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Wie sich der Kreis statt dessen schließen sollte

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24.04.2003
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Wie sich der Kreis statt dessen schließen sollte

Es ist nie zu spät, aufzuhören.
Tanja, du wirst zwar nicht mehr erleben, wie ich mich bessere, aber verdammt nochmal, es ist noch nicht zu spät einen Schlusstrich zu ziehen.
Ich habe ihnen heute gesagt, dass ich gehen werde. Wann ich denn zurückkommen würde, wollten sie wissen.
Niemals mehr, antwortete ich mit einem Lächeln im Gesicht. Ich habe schon zu lange genug von allem.
Als ich das Gebäude verließ war mir, als hätte ich ein Gebirge hinter mich gebracht, das auf meiner Seele gestanden hat.
Krachend fielen seine Felsen zu Boden, und ich fühlte mich erleichtert. Nicht leer, nein, aber von dem ganzen unnützen Ballast befreit.
Ich fuhr mit der Bahn nach Hause, packte die wichtigsten Sachen in den alten Lederkoffer, und sah nicht zurück, als ich die Tür hinter mir schloss.
Ich nahm mir ein Taxi zum Flughafen. So kurzfristig bekam ich nur ein teures Ticket, aber Geld spielte ohnehin keine Rolle mehr.

Jetzt sitze ich hier in der Maschine und denke viel über uns nach. Mehr wahrscheinlich, als ich es in der Vergangenheit getan habe. Immer wieder flackern Bilder von dir auf, reglos, wie geistige Photographien, die ich vor langer Zeit einmal geknipst habe.
Auf einigen lächelst du, doch auf den meisten bist du ernst. Deine Resignation hat sich schleichend entwickelt, sie stand nicht einfach eines Tages vor der Tür.
Eigentlich ist es seltsam, wie ein Auseinanderleben stattfindet. Man schwört sich anfangs, dass einem so etwas nie passiert, und weiß im selben Augenblick um die Selbstlüge.

Die Stewardessen kommen mit ihren Wägelchen vorbei. Es gibt Tomatenschnitzel. Mit diesem Essen verbinde ich nichts. Lieber hätte ich etwas, was mich an dich erinnert.

Es ist kalt in Spanien, und es regnet. Die Buslinie ist noch die gleiche wie damals, nur der Fahrer ist ein anderer. Das Dorf selbst hat sich kaum verändert, wenn es im Winter auch düster und verlassen wirkt.
Hier stehe ich nun, den Griff des Koffers fest umschlossen, unsicher umherblickend, wie ein verloren gegangener Tourist.
Langsam schlendere ich die schmale Straße entlang. Das Geräusch des hinterher rollenden Koffers irritiert mich, also lasse ich ihn einfach los. Mitten auf dem staubigen Asphalt bleibt er stehen.
Ein Gewitter zieht auf, als ich an der kleinen Pension vorbeikomme. Mein Plan hat sich kurzfristig geändert. Ich werde hier nicht übernachten. Keine Albträume mehr.
Als ich mich der Schlucht nähere, stelle ich fest, dass viele Bäume gefällt wurden. Mein Herz macht einen Sprung. Hoffentlich steht unserer noch.
Ja, er ist noch da, viel größer inzwischen. Ich setze mich an den Rand der Schlucht, den Schatten unseres Baumes im Rücken, und lasse die Beine hinunterbaumeln. Ich schließe meine Augen, und diesesmal sehe ich nur die Bilder, auf denen du lächelst. Ein Donnern erschrickt mich. Als ich die Augen öffne merke ich, dass ich die Arme vor der Brust verschränkt habe. Aber sie greifen ins Leere. Da ist niemand mehr, den sie halten können, außer mir selbst.
Ich bin ich, noch immer. Es würde keinen Sinn machen zu springen. Dein Tod hat ebensowenig Sinn gemacht, warum sollte ich den Kreis nun auf diese Weise schließen?
Vorsichtig stehe ich auf, gehe auf den Baum zu, und berühre seine Rinde.
"Machs gut, Liebe meines Lebens."
Warum ich gerade jetzt nicht weine, gerade in diesem Moment keinen Schmerz empfinde; ich habe nicht die geringste Ahnung.
Du bist mir für einen Augenblick ganz nahe, und ich spüre, dass ich endlich loslassen muss. Das Leben geht weiter, immer.

