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Wie ich statt in einer Kneipe unter der Dusche landete

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01.03.2023
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Wie ich statt in einer Kneipe unter der Dusche landete

Abendessen auf der Terrasse ist rum, ich bin noch voller Energie. Jetzt nur noch schnell die Kinder ins Bett und dann aber. „So, Kinder, Schlafenszeit, wir gehen hoch.“
Das ist das Signal für den bis gerade eben ruhig essenden Großen, sich brüllend vom Platz zu erheben und die Kleinste aus dem Kinderstuhl zu wuchten. Er umgreift sie von hinten und zerrt sie halb nach oben, halb nach hinten. Ich sehe ihre weit aufgerissenen Augen.
„Lass sie. Nicht so. Zieh sie nicht nach hinten. Nicht. Nicht, Herrgott nochmal.“ Während meines Sermons schafft er es irgendwie, sie aus dem Stuhl zu befreien, ohne ihr beide Füße zu verstauchen. Wie war das: Keine Nicht-Botschaften? Verdammt. Beim nächsten Mal. Leider biegt er nicht ab ins Haus, sondern weiter Richtung Rasen, wo er seine Schwester arglos in die Nestschaukel wirft.
„Sie will schaukeln“, erklärt er und schubst los, dass sie hin- und hergeworfen wird wie ein Losestückgut-Frachter des letzten Jahrhunderts irgendwo in den Roaring Forties.
„Halt, hör auf“, ich schubse das Mittelkind vom Schoß und stürze zur Schaukel, um die Kleine zu retten. „Ihr sollt euch fertig machen, nicht schaukeln.“ Während ich noch die Kleine aus der Nestschaukel hebe, springt der Große bereits wieder von der Sitzschaukel, auf der er ein paar demonstrative Schwenks gemacht hat, brüllt zu seiner mittleren Schwester „Los, wir gehen rein“, und ab ist er.
Kleine schnappen und hinterher eilen: eine Bewegung.
Bereits vom Flur aus stelle ich fest, dass sie natürlich nicht am Zähneputzen sind. Die Kleine auf meinem Arm schaut sich suchend um. „Die haben sich in der Dusche versteckt, weil sie das lustig finden“, erkläre ich ihr. Sofort ertönt das Gekicher. Ich setze die Kleine ab und gehe zur Dusche, um die beiden rauszuholen.
„Zähne putzen sollt ihr, auf jetzt“, versuche ich Motivation zu verstreuen. Erfolg? Mäßig wäre massiv übertrieben. Sie schlurfen von der Dusche zu ihren Plätzen auf Toilette und Hocker in einer gefühlten Ewigkeit. Nicht, dass unser Bad groß wäre.
Irgendwie schaffen Kinder so etwas wie ein gegenteiliges Wurmloch: Sie krümmen Raum und Zeit derart, dass sie kürzeste Distanzen in längster Zeitdauer durchqueren. Es sei denn, am Ende warten Süßigkeiten oder Fernsehen. Dann kommt aus dem Nichts ein Warp-Antrieb dazu …
Während die beiden also hartnäckig das Zähneputzen rauszögern, fällt mir auf, dass ich von der Kleinen seit über einer Minute nichts mehr gehört habe. Entweder ist sie also bereits tot, oder irgendetwas in unserem Haus muss gerade dran glauben.
Ich stürze in den Flur und sehe, wie sie gerade das letzte Teil aus dem Wäschekorb zwischen den Streben des Treppengeländers nach unten fallen lässt. Unten türmen sich ehemals gefaltete frische Kleidungsstücke auf drei Stufen. Ich schnappe sie und trage sie ins Bad, wo die beiden Großen natürlich immer noch nicht Zähne putzen, sondern mittels geradezu römisch anmutender Wasserspiele das Bad in einen 360Grad-Nassbereich verwandelt haben.
„Herrgott nochmal, könnt ihr EINMAL einfach tun, was ihr sollt?“
Ich schnappe die grün-rosa Zahnbürste aus dem Becher, mache Zahnpasta drauf und fange an, der Kleinen die Zähne zu putzen. Gegen massiven Widerstand, versteht sich. „Mach mal Aaaah“, sage ich und merke, dass ich selbst vor Verbissenheit kaum meine Zähne auseinander bekomme. Vorbild? Verdammt.
„Papa, das ist meine Zahnbürste“, klingt es vom Mittelkind leicht genervt-gelangweilt von hinten. „Was? Warum sagst du das nicht früher?“ „Ihre ist die rosa-grüne, weiß doch jeder.“ Aha. Verdammt.
Zahnbürste raus, andere Zahnbürste rein, gegen massiven ...
„Und jetzt putzt eure Zähne, Herrschaftszeiten.“
Die Kleine ist fertig, mit dem Zähneputzen, mit dem Tag, mit mir. Sie tappelt los Richtung Schlafzimmer. Und schwupps, springt der Große vom Toilettendeckel, um sich ihr anzuschließen. Ich springe auf um ihn aufzuhalten, rutsche in einer der Wasserpfützen aus und knalle rücklings in die Dusche. Mein instinktiver Versuch, Halt zu finden, endet am Mischhebel, und aus dem ein-Quadratmeter-Ultra-Rainforrest-Humidity-Master rauscht Wasser auf mich hinab, in großen, weichen Tropfen.
Meine Seele zieht sich weinend in ihren Schutzraum zurück, mein Kopf schreit nach Whiskey, Cask Strength, während mein Großer,stampfend zum Rhythmus einer imaginären Marschmusik aus dem Bad schreitet und dabei aus „Asterix bei den Briten“ zitiert: „Er hat einen Normalzustand? Hat er?“

