da, wo die Tochter an den Hof des blaubärtigen Emirs kommt. Zu überbordend und umständlich formuliert empfand ich den Textfluss, zu unspektakulär oder uninteressant die Geschichte der Tochter.

Ich glaube, wenn Du den Text radikal kürzen und auf bestimmte Formulierungen abklopfen würdest, könnte da eine stimmige "1001-Nacht"-Geschichte bei rauskommen.

Wenn Du mit meinen Überlegungen etwas anfangen kannst, freut mich das.
Beste Grüße
Seth

 

Hallo Seth Gecko


Vielen Dank für Deinen Kommentar.

Als Erstes hat mich das Wort "Desaster" rausgerissen, da ich dieses nicht mit einem märchenhaften Duktus verbinde,
Du hast recht. Es ist korrigiert.
des Weiteren fragte ich mich "Warum weiden seine Ziegen denn tausend Meilen von jeder bewohnbaren Gegend entfernt?
Wenn du Der kleine Prinz von Saint-Exupéry gelesen hättest, wüsste Du.:p
so wie oben beschrieben ging es mir danach an vielen Stellen in Deinem Text
Es gibt tatsächlich viele andere Augenzwinkern zu anderen Märchen.
zu unspektakulär oder uninteressant die Geschichte der Tochter.
Nicht erstaunlich wenn Du "da, wo die Tochter an den Hof des blaubärtigen Emirs kommt" aufhörte.:D
könnte da eine stimmige "1001-Nacht"-Geschichte bei rauskommen
Hast Du sie gelesen?:rolleyes:
Liebe Grüße
Eraclito

 

Hallo Linktofink

Vielen Dank für das Lesen meines Textes und für Deine enorme Hilfe. Deine Bemerkungen sind sehr wertvoll. Ich habe sie alle gern berücksichtigt.

Da machst Du den Erzähler zum Badass.
Eigentlich wollte ich Kassim zum Badass machen, denn er muss am Ende sterben. (Das ist halt so in Märchen). Dank Dir ist das "Katapult" verschwunden.

Obwohl sie keine Befürchtungen mehr hat, achtet sie weiter auf ihre Figur?
Ja! Alle (fast alle) Mädchen achten auf ihre Figur. Ich weiß, es ist ein Klischee.;)

Das Ende ist ein Rausblenden, bisschen lame,
Einverstanden. In der korrigierten Fassung habe ich versucht, die Moralität eine Ebene höher zu setzen.

Noch mal vom Herzen Danke.

Liebe Grüße
Eraclito

 

Hallo @Eraclito

Ich gehe gleich mal ins Detail:

In einem fernen Land lebten zwei Brüder. Sie hießen Kassim und Alibaba.
Jo - der Einstieg ist ok. Damit sind wir gleich beim "1000 und eine Nacht"-Feeling.
Sie hatten nur ein Töchterchen, Jamila, die Schöne. Hübsch? Kann man nicht sagen, aber so anziehend, dass alle Herrensöhnchen um ihre Hand anhielten, bis …
Dies suggerierte mir, das es hier um eine Frau ging.
Jamila zählte sechs Lenze.
und hier war ich dan draußen. Ja, früher hat man die Mädchen schon früh versprochen. Aber in dem Alter kan man doch über "nicht hübsch" kaum was sagen. Aber sie ist "anziehend"? Übertrieben gesagt: Das rückt die Sache in so eine pädophile Richtung... .

Aber nicht nur dieser Aspekt verwirrte mich, sondern gleich danach kommt ja:

Ihre einzige Gesellschaft waren Gazellen und Füchse, wenn sie sich bei Sonnenuntergang Gute Nacht wünschten. Obwohl es damals noch üblich war, dass kleine Prinzen sich in der Wüste blicken ließen, begegnete sie keinem.
Wenn sie niemanden trifft, wieso können dann "alle Herrensöhnchen um ihre Hand" anhalten?