Nach dem Rückflug nehme ich mir wieder ein Taxi. Erst in diesem Moment fällt mir auf, dass ich den Koffer in Spanien gelassen habe.
Zu Hause lege ich mich ins Bett und schlafe sofort ein. Zum ersten Mal seit drei Jahren habe ich keinen Albtraum.
Am nächsten Morgen melde ich mich arbeitslos. In der Stadt treffe ich Sandra, eine Kollegin, mit der ich letzte Woche noch im selben Büro gesessen habe.
Als sie mich erkennt, winkt sie übertrieben, und stolpert über einen herausragenden Bordstein. Ich muss wegen ihrer Tollpatschigkeit grinsen. In der Firma hat sie einmal das Notebook vom Chef fallen lassen.

"Na Sie, verschwinden einfach so, ohne einen Ausstand zu geben?"
"Hi Sandra, werde ich stark vermisst?"
"Also, was für eine Frage. Ohne dich ist es ganz anders. Es sind alle ziemlich ratlos, was dich betrifft. Martin hat gesagt, dass du nach Spanien fliegen willst."
"Da war ich. Aber ich bin ... zurückgekommen."
"Dann wirst du dich jetzt zum Kaffee einladen lassen und mir sagen, was los ist, und tust du es nicht, langweile ich dich mit lauter Bürokram."
Sie lächelt, und ich merke, dass ich in diesem Moment ein Photo von ihr schieße.
"Es ist gerade etwas ungünstig, ich wollte nachher noch Bewerbungen schreiben."
"Schade. Ich wollte dich auch nicht überrumpeln. Sorry."
Ihr Lächeln macht einem enttäuschten Gesichtsausdruck Platz. Ich will sie so nicht vor meinem geistigen Auge sehen. Du lebst nie im Jetzt, nur in der Zukunft, hat Tanja immer gesagt.
"Aber die kann ich auch morgen noch schreiben. Gehen wir."

Vorher ist mir nie aufgefallen, dass Sandra eine schöne Frau ist. Ich fand sie immer bloß hübsch.
Vielleicht ist es nötig, die Dämonen der Vergangenheit ruhen zu lassen.
Ich will mich bessern, mehr Zeit für die Menschen haben, die mir wichtig sind.
Das ist mein Vermächtnis an dich, Tanja.

Als wir losgehen, hakt Sandra sich bei mir ein. Sie erzählt aufgeregt von ihrem Tag.

Ich höre ihr zu.

 

Hallo Cerberus!

Ein gelungener Titel - ich mußte ihn sofort anklicken, obwohl ich eigentlich grad den PC runterfahren wollte, weil ich eigentlich gar keine Zeit habe. :shy:

Aber auch die Geschichte ist gelungen, ich hab ganz vergessen, daß ich weg muß, und gleich die Fehler rauskopiert...
Dafür ein umso kürzerer Kommentar, weil es eh nicht viel zu kritisieren gibt: Sehr gefühlvoll geschrieben und mit einer guten Beobachtung: Das Vermeiden-Wollen der Fehler, die man in der alten Beziehung gemacht hat. Vermutlich meinst Du mit "Wie sich der Kreis statt dessen schließen sollte", daß der Protagonist das schon früher hätte erkennen können und die Beziehung mit Tanja nicht enden hätte müssen. Seh ich das richtig?
Wobei ich das eher für Alltag, als für Gesellschaft passend fände. Aber ich hab jetzt nicht lang nachgedacht, vielleicht fällt mir unterwegs ja noch mehr dazu ein. ;)

Ein paar Anmerkungen noch:

"Es ist nie zu spät, aufzuhören."

