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Wiedersehen macht Freude

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10.09.2016
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Wiedersehen macht Freude

Das Licht hat er ausgemacht, draußen ist es hell genug. Er legt die Hände auf die Greifreifen, stößt, fährt ans Fenster. Auf seinem Schoß liegt das Fernglas. Er nimmt den Stein aus der Hemdtasche, befühlt ihn. Der Himmel ist wolkenlos. An so einem Tag kann er fast alles sehen. Herr Grubner streckt den Kopf vor. Gleich wird der Taubenmann erscheinen, unten beim Steinkreis. Es dauert nicht lange. Von hier oben sieht er aus wie eine Spielzeugfigur, die Tauben sind graue, hüpfende Punkte. Herr Grubner setzt das Fernglas an, beobachtet, wie sich die Vögel um Brotkrumen streiten. Geduldig wartet der Taubenmann, bis alles aufgepickt ist. Gleich wird er drei Mal in die Hände klatschen. Die Tauben flattern auf. Er verfolgt ihren Flug. Die Fassade am Westflügel hoch und aufs Dach, wo sie in Reihe landen. Herr Grubner spürt seinen Herzschlag, streicht mit den Fingerspitzen über den glatten Stein.
Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett. In Unterwäsche und weißem T-Shirt, auf das die schwarzen Haare fallen, bis unters Schlüsselbein. Ob sie braune Augen hat oder grüne, schwer zu sagen. Über ihr brennt eine Glühbirne ohne Lampenschirm. Herr Grubner konzentriert sich auf ihre Lippen. Eine Viertelstunde lang. Kein Lächeln, nichts. „Komm schon“, flüstert er. Das Ekzem am Auge juckt, doch Herr Grubner ignoriert es. Ewig könnte er sie so ansehen, auf ihr Lächeln warten.
Gegen halb zehn bewegt sie sich wieder. Sie steht auf, streckt sich, trottet aus dem Zimmer. Im nächsten Moment erscheint sie in der Küche. Kurz hält sie inne, wartet. Sie weiß, dass er sie beobachtet. Sie öffnet den Kühlschrank, nimmt einen Tetrapack Milch heraus, schraubt den Plastikdeckel ab und führt die Öffnung zum Mund. Ohne abzusetzen trinkt sie. Den Milchbart lässt sie stehen, kehrt ins Zimmer zurück, setzt sich aufs Bett. Wieder spürt Herr Grubner seinen Puls und befühlt den Stein. Es geht los. Ihre Blicke treffen sich. Sie hebt die Hand. Ohne das Fernglas abzusetzen, erwidert er ihren Gruß.


Kurz nach neun, ein anderer Tag. Auf ihrem Bett liegt eine Verpackung desselben Medikaments, das sie seit Wochen zum Einschlafen nimmt. Die junge Frau kommt ins Zimmer. Ein Milchbogen hängt über ihren Lippen. Er winkt ihr zu, sie schaut ihn an. Kein Gruß. Sie legt sich aufs Bett, schließt die Augen. Er wartet. Zehn Minuten. Fünfzehn. Etwas stimmt nicht. Herr Grubner legt das Fernglas ab, fasst nach den Greifreifen, fährt zur Tür. Das Handy ist leer. Im Treppenhaus nimmt er die Treppe zum Westflügel. Er steckt den Stein in die Hemdtasche, dreht den Rollstuhl, greift mit der Hand ans Geländer. Mit der anderen drückt er sich die Stufen hoch. Es sticht im Bauch, in den Schultern, der Brust. Oben angekommen schiebt er sich in den nächsten Flur, zieht den Stein aus der Hemdtasche und schließt die Finger darüber. Es muss eines dieser Zimmer sein. Eine Tür öffnet sich.
Barfuß steht sie da. In Unterwäsche und weißem T-Shirt.
„Sie sind nicht im Bett“, stellt er fest.
Sie zuckt die Achseln, zeigt mit dem Daumen hinter sich.

Es riecht säuerlich. Vom Flur aus erhascht er einen Blick in die Küche, wo sich die Milchkartons unterm Fenster stapeln.
Er folgt ihr ins Zimmer. Mit einem Schwung rollt er über die Schwelle. Sie legt sich aufs Bett. Hier ist es warm. Neben ihr auf der Decke zwei volle Blister des Medikaments.
„Sie antworten sonst immer.“
Die junge Frau beugt sich kopfüber, hebt Stift und Zettel vom Boden auf.
Nicht so laut!, notiert sie.
„Wieso?“
Sie drückt die Hände gegen den Kopf, zieht die Stirn kraus.
„Warum sprechen Sie nicht?“ Ihre Augen sind braun. „Soll ich gehen?“
Sie schüttelt den Kopf, zeigt auf seine Hand.
„Ein Lapislazuli.“
Glücksbringer?
„Eine Zeitmaschine“, sagt Herr Grubner.
Wohin?
„Zu einer Freundin.“ Er zögert. Dann wirft er ihr den Stein aufs Bett.

Wieder sitzt er am Fenster, es regnet. Wie Heimweh ist das. Er will den Stein zurück. Jetzt schuldet sie ihm etwas. Die Gardinen sind zugezogen. Doch er glaubt zu spüren, dass es ihr gut geht.

An diesem Tag beobachtet Herr Grubner den Taubenmann. Drei Mal klatscht er in die Hände und die Vögel flattern los. Die Fassade hoch und hinauf zum Dach, auf dem jemand steht. Es dauert, bis er begreift, dass sie es ist. Die Tauben haben sich neben ihr aufgereiht, als wäre sie eine von ihnen.
Er will ihr etwas zurufen, doch das Fenster lässt sich nicht öffnen. Er schlägt das Fernglas dagegen. Sie hört es nicht. Fester. Die Scheibe bekommt einen Riss, splittert, bricht. Die Tauben schrecken auf, doch sie bleibt unverändert stehen.
„Weg da!“, brüllt er.
Sie sieht ihn an. Lächelt sie?
„Ein letztes Treffen!“
„Okay“, ruft sie die Hände zum Trichter geformt.
Herr Grubner hört nichts, außer dem Klang ihrer Stimme. Wie eine Zeitreise. Den Stein will er nicht mehr. Nur vom Dach soll sie runtergehen.

 

Hey @Habentus ,

vielen Dank, dass du vorbeigeschaut hast. Dein Kommentar hat mir was gegeben. Auch den kurzen Schlagabtausch mit Morphin fand ich super und hab daraus ein paar Schlüsse für mich gezogen. Die Geschichte ist wahrscheinlich nicht mehr die, die du gelesen hast. Das ist die dritte, fette Überarbeitung. Der Text ist von 12.000 auf 5.000 Zeichen runter. Er gefällt mir jetzt viel besser. Aber das hängt natürlich immer auch mit dem Feedback zusammen. Bei mir ist das so. Wenn die Community, der ich den Text präsentiere, sich mehrheitlich an Passagen stört, dann will ich einfach was ändern. @Morphin reißt da einen riesigen, für uns alle wichtigen Konflikt an. Schreibe ich für mich oder für die anderen? So einfach, finde ich, ist das nicht zu beantworten. Wir kommunizieren immer und es hat auch seine Gründe, warum wir unsere Texte zur Kritik freigeben. Wir wollen zeigen, was wir auf dem Kasten haben. Aber wir wollen auch besser werden. Zumindest geht das mir so.

ich habe deine Geschichte gerne gelesen

Das freut mich. Sie ist auch noch in den alten Entwicklungsstufen abgespeichert, obwohl ich sie wahrscheinlich nicht mehr zurücksetzen werden. Ich mag die aktuelle Version.

Allerdings hat mich das Ende tatsächlich etwas gestört

Das kann ich verstehen. Privat hat mir jemand geschrieben, dass er das Ende total mag. Und Morphin gefiel es auch. Das hat mich verwirrt. Ich hätte es auch gelassen. Aber mit jedem Bearbeitungsschritt, hat sich die Geschichte weiterentwickelt. Es ist dann wirklich manchmal so, dass Textteile sich wie eine alte Haut vom neuen Textkörper pellen.

diese melancholische Stimmung (die ja oft auch zu plump kommen kann) kannst du gut bis zum Schluss halten.

Danke dir. Das hat mir geholfen, mich nochmal auf ein wesentliches Merkmal meiner Texte zurückzubesinnen.

Weil es (zumindest in meiner Wahrnehmung) der grundsätzlichen Atmosphäre so entgegen steht.

Ich hatte ja versucht, daraus Qualitäten zu schöpfen. Im Grunde so etwas wie Humor, bloß eben nicht in witzig. Aber das hat bei den meisten nicht funktioniert und ich habe mal einen Text, auf den ich sehr stolz bin, geschrieben, der das hinbekommen hat (kann man in der Jenny, 06/2018 nachlesen). Deswegen konnte ich auch ein bisschen spüren, das etwas anders war.

wenn du aufgezeigt hättest, dass es nun einmal menschliche Schicksale gibt, die nicht zu retten sind bzw umzukehren sind (jedenfalls nicht, durch einen Unbekannte/ mehr oder weniger Unbekannten von außen)

Das meinte auch @MRG . Fand das eine spannende Prämisse. Jetzt bin ich bei der von Jimmy gelandet, denke ich. (Eine Erinnerung aufgeben, um etwas am Leben zu erhalten)

Vielleicht reift das Ende bei mir ja noch nach und ich komme zu dem Schluss, dass es doch ganz wunderbar passt :)

Wir werden es nicht mehr erfahren. Vielleicht gefällt dir ja das neue Ende :naughty:

ein paar Anmerkungen und Stellen, die ich wirklich gelungen finde

Das war super nett. Das hatte ich wirklich gebraucht. Viele dieser Stellen sind leider nicht mehr drin. Das mit den Augen aber schon. Aber das ist in Ordnung, finde ich.

Wo wohnt das Mädchen mit den schwarzen Haaren?“, fragt Herr Kopfüber.
„Hören Sie auf, den Leuten nachzustellen.“
„Und Sie suchen sich besser einen anderen Mann.“
Da bin ich ehrlich gesagt drüber gestolpert. Denn er ist voller Adrenalin auf dem Weg, eine junge Frau zu suchen die sich vermutlich umbringen will. Und dann hat er die Zeit, schlagfertig zu reagieren? Hat für mich nicht gepasst.

Ja, ist klar. Der ganze Handlungsstrang mit der Frau ist schon nach der zweiten großen Überarbeitung rausgeflogen. Hat den Text erstmal um gut 3.000 Zeichen erleichtert.

Vielen Dank, @Habentus . Guter Kommentar!

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@Morphin

vielen Dank, dass du dich nochmal gemeldet hast. Auf deine Nachricht antworte ich gleich. Ich habe ja weiter oben schon etwas geschrieben. Das hat mich zum Nachdenken gebracht und ich hoffe, du kannst verstehen, dass ich den Text trotzdem weiter rauf und runter gepflügt habe. Die aktuelle Version gefällt mir. Aber wie schon angedeutet, bin ich nach so einer Kritik- und Überarbeitungsrunde auch nicht mehr ganz derselbe ... :rolleyes:

Das Interpretieren. Mit nichts anderem sind wir beschäftigt, seitdem wir die Savanne verlassen haben. Nur 10% unserer "Weltinformationen" kommen von außerhalb unseres Schädels, der Rest ist zusammengesetzt und interpretiert, konstruiert.

Das finde ich sehr spannend. Es zeigt, in was für eine Teufelsküche wir uns mit der Hermeneutik bringen und insbesondere in diesem Kritiker-Forum.

Gencode on the fly

Geile Metapher das mit den Oktopussen. Das Akzeptieren heißt oft auch still sein und zuhören. Das ist für mich eine sehr hohe Tugend. Ich erwarte sie von niemandem. Millionen von Erwachsenen können das nicht. Und vielleicht ist es auch nur eine Frage der Perspektive.

Ein Text ist ein Text ist ein Text. Und Carlos Ende ist ein schönes Ende.

Danke dir Morphin. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du ein guter Zuhörer bist :D

Texte erzeugen aber auch Empfinden. Nicht in jedem von uns auf die gleiche Art.

Wo wir eigentlich wieder beim Anfang sind. 'Für wen?'
Ich kanns nicht beantworten, weiß auch nicht, ob ich das überhaupt jemals kann.

Lieben Gruß
Carlo

 

Liebe @greenwitch ,

was für ein langer und schöner Kommentar.

ich mag die Idee, ich mag Deine so ganz persönliche Schreibweise, Deinen Sound

Danke dir :herz:

mit dem Wunder am Ende kam ich so gar nicht klar

Dann geht es dir, wie den meisten. Habe darüber jetzt schon sehr viel mit Morphin und auch anderen philosophiert. Es ist raus, gehört (leider) nicht mehr zum Text. Für dich also vielleicht kein 'leider' :-)

Den Einstieg mochte ich gleich, und ja, jetzt fährt er mit eigener Kraft, da habe ich gleich ein Bild.

Ja, das ist ein Hybrid aus AWMs Vorschlägen und mehrfachen Überarbeitungen meinerseits. Freut mich.

Hier hatte ich eher auf diesen typischen gestreiften Abdruck vom Kopf am Fenster getippt, aber er ist halt ein ordentlicher.

Ist jetzt verkürzt.

an dessen Kante sie in Reihe landen.
Mag regional sein, ich will sie im Kopf unbedingt auf der Kante landen lassen.

Ich weiß genau was du meinst. Habe mit der Stelle auch sehr gehadert. Jetzt ist es gelöst. Glaube nicht, dass man da noch drüber stolpert.
"Die Fassade am Westflügel hoch und aufs Dach, wo sie in Reihe landen."

Herr Kopfüber setzt den Feldstecher ab, reibt sich die Augen mit Daumen und Zeigefinger.
Prima gezeigt, wie oft und wie lange er den Feldstecher benutzt, das Ekzem macht den Rest.

Danke. Die Stelle ist aber raus, weil in dieser Fassung das mit dem Ekzem sogar reicht.