Aber über Logiklöcher hast Du ja schon einige Kommentare :)
Daher will ich es mal damit belassen.

dennoch gern gelesen
Gruß
pantoholli

 

Hallo Pantoholli


Vielen Dank für Deinen Kommentar.

Dies suggerierte mir, das es hier um eine Frau ging.
"Sie hatten nur ein Töchterchen, Jamila", kann man klarer sein?!
Aber sie ist "anziehend"? Übertrieben gesagt: Das rückt die Sache in so eine pädophile Richtung... .
Wenn man eine pädophile Neigung hat!:) Das Mädchen ist „anziehend“ aufgrund des Vermögens ihres Vaters.
Wenn sie niemanden trifft, wieso können dann "alle Herrensöhnchen um ihre Hand" anhalten?
Es gibt ein Vorher und ein Nachher. Wahrscheinlich ist mein Absatz, in dem ich erkläre, dass ihr Vater bankrottgegangen ist, nicht explizit genug. Ich werde ihn umformulieren.
Liebe grüße
Eraclito

 

Hey @Eraclito

Die Geschichte, das Märchen, wie auch immer man den Text nennen will, zeigt, was eben Märchen zeigen wollen: dass man alles von einem auf den anderen Moment verlieren kann, aber belohnt wird, wenn man an seine Träume glaubt und ein edles Herz hat. Was natürlich eine Illusion ist. Deshalb hat selbst mein Lieblingsmrächen (Sterntaler) etwas kitschiges, unehrliches, aber auch ein gutes Ende. Insofern eine gelungene Umsetzung des Challenge-Themas.

Von der Sprachebene her finde ich den Text an manchen Stellen unentschlossen, weil der 19.Jahrhundert-Stil nicht durchgehend eingehalten wird. (siehe unten)

Märchen mag ich ab und zu. Deins auch.

Paar Stellen

Jamila zählte sechs Lenze.
Ich glaube in einem orientalischen Umfeld würde man nicht "Lenze" sagen.
In der Gegenrichtung führte sie Ketten von halb bekleideten Sklaven, die für diese Minen bestimmt waren.
also die Ketten werden geführt, okay, aber was ist mit den Sklaven?
Im Kreis ihrer Ziegen war es Jamila völlig schnuppe, wie sie roch, aber sie wollte ihren Vater nicht kränken.
passt nicht, schnuppe, meine ich
„Du hast eine Tochter, sagst du? Wie alt ist sie?“
"Sie wird achtzehn, mein Herr."
mir kommt es vor, dass die Zeit sehr schnelle durchflogen wird, nachdem sie zuvor sechs Lenze gezählt hat
Sie stand kerzengerade und stolz vor dem Prinzen. „Der könnte fünfunddreißig bis vierzig sein", schätzte sie.
das klingt komisch, als wäre sein Alter ein echtes Kriterium
Es wäre unredlich gewesen, hier zu verraten, womit sich der Prinz beschäftigte. Sie sollen nur erfahren, dass er in bester Kondition war und dass die Tür des kleinen Kabinetts in die Eingangshalle des Serails führte …
oha, was der wohl gemacht hat, kann es etwa sein, dass Jamila gerade davon angezogen wird?
„Du denkst, du warst frei in deinen Entscheidungen, aber das Ende aller Geschichten, der fröhlichen, der traurigen, der banalen, der tragischen, ... steht im Buch des Lebens geschrieben."
„Und das Ende dieses Märchens?" werden Sie fragen. Nun, es ist mit der Moralität gekommen.
na ja, und dieser Vorherbestimmtheit mochte ich nie: der Mensch bleibt frei in seinen Entscheidungen, wozu lohnte es sich sonst zu leben?