 

Hi @harvey37,

ich find die Geschichte lustig. Sie ist gut zu lesen und nicht allzu kompliziert. Mir sind nur ein paar Dinge aufgefallen. Nimm was du davon brauchst.

gegen massiven usw.
mich hat das "usw" sehr irritiert beim lesen. Ich würde den Satz entweder beenden oder "…" statt "usw" nutzen.

ein-Quadratmeter-Ultra-Rainforrest-Humidity-Master
da bin ich als Leser raus. Da weiß ich nicht was das ist, aber das kann auch an mir liegen.

Und oben bei

Das ist das Signal für den bis gerade eben ruhig essenden Großen, sich brüllend vom Platz zu erheben
ist glaube ich ein Kommafehler drin oder so. Das liest sich seltsam. Den Satz musste ich öfter lesen.

Mehr ist mir nicht aufgefallen. Klasse Kurzgeschichte, die Emotionen kommen gut rüber.

Schöne Grüße
Aeffchen

 

Moino @harvey37,

Ich finde deine Kurzgeschichte ziemlich witzig zu lesen.

Irgendwie schaffen Kinder so etwas wie ein gegenteiliges Wurmloch: Sie krümmen Raum und Zeit derart, dass sie kürzeste Distanzen in längster Zeitdauer durchqueren.

Die Stelle ist perfekt getroffen meiner Meinung nach.

sage ich und merke, dass ich selbst kaum meine Zähne auseinander bekomme. Vorbild? Verdammt.

Hier verstehe ich nicht ganz, warum er die Zähne selbst nicht ganz auseinander bekommt. Diese Stelle ergibt meiner Ansicht nach wenig Sinn, auch wenn sie ein Symbol ist, dass er als Papa selbst im Chaos der Abendroutine versinkt. Einen Grund warum das so ist, würde das Problem für mich beheben.

Ich würde zusätzlich noch empfehlen unbedingt Absätze einzubauen in deinen Texten. Mir fällt das Lesen so immer ein bisschen schwer und ich musste auch diesen Text zweimal lesen.

Liebe Grüße :)

 

Hi Aeffchen,
erst mal vielen lieben Dank für deinen freundlichen Kommentar. Tatsächlich war ich mit der Geschichte schon ziemlich rund, aber deine Hinweise sind alle berechtigt, erstaunlich also, was man selbst nicht sieht...
Die Vorschläge nehme ich alle an. Der Humidity-Master soll so ein riesiger quadratischer Regenwald-Duschaufsatz sein, den viele zusätzlich zum Duschkopf in ihrer Dusche haben. So einen übertriebenen Namen hat natürlich keiner, aber auch hier ging es um die Übertreibung ;-)

Viele Grüße
Theo

Hi Glqdio,

vielen herzlichen Dank für deinen Kommentar und das Lob.
Mit den Zähnen hast du recht, das kann ich noch klarer machen, der Prot ist halt selbst maximal angespannt und spricht nur noch durch zusammengebissene Zähne.
Die Absätze sind beim Copy-Paste verloren gegangen. Danke für den Hinweis.

Viele Grüße
Theo

 

Salü @harvey37

Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert und konnte das Familienchaos richtig mitfühlen.
Herzlichen Dank dafür!

Zwei Dinge sind mir aufgefallen, jedoch bitte ich dich vorerst abzuwarten, ob dies meine persönlichen Empfindungen sind oder es anderen auch so erging.

Ich habe erst beim Zurückspringen im zweiten Lesedurchgang realisiert, dass die Szenerie draussen vor dem Haus stattfindet. Wenn ich "Kinder, Abendessen und Kinderstuhl und wir gehen hoch "lese, setzt mein Kopf die Szenerie automatisch drinnen an den Esstisch.

Ich habe erst beim zweiten Durchlauf realisiert, woher das mittlere Kind kommt.