Ja, mit gleich von Anfang an als "Stein" gefällt es mir besser, es war vorher so kryptisch ohne das es Sinn ergab.

Danke für die Rückmeldung. Ist jetzt sogar einmal 'blauer Stein'

Es ist Punkt neun. Er schwenkt nach oben.
Auch Autorinnen-Nachfrage, nicht Leserin. Warum betonst Du hier nicht mehr, das er es immer tut.

weiß nicht mehr genau, was das war. Ja, wahrscheinlich wollte ich hier nicht zu viel sagen.

In weißer Unterwäsche und weißem T-Shirt, auf das die schwarzen Haare fallen, bis knapp unters Schlüsselbein.
sorry, der Satz lässt mich jedes Mal stolpern. Gefühlt ist es das "auf das die" - das ist so präzises, das ich raus bin und mir erstmal das Bild nachschärfe.

Ist genau so drin geblieben. @Silvita fand das auch stören, aber ich finde es genau auf den Punkt :D

Gegen halb elf bewegt sie sich zum ersten Mal. Milchzeit.
Uff, die beiden haben aber Ausdauer. Zeigt aber natürlich auch sein starkes Interesse an ihr. Und die Benennung der Zeit entsprechend Ihres Rituals zeigt wirklich Klasse, das es immer so läuft. Der Begriff macht als Titel wirklich neugierig, aber genaugenommen ist es dann doch nur eine Nebenhandlung (dummerweise geben die meist die besten Titel her).

hehe. Das war ein kleiner Überarbeitsfehler. Habe es schnell um eine Stunde verkürzt.

Jetzt geht es los. Ihr Blick trifft seinen. Sie hebt die Hand. Ohne das Fernglas abzusetzen, erwidert er ihren Gruß.
Und hier bin ich wohl zu doof. Was geht los? Beim ersten Lesen war ich im Kopf tatsächlich bei etwas sexuellen (das zum Thema Schubladendenken, ich schäme mich). Okay, es macht mich neugierig oder hält mich in dem Zustand, nur fehlt mir dann ein Hinweis.

"Jetzt geht es los" bezog sich auf das Ritual. Das war eine Art, das beiläufig anzudeuten. Ich denke, es könnte jetzt noch etwas präziser sein.

Mit der Faust, die den Stein umfasst, drückt er sich die Treppenstufen hoch.
Hier versagt mein Bild.

Ja, habe ich jetzt auf AWMs Vorschlag geändert.

Herr Kopfüber schiebt sich weiter, hämmert gegen die dreiundvierzig. Jemand öffnet.
Sie ist kleiner, als er gedacht hat. Barfuß und in weißer Unterwäsche steht sie vor ihm.
Das finde ich super gemacht, kurz und doch so klar.

Danke dir. Ist so ähnlich noch drin. Außer das er nicht mehr hämmern muss.

Er zuckt die Achseln.
„Ich bin alt. Das ist was anderes.“
Liege ich richtig, das er ihr auch schon per Zeichensprache seine Einsamkeit gezeigt hat`? Denn Lebensmüde war er doch bisher nicht, oder?

Ja, das war etwas verkürzt. Der Dialog ist komplett umgestellt.

Auf dem Küchentisch liegt der Revolver; abgelegt und nicht wieder angerührt.
Vielleicht hats Du da schon was zu gesagt, ich suche sonst nicht akribisch nach Wortdopplungen. Aber hier stört mich das liegt - abgelegt doch. Du schreibst aber zu bewusst, also warum?

Nee, finde ich absolut richtig. Habe ich dann auch in der Überarbeitung geändert. Aber jetzt ist auch das raus :lol:

Etwas aber sagt ihm, dass es ihr gut geht.
Du hast viele schöne Stellen in der seltsamen und auch beunruhigenden Geschichte. Meine Lieblingsstelle ist seltsamerweise diese.

Finde ich toll, dass du genau diese Stelle rauspickst. Sie ist auch dringeblieben.

An diesem Tag beobachtet Herr Kopfüber den Taubenmann.
Beobachtet er den nicht auch jeden Tag, genau wie alle anderen?

Ich weiß, was du meinst. Vielleicht ergibt es jetzt durch die kurze Syntax mehr Sinn.

ich mag die Geschichte

Freut mich. Und vielen Dank für die Anmerkungen!

Bei einem Copywrite würde ich unbedingt weiterschreiben wollen ...

Vielleicht ergibt sich das ja.

Danke Greenwitch für diesen schönen Kommentar!
Grüße
Carlo

 

Hey @linktofink ,

danke dir für deine Zeit und deinen Kommentar. Diese Challenge hat mich echt zum Arbeiten gebracht. Wenn das auf deinem Mist gewachsen ist, ziehe ich den Hut (sonst auch). Deine Punkte haben mich weitergebracht. Es hat sich einfach wahr angefühlt, was du geschrieben hast. Meine erste Reaktion: Alter, Carlo, du solltest wissen, dass Drama dir nicht liegt. Ich musste das auch erstmal sacken lassen. Dann hat es mich motiviert.

ich habe den Text am Freitag bereits gelesen, du hast nicht nur den Titel geändert, sondern auch schon fleißig poliert.

Und es ist wieder passiert. Jetzt vielleicht zum letzten Mal.

Freut mich sehr, dass du dich von der Challenge hast inspirieren lassen.

Hat mir ja niemand gesagt, was da auf mich zukommt ... :lol:

Den Stein hält er in der hohlen Hand
Wo Kommt der her? Da er gerade noch beidhändig die Greifreifen gestoßen hat, würde ich hier sowas vorschlagen wie: Er nimmt den Stein aus seiner Westentasche und legt ihn sich in die hohle Hand.

Ist ein guter Punkt. Hab ich tatsächlich trotz der umfänglichen Änderungen so gelassen. Er steckt ihn dafür in die Hemdtasche, als er sich die Treppenstufen hochhievt.

Herr Kopfüber hat etwas unfreiwillig Komisches, finde ich, oder? :Pfeif: Ist nicht bös gemeint.

Haha, ja. Das war ein Überbleibsel aus der alten Version. Ich habs dann mit zig Namen versucht, bis der hier wie von selbst kam.

bis nur noch eine Handbreit zwischen Stirn und Glasscheibe passt
irritiert mich etwas. Was genau ist das? Ich denke über die Entfernung nach, flach, quer?

Konnte ich irgendwie nachvollziehen und auch nicht mehr so stehenlassen, nachdem du das geschrieben hast. Habe ich rausgenommen.

Mir fehlt der Zwischenschritt zwischen Futur und Präsens. Vllt.: Als es geschieht, flattern die Tauben auf?

Kann ich nachvollziehen. Vielleicht war das in dem noch etwas ausführlicheren Stil einfach zu reduziert. Jetzt könnte es aber hinhauen.

Den Milchbart lässt sie sich stehen. Sie kehrt ins Zimmer zurück, setzt sich aufs Bett.
Das erste sich würde ich streichen.

gemacht. Danke.

Er befühlt den Stein in seiner Hand. Jetzt geht es los.
Da hat AWM schon was zu geschrieben und du hast auch schon konkretisiert. Dennoch stolpere ich. Was geht denn los? Die Milchzeit? Ich kann nur mutmaßen, flammt die Verbindung zu seiner Tochter auf? Das kommt mir zu kurz. Du schreibst dazu nur, der Stein gehörte der Tochter, that´s it.

Das mit der Tochter habe ich mir zu Herzen genommen. Es ist nicht mehr genau klar, ob sie jetzt Tochter oder Frau ist. Aber er denkt viel mehr an sie.

Du fährst schon schwere Geschütze auf, aber heraus kommt nur ein Wölkchen. Da kannst du nachlegen und in die Tiefe gehen. Wofür steht der Stein? Welche Erinnerungen hängen an ihm?

Da habe ich mich geschämt. Das stimmt. Peinlich. Vielleicht war es dadurch später leichter, mich davon zu trennen.

Auch das Ende finde ich noch unbefriedigend. Warum? Weil der Twist, der Tausch Revolver gegen Stein so keinen Sinn ergibt, denn er ändert rein gar nichts.

Ja, das war auch eine Zwischenlösung. ich wollte erstmal das alte Ende raus haben. Jetzt bin ich mehr der Prämisse von Jimmy gefolgt. So ergibt es für mich Sinn.

Gib mir mehr Futter, vor allem mehr background, sonst bleibt der Text eine kleine traurige Geschichte, der trotz des vollzogenen Selbstmords die wirkliche Tragik fehlt

Das waren sehr gute Hinweise. Daran habe ich mein Kürzen und Neuschreiben gedacht.

Vielen Dank @linktofink für den sehr guten Input.
Grüße
Carlo

 

Liebe @Aurelia ,

danke, dass du mir einen Kommentar dagelassen hast. Die meisten Punkte habe ich berücksichtigt. Ich fand es darüberhinaus, sehr spannend wie du einzelne Stellen gelesen hast. Du hast den Text, glaube ich, am Anfang der zweiten Überarbeitungsphase kommentiert. Da hatte ich noch einige Flüchtigkeiten, Überträge aus der anderen Version drin (das mit dem Namen zum Beispiel). War mir teilweise auch unangenehm, dass du mit so etwas Unfertigem konfrontiert wurdest. Andererseits habe ich mich dadurch über deine Anmerkungen (zum Beispiel darüber, was dir gefallen hat :lol:) noch mehr gefreut. Ich lege mal los:

Mir hat die Geschichte gut gefallen, insbesondere das Thema, deine Sprache, deine orginellen Ideen.

Dankeschön. Hat sehr gut getan, das zu hören. Das gab mir auf jeden Fall Hoffnung und hat mich motiviert. Die letzten 36 Stunden waren wieder echt mühsame Textarbeit. Da habe ich das sehr gebraucht.

durch die Augen des "Voyeurs" schaue und erwartete etwas Geheimes und Intimes zu beobachten

Das ist der Reiz, den dieser Plot-Archetyp (will ich es fast nennen) hergibt. Da ist immer eine Spannung, ein Geheimnis. Cool, das von dir nochmal rückgespiegelt oder bestätigt zu bekommen.

ImA könnten die anderen Szene, die er beobachtet gestrichen werden.

Sind alle raus :D Ich hätte nie gedacht, dass das passiert oder ich mich darauf einlassen würde. Aber schon nach der zweiten Überarbeitung sind diese Passagen geflogen.

Auch wenn ich die Szene mit der Frau, die das Veilchen hat, sehr gut geschrieben fand

Ja, so ging es mir auch (danke für das Kompliment!). Ich mochte das und konnte mich deshalb auch schwer ganz davon trennen. Aber je mehr ich weitergeschrieben habe und je mehr Neues dazugekommen ist, was mir gefiel, desto besser konnte ich es dann auch loslassen.

Auf seinem Schoß liegt der Feldstecher.
Der Begriff hat mich rausgehauen.

Habe es daraufhin im ganzen Text geändert.

Tatsächlich dauert es nicht lange.
Wozu brauchst du das Wort?

Ist raus. Guter Punkt.

Die Matrone sitzt auf einem gepolsterten Stuhl am Esstisch, wiegt das Kind im Arm.
Ist für mich ähnlich zu behandeln wie "Feldstecher"

Ist auch in der Überarbeitung geändert worden. Von der ist jetzt natürlich gar nichts mehr übrig :D

Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett. In weißer Unterwäsche und weißem T-Shirt, auf das die schwarzen Haare fallen, bis knapp unters Schlüsselbein.
Nur so am Rand erwähnt: Ich hab gedacht, dass jetzt irgendetwas sexuelles passiert. Das fette liest sich nicht ganz so geschmeidig.

Da bist du die dritte, die das schreibt. Ich hoffe, dass das durch den strafferen Textfluss jetzt gut passt. Ich finde die Stelle nämlich fast optimal.

Ohne abzusetzen trinkt sie den gesamten Liter aus,
Einen ganzen Liter?

Das ist der Anfang der Kritik an den übriggeblieben, halbtoten 'humoristischen' Elementen. Humoristisch nur wegen der erzeugten Komik. Habe das schon Habentus erklärt. Es gab da einen Text, bei dem ich das hinbekommen habe. Hier hat es leider nicht funktioniert. Ist jetzt auch raus. Damit ist die Geschichte eine neue.

Sie notiert etwas, hält es ihm hin.
Warum immer in der Hand?
Woher weiß sie, dass er ihn immer in der Hand hält. Treffen sie sich doch zum ersten Mal, oder? Und er beobachtet sie und nicht umgekehrt, oder?

Das war ein Fehler, der sich aus Kürzungen der ersten Überarbeitung ergeben hat. Da hielt er ihr immer die Faust zum Gruß (weil die den Gegenstand umschließt und er mit der anderen das Fernglas hält). Ist aber auch raus, zumal der ganze Dialog später anders ist. Es gibt nicht mal mehr einen Revolver :D:D:D

„Wenn ich dir den Stein gebe, werde ich sterben.“
Sie verzieht keine Miene, schreibt etwas auf.
H a h a
„Nicht lustig“, sagt Herr Kopfüber. Er denkt nach. „Hast du schon mal jemanden verloren, der dir alles bedeutet hat?“
Sie nickt.
„Dieser Stein ist von meiner Tochter und …“ Er holt Luft, wird den Teufel tun, hier vor ihr zu weinen. „Wenn ich den loslasse, sterbe ich.“
Etwas im Blick der jungen Frau hat sich verändert, aber was kann er nicht sagen.
„Mein Leben gegen deins.“
Sie starrt ihn an, scheint etwas sagen zu wollen. Stattdessen werden ihre Augen glasig. Eine Träne löst sich, rinnt zwischen Nase und Wange zu den Lippen hinab. Sie nickt, leckt die Träne mit der Zungenspitze auf. Dann reicht sie ihm den Revolver und er ihr den blauen Stein.
Den Teil verstehe ich leider auch nicht. Warum sollte er ohne den Stein sterben?