"wie geistige Photografien,"
- Fotografien

"Auf einigen lächelst du, doch auf den Meisten bist du ernst."
- meisten

"wie ein Auseinanderleben statt findet"
- stattfindet

"und weiß im selben Augenblück um die Selbstbelügung"
- fände besser "um die Selbstlüge"

"und lasse die Beine herunterbaumeln"
- "hinunterbaumeln" oder nur "baumeln"

"Da ist niemand mehr, den sie halten können, außer mich selbst."
- außer mir selbst

"Es würde keinen Sinn machen zu springen."
- Es hätte keinen Sinn, zu springen.

"Dein Tod hat keinen Sinn gemacht"
- Dein Tod wäre sinnlos.

"Ihr Lächeln macht einem enttäuschten Gesichtsausdruck platz."
- Platz

"Ist fand sie immer bloß hübsch."
- Ich

"Vielleicht ist es nötig die Dämonen der Vergangenheit ruhen zu lassen."
- nötig, die

Liebe Grüße,
Susi :)

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Häferl!

Schön, dass du trotz der Eile noch Zeit gefunden hast, meine Geschichte zu lesen.
Die meisten deiner Änderungsvorschläge habe ich übernommen. Groß- und Kleinschreibung, sowie diese dämliche Sache mit hinab und herab werde ich wohl nie richtig in den Griff kriegen :)
Die Photographie habe ich allerdings so gelassen. Wenn das Wort mit "Ph" geschrieben ist, assoziiere ich es immer mit alten Photoapparaten, die man noch hinstellen musste. Diese uralten Dinger eben. Mir gefällt es in dieser Schreibweise viel besser, obwohl ich mich ansonsten auch nach der neuen Rechtschreibung richte. Allerdings: Heißt es Photografie, oder PhotograPHie?

Vermutlich meinst Du mit "Wie sich der Kreis statt dessen schließen sollte", daß der Protagonist das schon früher hätte erkennen können und die Beziehung mit Tanja nicht enden hätte müssen. Seh ich das richtig?

Nein, ich habe das eigentlich anders gemeint.
Mein Protagonist reist nach Spanien, um einen Schlusstrich zu ziehen. Er will in die Schlucht springen, und seinem Leben ein Ende setzen, weil er sich seit Tanjas Tod nutzlos vorkommt. So könnte der Kreis sich schließen. An dieser Stelle haben die Beiden sich kennen gelernt, und an dieser Stelle bringt er sich um.
Aber dann entscheidet er sich für das Leben, und merkt plötzlich, dass es noch andere Frauen gibt, die ihn interessieren (nie gemerkt, dass sie eine schöne Frau ist --> fand sie immer bloß hübsch).
Er ist jetzt, nach seinem Abschluss mit Tanja, bereit für eine neue Beziehung, und so schließt sich der Kreis seines Lebens auf eine andere, hoffnungsvollere Weise.

Ich danke dir für deinen Kommentar.

Viele Grüße

Cerberus

EDIT: Scheinbar ist es bei dir gar nicht so rübergekommen, dass Tanja tot ist. Deswegen habe ich auch nicht geschrieben: "Dein Tod WÄRE sinnlos."
Kommt das nicht klar genug heraus? Dann müsste ich vielleicht nochmal überarbeiten.

 

Hallo Cerberus,

für mich war klar, dass Tanja tot ist.
Ich war auch richtig froh, dass es nicht wieder eine Suizidgeschichte geworden ist ;).

Ich hatte nur etwas Mühe mit dem plötzlichen Sinneswandel:

Ich bin ich, noch immer. Es würde keinen Sinn machen zu springen. Dein Tod hat ebensowenig Sinn gemacht, warum sollte ich den Kreis nun auf diese Weise schließen?
......
Du bist mir für einen Augenblick ganz nahe, und ich spüre, dass ich endlich loslassen muss. Das Leben geht weiter, immer.

Dafür, dass der Prot soviel hingeschmissen hat, nach Spanien fliegt und alles hinter sich läßt, fehlt mir hier noch etwas mehr Grund für ihn, doch am Leben zu bleiben.