Den Rest fand ich super und ich freue mich auf weitere Beiträge von dir.

Liebe Grüsse
Granini

 
Zuletzt bearbeitet:

Ja, da tauchen wir in Alternatiefen ein, wie ich sie noch in einer Wohngemeinschaft“ (andere mögen uns für „Teufels“zeug und eine kommunardischen Höllenausgeburt gehalten haben) in den 80igern kannte – nur, dass wir bei einem Kind anfangs vier und hernach bis zu sechs Erwachsene waren. Aber wir waren keineswegs nur „antiautoriär“ - denn wir setzten an diversen Stellen auch Ausrufezeichen, wie ich es zB hier bereits empfehle:

„So, Kinder, Schlafenszeit, wir gehen hoch.“
oder deutlicher und somit eindringlicher
„Lass sie. Nicht so. Zieh sie nicht nach hinten. Nicht. Nicht, herrgottnochmal“.
wobei ich zumindest den abschließenden Punkt vors auslaufende Gänsefüßchen zu setzen und den Herrgott vom noch mal zu trennen empfehle („eigentlich“ ein verkürztes „noch einmal“),

& damit erst einmal wellcome 2 the pleasuredome,

Dear @harvey37!

Bereits vom Flur aus stelle ich fest, dass sie natürlich nicht am Zähneputzen sind.
Ja, so wird auch im Pott gesprochen.
Aber willstu Naturalist sein, statt rationell mit den Worten umgehen?
Warum nicht schlicht „weil sie Zähneputzen“?

Während die beiden also hartnäckig das Zähneputzen rauszögern, fällt mir auf, dass ich von der Kleinen seit über einer Minute nichts mehr gehört habt.
Da endet „haben“ im falschen Fall

Entweder ist sie also bereits tot, oder irgendetwas in unserem Haus muss gerade dran glauben.
Glücksfall? Hier lässt die Dudenredaktion zwischen zwo Hauptsätzen ein Komma zu, wenn auch mit der hirnrissigen Bedeutung, dass somit der Charakter der beiden Hauptsätze hervorgehoben würde …

Aber hier

Ich schnappe sie und trage sie ins Bad, wo die beiden Großen natürlich immer noch nicht zähneputzen, sondern mittels geradezu römisch anmutender Wasserspiele das Bad in einen 360Grad-Nassbereich verwandelt haben.
wollen die Zähne vom Verb getrennt bleiben

Herrgottnochmal, könnt ihr EINMAL einfach tun, was ihr sollt?“
Da hat nicht nur der Herrgott was gegen die Zusammenführung, besser
„Herrgott noch mal“ (ist ein abgekürztes „noch einmal“)

Gern gelesen vom

Friedel

 
Zuletzt bearbeitet:

Gude @Granini ,

ganz lieben Dank für dein nettes Feedback. Es freut mich, wenn sich die Stimmung gut übertragen hat. Ich habe noch ein paar solcher Szenen, vielleicht schiebe ich da demnächst noch etwas nach.

Deinen Hinweis zu "draußen" fand ich gut und wichtig, und da muss ich auch gar nicht lange warten. Als Einstieg "Abendessen auf der Terrasse" löst die Unklarheit ohne großen Eingriff.

Danke nochmal und herzliche Grüße
Theo


Hallo @Friedrichard,

vielen Dank fürs Lesen!
Aber mit deinem Kommentar komme ich nicht klar. Jepp, da sind Fehler drin, und die hast du schonungslos offengelegt. Leider auch in einem recht "oberlehrerhaften" Ton, oder warum kommentierst du noch jede Anmerkung?
Und eine Kommasetzung als "Glücksfall?" zu bezeichnen, geht mir definitiv zu weit. Das ist anmaßend. Bei den Hinweisen zu diesem Forum meine ich mich an "hart, aber herzlich" zu erinnern. Herzlich finde ich hier gerade nichts.
Ich bin hier, weil ich Feedback zu meinen Texten bekommen will, zum Inhalt, zum Aufbau, zum Verständnis, "ob der Text funktioniert". Und klar freue ich mich, wenn auch Fehler ausgebessert werden. An reinen Fehler-Aufzeigungen habe ich kein Interesse.

Also in Zukunft gerne zum Text, inkl. Tipp- oder sonstige Fehler. Ansonsten gerne weiterscrollen.

Viele Grüße
Theo

PS: Wellcome klingt sicher "well", schreibt sich aber welcome.