Ein weiteres 'Märchenelement', was bereits nach der ersten Überarbeitung nicht mehr ganz haltbar war. Dieser ganze Strang ist raus. Der Fokus liegt woanders.

Wenn du wüsstest …“, sagt Herr Kopfüber.
Die junge Frau sieht ihn prüfend an. Das ist der Moment, er kann es spüren.
„Wenn ich dir den Stein gebe, werde ich sterben.“
Sie verzieht keine Miene, schreibt etwas auf.
H a h a
„Nicht lustig“, sagt Herr Kopfüber. Er denkt nach. „Hast du schon mal jemanden verloren, der dir alles bedeutet hat?“
Herr Zimmer?

Genau, das waren so blöde Flüchtigkeiten. Danke für den Hinweis und sorry. Auch der Name Herr Zimmer war irgendwie doof, so offensichtlich und konstruiert. Ich glaube, Herr Grubner ist gut.

Die junge Frau schaut ihn an und ihre Blicke treffen sich. Er meint, sie lächeln zu sehen.
Die junge Frau scheint mir doch sehr manipulativ und mehr an Aufmerksamkeit interessiert als daran, sich umzubringen. Mir erscheint das fast wie ein Spiel, das sie mit ihm spielt. Er versucht sie zu retten und sie genießt die Aufmerksamkeit.

Das war so eine Idee des ganzen. Ich mag solche Figuren, finde sie gemein und interessant. Davon steckt jetzt auch noch etwas drin. Aber nicht mehr so viel. Eher ganz wenig.

Danke, Aurelia. Schöner Kommentar. Vieles davon ist in die aktuelle Version eingeflossen und wieder einmal merke ich, wie so ein Text am Ende dann oft auch ein Gemeinschaftsprojekt ist.
Liebe Grüße
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei,

ich hatte bereits einen Kommentar begonnen, da hieß die Geschichte noch "Herr Kopfüber erlebt ein Wunder" - oder so ähnlich - und da wollte ich dir dann vor allem sagen, was das für ein toller Titel ist und dass Herr Kopfüber einer der tollsten Namen überhaupt ist.

Dann hieß die Geschichte Milchzeit. Das fand ich dann nicht mehr so toll, und jetzt also Wiedersehen macht Freude. Mal gucken, was die Geschichte dahinter so hergibt.

Auf alle Fälle ist sie in der Zwischenzeit unfassbar geschrumpft, wie ich gerade staundend feststelle. Das ist vielleicht gar nicht verkehrt, denn bei der Ursprungsgeschichte wollte der Funke bei mir leider nicht überspringen.

So. Herr Grubner heißt er jetzt also. Hm. Ich bin ein wenig sauer, aber okay.

Keine Ahnung, wie viel du im ersten Absatz verändert hast, aber ich finde den toll, wie er jetzt ist, die zumeist kurzen Sätze sind super rhythmisch, wirken nicht zwanghaft verknappt, und auch inhaltlich bin ich voll dabei.

Das Problem besteht aus den sechs Treppenstufen.

Hier reißt es mich etwas raus, das ist mir zu beschreibend, da höre ich den Autor raus, der das Hindernis sieht und dem Leser vermitteln möchte. Ich finde, den Satz könnte man problemlos streichen, ich sehe dann ja, dass er die Treppen nehmen muss.

Er braucht, bis er begreift, dass sie es ist.

Hm ... Sicher Absicht ... Oder? Also dieses umgangssprachliche "Er braucht" - fällt jedenfalls ein wenig aus der Reihe, finde ich.

Fernglass

Fernglas

Jetzt bin ich fertig und überlege, ob ich das hier:

Doch er glaubt zu spüren, dass es ihr gut geht.

lieber als Ende gesehen hätte. Ja, ich glaube schon - die Vorhänge sind zugezogen, man hört und sieht nichts von ihr, er spürt das nur - das hätte mir gefallen. Sie könnte tot sein - oder glücklich sein. Oder beides zusammen, so küchentischphilosophisch betrachtet :shy: Aber Gewissheit hat man nicht.

Und ich habe ein bisschen das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Ist es wirklich nur das, was ich da lese? Dass die Frau eine Fremde ist, die beiden sich nicht kennen? Also nicht im eigentlichen Sinne - zumindest für Herr Greubner ist da ja definitiv eine große Verbindung ... Oder ... Hm. Vielleicht sollte ich mal die Kommentare durchlesen ...

So oder so habe ich die Geschichte aber gerne gelesen, sie liest sich, wie schon gesagt, wunderbar flüssig bzw. rhythmisch und auch inhaltlich ist das eine runde Sache, vielen Dank dafür!

Wobei, und das will ich noch sagen, weniger als Kritik, mehr als Ansporn,sie sich schon deutlich von dem unterscheidet, weshalb ich eigentlich auf deine Geschichten klicke. Da denke ich jetzt an Twiggy oder auch an "Hier beginnt es". Bei denen hatte ich den Eindruck, dass du so richtig in der großen, dampfenden Carlo-Hirnsuppe rührst, während ich hier doch leider das Korsett spüre, in das dich die vorgegebenen Wörter gedrängt haben - Kritik am Wörterbörsenkonzept ist hier allerdings fehl am Platz, supercool, dass überhaupt eine Challenge organisiert wurde. Damit will ich vor allem sagen, dass ich mit Adleraugen nach deiner nächsten Geschichte Ausschau halte. Bis dann.

Bas

 

Hey Zigga,

ich wünschte, ich hätte dich eine halbe Stunde früher abgepasst. Dein Kommentar kam kurz nach der zweiten fetten Überarbeitung. Heute ist die dritte (und wahrscheinlich letzte) fertig. Ich hab mir in den Arsch gebissen und konnte den Kommentar erst gar nicht lesen, weil ich mich geärgert hab, dass ich nicht etwas früher dran war. Deine Anmerkungen sind aber nicht umsonst. Du hast das alles soo gut beschrieben. Das kann ich gut noch ein paar Mal lesen und werd sicher noch was für mich daraus ziehen. Die aktuelle Version baut auch auf den Vorschlägen Jimmys zur letzten Überarbeitung auf. Es wird jetzt erstmal dabei bleiben, denke ich. Hab eigentlich ein ganz gutes Gefühl damit.
Jetzt sprechen wir über deinen Kommentar:

Ich finde dieses zitierte Ende wesentlich besser. Ich finde, in der jetzigen Version (Stand: 8.2., 10 Uhr) merkt man - von meinem Bauchgefühl her -, dass etwas aus der Dramaturgie geschnitten wurde, oder dass eben etwas fehlt.

Das hat mich, wie schon geschrieben, total verwirrt. Dass nach Morphin jetzt auch du das alte Ende gut findest. Klar, was du da gelesen hast, war eine Art Frankensteins Monster. Jetzt ist es eher ein vernarbter Klumpen Fleisch :D Aber mit Charme ...
Das Gefühl konnte ich jedenfalls sehr nachvollziehen.

So wirkt der Dramaturgiebogen oder auchdie Prämisse runder und abgeschlossener erzählt.

Ja, ich denke, deswegen war ich am Anfang sogar auch zufrieden damit. Jetzt folge ich aber einer anderen Prämisse (basiert auf Jimmys Vorschlag), was die Geschichte nochmal umkrempelt.

Aus zwei/(drei) Gründen finde ich die alte Version besser:

1. Die Geschichte bekommt mehr Bedeutung. In der Mikrostruktur: Der Sprung des Mädchens und allgemein die Begegnung mit dem Mädchen bekommt mehr Bedeutung für den Prot.


Ich sehe das auch so. Peeperkorn hat zurecht kritisiert, dass das auch etwas Billiges oder Angepapptes hat. Es ist nicht mit diesem Element durchwoben auch wenn das Element selbst vielleicht gut ist. Deshalb hat er (und haben andere) sich, so interpretiere ich das, damit schwer getan. Grundsätzlich aber ist es genau, wie du sagst. So hat das Ding funktioniert. Und deshalb hat es auch die Umarbeitung der Story in Gang gesetzt, das zu löschen.

In der jetzigen Version, und das ist eine Kritik auch bezüglich der kompletten Geschichte (so hart sich das anhört) fehlt mir das Gefühl beim Lesen

Da brauchst du kein Geheimnis draus zu machen, das habe ich auch empfunden und mich ein bisschen geschämt. Aber ich konnte die alte Story nach der Kritik nicht mehr so stehen lassen. Ich hab den Text nicht mehr so gesehen wie davor. Und ich wollte auch schneller, dass die Veränderung spürbar wird (nach dem Motto: alles besser als vorher). Deswegen habe ich nicht gewartet und die Überarbeitung gleich eingestellt. Jetzt erst bin ich an einem Punkt, wo ich ruhiger werde.

Macht es ihn traurig? Hilft es ihm, seine Traurigkeit oder Einsamkeit kurz zu vergessen? Was bedeutet es für den Prot, das Mädchen zu sehen? Das ist die Zutat, die mir in der Geschichte fehlt.

Das sind essenzielle Fragen. Die aktuelle Version beantwortet das nicht direkt. Aber ich glaube, hier steckt es drin.

In deinen anderen Geschichten hast du das immer sehr gut geschafft,

Danke dir. Blöd, dass ich da so rumgekaspert bin. Ja, mal sehen. Vielleicht ist der Spuk ja noch gar nicht vorbei. Gerade @Bas Kommentar gelesen :D (danke dir!)

Hier fehlt mir diese Ebene, diese Einordnung, die ich als Leser spüre, was der Prot von gewissen Dingen hält.

Vielleicht fehlt der Story das noch immer. Weiß nicht. Ist auf jeden Fall auch ein sehr guter Punkt. Ich muss das erstmal richtig verdauen und drüber nachdenken. Wie gesagt. Ich komme auf diesen Kommentar sicher nochmal zurück.

Wenn das Mädchen zum Schluss Flügel bekommt und ihm den Stein zurückgibt - wow Alter, der Sprung bekommt eine so krasse Bedeutung für den Prot, man weiß viel mehr, dass es um seine verstorbene Tochter geht (oder hab ich dad mit Sadkia falsch verstanden?)

Cool, dass du die Idee so abfeierst. Es ist ein krasser Schluss, dem ich aber vielleicht nicht gerecht geworden bin.

2. Ich würde den inneren Konflikt des Prots mehr ins Zentrum der Geschichte stellen, dahingehend etwas umgewichten.

Das habe ich auf jeden Fall versucht. Es ist immer noch viel in Gesten. Aber es gibt jetzt auch einige 'erlebte' Passagen. Müsste eigentlich besser sein. Auch durch die neue Gewichtung.

Lass uns wissen, dass die Tochter sich umgebracht hat, vllt. hat sie sich auch von einer Brücke gestürzt oder so.

Ich hab mir eine Backgroundstory überlegt (verunglückt beim Partyurlaub in Çeşme). Die ist auch in die zweite Überarbeitung eingeflossen. Jetzt halte ich es offen, wer die Person hinterm Lapislazuli ist. Ob es reicht, weiß ich nicht. Ich denke, dass es passt.

Und dann beobachtet er immer dieses Mädchen. Und sie will sich dann auch umbringen und dann bekommt sie Flügel und gibt ihm den Stein zurück. So würde ich persönlich die Prämisse oder eben die Handlung fokussieren; aber mach mal, wie du es für richtig hältst und sieh das nur als Anstoß.

Das klingt alles mega gut. Ich hatte dann halt schon die zweite Bearbeitung durch :D Das Ding hat fahrt aufgenommen und ich konnte nicht mehr so wirklich zurück zum alten Ende. Danke, dass du dir so viel Mühe gemacht hast. Ich nehme da trotzdem eine Menge draus für mich mit.

Wenn du da noch etwas nachschleifst und die Kernaussage der Geschichte fokussierst, wird das eine echt gute Geschichte, mMn.

Das hat mich motiviert. Auch wenn es sich jetzt in eine andere Richtung und zu einer anderen Kernaussage hin entwickelt hat. Das ist meine Hoffnung mit dem Text. Wäre dumm, wenn es so ein kleines Experiment bleiben würde. Aber wenn es so ist, kann man es auch nicht ändern.

Mir ist hier zu wenig Tochter im Text

Das meinte auch Linktoflink gleich. Sie ist jetzt auf jeden Fall mehr drin. Aber es ist nicht klar, dass es die Tochter ist. Einfach ein geliebter Mensch. So viel sollte rüberkommen.

Lass ihn nicht als Spanner rüberkommen, dem man durchaus was Sexuelles unterstellen könnte im ersten Teil des Textes, sondern als gebrochenen Mann, der nicht über Tod seiner Tochter hinweg kommt.

Da wollte ich ursprünglich hin. Jetzt, wo die ganzen Nebenstränge raus sind, ist es ein Ritual oder wie Jimmy das genannt hat, ein Totem. Eine wiederkehrende Beziehung, ein Einvernehmen mit diesem Mädchen.

Das mit dem Revolver, dass er die Scheibe kaputt schießt, das finde ich etwas unorganisch.

Ist komplett raus. Kein Geballer mehr. Schade eigentlich :D

Ihm wird klar sein, dass die Kugel jederzeit im Nachbarhaus in ein Fenster einschlagen könnte und ein anderes kleines Mädchen umbringen könnte

Ja, ist ein guter Punkt. Meinte Jimmy auch.

Ich finde diesen Schuss an der Stelle nicht nötig, es braucht in dieser Story keinen Pistolenschuss, um Spannung und Action zu erzeugen, finde ich, du hast schon alles, was du brauchst auch so, in den Figuren.

Es ist jetzt das Fernglas. Ich denke, das müsste gehen. Ich verstehe auch, was du meinst. Diese ganze Revolver-Sache gehörte zur alten Story. Das sollte etwas Überspitztes haben. Aber es hat eben nicht funktioniert.