"Na Sie, verschwinden einfach so, ohne einen Ausstand zu geben?"
"Hi Sandra, werde ich stark vermisst?"
"Also, was für eine Frage. Ohne dich ist es ganz anders. Es sind alle ziemlich ratlos, was dich betrifft. Martin hat gesagt, dass du nach Spanien fliegen willst."

Ist das Absicht mit dem Siezen und Duzen?

Das Gebirge, das auf der Seele stand...mit diesem Ausdruck hatte ich auch etwas Probleme.


Als wir losgehen, hakt Sandra sich bei mir ein. Sie erzählt aufgeregt von ihrem Tag.

Ich höre ihr zu.


Das gefällt mir sehr gut als Schluß.

Mir hat die Geschichte gefallen und ich habe sie gerne gelesen.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi bernadette!

Ich war auch richtig froh, dass es nicht wieder eine Suizidgeschichte geworden ist

Ich auch, denn ursprünglich sollte es eine werden.

Dafür, dass der Prot soviel hingeschmissen hat, nach Spanien fliegt und alles hinter sich läßt, fehlt mir hier noch etwas mehr Grund für ihn, doch am Leben zu bleiben.

Hmmm...schwierige Sache. Eigentlich schmeißt er im Endeffekt ja wirklich viel hin, immerhin kündigt er, und wagt einen neuen Anfang.
Ich hatte beim Schreiben der Geschichte den Gedanken, dass er es mit dem Selbstmord eigentlich nicht wirklich ernst meint (daher habe ich es auch nicht im Suizid enden lassen), sondern bloß nocheinmal an den Ort zurück will, an dem er Tanja kennen gelernt hat. Er ist sich selbst nicht sicher, ob er sich tatsächlich umbringen will, daher entscheidet er sich letztendlich auch recht schnell dagegen, weil er noch Hoffnung auf ein neues Leben hat. Er will mit dem Alten abschließen, und das wird ihm erst an dieser Stelle klar: Dass er loslassen muss.

Ist das Absicht mit dem Siezen und Duzen?

Yep. Ist eine persönliche Eigenheit, dass ich Leute, die ich gut kenne, manchmal scherzhaft mit "Na, Sie" anspreche.

Das Gebirge, das auf der Seele stand...mit diesem Ausdruck hatte ich auch etwas Probleme.

Damit habe ich auch meine Probleme. Kein besonders guter Vergleich. Ich sollte mir einen besseren einfallen lassen.

Vielen Dank für deinen Kommentar.

Grüße

Cerberus

 

Hey Cerberus!

Hat mir wieder mal gefallen, deine Geschichte. DU schaffst es immer, diese traurig, melancholische Stimmung zu schaffen, die einen niederdrückt - und gleichzeitig (so wie jetzt, bei diesem schönen Schluß) immer wieder Hoffnung zu geben. Du zeigst, dass Menschen sich ändern können, zwar müssen sie dazu oftmals erst in Situationen sein, die als schwerwiegend zu bezeichnen sind, aber es geht. Oft merkt man erst viel zu spät, dass man sich, oder Dinge ändern muss, loslassen, um weiterzuleben, ohne nur dahinzuvegetieren.
Den Schluß finde ich besonders schon, hab ich aber oben schon erwähnt.

Dein Tod hat ebensowenig Sinn gemacht, warum sollte ich den Kreis nun auf diese Weise schließen?
Gefällt mir sehr gut, dieser Satz.

Grüße,
One

 

Hi Cerberus!

Ja, toller Text. Er wirkt zwar etwas hektisch und schnell erzählt (ist er auch schnell runtergeschrieben?), aber das stört nicht allzusehr, wie ich finde.
Anfangs wusste ich nicht genau, worauf es hinausläuft, der Text selbst schien etwas unentschlossen, aber ich finde, darin liegt auch der Reiz.
Das Ende ist dann wieder sehr versöhnlich, fast zu versöhnlich, aber es gefällt mir besser als ein tragisches, das hier wirklich deplaziert gewirkt hätte.

