Was ist neu

Wie Tradition und Sitte zum Fluch der Menschheit wurde...

Mitglied
Beitritt
03.05.2009
Beiträge
4
Zuletzt bearbeitet:

Wie Tradition und Sitte zum Fluch der Menschheit wurde...

Wie Tradition und Sitte zum Fluch der Menschheit wurden, auch wenn es nur ein Einzelfall war

Auf dem Nachhauseweg sah ich Dennis von seinen Verwandten umringt auf der Terrasse stehen. Sie gratulierten ihm alle herzlich. Zu herzlich. Wie ich Geburtstage verabscheute. Natürlich nicht meinen, aber es ging jetzt nur um das Prinzip. Selbstverständlich würde es heute Abend eine Party geben mit Cola, Chips und dem ganzen anderen Zeug. Nur schade, dass er mich nicht eingeladen hatte. Ich warf ihm einen bösen Blick zu, doch gerade war seine Mutter dabei ihn zu drücken und ihm zu seiner neuen Konsole zu gratulieren. So was Ödes. Eine Konsole. Wenn ich nicht selber eine hätte, würde ich noch viel mehr Schlechtes darüber sagen. Dennis war zwar nie mein Freund gewesen, doch er hatte jeden aus der Klasse eingeladen. Jeden. Wenn ich in seiner Klasse gewesen wäre, wär ich bestimmt auch eingeladen worden.
Zwei Straßen weiter betrat ich den Garten. Es war ein ziemlich schlecht gepflegter Garten. Ich grinste bei dem Gedanken, dass jemand sich dieser Aufgabe widmen musste. "Schatz, kannst du heute den Rasen mähen?", rief meine Mutter aus der Küche zu mir nach draußen. Verdammt. Egal. Ich wägte meinen heutigen Nachmittag mit dem von Dennis ab und musste mit Bedauern feststellen, dass ich eindeutig den Kürzeren zog.
Während des Rasenmähens machte ich eine kleine Pause, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Nagut, eigentlich wollte ich nur schauen, wie es um Dennis stand. Er wurde weiterhin mit freudigen Gesichtern angestrahlt und das Geschenkelaufband lief konstant weiter. "Aber Onkel Simon! Das wär doch nicht nötig gewesen! Ein supertoller Motorradhelm", jauchzte er gerade vor Glück. So ein Depp, dachte ich mir und blickte den Hund hämisch an. Was soll der denn mit einem Motorradhelm anfangen? Es sei denn, man hatte ihm dafür auch noch "...Ein Motorrad gekauft? Onkel Simon, du bist der Größte!" Meine Miene erstarrte und nun war es der Hund, der mich hämisch anblickte. Als er mich auch noch teuflisch anbellte, zerrte ich ihn genervt zurück nach Hause. Wie ungerecht. An MEINEM Geburtstag habe ich einen Wurm bekommen. Der wurde dann von einer Forelle gegessen; die Forelle wurde von einer Katze gegessen; und nach einem widerlichem Vorfall, den ich nicht weiter erläutern möchte, wurde die Katze von einem Hund verspeist. Der besagte Hund bemalte meine Schuhe gerade mit seinem eigens kreierten Wasserfarben und machte aus den Socken, die ich darunter trug, ein Water-Boarding-Testgelände für meine Zehen. Natürlich war ich ziemlich angepisst und ließ den Hund wieder in den Garten.
Es war inzwischen Abend geworden und ich hörte weiterhin Gelächter von einer gewissen Party. Die Gäste waren auch schon eingetroffen und jeder hatte ihm ein kleines Paket überreicht, was er überschwänglich entgegennahm. Nicht, dass ich ihm hinterherspionieren würde, aber kann ich denn was dafür, wenn mein Teleskop genau auf Dennis' Terrasse gerichtet war? Also ich denke, der Fall ist klar. Wie auch immer: Es war kurz vor Mitternacht und das Fest neigte sich dem Ende zu. Seine Verwandten versammelten sich wieder um Dennis herum und blickten ihn angespannt an. Es war nicht nur Fröhlichkeit in ihren Augen. Da war noch etwas anderes. Ich zoomte näher heran und sah es. Aus dem Winkel, aus dem ich die Gesichter anvisierte, sahen die Leute aus wie leblose Zombies. Aber ich ahnte etwas Schlimmeres. Sie gingen auf Dennis zu, der immer noch freudig in alle Richtungen lachte und sich bei seinen Freunden für ihr Kommen bedankte.
Nun erhob der Vater, dessen Augen in verschiedene Richtungen guckten und dabei anfingen gelb zu leuchten, die Stimme und rief: "Los, Leute! Hoch soll er leben!" Ich befürchtete etwas Schreckliches, doch war ich mir noch nicht sicher. Onkel Simon, dessen großporige Haut nun einen grünlichen Film über sein Gesicht laufen ließ, packte Dennis am Arm. Die Tante am anderen Arm. Seine Eltern, sofern man diese abartigen Ungeheuer noch Eltern nennen konnte, übernahmen die Beine. Ich atmete lautlos ein, denn ich war mir nun zu 80% sicher. "Hoch soll er leben, hoch soll er leben, hoch soll er leben: DREIMAL HOCH! HOOCH! HOOOOCH! HOOOOOOOCH", kreischten die Geschöpfe nun und warfen bei jedem "Hoch" den immer noch überglücklichen Dennis in die Luft. Beim ersten Wurf, waren es nur anderthalb Meter. Beim Zweiten würde mir schon übel werden. Und beim dritten Wurf, sah ich es. Dennis wurde so hoch geschleudert, dass er über das Dach flog und genau auf eine Stange fiel, so dass er damit durchbohrt wurde. Seine freudige Grimasse war im Mondlicht nur zu erahnen. Doch nun stand ich auf und sah mir das Übel genauer an. Jepp, nun war ich mir ganz sicher: Das Teleskop hatte einen kleinen Kratzer. So ein Mist.