Ich würde hier schreiben: "Danke, Papa", sagt sie, spannt die Flügel ...

hehehe. Genau das habe ich auch gedacht. Hatte es ein paar Mal ausprobiert. Es hätte den halbwegs unverdienten Pathos, den ich mir mit dem alten Ende geschaffen hatte, noch weiter überhöht. Aber da wäre es sichtbar gewesen. Ich fand das auch eine gute Idee. Die alte Version existiert ja noch. Vielleicht kriegt sie ja irgendwann nochmal eine Chance ...

Gerne gelesen.

Dass du das noch dazuschreibst. Danke dir! :)

Liebe Grüße
Carlo

 

Guten Abend @Carlo Zwei

vorab ein Gedanke: die Kürzungen haben das Geschehen fokussiert, auch wenn ein paar Nebenstränge (Hausbewohner) verloren gegangen sind, die als Hintergrundrauschen tauglich waren und dem Text etwas mehr an Blickwinkel gegeben haben. Kürzen bringt was, klar, irgendwann muss man sich entscheiden, was einem als Autor wichtiger ist. Ich lese jetzt die Geschichte zweier Versehrter in einem bizarren Kontext, ein bisschen symbolisch aufgeladen, ein bisschen Samuel Becket mäßig ins Absurde (ein Aspekt, der durchaus noch stärkeres Gewicht bekommen dürfte) gewendet.

Ich kann zu dem Text kein objektives Feedback geben. (Wer kann das schon?) Manchmal finde ich parabelhafte Texte in der Ich-Perspektive geschrieben etwas fragwürdig und ich denke mir dann: so what? Deine Geschichte schrammt haarscharf an einer solchen Einschätzung vorbei, weil ich das sprachliche Niveau genossen habe, die Genauigkeit in der Gestaltung. Aber das sind wie gesagt eben auch subjektive Kriterien. Was Relevanz anbetrifft, Literatizität, hat der Text schon was zu bieten, gerade wegen der Darstellung des Verlorenseins, das ja auch einen Teil unserer derzeitigen Wirklichkeit widerspiegelt.

Er legt die Hände auf die Greifreifen
okay, Greifreifen heißt das Ding, aber ein superhässliches Wort ist das auch
In weißer Unterwäsche und weißem T-Shirt, auf das die schwarzen Haare fallen, bis unters Schlüsselbein. Ob sie braune Augen hat oder grüne, schwer zu sagen. Aber es sind ihre Augen.
für meinen Geschmack zu viele Farben
Ohne abzusetzen trinkt sie.
Ohne das Fernglas abzusetzen,
erfüllt die Wiederholung einen Zweck?
„Ein Lapislazuli.“
Ein Glücksbringer?, notiert sie.
„Eine Zeitmaschine.“ Er lächelt.
Wohin?
„Kein bestimmter Ort.“ Er wirft er ihr den Stein aufs Bett. „Wiedersehen macht Freude.“
mm, okay, cooler Spruch eigentlich, wobei der Lapislazuli nun gar keine Bedeutung hat
Er schlägt das Fernglass
Er will den Stein nicht mehr. Nur vom Dach soll sie runtergehen.
rundes Ende

Liebe Grüße aus der Taunuskälte
Isegrims

 

Hey Jimmy,

danke, dass du vorbeigeschaut hast. Habe ich mich wie immer sehr gefreut. Der Kommentar hat dann auch die dritte große Überarbeitung angeregt. Ich habe das dann einfach umgesetzt, das Eisen schmieden, so lange es ... und so weiter. Das Ergebnis hat mir ein bisschen Ruhe verschafft. Ich hab versucht, das Tempo des einleitenden Absatzes und seine Gedrungenheit aufzunehmen und den Rest nochmal aufzudröseln und alles neu zu verstricken. Eine Herausforderung war das mit dem Revolver. Der ist komplett raus. Da hing einfach viel dran. Dazu schreibe ich auch gleich nochmal was. Was mir nochmal sehr viel gebracht hat, war dein Hinweis auf diese mögliche Prämisse: Eine Erinnerung tauschen, um ein Leben zu bewahren. Daran habe ich mich orientiert. Vor allem, was die letzten Zeilen betrifft. So hat die Story doch noch zu einem runden Ende gefunden. Muss ich nur noch überlegen wie ich die zwei Begriffe, die mittlerweile rausgeflogen sind, wieder reinbringe :D ist ja immer noch Challenge. Ich danke dir jedenfalls sehr für deine guten Hinweise und gehe jetzt nochmal auf einige Punkte ein.

Musst du nicht erwähnen, das nimmt dem Ganzen so etwas die Seriösität. (das mit dem Herzinfarkt)
Mir wird da auch der Revolver viel zu leicht hin und hergeschenkt.
Einen Revolver. Das ist halt schon sehr krass.

Habe ich rausgestrichen. Ich glaube, am ehesten kann ich erklären, wo ich hinwollte, wenn ich das mit Storys von John Irving vergleichen, die kennen ja viele (außer mir). Nach einigen Vergleichen, die da so gezogen wurden im Laufe der Zeit, und einem Testkapitel in Laßt die Bären los, habe ich den Eindruck gewonnen, das trifft es. Es ist so eine Art Humor, aber nicht witzig. Vielleicht so etwas wie Tragikkomik, was bei dem Thema selbstverständlich heikel ist und es auch nicht gut beschreibt. Es ist nur die Wirkweise. Man hat das ja auch beim Horror. Etwas Absurdes auch Unerwartetes. Eine ganz ähnliche Geschichte habe ich schon mal geschrieben und da hat es funktioniert. Aber das war zwischen zwei verdrehten Jugendlichen. Hier wollte ich das auch, aber ein bisschen zu sehr. Nach und nach sind diese Elemente dann rausgeflogen. So etwas Überzogenes. Dazu gehörte auch die Sache mit dem Revolver. Ich scheue mich davor, Pistolen und dergleichen in meine Geschichten einzubauen, weil ich davon einfach nicht so viel verstehe. Deswegen sind es entweder kurze technische Verweise oder wie hier so etwas Ironisches, eben gleich die Magnum.

Erster Absatz, muss ich sagen, ist sehr konzentriert gearbeitet, super.

das freut mich. Den Rest habe ich versucht etwas daran anzupassen. Es ist jetzt eine dieser Geschichten, die man extrem verdichtet, um das, was noch drin steckt, rauszuquetschen. Das ist nicht ganz toll, aber in der Vergangenheit haben solche Texte bei mir auch immer eine zweite Chance bekommen, haben ihren Weg gefunden. Auch wenn das kein One Shot war, kann ich mit dieser Version ganz gut leben.

Schon auch recht radikal, der Gute. Das Projektil prallt irgendwo ab, und dann? Zack, hat er einen Unschuldigen auf dem Gewissen.

Das meinte Zigga auch. Ich muss es nochmal sagen. Das passte halt irgendwie in die alte Version. Aber das hier ist eben etwas anderes geworden und da war ich froh, das mit der Waffe rausnehmen zu können, auch wenn das echt Arbeit war, wonach es vielleicht nicht aussieht.

Es gibt ein herzzerreißendes Buch, "Hand an sich legen"

Habe gleich mal geschaut. Werde ich mir besorgen. Ist ein Thema, das ich schon öfter beackert habe.

Eine meiner Auszubildenden hat sich vor über zehn Jahren vor den ICE bei Montabaur geschmissen

Oh, Mann, das tut mir leid. Im Bekanntenkreis gibt es auch Leute, die zumindest mit solchen Gedanken kämpfen. Im Nachhinein wirkt das so Tat dann oft unvorstellbar. Dabei läuft das alles nebenbei ab. Nur dass man es nicht immer merkt oder eben das für möglich hält.

Schlaftabletten

Das ist es geworden. Ich hatte auch über Gift nachgedacht, aber nein. Hab dann nochmal nachgeschaut. Es gibt sogar Statistiken darüber beim Statistischen Bundesamt. Schon merkwürdig sowas durchzulesen, aber einen Eindruck kann man sich davon schon verschaffen. Mit den Schlaftabletten hat es hier gut gepasst. War nur ein bisschen schwierig, das aus der Klischeeecke zu holen. Ich hoffe, das ist halbwegs gelungen.

Ich sehe aus dem Fenster, da schiebt sich jemand den Lauf einer Waffe in den Mund. Ich glaube, ich würde erstmal die Fensterläden aufreißen, rauschreien, Hey, Nein!!!

Das stimmt. In dieser Story oder zumindest vorher war das Fenster (das sich nicht öffnen lässt) so eine Barriere, die er überwinden muss. Ich hatte das in der anderen Story auch so geschrieben. Da habe ich mich irgendwie auf diese (absurde) Mechanik verlassen und nicht nachgedacht. Die Story hatte ja auch am Anfang noch so einen ganz anderen Drive, wie gesagt. Sie ist ja jetzt viel nüchterner.

Sie könnte da nur eine Art Variete für ihn aufführen, einen grenzwertigen Prank

Das war ein Teil der Idee. Aber es sollte trotzdem so eine Art Hilfeschrei sein.

da könntest du auch noch mal mit den Erwartungen des Leser spielen, wo das alles immer nüchterner wird, zynischer, und dann am Ende: Huch, fuck, da ist ja wirklich ernst!

Ich hoffe, davon steckt jetzt in der Dichte mehr drin. Es ist jetzt aber auch nicht mehr ganz so wichtig in der aktuellen Fassung. Der Text hat sich vom Fokus mehr aufs Ende verlagert, auch wenn der erste Absatz nach wie vor Gewicht hat.

wenn ich eingreife, oder wird sie gar von anderen bedroht, gefangen gehalten, mißbraucht, und die könnten mir dann gefährlich werden

Das sind gute Gedanken, um so etwas realistisch aufzubauen. Ich glaube, so etwas würde ich normal gar nicht schreiben. Ist einfach nicht mein Thema. Das spüre ich dann auch manchmal, wenn ich so etwas dann doch anpackte. Dann will ich das oft gleich wieder loslassen wie so eine heiße Kartoffel.

Wenn du hier die Spannung anziehst, ist es natürlich eine extreme Manipulation. Hat sie sich nun den Schädel weggeblasen oder nicht? Das mit dem Bluff würde ich rausnehmen, denn das steckt da drin.

Ja, das ist wahr. Das mit dem Bluff habe ich aus so einem Grund reingenommen. Aber das war nur ein Hilfsmittel. In der alten Version hatte das eine ganz anderer Konnotation, weil da dieses (Theater-)Spiel stärker ist. Erst simuliert sie das und dann macht sie es wirklich. Sie springt ja auch in der alten Version. Bloß dass sie dann in seiner Vorstellung/Übersetzung zu so einer Art Engel wird, ohne das Wort in den Mund zu nehmen.

Ich weiß nicht, warum sie nicht spricht.

Sie sagt, es ist zu anstrengend. Sie ist nicht gehörlos oder so. Das ist ein Teil ihrer Lethargie. In der alten Version trinkt sie auch einfach so einen Liter Milch weg. So etwas Überzogenes wieder. Wie dieser Typ in Little Miss Sunshine, der einfach nicht spricht, weil er keinen Bock hat. Ich habe das jetzt so drin gelassen und hoffe einfach, dass es hier in der Dichte die Klarheit hat, die es braucht.

Eben noch Revolver im Mund, und dann ist sie aber plötzlich total handzahm und im Grunde direkt ansprechbar. Das ist doch irgendwie seltsam.

Ja, verstehe ich auch. Ich hoffe, dass ich das jetzt besser hinbekommen habe. Ich sehe dieses Problem grundsätzlich auch jetzt noch. Aber es ist nun alles etwas kürzer und weniger vertraut. Dadurch dürfte sich das ein Stück weit erledigen.

da wäre erstmal großes Schweigen, Betroffenheit, Aussichtslosigkeit.

Das denke ich auch. Habe mir diesen Hinweis von dir beim Überarbeiten der Stelle nochmal durchgelesen und versucht, das mehr noch zu integrieren. Es ist jetzt auf jeden Fall ruhiger. Wortkarg fast.

Dass du den Stein so konkret mit Saskia verbindest, finde ich etwas problematisch, es wirkt ein wenig wie eine Hilfskonstruktion

Würde mich interessieren, ob dir das in der Version jetzt auch noch so geht.

es hat etwas von einem Ritual, wie ein Totem, aber der Leser weiß erstmal nicht, was ist das Geheimnis? Du könntest es ganz am Ende auflösen, dann erfährt der Leser, diesen Tausch hat ihn etwas gekostet, er musste eine handfeste Erinnerung aufgeben, um ein anderes Leben zu retten. Das würde sich dann häuten wie eine Zwiebel.

So hab ich es gemacht. Dieser Hinweis war wirklich Gold wert. Zumindest hat mir das als Prämisse für die neue Version sehr getaugt. Ob es sich jetzt wirklich wie eine Zwiebel häutet, weiß ich nicht. Aber rund ist es jetzt auf jeden Fall schon mal.

Die Hinweise haben mir sehr weitergeholfen. Danke dir!
Viele Grüße
Carlo

 

Hallo @Carlo Zwei

Ich traue mich fast nicht zu schreiben. Den mir ist klar, dass dein Text sprachlich, vom Aufbau her und Grammatisch sehr gut ist.
Ich tue mich ziemlich schwer damit, weil ich so wenig erfahre. Ich habe nichts von dem Mann im Rollstuhl erfahren. Ich habe nicht erfahren, wer Saskia ist. Ich habe auch nichts von der Nachbarin erfahren, die er beobachtet hat. Für ein Stoker halte ich ihn nicht eher für einen einsamen Menschen, der andere beobachtet.
Vielleicht ist der Text einfach zu hoch für mich.

Nach Teppich und etwas anderem.
Wie riecht den ein Teppich ?
Außerdem habe ich kopfüber und Zeuge in deinem Text vermisst.