Gut.

Eines noch:

Na Sie, verschwinden einfach so, ohne einen Ausstand zu geben?
Hier siezt sie ihn, später duzt sie ihn.

In diesem Sinne
c

 

Hi!

@one weak

Es freut mich, dass dir der Text gefallen hat. In letzter Zeit entwickle ich ein richtiges Faible für Gesellschaft. Früher habe ich um diese Rubrik immer einen großen Bogen gemacht. Mittlerweile interessiert sie mich aber genauso sehr wie "Horror".

@chazar

ist er auch schnell runtergeschrieben?

Ja, ist er. Bei solchen Geschichten muss ich in der richtigen Stimmung sein, wenn ich sie schreibe, daher müssen sie in einem Rutsch durchgehen, da ich sonst fürchte, den emotionalen Faden zu verlieren.

Hier siezt sie ihn, später duzt sie ihn.

Wurde bereits angemerkt, ist aber so gewollt. Ich persönlich "sieze" Leute, mit denen ich mich gut verstehe schonmal scherzhaft zur Begrüßung.
Ich dachte durch das "Na" vor dem Sie würde deutlich werden, dass Sandra ihn nicht wirklich siezt.

Euch beiden vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren.

Grüße

Cerberus

P.S. Wie ich sehe, bist du aus dem Urlaub zurück, chazar. Hoffentlich auch zumindest halbwegs erholt.

 

Lieber Cerberus!

Verzeih bitte die lange Wartezeit - die davonlaufende Zeit ist schuld... :D

Aber warum hast Du denn da gleich eine Auflösung gepostet, hm? Jetzt bist Du schon über 600 Beiträge da und postest nach der ersten Kritik eine Erklärung der Geschichte? :susp: Und das, obwohl ich geschrieben hab, daß ich sie nur einmal schnell gelesen hab. Schäm Dich. :p ;)

Scheinbar ist es bei dir gar nicht so rübergekommen, dass Tanja tot ist. Deswegen habe ich auch nicht geschrieben: "Dein Tod WÄRE sinnlos."
Kommt das nicht klar genug heraus? Dann müsste ich vielleicht nochmal überarbeiten.
Das wollte ich eigentlich beim zweiten Lesen überprüfen, denn irgendwie ist es mir zwar nicht entgangen, aber ich hab es auch nicht richtig aufgenommen, weil ich bei dem Sinnlos-Satz viel zu fixiert auf die grammatikalisch falsche "Sinn gemacht"-Formulierung war.
Du könntest das aber schon im zweiten Satz deutlicher machen:
Tanja, du wirst zwar nicht mehr erleben, wie ich mich bessere,
Indem du zum Beispiel "Tanja, du kannst zwar nicht mehr erleben" oder "Es tut mir Leid, dass du nicht mehr erleben kannst".
Das "wie" würde ich durch ein "dass" ersetzen, oder ein Adjektiv dazuschreiben, z.B. "wie radikal ich mich bessere".

Es würde keinen Sinn machen zu springen. Dein Tod hat ebensowenig Sinn gemacht,
"Sinn machen" ist wie gesagt falsch - es kann etwas (keinen) Sinn haben oder sinnvoll bzw. sinnlos sein.

Heißt es Photografie, oder PhotograPHie?
Entweder F (neu) oder Ph (alt), aber immer beide gleich, also Fotografie oder Photographie.

bernadette schrieb:
Dafür, dass der Prot soviel hingeschmissen hat, nach Spanien fliegt und alles hinter sich läßt, fehlt mir hier noch etwas mehr Grund für ihn, doch am Leben zu bleiben.
Hmmm...schwierige Sache.
Ja, ein bißchen in die Tiefe könntest Du da schon noch gehen. Beispielsweise könnte er sich fragen, warum es ihn gerade an diesen Ort zieht, wenn er daran denkt, sich umzubringen. Du schreibst zwar, daß sie sich dort kennengelernt haben, aber in der Zeit, wo sie zusammen waren, haben sie ja vielleicht auch andere Orte besucht, mit denen er ganz andere gemeinsame Erinnerungen verbindet. Er könnte zum Beispiel auch einen Ort wählen, zu dem sie nie gekommen sind, weil er keine Zeit hatte, das fände ich zum Umbringen viel geeigneter, da könnte er sich noch viel besser die Schuld geben. - Aber er (sein Unterbewußtsein) wählt den Ort, wo alles begonnen hat. Das kann ihn doch ein wenig zum Nachdenken bringen... ;-)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi Häferl!