Viele Grüße von nach dem Sturm
Isegrims

 

Hallo @Eraclito
wir kennen uns noch nicht, ein ganz herzliches Willkommen, und gut, dass du gleich den Mut hattest, an einer Challenge teilzunehmen. Mein Einstieg damals, als ich hier aufschlug, war das auch. Und siehst du, ich bin immer noch da. :D
Wenn ich die Kommentare so überfliege, muss ich feststellen, dass du ganz schön gearbeitet hast an dem Text. Vieles, was da moniert wurde, ist nicht mehr zu finden. Ich finde, deine Textarbeit hat ihm gut getan. Das muss man ja mal würdigen. Hut ab.

Insgesamt geht es mir so, dass ich finde, das setting orientalischer Märchen ist dir geglückt. Dass du gleichzeitig so ein kleines ironisches Zwinkern über die märchenhaften Ereignisse legst, finde ich eigentlich auch ganz schön. Auch die Anspielungen auf Elemente aus anderen Texten. Ich fürchte nur, wenn es nicht literarisches Fundementalallgemeinwissen ist, nützt es dir wenig, weil der Leser es dann nicht zuordnen kann.

Schön finde ich das Sprichwort jeweils am Anfang und am Ende. Das erste stammt aus dem Sudan. Das letzte ist aus deiner Feder? Es klingt gut. Wenn du willst, dass etwas geschieht, verbiete es. Wenn das nur mal immer so klappen würde. Ich finde den Rahmen jedenfalls schön.

Gegen Ende wurde es mir etwas zu lang. Da hätte ich mir ein wenig Zuspitzung und Raffung gewünscht. Aber so insgesamt gefällt mir das, das Mädchen, das treu zu sich und anderen steht, wird belohnt, der habgierige Vater erstickt unter dem, wonach er sein ganzes Leben gestrebt hat. Ein bisschen mehr hätte ich allerdings die junge Frau vor Prüfungen gestellt, so insgesamt habe ich das Gefühl, ging das alles zu locker. Und was mir noch einfällt, ich würde mich beim Geschichtenerzählen vor zu vielen losen Enden hüten. Hier sind der Bruder Alibaba so ein loses Ende, wenn ich es nicht überlesen habe, kommt er nie wieder vor. Und die Sache mit der Menschenfresserei wird auch nicht aufgeklärt.

In einem fernen Land lebten zwei Brüder. Sie hießen Kassim und Alibaba.Alibaba war ein gutmütiger Taugenichts. Kassim dagegen wollte reich werden. Er heiratete eine abgeblühte Jungfer, die mit allen Reizen des Geldes geschmückt war. Mit dem Vermögen seiner Ehefrau kaufte er Schiffe​
die abgeblühte Jungfrau klingt schön nach Ali Baba und die 40 Räuber.
Alle Reize des Geldes ist auch klasse


Hübsch? Kann man nicht sagen, aber so anziehend, dass alle unbemittelten Herrensöhnchen um ihre Hand anhielten. Bis zum verhängnisvollen Tag an dem die gesamte Galeerenflotte des Vaters unterging.​
Arme Jamila, schon wieder die Reize des Geldes


Mit einem Schlag verlor Kassim, der überall Geld geborgen hatte, um immer mehr Schiffe zu kaufen, seinen gesamten Besitz.​
geborgt hatte