Ich wünsche dir einen schönen Nachmittag
Lieber Gruß CoK

 

Lieber @Bas ,

hab mich wie immer sehr über deinen Besuch gefreut. Irgendwie glaube ich, dass ich dich mit meinen Texten (wenn auch mit diesem vielleicht nich so ganz) grundsätzlich erreiche und das macht mich immer ziemlich froh, weil ich deine Texte eben auch mag. Hier frage ich mich gerade, ob das, was ich da geschrieben habe, eigentlich die Aufmerksamkeit verdient, die es bekommt. Ich weiß, das klingt hart, aber so ist es eben manchmal. Schreibt man dies, schreibt man das. Wartet, dass das Gefühl zurückkommt. Und irgendwie, irgendwo funktioniert es dann wieder. Wie auch immer. Hab mich gefreut, dass du so nett von Twiggy und dem Schweden-Text gesprochen hast. Es kommt immer mal wieder der Punkt, wo Leute sagen, Mensch, der Text, das war doch was. Dann rutscht mir kurz das Herz in die Hose, weil ich Angst habe, das etwas auf der Strecke geblieben ist. Dann will ich zurück. Aber zum Glück schreibt mir dann im übernächsten Text wieder jemand, dass er den von letztem Mal toll fand :lol: :D Das ist wirklich schon bei den schlimmsten Geschichten passiert. Neulich hat Kanji "Das Schwarz im Wellengang" zitiert. Dabei hatte ich den Text komplett abgeschrieben, fand ich auch blöd. Viel Gelaber, aber ich musste das mal gerade rekapitulieren, weil es ja wieder so eine Situation ist. Man soll ja auch für sich schreiben, heißt es. Aber ich will ehrlich sein. Wenn dir oder anderen Leuten, die ich hier im Forum sehr schätze ein Text gefällt, dann bin ich glücklich. Umgekehrt ist es leider auch so .. :Pfeif:Endlich zu deinem Kommentar:

ich hatte bereits einen Kommentar begonnen, da hieß die Geschichte noch "Herr Kopfüber erlebt ein Wunder" - oder so ähnlich
da wollte ich dir dann vor allem sagen, was das für ein toller Titel ist und dass Herr Kopfüber einer der tollsten Namen überhaupt ist.

hehe. Ach, Mann, das meine ich. Ich fand den Titel auch ganz toll und war natürlich auf den Namen stolz. Du bist der erste, der den hervorhebt :D leider Vergangenheit.

Dann hieß die Geschichte Milchzeit. Das fand ich dann nicht mehr so toll

Es fehlte auf jeden Fall der Grund, diesen Textschnipsel zum Titel zu nehmen.

Auf alle Fälle ist sie in der Zwischenzeit unfassbar geschrumpft

Ja, kann man sagen. Ist eigentlich immer ein Zeichen, das einen alarmieren sollte. Zumindest heißt das bei mir nicht immer was Gutes. In letzter Zeit aber öfter schon.

Herr Grubner heißt er jetzt also. Hm. Ich bin ein wenig sauer, aber okay.

:lol: Finde es sowieso irritierend aus Leserperspektive, einen Protagonisten erst mit einem Namen und dann mit einem völlig anderen neu kennenzulernen.

Keine Ahnung, wie viel du im ersten Absatz verändert hast, aber ich finde den toll, wie er jetzt ist, die zumeist kurzen Sätze sind super rhythmisch, wirken nicht zwanghaft verknappt, und auch inhaltlich bin ich voll dabei.

Freut mich. Im Vergleich zur ersten und zweiten Änderung habe ich da in der dritten eigentlich kaum noch was dran gemacht.

Das Problem besteht aus den sechs Treppenstufen.
Hier reißt es mich etwas raus, das ist mir zu beschreibend,

ist raus

Er braucht, bis er begreift, dass sie es ist.
Hm ... Sicher Absicht ... Oder? Also dieses umgangssprachliche "Er braucht" - fällt jedenfalls ein wenig aus der Reihe, finde ich.

das auch. Danke!

Fernglass
Fernglas

... :Pfeif:

Doch er glaubt zu spüren, dass es ihr gut geht.
lieber als Ende gesehen hätte.

meinst du ohne den letzten Absatz??

Sie könnte tot sein - oder glücklich sein. Oder beides zusammen, so küchentischphilosophisch betrachtet :shy:

ja, das klingt auch nach einem denkwürdigen Ende. Ich bin jetzt halt gerade an dem Punkt, wo ich denke. Die Story hat jetzt schon sehr leiden müssen. Soll die wirklich nochmal gekürzt werden. Die arme ...

Und ich habe ein bisschen das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Ist es wirklich nur das, was ich da lese? Dass die Frau eine Fremde ist, die beiden sich nicht kennen? Also nicht im eigentlichen Sinne - zumindest für Herr Greubner ist da ja definitiv eine große Verbindung

Ich habe den Verdacht, dass es dir ähnlich gehen könnte wie @CoK (danke für den Kommentar). Dann würde sich leider zeigen, dass die Story durchs kürzen wirklich auch ganz viele wichtige Zwischentöne eingebüßt hätte.

So oder so habe ich die Geschichte aber gerne gelesen

Das freut mich natürlich sehr :)

Wobei, und das will ich noch sagen, weniger als Kritik, mehr als Ansporn,sie sich schon deutlich von dem unterscheidet, weshalb ich eigentlich auf deine Geschichten klicke. Da denke ich jetzt an Twiggy oder auch an "Hier beginnt es". Bei denen hatte ich den Eindruck, dass du so richtig in der großen, dampfenden Carlo-Hirnsuppe rührst

ja, hehe. Hab ja schon was dazu geschrieben. Aber ich nehme mir so etwas immer sehr zu Herzen. Das nächste soll eigentlich mal so etwas wie Twiggy oder Hier beginnt es werden bloß, wie von Zigga und Peeperkorn angeregt, mit mehr Fallhöhe. Ich hatte bloß keinen Bock auf so etwas Langes. Außerdem musste ich mal wieder ein bisschen in die Gänge kommen mit dem Schreiben. Da hat was Kurzes eigentlich gut getan.

Damit will ich vor allem sagen, dass ich mit Adleraugen nach deiner nächsten Geschichte Ausschau halte

Danke dir :herz:

Bis bald, guter Bas! Sehr sehr schön, dass du hier warst.
Grüße
Carlo

 

Lieber @Isegrims ,

habe ich heute früh gelesen, deinen Kommentar. Konnte nicht schlafen. Erstmal zu den Wortkriegern :lol:
Hab mich auf jeden Fall sehr gefreut, dass du kommentiert hast. War gut, so einen frischen Eindruck zu bekommen. Die meisten Kommentare bezogen sich ja noch auf ältere Arbeitsschritte. Seit gestern habe ich nichts mehr (zumindest nur ein zwei Kleinigkeiten) an der Story geändert. Mir glühen auch die Finger btw ...

die Kürzungen haben das Geschehen fokussiert, auch wenn ein paar Nebenstränge (Hausbewohner) verloren gegangen sind,

Ja, das ist doch etwas. Ich glaube, ohne den Fokus hätte ich die Story nicht so umfänglich ändern können. Wie ein Bild von dir und deiner/m Exfreundin/Exfreund, wo du einfach so weit ranzoomst, dass nur noch dein Gesicht zu sehen ist :lol: Optimal ist sowas selten. Aber wenn mich das Ergebnis, auch wenn es ein kleines ist, am Ende mehr überzeugt, als das, was ich davor hatte, dann hat es sich gelohnt.

Kürzen bringt was, klar, irgendwann muss man sich entscheiden, was einem als Autor wichtiger ist.

Das ist der Punkt.

ein bisschen Samuel Becket mäßig

Cooler Vergleich. An Becket hätte ich als Letzten gedacht. Aber da ist was dran. Dieses Symbolische. Finde auch spannend, dass du das nochmal rausgestellt hast, weil das ja jetzt schon viel dezenter ist.

Manchmal finde ich parabelhafte Texte in der Ich-Perspektive geschrieben etwas fragwürdig und ich denke mir dann: so what? Deine Geschichte schrammt haarscharf an einer solchen Einschätzung vorbei, weil ich das sprachliche Niveau genossen habe

Ich kenne das Gefühl. Freut mich, dass der Ton da für dich den Unterschied macht.

gerade wegen der Darstellung des Verlorenseins, das ja auch einen Teil unserer derzeitigen Wirklichkeit widerspiegelt.

Ja. Ich glaube tatsächlich auch, dass dieser Aspekt erst durch die Kürzung nochmal richtig hervortritt. Das war natürlich davor auch da; aber eine ganz andere Klaviatur. So ist es auch näher an anderen Texten von mir, denke ich.

okay, Greifreifen heißt das Ding, aber ein superhässliches Wort ist das auch

Jap :lol: ich habe auch ein bisschen geflucht. Aber ich denke, ich sollte es so schreiben.

für meinen Geschmack zu viele Farben

denke ich nochmal drüber nach. Wollte zuerst das eine 'weiß' streichen, aber das hätte jetzt ja nicht wirklich viel gemacht ... Stimmt schon, dass sich das etwas ballt an der Stelle.

erfüllt die Wiederholung einen Zweck?

nee, da überlege ich noch.

mm, okay, cooler Spruch eigentlich, wobei der Lapislazuli nun gar keine Bedeutung hat

Das stimmt leider. Das könnte jetzt auch ein Türkis oder was auch immer sein.

rundes Ende

Freut mich. Dann ist es wenigstens wieder eine Art Sinneinheit.

Liebe Grüße in die Taunuswälder. Lange nicht mehr dort gewesen. Feldberg und Co.
Wie auch immer. Vielen Dank für dein Vorbeischauen und bis bald!
Carlo

----


Liebe @CoK ,

da haben wir ziemlich parallel die jeweils andere Geschichte beackert :D
Danke für deinen Kommentar!

Ich traue mich fast nicht zu schreiben. Den mir ist klar, dass dein Text sprachlich, vom Aufbau her und Grammatisch sehr gut ist.

Diese Bedenken brauchst du nicht haben. Ich bin wirklich nicht die Duden-Redaktion :lol:
Danke für das implizite Lob. Auch wenn es mich natürlich noch mehr gefreut hätte, dich auch emotional abzuholen. Oder zumindest in einem übergeordneten Zusammenhang.

Ich tue mich ziemlich schwer damit, weil ich so wenig erfahre. Ich habe nichts von dem Mann im Rollstuhl erfahren. Ich habe nicht erfahren, wer Saskia ist.

Ja, kann ich verstehen. Jetzt kann ich mich zum Glück wunderbar damit verteidigen, dass das fast schon Flashfiction ist :D aber ich will mir nichts schönreden, das bringt ja auch nichts. Es könnte sein, dass das durch die Kürzungen kommt und dann, so bitter es ist, wird sich daran wahrscheinlich nicht mehr viel tun. Danke aber für die Rückmeldung.

Für ein Stoker halte ich ihn nicht eher für einen einsamen Menschen, der andere beobachtet.

Ja, so sehe ich ihn auch. Finde ich auf jeden Fall gut, dass das in der Kürze rüberkommt.

Wie riecht den ein Teppich ?

wollte zuerst Teppichkleber schreiben. Vielleicht sollte ich das auch tun. Obwohl. Vielleicht einfach was anderes. Es stimmt schon; das ist recht unspezifisch und ich vertraue da sehr auf die Arbeit der LeserInnen.

Außerdem habe ich kopfüber und Zeuge in deinem Text vermisst.

und das muss ich auch zugeben :D Bin ich noch schuldig. Ist leider den Kürzungen zum Opfer gefallen. Aber ich bin dran.

Danke nochmal und viele Grüße
Carlo

 

Hey @Rob F ,

dein Kommentar kam genau richtig. Und ich konnte echt was damit anfangen. Eigentlich war jeder Hinweis ein Treffer. Ich hab fast alle Punkte eingearbeitet bzw. überarbeitet und hab wirklich das Gefühl, dem Text dadurch nochmal einen letzten Schliff verpasst zu haben. Vielen Dank dir!

eine schöne Skizze über zwei einsame Menschen und Kommunikation, die auch ohne Worte stattfinden kann

Cool. Freut mich, dass so von dir zu lesen. Ich weiß nicht, ob du die alten Versionen kennst. Ist ja jetzt quasi ein neuer Text. Deswegen bin ich ganz froh, dass es das ist, was bei der Version jetzt rüberkommt. Das finde ich völlig in Ordnung so.

m.E. würde der "Alltag"-Tag ausreichen.

Kann ich momentan selbst nicht machen. Aber habe schon einen Mod angeschrieben. Würde ich auch gerne rausnehmen.

Der Inhalt macht früh neugierig, auch dadurch, dass die beobachtete Frau ihn wahrnimmt, auf ihn reagiert. Gerade durch die Kürze des Textes lässt du viel Raum, welche Geschichte die beiden haben, wer sie sind.

Auch das freut mich. Es klingt, als würde dich diese Offenheit nicht stören. Und ich glaube selbst auch, dass sie das, jetzt, da die Geschichte irgendwie auch Flashfiction ist, total aushält. Man muss und kann da gar nicht viel mehr als das erfahren, denke ich.

Finde ich gut gelungen, die bringst die beiden Personen dem Leser gut näher, wie sie sich auf ihre sehr eigene Art umeinander sorgen.

Auch das. Freut mich.

Noch einige Details:

Und wie gesagt. Nochmal vielen Dank hierfür. Fast jeder Hinweis ein Treffer.

Das Licht hat er ausgemacht, draußen ist es hell genug.
Hier habe ich mich gefragt, ob du den Satz nicht auch im Aktiv schreiben könntest. Oder gibt es einen bestimmten Grund für diese Formulierung?