Verzeih bitte die lange Wartezeit - die davonlaufende Zeit ist schuld...

Überhaupt kein Problem.

Aber warum hast Du denn da gleich eine Auflösung gepostet, hm? Jetzt bist Du schon über 600 Beiträge da und postest nach der ersten Kritik eine Erklärung der Geschichte?

Naja, diese Geschichte sollte eigentlich klar rüberkommen, also ohne irgendwelchen versteckten Botschaften. Wenn dann etwas nicht so verstanden wird, wie ich es wollte, erkläre ich lieber, um schnell nachbessern zu können.

"Sinn machen" ist wie gesagt falsch - es kann etwas (keinen) Sinn haben oder sinnvoll bzw. sinnlos sein.

Hmmm...dabei gefällt mir der Satz SO gut :D
Immer diese böse Grammatik.

Ja, ein bißchen in die Tiefe könntest Du da schon noch gehen. Beispielsweise könnte er sich fragen, warum es ihn gerade an diesen Ort zieht, wenn er daran denkt, sich umzubringen. Du schreibst zwar, daß sie sich dort kennengelernt haben, aber in der Zeit, wo sie zusammen waren, haben sie ja vielleicht auch andere Orte besucht, mit denen er ganz andere gemeinsame Erinnerungen verbindet.

Ich denke, dass es ihn zu dem Baum hingezogen hat, eben weil sie sich dort kennen gelernt haben.
Okay: Doch ein wenig bisschen klitzekleines etwas eine versteckte Botschaft :D
Aufgrund des Titels ist der Baum sehr wichtig, da er den Anfang der Beziehung mit Tanja symbolisiert; den nicht geschlossenen Kreis.
Anstatt diesen durch Suizid zu schließen (Das Ende am Anfang eben), überlegt er es sich anders, und schließt den Kreis, indem er gedanklich mit Tanja abschließt.

Vielen Dank für die ausführliche Kritik.

Grüße

Cerberus

 

Anstatt diesen durch Suizid zu schließen (Das Ende am Anfang eben), überlegt er es sich anders, und schließt den Kreis, indem er gedanklich mit Tanja abschließt.
Das hab ich schon verstanden, daß er das so vor hatte. Aber die Meinungsänderung kommt ein bisschen zu kurz. Als er sich hinsetzt und die Beine baumeln läßt, ist er ja, soweit ich das mitbekommen habe, noch immer der Ansicht, daß er sich umbringen wird.
Ich setze mich an den Rand der Schlucht, den Schatten unseres Baumes im Rücken, und lasse die Beine hinunterbaumeln. Ich schließe meine Augen, und diesesmal sehe ich nur die Bilder, auf denen du lächelst.
Wie er sie halten will, aber ins Leere greift, drückt eher die Sehnsucht nach ihr aus, sodaß man Angst hat, er läßt sich gleich in die Schlucht fallen, weil er dann schneller bei ihr ist.
Und dann plötzlich die Erkenntnis:
Da ist niemand mehr, den sie halten können, außer mir selbst.
Ich bin ich, noch immer. Es würde keinen Sinn machen zu springen. Dein Tod hat ebensowenig Sinn gemacht,
Hier zeigt er plötzlich ein Selbstwertgefühl, das er vorher nicht hatte; nicht haben konnte, sonst wäre er nicht auf den Gedanken gekommen, sich umzubringen. Und da gehört in meinen Augen ein bisschen Füllung dazwischen, aus der die Veränderung erkennbar ist. Woher weiß er das plötzlich, wenn er es zuvor nicht gewußt hat? Mein Vorschlag wäre eben, ein langsames Erkennen, daß dieser Ort nicht zugleich Anfang und Ende sein kann/darf. Du kannst ihm aber auch andere Gedanken in den Kopf legen. ;)

Liebe Grüße,
Susi :)

 

Hi nochmal!