Da er seinen Schuldenberg nicht zurückzahlen konnte, floh er in die Wüste jenseits der Kong-Berge, tausend Meilen von jedem bewohnten Land entfernt.
Ihm blieben nur ein Zelt, eine Handvoll Dromedare und eine Herde Ziegen, die an Akazienbäumen weideten. Jamila lebte dort allein, ohne jemanden mit dem sie spielen konnte. Ihre einzige Gesellschaft waren Gazellen und Füchse, wenn sie sich bei Sonnenuntergang Gute Nacht wünschten.​
Schön geklärt, warum er die Einsamkeit suchen muss.
(Obwohl es damals noch üblich war, dass kleine Prinzen sich in der Wüste blicken ließen, begegnete sie keinem.)​
:D
Ja, man weiß nicht, wo die kleinen Racker abgeblieben sind.
Ich finde das eigentlich witzig, wie du so eine Erzählinstanz im Hintergrund hast, die dein eigenes Märchenschreiben durch die Kommentare ironisiert. Momentan wirkt das aber noch nicht so richtig durchgeführt. Ich stelle mir auch vor, dass das megaschwieirg wäre. Ich jedenfalls könnte es nicht.
Eines Tages berichtete der Kameltreiberführer Kassim, dass eines seiner Schiffe, das er für verloren gehalten hatte, nach einer Dekade Irrfahrten auf den Meeren gerade im Hafen angedockt hatte.​
Da strauchelte ich einen Moment, ich dachte zuerst, auch der Kameltreiberführer hieße Kassim und war verwundert. Falls noch jemandem diese Stelle aufgestoßen ist, kannst du ja mal schauen, sonst schieb es auf meine Dussligkeit.

Mal bis hierhin, wenn ich irgendwann wieder Zeit habe und du Lust hast, noch mehr zu hören, komme ich noch mal wieder. Versprechen kann ich es aber nicht. So eine Challenge ist auch ganz schön viel Arbeit, wenn man seinen Text auf die Schnelle fertig kriegen will, den Kommentaren antowrten will und dann auch noch einigermaßen nachvollziehbares feedback für die Kollegen und Kolleginnen zu schreiben. Aber wem sag ich das.

Jedenfalls hab ich dich gern besucht in deinem Märchen.
Bis die Tage und lass es dir gut gehen
Novak

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Eraclito,

habe gerade bei Dir vorbeigeschaut und gesehen, Du hast sehr viel am Text gearbeitet und Stolpersteine beseitigt. Klar, es ließe sich noch weiter am Text feilen, das ein oder andere kürzen, doch er kommt jetzt für mich als Einheit daher. Von meiner Seite ein klares Daumen hoch, er hat gewonnen und Respekt für die investierte Arbeit.
Kleinkram:

Kassim peitschte seines elenden Wallachs
Kassim peitschte seinen elenden Wallach.
Keiner von beiden hatte nur ein einziges Gericht angerührt, als der Emir mit dem blauen Bart in den stürmte.
Da fehlt was. der Emir stürmt in den ...
Ich habe sie auf diesem Kamelschulterblatt notiert
Gute Idee statt Zettel.
Wenn du willst, dass etwas geschieht, verbiete es.
Schon besser, aber wenig märchenhaft und letztlich doch drangepappt. Über das Ende würde ich weiter nachdenken, auch, um die Handlung mit einem Twist abzurunden.
Mal ins Blaue gedacht, wie wäre es, wenn Du nach dem hier
„Ich freue mich über Ihr Glück, Jamila. Hatte ich es Ihnen nicht angekündigt?“
„Ah, Sie sind es! Ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Unter uns gesprochen, woher wussten Sie das?“
schriebst:
"Als der Emir die Karitébäume setzte, war er ein kleiner Junge gewesen, der ab und zu durch die Wüste strich. Auf einem dieser Streifzüge wurde er von einem alten Karitébaum gebeten, seine verbleibenden Nüsse mitzunehmen und einzupflanzen. Die Wüste und der fehlende Regen würden ihn und seine Samen bald austrocknen und vollends verdorren lassen. Es solle zu seinem Schaden nicht sein, denn es gäbe da (EDIT: später mal) eine schöne Maid, die Kariténüsse liebte. Und mit Hilfe der Nüsse würde sich sein Schicksal erfüllen und er würde sie gewinnen."
So in der Art, um einen Bogen zu schlagen und die Kariténussnummer märchenhaft rauszuputzenund auch ein wenig anzureichern. Dann müsstest Du nach vorne hin einige Sachen umschreiben, aber sehr überschaubar.
Nur ein Vorschlag, den Du auch in die Tonne kloppen kannst. Peace, l2f

 

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