Fand ich einen sehr guten Vorschlag. Hab ich auch ausprobiert, mich dann aber dagegen entschieden und versucht, herauszufinden, warum. Ich glaube, weil ich kein völligen in medias res Einstieg wollte. Nicht so prompt, sondern smooth. Es ist ja sogar ein Aktiv, glaube ich, zumindest nicht aus seiner Perspektive. Aber ist auch wurscht. Ich finde es eigentlich gut, dass hier noch einmal kurz so eine Art Vormoment durch das Perfekt entsteht. Stichwort vollendete Gegenwart. Da ist etwas Statisches. Ein Moment, von dem aus es losgeht.
Diese Gedanken habe ich aber auch erst aus der Frage entwickelt, warum es mir so besser gefällt. Der Hinweis war trotzdem berechtigt.

Er legt die Hände auf die Greifreifen, gibt dem Rollstuhl einen Stoß, fährt ans Fenster.
Genau genommen gibt er ja nicht direkt dem Rollstuhl einen Stoß, sondern bewegt die Reifen.

Guter Punkt. Ich habe mich jetzt endgültig für die Version von AWM entschieden (erster Kommentar und im Prinzip bereits die Lösung :D)

Den blauen Stein hält er in der hohlen Hand. Er befühlt ihn, denkt an Saskia, dann an die junge Frau von gegenüber.
Das ist hier schwer vorstellbar, da er direkt zuvor noch den Rollstuhl bewegt hat. Wo hat er nun den Stein her, den er in der Hand hält?

Das meinte Linktoflink auch. Danke euch beiden. Jetzt ist es geändert.

Herr Grubner beugt das Gesicht vor.
Den Kopf, oder kann man nur das Gesicht vorbeugen?

Auch richtig. Ich habe mich ein bisschen gedanklich drumherum geschmuggelt. Gesehen habe ich das anfangs auch noch. Es ist jetzt der Kopf und nicht beugen, das klang dann komisch, sondern strecken.

Er verfolgt ihren Flug. Die Fassade am Westflügel hoch und aufs Dach, wo sie in Reihe landen. Er spürt seinen Herzschlag, streicht mit den Fingerspitzen über den glatten Stein.
Hier könntest du beim Satzbeginn variieren.
Sie weiß, dass er sie beobachtet. Sie öffnet den Kühlschrank, nimmt einen Tetrapack Milch heraus, schraubt den Plastikdeckel ab und führt die Öffnung zum Mund.
Er wartet. Zehn Minuten. Fünfzehn. Etwas stimmt nicht. Er legt das Fernglas ab, fasst nach den Greifreifen, stößt, fährt zur Tür.
Satzbeginn

Danke. Die Problematik hatte ich auch bemerkt. Irgendwann aber nur noch geschaut, ob es rhythmisch stimmt. Ist also ein sehr guter Punkt, den ich tatsächlich nicht mehr im Blick hatte. Bei den 'er's war es einfach. Da konnte ich ein oder zwei Mal 'Herr Grubner' schreiben.

Über ihr brennt eine Glühbirne ohne Lampenschirm.
Ein interessantes Detail!

cool, dass du es herauspickst

Gegen halb zehn bewegt sie sich zum ersten Mal.
Aber sie hat sich ja vorher schon bewegt, also vielleicht: "... bewegt sie sich wieder."

sehr guter Vorschlag, direkt übernommen.

Sie streckt den Kopf über, beugt sich mit Stift und Zettel zurück.
Unter dieser Bewegung kann ich mir nichts vorstellen ...

Danke, dass du es sagst. Ja, das war irgendwie ungelenk. Habe ich geändert und finde es jetzt viel besser.

„Eine Zeitmaschine.“ Er lächelt.
Wohin?
Kein bestimmter Ort.
Eine Zeitmaschine und dann spricht er von einem Ort ... ?

Der Ort bezieht sich auf ihre Frage: 'Wohin'? Sie denkt, die Zeitmaschine bringt ihn an einen Ort in der Vergangenheit. Ich bin jetzt wieder zu der alten, pointierteren (da muss irgendwann auch aufpassen, dass es nicht künstlich klingt) Dialogzeile zurück:

„Eine Zeitmaschine.“ Er lächelt.
Wohin?
„Kein Ort, ein Mensch.“ Er wirft ihr den Stein aufs Bett. „Wiedersehen macht Freude.“

Er wirft ihr den Stein aufs Bett.
"ihr" könntest du streichen

Finde das ihr eigentlich ganz gut. Es ist ein winziges Wort, aber es reicht, um zu zeigen, dass es in ihrer Nähe ist. Ohne ist die Aussage halbwegs unklar. Er könnte es dann auch irgendwo auf die Ecke werfen. Aber mir ist es wichtig, dass er den Stein zu ihr wirft, weil es eben diese Geste ist. Keine Berührung, keine Terz, obwohl es ein sehr wertvoller Gegenstand für ihn ist. Ein Loslassen im Wortsinn und auch in übertragener Weise.

Es dauert, bis er begreift, dass sie es ist.
Die kursive Schreibweise ist hierbei m.E. als Hervorhebung nicht notwendig.

Guter Hinweis. Das stimmt. Gerade am Ende will man so kleine Ausdrucksmängel eigentlich nicht haben. Zumindest nicht bei so einem Text. Ist geändert.

Danke dir, Rob F. Echt gute Hinweise
Carlo

 

Abend @Carlo Zwei
Ich hab deine Geschichte in der ursprünglichen Version gelesen, hab aber davon abgesehen sie zu kommentieren, weil ich nicht wusste was ich davon halten sollte. Irgendiwe gefiel sie mir nicht, ich konnte aber nicht genau sagen wieso nicht. Jetzt habe ich sie erneut gelesen und hatte das Gefühl einen komplett anderen Text zu lesen. Das Grundgerüst ist geblieben.
Ich finde es krass, dass du die Idee mit den Flügeln am Ende komplett über Bord geworfen hast und Westflügel draus gemacht hast.
Ich finde diese Version besser als die erste (die gefühlt 50 anderen dazwischen hab ich nicht gelesen). Er ist sehr stark komprimiert, das erspart einerseits unnötige Details auf der anderen Seite gibt er mir als Leser aber auch keine Tiefe der Charaktere.
Ich tu mich wirklich etwas schwer den Text einzuschätzen, (außerdem komme ich über die Flügel Änderung einfach nicht hinweg xD.)
Die Kommentare hab ich auch kurz überflogen und irgendwas von einer Tochter gelesen. Ist Saskia seine Tochter oder bin ich da jetzt zu uninformiert?
Ganz verstanden hab ich die Geschichte auch nicht. Ich bin mir nicht mal mehr sicher ob Saskia am Ende wirklich stirbt.
Das klingt jetzt alles negativer als beabsichtigt. Ich finde die Geschichte so wie sie jetzt ist, viel besser als ursprünglich und ich finde auch die Idee und Umsetzung sehr gut. Es liest sich gut und flüssig.
Hier noch ein paar Kleinigkeiten:

Ob sie braune Augen hat oder grüne, schwer zu sagen.
Entweder ein Fragezeichen am Ende, oder ist schwer zu sagen

Auf ihrem Bett liegt eine Verpackung desselben Medikaments, das er seit Jahren zum Einschlafen nimmt
Ist es wichtig das er dasselbe nimmt? Eine Medikamentenpackung ist sehr klein und die sehen alle irgendie ähnlich aus. Kann er mit einem Feldstecher wirklich erkennen was auf der Packung steht? Die Pistole sind jetzt also Schlafmedikamente geworden.
Die Pistole hat, wie ich gesehen habe, Kritik abbekommen. Da fühl ich mich schlecht jetzt auch an den Medikamenten zu nörgeln. Ich weiß ja nicht in welcher Zeit deine Geschichte spielt. Aber mit den heutigen Schlafmedikamenten ist es nicht mehr möglich sich umzubringen, das ging früher aber heutzutage sind die „Suizid-sicher“ falls man das so sagen kann. Zumindest die aus der Apotheke.
Warum sprichst du nicht?“ Ihre Augen sind braun. „Soll ich gehen?“
Das mit den Augen steht da etwas verloren zwischen den Sätzen. Vielleicht: Ihm fiel auf, dass ihre Augen braun sind.

Er will den Stein zurück.
Interessante Änderung. In der ersten Version bereut er keine Sekunde den Stein nicht mehr zu haben

Er wirft ihn ihr aufs Bett
Er wirft ihn auf ihr Bett (?)


Alles in Allem ein sehr schöner Text den ich gerne gelesen habe.
lg, Corvi

 

Hallo @Carlo Zwei,

ein bunter Reigen an guten und sehr guten Kommentaren, die dritte Überarbeitung steht und ich fühle mich wie einer dieser Leute, die einen Reisebus an der Raststätte verpasst haben. Ein albern-profaner Vergleich angesichts der ruhigen und ernsten Thematik der Geschichte.

Deine Überarbeitungen haben sich sehr gelohnt. Bei der ersten Version des Textes las ich einen "Stammtext", der noch nicht wusste, welche Entwicklung er nehmen wird. Die jetzige, kürzere Fassung fokussiert stärker auf Herr Grubers Wahrnehmung als auf aufmerksamkeitserheischende Elemente der Handlung (Revolver), sucht auch das Ungefähre und bittet, Lücken aufzufüllen. Da der Plot vertraut, bin ich kein "blinder" Leser der Geschichte, ich weiß ja, in welche Richtung sie gehen wird.

Einerseits lese ich deinen Text als ein Ritual, ein Ritual zur Verarbeitung der suizidalen Handlung Saskias. Ich hoffe, ich habe ihn nicht falsch verstanden. Der letzte Satz beschließt keine Änderung Herrn Grubners, sei es im Erleben oder im Verhalten, sondern nur sein Ritual - am nächsten Tag wird Herr Grubner wieder das Fernglas nehmen, wieder ins Fenster schauen und wieder wissen, dass der Taubenmann gleich erscheinen wird. Insofern ein tieftrauriger Text. Du hast eine Welt konstruiert, in der ein Ausbruch aus dem Ritual nicht möglich scheint, der Tag ist gleich, die Zeit zirkulär.

Andererseits deutest du einen Suizid Herrn Grubners an. Sofern ist die suizidale Tat die einzige Möglichkeit, Herrn Grubner aus seiner kreisenden Trauer zu befreien. Hier bleibt dein Text - vielleicht habe ich das aber auch überlesen - im Ungefähren, auch, weil du Psyche und Umwelt verschränkst. Ich mag so etwas, weiß aber, dass für viele Leser das ausgesprochen schwierig sein kann. Deine Geschichte ist die eines Rituals, das durch eine suizidale Tat gebrochen werden könnte.

Ein paar Anmerkungen @Carlo Zwei. Nicht viel, der Text wirkt ja schon sehr fertig und abgeschlossen. Nichts weltbewegendes, nichts, das an der Statik des Textes rüttelt. Eher Hinweise, Ideen, Feinschliffvorstellungen.

Den ersten, sehr schönen Absatz ...

Gleich wird der Taubenmann erscheinen, unten beim Steinkreis. Es dauert nicht lange. Von hier oben sieht er aus wie eine Spielzeugfigur, die Tauben sind graue, hüpfende Punkte. Herr Grubner setzt das Fernglas an, beobachtet, wie sich die Vögel um Brotkrumen streiten. Geduldig wartet der Taubenmann, bis alles aufgepickt ist. Gleich wird er drei Mal in die Hände klatschen. Die Tauben flattern auf. Er verfolgt ihren Flug. Die Fassade am Westflügel hoch und aufs Dach, wo sie in Reihe landen. Herr Grubner spürt seinen Herzschlag, streicht mit den Fingerspitzen über den glatten Stein. Noch einmal denkt er an Saskia, ihr duftendes Haar. Es ist soweit. Punkt neun.

... lese ich als ein Skript, dem Herr Grubner seit dem Suizid Saskias folgt. Du machst das mit dem Futur deutlich. Herr Grubners Herzschlag geht hoch, gleichzeitig streicht er aber mit den Fingerspitzen über einen glatten Stein. Da könntest du etwas festeres, kraftvolleres schreiben, er schließt den Stein mit seinen Händen, faltet sie, denkt an Saskia, an ihr duftendes Haar. Vielleicht kannst du auch schreiben, wo und wie er den Herzschlag spürt. Da reicht ja ein banales "pochen" schon aus. Als Leser erfahre ich ja nur über die Zeitangabe und den Pulsschlag, dass etwas passieren wird. Das "Es ist soweit" würde ich streichen und vielleicht das duftende Haar ausführen oder die Zeitangabe durch einen Kirchturm, eine Parkuhr oder eine Handlung des Taubenmanns angeben: Punkt neun, der Taubenmann geht fort.

Spannend finde ich die Idee, dass Herr Grubner weiß, was passieren wird und trotzdem steigt der Puls. Ich glaube, dass das den gigantischen Impact, den der Suizid ausgelöst hat, stärker illustriert als seine Treppenlauf und der Gang in ihre Wohnung. Er schafft es nicht, den Suizid zu verarbeiten.

Obwohl der erste Absatz eine Szene beschreibt, könntest du ja mal ausprobieren, ob du stärker ins Detail gehen kannst. Reagiert der Taubenmann auf Herrn Grubner?

auf das die schwarzen Haare fallen,
schön!
Er verfolgt ihren Flug.
Flugversuch?

Ein Milchbogen hängt über ihren Lippen.
Jetzt Milchbogen und nicht Milchbart?
Es riecht säuerlich.
Du benutzt recht häufig die dritte Person zur Beschreibung einer Situation. Es ist soweit, es riecht säuerlich. Vielleicht auf Herr Grubner eingehen?
Doch es funktioniert.
Das würde ich streichen. Das klingt für mich zu sehr nach Dokumentationssprecher.
Es muss eines der Zimmer im Mittelgang sein.
Sollte ich den Text richtig verstanden haben - bezüglich des Rituals - könntest du hier das Futur benutzen. Ich will mich jetzt nicht ins grammatikalische Fernost der deutschen Sprache vorwagen, aber ich glaube (!), hier wäre sogar ein Futur II passend: Es wird eines der Zimmer im Mittelgang gewesen sein. Abgeschlossene Zukunft. Ist nur eine Idee. Besonders stark könnte der Effekt bei den Milchkartons sein: In der Küche werden die Milchkartons stehen. Aber ist vielleicht ein bisschen over-the-top, behind-the-end-of-the-dead-rail.