Weiter oben habe ich geschrieben, dass er eigentlich nicht wirklich Selbstmord begehen will. Sicher, er hat es irgendwie schon vor, aber dann auch wieder nicht wirklich (verstricke ich mich hier langsam in Widersrpüche? *g*).
Aber vollkommen im Ernst: Es soll wirklich so sein, dass er nur halbe Absichten verfolgt. Er weiß, dass es so wie es ist, nicht weitergehen kann, und daher kommt ihm dieser plötzliche Aussteigergedanke. Er fliegt spontan nach Spanien, weil er Angst hat, er könnte diesen Gedanken sonst zu lange vor sich herschieben, bis er irgendwann nicht mehr realisierbar ist. Immerhin wartet er ja auch drei Jahre damit, ehe er sich entschließen kann. Ein Suizid kommt eigentlich gar nicht mehr in Frage. Wenn er sich in den drei Jahren nicht umgebracht hat, dann wird er es in diesem Augenblick bei der Schlucht auch nicht tun. Es ist ein letzter Ausweg, den er benutzt, weil er weiß, dass es mit seinem Leben so nicht weiter gehen kann. Natürlich denkt er an Selbstmord, aber es ist bloß ein Verzweiflungsgedanke, weil er jede Nacht diese Albträume hat, und sich tagsüber ständig beschissen fühlt.
Daher finde ich es schon realistisch, dass er so spontan entscheidet, nicht zu springen, da auch die Entscheidung zum Springen keine Vollkommene gewesen ist.
Wie gesagt: Ursprünglich sollte es schon eine Suizidgeschichte werden, aber ich fand es dann einfach zu unlogisch, zu melodramatisch. Daher habe ich versucht, mich in meinen Prot hineinzudenken. So wie ich ihn während des Schreibens vor Augen hatte, wäre er auf gar keinen Fall gesprungen.
Das klingt jetzt nach Ausrede, ist aber ernst gemeint.

Schön, dass du soviel nachhakst. Ich habe jetzt nocheinmal richtig über die Geschichte nachgedacht.

Grüße

Stefan

 

So wie ich ihn während des Schreibens vor Augen hatte, wäre er auf gar keinen Fall gesprungen.
Das klingt jetzt nach Ausrede, ist aber ernst gemeint.

Hallo Häferl,

ist doch ganz einfach ;) :
er hatte einfach Schiß zu springen :D

Gruß von einer, die die Männer durchblickt :cool:
bernadette

 

Hallo Cerberus,

ich habe den Eindruck, dass dein Protagonist zweimal einen Schlussstrich ziehen möchte (muss): Er kündigt bei der Arbeit (warum wird nicht richtig deutlich) und er reist noch einmal nach Spanien, wo er einst Tanja kennen gelernt hatte. Dort hat er nun die Wahl seine Albträume durch Suizid zu beenden oder durch die Akzeptanz des Geschehenen. Die Möglichkeit, sein Leben beenden zu können, zeigt ihm, wie wichtig es ihm noch ist.
Passend finde ich auch den zurückgelassenen Koffer, es wirkt wie eine symbolische Handlung die zeigt, dass der Protagonist etwas von sich dort lassen will, wo er selbst nicht sein kann.
Gut gelöst hast du auch das Problem vom Rückflug auf Sandra zu kommen, die „Tollpatschigkeit“ macht Sandra sympathisch und passt zu ihrem lockeren Umgang mit der Hauptfigur.
Hat mir gut gefallen.
Gestört hat mich nur der Ausdruck:
„als hätte ich ein Gebirge hinter mich gebracht“.

L G,

tschüß... Woltochinon

 

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