 

Moin @harvey37 ,

zu

Ich bin hier, weil ich Feedback zu meinen Texten bekommen will, zum Inhalt, zum Aufbau, zum Verständnis, "ob der Text funktioniert". Und klar freue ich mich, wenn auch Fehler ausgebessert werden. An reinen Fehler-Aufzeigungen habe ich kein Interesse. Also in Zukunft gerne zum Text, inkl. Tipp- oder sonstige Fehler. Ansonsten gerne weiterscrollen.
kann ich nur sagen: Das Erstaunlichste ist, dass du geschafft hast, in diesem Forum über ein Jahr lang angemeldet zu sein, und immer noch nicht mitgeschnitten hast, dass es hier keineswegs nach dem Motto läuft: Wer Fehler findet, kann sie behalten.

Jemand, der sogar nur eingeschränkte Internetzeit hat, macht sich freundlicherweise die Mühe und (teil)verbessert deinen Text, und das ist deine Reaktion? Deine Antwort ist schlichtweg schäbig.

Not sorry, dass ich zu deinem Textstück nix sage - ich hab letztlich das gemacht, was du grad Friedel @Friedrichard geraten hast: Durchgescrollt. Und nix Interessantes gefunden.

Viel Spaß noch hier, cheers,
Katla

 

Hallo @Katla,

deine Kritik ist verletzend, ich vermute mal, das soll so sein.

Aber wenn du dir meine anderen Kommentare angeschaut hättest, hättest du gesehen, das ich sehr wohl kritikfähig bin, bisher habe ich alle Kommentare zu Hinweisen und Fehlern dankbar aufgenommen.

Aber der Ton macht die Musik, nicht? Und ich finde, ich habe das Recht, darauf hinzuweisen, wenn ich den Ton nicht mehr für angemessen halte. Kritikfähig zu sein heißt ja nicht, sich alles gefallen lassen zu müssen.

Ich habe mich (aufrichtig) freundlich bedankt für seine Mühe, darauf hingewiesen, was ich für unangemessen halte (und auch begründet) und einen Vorschlag gemacht, wie ich mir einen konstruktiven Umgang für die Zukunft vorstelle. Daran kann ich nichts Schäbiges erkennen.

Warum du nun so abwertend wirst, kann ich nicht nachvollziehen. Und ich bedaure es, weil es nun noch weniger meinen Text geht. Schade eigentlich.

Viele Grüße
Theo

 

Lieber @harvey37

Ruhig Blut :-)

Ich kann verstehen, was du unter Feedbackkultur erwartest.
Feedback Grundsätze; Gesamtbeurteilung, positive Punkte, negative Punkte, Nagel
Feedback-Geber; Konstruktiv, Subjektiv, zeitnah, fair.

Ich gestehe, als ich anfing mich durchs Forum zu stöbern (vor meiner Anmeldung hier) mir Friedrichards Kommentare ebenfalls aufgefallen sind.
Von Kommentar zu Kommentar, fing ich jedoch an, seine Beiträge immer wie mehr zu verstehen und mögen.
Seine Adleraugen sehen alles, und sein scharfer, spitzer Schnabel zeigt präzise und schmerzhaft auf jeden noch so kleinen Fehler. Jeden Kommafehler schabt er mit kratzenden Bewegungen unwiderruflich und brennend in dein Fleisch ein.

Seine künstlerische Ruhr(S)pöttlerische Art ist erfrischend anders und hat seinen Charme.

Zudem wird auf der Seite mehrmals darauf hingewiesen, dass die Beurteilungen der Texte teils hart und direkt sein können.

Nimm es als Motivation, deine Texte noch akribischer zu korrigieren, um den Adler ziellos kreisen zu lassen.

Nimm dir Friedrichards Kritik zu Herzen und ignoriere die Art der Kritik, wenn sie dir nicht gefällt. Obwohl ich denke, dass die Kritik nicht so "böse" gemeint ist, wie sie für gewisse herüberkommen kann.
Es ist einfach keine neu-moderne, auf wir haben uns alle lieb und umschreiben alles 0815 Feedback Art geschrieben.

Schliesslich soll der Feedback Nehmer: sich nicht rechtfertigen, aktiv zuhören, nachfragen, eigene Schlüsse ziehen.

Einen schönen Tag und lieben Gruss
Granini

 

Ach @Granini

ich bin doch ganz ruhig 🙂

Mit "hart" komme ich gut klar. Ist ja auch nicht die erste Kritik, hier nicht, und auch sonst nicht. Und seine Korrekturen habe ich ja auch schon dankbar übernommen.

Und es ist ja auch so naheliegend, dem (neuen) Autor Kritikunfähigkeit zu unterstellen. Stimmt deswegen aber nicht immer.
Warum es zu einem Aufreger wird, wenn ich nicht den Inhalt seiner Kritik, sondern lediglich den Ton kritisiere, verstehe ich nicht. Muss ich aber auch nicht.
Alles gut also.

Herzliche Grüße
Theo

 

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