Sehr stark finde ich den Dialog im dritten Absatz. Er liest sich flüssig und aus der Geschichte heraus, er passt, finde ich.

Im letzten Absatz

Herr Grubner sitzt am Fenster, es regnet. Saskia fehlt. Wie Heimweh ist das. Er will den Stein zurück. Jetzt schuldet sie ihm etwas. Die Gardinen sind zugezogen. Doch er glaubt zu spüren, dass es ihr gut geht.

An diesem Tag beobachtet Herr Grubner den Taubenmann. Drei Mal klatscht er in die Hände und die Vögel flattern los. Die Fassade hoch und hinauf zum Dach, auf dem jemand steht. Es dauert, bis er begreift, dass sie es ist. Die Tauben haben sich neben ihr aufgereiht, als wäre sie eine von ihnen.
Er will ihr etwas zurufen, doch das Fenster lässt sich nicht öffnen. Er schlägt das Fernglas dagegen. Sie hört es nicht. Fester. Die Scheibe bekommt einen Riss, splittert, bricht. Die Tauben schrecken auf, doch sie bleibt unverändert stehen.
„Weg da!“
Sie sieht ihn an. Lächelt sie?
„Ein letztes Treffen!“
„In Ordnung!“, antwortet sie.
Herr Grubner hört nichts, außer dem Klang ihrer Stimme.
Saskia, denkt er. Er will den Stein nicht mehr. Nur vom Dach soll sie runtergehen.

greifst du die Tauben wieder auf, das Flattern, sprich die Szene aus dem Anfang. Die Scheibe bekommt einen Riss, splittert und bricht. Das lese ich als den Ausbruch aus dem Ritual. Aber, wie gesagt, ganz sicher bin ich mir nicht. Ansonsten - ein schöner Absatz, ein guter Text, insbesondere das "In Ordnung!". Das wirkt nach einem Einverständnis; sie gibt ihm die Zustimmung zu seiner möglichen suizidalen Handlung (oder?).

**

Lieber @Carlo Zwei, das ist nicht viel, was ich dir schreiben konnte, aber wenigstens ein paar kleinere Anmerkungen. Vielleicht kannst du damit etwas anfangen.

Lg
kiroly

 

Hallo @Carlo Zwei,

ich hab grad noch mal reingeschaut bei Dir. Wow! Da hat sich ja einiges getan, die Geschichte ist fast nicht mehr wiederzuerkennen. Irgendwie hat mir die erste Version deutlich besser gefallen, die war runder, flüssiger, als wäre sie mehr aus Dir rausgekommen. Die neue Version wirkt auf mich ein bisschen angestrengt, langsamer, behäbiger. Klar, das mit der Pistole war vielleicht nicht so super realistisch (hatte Kommentare gelesen), aber die Szene war spannender, da hats mich richtig mitgerissen. Hast Du bewusst das Tempo so gedrosselt im Text?

Hier nochmal ein paar Anmerkungen:

Er nimmt den Stein aus der Hemdtasche, befühlt ihn, denkt an Saskia und an die junge Frau von gegenüber.

Ich hab gemerkt, dass mich das beim Lesen rausreißt. Dieser Wechsel zwischen Saskia und der Nachbarin. Da muss ich immer erst im Kopf klarkriegen, wer gemeint ist.

Vorschlag: denkt an Saskia, dann an die junge Frau gegenüber

Noch einmal denkt er an Saskia, ihr duftendes Haar. Es ist soweit. Punkt neun.
Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett.

Das würde ich klarer trennen.

Noch einmal denkt er an Saskia, ihr duftendes Haar.
Plötzlich ist es soweit. Punkt neun.
Die Nachbarin (wenn Du sie schreibst, häng ich immer noch bei Saskia).

Es muss eines der Zimmer im Mittelgang sein. Eine Tür öffnet sich.
Barfuß steht sie vor ihm. In Unterwäsche und weißem T-Shirt.
„Du bist nicht im Bett“, stellt er fest.
Sie zuckt die Achseln.
„Kann ich rein?“

Er sollte vielleicht klopfen oder klingeln.
Und irgendwie hakt die Szene bei mir. Da ist ein Voyer, der sie täglich beobachtet, sie grüßen sich ab und an per Hand, dann lässst sie nen völlig Fremden einfach so in die Wohnung rein.

Es riecht säuerlich. Vom Flur aus erhascht er einen Blick in die Küche, wo sich die Milchkartons unterm Fenster stapeln.

Ich hab mich ständig gefragt, was es mit der Milch auf sich hat (schon bei der ersten Version). Hat sie Bulimie (da wird ja viel Milch getrunken aus bestimmten Gründen). Hat sie Calcium-Mangel? Oder steht sie einfach nur auf Milch?

Er könnte sie ja fragen :D

Herr Grubner sitzt am Fenster, es regnet. Saskia fehlt.

Ich würde den Namen gleich beim Einstieg erwähnen, sonst wirkt das so komisch.

Vorschlag: Saskia fehlt ihm.

Herr Grubner sitzt am Fenster, es regnet. Saskia fehlt. Wie Heimweh ist das. Er will den Stein zurück. Jetzt schuldet sie ihm etwas.

Wenn Du sie schreibst, häng ich wieder an Saskia. Würde das deutlicher trennen. Gib der Nachbarin doch einen Spitznamen, oder nenn sie Nachbarin. Wie wäre das?

An diesem Tag beobachtet Herr Grubner den Taubenmann.

Auch an diesem Tag beobachtet er den Taubenmann.

So liest sich das, als hätte er das noch nie gemacht.

Lieber Carlo, ich vermiss die erste Version Deiner Geschichte, kann mich mit der jetztigen nicht so recht anfreunden. Mir fehlt auch die Motivation, es geht mir zu wenig in die Tiefe. Das kratzt alles nur an der Oberfläche und das passt gar nicht zu Dir. Das kannst Du eindeutig besser, davon bin ich überzeugt.

Ganz liebe Grüße und einen schönen Sonntag,
Silvita

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey @Carlo Zwei,

hab die Geschichte gern gelesen.

Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett.
Sehr geheimnisvoll - was macht sie da wohl, wobei er sie beobachtet?
Da er ihren Mund beobachten kann, legt sie sich offenbar nicht schlafen... Setzt sie sich im Yogi-Sitz hin und meditiert?, frage ich mich.

Sie weiß, dass er sie beobachtet, Zeuge ist, wofür auch immer.
Müsste es nicht "wovon" heißen? Zeuge von etwas werden/sein...

Die Tauben haben sich neben ihr aufgereiht, als wäre sie eine von ihnen.
Dieses Bild gefällt mir irgendwie. Als könne sie jetzt gleich mit den Tauben wegfliegen... Es deutet auf die Komplexität eines menschlichen Lebens, dadurch, dass wir dieses verdammte Gehirn haben, das ständig über alles nachgrübeln und hinterfragen muss. Die Tauben dagegen sind froh, wenn sie ein paar Brotkrümel bekommen, sich dann wieder aufs Dach setzen können.

Das Ende finde ich etwas abrupt und leicht wirr. Wenn er das Fenster nicht aufbekommt, wie kann sie ihn dann verstehen? Oder liest sie seine Lippen ab, und er dann ihre? Und wenn sie wirklich überlegt zu springen, dann kommt es ein wenig zu einfach rüber, dieses:

„Ein letztes Treffen!“
„In Ordnung!“, antwortet sie.
So von wegen, "ach lass das doch" - "OK"...
Herr Grubner hört nichts, außer dem Klang ihrer Stimme.
Hier bin ich dann nochmal verwirrt - also hat er sie jetzt verstanden? Trotz der Scheibe? Oder hat er sie nicht verstanden? Aber die Stimme hört er... Oder soll das verdeutlichen, dass er in Gedanken abdriftet?

Insgesamt gefällt mir das Mysteriöse an der Geschichte, was u.a. wohl durch fehlende Information/Andeutungen zustandekommt. Finde ich gut, weil Leser da Platz für eigene Phantasie haben. Andererseits führt das glaube ich auch dazu, dass die Geschichte etwas oberflächlich bleibt, man als Leser nicht so mitgerissen wird. Ich denke, dass die Länge eines Textes (und damit die Zeit, die man als Leser/in mit den Figuren "verbringt") und die Tiefe, also im Sinne von wieviel erfahre ich über die Figuren, die zwei wichtigsten Faktoren dafür sind, wie sehr man von einem Text gepackt wird.

Finde aber dennoch, dass du einen guten Text um die Begriffe herum geschrieben hast.
Beim Titel bin ich mir übrigens nicht so sicher, ob der für mich passt, denn "Freude" kommt hier nicht allzu viel vor, oder?...

Beste Grüße, rainsen

 

Hallo @Chrio ,

danke für deinen Kommentar und deine Zeit.

und das mit dem Geschwür

ich glaube, da bist du irgendwo in der Geschichte falsch abgebogen :D macht ja nix.
So ganz weiß ich noch nicht, was ich mit deinem Kommentar anfange, hehe. Vielleicht verstehe ich den/die Punkte noch nicht so richtig.

Danke aber erstmal, dass du da Zeit reingesteckt hast.
Viele Grüße
Carlo


-----


Hey @Corvi

hab mich über deinen so umfangreichen Kommentar sehr gefreut. Wahrgenommen habe ich dich hier im Forum schon, aber bislang noch nichts von dir kommentiert, glaube ich. Bin jedenfalls neugierig, was du so schreibst. Auch super nett, dass du den Entwicklungsprozess in deinem Kommentar berücksichtigt hast (und überhaupt, dass du den Text in mehreren Versionen gelesen hast). Ja, die Geschichte wurde wirklich krass bearbeitet. Die letzten Kommentare spiegeln mir ganz gut wider, was ich auch selbst von dieser Version halte. Ich denke, aus einem Text, zu dem ich selbst nicht so ganz stand, ist einer geworden, den ich akzeptiere. Besonders leid tat es mir, dass einige den Text auch gleich in der ersten Version so genommen haben, wie er war, ich aber das Bedürfnis hatte, das alles nochmal umzukrempeln. Klar, man sagt immer, 'es ist dein Text, du kannst damit machen, was du willst'. Aber ich sehe das ein bisschen anders. Die hier mitschreiben, denen gehört so ein Text immer auch ein bisschen. Und wenn es nur emotional ist. Es ist nicht immer so, dass ein Text so viel Veränderung erfährt, aber in diesem Fall war das eben die Dynamik.

Ich finde es krass, dass du die Idee mit den Flügeln am Ende komplett über Bord geworfen hast und Westflügel draus gemacht hast.

ja, auch das :D Der 'Westflügel' war witzigerweise von Anfang an drin. Musste ich aber erst von einem sehr aufmerksamen Mod draufhingewiesen werden haha.

Ich finde diese Version besser als die erste (die gefühlt 50 anderen dazwischen hab ich nicht gelesen). Er ist sehr stark komprimiert, das erspart einerseits unnötige Details auf der anderen Seite gibt er mir als Leser aber auch keine Tiefe der Charaktere.

Freut mich. So empfinde ich das auch und das entschädigt zusätzlich zur Prozesserfahrung auch die viele Zeit, die ich da hineingesteckt habe.

Ob sie braune Augen hat oder grüne, schwer zu sagen.
Entweder ein Fragezeichen am Ende, oder ist schwer zu sagen

ich finde, das geht so in der Verkürzung. Das ist für mich Ausdruck davon, dass er das denkt. Eben weil es etwas Mündliches hat.

Eine Medikamentenpackung ist sehr klein und die sehen alle irgendie ähnlich aus. Kann er mit einem Feldstecher wirklich erkennen was auf der Packung steht?

guter Einwand. So ein Punkt, der einem im Lektorat noch einmal um die Ohren gehauen werden kann; wo man aber am Ende zur Not auch sagen kann, dass es eben nicht undenkbar ist. Schöne Ausrede, ich weiß ... :)

Aber mit den heutigen Schlafmedikamenten ist es nicht mehr möglich sich umzubringen, das ging früher aber heutzutage sind die „Suizid-sicher“

Das fand ich super interessant. Habe ich nicht gewusst. Aber tatsächlich habe ich diese Info auch nur teilweise im dem Internet so wiederfinden können. Es scheint mit einigen Medikamenten jedenfalls schwieriger zu sein. Was ich aber krass fand: ich bin da auf eine Seite gestoßen, die 100% suizidsichere (also sie gewährleisten, dass du bei Überdosis auch wirklich stirbst) Schlafmittel anbietet. Ich verlinke das hier mal nicht, auch weil ich es fraglich finde (im Gegensatz zu einer kontrollierten und ethisch reflexiven Sterbehilfe). Aber das nur off topic. Falls du einen Beleg für deine Aussage hast, würde ich mich darüber freuen. Das wäre ja echt mal eine Info, die man sich abspeichern könnte.

Warum sprichst du nicht?“ Ihre Augen sind braun. „Soll ich gehen?“
Das mit den Augen steht da etwas verloren zwischen den Sätzen. Vielleicht: Ihm fiel auf, dass ihre Augen braun sind.

ja, das stimmt. Ist so eine Referenz auf die Bemerkung mit den Augen am Anfang. Aber du hast recht. Wie sie da so steht, ist es noch nicht so richtig gut.

Er wirft ihn ihr aufs Bett
Er wirft ihn auf ihr Bett (?)

Auch das finde ich einen guten Hinweis. Ja, da geht noch was an Verständlichkeit.

Alles in Allem ein sehr schöner Text den ich gerne gelesen habe.

Freut mich, Corvi. War ein längerer Weg dorthin. Aber es war auch in weiten Teilen unbekanntes Terrain für mich.
Nochmal vielen Dank und bis bald!
Carlo

----


Jetzt zu dir, @rainsen

Danke für deine Zeit und deinen Kommentar. Hab mich sehr gefreut, von dir zu lesen.

Sie weiß, dass er sie beobachtet, Zeuge ist, wofür auch immer.
Müsste es nicht "wovon" heißen? Zeuge von etwas werden/sein...

stimmt. Zumindest klingt das richtiger :D

Dieses Bild gefällt mir irgendwie. Als könne sie jetzt gleich mit den Tauben wegfliegen... Es deutet auf die Komplexität eines menschlichen Lebens, dadurch, dass wir dieses verdammte Gehirn haben

Freut mich, dass du die Stelle rauspickst. Das ist eine schöne Interpretation. Für mich hat der Taubenmann so etwas Numinoses. Wenn ich jetzt mal etwas übertreibe: Wie der Hirte, der seine Schafe auf der Weide führt. Ich mochte das auf einer symbolischen Ebene, dass die junge Frau da so mit reingerät.

Das Ende finde ich etwas abrupt und leicht wirr. Wenn er das Fenster nicht aufbekommt, wie kann sie ihn dann verstehen?
„Ein letztes Treffen!“
„In Ordnung!“, antwortet sie.
So von wegen, "ach lass das doch" - "OK"...
dass die Geschichte etwas oberflächlich bleibt,

ja, ich verstehe deinen Punkt. Ich denke, perfekt ist es nicht. Und da steckt auch noch dieser Rest Humor/Märchen drin, den die Story von Anfang an hatte. Das wäre eigentlich nochmal ein lohnender Ansatzpunkt für eine Nacharbeitung. Momentan aber brauche ich etwas Abstand von der Story. Das war jetzt ein bisschen viel seit sie online ist :lol:

Letzteres, dieses Oberflächliche, hängt natürlich auch mit der Kürze zusammen, wie du auch geschrieben hast. Deine Überlegungen zur 'Tiefe' des Verständnisses um Figuren und zur Länge eines Textes, fand ich sehr spannend. Ich sehe das ähnlich, glaube aber, dass es da durchaus noch weitere Elemente gibt. Die Sprache selbst wäre da vielleicht als wichtigstes Element zu nennen. Eine extrem gut geschriebene Story kann mich trotz inhaltlicher Probleme umhauen.

Beim Titel bin ich mir übrigens nicht so sicher, ob der für mich passt, denn "Freude" kommt hier nicht allzu viel vor, oder?...

Ist was dran. Ja, vielleicht fällt mir noch was Gutes ein. Erstmal gebe ich der Story bzw. den Veränderungen daran ein bisschen Zeit. Das ist wie bei so einer heißgelaufenen Maschine. Die muss jetzt erstmal abkühlen :Pfeif:


Danke dir für deinen Kommentar und auf bald!
Carlo


An die anderen (kiroly, Silvita). Vielen Dank für eure Kommentare. Habe euch nicht vergessen :-)
Rainsen habe ich jetzt mal vorgezogen, weil das ein relativ kurzer Kommentar war, der noch in den Antwort-Flow gepasst hat.

 

Gude @Carlo Zwei,
war eine Weile abstinent, ich hoffe ich komme ohne viel Staubrieseln wieder ins Kommentieren. Die Kürze deiner Story hat mich sehr dazu eingeladen, bei der Challenge hier anzufangen. Beim Lesen habe ich gemerkt, dass in der Kürze viel Kompaktheit steckt. Meinem Eindruck nach, schaffst du es echt gut, viel Erzählung in wenig Text hineinzupacken.
Was mir am besten gefallen hat, war der Bruch meiner Erwartungen. Erst finde ich es traurig-schön, dass Herr Grubner vom Fenster aus die Welt beobachtet, dann wirkt es, als würde er die junge Frau bespannen, dann kennen sie sich aber und haben einen (etwas eigenartigen) Kontakt. Die Wechsel haben dem Text für mich auch etwas Spannung mitgegeben, da ich ein paar Mal überrascht war. Ein schönes Gimmick fand ich an der Stelle auch den "Taubenmann". Irgendwie sind es in meinem Kopf (und einigen Filmen) meist alte Damen, die Tauben Brot hinwerfen, da war das auch mal etwas anderes.

Die Handlung fand ich sehr rund; einigen Kommentaren nach zu urteilen hast du wohl auch schon gut dran geschliffen? Ich las etwas von magischen Eigenschaften des Lapislazuli. Abgefahren und fast ein wenig schade, dass ich so spät dabei bin :lol: aber in der aktuellen Form auf jeden Fall eine runde Sache (ob sie runder ist, kann ich leider nicht beurteilen).
Den Titel finde ich gut. Bei "Milchbart" oder "Herr Kopfüber erlebt ein Wunder" hätte ich ehrlich gesagt nicht direkt drauf geklickt. Ist natürlich zu fast 100% Geschmackssache, aber ich dachte mal, ich schildere dir meinen Eindruck.

Das Thema "Milch" wurde ja schon von Aurelia und Silvita angerissen, ich stehe da leider auch auf dem Schlauch. Silvitas Gedanken zur Bulimie fand ich interessant (nachdem ich nachgeschaut habe, was der Zusammenhang ist), da es auf persönliche Probleme hinweisen könnte (und das Ende damit zusammen mit den Schlaftabletten vorbereitet) - falls es das wäre, hätte mir beim Lesen ein Stütze dazu geholfen. Vielleicht könnte der Verweis schon reichen, dass sie sehr dünn ist o.Ä. - natürlich nur, falls das überhaupt die gesuchte Richtung ist.
An eine Interpretation der Milch als Symbol für etwas anderes hatte ich mich jetzt noch nicht gewagt und wüsste auch gerade noch nicht, in welche Richtung ich da gehen müsste.

Eine Kleinigkeit noch:

Das Licht hat er ausgemacht, draußen ist es hell genug.
Meinem Eindruck nach verrät der erste Satz mir nicht mehr, als dass es draußen hell ist. Das ist vergleichsweise unspektakulär und auch wenn ich kein großer Fan der häufigen Fetischisierung des ersten Satzes bin, finde ich es schick, wenn er zumindest gleich etwas mehr zur Story anreißen kann. Ein (etwas simpler) Vorschlag von mir wäre, ihn zu streichen. Dann geht es gleich mit dem Rollstuhl los und der Protagonist wird eingeführt. Die Information, dass es hell ist, ließe sich dann z.B. im 5. Satz verbauen (Der Morgenhimmel ist wolkenlos), später wird aber ja auch noch die Uhrzeit genannt.
Oder vielleicht: "Jeden Morgen um zehn rollt Herr Grubner ans Fenster ..." (oder so ähnlich). Würde allerdings etwas mehr Tell reinbringen, davon hat dein Text ja eigentlich nicht viel bzw. fast nichts.

Ich hatte auf jeden Fall viel Spaß dabei, deinen Figuren zu folgen!

Liebe Grüße
Vulkangestein

 

Hallo @Carlo Zwei

Das fand ich super interessant. Habe ich nicht gewusst. Aber tatsächlich habe ich diese Info auch nur teilweise im dem Internet so wiederfinden können. Es scheint mit einigen Medikamenten jedenfalls schwieriger zu sein. Was ich aber krass fand: ich bin da auf eine Seite gestoßen, die 100% suizidsichere (also sie gewährleisten, dass du bei Überdosis auch wirklich stirbst) Schlafmittel anbietet. Ich verlinke das hier mal nicht, auch weil ich es fraglich finde (im Gegensatz zu einer kontrollierten und ethisch reflexiven Sterbehilfe). Aber das nur off topic. Falls du einen Beleg für deine Aussage hast, würde ich mich darüber freuen. Das wäre ja echt mal eine Info, die man sich abspeichern könnte.
Ich melde mich nochmal zu diesem Thema. Bei mir war diese Information als Fakt abgespeichert und daher hab ich das auch nicht überprüft. Klarer Fall davon, dass man vorher überlegen soll wo man seine Infos eigentlich herhat. Einer aus meiner Familie arbeitet im Gesundheitsbereich und von da hab ich die Info auch. Nach dem ich im Internet ebenfalls nichts gefunden habe, habe ich nochmal nachgefragt. Wirklich schlauer bin ich aber nicht geworden. ich gebe aber gerne weiter was ich weiß. Die starken Tabletten (Benzos) bekommst du nur mit Rezept und die werden auch nicht mehr an junge Leute verschreiben. Es existiert noch, weil es so viele alte Leute gibt die davon abhängig sind. Genau weil sie abhängig machen werden sie nicht mehr verschrieben. Die „neuen“ Schlaftabletten sind wesentlich leichter. Noch dazu kommt, dass in einer Packung meist nur 10 Tabletten sind. Die meisten Suizidversuche sind mit 60 bis 100 Tabletten. Heist du musst anfangen die zu horten. Da sie Rezeptpflichtig sind kann dass Monate dauern (es sei denn du findest einen dubiosen Arzt). Auch bei 100 Tabletten kann es sein dass du „nur“ im Koma landest. Viele Suizide mit Tabletten sind ein Mischung aus verschiedenen Tabletten. Heißt zu den Schlaftabletten werden auch noch andere Sachen genommen, zB Paracetamol, Schmerzmittel.
Ich kann dir leider nicht mit Fakten weiterhelfen. Bedenke bitte, dass auf das was ich geschrieben habe keine Garantie herrscht. Ich hab die Infos auch von jemand anderem und kenn mich in dem gebiet null aus. Das ganze gilt auch nur, wenn überhaubt, für Österreich, in Deutschland kann das ganz anders sein.
Corvi

 

Hallo @Carlo Zwei,

ich mag Geschichten, die sich mit dem Konstrukt Nachbarschaft beschäftigen, das ist schon so ein ganz spezieller Kosmos, man ist sich räumlich so nah, gleichzeitig sind die Leben aber doch oft sehr getrennt voneinander, man bekommt Fetzen mit, ist aber nicht wirklich nah dran. Und vermutlich ist das auch gut so, man braucht diese Anonymität, finde ich, sonst käme man sich wohl ständig beobachtet vor.
Dennoch kreuzen sich da aber eben manchmal Schicksale, die dann irgendwie nicht mehr voneinander loskommen. Und das fängst du hier mit dieser seltsamen (das meine ich als Kompliment) Geschichte ein.

Mir gefällt der Einstieg. Der Taubenmann, der ja einerseits für die unterschiedlichsten Charaktere mit den verschiensten Spleens in so einem Wohnblock steht, andererseits aber auch für die genaue Beobachtung des Herrn Grubner, für seine Einsamkeit oder wie er versucht, den Anschluss an das Draußen nicht zu verlieren.

Hier bin ich sprachlich kurz gestolpert:

Sie schiebt die Gardine zur Seite, steigt auf ihr Bett.
Ich hatte vor Augen, wie sie wirklich auf ein ziemlich hohes Bett steigt. Also sie schiebt die Gardine zur Seite, klettert hoch und steht dann auf dem Bett. Hat ne Weile gedauert, bis ich gecheckt habe, dass sie wohl im Bett liegt ... oder sitzt. Vielleicht bin es nur ich, klingt wohl ein bisschen absurd, aber dieses aufs Bett steigen hat mich verwirrt :)

Was ich nicht verstehe, ist die Sache mit der Milch. Erst dachte ich, okay, das ist so ein Ritual zwischen den beiden, sie liegt ne Weile da, dann steht sie auf und trinkt einen Schluck Milch. Aber als er dann in ihre Wohnung kommt und da lauter Milchkartons gestapelt liegen, da dachte ich, das hat wohl irgendeine Bedeutung, hinter die ich nicht steige ...
Und ist es nicht auch so, dass Medikamente schlechter wirken, wenn sie mit Milch eingenommen werden? Oder ist das ein Gerücht, das sich in meinem Kopf eingenistet hat und hier gar nichts zur Sache tut? Nun ja, die Milch ist mir rätselhaft.

Genauso rätselhaft, wie die junge Frau, die ihn einfach so in ihre Wohnung lässt, nur weil er sagt, sie habe dieses Mal nicht gegrüßt. Aber da habe ich in meinem Kopf eine Erklärung gefunden :) In einem der anderen Kommentare stand es schon, glaube ich beim Überfliegen gesehen zu haben: Er ist wohl der einzige, der sich für sie interessiert. Und dazu kommt, dass sie in ihrem Zustand wohl auch eine Art Gleichgültigkeit entwickelt hat dem Leben gegenüber und sich über solche Geschehnisse nicht wundert.

Er wiederum hat ein Gefühl dafür entwickelt, dass etwas mit ihr nicht stimmt - aufgrund seines eigenen erlebten Schicksalsschlags mit Saskia. Das finde ich stimmig, denn ich glaube, das gibt es. Ich selbst spüre aufgrund eigener Erfahrungen mit depressiven oder suizigefährdeten Menschen auch recht schnell, ob jemand mit ähnlichen Empfindungen vor mir steht. Da entwickelt man irgendwie Antennen.

Auch schön, dass auch hier der Stein wie eine Art Schutz oder Hilfe oder aber schlichtweg Mittel zu zwischenmenschlicher Verbindlichkeit eingesetzt wird. Das zieht sich durch ein paar Geschichten hier, finde ich total spannend. Liegt aber wohl auch einfach an den Eigenschaften, die Lapislazuli nachgesagt werden, vor allem an der heilenden Komponente. Bei Herrn Grubner kommt noch die Ebene der Erinnerung hinzu, der Stein verbindet ihn mit jemandem, der nicht mehr ist.

Er will den Stein nicht mehr. Nur vom Dach soll sie runtergehen.
Das hat mich am Schluss echt gekriegt. Da klingt so viel mit, vor allem aber Verzweiflung und Hilflosigkeit. Ein passendes Ende zu dieser schwer greifbaren (ebenfalls als Kompliment gemeint) Geschichte. Sie lässt mich mit ein paar Fragezeichen zurück, ich lasse das mal sacken ...

Viele Grüße
RinaWu

 

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