 

Hallo, ich bin neu hier. Ich bin auf die Reaktionen gespannt und freue mich auf Feedback.
Dies ist eine meiner älteren Arbeiten, doch mir gefällt der Charme des Titels und der Verkrampftheit des Protagonisten, daher habe ich mich dennoch dafür als kg.de-Debut entschieden.

Viel Spaß beim Lesen!

 

Diese nette kleine Geschichte, erinnert mich sehr an die eigenen lieben Verwandten und die berüchtigten Familienfeiern.

 

also erstmal danke für die kritik, und ich werde die fehler (zumindest einige von ihnen) später überarbeiten.

ja, ich muss schon dazu sagen, dass es zwar inhaltlich um gesellschaft ging, aber von meinen angewandten elementen eher ins "Seltsame" abdriftet.

Das mit dem Neid ist mir persönlich nicht so aufgefallen und war auch eigentlich nicht der Punkt, den ich zentralisieren wollte. Es war lediglich ein grund, um eine logische erklärung dafür zu finden, wieso eine person eine andere betrachtet. im grunde ist die geschichte nur ein sehr abstrahierter vergleich, und zwar soll es die eingerosteten werte der heutigen zeit kritisieren, hinterfragen und ein wenig auf die schippe nehmen. aber solche geschichten wurden eigentlich schon zuhauf geschrieben, daher bediente ich mich des symbols eines brauchs, den jeder kennt, um überspitzt aufzuzeigen, dass nicht alles, was man von früher kennt und immer schon so gemacht hat, auch gut sein muss. da ich die person, die dieses denken schon überwunden hat als hauptperson gewählt habe, will ich damit ausdrücken, dass eine gewisse wandlung stattgefunden hat, die man in sich selber nochmal nachvollziehen muss, um die essenz seiner gefühle einzufangen. die ganze seltsamen geschehnisse, die dem protagonisten widerfahren weisen auf einen etwas wackligen lebensstil hin, der jedoch perspektive hat. der letzte satz ist so der bruch, der aufzeigt, dass die generation von neudenkern nun auch kaum mehr auf die "alte generation" achtet und nun seine eigenen probleme hat. und es ist eben meine art, dass alles, was ich schlecht darstellen will, meistens mit tod endet, daher auch der ziemlich übertriebene geburtstag. daher auch der titel.

danke nochmal, für die berichtigungen. ich habe diese geschichte zuvor für ein publikum geschrieben, die mehr mit meinen story (die eigentlich immer versteckt etwas tief in uns kritisieren, auch wenn man es auf den ersten blick nicht sieht) vertraut waren, von daher merke ich gerade, dass diese geschichte als einstieg in meine aufbau-schemata vlt nicht ganz so glücklich gewählt ist.

die ausdrucksmängel sind noch meine laster, die ich aber versuche in zukunft auszumerzen.

für weitere kommentare wäre ich sehr dankbar.

 

Hallo Hati,

und zwar soll es die eingerosteten werte der heutigen zeit kritisieren, hinterfragen und ein wenig auf die schippe nehmen.
Ungefähr das hatte ich aufgrund des Titels erwartet. Allerdings kam für mich nichts dergleichen rüber.
Stattdessen hatte ich wohl ein ähnliches Leseerlebnis wie Sabine. Mir schien es hauptsächlich um den Erzähler selbst zu gehen, um seinen Neid und seine etwas absurd überzogene Wahrnehmung der Welt. Er ist für mich eher eine tragisch-lächerliche Figur als die Verkörperung eines "Neudenkers".
Möglicherweise liest man die Geschichte anders, wenn man andere Stücke von dir kennt. Gerade eine Kurzgeschichte sollte aber aus sich selbst heraus ihr Aussage entfalten können.

Stilistisch geht's, von den Fehlern abgesehen, schon so durch, obwohl der all zu lässige Erzählstil mich nicht gerade begeistert.


Gruß,
Abdul

 

Salü Hati,

da bin ich doch ein wenig überrascht:
Die Sitte oder Tradition Geburtstag zu feiern, soll der Menschheit zum Fluch werden? Da hast Du doch ein grosses Thema mit einem harmlosen Fest recht gewöhnlich abgehandelt. Dein Protagonist kommt schon als rechter Neidbolzen bei mir an, auch wenn Du das ja offenbar so nicht gelesen haben möchtest. So räsoniert eigentlich nur ein nicht eingeladener Geburtstagsfestliebhaber, der statt mitfeiern zu können den Rasen mähen muss. Und so flucht er aus Rache den Feiernden an die Stange?

Nein, tut mir leid, das erreicht mich nicht.

Gruss, Gisanne

 

mmh nagut, ich merk schon, dass ihr euch zu sehr an der geschichte an sich verbeißt, aber je mehr ich darüber nachdenke, merke ich, dass die aussage vlt doch etwas klarer herausgestellt werden sollte...

ich bin es nicht gewohnt, geschichten zu schreiben, wo der leser sofort den sinn überblickt und daher wirkt die geschichte meist oberflächlich oder man interpretiert etwas anderes herein.

doch wie gesagt, an dieser geschichte sehe ich selbst, dass ich die wahl der geschehnisse bedachter hätte wählen sollen. muss auch nochmal dazu sagen, dass dies eine meiner älteren arbeiten ist und damals hatte ich eher aus lust an der laune geschrieben. aber hier scheint dann doch ein größerer wert auf die stilistischen mittel, ausdruck und inhalt der story zu liegen, von daher versuche ich bei meinem nächsten beitrag eine "bessere" geschichte zu posten.

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom